1910 / 138 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Jun 1910 18:00:01 GMT) scan diff

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. rung auf Deuts

4) derLebens-undPensions-Versicherungs-Gesell- Jchaft Janus in Hamburg die Ausdehnung des Geschäfts- betriebs in der Lebendversicherung einschließlich Kriegsversiche-

- Südwestafrika, Deutsch - Ostafrika und Kiautschou durch Verfügung vom 20. Mai 1910. II. Sodann ist durch Entscheidung vom 21. Dezember 1909/25. April 1910 dem auf Grund des 8 3 Abs. 1 a. a. O. der Reichsaufsiht unterstellten Kr atn a La d uA 9- und Sterbe-Vereine Nr. 2 zu Main-Momba unter Anerkennung als kleinerer Verein die Erlaubnis zum Geschäfts- betrieb erteilt wordèn (§8 96 Say 1 a. a. O.).

Berlin, den 10. Juni 1910.

Das Kaiserliche Ne für Privatversicherung.

runer.

Bekanntmachung.

Der Herr Reichskanzler hat unter dem 25. Mai 1910 der Allianz, Lebens- und Renten-Versicherungs-Aktien- Gesellschaft in Wien, die Genehmigung zur Einführung neuer Versicherungsbedingungen für Todesfallversicherung, für gemischte Versicherung und für Versicherung unmittelbarer Leibrenten erteilt.

Berlin, dez 10. Juni 1910.

Das Kaiserliche Aufsichtsamt für Privatversicherung. : runer.

Königreich Preußen.

SeineMajestät der König haben Allergnädigst geruht: den Ersten Hof- und Schloßprediger, Konsistorialrat Lic. Koehler in Hannover, unter Entbindung von seinem Neben- amt im Konsistorium daselbst, zum Mitgliede des Landes- kTonsistoriums in Hannover im Nebenamt zu ernennen.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Dem Dozenten an der Königlichen Technishen Hochschule u Danzig, Regierungs- und Baurat Albrecht Éhrhardt ist as Prädikat Professor beigelegt worden.

Evangelischer Oberkirchenrat.

Zum Pfarrer der vereinigten evangelishen Gemeinde Badenfurt im Staate Santa Catharina (Brasilien) ist der bisherige Reiseprediger, Pastor Heinrih Radlach berufen worden.

Karte des Deutschen Neiches im Maßstabe 1:100000. (Buntdruckausgabe.)

Im Anschluß an die unterm 15. November 1909 angezeigten Blätter sind die nachstehenden :

Nr. 362, Ballenstedt, Nr. 413. Naumburg a. d. Saale, a4 408. Griurt ¿ 499 ena;

464. Meiningen, „: 465, Slmenau;

«. 907. Frankfurt a. M. 527. „Darmstadt, durch die Kartographische Abteilung bearbeitet und veröffentlicht worden.

Der Hauptvertrieb der Karte ist der Verlagsbuhhandlung von N. Eisenschmidt hier, Dorotheenstraße Nr. 70 A, übertragen worden.

Der Preis eines Blattes beträgt 1 4 50 4.

Die Anweisung für den Dienstgebrauh zu dem ermäßigten Preise von 75 4 für jedes Blatt erfolgt durh die Plankammer der König- Tichen Landesaufnahme hier, NW. 40, Moltkestraße 4.

Berlin, den 13. Juni 1910.

Königliche Landesaufnahme. Kartographische Abteilung. von Zglinicki, Oberst und Abteilungschef.

Nichkamklicßes. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 15. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern abend im Neuen Palais bei Potsdam den Vortrag des Reichskanzlers Dr. von Bethmann Hollweg.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Eisen- bahnen, Post und Telegraphen und für das Landheer und die Festungen, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Elsaß-Lothringen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sizßungen.

Der Regierungsrat Dr. Hasenclever aus Frankfurt (Main) ist - der Königlichen Regierung in Schleswig, der Regierungsassessor von ‘Bothmer aus Schleswig der

Königlichen Regierung in Wiesbaden, der Negie- rungsassessor von Monbart aus Lissa der König-

lien Regierung in Merseburg und der assessor Grubiz aus Rotenburg der Königli jen Re- gierung in Marienwerder zur weiteren dienstlihen Ver- wendung überwiesen, der Regierungsassessor von der Marwitz aus Neuhaus a. d. E. dem Landrat des Kreises Niederbarnim, der neu ernannte Negierungsassessor Dr. von Dirksen dem Landrat des Landkreises Bonn, der neu ernannte Regierungs- assessor Dr. jur. Nichter dem Landrat des Rheingaukreises und der neu ernannte Regierungsassessor von Prittwiß und Gaffron dem Landrat des Kreises Höchst zur Hilfeleistung in den landrätlihen Geschäften zugeteilt worden.

Die Regierungsreferendare Dr. jur. Steffen aus Stettin, Freiherr Schoulß von DLeS aus Danzig und Elster aus Frankfurt a. O. haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Regierungs-

Potsdam, 15. Juni. Jhre Majestäten der Ae und die Kaiserin und Jhre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Griechenland trafen, „W. T. B.“ zufolge, heute vormittag aus Anlaß des Todestages weiland Seiner Majestät des Kaisers Friedrich im Sn bei der Friedenskirhe ein und legten Kränze am Sarkophage nieder.

Bayern.

Jn der gestrigen Kammersizung begründete der Abg. Casselmann (liberal) die Jnterpellation über die Borromäus-Enzyklika. Wie das „W.T.B.“ meldet, führte der Jnterpellant aus:

In allen Kreisen der deutschen Protestanten und bis tief in die

Neihen der Katholiken hinein hätten die Worte der Enzyklika über ®

die Reformation und die Fürsten Entrüstung hervorgerufen, denn deutshe Männer und deutsche Fürsten seien an der Neformation in erster Linie beteiligt gewesen. Auh wenn man über die Geschihte der MNeformation verschieden urteile, habe die oberste katholishe Stelle keinen Freibrief zur DBe- shimpfung der Neformatoren. Die dogmatishe Intoleranz dürfe zur Kritif, aber niemals zur Kränkung und Beschimpfung Andersgläubiger führen. Wer die Rechte eines Souveräns beanspruche, habe auch die Pflichten „eines Souveräns zu üben. Das gelte -auch für den Papst. Man brauche in Deutschland den konfessionellen Frieden. Die Libe- ralen wollten sich durch die Enzyklika niht hindern lassen, mit ihren katholischen Mitbürgern in Frieden zu leben. Daß der Papst jeßt sein Bedauern ausgesprochen habe, sei zu begrüßen, aber das Un eil,

das die Cnzyklika angerichtet habe, lasse sih dadurch niht gutmachen.

Oesterreih-Ungarn.

Das österreihishe Abgeordnetenhaus begann in der gestrigen Sißung die Spezialberatung des Budgets.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Abg. Udrzal (tshehisher Agrarier) im Laufe der Debatte unter Bezugnahme auf die vorgestrigen Ausführungen des Ministerpräsidenten Freiherrn von Binerth, es sei unrichtig, daß die tshechishen Agrarier die tshehisch-deutschen Verständigungskonferenzen gesprengt hätten. Seine Partei habe nur eine andere Grundlage Or A ER: um den Nationalitätenhader in ganz Nets für immer zu beseitigen. Die thehischen Agrarier wollten einen Ausgleih, aber einen gerechten Ausgleich auf der Grundlage der Gleichberechtigung. Sie hätten kein Vertrauen zur Negierung, die die parteiischste sei, die Oesterreich seit Dezennien gehabt habe.

Großbritannien und Frland.

Dem Unterhause legte gestern der Schaßkanzler Lloyd George eine Botschaft des Königs vor, in der, „W. T. B.“ zufolge, auf die Notwendigkeit einer Revision der Zivil- liste hingewiesen und verlangt wird, daß eine besondere Vor- sorge getroffen werden soll für die Königin Mary, im Falle, daß sie den König überlebt, und für die jüngeren Kinder des Königs bei ihrer Großjährigkeit oder ihrer Heirat. Die Botschaft teilt ferner mit, daß der König nit be- absihtige, vom Hause eine Apanage für den Prinzen Eduard zu verlangen, da die Einkünfte des Herzog- tums Cornwall ausreihend seien für seinen Unterhalt. Aber im Fall einer Verheiratung des Prinzen wünscht der König, Das für seine Gemahlin entsprechend gesorgt werde. Der Premierminister Asquith legte gleichfalls eine Botschaft des Königs vor, die eine Bestimmung für eine eventuelle Regentschaft empfiehlt.

Die erste A des Geseßentwurfs, betreffend die Aus- dehnung des parlamentkarischen Wahlrechts auf die Frauen unter denselben Bedingungen wie bei den Munizipal- wahlen, wurde formell angenommen. Darauf wurde eine Kreta betreffende Anfrage an den Staatssekretär des Aus- wärtigen Amts gerichtet.

Wie das „W. T. B.“ berichtet, erklärte Sir Edward Grey in Erwiderung der Anfrage, daß die britische Negierung, die stets im vollen Einverständnis mit den anderen Schußmächten vorgegangen sei, vor kurzem in Verbindung mit den Regierungen von Frankreich, Nußland und Italien die Absendung von Kollektivnoten an das kretishe Exrekutivkomitee veranlaßt habe. In diesen heißt es, die Mächte würden nicht gestatien, daß die mohammedanischen Beamten an der Ausübung ihrer Befugnisse gehindert oder ihrer Amts- einkünfte beraubt würden unter dem Vorwand, daß sie dem König von Griechenland den Treucid nicht geleistet hätten, und daß, wenn mohammedanische Abgeordnete unter ähnlilhem Vorwand von der Nationalversammlung ausgeschlossen würden, die Mächte in Er- wägung ziehen würden, welhe Schritte notwendig seien, um eine Negelung der L Bd Le herbeizuführen. Die Haltung der englischen Negierung, fuhr Grey fort, wie auch die der übrigen Schußzmächte, bezwecke die Aufrechterhaltung der Suzeränität des Sultans, den Schuß der mohammedanishen Einwohner und die Förderung einer guten MNegierung der Insel unter autonomem Negime. Die in gewissen Kreisen verbreitete Behauptung, daß die britische Negierung eine andere Anschauung habe als die übrigen Schutzmächte, sei völlig grundlos. Die Kreter hätten vor kurzem die Türkei durch wiederholte Versuche, den status quo zu ändern, herausgefordert, und hâtten den Natschlägen der vier Mächte wenig Beachtung geschenkt, denen sie ihre Autonomie verdankten. Es werde nötig sein, sich da- gegen zu sichern, daß die Kreter Veränderungen vornähmen, die Anlaß gâben zu einer Störung des Friedens im nahen Osten. Nachdem die Kreter ihre Autonomie erlangt hätten, würde es sehr unklug von ihnen sein, andere zu einem Eingreifen zu zwingen, das den Kretern

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niht zum Vorteil gereichen könne.

Frankreich.

Betreffs der gestrigen Mitteilung des „Neuterschen Bureaus“, daß die französische Regierung eine Konferenz der Shußzmächte in London vorgeschlagen habe, die sih mit der kretishen Frage befassen solle, erklärt die „Agence Havas“:

Es set durchaus unrichtig, daß von Frankrei oder von einer anderen Macht eine Konferenz dieser Art vorges{chlagen worden sei. Wahr fei lediglih, daß den Vertretern der Schuzmächte in London nahegelegt worden wäre, die kretishe Frage in vertraulichen Unterhaltungen und in Fühlung mit dem britishen Auswärtigen Amt zu erörtern, um da- durch die Verzögerungen zu vermeiden, die notwendig entständen, wenn die Verhandlungen über alle Einzelheiten zwischen den verschiedenen Hauptstädten geführt würden. Weiter sei unrichtig, daß die französische MNegierung eine Negelung der kretischen Frage vorgeschlagen und daß das britishe Auswärtige Amt aus dynastischen oder anderen Motiven diesen Vorschlag zurückgewiesen habe. Bis heute sei keinerlei Negelung vorgeschlagen worden.

Die Deputiertenkammer seßte gestern die Beratung der Jnterpellationen fort.

Wie das „W. T. B.“ berichtet, machte der Abg. A jam (Radikal) der Negierung zum Vorwurf, daß sie die Verteidigung der Laienschule an das Ende ihres Programms gestellt habe, worauf der Minister- präsident Briand erwiderte, er habe dies getan, um darauf hinzu- weisen, um welches Zeichen ih die Mehrheit föiren müßte. Nachdem im weiteren Verlauf der Sißung der Abg. Veber Mißbräuche von Kommunal- und Regierungsbeamten zur Sprache gebracht hatte, wurde die Sitzung aufgehoben,

plündert und den Kapitän mißhandelt habe, sei nicht ri

Nußland. D

Jn der Reihsduma brachten gestern 166 A geordnete der Linken und der Ofktobristenpartei einen Antrag auf Auf- hebung des Ansässigkeitsrayons für die Juden ein Jn den Motiven heißt es, „W. T. B.“ zufolge, -die vom Ministerium des Jnnern eingebrachte Vorlage, betreffend dis Unantastbarkeit der Person, lasse Domizilbeschränkungen für Bürger zu, die in der Vorlage besonders aufgeführt seien. Dag Exposé zu der Vorlage erklärt, die Jnitiative zur Aufhebung des Ansässigkeitsrayons für die Juden müsse von der Volksvertretung ausgehen. Der Antrag der Abgeordneten weist darauf hin, daß das Fortbestehen der Domizilbeschränkungen für die Juden in dem erneuten Rußland äußerst ungerecht sei, dem Manifest vom 30. November widerspreche, dem Staate direkt Schaden gufüge und die wittschaftliche Entwicklung eindämme zu der alle Bürger ohne Unterschied des Glaubens und der Nationalität beizutragen berufen seien, und zu der Demorali- sierung eines Teils der Staatsverwaltung beitrage, die die Domizilbeschränkung der Juden zum eigenen Vorteil ausnuße indem sie Umgehungen des Geseßes gestatte. i N

Griechenland.

Von dem gestern gemeldeten Ueberfall auf den rumänischen Postdampfer „Jmparatul Trajan“ in Piräus gibt die „Agence Roumaine“ folgende Darstellung:

Auf „dem Postdampfer war in Alexandrien ein Deferteur der rumänischen Armee eingeschifft worden. Bei der Ankunft des Dampfers im Piräus erschienen mehrere gut gekleidete Männer an Bord und forderten dke Herausgabe des Deserteurz sowie zweier anderer Personen, die, wie sie behaupteten türkishe Untertanen griehisher Nationalität seien und an die türkishen Behörden in Konstantinopel ausgeliefert werden sollten. Auf ein von diesen Männern gegebenes Signal überfiel eine mehrere hundert Mann starke Menge das Schiff, sprengte die Türen, zertrümmerte die Fenstersheiben und begann zu plündern, Der Deserteur wurde im Triumph an Land geführt. Die Schiffsbemannung wurde mißhandelt und teilweise zur Hafen- präfektur gebraht. Drei an Bord befindliche ägyptishe Prinzen wurden unter dem Vorwand, Spione der türkischen Re, gierung zu sein, verhaftet. Mehrere Türken wurden {wer miß. handelt. Diese Vorgänge dauerten etwa 34 Stunden und geschahen unter den Augen und der Mitwirkung einer Abteilung griechis{er Marinesoldaten, die bewaffnet an Bord gekommen waren. Die Ord- nung wurde s{ließlih von der Polizei wieder hergestellt.

__ Der „Agence Havas“ zufolge hat die griechische Regierung die Einleitung einer strafrechtlihen Untersuchung gegen die Bootsleute angeordnet. Daß die Volksmenge das A ge:

tig.

Serbien.

_Die Kabinettskrise ist nah einer Meldung des „W. T. B.“ dadur gelöst, daß das Ministerium im Amte verbleibt, nachdem die beiden radikalen Klubs der Regierung ihr volles Vertrauen ausgesprochen und ihr Unterstüßung bei allen Vorlagen zugesichert haben.

Amerika.

Die gemischte Kommission des amerikanischen Kon- gresses zur Beratung über die Eisenbahnv orlage hat gestern thren Bericht erstattet. Wie das „W. T. B.“ meldet, wird danach die Interstate Commerce Commission ermächtigt, die Erhöhung der Raten auf 11 Monate während der Prüfung ihrer Berechtigung aufzuheben. Desgleichen ist die Ernennung einer Spezialkommission ron zur Auffindung der besten Methode einer bundesstaatlihen Regelung der künftigen Aus- gabe von Aktien und Bonds. Diese beiden Paragraphen werden unmittelbar nah der Unterzeichnung der Vorlage dur den Präsidenten Taft in Kraft treten, der Rest der Vorlage 60 Tage später.

Afrika.

Der ägyptishe Ministerrat hat gestern nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ das Geseß, das die Nechtsprehung in allen Prozeßsachen den Schwurgerichten überweist, und das Geseß zur Unterdrückung ungesetßlicher Geheimgesellschaften in der ursprünglichen Fassung angenommen und ferner die Amendements zu dem Geseß über die Schul- disziplin abgelehnt.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sißung des Herren hauses und der Schlußbericht über die gestrige Sißzung des Hauses D E Abgeordneten befinden si in der Ersten und Zweiten

eilage.

Das Haus der Abgeordneten verhandelte in der heutigen (87.) Sizung zunächst über Petitionen.

__ Eine Petition des Kaufmännishen Verbandes für weibliche An- gestellte und des Verbandes deutscher Gewerbegehilfinnen in Berlin um Einführung der allgemeinen Fortbildungs\ch{ul- pflicht für alle männlichen und weiblichen Personen wird nach den Anträgen der Handels- und Gewerbekommission bezügli der Schulpflicht für die männlichen Personen der Regierung zur Be- rüksihtigung, bezüglich derjenigen für die weiblichen Personen als Material überwiesen.

Ueber eine Petition der Handwerkervereinigung in Pasewalk um Nichteinführung der geplanten obligatorischen gewerb- lihen Fortbildungs\chchulen geht das Haus nah dem Antrage derselben Kommission zur Tagesordnung über.

Bezüglich einer Petition des Bauunternehmers Ley in Wald (Nhld.) um Bewilligung eines auf zehn Jahre unkünd- baren und unverzinslichen Betriebskapitals beantragt die Handels- und Gewerbekommission Nebergang zur Tagesordnung.

Die Abgg. Dr. Wendlandt (nl.) und Dr. Gottschalk- Solingen (nl.) befürworten einen Antrag e Ueberweisung zur Er- wägung, da der Petent durch Verschulden der Eisenbahndirektion Cöln beim Bau eines Lokomotivshuppens auf dem Bahnhof Wald-Nord schwer geschädigt sei.

Abg. Meyer - Bielefeld G empfiehlt den Kommissionsantrag-

Das Haus beschließt den Uebergang zur Tagesordnung.

Präsident von Kröcher teilt mit, daß ein Antrag des Abg. Engels mann (nl.), betreffend Maßregeln zur Unter- stüßung der durh \chwere Naturereignisse ge- shädigten Bewohner des Ahrtals, eingegangen ist.

Eine beid t des Verbandes konditionierender Apotheker für das Deutsche Neich in Nürnberg um Apothefkenverme rung und Aenderung des Verfahrens bei der Errichtung von Apotheken beantragt die Handels- und Gewerbekommission be- züglich des leßteren Punktes der Negierung als Material, bezügli des ersteren Punktes zur Erwä ung 1 überweisen.

__ Abg. Dr. Schepp (forts&t. Volksp.): Ein Vertreter der Ne- ierung hat in der Kommission darauf hingewiesen, daß die in der Petition berührten Fragen nicht diskutabel seien, weil von Neichs wegen eine Neureg:lung des Apothekenwesens in Aussicht stehe. Der

äufige Entwurf dieses Neichsgeseßes datiert drei Jahre zurü, und P Ci Malt ivie ad Deuisate seit N tet bitten, hier etwas mehr Dampf zu machen. In einem Erlaß vom 10. Fe- bruar 182 hat der Minister nahträglih betont, daß die Vermehrung der Apotheken mit der Zunahme der Bevölkerung und des Wohlstands gleichen Schritt zu halten habe. Die Staatsregierung hat anerkannt daß die spekulative Ausbeutung der bestchenden Apotheken nur durch entsprechende Vermehrung der Apotheken verhindert werden könne. Die Provinzialinstanzen handeln aber ganz anders, als die Staatsregierung denkt. Die Verteilung der neu errichteten Apotheken auf die einzelnen Provinzen ist eine durchaus verschiedene. Die Negierung sieht zu, ohne etwas zu tun, wie immer höhere Werte für die Apotheken gezahlt werden. Es gibt im ganzen 213 nicht- öffentliche Krankenhausapotheken. Für die Konkurrenz mit den anderen Apotheken kommen nur 15 in Betracht. Die Negierung nimmt aber ar keine Nücksiht auf diese Konkurrenz der Krankenhausapotheken ; in Halle gibt es beispielsweise vier nichtöffentlihe Krankenhaus- apotheken, troßdem ist eine Vermehrung der Apotheken eingetreten. Aehnlich liegen die Verhältnisse in Danzig, Breslau, Frankfurt a. M. Den Ueberwert der preußischèn konzessionierten Apotheken {äßt die Regierung auf 300 Millionen. Ich \chließe mich dem Vorschlage der Kommission an, die Petition, soweit sic eine Qn der Apotheken betrifft, der Une zur Erwägung zu überweisen, hoffe aber, daß diese nicht in den rwägungen stecken bleibt, sondern zu Taten schreiten und endlich eine reihsgeseßlihe Regelung des Apotheken- wesens herbeiführen wird. i

Abg. Korfanty (Pole) fordert, daß die Negierung bei der Neuerteilung von Apothekenkonzessionen niht von politischen Motiven und niht von ihrer Abneigung gegen die Staatsbürger polnischer Zunge sich leiten lasse. Er führt Spezialfälle an, so einen aus Ober- lesen, wo ein zwishen Tarnowiß und Beuthen gelegener großer Ort, dessen Bewohnerschaft zumeist aus polnischen Bergleuten bestehe, noch immer der Apotheke entbehren müsse, während andererseits Deutschen zur Belohnung für politisches Wohlverhalten in den pol- nischen Landesteilen Apothekenkonzessionen verliehen würden.

Der Kommissionsantrag wird angenommen.

Abg. Dr. Wendlandt erstattet mündlihen Bericht namens der Handels- und Gewerbekommission über Petitionen a. des Ver- bandes deutscher Dachhpappenfabrikanten in Berlin um 1) Erlaß von Bestimmungen über die Verwendung des Strohdachs, 2) um Veranstaltung einer Umfrage in Stadt und Land über Verbreitung des Dahpappendachs, 3) um Schuß gegen die Uebertreibungen der Heimatshußbestre- bungen, b. der Industrien des Steinkohlenteers um Verhütung einer Schädigung der Dachhpappenindustrie durch Heimatschußbestrebungen, c. des Zementwaren- fabrikantenvereins Deutschlands in Berlin, des Deutschen Vereins für Ton-, Zement- und Kalkindustrie in Berlin, des Vereins deutscher Verblendstein- und Terrakotten- fabrikanten in Berlin und des Verbandes deutscher Ton- industriellen in Berlin, betreffend Auswüchse der Heimat- \hußbestrebungen. Die Kommission beantragt Ueberweisung an die Regierung zur Erwägung. Í

Abg. von Brandenstein (kons.) beantragt Zurückverweisung an die Kommission zur scriftlihen Berichterstattung über diesen wichtigen Gegenstand. Es spiele hier das vor einigen Jahren ver- abschiedete Gesetz gegen die Verunstaltung von Landschaftsbildern usw. mit hinein. Das Verlangen eines Verbots der Verwendung von Strohdächern sei doch unerhört , wenn es einseitig zugunsten der Dachpappenfabrikanten erfolgen solle.

NReferent Abg. Dr. Wendlandt: Die Kommission hat noch in Me Stunde über die Petitionen verhandelt, damit eine Handhabe geboten werde, um in die erwähnten Verhältnisse sobald wie möglich Klärung zu bringen.

Das Haus beschließt nah dem Antrage von Brandenstein.

Cine N von D. Weber in M.-Gladbah um Einführung der Zensur für Vorführungen im Kinematographen- theater wird ohne Diskussion der Negierung zur Berücksichtigung überwiesen. i

Abg. Dr. Friedberg (nl.) bittet den Präsidenten, den s{leunigen Antrag, betreffend Staatshilfe für das Ahrtal, noch im Laufe der heutigen Sißung beraten zu lassen; das sei zulässig, wenn niemand widerspreche. i : :

Präsident von Krö cher: Der Antrag geht dahin, die Negierung zu ersuchen, \{leunigst AONIEN zu treffen, durch welche den durch {were Naturereignisse geshädigten Bewohnern des Ahrtals staatliche Unterstüßung zuteil wird.

Abg. Herold (Zentr.): Wir haben auch den dringenden Wunsch, daß das große Unglück im Ahrtal möglichst \{chnell im Hause zur Er- örterung kommt, um der Negierung die Anregung zu geben, daß aus- reichende E uug gewährt wird. Wir {ließen uns daher dem Vorschlage des Abg. Friedberg an. E i

Abg. von Pappenheim (kons.): Das Mitgefühl mit den {wer heimgesuhten Bewohnern des Ahrtals veranlaßt auch uns, geshäftêordnungsmäßigen Widerspruch nicht zu erheben. A

Abg. Dr. Wagner -Breslau (freikons.): Meine politischen Freunde \{licßen sih ebenfalls dem Vorschlage des Abg. Friedberg an.

Abg. Dr. Schepp (fortschr. Volk:p.): Ih kann für meine Freunde dasselbe erklären. : E :

Präsident von Kröcher: Dann scheint das Haus einig zu sein. Ich selbst widersprehe auch nicht und möchte vorschlagen, daß wir etwa in 1 oder 17 Stunde in die Beratung des Antrags eintreten, wenn wir einen Vertreter der Negierung hier haben; ich werde \{hleunigst einen Boten an das Staatsministerium scicken lassen.

Zu einer Petition des Bürgervereins in Worbis um Ab- trennung der Gemeinden Beuren, Berlingerode nebst Gut, Bléckenrode, Bösecckendorf und Neuendorf vom Amtsgerichtsbezirk Heiligenstadt und Zuteilung zum Amtsgerichtsbezirk Worbis, die die Kommission dur Uecber- gang zur Tagesordnung erledigt schen will, beantragt i

Abg. von Strombeck (Zentr.) Ueberweisung an die Regierung zur Erwägung. In der Kommission set keine einzige Stimme zu- gunsten von Worbis laut geworden, sodaß unbedingt nähere Er- wägungen noch stattfinden müßten. i

Geheimer Oberjustizrat Geißler bittet, es bei dem Beschluß der Kommission zu belassen, da die dortigen Verhältnisse sehr ein- gehend beraten worden seien. / Ï

Das Haus beschließt nah dem Kommissionsantrage.

(Schluß des Blattes.)

Bei der gestrigen Reichstagsersagwahl im Kreise Friedberg-Büdingen erhielten, „W. T. B.“ zufolge, der Professor Dr. von Calker (nl.) 4379, Dr. von Helmolt (Bund der Landwirte) 6310, Busold (Soz.) 9419 Stimmen. Es findet somit Stkichwahl statt zwischen von Helmolt und Busold. Die Wahlergebnisse von drei kleineren Orten stehen noch aus.

Bei der am 9. d. M. stattgehabten Reichstagsersaß - wahl im 2. Stettiner Wahlkreise (Ueckermünde-Usedom- Wollin) haben, amtlichen Ermittlungen zufolge, von 18 223 gültigen Stimmen erhalten: der Landtagsabgeordnete von Vöhlendorff-Regezow (kons.) 6132, der Justizrat Herren- dörfer (fortshr. Volksp.) 4319, der Stadtverordnete Kunß e- Stettin (Soz.) 7768; zersplittert waren 4 Stimmen. Die engere Wahl zwischen von Böhlendorff und Kunze findet am G d. M. statt.

Statistik und Volkswirtschaft,

Der Weinmostertrag in Preußen 1909,

___ Nach den Ergebnissen der Anbauermittlung vom Juni 1909 waren in Preußen 20571 ha Nebland vorhanden, von denen 17 601 ha bestockt waren, 15 423 mit weißem und 2178 mit rotem Gewähs; die übrigen 2970 ha standen nicht im Ertrage. Auf die einzelnen diese Flächen, wie folgt:

} Hektar Nebland

Negierungsbezirke verteilten {ih

Regierungsbezirk

überhaupt

bestockt mit

niht im

weißem rotem Ertrage Gewächse

Daten ; 17 3 14 E rankfurt 381 209 148 24 Posen . 192 VC: 169 6 iegnig I 608 B87 70 Merseburg . 650 342 101 207 Erfurt 6 2 4 _— Cassel. 71 33 1 37

Wiesbaden . Koblenz . Cöln. U

Aachen . E

Der Mostertrag und dessen Wert wird dem Erlasse des Rei Juli 1902 entsprehend nach den Auen der

kanzlers vom 10.

Ortschaften mit einer im Ertrage stehenden Rebfläche von je m Im letzten Jahre gab es solher Ortschaften 240

20 ha berBnet.

3 894 2976 9 323 6 995 151 55 4 760 4 281 11 2

82 836 1050 1278

59 3 8 471 5 4

ch8- ndestens

mit 15 294 ha oder 87 vom Hundert der ganzen bestockten NRebfläche. Für die Berehnung des Ertrages nah Hektoliter und Wert der

übrigen 13 Hundertteile sind dieselben Verh sie sih für die 87 Hundertteile herausgestell

ältnisse angenommen, wie t haben.

Wie hon im Vorjahre, ist auch 1909 die Berechnung nicht nach Negterungsbezirken, sondern nach Gebieten erfolgt, deren Gewächse annähernd gleiche Art aufweisen. Als derartige Weinbaugebiete sind

angesehen worden: 1) die Regierungsbezirke Frankfurt,

osen und

Liegniß, 2) der Regierungsbezirk Potsdam und der Kreis Schweinit, 3) das Saale- und Unstrutgebiet, 4) das Maingebiet, 5) der Rhein- gau, 6) das MNheingebiet außer dem Nheingau, 7) das Nahegebiet, 8) das Gebiet der Mosel einshließlich der Saar und Nuwer, 9) das Ahrgebiet, 10) das Lahngebiet, 11) die Kreife Erfurt (Land), Wigen- hausen, Gelnhausen, Obertaunus und Düren, in denen auch noch ver-

einzelt Weinbau betrieben wird.

In dem Weinge

biete 10 (Lahngebiet)

gab es keine Ortschaften mit mindestens 20 ha Nebland, weshalb die für den Staat ermittelten Durchschnittsziffern aushelfen mußten.

9 Der in dieser Weise errehnete Gewinn des ganzen bestockten Neblandes von 17 601 ha stellt sich auf 309 446 h1 Most im Werte von 15 437 494 4, wovon 297 992 hl im Werte von 14 890 643 M4 auf den en 11 454 hl im Werte von 546 851 4 auf den roten Wein entfallen. Das Hektar brachte also durchschnittlich 17,6 hi1 im Werte von 877 (6 oder 49,9 4 für das Hektoliter. Der weiße Wein lieferte 19,3 hl oder 965 4 vom Hektar, der rote 5,3 hl oder 251 M. Das Hektoliter Weißwein bewertet sich auf 50,0, Notwein auf 47,8 4.

Wie sich diese Verhältnisse in den einzelnen Wetnbaugebieten ge- stalten, ist nachstehender Zusammenstellung zu entnehmen.

Bestockt Ert E

: __ Bestockte rtrag eines

enbau “Fläche | O Hekto-

g überhaupt eines Hektars liters ha hl M hl A 74

Mostertrag an Weiß- und Notwein:

1 1 588,0 3 807 115 237 2,4 73 30,3 2, 102,0 242 8 596 2,4 84 35,0 Di 358,0 799 24 149 2,2 67 302 4. 209,0 2 566 H 123.082 43,3 5. 2 180,3 31.623 2096877 145 962 66,3 6. 2 433,9 26132 1.162087. 116 478 41,3 T 3 068,0 4938 1832999 161 597 D 8. 6795,99 185481 9693790 27,3 1426 92,2 9, 794,1 6 672 357 440 84 4650 53,6 10, 00/1 586 209222 7167 833 49,9 Eli 36,7 160 5 720 4,4 156 35,8, Mostertrag an Weißwein: L 734,2 1 840 56 078 2,5 76 30,5 D 40,0 81 3169 2,0 79 39,1 3, 305,0 604 15 391 2,0 50 25,0 4. 2040 2906 103017 114 505 448 5. 2146,66 31410 2078400 146 968 66,2 6. 2 051,3 26405 1080188 12,9 O2 40,9 ‘C 3 030,0 48 (00 1811882 161 998 3,2 8. 60/920 180432 9691546 273. 1427 02,3 9. 64,3 484 20182. 26/313 48 10 28,6 O2 27. 600" L199 965 50,0 A 26,9 108 3240 40120 300 Mostertrag an Notwein: Li 853,8 1 967 59 159 23 69 30,1 M 62,0 161 5 427 2,6 88 09, Di 53,0 195 8 758 D,6 165 44,9 4. 5,0 240 8160 480 1 632 34,0 De 30,0 210 18 477 6,3 548 86,7 6. 382,6 1 (26 82 099 4,5 215 47,5 T 38,0 628 21 O 556 33,6 8. 3,9 49 2244 125 575 45,8 9, 729,8 6188 337 308 8,5 462 54,5 10. 6,5 34 1622. 039 90- 477 1, 9,8 52 2480 08 4. 27

Die Weinernte war hinsihtlich der Menge Jahre dieser Ermittlungen, nur 1906 noch

ungi

seit 1902, dem ersten

instiger als im Be-

richtsjahre, steht aber 1909 hinsichtlih des Wertes an leßter Stelle;

denn es wurden geherbstet im Jahre

von Hektar Hektoliter

1 E ei 18 336 418 842 I 18 316 598 933 i T 7 e 40000 604 721 I s 13 208 339 215 100 e e e L 18100 283 669 O e, 18 033 370107 Lo E Se 17 668 395 153 100 O E 17 601 309 446

im Werte von M 18 163 130 21 861 055 36 272 489 16 335 812 19 214 497 20 477 016 17 005 877 15 437 494.

Nicht fo ungünstig \{hneidet das Weinjahr 1909 e wenn man

die Güte des gewonnenen Mostes in den Vordergrun

stellt. Be-

urteilt man diese nah dem Durchschnittspreise eines Hektoliters, so wurden nur 1906 (67,7 f), 1904 (60,0) und 1907 (55,3) höhere Preise erzielt. Hinter 1909 mit 49,9 6 bleiben 1905 und 1903 mit 48,7 und 47,9, weit mehr noch 1902 und 1903 mit 43,4 und 36,5 46

zurü.

Zur Arbeiterbewegung. Die Verhandlungen vor dem Schiedsgericht für das Bau-

gewerbe in

„W. T. B." zufolge, zu einem Erge

nis über Vor

(Stat. Korr.)

Dresden, die en eröffnet wurden, führten

{läge für München

und Nürnberg, wo einige Lohnerhöhungen bewilligt wurden. Die Beratungen wurden hierauf Een und auf

Der Vorstand des Arbeitgeberverband gewerbe des Stadt- und Landkreises Düsseldorf i S wie die „Köln. Ztg.“ meldet, bekannt, daß die Aussperrung heute aufzuheben ist.

-

heute vertagt. es für das Bau-

Literatur.

Geseß und Necht. Zeitschrift für allgemeine Nechtskunde, unter ständiger Mitwirkung der Herren Or. Konrad Bornhak, Professor an der Universität in Berlin, Dr. Hans Delius, Kammergerichtsrat in Berlin, Dr. Eugen Josef, echtsanwalt in Freiburg i. B., Dr. Schultzenstein, Gerichtsassessor in Berlin, Franz Siber, Verwaltungêgerihtsdirektor in Berlin, und Dr. Erich Wulffen, Staatsanwalt in Dresden, herausgegeben von Alfred Langewort in Breslau. 11. Jahrgang, Heft 5—12. Verlag „Geseß und Recht“ in Breslau, Bischofstraße 12. Preis der Halbmonatsschrift vierteljährlich 2 4. Die Veröffentlihungen des zweiten Quartals des 11. Jahrgangs dieser Zeitschrift, die es 1ch zum Ziel geseßt hat, dem Mangel an staatsbürgerlihen Vorkenntnissen, der gerade den so enannten gebildeten Kreisen eine ersprießlihe Mit- arbeit im öffentlihen Leben außerordentlich ershwert, durch informato- rische Artikel aus der Feder sahkundiger Personen entgegenzuarbeiten, zeichnen sih durch wissenschaftliche Gediegenheit wie durch allgemein verständliche und anziehende Darstellung aus. Von größeren Aufsäßen erwähnen wir: „Schuß vor Lärm n Se eroean ung und Necht- sprehung“ von Geheimem Justizrat W. Goeße; „Unser Konsular- wesen“ von Assessor Dr. Weiß; „Die direkten Steuern in Preußen“, Anleitung zur richtigen Aufstellung der ‘Steuer- extlärungen, zur Einreihung von RNReklamattonen usw. von L. But Denen der Steuerveranlagungskommission in Beuthen ; „Das Verwaltungsstreitverfahren nah dem pre tiven Landesverwal- tungsgeseß“ von dem Senatspräsidenten beim O erverwaltungsgericht Dr. Schultzenstein; „Stunden, Minuten, Sekunden im Nechtsverkehr“ von Nechtsanwalt Dr. Josef; „Das neue Neichsgese über den Ver- sicherungsvertrag“ von demselben; „Unser Städterecht“ von Dr. Gordan; „Die Haftung des Erben für die Nachlaßverbindlichkeiten“ von Amtsrichter Lüßow; „Der Sexualverbreher“ von Staatsanwalt Dr. Wulffen; „Die Grundzüge des deutschen Zivilprozesses“ von Amtsrichter Dr. Thiesing; „Rechtsverfolgung in den Balkanländern“ von Kammergerihtsrat Dr. Delius. An die größeren Aufsäße schließen sich allerlei interessante kleinere Beiträge sowie die ständige Nubrik „Der Nechtsrat" an. 4

Im Verlage der „Technischen Monatshefte" (Franckh’she Ver- lagsbuhhandlung in Stuttgart) is ein von Dr. G. Biedenkapp verfaßtes knappes Lebensbild , Marx Eyth, ein deutscher In- genteur und Dichter“ erschienen (für Nichtabonnementen jener Zeitschrift 1 ). Die zahlreichen Freunde Eyths scien auf die kleine illustrierte Schrift, die auch Proben aus dessen literarishen Werken enthält, hingewiesen.

Verkehr®anstalten.

Wie an anderer Stelle bereits gemeldet wurde, ist der am 11. Juni in Konstantinopel fällig gewesene Konventionszug Budapest—Konstantinopel auf einer Brücke bei der Station Loulébourgas entgl eist. Der Postwagen des Zuges ist dabei zertrümmert worden und ins Wasser gestürzt. Ueber das Schicksal der Postladung ist Näheres noch nicht bekannt. Mit dem ver- unglückten Zug sind voraussihtlih Briefposten für Konstantinopel, die aus Deutschland am 8. Juni auf den Wegen über Breslau— E (ab Breslau 102 Abends), Dresden—Tetshen (ab Dresden 1012 Abends), L A (ab Regensburg 1143 Abends) und München—Salzburg (ab München 1042 Abends) abgesandt worden sind, befördert worden.

A. F. In seiner 298. Versammlung nahm, nah Verlesung des Protokolls der vorangegangenen der Berliner Verein für Luft\chiffahrt 12 neue Mitglieder auf und erledigte vor Eintritt in die ziemlich augen Tagesordnung mehrere geshäftliche An- gelegenheiten von Wichtigkeit. Dahin gehörte unter anderen die Wahl von 15 Vertretern zu dem am 3. und 4. September in Dresden bevorstehenden Deutschen Luftschiffertage (gewählt: die Herren Busley, Stade, C Bröckelmann, Krause, Bendemann, Alfred Casfierer, Elias, chenbad, Sticker, Tschudi, Unverdorben, Süring, Berson, Erdmann), die Neuwahl eines Vorstandsmitgliedes zum Ersaß von Oberstleutnant Moedebeck in der Person des Hauptmanns Herwarth von Bittenfeld, die Erteilung der Führerqualifikation an den Fabrikbesißer Carl Richard Mann und die saßungsgemäße Zu- stimmung der Versammlung zur Abänderung des fich jeßt mit dem Kalenderjahr deckenden Geschäftsjahres, das künftig zur Herbeiführung von Uebereinstimmung mit dem Wiftschiffer- verbande vom 1. Oktober bis 30. September laufen soll. Dr. Elias berichtete ausführlich über die infolge hereinbredenden Gewittersturmes eingetretene Vereitelung der am leßten Sonntag in Cssen geplant gewesenen Ausscheidungsfahrt zum Gordon-Bennett-

Wettfliegen im Herbst. Mit großer Spannung erwartet, nahmen hierauf die Professoren Süring und Berson das Wort, um über das Ergebnis der von ihnen in der Kometen- naht vom 18. zum 19. Mai ausgeführten wissen- \chaftlichen Ballonfahrten zu berihten. Beide Herren vermochwten #|ch kurz zu fassen; denn die beiderseitigen

elektrishen und optishen Beobachtungen (von denen die ersteren noch genauerer Vergleihung mit anderen unterliegen, leßtere zum Teil wegen Bewölkung niht ausführbar waren), aben: ebenso wie es von der noch nicht abgeschlossenen Untersuhung in verschiedenen Höhen entnommener Luftproben wohl sicher zu erwarten ist, keine kosmischen Störungen erkennen lassen. Die Fahrten erstreckten \ich bis in Höhen von 2000 und 3000 m. Indessen hat jedem der beiden Herren die Ballonfahrt_in der stillen und mondhellen Nacht und der auf sie folgende glanzvolle Sonnenaufgang Gelegenheit zu Spezialbeobachtungen ge- geben, die mit dem Kometen allerdings ganz und gar nichts zu tun haben. Professor Süring sah auf der Fahrt nach Mölln und Lauen- urg cine merkwürdige Wolkenbildung oberhalb des Elbtals, in der Gegend der sogenannten Lenzener Wische. Der Umg mit dem Fluß war unzweifelhaft; denn die in Höhe von 600 m in einer Breite von 3 bis 4 km sih in großer Längenausdehnung erstredende Wolke, von der Photographien genommen werden konnten, war der Richtung des Flußlaufes angepaßt. Die Stun ist ziem- lih einfah: Oberhalb des Wassers ist der Feuchtigkeitsgehalt der Luft um 10—20 9/6 höher als in der Nachbarschaft und jedenfalls dem Sättigungspunkte ‘beträhtlichß näher, als dies in den benachbarten auch etwas wärmeren Schichten der Fall ist. Nebel- und Wolken- bildung liegen hier somit ungleich näher, die Entstehung der Wolke ist deshalb an sih nichts Ungewöhnliches, wohl aber die ge- fiederte Form der sich bis gegen 8 Uhr Morgens haltenden Wolke. Wahrscheinlich ist sie die Folge aufsteigender, die Wolke stellenweise durhbrehender und auflösender Luftströmungen. Jedenfalls ist die Erscheinung wert, bei nähtlihen Ballonfahrten weiter beobachtet und womöglich zur Bereicherung unserer Kenntnis von den verschiedenen Arten der Wolkenbildungen photographis{ aufgenommen zu werden. Professor Berson sah mit seinem für die optischen Beob- achtungen an der Fahrt teilnehmenden Begleiter Dr. Weidert fowobl am Monde als kurz vor ihrem Aufgang an der Sonne eine als „Uchtsäule" bekannte optische rsheinung, aber in leßterem Falle besonders von so auserlesener Boe und in solcher Nichtung, daß eine Täuschung, als ob sie gegebenenfalls von dem Kometen herrühre, bei Laien niht zu den Unmöglichkeiten gehört hätte. Dr. Weidert, der über die Erscheinung Genaueres berichtete, erfreute auch dur die Vorführung der bei Sonnenaufgang beobachteten Lichtsäule im trefflich gelungenen Lichtbilde. Es ist zwar bekannt, so erläuterte er, daß folhe Lichtsäulen kleinen, nahezu vertikal in der Luft s{hwebenden Eisnadeln ihre Entstehung verdanken. Als neu zeigte sih jedoch bei diesen Erscheinungen, die in prachtvoller Reinheit Cuftraten daß die Lichtsäulen sowohl bei dem Mond als auch bei der Sonne nicht in der vertikalen Ebene verliefen, sondern mit ihrem oberen Ende um 3 bis gegen Norden gene waren. rofe or Berson nahm noch Gelegenbeit, si über den hier und da aus Anlaß des viele hochgespannte Erwartungen enttäuschenden Halleyschen Kometen gegen die Wissenschaft gerichteten Vorwurf aus- zusprechen, sie habe bei dieser Gelegenheit versagt. Nichts sei un-