1910 / 140 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 17 Jun 1910 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Der Kreistierarzt Müs semeier zu Hoya ist in die neu- begründete Kreistierarztstelle zu Hannover verseßt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterricht3- und Medizinalangelegenheiten.

Dem zu dex Klinik und Poliklinik für Augenkrankheiten bei der Universität Berlin kommandierten Stabsarzt Dr. Otto Napp und dem zur Chirurgischen Klinik der Universität Berlin fommandierten Stabsarzt Dr. Friedri h Momburg ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Tagesordnung r 58. Sizung des Bezirkseisenbahnrats für die Eisen - hndirektionsbezirke Hannover und Münster am 28. Juni 10 in Münster i. W., Sizungssaal der Königlichen Cisenbahndirektion.

1) Bund der Anwesenden und Bildung des Bureaus. 2) Mitteilung über das Ableben eines Mitglieds des Bezirks- eisenbahnrats.

3) Neuwahl von Mitgliedern des Landeseisenbahnrats. 5 Berufung des ständigen Ausschusses. 5) Aenderungen in den Bezirken der Königlichen Eisenbahn- direktionen; Eröffnung neuer Strecken und Stationen.

6) R e enderungen im Doe uud Gepäckverkehr.

7) Wesentliche Aenderungen im Güter- und Tierverkehr. :

8) Vorlage der Königlichen Eisenbahndirektion Münster, betreffend die Ausnahmetarife für CGisen und Stahl der Spezialtarife T und 11 im Verkehr mit den Seehäfen und dem Küstengebiete (vgl. Zahl 13 der Niederschrift der 57. Sißung).

9) Anträge des Mitgliedes des Bezirkseisenbahnrats Herrn Chr. Külkèn in Geestemünde.

10) Fahrplanänderungen.

11) Einlegung eines neuen Zugpaares auf der Strecke Bielefeld Osnabrück (Punkt 16 der 57. Sitzung). /

12) Weiterführung des Schnellzugpaares Cöln—Hagen 79 und 66 über Altenbéken—Hannover bis Berlin (Punkt 17 der 57. Sigzung).

13) Herstellung einer Frühverbindung auf der Strecke Altenbeken— Hannover (Punkt 19 der 57. Sitzung). s

14) Einlegung eines Eilzugpaares auf der Strecke Herfordb— Altenbeken—Warburg bezw. Cassel (Punkt 20 der 57. Sitzung).

15) Verbesserung der Eisenbahnverbindungen des Kreises Lübbecke (Punkt 21 der 57. Sitzung).

16) Herstellung einer neuen Eilzugverbindung zwischen Hannover und Halberstadt.

17) Zeit und Ort der nächsten Sigzung.

Hannover, den 9. Juni 1910. Königliche Eisenbahndirektion.

Middendorf.

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Nichkamlliches. Deutsches Reich.

Preußen Berlin, 17. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute vormittag im Neuen Palais bei Potsdam die Vorträge des Ministers der öffentlichen Arbeiten von Breitenbah und des Chefs des Zivilklabinetts, Wirklichen Geheimen Rates von Valentini entgegen.

Jn der am 16. d. M. unter dem Vorsiß des Staats- ministers, Staatssekretärs des Jnnern Delbrück abgehaltenen Plenarsißung des Bundesrats wurde der Vorlage, be- treffend Ergänzung des Verzeichnisses der Einlaß- und Unter- fücnitinaftellen für das in das Zollinland. eingehende Fleisch, und der Vorlage, betreffend ‘den zollfreien Einlaß der von der Weltausstellung in Brüjsel zurückgelangenden luxemburgischen Ausstellungsgüter, die Zustimmung erteilt. Annahme fanden der Entwurf eines Nachträgs zu dem Verzeichnis der Orte, an denen sih gemäß 88 1, 2 der Weinzollordnung zuständige Zoll- stellen befinden, und die Vorlage, betreffend Zündwarensteuer- gemeinschaft mit Luxemburg. Der Vorlage wegen Pas von Aktien zum Bóörsenterminhandel und der Vorlage, be- treffend Bewilligung von Ruhegehalt an Reichsbeamte, wurde zugestimmt. Außerdem wurde über verschiedene Eingaben, be- treffend den zollfreien Veredelungsverkehr, über Eingaben wegen Erhöhung des Durchschnittsbrandes für Brennereien sowie über Eingaben, betreffend Erlaß von Zöllen und Steuern, Be- {luß gefaßt.

Der Aus\{chuß des Bundesrats für Rechnungswesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr, für Justizwesen und für die Verfassung hielten heute Sißungen.

Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sißung zusammen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ sind S. M.S. „Emden“ am 14. Juni in Valparaiso und S. M. Flußkbt. „Tsingta u gestern in Hongkong eingetroffen.

S. M. S. „Loreley“ ist am 15. Juni in Jalta an- gekommen und geht am 22. Juni nah Constanya.

Oesterreih-Ungarnu.

Der in Wien #agende Deutsche Nationalverband hat, wie das „W. T. B.“ meldet, gestern mit überwiegender Mehr- heit beschlossen, der Regierung mitzuteilen, daß der Verband dem Plane zustimmt, auf vier Jahre (bis zum Wintersemester 1914/15) provisorish eine italienishe Rechtsfakultät in Wien ins Leben zu rufen. Der Verband hat ferner be- \{lossen, die Regierung eindringlih aufzufordern, an die Aus- gestaltung der deutschen P mit Nachdruck zu gehen. Alsdann wurde einstimmig der Beschluß gefaßt, die Regierung

und die Mehrheitsparteien aufzufordern, für die baldige Vor-

nahme der ersten Lesung der nationalpolitischen Vorlagen und deren: Ueberweisung an den Ausschuß zu sorgen.

Quelle zufo Annahme rechtfertigte, daß dem Anschlag auf den Landes-

T eingeleitete genaue Erhebungen haben, obiger ge, bisher keinen Anhaltspunkt gegeben, der die

hef, Gelyxal Varesanin von Vares, olitische Motive zu-

runde f Es steht fest, daß der Attentäter Zerajic einen MMHYuldigen hatte. Nach dem Ergebnis der Unter- suchung isdie Tat als eine Einzeltat eines um jedèn moralischen Halt gekommenen, sicher. auch geistig niht mehr normalen Menschen anzusehen. / O

Großbritannien und Frland.

Der Premierminister As quith und der Lordkanzler haben gestern nachmittag eine Besprechung mit Balfour und Lord Lansdowne abgehalten. Die „Preß Association“ teilt mit, daß man sich auf eine förmliche Konferenz zwischen den Vertretern beider Parteien über die konstitutionelle Krisis ge- einigt habe. Die erste Sißung soll in der nächsten Woche ab-

gehalten werden. Z Frankreich.

Die Deputiertenkammer seßte gestern die Beratung der Jnterpellationen fort.

Nach dem Bericht des .W. T. B.“ spra der Abg. Manger (Soz.) den Wunsch aus, daß auch_ die landwirtschaftlihhen Arbeiter unter die Arbeiterfürsorgegeseße gestellt würden. Der Arbeits- minister Viviani erklärte, die Fürsorgegeseße würden in gerechter Weise angewendet, und wenn er eg übrigens durch die Gesetze gestatteten D zugestimmt habe, so sei das geschehen, weil die wirtshaftlihen Notwendigkeiten zuweilen stärker seien als der menschliche Wille. Der Minister erhob Widerspruch gegen die Schmähungen, mit denen gewisse Fürsorgegeseze, besonders das UAltersversorgungsgeseß, bekämpft würden, und sagte, wenn foziale Reformen nur eingeführt würden, um ihrer Anwendung außerhalb des Parlaments Schwierigkeiten zu bereiten, wäre es e soziale Reformen überhaupt nicht einzuführen. Der Abg. Bu isson (soz. Nad.) verlangte Gesetze, durh die unter Achtung vor den Ueber- zeugungen_ der Eltern und vor den E der Kinder die Laien- schule ge\{üßt wird. Der Redner trat serner für strenge Durch- führung der Schulpflicht ein und sagte, Frankreih müsse dem Bet- \ptele Deutschlands folgen. Deutschlands Pflichtfortbildungsschulen bildeten eine Jugend heran, die den wirtschastlihen und politischen Einfluß Deutschlands weit hinaus trage.

Türkei.

Die Deputiertenkammer hat gestern die Beratung des Kriegsbudgets begonnen, das von dem Kriegsaus\shuß auf 9 786 714 Mun festgeseßt worden is, während die Re- gierung 14 071 435 Pfund verlangte.

Der Kriegsminister begründete die geforderten Kredite und er- klärte, „W. T. B." zufolge, die Türkei müsje ihre Stellung als fünfte Wehrmacht in Europa wegen ihrer geographischen Lage und ihrer inneren Verhältnisse sowie wegen der Fortschritte der Kriegsorgani- sationen der Balkanstaaten beibehalten.

Der Kriegsminister brachte einen außerordentlichen Kriegs- etat von 4 800 000 Pfund ein, welhe Summe auf zwei Jahre verteilt werden soll und hauptsächlih für die Anschaffung von 66 000 Gewehren, 100 Feld- und 60 Berggeschüßen, des weiteren E Festungsgeschüße, für die Vervollkommnung der Vertei-

igungswerke in Adrianopel, Kirk-Kilisse, Dimotika, Janina usw. bestimmt ist.

- Nach einer Meldung des „W. T. B.“ haben ungefähr hundert Montenegriner unter dem Befehl des serbischen Offiziers Martinowitsch ein türkisches Blockhaus in der Gegend von Gussinje angegriffen. Zwei Soldaten wurden getötet, drei verwundet; die Montenegriner traten erst den Rückzug an, als Verstärkungen eingetroffen waren.

Griechenland.

Der König Georg, ist E von seiner Reise wieder in Athen eingetroffei ind, ¡,W. T. B.“ zufolge, auf dem Bahnhof von den Ministern, dem diplomatischen Korps, dem Metropoliten von Athen und dem a brei empfangen Ei Vom Volke wurde der König durch herzlihe Zurufe begrüßt.

y Der Minister des Auswärtigen hat dem türkischen Gesandten in Athen wegen des Zwischenfalls im Piräus seine Entschuldigung ausgedrückt und strenge Bestrafung der Schuldigen versprochen.

Spanien.

Zum Präsidenten der Deputiertenkammer ist, „W. T. B.“ zufolge, der frühere Minister Romanones, zu Vizepräsidenten der frühere Minister Ruiz Ximenes, der frühere Unter- staatssekretär Aura Boronat, der frühere Generalpostdirektor Martin Rosales und der frühere Vizepräsident der Kammer Aparicio gewählt worden.

Numúänien.

Die Königin Elisabeth ift, einer Depesche des „W. T. B.“ gu[otge, an einem leichten Anfall von Blinddarmentzündung erkrankt.

Amerika.

Der amerikanische Senat hat nah einer Meldung des „W. T. B.“ die Geseßvorlage angenommen, die die Territorien von Arizona und Neu-Mexico als Staaten anerkennt.

Das Komitee des Repräsentantenhauses für Auswärtige Angelegenheiten hat beschlossen, befürwortend über zwei Reso- lutionen zu berichten, die den Präsidenten Taft ermächtigen, die fremden Nationen zur Teilnahme an Ausstellungen in San Francisco und New Orleans einzuladen, die zur Feier der Vollendung des Panamakanals in beiden Städten abgehalten werden sollen, vorausgeseßt, daß jede 71/3 Millionen Dollars für diesen Zweck aufbringt.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrige S des Herrenhauses und die gemeinsame Schlußsißung beider Häuser des Landtags befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage.

Nach einer Meldung der „Germania“ ist der Reichstags- und Landtagsabgeordnete Schmidt-Warburg (Zentr.) heute früh hier gestorben.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die deutsche überseeishe Auswanderung im Monat Mai 1910 und in dem gleichen Zeitraume des Vorjahrs. Es wurden befördert deutshe Auswanderer im Monat Mai

über 1910 1909 Bremen . C L 1 303 Qb ee 2 DOR 737 deutsche Häfen zusammen . . 2014 2 040 fremde Hafen (soweit ermittelt) 264 944

überhaupt 2278 2 984.

Aus deutschen Häfen wurden im Mai 1910 neben den 20 deutshen Auswanderern noch 25536 Angehörige fremder Stagt| befördert, davon gingen über Bremen 14 625, über Hamburg 10 91

Nachtrag für April: Ueber Bremen wurden 1603 Angehörig

fremder Staaten befördert. Kaiserlißes Statistishes Amt. N

S Bi! Dr. Zacher.

Zur Arbeiterbewegung.

Das in Dresden lg mon eirel ene Schiedsgericht im Baugewerbe fällte, ,W. T. B.“ zufolge, gesiern bezüglih der Arbeitszeitverkürzung und Teuerungszulage Md Spruch: Die Arbeitszeitverkürzung in Orten mit mehr als zehn- stündiger Arbeitszeit wird dahin geregelt, daß in Orten, wo eine mehr als 105 stündige Arbeitszeit besteht, diese vom 1. April 1911 an auf 104 Skunden und vom 1. April’ 1912 an auf 10 Stunden zu ver- kürzen ist. In Orten, wo sie nicht mehr als 105 Stunden beträgt, hat sie vom 1. April 1911 an 10 Stunden zu be- tragen; in Frankfurt a. M., Offenbah, Mannheim, Ludwigshafen und Wiesbaden wird die Arbeitszeit auf 9# Stunden ah 1‘ April 1911 herabgeseßt. Für alle übrigen Orte und Lohngebiete wird eine Verkürzung der Arbeitszeit abgelehnt. In den genannten Städten tritt die Lohnsteigerung in folgender Weise ein: Sofort 248 am 1. April 1911: 4 94; am 1. April 1912: 2 4; nur in Offenbach und Wiesbaden sofort 2,5; am 1. April 1911: 34 4; am 1. April 1912: 2 §. Soweit in diesen Städten die Lohnerhöhung mehr beträgt als der Lohnausgleih, gilt fie als Entschädigung für die Teuerungéverhältnisse. Im - übrigen i} eine rungszulage abgelehnt worden. Die Nebenbedingungen des Vertrages werden zur Verhandlung an die örtlichen Instanzen verwiesen und werden endgültig entschieden dur die bisherige zweite Instanz. Die Verhandlungen müssen bis zum 8. Juli zu Ende geführt sein. Die zweite Instanz hat bis zum 15. Juli endgültig zu entscheiden. Wo die Differenz zwischen dem Lohn der Maurer und dem tariflihen Höchstlohn der Bauhilfsarbeiter über 13 - beträgt, soll fie im zweiten Vertragsjahre durch Erhöhung des Bauhilfsarbeiterlohnes um -1 ausgeglichen werden. In Orten unter 10 000 Einwohnern, in denen die Verkürzung der Arbeitszeit während der Vertragsdauer eine Stunde beträgt, tritt der volle Lohn- ausgleich nur fr Hälfte ein.

In Stuttgart ist die Aussperrung im Baugewerbe gestern

beendet, nachdem fie genau zwei Monate gedauert hat. Die Arbeit foll heute in allen Betrieben wieder aufgenommen werden. In Nürnberg haben die organisierten Bauarbeiter beshlofjen, die Arbeit vorläufig noch niht aufzunehmen. _ Der Ausstand auf der Schiffswerft der Firma Gebr. Sachsenberg, Aktiengesellschaft in Cöln is beendet. Die beiden Hauptforderungen, eine allgemeine zehnprozentige Lohnerhöhung und Verbürgung des in den leßten drei Monaten erzielten Durch- \{nittsverdienftes bei allen Lohnarbeiten, wurden, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, abgelehnt. Bei den anderen unwefentlihen Punkten wurden fleine Zugeständnisfe gemacht.

In der Weberet von Gebrüder Aschaffenburg in M.-Glad- bach haben die 140 Weber ihre Kündigung zurückgezogen ; sie werden unter den bisherigen Bedingungen weiter arbeiten. Daraufhin hat die Firma ihrerseits ebenfalls die Kündigung gegen die 75 Hilfs- arbeiterinnen, die fie zur Abwehr ausgesprochen hatte, zurückgenommen. (Vergl. Nr 132 d. Bl.)

Der Beschluß des Arbeitgebervereins, am Mittwoh auch dem Neft der Metallarbeiter in den Kreisen Hagen-Schwelm zu kündigen, ist allenthalben durchgeführt worden. Nur einem ganz fleinen Teil der Arbeiter in den einzelnen Betrieben wurde, der „Köln. Ztg.“ zufolge, mit Rücksicht auf die Ausführung von Aus- befserungsarbeiten nicht gekündigt. Die Zahl der bis jeßt ausgesperrten und am nächsten Samstag noch zur Entlassung kommenden Arbeiter wird auf annähernd 10 000 berechnet.

In der Schuhfabrik Heroux in Offenbach haben wegen der Entlassung eines Vertrauensmannes die Arbeiter gekündigt. Einigungsversuche verliefen ergebnislos. Die Vereinigung der Schuh- fabrikanten Offenbachs hat, derselben Quelle zufolge, daher sämtlidben Arbeitern gekündigt. ;

Nach mehrwöchiger Aussperrung der Dachdecker in Nür nberg ist unter Vermittlung des Gewerbegerihts als Einigungsamtes ein dreijähriger Tarifvertrag mit ftaffelförmigen Lohnerhöhungen ab- geschlossen worden.

(Weitere „Statistishe Nachrichten" \. i. d. Zweiten Beilage.)

Kunst und Wissenschaft.

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 26. Mai unter dem On ihres Sekretars Herrn Waldeyer eine Gesamtsizung. Herr Waldeyer las über das Skelett einer Hundertjährigen. Es wurden die vergleilßenden Gewichts bestimmungen mitgeteilt und die inneren Architekturverhältnisse, soweit sie noch erkennbar sind, bêésprohen. Herr Nubens überreichte ein von dem verstorbenen ordentlichen Mitglied Land olt hinterlassenes Manuskript: Ueber die Erhaltung der Masse bei chemischen Umsetzungen, dessen Aufnahme in die Abhandlungen die Akademie beshloß. Es handelt fich um eine ausführlihe Bearbeitung der unter dem Titel: „UntersuchGungen über die frag- lichen Aenderungen des Gesamtgewihts chemisch \sich um- seßender Körper“, in den Sivungsbétichten der Akademie Jahrg. 1893, S. 301—334, Jahrg. 1906, S. 266—298, Jahrg. 1908, S. 354—387, erschienenen drei Mitteilungen. Das Ñèanuskript ist von dem Professor Willy Markwald durhgesehen worden. Die forrespondierenden Mitglieder der physikalisch-mathematishen Klasse Leo Koenigsberger in Heidelberg und August Toepler in Dresden haben, jener am 22., dieser am 25. Mai das fünfzigjährige Doktorjubiläum gefeiert. Die Akademie hat ihnen aus diesem Anlaß Adressen gewidmet.

Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: Heft 41 des akademishen Unternehmens „Das Pflanzenreih“, enthaltend die (Garryaceae, Nyssaceae, Alangiaceae und Cornaceae, bearbeitet von W. Wangerin. Leipzig 1910; Lieferung 18 des von der Akademie unterstüßten Werkes O. TalGaabenga Bibliotheca zoologica II. Leipzig 1910 und Band 4 Lieferung 1, 2 der Zoolo- gischen und anthropologishen Ergebnisse einer Forshungsreise im westlihen und zentralen Südafrika, ausgeführt in den Jahren 1903 bis 1905 mit Unterstüßung der Akademie (Humboldt-Stiftung) von Leonhard Schultze. Jena 1910. : é A E MEN Unternehmungen hat die Akademie

ewilligt:

durch die physikalisch-mathematische Klasse: Herrn Engler zur Fortführung des Werkes „Das Pflanzenreich“ 2300 #: demselben zur Fortseßung des Sammelwerkes „Die Vegetation der Erde“ 2875 M4; Herrn F. E. Schulze zur Fortführung seiner Unter- suhungen über die E des Vogelkörpers 2000 4; Herrn Struve zu einer Bearbeitung der in den leßten Jahrzehnten ange- stellten Beobachtungen der Uranvsmonde 1500 4; dem Kuratorium der Akademishen Jubiläumsstiftung der Stadt Berlin zu den Kosten der Veröffentlihung der Ergebnisse der von der Stiftung veranstalteten Trinilerpedition 2000 Æ ; dem von dem 11. Deutschen Kalitage für die wissenshaftlihe Erforschung der nord- deutshen Kalisalzlager eingeseßten Komitee als vierte Nate 1000 Æ; der Zoologischen Station in C gegen Cin- räumung eines von der Akademie zu vergebenden Arbeitsplaßzes für die Dauer eines Jahres eine zweite Nate von 1500 Fres.; dem Professor Dr. Emil Abderhalden in Berlin zu Versuchen über Ernährung mit vollständig“ abgebautem Cin'eiß 1000 A; dem Professor Dr. Adolf Borgert in Bonn zu weiteren Untersuchungen

über Nadiolarien 1200 (X; tem Privatdozenten Dr. Otto H. Erd-

logischen Station am Mittelmeer behufs Fortsezung

Teue-

in Berlin zu Untersuhungen über Kontakt- in frauzösishen Gibirgen 1000 #4; dem Dr. Frankfurt a. M. zum Tes einer bio- Li wand e : Profes M

ingen über Fishwanderungen 4M; dem Professor Dr. E [Haußmann in Aachen zur Untersuchung des Aachener magnetischen Störungsgebiets 600 4; dem Professor Dr. Arrien æobnsen in Kiel zur Untersuchung des auf den Inseln S. Pietro ind S. Antioco gesammelten mineralogis{en Materials 1000 4; dein Dr. Otto Kalischer in Berlin zur Fortführung seiner Unter- suhungen über die Hörsphären des Großhirns usw. 600 4; dem Dr. Ludwig Keilhack in Berlin zur Fortsezung seiner zoologischen Seeuntersuhungen in den Dauphinéalpen 600 4; dem Privatdozenten Dr. Hans Kniep in Freiburg i. Br. zu Untersuchungen über den Einfluß der Schwerkraft auf die ge von Pflanzen- organen 650 4; dem Professor Dr. Paul Ku ckuck auf Helgoland für eine Neise nah England und Irland zum Abschluß seiner Be- arbeitung der Phaeosporeen 500 4; dem Professor Dr. Otto Nuff in Danzig zur Fortseßung seiner Untersuchungen über das Dsmium 500.46; durch die philosophisch-historische Klasse: Herrn Koser zur Fortführung der Herausgabe der Politischen Korrespondenz Friedrichs des E ehN 6000 4; Herrn von Wilamowitz-Moellen- dorff zur Fortführung der Inseriptiones Graecae 5000 4; der Deutschen Kommission zur Fortführung der Forshungen des Herrn urdach über die neuhohdeushe Schrift- sprahe 4000 4; für die Bearbeitung des Thesaurus linguae Latinaec über den etatsmäßigen Beitrag von 5000 4 hinaus noch 1000 46; zur Bearbeitung der hieroglyphischen Inschriften der griehish- römischen Epoche für das Wörterbuch der Fgyptishen Sprache 1500 46; für das Kartellunternehmen der Herausgabe der mittelalterlihen Bibliothekskataloge als vierte Nate 500 4; für die Zwedke des Corpus inscriptionum Etruscarum 500 6.

6) Die Akademie hat auf den Vorschlag der rorberatenden Kom- mission der Bopp-Stiftung aus den Erträgnissen der Skiftung dem Privatdozenten Dr. Neinhold Trautmann in Göttingen zu einer wissenschaftlichen Neise nah Rußland 1350 46 zuerkannt.

Die Akademie hat die korrespondierenden Mitglieder der physi- tfalif mathematischen Klasse Herrn Eduard van Beneden in ittih am 28. April, Herrn Stanislao Cannizzaro in Nom am 11. Mai und Sir William Huggins in London am 12. Mai sowie das fkorrespondierende Mitglied der philosophisch-historishen Klasse Herrn Emil Schürer in Göttingen am 30. April durch den Tod verloren.

Fn der am 2. Juni unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn Vahlen abgehaltenen Sißung der philosophish-historishen Klasse las Herr Burdach über Sinn undUrsprung der Worte „Nenaissance“ und „Neformation“. Als wichtiger Vermittler des Gedankens der inneren Wiedergeburt und idealen Umformung wurde Bonaventura gewürdigt, mit besonderer Nücksiht auf Dante. Die politishe Seite des Begriffs der Neformation und Wiedergeburt wurde in threr imperialistishen Bedeutung verfolgt und die Ge- staltung des Begriffs in der Divina Commedia dargelegt. Herr Lüders legte vor die aus der Boppstiftung hervorgegangene Schrift von Marx M CleL, Der ältere Vedänta. Geschichte, Kritik und Lehre. Heidelberg 1910. :

Sn der an demselben Tage unter dem Vorsiß ihres Sekretars Herrn Waldeyer abgehaltenen Sißzung der physikali#ch - mathematischen Klasse las Herr F. E. Schulze über die Bronchi saccales und den Mechanismus der Atmung bei den Vbgeln. Bei den Vögeln wird der Easaustausch ;zwishen Blut und Wft in der Lunge niht nur dur ein- fahes Einziehen und Ausstoßen der äußeren Luft bewirkt, wie bei den Säugetieren, deren Lunge mit blindsackförmig endigenden Respirationsräumen versehen ist, sondern es findet auch ein Durch- strômen der aufgenommenen Luft durch die allseitig kommunizierenden und in ihren legten feinsten Enden sogar negförmig verbundenen Lufträume der Lunge sowie außerdem noch ein regelmäßiger Austausch mit der in den großen Luftsäken enthaltenen Luft statt. Für diesen leßteren Vorgang sind von wesentliher Bedeutung die von dem Vor- tragenden entdeckten rüläufigen oder sakkalen Bronchen, welche sich bei fast allen untersuhten Vögeln an den drei hinteren Luft- fackpaaren, also dem Saccus abdominalis, postthoracalis und praethoracalis, bei den Ardeiden fowie bei Struthio, Rhea und Casuarius aber auch noch beim Saccus clavicularis finden. Dem paarigen vorderen Lustsacke, dem Saccus cervicalis fehlen solche Bronchi saccales stets. Wenngleich der bei den Säugetieren so kräftig ausgebildete Mechanismus der Zwerchfell- atmung bei. den Vögeln wegen der weit s{wächeren Ausbildung der betreffenden Muskulatur sehr zurüctritt, fehlt er doch keineswegs. Freilich bildet das Diaphragma bei den Vögeln kein Kuppelgewölbe wie bei den Säugetieren, wohl aber ein Tonnengewölbe, dessen Stüßz- kanten für jede einzelne Lunge an der Ventralseite der Wirbelsäule einerseits und an der Rippenursprungslinie der betreffenden Reihe von Zwerchfellmuskeln anderseits liegen. Durch Kontraktion dieser leßteren wird das mit der Ventralflähe der Lunge fest ver- wahsene Diaphragma flach ausgespannt, also die mit ihrer Dorsalfläche an dem stark gewölbten NRippenkorb befestigte Lunge er- weitert. Diese Wirkung der Zwerchfellmuskulatur kommt besonders dann zur Geltung, wenn durch die Bauchpresse die Ventralfläche der Lunge stark G Baut ist und nun bei der Flahspannung des Zwerch- fells die Luftsackluft durch die betreffenden Ostien in die Lunge gepreßt wird. Eine direkte Erweiterung der vorderen (rostralen) Lungen- partie geschieht durch den M. sternipulmonalis, welher vom Proc. lat. ant. sterni entspringt und dorfal zum Vorderrande des Ostium claviculare zieht. Weit fräftiger als durch alle diese Einrichtungen erfolgt jedoch die Dilatation der Lunge mittels Erweiterung des ganzen Brustkorbs durch folgende (Inspirations-) Muskeln: M. scalenus 1 und Il, Mm. levatores costarum, M. serratus anticus major und minor, Mm. intercostales, Mm. interappendiculares, Mm. sternicostales und M. coraco-costalis. Die zur Erpiration führende Verengerung des Brustkorbes wird bei ruhigem Atmen nahezu yoll- ständig durch die Elastizität des nah der aktiven Dilatation in feine Ruhelage zurükkehrenden Thorax erreiht, kann aber bei kräftigem Atmen auh noch durch die Bauchpresse mittels des M. obliquus abdominis ext. und int. und des M. transversus abdominis jeder Seite sowie dur das Zurückziehen der Rippen mittels des M. serratus profundus jeder Seite verstärkt werden. y

íúIn der am 9. Juni unter dem Vorsiß ihres Sekretars Herrn Waldeyer abgehaltenen Gesamtsipung der Akademie las Herr Roethe über Briefe der Sophie Laroche und Wielands an die Gräfin Elisabeth von Solms-Laubach. Die 359 Briefe der Laroche reihen von 1783 bis 1807, die 43 Briefe Wielands, die Ludwig Wieland nur sehr unzuverlässig, lückenhaft und in Auswahl veröffentliht hat, von 1807 bis 1812. Besonderes Interesse haben die Kulturbilder, die die Briefe der Larohe aus dem Leben des rheinischen Adels zur Zeit der Nevolutionskriege und Napoleons geben. Herr Harnack legte eine Abhandlung vor unter dem Titel: „Ostiarius“. In der Abhandlung wird auf Grund einer jüngst entdeckten Inschrift gezeigt, daß „Ostiarius“, bevor es Gee Amts- bezeichnung wurde, bereits der Name für eine militärishe Charge und zwar für etne nicht ganz niedrige gewesen ist. Herr Rubens legte eine Untersuhung vor über die Struktur der 7 -Strahlen von dem Privatdozenten Dr. Edgar Meyer in Aachen. Die theoretishe Betrachtung lehrt, daß die fogenannten Schweidlershen Schwankungen des Sättigungöstromes, den man in einem von 7-Strahlen getroffenen Luftkondensator beobachtet, sich bei teilweiser Abblendung des 7-Strahlenbündels in verschiedener Weise ändern müssen, wenn die 7-Strahlen Quantencharakter besizen oder wenn sie von Impulsen herrühren, welche N im Aether nah der Undulationstheorie des Lichts ausbreiten. ie Ergebnisse zahl- reicher Shwantungeme ungen, welhe der Verfasser bej verschiedener Blendung des 7-Strahlenbündels aus@führt hat, sprechen entschieden zugunsten des Quantencharakters der 7-Strahlen, wobei jedoch die Frage offen bleibt, ob diese Quanten materieller Art sind oder nicht.

mann8dô rffer metamorphismus in NRictor Franz Ti?

/ Die Akademie hat dem korrespondierenden Mitglied ihrer physi- falish-mathematishen Klasse Herrn Julius von Wiesner in

_Wien zu seinem fünfzigjährigen ODoktorjubiläum am 3. Juni eine

Adresse gewidmet.

Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: von Herrn Ko ser ein neu ausgegebener Band der Monumenta Germaniae historica, Tom. V der Scriptores rerum Meróvingicarum. Hannoverae et Lipsige 1910; von Herrn Hertwig die 9, Aufl. seines Lebrbuchs der Entwicklungsgeschichte des Menschen und der Wirbeltiere. * Jena 1910; von Herrn Diels Bd. 2, Hälfte 2 der 2. Aufl. seiner Fragmente der Vorsokratiker, enthaltend den von Walther Kranz verfaßten Wortindexr. Berlin 1910; endli zwei Straßburger Jnauguraldissertationen, die Ergebnisse der von Herrn Bücking mit Ünterstüßzung der Humboldtstistung unternommenen geologischen und petrographischen Erforschung des Rhöngebirges enthalten: F. Kall- hardt, Geologishe Beschreibung der Umgegend von Spahl in der Nhöôn. Berlin 1909 und W. Wagner, Geologishe Beschreibung der Umgebung von Fladungen vor der Rhön. Berlin 1909.

Die Akademie hat das ordentlihe Mitglied der physikalisch- mathematischêèn Klasse Herrn Nobert Koh am 27. Mi durch den Tod verloren. )

Die Ausstellung der NRadierungen und Lithographien Whistlers soll nähster Tage geschlossen werden. An ihre Stelle tritt eine Ausstellung der Kupferstiche und Holzshnitte des Lucas van Leyden in der Folge threr Entstehung. d

Auf der Marksburg bei Braubach a. Nhein, die von der

: Vereinigung zur Grhaltung deutsher Burgen durch Bodo Ebhardt

wieder hergestellt ist, wird augenblicklich eine Ausstellung besonderer Art vorbereitet; es h&ndelt sih um die Sammlung von Sl timwal: fiegeln und Abgüssen, die man wohl als Faksimile der ehten alten Stücke bezeichnen kann. Die Sammlung stammt aus dem Besiß des Herrn Archivdirektors Dr. Hauviller in Met, und die Abgüsse sind nach einem besonderen, von dem Besißer erfundenen Verfahren hergestellt. Die Eröffnung der Ausstellung wird kurz vor dem dies- jährigen Burgenfest erfolgen, das am 18. Junt stattfindet und am 19. Juni die Freunde und Mitglieder der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen im Nittersaal der Marksburg zu einem Festessen vereinigen wird, kurz vor dem Antritt der großen Fahrt der Vereinigung nah Coburg, Kronach, Saalfeld, Gera und Altenburg. Zugleih mit der Hauvillerschen Sammlung werden eine größere Anzahl älterer und neuerer Siegel aus dem Besiße des Architekten Professors Bodo Ebhardt ausgestellt werden, darunter die interessanten Abgüsse von Kaisersiegeln und der Siegel der Familien Thierstein, Hohenstein und Nathsamshausen, die seinerzeit hergestellt wurden als Borbilder für die Wiederherstellung der Wappen auf der Hohkönigs- burg. Diese Sammlung neben der seinerzeit in den el der Vereinigung übergegangenen Gimbelshen Waffensammlung dürfte das allgemeinsté Interesse erwecken.

Literatur. Freien Lehrervereinigung für Kunstpflege

Im Auftrage der unter dem Titel

zu Berlin hat Carl Meyer-Frommhold „Das Preußenbuh“ eine Sammlung von Gedichten zur preußisch - deutschen Geschichte herausgegeben. (Verlag von Jul. Klinkhardt in Leipzig, 4 2,660 in Linen.) Die Sammlung will in erster Unie der Belebung des Geschichtsunterrichts dienen; fie eignet stch aber auch na Inhalt, Preis und Ausstattung als Prämienwerk für reifere Schüler. Der Herausgeber hat bei feiner Auswahl den künstlerishen Wert der Gedichte entscheiden und die zeitgenössishen Dichter besonders reihlih zu Wort kommen lassen, Grundsäße, denen man nur zu- stimmen kann. Auch die Einteilung der Gedichte unter geschichtlichen Gesichtspunkten Unter dem roten Adler, Alt-Preußen, Freiheits- kriege, Kaisersehnen, Einheitskämpfe Im MNeich ist zweck- entsprechend.

In demselben Verlage ist eine vom Pestalozziverein der Provinz Brandenburg herausgegebene Schrift: „Die Provinz Branden- burg in Wort und Bild“ erschienen (geb. 4 46). Das Entstehen dieses hübschen Buches ist einer ganzen Reihe von Mitarbeitern zu verdanken, von denen jeder über die thm vertraute und liebe engere Heimat \{hreibt. Das Zusammenarbeiten vieler an einem litera- rischen Werk gereicht diesem in vielen Fällen niht zum Vorteil, in dem vorliegenden aber war es durchaus am Plate und das Buch verdankt diesem Umstande in erster Linie sowohl die Sachkunde, die es auszeichnet, wie den persönlihen warmen Ton, der es be- lebt. Die Schrift bietet keine zusammenhängende, geographisch geordnete Beschreibung der Provinz Brandenburg, Änterricbtet viel- mehr in einer zwaniglosen Folge von mehr als 70 Skizzen, Städte- bildern und Beschreibungen von Sitten und Gebräuchen den Leser über den Charakter des Landes und feiner Bewohner. Zahlreiche gute Abbildungen, zum großen Teil nah photographischen Driginal aufnahmen, \Ymhcen den Tert, in dem auhch gelegentlich Verse märkischer Dichter Plaß Ne haben.

Das in Gemeinschaft mit dem Abg. von Schenken dorff- Görliß und Sanitätsrat, Professor Dr. Shmidt-Bonn von dem Hofrat, Professor H. Naydt- Leipzig herausgegebene 19. Jahrbuch 1910 des Zentralaus\chusses für Volks- und Jugend- \piele in Deutschland ist soeben im Verlage von B. G. Teubner, Leipzig, erschienen (3 4). Die Einführung knüpft an das Wort des Lord Noseberry an: „Ein Kaiserreich is nur wenig nuy ohne eine Kaiserlihe Nasse“ und zeigt, daß zur Erzielung einer solhen in Deutschland die Leibesübungen als Volkssitte notwendig seien. Der Leitaufsay is dem Turnvater Friedrich Ludwig Jahn geweiht, der gerade vor 100 Jahren begann, mit der Berliner Jugend zu Spielen in freier Luft und einfahen turnerishen Uebungen in Feld und Wald hinauszuziehen. In Jahnshem Geiste wirkt der seit 1891 bestehende Zentralaus\{Guß für Volks- und Jugendspiele in Deutschland, und Jahnscher Geist durchzieht auch die 348 Seiten des vorliegenden Jahrbuches, das mit kräftigen Zeichnungen des Leipziger Künstlers Alois Kolb und vielen sonstigen Abbildungen ge- \{müdckt ist. Jeder Vaterlandsfreund wird seine Freude an dem \hönen Buche haben. i

Sn demselben Verlage ist die Schrift „Spielnach mittage“ von dem Studiendirektor Hofrat, Professor H. Naydt in Leipzig in dritter Auflage ershienen (gebd. 2,80 4). Seit dem Erscheinen der ersten Auflage hat die Jugendspielbewegung erfreulihe Fortschritte gemacht. Der Verfasser, der in der ersten Heihe der Vorkämpfer für die körperlihe Ausbildung der Schuljugend sf\teht, legt in ihr in knapper, aber eindringliher Weise die gesundheitlihen und erzieherischen Vorteile der in freier Luft betriebenen Spiele dar: ihre kräftigende Wirkung auf Lunge und Herz, auf die Sinnesorgane, auf das ganze Nervensystem sowie thren carakterbildenden Einfluß, die Gewöhnung an Entschlußfähigkeit, Getstesgegenwart, Besonnen- heit, Ausdauer, Mut, durch die dabei besonders in Kraft tretende, zur Abs{leifung mancher Eke führende gegenseitige Selbsterziehung der Jugend. Das Buch wird allen Leitern von Jugendspielen ein guter Natgeber und Führer sein. \

Der Jagdaufseher, Leitfaden für Berufsjäger. und Jagd herren, von Edgar Freiherr von Rotberg (Verlag von I. Neu- mann in Neudamm ; geb. 4 4). Das Buch ist ein der Praxis ent- stammendes, den Interessen des Jagdherrn wie der Bildungsstufe des Berufsjägers angepaßter Leitfaden, in dem Stellung und Tätigkeit des Jagdpersonals eingehend dargelegt sind. Knapp und klar find die Bedürfnisse des praktischen Dienstes behandelt unter Außeracht- lassung aller Nebensahen und Einzelheiten. Das Buch ist in drei Teile gegliedert; der erste behandelt Stellung, Nechte und Pflichten des Jagdaufsehers, der zweite den eigentlihen Jagddienst, während der dritte eine nach Jahreszeiten und Wildarten geordnete Uebersicht der wichtigsten Vorgänge im Revier und der hauptsächlichsten Ver- richtungen des Berufsjägers bietet. Ein Anhang enthält ein Ver- A der bekanntesten, für Jagdbeamte in Betracht kommenden erke.

Von tem auf Grund der bewährten Methode Toussaint- Langenscheidt bearbeiteten Taschenhandwörterbuch des Nussischen liegt jeßt der 2. Teil, Deutsch-russish von Karl Blattner vor (geb. 3,50 4). Vor allem zeichnet sich das Werk durch die einheitlihe Aus\sprachebezeihnung nach dem phonetishen System der Methode aus, die an Genauigkeit wohl bisher unerreiht dastehen dürfte. Ein nit geringerer Vorzug ist auch die vollständige Angabe der Konjugation, Deklination und Betonung bei jedem Worte. Sämtliche in Betraht kommenden Wörter sind mit den nôtigen Angaben der Rektion versehen worden, und zwar besonders dann, wenn die beiden Sprachen in der Konstruktion voneinander abweichen. In den Text des Wörterbuches wurden ferner auch viele idiomatishe und andere Redensarten eingeflochten. Für beide Syrasen ist durhweg die neueste Rechtshreibung angewandt worden, wobei die. der Ortho- graphie entsprehende Groß- und Kleinschreibung durchgeführt wurde. Soweit es der Naum gestattete, wurde die größte Neichhaltigkeit und Vollständigkeit erstrebt, Viele Ausdrücke der Industrie, des Handels, der Technik, des Verkchrswesens usw., die man heutzutage selbst in einem Taschenwörterbuhe nur ungern vermi}}en würde, find in das kleine Werk aufgenommen. Das Buch wird nicht nur auf Reisen, bei der Konversation usw. sichere Auskunft geben, sondern auch weiter- gehenden Anforderungen der Lektüre genügen und ein großes Lexikon in vielen Fällen erseßen.

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Land- und Forftwirtschaft.

Der Ständige Aus\{uß des Deutschen Landwirtschafts - rats ist von seinem Präsidenten Grafen von Schwerin-Löwiß auf den 20. und 21. Juni d. J. nah Schwarzburg î. Thür. einberufen. Auf der Tagesordnun g stehen u. a. folgende Gegenstände : 1) Stand der Errichtung von Landwirtschaftskammern in den deutschen Bundes- staaten. 2) Neuere Gefeßgebung zur Bekämpfung des Grundstück- wuchers. 3) Tarifierung und Beförderung landwirtschaftlicher Er- zeugnisse auf den Eisenbahnen. 4) Verlegung des Volkszählungs- termins vom 1. Dezember auf den 15. Januar. 5) Tarifierung von Abfällen. 6) Ahhaltung eines SON ar e Age tee 7) Allgemeine Einführung der Ablieferung des Nahms an die Molkereien. 8) Be- riht der Kommission für Geschäftsbedingungen im Kartoffelhandel. 9) Bericht über die Fütterungsversuhe mit Brennereishlempe. 10) Beförderung von Dampfpflügen auf Chausseen. 11) Die Land- wirtschaft auf der Hygieneausstellung Dresden 1911.

Saatenstand und Getreidehandel iu Nußland.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Warschau berichtet unterm 7. d. M.: Der Stand der Saaten in Nussish-Polen ist befriedigend. Die Wintersaaten, insbesondere der Roggen, hatten zwar stellenweise durch die Nachtfröste im April gelitten, haben sich aber bei der warmen Witterung im Mai wieder erholt und versprechen ein gutes Ernteergebnis. Mit der Frühjahrsbestellung der Felder, bet der sih auch in diesem Jahr A der starken Abwanderung von Feldarbeitern Mangel an Arbeitskräften fühlbar machte, konnte {on Mitte März begonnen werden, und Anfang Mai war sie zum größten Teil beendigt. Die Sommersaaten sind gut aufgegangen und entwickeln fich normal. Die Futterkräuter, insbesondere die Kleesaaten, stehen gut, doch hat der Negenmangel und die große Hiße der leßten Woche nachteilig eingewirkt. Ueberhaupt werden Befürchtungen laut, daß bei Fortdauer der Trockenheit au Hafer und Gerste erti gefährdet werden könnten. Ueber Ungeziefer wird wenig geklagt. Im Gouvernement Lublin richtet die Hessenfliege stellenweise im Weizen Schaden an. In einigen Gegenden haben die Kleesaaten dur Feld- mäuse gelitten. Im Gouvernement Plock find die Saaten stellen- weise durch Hagel niederaeshlagen worden. Die h tiren haben stark geblüht und man erwartet eine reihe Obsternte. E Getreideßreise sind wegen der guten Ernteaussichten niedrig. §8 wurden am 1. d. M. gezahlt für das Pud = 16,38 kg: für Roggen . 0,65—0,70 Rbl. Weizen 1,00—1,10 ,„ Gerste 0,60—0,79 , “L DOIET 0,68—0,80

Saatenstand in Italien während des leßten Drittels des Monats Mai 1910.

Während der Berichtsperiode besserte sh in Oberitalien der Stand des Getreides, während es in einigen Gegenden Mittelitaliens noch immer unter übermäßiger Feuchtigkeit zu leiden hatte. Die ge- jäteten Felder stehen im allgemeinen gut. Die Niederschläge, die in Apulien und auf Sizilien nur mäßig waren und deshalb die Ent- wicklung der Saaten förderten, erwiesen sih dagegen für Mittel- italien und die südlichen Gegenden am Mittelländishen Meere zu reihlich und hinderten im allgemeinen das Trocknen des Heus. Die Olivenblüte verspriht eine gute Ernte. (Bericht des Kaiserlichen Generalkonsulats in Genua.)

Saatenstand in der Türkei.

Der Kaiserliche Generalkonsul in Konstantinopel berichtet unterm 9. d. M.: Sowohl im Wilajet Adrianopel als in Mazedonien fonnte der Frübhjahrsanbau im allgemeinen unter günstigen Witte- rungsverhältnifsen vorgenommen werden. Die Ausdehnung der in diesem Jahre im Gebiete des Konstantinopler Neßes der Orientalischen Eisenbahnen und im Wilajet Adrianopel bebauten Gesamtflächen dürfte die Ziffer der früheren günstigsten Jahre von rund 2 000 000 Dönüms übersteigen und somit um 400 000—500 000 Dönüms größer seinals jene des Vorjahres. Das lang anhaltende Regenwetter im Mai gab mehrfach Anlaß zu Befürchtungen, die jedoch, nachdem seit etwa 14 Tagen ein Nachlassen der Niederschläge zu bemerken ist, größtenteils wieder vorüber gegangen sind. Teilweise Ueberflutungen der in den Niede- rungen gelegenen Felder sind längs der Mariße im Bezirke der Stationen Kuleli-Burgas, Usunköprü, Pawloköi, Demotika, Bidigli und Dedeagatsch (Scactatitias In diesen Distrikten wurde infolge dessen die Pflanzung der Wasser- und Zuckermelonen verzögert. Die Reife dieser Früchte kann daher erst später als sonst erwartet werden ; die Bestellungen der Melonenfelder wird augenblicklich unter günstigen Ver- hältnissen mit doppeltem Eifer betrieben. Hagelschläge haben in der Um- gegend von Kadiköi stattgefunden, ohne jedoch besonderen Schaden an- zurihten. Auch aus Mazedonien find Uebershwemmungen gemeldet worden, und zwar aus dem Wardargebiete bei Gumendsche und Kerdschelar, ferner aus der Umgebung von Werisowitz, Wutschitrin, Mitrowita, Sibeftsche und Bujeneftshe. Der häufige Regen im Mai hat in Mazedonien vielfach auch die Aussaat des Mais verzögert; das Verfäumte wird aber gegenwärtig, gefördert durch regelrechte Witterungsverhältnisse, nachgeholt. Die leßten Nachrichten über den Saatenstand lassen fich dahin zusammenfassen, daß augenblicklich im Wilajet Adrianopel und in Mazedonien sowohl hinsichtlich der Winterfrüchte als der Früh jahrssaaten die besten Aussichten für ein recht gutes Ergebnis vor- Kana sind, vorausgeseßt, daß nunmehr entschiedenes Sommerwetter

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eintritt und bis zur Erntezeit anhält.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs maßregeln. Niederlande.

Die niederländische Regierung hat durch Verfügung vom 10. d. M., veröffentliht im niederländishen Staatscourant Nr. 134 vom 11. d. M, Taganrog für oleraverseucht erklärt. Die Quarantänefrist ist auf 5 Tage festgeseßt. Jn derselben Nummer des Staatscourants ist zugleih etne gemeinsFaftliche Verfügung der Königlich niederländishen Minister des Innern und der Finanzen, ebenfalls vom 10. d. M., veröffentliht, wonach vom 12. d. M. ab die Ein- und Durchfuhr von Lumpen, gebrauchten Kleidungs- stücken und ungewaschener Leib- und Bettwäsche aus Tagaurog ver-