1870 / 154 p. 8 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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zu erbauen, wodurch er in den Stand geseßt werden würde, mehr als 200 gute und billige Wohnungen zu vermiethen.

Eine unter der Firma »Deutscher Central-Bau- vereine eingetragene Genossenschaft hat kürzlih auf Westend bei Charlottenburg ihr erstes Gebäude gerichtet. Dieser Verein will (zunächst in Charlottenburg) für verschiedene Cyklen von je 30 Genossen Einzelwohnungen in Häusern zu 10,000 bis ab- wärts 2000 Thlr., und womöglih selbst bis 1000 Thlr. her- stellen. Die Antheile, welche dem Genossen nach erfolgter Voll- zahlung das Eigenthum eines Hauses verschaffen , werden wöchentlih mit cinem Thaler pro Mille einbezahlt. Derselbe Verein beabsichtigt auch, sofort Probehäuser für Arbeiter in

ngriff zu nehmen. : E

Nach dem Vorbilde der Berliner Len gen Bau- esellschaft *) ist am 16. März 1853 die Stettiner gemein- nüßige Baugesellshaft mit einem Aktienkapitale von mindestens 20,000 Thlr., höchstens 200,000 Thlr. begründet worden. Da die Miethsgenossenschaften jedo bei den Miethern wenig Anklang fanden und der Maximalzin®saß von 4 Prozent die Kapitalisien von der Betheiligung fernhielt, so wurde das Statut im Jahre 1858 revidirt. Nach dem neuen, am 12. März 1860 landesherrlich bestätigten Statut ist der Zweck der Gesel!schaft auf die Herstellung, Erwerbung und Ver- miethung gesunder und zweckmäßig eingerichteter Wohnungen für Arbeiter, Handwerker, niedere Beamte und andere , den weniger bemittelten Klassen angehörige Einwohner Stettins be- {ränkt , das Grundkapital auf höchstens 500,000 Thlr. und der Maximalzins auf 5 pCt. erhöht ‘worden. Die Gesellschaft besaß im Jahre 1865 6 Häuser mit Wohnungen für 120 Fa- milien. Das revidirte Statut der Stettiner Geselischaft hat der Königsberger gemeinnüßigen Aktien-Baugesell- schaft (1861 gegründet, Statut vom 18. Juni 1864) und der Gemeinnüßigen Aktien-Baugesellshaft zu Görliß (Statut vom 4. Juli 1864) zum Muster gedient. Die erste besaß im Jahre 1865 5 Häuser mit 96 kleinen Wohnungen, deren Ver- mieThung das Anlagekapital mit 7# Prozent verzinste, und hatte 51,800 Thlr. Aktienshulden. Die Görlißer Gesellschaft

beabsichtigte den Bau großer Familienhäuser.

In Halle a. S. ist am 23. Januar 1851 zur Erbauung von “Familienwohnungen ein Aktienverein gebildet worden, über dessen Wirksamkeit indessen keine Berichte vorlagen.

In Lüdenscheid hat der s E Nottebohm im Jahrè 1853 eine Äktien - Baugesellschast begründet, welche auf einem Grundkapital von 15,000 Thlr. beruht, die niht über 4 Prozent Zinsen tragen dürfen. Die Gesellschaft hatte bis zum Jahre 1865 6 Doppelhäuser mit 80 Familienwohnungen hergestellt. 1861 entstand nah ihrem Muster eine ähnliche Ge- ellschaft in Hagen; sie hatte Ende 1863 16,600 Thlr. Aktien verausgabt und besaß 5 Häuser.

In Frankfurt a. M. wurden durch Senats8beschluß vom 97, November 1860 die Saßungen der Frankfurter ge- meinnüßigen Baugesell\ha ft genehmigt. Dieselbe be- zwekt die Herstellung gesunder und freundlicher Wohnungen zur Vermiethung an E und einzelne Personen der minder bemittelten Klasse, und zwar durch Ankauf und Um- änderung älterer und durch Erbauung neuer Musterhäuser. Nach Ablauf von 60 Jahren is das Besißthum der Gesell- schaft zu veräußern, der Ertrag bis auf Höhe des Nennwerths® der Aktien unter deren Inhaber zu vertheilen und der Ueberrest zu gemeinnüßigen Zwecken zu verwenden. Aus dem Rein- ertrag werden höchstens 4 Prozent Dividende jährlih ver- theilt, der Ueberschuß fließt zum Reservefonds, Diese sehr thätige Gesellschaft wvermiethet Wohnungen zum Preise von 26 bis 372 Gulden. Sie begann ihre Wirksamkeit im Jahre 1861 mit dem Umbau von drei alten Häusern in der Klapperga\sse und erbaute dann 4 neue Häuser in der- selben Straße, wodurch sie 45 Wohnungen hergestellt hatte. Im I. 1863 errichtete sie 32 kleine Häuser mit Gärten, für je eine Familie, am Offenbacher Bahnhof. Nach dem Geschäft8- bericht für das Jahr 1867 hatte die Gesellschaft 89 Wohnungen

vermiethet, in welchen 404 Personen lebten. Ein Neubau von | | lc r C | : | | theilen und bis Ende 1868 noch 134?/, Antheile gezeichnet sind, Damm- und Müblbrucbstraße war im Jabre 1868 der Voll- | nux als Vorschußkasse. al had 2 | glieder belief sih Ende 1868 auf 5418 Thlr. Jn Konstan; eine Konstanzer Vaugesell\cha F

| konstituirt, welche die Erbauung kleiner Wohnungen für Arbel ®) Für die nachstehende Uebersicht is meist das Material benußt |

75 Wohnungen in 7 getrennten Häusern zwischen der Heister-,

endung nahe. Die Gesellschaft hatte Ende 1867 an 109 Aktio-

worden ; welches der im »Arbeiterfreund« Heft 11 (1865) abgedruckte

»BVericht über die in Deutschland bestehenden Baugesellschaften und |

BRaugenossenscaften« enthält. Das an \sich lückenhafte Material, welches die Gesellshaften zu diesem Aufsaß im Jahre 1865 geliefert hatten ; ift seitdem nicht vervollständigt worden. Um über die Ent- ¡vickelung der Baugesellschaften auch die Daten aus neuester Zeit zu publiziren, ersuchen wir die Vorstände ergebenst, uns das erforderliche Material zur Der e s zusenden zu wollen.

Redaktion des K. Pr. Staats - Anzeigers.

näre 1133 Aktien über 283,250 Gulden begeben. Jhre Ein- nahmen im genannten Jahre beliefen sich auf 16,438 Gulden, ihre Ausgaben (inkl. 4 pCt. Dividende für die Aktien) auf 15,124 Gulden ; fie erzielte mithin 1313 Gulden Ueberschuß. Außerhalb Preußens entstand, vielleicht shon etwas früher als die Berliner, in Bremen eine Baugesellschaft, welche jedoch den Bestimmungen der Bremer Gewerbe-Ordnung vom 6. Okto- ber 1851 erlegen is. Die Maurer- und Zimmergesellen mach- ten von der ihnen durch dieses Gese ertheilten Erlaubniß, auf

ibrem Grundeigenthum selbst Neubauten auszuführen, Gebrauch 7

und die Gesellshaft dadurch überflüssig. In Heilbronn

wurde im J

verkauft Wohnungen für einzelne Familien. nicht mehr als 5 Prozent Dividende bringen.

Gau! cines Hauses, dessen Preis sich auf 1800—3000 U

verlangt wird, so fanden die Häuser über Erwarten guten Absaß.

Der im Jahre 1859 begründete Wohnungsverein zu Stutt- |

4 ads

. 1854 ein Wohnungsverein gegründet, welcher F 5000 Gulden durch Aktien aufbrachte, die nur mit 4 Prozent F verzinst werden dürfen. Der Verein erhielt vom Staate 8 Mor- F gen Land zu billigen Preisen und erbaute im J. 1854 zwei Häuser und, im J. 1859, nachdem die Stadt sich mit 6000 Gulden F Äktien betheiligt hatte, noch 2 andere. Dieim J. 1857 begründete ge- F meinnüßige Baugesellschaft der Stadt Pforzheim baut und F l Die Aktien, auf F welche im Jahre 1865 50,000 Gulden eingezahlt waren, dürfen |

M

j Die Veräuße- Y rung der Häuser geschieht im Wege der Versteigerung. Da bei F

es 6:8 E 54

en stellt, nur der sechste Theil des Kaufgeldes als Anzahlung F

n

gart, der scin auf höchstens 500 Aktien à 100 Gulden nor- | mirtes Kapital nur mit 4 Prozent verzinst, wollte nur bis F 50 kleine Wohnungen herstellen und hatte bis zum Jahre 1865 6 dreistöckige Häuser erbaut, in denen die Miethen 60—80 Gulden F

für die einzelne Wohnung nicht Übersteigen dürfen. Ueber ähnliche Vereine in Mainz, Chemnißty liegen Nachrichten nicht vor.

Nürnberg und # In München und |

Mannheim find Baugesellschaften projektirt worden, aber F nicht zu Stande gekommen. Die gemeinnüßige Baugesellschaft F zu Dresden hat sih nach kurzem Bestehen wieder aufgelöst. F

In Hamburg ist im Jahre 1862 eine Häuserbaugenossen- F schaft zusammengetreten, welche sich gegenseitig solidarish ver- F pflichtet hat , für gemeinsame Gefahr und Rechnung Arbeiter-

wohnungen zur eigenen Benußung bauen zu lassen.

Die Ge-

sellschaft hatte für die 48 Mitglieder der Genossenschaft 48 F Wohnhäuser errichten lassen, deren jedes 2200 Mark Courant F

(880 Thlr.) gekostet hat.

Jeder Hausbesizer hat jährlih 60 bis F

70 Thaler für Miethe, Bodenpacht und Amortisation zu zahlen. F Eine ebendaselbst bestehende »Baugesellschaft von 1866«, welche f

die Erbauung und Verwerthung zweckmäßig

eingerihteter F

Wohnungen für Arbeiter, Handwerker und andere Einwohner F Hamburgs bezweckt und auf einem Aktienkapital von 400,000 F Thaler berubt, deren Verzinsung nicht beshränkt ist, besaß im F August 1867 auf 2 Grundstücken (bei der Burgstraße) 10 Ge- F bäude mit 164 Wohnungen, die für 66 bis 510 Mark Crt, F vermiethet waren. Ein Verein zur Errichtung billiger und F esunder Wohnungen für den kleinen und Mittelstand in Ham- F

urg hat im Jahre 1865 einen Statutenentwurf veröffentlicht. F Schließlich sind noch einzelne Gesellschaften zu erwähnen, | welche größere Bauunternehmungen vorbereiten. Hierher ge- #

bört die am 1. Mai 1869 in das Genossenschaftsregister ein- F

getragene Berliner Häuserbau-Genossenschaft, welche F ein Terrain an der Jungfernhaide behufs Bebauung erwer: F erner die Breslauer Bau-Spargenossen- F \chaft, welhe im Jahre 1868 von 43 Mitgliedern zu dem

ben will. Zwecke gegründet ist, durch gemeinschaftlichen GeschäftSbetrieb

den Mitgliedern Baustellen mit oder ohne Wohnhäuser in/|

oder bei Breslau zum Eigenthum zu erwerben. Sie nimm! wöchentliche Einzahlungen von mindestens 5 Sgr. an und be

rechnet auf die Einlagen 45 pCt. Zinsen, so daß die Baarzah- | lung auf einen vollen Antheil von 500 Thlr. in 37 Quar ò 1 Außerdem beabsfichtig! F die Gesellschaft kündbare Hypothekenbriefe und unkündbart ÿ

talsraten höchstens 405 Thlr. beträgt.

Depositenscheine auszugeben. Einstweilen arbeitet diese Genossen f

schaft, für welche bei der Gründung 16,200 Thlr. in 32?/, An Das Guthaben der sparenden Mik

bat sih im Mai d. I. ter und Bedienstete beabsichtigt. Sie beschafft sih das erfor derlichbe Kapital durch Aktien. Auch in Offenburg ist ein Gesellschaft zur Erbauung von Arbeiterwobnungen zusammen getreten. Endlich hat sich in diesem Jahre die Braun \chweigische Aktiengesellschaft für den Bau von Ar'

_beiterwohnungen mit einem Kapitale von 17,000 Thlr. | konstituirt. Das Statut ist im neuesten (30.) Heft des »Arbel- | terfreund« abgedruckckt.

Der Petersberg bei Halle, *)

Der Petersberg, früher Lauterberg (mons serenus) genannt, für die Gegend zwischen Halle und Cöthen ein Job- tenberg im Kleinen, is wie dieser ein isolirter Berg und liegt 1%/, Meilen nördlich von Halle, 2!/, Meilen südlih von Cöthen unter 51° 36/ 0,4 nördlicher Breite und 29° 37/ 12,04 östlicher Länge. Seine Gestalt ist nicht so ausgeprägt kegelförmig wie die des Zobtenberges, indem er nah Osten hin einen si sanft abdachenden Rücken von etwa '/, Meile Länge entsendet. Von der Ferne aus erscheint er daher nur von Osten und Westen her gesehen als ein Bergkegel.

Nach den im Jahre 1869 von dem Prof. Sadebeck ange- stellten trigonometrishen Messungen hat der Berg eine Sechöhe von 248,76 Meter oder 766 Par. Fuß und überragt die um- Ren Landschaft um 100 bis 140 Meter. Zur Uebersicht er Höhenverhältnisse mögen folgende Angaben dienen, welche sich theils auf trigonometrishe, theils auf barometrische Messungen Sadebecks stüßen und auf das Mittelwasser der Ostsee bei Swinemünde bezogen sind.

5 Giebelspiße des großen Thurmes 2) Kreuzmitte des Dachreiterthurmes 1) Gipfelpunkt des Berges, Erdboden 4) Schwelle der nördlichen Thür des Querschiffes L S 248,07

5) Dominium Petersberg, Bank an der Gartenthür 196,00

6) Windmühle Petersberg, Erdboden 189,00

7) Gasthaus zum hoben Petersberg, Saal

8) Windmühle von Drehliß, Erdboden

9) Teich in Drehiis, Wasserspiegel 126,00 »

__ Das Gestein des Berges i} ein rother Porphyr, welcher hier und da Einschlüsse von grünem Flußspath enthält. Wegen seiner Festigkeit wird cs vielfach als Baumaterial zu Gebäuden und Straßen verwendet, weshalb an mehreren Stellen Stein- brüche eröffnet worden sind. Der größte derselben liegt nur 30 Meter unter dem Gipfel am Südabhange des Berges. Das Gestein brit in großen Platten, welhe von Nord nach Süd hin ziemlich steil einfallen, und steht an vielen Stellen, namentlich in der nächsten Umgebung des Gipfels zu Tage, wo sich mehrere kuppenförmige Fel8gruppen befinden, welche als Nebengipfel auftreten, Auf dem Nordhange is} der Fels mit einer mehrere Fuß mächtigen Erdschicht bedeckt; hier zieht G fruchtbares Ackerland bis in die Nähe des Gipfels hinauf.

uf leßterem ist die Erdlage an mehreren Stellen noch so tief, daß ein Gottesacker angelegt werden konnte.

Die Flora ist nicht reihhaltig, hat aber doch einige inter- essante Gewächse aufzuweisen, welche auf den \{hlesishen Bergen selten vorkommen oder ganz fehlen, wie z. B. reseda lutea (wilde Resede), das distelartigeEryngium campestre, Centaurea calcitrapa u. \. mw.

Auf dem Gipfel stand früher ein dem h. Petrus ge- weihtes Kloster der regulirten Chorherren des Aulul ae welches ums Jahr 1100 von dem Grafen Dedo von Wettin gestiftet und nach dessen Tode von seinem Bruder Konrad dem Großen, dem Stammubvater der sächsischen Fürstenfamilien, mit reichen Dotationen ausgestattet worden war. Schon vor der Gründung des Klosters stand auf dem Petersberge eine dem Apostel Petrus geweihte Kapelle, zu welcher große Schaaren. von Wallfahrern herbeiströmten, um den Heiligen in ihren Nöôöthen anzurufen, oder für geleistete Hülfe ihren Dank durch Geschenke darzubringen. Diese kleine Kapelle konnte auf die Dauer den Bedürfnissen des Klosters nicht genügen und des- Aub wurde wenige Schritte südlih von derselben im zwölften

ahrhunderte eine größere Kirche gebaut. Diese war eine Pfeiler-Basilika mit einem rectangulären 30 Meter (94 Fuß rheinl.) hohen Thurme im Westen, dessen Gemäuer der zer- \störenden Einwirkung der Witterung bis beute getroßt hat.

__ Das Kloster wurde im Jahre 1540 aufgehoben und die Kirche dem evangelischen Ritus geweiht. Leßtere wurde im Jahre 1565 von einem Blißstrahle getroffen und brannte voll- ständig ab. Sie wurde mccht wieder in hrer alten Größe auf- gebaut , aber aus Rücksicht auf die hier beerdigten Grafen

von Wettin ward eine kleine Kapelle über den Grabstätten |

derselben errichtet, bis endlich im Jahre 1853 Friedrich Wil- helm IV,. einen Restaurationsbau anordnete, welcher i. J. 1856 vollendet worden is. Dagegen existiren von den Kloster- gebäuden und der primitiven Kapelle nur noch einige Ruinen.

*) Professor Dr. Moriß Sadebeck, Sektionschef im Centralbureau der curopäischen Gradmessung zu Berlin , welcher den vorstehenden

Aufsaß in dem ersten diesjährigen Hefte der Schlesischen Provinzial-

blätter veröffentliht hat, verweilte im vor. J. anderthalb Monate

lang auf dem genannten Berge, um Winkel für die Gradmessung-

Dreiecke zu messen und astronomische Beobachtungen zur Bestim-

mung der Polhöhe und des Azimuthes anzustellen.

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Nahe bei der Kirche und südöstlih von derselben stebt d Pfarrhaus, nordöstlich das Schulhaus, und wt R ls reihen fih die Häuser des Dorfes an, welches sih auf der süd- lichen Abdachung hinzieht, im Osten mit einem Gasthause be- ginnend und im Westen mit dem Dominium abschließend.

__ Wegen seiner isolirten Lage bietet der Berg eine vortreff- lihe Aussicht, namentlich im Norden von der Kirche. Man sieht hier über die Hügel bei Calbe hinweg bis Magdeburg G /z Meilen), rechts davon Cöthen, mit der reformirten irche, an ihrem hohen Dache mit einem Dachreiter kennt- lich, dominirend , noch weiter rechts die Dessauer Haide. Hieran {ließen sich die Hügel an, welhe den Nord- rand des Elbthales bilden und darüber hinaus den hohen Flemming. Nach Osten hin liegt die große Ébene, durch welche die von Halle und Leipzig nah Berlin und Magdeburg füh- renden Eisenbahnen gelegt sind. Die Halle-Magdeburger nähert sih dem Berge bis auf eine Meile und geht bei einem anderen lsolirten Bergkegel, dem Landsberge, nahe vorbei. Der Gesichts- treis wird hier durch den Dübener Bergwald (2 Meilen südlich von Wittenberg) und die Hohburger Berglandschaft, auch wohl Hohburger Schweiz (etwa 5 Meilen nordöstlih von Leipzig) begrenzt. Rechts daneben kommt bei heiterem Wetter noc ein isolirter Berg, der 187 Meter (960 Par. Fuß) hohe Collm bei Oschay zum Vorscheine und noch weiter rechts endlich Leipzig. Um noch weiter rechts, d. l. rein südlich, sehen zu können, muß man an den Abhang westlich von der Kirche treten. Hier er- blickt man in einer Lücke zwischen den Hügelketten, welche sich von Halle nah dem Petersberge hinziehen, die Thürme von Halle. Unter jenen Hügeln zeichnet sich einer durch seine halb- fugelförmige Gestalt aus; an seinem Fuße und durch ihn ver- deckt liegt in einer romantischen Bergschlucht der erst seit einigen Jahren in Aufnahme gekommene Badeort Wittekind, welcher zu Giebichenstein gehört und "/, Meile von Halle entfernt ist. Weiter rechts davon, über die nahen Hügel hinweg, kommen

die hohen Ränder des Unstrutthales zum Vorschein, und endli fast genau im Westen, liegt die Mansfelder Berglands\caft, n E D e E a Ueber diese hinweg sieht i arer Luft den Harz in langgestreccktem i welches im Norden mit dem Brocken abscbat. E

Wilhelm Wacernagel.

Die Zeitschrift für deutsche Philologie von Höpfner und aer N im e UNES N Bandes L Lebens- engenannten deutschen Alterthumsfor i Nachstehendes entnehmen. : L As Wilhelm Wackernagel war zu Berlin am 23. April 1806 geboren ; die Gymnasialbildung erhielt er auf dem Grauen Kloster, den akademischen Studien widmete er sich von 1824—1827 auf der Universität zu Berlin. Sein hauptsächlichster Lehrer war Lahmann. Von 1828—1833 lebte Wackernagel Anfangs in Breslau, dann wieder in Berlin als privatisirender Gelehrter, seine Sprach- studien erweiternd und vertiefend. Seine vier ersten Arbeiten auf dem Gebiet der deutshen Sprachforshung, die im Jahr 15827 veröffentlicht wurden, erregten bereits die Aufmerksamkeit der Sachkundigen. Ganz besonders aber war dies der Fall bei der 1831 erschienenen »Geschihte des deutschen Hexameters und Pentameters bis auf Klopstol«. Jm Jahr 1833 berief ihn Basel an seine Hochschule. Die Mitglieder der philo- sophischen Fakultät waren zugleich Lehrer an dem Pädago- gium von Basel, und so hatte Wackernagel neben jeinen akademischen Vorlesungen auch den deutschen Unter- richt in drei Schulklassen zu ertheilen. Diese Gymnasialthätig- keit war der äußere Anlaß für das Hauptwerk, das Wacker- nagel geschafsen , für sein deutsches Lesebuch. Die erste Abthei- lung desselben, »Altdeutsches Lesebuch«, erschien 1835. Im fol- CUNeN Jahr erschien die zweite Abtheilung »Poesie seit 1500« ; 841 der dritten Abtheilung erste Unterabtheilung » Prosa von 1500—1740«; 1843 die zweite Unterabtheilung »Prosa von 1740—1842«, Jm Jahr 1847 erschien die zweite Auflage der ersten Abtheilung unter dem Titel »Poesie und Prosa bis zum 15ten Jahrhundert« mit einem Wörterbuch ; daran {loß sich in demselben Jahre die neue Auflage der zweiten Abtheilung. Im Jahre 1859 erfolgte eine dritte Auf- lage der ersten Abtheilung, welche den Titel der ersten Auflage » Alkdeutsches Lesebuch « wieder annahm. 1861

| | | auf die zweite Korrektur des leßten Bogens unter dem Titel

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ersien das Wörterbuch zum Altdeutschen Lesebuch in zweiter Ausgabe; 1870 endli vollendete Wackernagel bis

»Gothische und altsächsische Lesestücke, sammt Wörterbuch« die erste Abtheilung einer vierten Ausgabe des Altdeutschen Lese- bus. Die Verdienste, welche dieses Werk um die Ausbrei- tung der Kenntniß der deutschen Literatur und Sprache