1870 / 171 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

liges Hoch wurde jubelnd erwiedert. Seließlih bewilligte die Versammlung einen Kredit von 100,000 Thalern.

Sachsen. Dresden, 19. Juni. (Dresd. Journ.) Nach-

dem die Königl. Staatsregierung im Laufe des Nachmittags die officielle Meldung von der in Berlin überreichten Kriegs8- erklärung Frankreihs und dem bevorstehenden Abgange der französishen Botschaft in Berlin erhalten , sind auch der hiesi- gen Kaiserlich französischen Gesandtschaft, sowie dem französischen Generalkonsulate in Leipzig ihre Pässe zugestellt worden. Die diesseitige Gesandtschaft am Kaiserlih französischen Hofe hatte bereits vor einigen Tagen die Weisung erhalten, bei Abreise der dasigen Botschaft des Norddeutschen Bundes Paris eben- falls zu verlassen. Um Uebernahme des Schußes der in Frank- reich lebenden Sachsen ist der Gesandte der Vereinigten Staaten von Nordamerika ersucht worden. _ Weimar, 19. Juli. (W. Z.) Heute Mittag gegen 2 Uhr ist die offizielle Nachricht aus Berlin über den erfolgten Aus- bruch des Kriegs mit Frankreich hier eingetroffen. Jn Folge davon sind der Kaiserli französischen Gesandtschaft hier die Pässe zur Rückkehr nach Frankreich zugesandt worden.

__— Der Erbgroßherzog, welcher zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in der Schweiz sih befand, hat fich zur ArmkeÆ nach Düsseldorf begeben.

Eisenach, 18. Juli. Der Vorstand des thüringischen Städteverbandes, welcher am 16. d. M. in Eisenach zu einer Konferenz versammelt war, hat, um der in den thüringischen Ländern herrschenden Stimmung gerecht zu werden, folgende Adresse an Se. Majestät den König von Preußen beschlossen und abgesendet:

Allerdurchlauchtigster König! Großmächtigster Schirmherr des Norddeutschen Bundes!

Allergnädigster König und Herr!

Geruhen Ew. Majestät beim Ausbruch des französishen Krieges auch aus den thüringischen Ländern des Norddeutschen Bundes den Ausdruck unbegrenzter treuer Hingebung huldreichst entgegenzunehmen.

Der thüringische Städteverband, in dessen Namen wir zu sprechen wagen, umfaßt die sämmtlichen Städte des Großherzogthums Sachsen- Weimar, der Herzogthümer Sachsen-Meiningen, S Ua Cobur Goiba Sachsen-Altenburg, sowie der Fürstenthümer Shwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg - Sondershausen, Reuß älterer und jüngerer Linie und jede dieser Gemeinden, das versichern wir feierlih als deren Vertreter, ist erfüllt von derselben hohen und heiligen Begeisterung für die Ver- theidigung deutscher Ehre und deutschen Rechts von derselben uner- le r ten Zuversicht auf Ew. Majestät und unseres Volkes ge- TeMte Dae.

Die thüringishen Städte nehmen gehobenen Herzens die {weren Lasten des Krieges auf sich und werden sie tragen, bis der französische Uebermuth im Staube liegt; der thüringishe Bürger zieht freudig in den Kampf, er if stolz, an der Seite des Preußen in dem geeinten Bunde®sheere zu stehen. Majestät! Wir Alle, Alle werden unsere Pflicht thun. L

In tiefster Ehrfurcht verharren

Ew. Königlichen Majestät unterthänigst Der Vorstand des thüringischen Städte -Verbandes. Weber, Over-Bürgermeister der Stadt Gera, als Vorsißender. Muther, Bügermeister der Stadt Coburg, als Vize-Vorsigßender.

Hessen. Darmstadt, 20. Juli. Die Erste Kammer genehmigte einstimmig den Gesecßentwurf betreffs der Kriegs- anleihe und ertheilte der Regierung die L e zur Aus- M der anderen regierungs8seitig vorgeschlagenen Maß- regeln.

Nachdem der Finanzausschuß in der Abgeordneten- kammer den Antrag gestellt hat, die Vorlagen der Regierung zu genehmigen, empfahl der Abg. Wernher, es möge sich unter dem Eindruck der in Deutschland herrschenden Stimmung cin allgemeines gegenseitiges Vertrauen bekunden. Die Kammer e darauf einstimmig die Vorlagen der Regierung. Der Präsident Buff {loß die Sißzung mit cinem Hoch auf das einige starke Deutschland, auf den deutschen Bundesfeld- herrn und den Großherzog; die Kammer erwiederte dasselbe mit Begeisterung.

Marburg, 18. Juli. Die Vorlesungen an der Hoch- schule sind sämmtlich geschlossen und die Mehrzahl der Studi- renden eilt zu den Waffen. (O.-J.

_ WVadeoe Karlsruhe, 18. Juli. Die Großherzogin ist gestern Abend gegen 11 Uhr von St. Moriy hier ein- etrofsen. Der Großherzog war mit dem Erbgroßherzog einer Gemahlin bis Pforzheim entgegengefahren. Die Prin- zessin Victoria und der Prinz A Wilhelm sind vorigen Sonnabend von Schloß Baden nah Karlsruhe zurückgekehrt.

LWürttemberg. Stuttgart, 20. Juli. (W.T.B.) Der französische Gesandte hat gestern hier die Bescheidung empfangen, daß Württemberg an dem Nationalkriege gegen Frankreich theil- nehme. Die Aushändigung der Pässe an den Gesandten er-

folgt ungesäumt. Die bisherigen provisorishen Leiter des Kriegs-

Ministeriums und des Ministeriums des Jnnern, General-

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Lieutenant v. Succow und Ministerialrath Scheurlen, sind definitiv zu Ministern ernannt.

Bayern. München, 20. Juli. Die Kammer der Reich8rä the nahm die von der Abgeordnetenkammer gefaß- ten Beschlüsse bezüglih der Kreditvorlagen einstimmig an, und spra zu gleicher Zeit dem Kriegs-Minister den Dank des Hauses für die treffliche Organisation und die rasche Auf- stellung des Heeres aus. : j

Aus allen Landestheilen gehen dem Könige Dankes- Telegramme zu. Eine sehr große Anzahl Freiwilliger meldet sih bei den Fahnen. Von vielen Seiten ist Vorausbezahlung der Steuern angeboten.

Der Graf Bray hat den Königlich bayerischen Gesandten Frhrn. Pergler v. Perglasjin Berlin telegraphisch angewiesen, dem norddeutschen Bundeskanzler die Mittheilung zu machen, daß in F Folge der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen und des stattge- # habten Angriffs der Franzosen auf deutsches Gebiet die A Ÿ bayerische Regierung auf Grund des Allianzvectrages als Ver- bündeter Preußens in den Krieg gegen Frankreich gleich f sämmtlichen deutschen Regierungen eingetreten sei.

Hesterrei- Ungarn. Wien, 20. Juli. (W. T. B.) F Es verlautet jeßt ziemlih allgemein , Oesterreich werde eine F aufmerksame Neutralität nah beiden Seiten hin beobachten * und mit Aus\{luß jeder Mobilisirung seine passive Stellung bewahren.

Niederlande. Aus Utrecht, 19, Juli, wird dem »W, ck T. B.-« gemeldet: Ein französisches Kriegs\chiff, Name undeut- * lich, vielleicht »Rubicot« ist beim stillen Waester »an den Helder« gestrandet. #

Schweiz. Bern, 18. Juli. /

Der schweizerische National: # rath hat heute einen wichtigen Beschluß gefaßt. Es war der

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Antrag gestellt worden, die auf die heutige Tagesordnung ge- seßte Frage der Gotthardbahn unter den gegenwärtigen Ver- F hältnissen zu verschieben und die Bundesversammlung nach Wahl des Bundesgenerals®s zu vertagen. Der Vertagungs®°antrag

fiel in namentlicher Abstimmung mit 65 gegen 41 Stimmen.

Großbritannien und Jrland. London, 19, Juli, Im Oberhause gelangte nach Beantwortung zweier Jnter- pellationen durch Lord Granville, die Lebensversicherungsbill zur 2. Lesung, desgleichen die Judicial-Committee-Bill; auch die Bill behufs Sicherstellung des Privateigenthums8 verheira- theter Frauen wurde in der Ausschußsißung erledigt.

Im Unterhause beantwortete Gladstone einige den deutsch-französishen Krieg betreffende Anfragen.

Im Verlaufe der Sigßung erklärte der Premier-Minister, | daß die Regierung im Drange der Geschäfte genöthigt sei, drei | Bills zurückzuziehen: die Sparkassenbill, die Bill behufs besse- rer Regulirung der Bergwerke und die zur Verbesserung des Parlaments8wahlenmodus; doch will die Regierung die Hoffnung auf Durchführung der Universitäten - Eidesbill noch nicht ganz aufgeben.

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und die Rekrutirungsbill im Komite erledigt.

französische Konsularämter bekleideten, haben die leßteren nieder- | gelegt; auch die französischen Konsuln, deren Associés nord- deutshe Konsularbeamte sind, Aemter verzichtet.

um seine Gemahlin abzuholen. Gladstone ist von einem leihten Unwohlsein befallen.

Frankreich. Paris, 19. Juli. Das »Journal officiel«

zur Armee gehörige Person zugelassen werden darf. « Der Senat hat gestern die vom geseßzgebenden Körper

nächste Sißung vertagt. Zugleich strich der Senat aus dem mungen, durch welche den Generalräthen gestattet werden sollte, politishe Wünsche auszusprechen.

Der Senat nahm heute die Geseße an, welche gestern dem

Der geseßgebende Körper hat die von der ‘Regie-

rung vorgelegten Geseßentrvürfe gestern sofort und zwar ein- stimmig angenommen, darunter einen, der das Kontingent von 1870 von 90,000 auf 140,000 Mann mit dem ZJusaze enthält, dieselben hon am 1. Januar 1871 einberufen zu können. Der

Kriegs-Minister fügte hinzu , daß, falls es die Umstände zu

l Q ierauf wurden sämmtliche Vor- anschläge für das Heer, mit Ausnahme eines einzigen, bewilligt

20. Juli. (W. T. B.) Sämmtliche für England beglaubigte - Konsuln und Vize-Konsuln des Norddeutschen Bundes, diehzugleih

haben auf die französischen Der Prinz von Wales begiebt sich nach Kopenhagen, M

meldet: »Der Kaiser hat bestimmt, daß sowohl im Kaiserlichen [F als in den Hauptquartieren der verschiedenen Armee-Corps kein Freiwilliger, kein fremder Offizier, mit Einem Worte, keine nicht votirte Abschaffung des allgemeinen Sicherheitögeseßes auf die : Geseßentwourfe über die Generalräthe die zwei wichtigen Bestim- : dem Publikum Zutritt zu ihren Sißungen zu gestatten und |

gesezgebenden Körper vorgelegt und von ihm angenommen ; wurden. J

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ließen, man von den Bestimmungen des lehtecen Geseyes keinen Gebrauch machen , sondern das Kontingent wieder auf 90,000 Mann herabseßen und es erst zur gewöhnlichen YJeit, also sechs Monate später, einberufen werde.

Im Gefühle des Mißtrauens gegen das Kabinet haben 43 Deputirte einen Antrag in die Hände des Präsidenten des geseßgebenden Körpers niedergelegt Behufs der einfachen Ver- tagung der Kammer. Herr Schneider hat, wie die » Köln. J. « mittheilt, den Antrag beim Kaiser befürwortet und das Staats- oberhaupt ihn dem heutigen Ministerrathe mitgetheilt. Ollivier ist aber gegen den Antrag aufgetreten und die Regierung hat ihn verworfen. Mittlerweile haben andere Deputirte den Rücktritt einiger Minister verlangt und drohen, den Antrag der 43 zu unterstüßen, wenn er nicht geschieht.

20. Juli. (W.T.B.) Jm geseÿgebenden Körper theilte Gramont mit , daß, nachdem die Kriegserklärung auf Befehl des Kaisers in Berlin notifizirt sei , zwischen ps und Preußen nebst seinen Verbündeten der Au and ein- getreten sei. Der Präsident Schneider nahm Akt von dieser Erklärung. Das Haus nahm alsdann die Berathung des Budgets wieder auf.

Griechenland. Athen, 19. Juli. Der König ist zurück- gekehrt. Eine Ministerkrisis ist ausgebrochen.

Türkei. Konstantinopel, 19. Juli. (W. Z.) Die gesammte Reserve der türkischen Armee wurde einberufen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 19. Juli. Dem »Reg. Anz.« wird telegraphish aus Archangelsk gemeldet, daß der Großfürst Alexei Alexandrowitsch am 15. Juli um 9 Uhr Morgens in Begleitung des Gouverneurs von rhangelsk ab- gerei)t ist. Der Großfürst hatte die Absicht , unterwegs die Dwinafestung zu besichtigen.

Dánemark. Kopenhagen, 18. Juli. Der König von Schweden is mit dem heutigen Morgenzuge Über Helsingör nah Schweden zurückgereist.

Der Minister des Jnnern, Fonnesbach, is der »Aalb. Stiftst.« zufolge, am Freitage von Jütland in Fre- derikshavn angekommen.

Amerika. New-Y ork, 20. Juli. (W.T.B.) In Cincinnati hat ein Massenmeeting der dort wohnenden Deutschen statt- gefunden, welches in enthusiastischer Weise den allgemein herr- schenden Sympathien für Preußen und Deuschland Ausdruck gab. Die deutschen Gesellschaften in den großen Städten der Union haben bedeutende Geldsummen für die Wittwen und Waisen der in dem bevorstehenden nationalen Kriege bleiben- den Soldaten gezeichnet. Die Dampfschiffahrt von New- York nah Deutschland durch deutsche Dampfer is geschlossen.

Der französische Gesandte Prevost-Paradol hat sich am Dienstag Abend mit eigener Hand den Tod gegeben, wie man muthmaßt, in einem Anfalle von plöglichem Wahnsinn.

Chicago, 19. Juli. Die »Jllinois-Staatszeitung« hat an den Bundeskanzler Grafen Bi8mark folgendes Telegramm abgesandt: Zweihundert Thaler dem deutschen Soldaten, der zuerst cine französishe Fahnenstange (flag-poster) erobert.

Reichstags - Angelegenheiten.

Berlin, 21. Juli. Die dem Reichstage des Norddeutschen Bundes in seiner gestrigen (2.) Sizung Seitens des Kanzlers des Norddeutschen Bundes vorgelegten Aktenstücke find: 1) der bereits gestern (in Nr. 170 d. Bl. unter Reichstagsangelegen- heiten) abgedruckte Auszug aus dem Protokoll über die 26. Sißung des Bundesraths des Norddeutschen Bundes vom 16. d. M. 9 Die in Nr. 166 d. Bl. enthaltene authentische Darstellung der Vorgänge in Ems vom 9. bis 14, Juli, sowie 3) der ebendaselbst mitgetheilte Bericht des Flügel-Adjutanten Sr. Maje- stät des Königs vom Dienst über die Abweisung der Zumuthun- gen des Grafen Benedetti in Ems am 13. Juli. 4) Nach- stehender Bericht des Freiherrn v. Werther:

Paris, den 12. Juli 1870. Allerdurchlauchtigster 2c.

eute Vormittag um 10 Uhr eingetroffen, in Gesellschaft eines transen Couriers des Grafen Benedetti, des Attaché Baron Bourqueney, hat der Herzog von Gramont sehr bald seinen Kabinets-Chef Grafen Faverney zu mir geschickt, um mich fragen zu lassen, ob ich im Stande wäre, dem Minister heut meinen Besuch zu machen. JTch habe mich gleih dazu bereit erklärt und wurde vom Herzog von Gramont in der gewohnten freundlichen Weise, wie es zwischen alten Bekannten üblich, empfangen. Ehe ih über unsere Unterredung berichte, möchte ih bemerken, daß dieselbe durch Anmesl- dung des spanischen Botschafters, der eine offizielle Mittheilung zu machen habe, unterbrochen wurde. Diese Mittheilung bestand in

dem spanischen Thron

wicklung, die seine Thronkandidatur hervoreuse, bricht direkt hab achr re ave ge-

entsage und an den Marschall Prim diese langen lassen. , :

Unsere vom Herzog von Gramont eingeleitete Unterredung rollte hauptsächlich auf dem vom Grafen Benedetti angeregten Gegen- stand, daß Ew. Königliche Majestät durch die für die hohenzollernsche Thronkandidatur gegebene Autorisation, ohne Sich vorher darüber in irgend einer Weise mit der Kaiserlich französishen Regierung ins Be- is L seßen; Sich nicht bewußt wären, dadurch Frankreich ver- egt zu haben.

Fr fragte mich, ob \ich dieses wirklich so verhalte. J ent- wickelte ihm darauf, daß Eure Königliche Majestät diese Autorisation formell nit hätten versagen fönnen, nachdem der Prinz von Hohen- zollern zur Annahme der ihm angebotenen Krone einen Beruf gefühlt habe, und haben Allerhöchstdieselben, bei den verwandtschaftlichen Verhältnissen des Prinzen zum Kaiser gar nicht glauben können, daß diese Thronkandidatur in Frankreich Übel aufgenommen werden würde.

Der Herzog von Gramont citirte darauf die Beispiele des Herzogs von Nemours für den Belgischen Thron und des Prinzen Alfred für den Griechischen Thron als Fälle, wo eine solche Autori- sation versagt worden wäre. Jch bestritt die Analogie mit dem gegen- wärtigen Fall. |

Der Herzog von Gramont führte alsdann an, es liege doch nahe, daß Frankreich als der nächste Nachbar Spaniens über die Thron- beseßung leßteren Landes ein reges Jnteresse haben müsse. Das Ge- heimniß, welches über die Hohenzollernschen Verhandlungen bewahrt, hätte hier nur sehr verlezen können, urkd dies um so mehr, als der Kaiserliche Hof in allen politischen Fragen stets die größten Rück- sichten für unsere Regierung bewiesen habe. Dies Verfahren habe in ganz Frankreich tief verleßt und finde den Ausdruck in der Stimmung der Kammer, die zur Erschwerung der Frage leider gegen- wärtig vereinigt wäre. L :

Der Herzog von Gramont fügte hinzu, er sehe die Entsagung des Prinzen von Hohenzollern auf den spanischen Thron als Neben- sahe an, denn die französische Regierung hätte doch niemals seine Thronbesteigung zugelassen , aber er fürchte, daß aus unserem Ver- fahren eine bleibende Verstimmung zwischen unseren beiden Ländern fortdauern würde. Der Keim dazu müsse vertilgt werden und er

inge dabei von dem Gesichtspunkt aus ‘daß wir in unserem Ver- Hikven gegen Frankreih fein freundliches Procédé beobachtet, dies auch seines Wissens von allen Großmächten aner- fannt würde. Er möchte, aufrichtig gesagt, keinen Krieg y sondern freundliche und gute Beziehungen mit Preußen, und von mir wisse er, daß ih nah dem\jelben Ziele trachte; wir müßten daher zu- sammen überlegen, ob es ein Mittel gebe, hierin eine befriedigende Einwirkung auszuüben, und stelle meiner Erwägung anheim, ob dazu nicht ein Brief des Königs an den Kaiser der richtige Ausweg wäre. Er appellire dabei an das ritterliche Herz Eurer Königlichen Majestät, welches dabei gewiß die richtige Eingebung verleihen würde. 6

Es fönnte darin nur gesagt werden, daß Eure Königliche Majestät, indem Allerböch| Sie dem Prinzen Leopold von Hohenzollern zur Annahme der Krone Spaniens ermächtigt hätten, nicht hätten glauben können, weder den Interessen noch der Würde der franzöli- schen Nation zu nahe zu treten ; der König s{lösse si der Entsagung des Prinzen von Hohenzollern an, und zwar mit dem Wunsch und der Hoffnung, daß jeder Grund des Zwiespalts zwischen unsern bei- den Regierungen nunmehr vershivunden sein würde. Solche und ähnliche Worte, die im Allgemeinen durch Publizität zur Beschwichti- gung der allgemeinen Volksstimmung beitragen könnten, dürfte dieser Brief enthalten; doch möchte er bevorworten, daß von den verwandt- \chafilichen Beziehungen zum Kaiser nicht die Rede sei. Dieses Argu- ment verleye hier eigenthümlicher Weise. ; |

Ich habe dem Herzog von Gramont bemerkt, daß ein solcher Schritt ungemein durch seine am 6. dieses Monats in der Deputirten- Kammer gegebene Erklärung ershwert würde; es kämen da Andeu- die Euere Königliche Majestät hätten tief beleidigen hob hervor, daß Preußen gar nicht Beruhigung der aufgeregten Kam-

gewesen wäre. Unterdessen kam

wie

tungen Vor, Y i müssen. Er wollte das bestreiten,

darin genannt, und seine Rede zur mer damals dringend nothwendig s der Justiz-Minister Herr Ollivier zu unserer Unterredung, Über die ihn der Herzog von Gramont in Kenntniß seßte. Herr Ollivier hob dringend die heilsame und 1m Interesse des Friedens nothwendige Wirkung hervor , und bat mich inständigst, den Gedanken eines sol- chen Briefes Ew. Königl. Majestät gegenüber auszusprechen. Beide sagten , daß, wenn ih es nicht glaubte übernehmen zu können; so würden fie si genöthigt schen , mit der Anregung dieser Frage den Grafen Benedetti zu beaustragen. Indem die beiden Minister hervorhoben, daß sie einen solchen Ausgleich zur Beruhigung der auf- geregten Gemüther für ihre ministerielle Stellung bedurften ; fügten sie hinzu , daß ein solcher Brief sie berechtigen würde , bei nicht aus- bleibenden Angriffen gegen Eure Königliche Majestät als Vertheidiger aufzutreten. Beide bemerkten mir \hließlih, sie könnten mir nicht verhehlen, daß unser Verfahren in der Hohenzollern - Spanischen An- gelegenheit viel mehr 7die französishe Nation aufgeregt als den Kaiser beschäftigt habe. :

In unserem Gespräch ließ der Herzog von Gramont die Be- merkung fallen , wie er glaube y daß der Prinz von Hohenzollern auf Eurer Königlichen Majestät Veranlassung entsagt habe; doch bestritt ih das und bezeichnete die Renunciation als nur gewiß auf eigener Jnitiative des Hohenzollernschen Prinzen beruhend. : L

Bei dem eiligen Drängen der beiden Minister wünschten sie, daß .ch die Sache telegraphisch anregen sollte; doch dazu fand ich feine

lReranlassung.

einem Telegramm des Prinzen Anton von Hohenz ollern (Vater), worin derselbe anzeigte, daß scin Sohn, der Erbprinz, bei der A ;

In tiefster Ehrfurcht 2c. in) Werdder.

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