1870 / 185 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Die in öffentlichen Blättern, insbesondere in der »Hessi- {hen Morgenzeitung« wiederholt enthaltenen Anzeigen, wonach evangelische Geistliche des vormaligen Kurfürstenthums Hessen sich in einer politisch verwerflichen , unpatriotischen Weise über den gegenwärtigen Krieg und dessen Veranlassung von den Kanzeln herab geäußert haben sollen, haben von dem ersten Augenblicke an die gebührende Be- achtung gefunden. Schon auf die erste Mittheilung dieser Art vor länger als aci Tagen ist der Ober- Präsident der Provinz ersucht worden, durch amtliche Rück- frage die den einzelnen Personen zur Last geegan Acuße- rungen und die dafür vorhandenen Beweismittel zu konstatiren und das Ergebniß nah Befund den zuständigen Kon- sistorien zur weiteren Verfolgung mitzutheilen. Gleich- zeitig sind die Konsistorien angewiesen, gegen solche politische Verfehlungen mit unnachsichtiger Strenge discipli- narish vorzugehen. Es ist hiernach Vorkehrung getroffen, allen begründeten Beschuldigungen ungesäumt die gebührende Folge zu geben und es darf erwartet werden, daß, wo solche zu er- heben sind, vor allen Dingen die dazu berufene Behörde durch rechtzeitige bestimmte Angabe der Thatsachen und Beweise in den Stand geseßt werde, die Pflicht ihres Amtes zu üben.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 2. August. Ihre Majestät die Königin hat heute früh die Nachricht von der: glücklichen An- kunft Sr. Majestät des Königs in Coblenz 12 Wr Nachts und in Mainz 8 Uhr MMe0s erhalten. Ueberall aUif der ganzen Reise sind Sr. Majestät dem Könige die wärmsten Beweise allgemeiner r E dargebracht worden. Wäh- rend der Nacht waren Rapporte von allen Armeecorps einge- gangen. Ueberall herrsht Ruhe und Zuversicht.

Gestern verweilte die Königin in der Sihung des Deutschen Central-Komites zur Pflege im Felde verwundeter und er- krankter Krieger. Nach der Tafel verabschiedete sich Se. Königliche Hoheit der Prinz Adalbert von Jhrer Majestät.

Nach einer Mittheilung des »Globe« soll das Panzer- \chi} #»Warrior« von Spithead ausgelaufen sein, um Jhre Königliche Hogeit die Kronprinzessin von Preußen auf ihrer Reise nah England zu einem Besuche bei Jhrer Majestät der Königin von England zu begleiten. Diese Nachricht is unrichtig. Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin, welche sich im Neuen Palais zu Potsdam befindet, wird unter den gegenwärtigen Berhältnissen Preußen nicht verlassen.

Der Provinzial - Auss{huß der Provinz Hannover hat untecm 30. Juli folgende Adresse an des Königs Majestät beschlossen : : 5

Allerdughlauchtigster, Großmächtigster König! Allergnädigster König und Herr!

Unser Vaterland is einem freventlihen Angriffe der Franzosen ausgeseßt. Alle Gegensäße der Parteien \{chweigen , und die ge- sammte Kraft dèr Nation darf in einmüthiger Anspannung nur auf die Besiegung des Feindes gerichtet sein, welcher seit Jahr- hunderten ledigliÞch auf die Uneinigkeit Deutshlands seine Be- s stüßen und seine Erfolge gründen konnte. Wie

der Provinz Hannover zur Zeit der Befreiungskriege unsere Väter. entschlossen und ausdauernd den endlih vom Siege gekrönten Kampf gegen ‘die napoleonische Fremdherrschaft aufgenommen haben, o durck@dringt a c jeßt nur ein Geist der Vaterlandsliebe und Ent- rüstung alle Hannoveraner, die Unabhängigkeit und Jntegrität deut- chen Bodens zu vertheidigen, im gerechten Kampfe treu zu dem deut- chen Vaterlande zu stehen, und nicht eher die Waffen niederzulegen, 5 daß DeutsMand die Geltung und Anerkennung unter den großen Nationen Europas geworden is , welche ihm nur noch die Eifersucht Frankreichs bestreitet. Genehmigen Eure Majestät, daß die heute ver- sammelten Mitglieder des provinzialständishen Verwaltungs - Aus- \chusses und des ne o UnS diesem alle Herzen der Provinz Hännover bewegenden Gefühle Ausdruck geben.

…_— In der Versammlung der Stadtverordneten von Cöln am 28. v. M. wurde die Absendung der folgenden

Adresse an Se. Majestät den König einstimmig beschlossen : Cóôln, 28. Juli 1870. Hoher Bundesfeldherr! Allerdurhlauchtigster, Allergnädigster König und Herr! Euer Majestät Weisheit und Vaterlandsliebe hat sich vergeblih bemüht, den Frieden zu erhalten, den Krieg abzu- roehren, in welhem der Feind sich die Provinz zum Kampfpreis ausersehen hat, dur welche Deutshlands \s{hönster Strom fließt, an dessen Ufern treue Söhne Preußens und Deutschlands wohnen. Auch Rheinlands Söhne folgen mit Begeisterung dem Rufe Eurer Majestät, begleitet vom Segen ihrer Väter und Mütter, welche festhalten an ihrem Königshause, an Preußen und am deutshen Vaterlande. Freudig „Und vollen Herzens legen zoir hiervon Zeugniß ab in dem Augenblicke, in welchem Eure Majestät Allerhöchstselbst mit dem ritter- lichen Kronerben und den Prinzen des Königlichen Hauses im Begriffe sind, das ruhmreiche , mit noch jungen iegeslorbecn geschmückte

Heer im hberrlichen Bunde mit dem Heere befreundeter deutscher S tätame dem Feinde des gemeinsamen deutschen Vaterlandes ent- gegenzuführen; freudig und mit dankerfüllten Gefühlen geben wir Zeugniß von unserer Zuversicht für die Zukunft, von unserer Opfer- willigkeit in jeder Gefahr, bei spätem oder frühem Siege. Gott ge- leite Eure Majestät auf dem {weren Wege; Gott stärke den Arm Eurer Majestät zur Führung des Schwertes, welches gezogen werden mußte zum Schuße von Haus und Heerd jedes Bürgers , zur Wah- rung der Ehre Preußens und Deutschlands, zur Unabhängigkeit , zum Ruhme und zur bleibenden Einigung aller Stämme deutscher Nation. Indem wir Namens der Stadt Cöln den Empfindungen aller ihrer Einwohner Ausdruck geben, zeihnen wir Eurer Majestät unter- thänigst, treugehorsamste Ober-Bürgermeister, Beigeordnete und Stadt-

verordnete.

In den nächsten Tagen wird eine Bekanntmachung der Hauptverwaltung der Staatsschulden erscheinen , betreffend die ZQusagescheine, gegen welche nah §. 11 der Subskriptions- Bedingungen für die fünfprozentige Anleihe des Norddeutschen Bundes am 2. Einzahlungs8termine (1. September) die von den Zeichnungsstellen ausgestellten EmpfangSsbescheinigungen aus8ge- tauscht werden. Die Zusagescheine lauten auf den Jnhaber und werden von der Hauptverwaltung der Staasschulden ausgefertigt. Auf Wunsch des Zeichners werden auf Eine Zeichnung auch

mehrere auf für den Handel geeignete Abschnitte des gezeich- | neten Nominalbetrages lautende Zusagescheine ausgefertigt } werden. Die Erklärungen der Zeichner über ihre desfallsigen |}

Wünsche werden bei der ersten, am 10. d. Mts. fälligen Ein- zahlung von den betreffenden Kassen Eine Berücksichtigung aller hierbei kundgegebenen wird indessen in dem Falle niht möglih sein, wenn eine so große Anzahl kleiner Apoints gefordert werden sollte, daß deren Ausfertigung in der kurzen Zeit vom 10 August bis 1. September unausführbar sein würde. An der größten Will fährigkeit aller betheiligten Behörden wird es in diesem Falle gewiß nicht fehlen. Spricht der Zeichner besondere Wünsche nicht aus, so wird ihm nur ein Pulageschein, der auf den von ihm gezeichneten Nominalbetrag lautet, ausgefertigt.

Es muß noch besonders darauf aufmerksam gemacht wer- den, daß es sih bei den von den Zeichnern abzugebenden Er- flärungen nur um die Abschnitte der Zusagescheine, nicht etwa schon um die Abschnitte der Schuldverschreibungen handelt, welche später gegen die vollbezahlten Zusagescheine ausgegeben werden.

Aus Kopenhagen vom 30. Juli meldet der »H. C.«: »Die hier im Laufe des gestrigen Tages über die französische Panzerflotte eingetroffenen Telegramme lauten in chronologischer Ordnung folgendermaßen : Friedrichshafen, 29. Juli, Morgens:

Die französische Flottenabtheilung besteht aus sieben größeren Panzerfregatten und zwei kleineren Holzschiffen, welche gestern Nach- mittag sämmilih in der Bucht von Aalbeck zu Anker gingen, wo sie vermuthlich die Anfunft von noch mehr Schiffen abwarten. Morgens 10 Uhr: Einige französische Panzerfregatten haben die Anker gelichtet und sind östlih und westlich um Läss gesegelt, ver- muthlih um Jagd auf eine preußische Panzerkorvette (»Arminius «) zu machen, welche sich kurz vorher hier gezeigt hat. Nachmittags 2 Uhr 45 Minuten: Die preußishe Panzerkorvette ist heute Morgen nordöftlih von Skagen nach Süden segelnd gesehen worden. Skagen, 29, Juli, Nachmittags 3 Uhr 35 Minuten: Von der französischen Pangzerflotte liegen noch vier Schiffe bei Hirtsholm. Helsingör, 29. Juli, 6 Uhr 7 Minuten, Nachmittags: Jn diesem Augenblick segelte die französische Panzerflotte hier vorbei.« (Nach weiteren Nachrichten is die Jagd auf den »Arminius« erfolglos geblieben.)

Die Bevölkerung der neutralen Staaten giebt fortgeseßt ihren warmen Sympathien für Deutschland Ausdruck und be- thätigt dieselben auf mannigfache Weise. Viele fremde Offiziere haben sich hier mit dem Wunsche gemeldet, den Krieg gegen Frank: reich im Heere des Norddeutschen Bundes mitmachen zu dürfen.

Die deutsche Bevölkerung St. Petersburgs, welche aus Landsleuten aller Gaue des gemeinsamen Vaterlandes vom Belt bis an die Adria , einschließlih der Schweiz, be- steht , gab ihrem Interesse für Deutschland in einer patrio- tischen Adresse an den Bundeskanzler Grafen Bismark Aus- druck. Unter Leitung des Bundeskonsuls®, Legations-Raths von Bojanowsky, gehen daselbst die Sammlungen zu Gunsten der deutschen Verwundeten rüstig vorwärts. Auch unter den Deutschen an der Wolga herrsht Begeisterung über Deutschlands einmüthiges Vorgehen. Ebenso in Riga, woselbst auch ein Aufruf an »Esthlands Frauen« ergangen, Charpie zu sammeln für ihre mit Krieg überzogenen deutschen Stammées- genossen,

uh unter der deutschen Bevölkerung Englands findet Deutschlands Vorgehen einen freudigen Widerhall. Jn London, Bradford, Edinburgh 2. sind patriotische Hülfsfonds ge- bildet zur Unterstüßung für die verwundeten deutschen Krieger. Die deutsche Turnerschaft zu London hat beschlossen, die Chre Deutschland® wie ein Mann mit Aufwendung aller Kräfte

| lands Sympathien.

entgegengenommen. |} Wünsche |

20 und Mittel wahren zu helfen. Aus Bradford sind bereits

mehrere Deutsche nah ihrem Vaterlande zurückgekehrt, um an

dem Kriege Theil zu nehmen.

In der Schweiz erweckt gleichfalls die Sache Deutsch- nds Symp Von den Professoren der Hochschule Zürlch is ein Aufruf ergangen an alle daselbst wohnhaften

| Deutschen , nicht müßig im bevorstehenden Kampfe um die | Unabhängigkeit des Vaterlandes dazustehen, sondern so viel an

ihnen liegt, die Wunden, die der Krieg schlagen wird, zu heilen.

Aehnlich ist die Stimmung in is N derlanbes __In Jtalien giebt sich die Theilnahme für Preußen in vielen antifranzösischen Kundgebungen und preußenfreundlichen Demonstrationen kund. Solche fanden fast in allen großen Städten des Landes, wie Florenz, Mailand, Padua, Genua, Palermo u. a. statt,

Cassei, 27. Juli.

e Die »Hess. Morgenz.« veröffentlicht p cinc Adresse, welche der Stadtraty dem General v. Plondéki } zu dessen fünfzigjährigem Dienstzubiläum am 9. d. M. nach

N gesendet hatte, und das Dankschreiben des Jubilars. if ldezbarg, 31, Juli. Das Gesetzblatt Band XXI. Stück 61 enthält das Gesetz, betr. die Kriegsleistungen, und das Geseg, betr. die Abänderung der Gemeinde - Ordnung vom 1, Juli 1855.

__ Mecklenburg. Schwerin, 1. August. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin und die Herzogin Marie sind gestern früh von Berlin hierher zurückgekehrt und beabsichtigte Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin-Mutter heute Abend und die Herzogin Wilhelm, Königliche Hoheit, nebst

E Tochter am morgenden Tage von Berlin hier cin- zutreffen.

Lippe. Detmold, 30. Juli, Die Geseßsammlung für das Fürstenthum Lippe veröffentlicht folgenden Landtagsabschied vom 28. Juli 1870:

Von Gottes Gnaden Wir Paul Friedrich Emil Leopold 2c. Getreue Stände haben Uns ihre unterthänigsten Erklärungen auf. die

| thnen vorgelegten Propositionen und die damit verbundenen Anträge

und Desiderien zu einer Zeit überreichen lassen, in welcher, zufolge der ergangenen Kriegserklärung Frankreichs, ganz Deutschland sich rüstet, dic Ehre und die Selbständigkeit des gemeinsamen Vaterlandes mit den Waffen zu vertheidigen. *

In einem solchen Augenblicke, in welchem es um Höheres fich handelt, müssen die Beschlußnahmen über die inneren Angelegenheiten der cinzelnen Staaten zurückgeseßt bleiben ; nur die gemeinsamen An- gclegenheiten des großen Vaterlandes, nur die Herbeishaffung der Mittel zu einer kräftigen Vertheidigung desselben gegen den andringen- den Feind, können der Gegenstand der Berathungen und Beschluß- nahmen der Regierungen und der Stände in den zu Deuts@hlaud ge- hörigen Staaten scin.

Wir haben, hiervon ausgehend, darauf Uns beschränken müssen,

Unserer Regierung zu befehlen, nah den Beschlüssen des Landtages"

den Etat für die Landkasse aufzustellen, und ist dann durch Unsere am 20. d. M. erlassene Verordnung dem entworfenen Etat Unsere Genehmigung ertheilt worden. |

Die Ordnung der Finanzen des Landes nach dem genehmigten Etat, die Feststellung der zu demselben gehörigen Spezial-Etats, die Einziehung der Steuern und Abgaben und die Bestreitung der Lande®- ausgaben is nunmehr die Aufgabe Unserer Regierung.

“Unter den obwaltenden Zeitverhältnissen ist dem Antrage getreuer

Stände, zu Prämi:n für das Landgestüt und zu andern landwirth- schaftlihen Zwecken die Summe von 2500 Thlr. zu bewilligen , in Berücksichtigung, daß die Geldmittel dazn nicht vorhanden sind, Unsere Genehmigung nicht ertheilt worden. ___ Wir haben Anstand genommen, das proponirte Geseß Über die Einführung ciner Gebäudesteuer nach den von getreuen Ständen dar- über abgegebenen Erklärungen zu erlassen, zumal die damit in naher Verbindung stehende Proposition, die neue Veranlagung der Grund- steuer betreffend, von dem Landtage abgelehnt ist, und behalten Wir Uns vor, eine nochmalige Berathung darüber am nächsten Landtage zu veranlassen. :

Die proponirten Gesehe über die Aufhebung der Wrasemeistereien und Über die Aufhebung ausschließlicher Gewerberechtigungen, sowie der Berechtigungen zur Ertheilung gewerblicher Konzessionen und zur Auferlegung gewerblicher Abgaben sind von Uns genchmigt worden und werden Wir deren Publikation veranlassen.

Jm Uebrigen habea Wir Unsere Entscheidungen über die uns zu- gegangenen Erklärungen und Anträge getreuer Stände Uns vor- iei und werden Wir Unsere Entschließung dem nächsten Landtage mittheilen.

Indem Wir den Landtag hiermit für geschlossen erklären, bleiben Mir getreuen Ständen in Huld und Wohlwollen zugethan.

Sachsen. Eisenach, 27. Juli. Bei dem Ausrüen der hiesigen Garnison, dem, wie auch in Weimar, öffentlicher R und Parade vorangingen , hielt der Groß- herzog eine Ansprache, die im Wesentlichen lautete:

Fhr wißt bereits alle, welche Kunde von drüben , vom Rheine her, zu uns herübertönt; der wohlgekannte Feind des deutschen Vater- landes, Frankreich, steigt wieder empor, um unser Vaterland zu s{chmä-

lern, seine Ehre anzugreifen, unsere Freiheit uns zu rauben! Deuitsch- |

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land erhebt sich zur Vertheidigung wie und 1815, wo unsere Väter ein Gleiches thaten den damaligen Unterjoher Deutschlands, jenen ersten Na- poleon, Vorgänger des jeßigen, bekämpften, besicgten und vernichteten. Das glorreiche Vorbild unserer Väter leuchte uns vor- an, und wie sie, wollen wir muthig und Gsett vertrauend in den Kampf zichen. Der Allmächtige verläßt nie die, welche auf ihn hof- fen und unshuldig am Kampfe sind. Nun, beides sind wir, und so wird auch unser treuer Gott gewiß unsere Fahnen segnen! Den Erb- großherzog, meinen Sohn, habt ihr bereits euch in den Kampf für das Vaterland vorauseilen sehen; er that es eingedenk, daß wir und D O 4 Mean und das Banner des Vaterlands och halten. So laßt uns denn getro í i Gott A N Schuß sein! AORNIE B S s tenburg, 31. Juli. Heute Vormittag ist folgende Proklamation des Herzo gs erschienen : N S _ An meine theuren Altenburger!

Im Begriff, mich in das Hauptquartier der zum Schuß der deutschen Küsten aufgestellten Armee zu begeben, werde ih in den nächsten ereignißvollen Wochen nicht unter Euch sein.

Indem ih Euch Gottes Schuß befehle, bin ih gewiß, daß Jeder von Euch in allen Wechselfällen des uns von französischer Ueber- hebung aufgedrungenen Krieges mit deutsher Ausdauer und Festigkeit ausharren und freudig Alles einseßen wird, ihn zu Deutschlands Ehre hindur{zuführen.

Hat auf fränfkishe Bedrohung Deutschland in nie gekannter Ein- müthigkeit sich erhoben, so wird mit Gottes Hülfe als Frucht aus diesem Kampfe Deutschlands Einigung hervorgehen, damit ihm end- lih in Europa die Stellung zu Theil werde, welche es im Interesse dauernden Friedens eimgunehmen berufen erscheint.

JH vertraue, daß meine Altenburger mir ihre Liebe und Treue durch terie Hingebung an unser großes Vaterland bewei- sen werden.

Altenburg, am 31. Juli 1870. Ern st.

_ Württemberg. Stuttgart, 1. August. (W. T. B.) &ürst Gortschakoff reist heute von hier über München nach St. Petersburg ab.

__Vayeru. München, 28. Juli. Se. Majestät der König wird morgen Vormittag mit den Königlichen Prinzen, dem großen Cortkòge 2. 2c. einem in der Frauenkirche von dem Erzbischof celebrirten Bittamte beiwohnen, das abgehal- ten wird, um eine glückliche Entscheidung in der gegenwärtigen KriegSnoth und baldige Wiederkehr des Friedens für unser

Vaterland zu erflehen.

1813; 1814 und muthig

einst

Desterveich- Ungarn. Wien, 30. Juli. Das »Reichs- geseÿblatt« veröffentlicht eine Verordnung der Ministerien des Innern , der Jrstiz und des Handels vom 29. Juli 18709, womit die von den Behörden und den Reichsangehörigen wäh- rend des zwischen dem Norddeutschen Bunde und den Staaten Süddeutschlands einerseits und Frankreih andererseits aus- gebrochenen Krieges hinsichtlich des Handels und der Schiffahrt M dem Meere zu beobachtenden Grundsäge kundgemacht werden.

§. 1 dieser Verordnung lautet:

Es is} verboten, auf St(iffen unter österreichisch - ungarischer &lagge Truppen der kriegführenden Staaten zu transportiren oder den Leßteren Gegenstände, welche nah dem allgemeinen Völkerrechte oder besonderen allgemein kfundgemachten Anordnungen der sttreffenden fremden Regierungen als Kriegskontrebande gelten, zuzuführen.

Von solchen Gegenständen darf auf einem österreichisch-ungarischen Schiffe im Verkehre mit jenen Staaten nur so viel vorhanden sein, als zu dessen cigenem Gebrauche oder zu dessen Vertheidigung unum- gänglich nöthig ist. ¿

Den österreichish-ungarischen Schiffen ist das Einlaufen in solche Pläße und Häfen unwersagt, die von einer der kriegführenden Mächte belagert oder wirksam blofirt sind.

Wer vorstehende Verbote übertritt, hat bei eintretenden reckcht- mäßigen Beschlagnahmen und Konfiskationen von Seite der krieg- führenden Staaten keinen Schuß bei der Regierung zu erwarten.

Triest, 29. Juli. Alle auf au8wärtigen Stationen bes.

findlichen Kriegsschiffe wurden einberufen.

Delgien. Brüssel, 30. Juli. Die Sigungen der Pro- vinzialversammlungen sind geschlossen worden. Die Mehrzahl der Versammlungen hat nur die dringendsten Verwaltungs- sachen erledigt, die Berathung aller politischen Angelegenheiten aber vertagt.

Großbritannien und Jrland. London, 29. Juli. Wir geben heute zur Ergänzung unserer gestrigen Mittheilungen nach der »Engl. Corr. « noch folgende Auszüge aus dem englischen Vlaubuch :

Nr, 53, eine Depesche des englishen Botschafters in Berlin, Lord Augustus Loftus, an ‘Earl Granville is vom 13. Juli datirt und lautet in ihren Houptstellen folgendermaßen: »Jch hatte heute eine Unterredung mit dem Grafen Bismarck und gratulirte Sr. Excellenz zu der bevorstehenden Lösung der \{webenden Krises durch den freiwilligen Rücktritt des Prinzen von Hohenzollern. Graf Bismarck bemerkte, von Paris sei wiewohl nicht ceffiziell von Baron Werther die Nachricht eingetroffen, daß diess Lösung der spanischen Schwierigkeit nicht hinreichen werde, die französische

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