1870 / 193 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Der Redner schilderte den Gegensaß zwischen der Feier des Tages, wie fie in Aussicht genommen war, und der Feier, wie sie sich in Folge der Krieg®ereignisse gestaltet hat. Er entwickelte an dem Charafter des Urhebers des Krieges, des Kaisers der Franzosen, die bisher nicht binreicend beachtete Seite, daß er im Gegensay zu anderen, in Purpur geborenen Erobercrn, ver- möge scincs BildungLganges, die Leiden des Krieges ganz genau kenne, und sie doch muthwillig herbeiführe, Darauf zergliederte er die unter dem Namen Chauvinismus bekannte, in Frank- reih herrschende Begriff8verwirrung und Gefühlsverirrung. Ein Hoch auf die deutschen Waffen und den König Wilhelm als Herzog der Deutschen {loß die Rede. n S

Demnächst wurden die Urtheile der Fakultäten über die eingegangenen Preisbewerbungsschriften vorgetragen und neue

reisaufgaben bckannt gemacht. E e In e theologischen Fakultät gewann den Königlichen

Preis dec Stud. théol. Hermann Gräber aus Westfalen. Jn der juristischen Fakultät erhielt den siädtishen Preis der Stud. jur. Wilhelm Sikel aus Roßleben, eine lobende Erwähnung erhielt der Stud. jur. Samuel Herrlih aus Cassel. Jn der medizinischen Fakultät erhielt den siädtischen Preis der Stud. med. Hermann Loehlein aus Sacbsen-Coburg. Jn der philo-

ophishen Fakultät erhielt den Königlichen Preis der Stud. phil Ds Dressel aus Rom. Mit Gesang sckloß die Feier- ichkeit.

Finanz- Ministerium.

Nachdem die Armee mobil gemacht worden ist, soll die Erhebung der klassifizirten Einkommensteuer von den mobilgemachten Offizieren und Militärbeamten, soweit solche lediglich von dem Militärdiensteinkommen derselben veranlagt ist, vom ersten desjenigen Monats ab eingestellt werden, welcher auf denjenigen Monat folgt, in dem der betreffende Offizier oder Militärbeamte mobil gemacht worden ist. j i : |

Die Sönialiche Regierung hat hiernach hinsichtlich der in dem dortigen Bezirke veranlagten, mobil gemachten Offiziere und Militärbeamten das Erforderliche zu veranlassen und die nicht zur Einziehung gelangenden Steuerdbeträge einstweilen als Reste fortführen, leßtere auch in den hierher einzureichenden Abschlüssen besonders nachweisen zu lassen.

Wenn außer dem Milit ärdiensteinkommen der vorge- dachten“ Offiziere und Militärbeamten bei deren Veranlagung zur Einkommensteuer noch andere Einnahmequellen (Grund- besiß, Kapitalvermögen u. s. w.) berücksichtigt worden find , so

ist dahin Anordnung zu treffen, daß drei Prozent des bei der

Veranlagung berücksichtigten Militärdiensteinkom- mens als der einstweilen nichk einzuziehende Betrag von der ver- anlagt:en Einkommensteuer in Abzug gebracht und nur der alsdann noch verbleibende Theil der veranlagten Steuer zur Staatskasse ein- gezogen werde, Jn demselben Verhältnisse ist auch die dem betreffenden Offizier und Militärbeamten etwa zustchende Mahl- und Scblachtsteuervergütigung fortzugewähren. Demgemäß werden, wenn z. B. ein Offizier in einer mahl- und s{lach{t- steuerpslihtigen Stadt mit einem Gesammteinkommen von 1800 Thlr., worunter 800 Thlr. an Militärdiensteinkommen enthalten sind, zur 4. Stufe der Einkommensteuer veranlagt ist, von dem Steuersaße von 48 Thlr. drei Prozent des Millitär- diensteinkommens mit 24 Thlr., von den verbleibenden 24 Thlr. aber nad) dem Verhältnisse von 48 Thlr. zu 20 Thlr. an Mahl- 1.nd Schlachtsteuervergütigung 10 Thlr. in Abzug zu bringen und noch fit Thlr. jährlich oder 1 Thlr. 5 Sgr. monat- lih fortzuerheben sein. i :

° ie Sónialiche Regierung hat schleunigst und erforderlichen Halls nah Korrespondenz mit den betreffenden Truppenkom- mandos die Berechnungen über die Abseßung, bezichung89weise zForterbdebung der gedachten Einkommensteuer durch die Vor- fißenden der Einschäßungs - Kommissionen anlegen zu lassen, deren Festseßung zu bewirken und dafür zu sorgen, daß die mobil gemachten Offiziere und Beamten, sowie die Militär- fassen, dur deren Vermittelung die Einziehung der Einkommen- steuer erfolgt, von dem Betrage der fortzuzahlenden Steuer- quote in Kenntniß werden. A i

Die Einkommensteuerbeträge, deren Einziehung in der an- geordneten Art \istirt worden, sind in einer demnächst hierher cinzureichenden Nachweisung zusammenzustellen , welche den

Namen, Wohnort und militärischen Dienstcharakter des Offi- giers 2c., sowie den Truppentheil und das bei der Veranlagung berücksichtigte Militärdiensteinkommen ergiebt.

Berlin, den 26. Juli 1870. Der Finanz-Minister. Camphausen.

An sämmtliche Königliche Regierungen (extl. Sigmaringen) und die Königliche

Finanz-Direktion in Hannover,

Abschrift erhalten Ew. Hochwohlgeboren zur Nachricht und gleihmäßigen Beachtung mit dem Auftrage, die vorgedachte Nachweisung seiner Zeit hierher cinzureichen und die betreffenden Offiziere und Militärbeamten , sowie Militärkassen von den getroffenen Anordnungen in Kenntniß zu seßen.

Berlin, den 26. Juli 1870. i

Der Finanz- Minister. Camphausen. : An den Königlichen Ober- und Geheimen Regie- rungs-Rath Herrn Rust, Hochwohlgeboren hier.

Nachstehende Anordnung des Herrn General-Gouverneurs

eutigen Tage D R Y H.-Q. Hannover, den 5. August 1870. Auf Allerhöchsten Befehl is unter Aufhebung meines Ausfuhr-Verbots vom 3. August nur das Verladen des Getreides in Norddeutschen Häfen direkt nach französischen

äfen untersagt. Uf Der General-Gouverneur.

(gez.) von Falckenstein. bringe ih hierdurch zur allgemeinen Kenntniß der Bewohner der Provinz Hannover.

Hannover, den 5. August 1870. Der Ober-Präsident der Provinz Hannover. Otto Graf zu Stolberg:

Niíichtanmtli ches.

Preußen. Berlin, 7. August. Jhre Majestät die Königin wurde auch gestern bei der Rückkehr von einer Aus- fahrt durch die Siegesnachricht Überrascht, die heute alle Ge- müther bewegt und Deutschland in verbindet. Die Königin ließ die eingetroffene Depesche des Kronprinzen sogleich vorlesen und. die von Sr. Ma- jestät dem Könige in dieser Nacht eingetroffene De- pesche heute früh veröffentlichen. Jhre Majestät wohnte heute dem Dankgottesdienst im Dome bei, worauf die Geschüße die ernste Feier des Sieges verkündeten. Die Königin empfing die 9 Grenadiere des Königs-Grenadier- und des 47. Regi- ments, welche vom Schlachtfelde aus mit den ersten Gefangenen hier eingetroffen sind, und sich auf Befehl des Kronprinzen bei Seiner Mutter meldeten. Der kommandirende General des 2, Armee-Corps verabschiedete si: bei Ihrer Majestät.

Se. Majestät der König von Sachsen hat sofort nach Eintreffen der Siegesnachrichten- vom 6. August durch den Minister der au8wärtigen Angelegenheiten, öreiherrn v. Frie- sen, Seine aufrichtige Freude Übex die Erfolge Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen aussprechen lassen.

Gott war mit uns. Jm Vertrauen auf Ihn zog unser Königlicher Feldherr mit der deutschen Armee zur Vertheidigung des Vaterlandes gegen den Feind. Der französischen Ueber“ hebung trat die ruhige Siege8zuversicht des deutschen Volkes in Waffen entgegen. Jn drei blutigen Treffen am 4. und 6. August bei Weißenburg, Hagenau und auf den Höhen von Saarbrücken hat deutsche Tapferkeit den Feind überwunden, der unsere Grenzen bedrohte. Neben den preußischen Fahnen wehten die der deutschen Bundes8genossen von Nord- und Süddeutschland.

Einen Lorbeerzweig bringt freudig und stolz das Vater- land seinen gefallenen Siegern und den Heldenführern, welche Gott zu weiteren Siegen unter ihren ruhmgekrönten Feldherrn führen möge!

Die Geschichte wird Zeugniß ablegen von dem sittlichen Ernst und der militärishen Zucht, welche die deutschen Krieger auszeichnen. Mit Stolz können wir sagen , daß fie auch in Feindesland ein Beispiel sein werden von der Menschlihkeit und der würdigen Haltung die im Gefolge wahrer sittlicher Bildung ist.

Gott schirme gnädig unseren Königlichen Kriegsherrn und segne ferner unsere Waffen!

Die Siege8nachricht von Weissenburg hatte überall die freudigste Erregung wach gerufen. Unbeschreiblicher Jubel aber bemächtigte sih aller Gemüther, als gestern Abend die. Kunde von einer glänzend gewonnenen Schlacht, der Schlacht bei Wörth, die Stadt durchflog. Die Begeisterung wuchs um so höher, als bekannt wurde, daß Frankreichs militäri- scher Stolz, der Sieger von Magenta, Mac Mahon, es sei, der von Sr. Königlihen Hoheit dem

in Dank gegen Gott

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Kronprinzen vollständig geschlagen wurde. Freude sollte noch gesteigert werden. Kurz darauf erfolgte eine weitere Siegeskunde, daß von der 1. Armee (General von Steinmeß) Saarbrücken wiedergenommen sei. Gr Berlin wurde in Folge dieser Siegeênachrichten von Sr. Majestät dem Könige ein Victoriaschießen anbefohlen, welches heute Mittags um 12 Uhr im Lustgarten statifand , woselbst durch die Ersat-Abtheilung des Garde-Feld-Artillerie-Regiments 101 Schuß abgefeuert wurden. Die ganze Stadt hat geflaggt.

Aus Breslau wird telegraphisch berichtet: Auf gestrige Siegesnachricht Stadt noch spät Abends theilweise illuminirt. Heuke prangt die ganze Stadt im Flaggenschmuck.

Die Bevölkerung Frankfurts a. M. hat die Nachricht von dem glänzenden Siege bei Wörth in die freudigfte Er- regung verseßt , zahllose Menschenmassen erfüllten die Straßen unter enthusiastishen Rufen und patriotischen Liedern. Im Theater wurden die Siegesdepeschen von der Bühne verlesen und mit unbeschreiblichem Enthusiasmus aufgenommen.

Auch in Hamburg is dieselbe mit endlosem Jubel auf- enommen worden. Zahllose Volksmassen wogten auf den

traßen. Die Stadt war glänzend illuminirt. Ueberall herrscht die höchste Begeisterung.

Ueber das gestern von der Kronprinzlicken (TI.) Armee vollständig geschlagene Corps Mac-Mahon bringt die »Kriegs- Ztg.« folgende Notizen :

Chef des Generalstabes: General Colsfon.

l. Division: General Ducrot. 1. Brigade: General Moreno. 18, und 96. Linien-Jnfanterie-Regiment, 13. Jáger-Bataillon. 2, Bri- ade: General de Portis de Houlbac. 45. und 47. Linien-Jnfanterie-

egiment.

2. Division: General (Abel) Douay [todt]. 1. Brigade: Ge- neral Montmartin. 50. und 78. B 1 A 10. Jäger- Bataillon. 2. Brigade: General Pell6e. 1. Zuaven-Regt., 1. Regt. algierisher Tirailleurs. (Die 2. Division wurde bekanntlid am 4. August bei Weißenburg geschlagen ; sie bildete wahrscheinlich die Avantgarde des Corps Mac-Mahon, das sich von Straßburg in nörd» licher Richtung: auf Wörth und Tit bervegte.

3, Division; General Roult. 1. Brigade: General Chéoille. 36. u. 48. Linien-Ínfanterie-Regiment, 8. Jäger-Bataillon. 2. Bri- gade: 2. Zuaven-Regiment, 2. Regiment algierischer Truppen.

4. Division: Gencral de Lartigue. 1. Brigade: General Fra- boulet. 50. u. 87. Linien-Jhfanterie-Regiment. 1. Jäger-Bataillon. 2. Brigade: 3. Zuaven-Regiment, 3. algierisches Tirailleur-Regiment.

Kavallerie-Division: General Duchesme, bestehend aus 6 Kavallerie-Regimentera, in drei Brigaden unter den Generalen Sepheuil, de Nansouty und Michel.

Die weiteren Depescben über die Vorgänge auf dem Kriegsschauplagte laukten :

An die Königin Augusta!

Welches Glü, dieser neue große Sieg durch &riß! Preise nur Gott für scine Gnade! Gewann cinige 30 Geschütze, 2 Adler, 6 Mitrailleusen, 4000 Gefangene. Mac Mahon war verstärkt aus der Haupt-Armee.

Es soll Victoria geschossen werden. Wilhelm.

Mainz, Sonnabend, 6. August, Abends 7 Uhr.

An 500 französische Kriegsgefangene trafen heute, von einer Abtheilung Bayern eskortirt, hier ein und wurden ini Gestungs- graben beföstigt. Unter denselben befanden fich 1 Major, 4 Hauptleute, 11 Offiziere, 1 Marketenderin. Der größte Theil der Gefangenen: wurde nach Münccen, eine kleinere Ab- theilung, nah Berlin, auf Militär-Eisenbahnzügen dirigirt.

Mainz, Sonnabend, 6. August, Abends 9 Uhr.

Die Tôêten der preußischen Kolonnen hatten sih am 5. der Saar genähert, heute früh traf General von Kameke westlich Saarbrücken. den Feind in starker Stellung auf den Bergen bei Spicheren und ging sofort zum Angriff über. Auf den Ka- nonendonner eilten Abtheilungen der Divisionen Barúeckow und Stülpnagel eben dahin. General von Goeben übernahm das- Kommando und gelang es nach sehr heftigem Kampfe, die von Seiten der französischen Corps Orossard beseßte Position zu erstürmen, General von François und Oberst von Reuter verwundet.

Mainz, Sonntag, 7. August, Morgens 4 Uhr 30 Min.

Kronprinz meldet vom 6, Abends: Jn \iegreicher Schlacht über Mac Mahon, dessen Corps verstärkt durch Divi- sionen der Corps de Failly und Canrobert, 2 Adler, 6 Mi- trailleusen und einige 30 Geshüße genommen, über 4000 Ge- fangene vorläufig gezählt. General Bose verwundet, General Ra fommandirte wieder scin Corps. Beiderseits starke

erluste;

Mainz, Sonntag, 7. August, Morgens 6 Ulhr.

General Göben meldet weiter über Gefecht wesilich Saar- brück: Mehrere hundert' Gefangene vom Corps Frossard. Nach ihren Aussagen standen uns vier Divisionen gegenüber. Ende des Kampfes erst bei völliger Dunkelheit, Feind deckte seinen

Doch die

Rückzteg durch starkcs Geschüßfeuer von Spicheren her. Gene- ral Steinmeß gegen Abend angekommen und Befehl übernom- men. General François gefallen. Verlust namentlih an Offizieren groß, vom Feinde zahlreiche Todte.

Mainz, Sonntag, 7. August.

Prinz Friedrih Karl nach Bliescastel. General Steinmeg zwischen Sulzbach und Saarbrück. Großes Hauptquartier in Kaiserslautern.

Soulßt, Sonntag, 7. August, Morgens.

Der Sieg Über Mac Mahon's verstärkte Armee ist ein totaler. Weit über 4000 Gefangene sind eingebracht. Mac Mahon soll verwundet sein.

München, Sonntag, 7. August, Nachts.

Der Kronprinz von Preußen hat vom Schlachtfelde Woerth, 6. August, 457 Nachmittags, dem König von Bayern den voll- ständigen Sieg der Kronprinzlichen Armee über die Franzosen angezeigt und Se. Majestät beglückwünscht.

Hauptquartier Sr. Majestät des Königs.

_ Mainz, 4. August. Gestern meldete sih der Prinz Frie- drih Wilhelm von Gessen Hoheit, General der Kavallerie à la suite der Armee, bei Sr. Majestät dem Könige. Um 1 Uhr fuhren Se. Majestät nach beendeten Vorträgen aus, machten dem Prinzen Luitpold von Bayern einen Gegenbesuch und inspizirten dann bis 3 Uhr in Begleitung des Gouver- neurs, Prinzen von Holstein, die Armirung der Festungswerke, welche in diesem Augenblicke nahezu vollendet ist. Die Ar- beiten am Weißenauer Lager, Elisabeth- und Hechtsheimer Fort, die einzige für einen gewaltsamen Angriff mögliche Seite, sind größtentheils beendet und das noch Fehlende in wenigen Tagen durch die vorhandenen militärishen Kräfte zu vollenden. Se. Majestät der König sollen Allerhöchstihre vollkommene Zufriedenheit mit dem in so kurzer Zeit Geleisteten ausge- \prochen haben. Am Tage vorher hatte dec Inspecteur der 1. Jngenieur- Inspektion, Stellvertreter des General- Inspecteurs beim großen Hauptquartier, von Kleist, in Be- gleitung der betreffenden Adjutanten die Arbeiten inspizirt. Das Diner wurde um 4 Uhr bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzoge von Hessen und bei Rhein im egierunos§- gebäude eingenommen, zu welchem auch Prinz Luitpold von Bayern , sowie die hier anwesenden fürstlichen Personen und die Generale des großen Hauptquartiers eingeladen waren. Die Befeÿle für das große Königliche Hauptquartier werden täglich 12 Uhr Mittags durch den Kommandanten desselben , Major Freiherrn v, Lacquenghien vom Garde-Kürasfier-Regiment, im Englischen Hofe ausgegeben, wo die betreffenden Personen oder ihre Dienerschaft sich einzufiäden haben. Der gestrige Befehl lautete, daß dás Hauptquartier noch in Mainz bleibe, 1m Falle Se. Majestät aber zeitweise Mainz verlassen sollten, die zur Begleitung bestimmten Persoñeir bésönibers befohlen werden wür- den. Am Abend arbeiteten Se. Majestät noch sehr spät, nachdem Allerhöchstdieselben den Thee in den Appartements mit dem militärishen Gefolge eingenommen hatten. Heute früh traf Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach hier éin, und wurde \0o- fort von Sr, Majestät empfangen. Truppenzüge gehen hon seit vorgestern hier nicht mehr dur; dagegen starke Sanitäts -, Ponton'- und Proviant - Kolonnen , welche von sämintlichen rets - rheinischen Eisenbahnen uns zugeführt wer- den und sofort den vor dem Feinde stehenden Armee - Corps naheilen. Die Anstalten zur Aufnahme von Verwundetén und Kranken, welche auf dem Transport vou deù Armeen noch rückwärts demnächst zu erwarken sein durften, sind außerordentlich umfassend, und die gesammte Bewohnerschaft von Mainz zeigt sih durch bereitwilliges Entgegenkommen vom besten Geiste befeelt. Die Verproviantirung der Festung auf 4 Mo- nate ist beendet. Die vom Gouvernement und den städtischen Behörden den Einwohnern angerathene Ver- proviantirung, besonders mit Fleish und Hülsenfrüchten, fin- det keine lebhafte Betheiligung. Es glaubt eben Niemand an die Möglichkeit eines Vordringens französis{Wer Truppen bis nach Mainz, seitdem man hier theils selb gesehen, theils von den rheinischen Nachbarstädten exfahren , welche Truppen- mat Preußen allein, die übrigen Staaten des Norddeutschen Bundes und Süddeutschland jeßt {on dem Feinde entgegen- geworfen. Die pomphaften pariser Bulletins über glänzende Siege an der Grenze können hier, wo man diese Dinge besser weiß, nur Lächeln erregen, Jedenfalls bringen sie Nie- mand aus der Ruße und Zuversicht, mit wel{her man der Zukunft entgegen sieht.

Hauptquartier des Ober-Kommandos der Ul. Armce.

Der Höchstkommandirende der Il. Armee, Prinz Friedrich Karl Königliche Hoheit, hat mit dem Haupt- quartier mehrfach gewecchselt , aber überäll war die ge- hobene patriotishe Stimmung dieselbe. An einem der

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