1870 / 209 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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bilen Verhältnisses, unter Stellung zur Disp. , zum Vorstande des Art. Depots in Rendsburg, Rieger, Major a. D , zuleßt Hauptm. in der 6. Art. Brig , für die Dauer des mobilen Verhältnisses, unter Stellung zur Disp., zum Vorstande des Art. Depots in Breslau, ernannt. von Nuville, Major a. D.,, zuleßt Hauptmann in der Garde - Artillerie -Brig-de, für die Dauer des mobilen Verhältnisses, unter Stellung zur Disp., zum Abtheil. Commdr. der Art. Kriegs- Besaßung in Spandau, Elten, Ob. Lt. a. D., zuleßt in der 5, Art, Brig, für die Dauer des mobilen Verhältnisses, unter Stellung zur Disp, zum Abtheil. Commdr der Art. Kriegs - Besaßung in Stral- sund, Bechtold v. Ehrenshwerdt, Ob. Lt, a. D, zuleßt in der 8. Art. Brig., für die Dauer des mobilen Verhältnisses, unter Stel- lung zur Disp., zum Abtheil. Commdr. der Art. Kriegs - Besaßung in Magdeburg, Schrötter, Major zur Disposition, zuleßt Haupt- mann in der 5. Artillerie-Brigade, für die Dauer des mobilen Ver- bâstnisses, zum Libtheil. Commdr. der Art. Kriegs8-Besaßung in Posen, Lampe, Maj. a. D., zuleßt in der 6. Art. Brig., für die Dauer des mobilen Verhältnisses, unter Stellung zur Disp, zum Abtheil. Komnmidr. der Art. Kriegs-Besaßung von Neiße, v, Windheim, Maj. zur Disp, zuleßt Hauptm. in der 6. Art. Brig., für die Dauer des mobilen Verbältnisses zum Abtheil. Comindr. der Art. Krieg®- Besaßung von Cosel, Eckhardt, Maj. von der 9. Art. Brig. und Vorstand des Art Depots in Stade, für die Dauer des mobilen Verhältnisses zum Abtheil. Commdr. der Art. Kriegé-Besaßung von Côln, Fastnagel, Maj. a. D, zuleßt in der 9. Artillerie-Brigade, für die Dauer des mobilen Verhältnisses, unter Stellung zur Disp., zum Abtheil. Comizandeur der Art. Kriegs-Besaßung in Coblenz, v. Wencksiern, Ov. Lt. a. D, zuleßt Mal. ift det 11. Art. Brig Diestel, Maj. a. D., zuleßt Hauptm. in der 1. Art. Brig. , beide unter Stellung zur Disp., für die Dauer dcs mobilen Verhältnisses zu Abtheil. Commandeuren der Art. Kriegs-Besaßung von Danzig, v. Shweinichen, Maj. a. D, zuleßt Hauptm. in der Garde-Art. Brig. Schulße, Hauptmann a. D., zuleßt in der 4, Artillerie: Brigade, beide unter Stellung zur Disposition, für die Dauer des mobilen Verhältnisses zu Abtheilungs-Commmandeuren der Artillerie- Kriegs- Besaßung von Mainz ernannt. Den 6. August. Dulißk, Zeug - Pr. Lt. vom Art. Depot in Mainz, zum Zeug - Hauptmann, Schmied, Zeug-Lt. vom Art. Depot in Pillau, Schneider, Qeug- Lt. vom Art. Depot in Oldenburg, zu Zeug- Pr. Lts., R u \ch, Ma- terialienverwalter von der Art. Werkstaîlt zu Spandau, Mergner, Fabrikatenverwalter von dersclben Art Werkstatt, Schulz, Ma- terialienverwalter von der Art. Werkstatt in Neisse, Wo lfshohl, Zeug - Feldwebel vom Artillerie - Depot zu Coblenz, Tau, SZeug- eFeldivebel von: Ari. Depot zu Danzig, zu Zeug-Lieutenants befördert. Bartsch, Qbecrsi und Kommdr. des Brandenb. &Fest.-Art.-Regts. Nr. 3 (Gen. Feldzm.), bis auf Weiteres in Mainz als Kommdr. der Art. Kriegs-Besaß. belassen. Roedlich, Ob. Lt. a. D., unter Stellung zur Diêp,, v. Gerd orff, Pr. Lt. von der Inf. des 1. Bats (Jauer) 2. Westpr. Laudw. Regts. Nr. 7, Löwenberg, Hellwig, Sec. Lts. von der Inf. des Res. Landwehr-Bataillons Berlin Nr. 35, alle vier dem stellvertretenden Generalstabe der Armee Überwiesen. Gr. v. Schlieben, Rittmeister a. O, zuleßt in der Kavallerie des 1. Bataillons (Königsberg) 1. Garde-Landwehr-Regiments, v. Borcke, Pr. Lt. von der Kav. des 2. Bats. Stettin) 1. Garde- Landw. Regts, v. Specht, Pr. Lt. vom Hes. Jäger - Bat. Nr. 11 und kommandirt als Adj. bei der Jnsp. der Jäzer und ScchÜüten, alle drei dem Gen. Gouv. im Bereich des V. VL Armee-Corps als Adj. beigegeben. B. Abschiedsbewilligungen 2c. Den 5. August. Va- lette, Hauptm. und Battr. Chef in dexr 9. Art. Brig., mit Pension

zur Disp. gestellt. / ïx, Fn der Marine. Dffiziere 2c. A. Ernennungen, Beförderungen 2c. Den 6, August. Frike, v. Trübschler und Falkenstein, Meyer, v. Erhardt, Frhr. v. d. Golgt, Stubenrauch I, v. Pritt- wiß L, Langbheim, Rittmeyer, Tischer, v. Ehrenkrook, Wilin, v. Jordan, v. Goernc, Nees v. Esenbeck, Valette, a N O A, Tate Diede- / Dervtng, v. Rosen, Franzius, Ma e, Sce- . ten; zu Unter-Lieuts. z. Sce befördert. is G

S ichtamtliches.

__ Preußen. Berlin, 16. August. Ihre Majestät die Königin besuchte gesiern dic arbeitenden Mitglieder des Frauen - Lazarethvereins und des Frauen- und Jungafrauen- vereins im Jusftiz-Ministerialgebäude, so wie das Hauptdepot der freiwilligen Gaben in den Markthallen.

Depesche Sr, Majestät des Königs an Jhre Majestät die Königin.

Herny, 15. August, 7 Uhr 30 Minuten Abends, Um 3 Uhr vom Schlachtfelde von Met zurück. Die Avantgarde des 7. Corps griff gestern Abend gegen 5 Uhr den abzicehenden Geind an; dieser stellte sich und verstärkte sich zuschends aus der Festung. Die 13. Division und Theile der 14. unterstüßten die Avantgarde , desgleichen Theile des 1. Armee-Corps, | Ein sehr blutiges Gefecht entspann fi auf dex ganzen Linie, der Feind ward auf allen Punkten geworfen und die Verfol- gung ging bis vor das Glacis der Außenwerke. Die Nähe der Festung gestattete dem Feinde vielfach seine BVlessirten zu |

sichern. Nachdem unsere Blessirten geborgen waren, zogen die Truppen in ihre alten Bivouaks mit Tagesanbruch. Die Truppen sollen sich alle mit unglaubliher und bewun. derung8würdiger Energie und mit Lust geschlagen haben. Jch habe Viele gesehen und ihnen von Herzen gedankt. Der Jubel war ergreifend. Jch sprach mit General Steinmeß Zastrow, Manteuffel, Goeben. N

Die außerdem über das Gefect vorliegenden ie

S 0) 6 ¿E lauten : | N Asglellen i roßes Hauptquartier Herny, pr. Post wegen Draht, störung nah Saarbrücken befördert. E Ten Sa brücken den 16. 7 Uhr 20 Minuten Morgens,

Den 14. gegen 4 Uhr Nachmittags glaubte unsere vor Meg befindliche Avantgarde den Abmarsch der unter dem Schuß der Festung noch lagernden Corps zu erkennen. Unverzüglich riff Brigade Golß die Arrieregarde des Corps Decaen (bisher Bazaine) an, verwickelte diese in so heftiges Gefecht, daß das feindliche Corps, sowie Abtheilungen des Corps Frossard zu ihrer Unterstüßung Front machen mußten.

General Glümer führte seine 2. Brigade Osten-Sacken sofort vor. Nechtzeitig griffen ferner dic Divisionen Kameke und Wrangel in wirksamster Weise auf dem linken &lügel in das Gefecht ein und warfen den Feind schließlich auf allen Punkten his hinter die Festungêwerke, Inzwischen hatte das Corps Admirault die rechte Flanke des” 1. Armee-Corps zu ersgjjen versucht, aber es wurde vom General Man- teuffel mit seinen tambour-battant vorgehenden Reserven gan: gegriffen und unter Erstürmung einer Reihe von Abschnitten der Feind auch auf diesem Flügel ebenso entschieden in die Gestung zurückgeworfen, Die diesscitigen Truppen drangen bis Bellecroix und Borny bis in den Bereich der neuangeleg- ten Forts vor. Heute früh rekognoszirten Se. Majestät der König das Schlachtfeld und besichtigten die zur s\iche- ren Abführung der preußischen wie französischen Verwundeten auf demselben stehen gebliebenen diesseitigen Vorposten. Von den böcbstliegenden Punkten war auf dem rechten Ufer der Mosel vom Feinde nichts mehr zu erkennen. Diese Staub- wolken jenseits des Flusses ließen auf den Abmarsch der feind- lihen Hauptarmee schließen.

i N 9 He f E Abends.

le Leine zestung Marsal hat nah kurzer Beschießun des bayerschen 2, Armee-Corps kapitulirt. Ed Benn und circa 60 Geshüge sind daselbst vorgefunden.

Hauptquartier Sr. Majestät des Königs.

Saint Avold, Departement de la Moselle, den 11ten August. Die bei dem Betreten Kaiserlich französischen Gebiets von Sr. Majestät dem König eigenhändig unterzeichnete Proklamation an die von deutschen Truppen schon beseßten und noch zu beseßenden Departements wurde heute früh in Saarbrücken gedruckt, um soglei in allen Ortschaften verbreitet zu werden, welche durch den wei- teren Vormarsch noch berührt werden dürften. Da dieselbe dur den Telegraphen sofort auch nach Berlin geschickt wurde, so ist ihr Juhalt bekannt, Dem Wirrwar der Nachrichten aus Paris gegenüber, wo Nationalgarden organisirt und Mobilgarden disziplinirt werden sollen, wird diese Proklamation auf die Bewohner der Grenzprovinzen einen beruhigenden Ein- druck machen, und werden die ununterbrochen den Vogesen zuzichenden Truppenmassen ihren Worten den nöthigen Nach- druck geben, In Laufe Des Vormittags und nach Beendigung der Vorträge fuhren Se. Majestät mit dem dienst- thucnden Olügel Adjutanten Fürsten Radziwill in die Lazarethe der Stadt Saarbrücken, welche mit dem rothen Kreuze auf weißem Fahnentuche bezeichnet, ausreicbend etablirt waren und von der Bürgerschait reicblih ausgestattet und unterstüßt wer- den. Bald nach Mittag verließen dann Se. Majestät Saar- brüden, nachbdem ein großer Theil des Hauptquartiers bereits vorausgegangen war. Bei Forbach wurde dic französische Grenze überschritien. Jn den Ortschaften kanton- nirien und in-Bivouacs zu beiden Seiten der Chaussee lagerten mehrere Brigaden Infanterie und viel Artillerie, im Vormarsch gegen die Bogesen begriffen, welche sämmtlich von der Nach- richt elektrisirt wurden, daß der König vorüberfahren werde. Auch hicr wiederholte si dasselbe Schauspiel, welches schon zwischen Homburg und Saarbrücken stattgefunden, Der Weg wurde zu eincm fortgeseßten Jubelrufe. Bei der

Ankunft Sr. Majestät hier, in Saint Avold einem hübschen, und wie es scheint, wohlhabenden Städtchen, "stand M O dem Absteigequartier Sr. Majesiät, die Leib - Compagnie des L, Brandenburgischen (Lcib-) Grenadier-Regiments Nr. 8 mit der Fahne des 1. Bataillons und der Negimentämusik als Ehrenwache. Die Compagnie hatte in dem Gefechte bei For- bah, beim Sturm “auf den sogenannten rothen Verg,

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nicht weniger als 107 Mann verloren, also auch in diesem Kriege, wie in allen, die dieses berühmte Regiment in seiner glorreichen Geschichte aufführen kann, seine alte Tapferkeit bewährt. Seine Majestät nahmen die Honneurs ab, und ließen die San in Sektionen an sich vorbei- marschiren. Jn derselben Straße, etwas weiter herunter und von der Post entfernt, wurde eben ein Zug französicher Krieg8- gefangener, von Leib-Grenadieren eskortirt, nach dem Bahnhofe transportirt, um in preußishe Festungen gebracht zu werden. Es waren Jnfanteristen von neun verschiedenen Regimentern, einige Chasseurs à cheval und Lanciers. Die sie umdrängende Bevölkerung - schien großen Antheil an ihren gefangenen Landsleuten zu nehmen. Bis Saint Avold war das Gefecht bei Forbach nicht gedrungen, und ist dec Rückzug des Corps Frossard nördlich dieser Stadt vorübergegangen, so daß dieselbe von den Schrecken des Krieges verschont geblieben ist. Die französischen Bewohner der Stadt können sih noch gar nicht in die ibnen unbegreifliche Wahrheit finden, nachdem fie bis jeßt nur von den unausbleiblihen Victoires ihrer Landsleute ge- und von den hier konzentrirt gewesenen französi- schen Truppen nur dasselbe gehört. Die Enttäuschung ist also verzeihlichw. Jn Nancy, Mêy und Thionville soll fie noch größer sein und in einer gänzlichen Ent- muthigung sich äußern, namentli seit die Pariser Zeitun- gen davon sprechen , daß zwar die Vogesen - Defiléen verthei- digt werden sollen, der weitere Rückzug aber {on im Voraus auf Châlons bestimmt worden ist. Dies erkennt die Bevölkerung als ein vollständiges Preisgeben des bisher von den Franzosen beseßten Grenzlandes, während sie darauf ge- rechnet hatten, in unaufhaltsamem Siegeslaufe die deutschen Grenzländer zu besegen. Von den neuesten Vorgängen in Paris weiß man hier noch nichts, da die Verbindung mit dem Jnnern Frankreichs durch die bis diht vor Mey stehenden preußischen Corps unterbrochen ist.

12. August. Das große Hauptquarticr Sr. Majestät des Königs ist heute in St. Avold geblieben und ist diese Stadt, in welcher auch der Kaiser Napoleon mit dem Kaiserlichen Prinzen sich vor dem sogenannten Gefecht bei Saarbrücken am 4. August aufgehalten, nicht allein stark mit Truppen belegt, sondern es marschiren auch fortwährend solche hier durch, wäh- rend die Corps der Haupt-Armee bis roenige Kilometer vor Meg und Boulay, an den Ausläufern der Vogesen, vorge- rückt sind. Da der Feind auf der ganzen Linie von Nancy bis Thionville keine Fühlung mehr giebt, selbst starke Rekognoszirungen durch Kavallerie seine Spur nicht mehr finden, so scheint die nach pariser Nachrichten in Aus- sicht genommene Konzeatrirung der noch intaîïten und der Reste der beiden geschlagenen Corps auf Chalons hon vor dem Beginn der ebenfalls beabsichtigt gewesenen Vertheidigung der Vogesen-Defiléen eingetreten zu sein. Dem- gemäß dürfte sih der Vormarsch unserer drei West - Armeen entweder zwischen Mey und Thionville, oder Meß und Nancy hindurch gestalten. Seit dem Ueberschreiten der feindlichen Grenze sind abermals 2 preußische Armee - Corps zu den schon in Frankreich operirenden in die Ordre de Bataille ein- getreten und läßt diese außerordentliche Massirung sämmlkt- licher deutschen Armee - Corps demnächst größere Begeben- heiten erwarten. Der Leib - Compagnie des 1. Branden- burgischen ( Leib -) Grenadier - Regiments Nr. 8 sagten Se. Majestät der König, als dieselbe zur Ehrenwache bei der Ankunft vor dem Königlichen Quartier stand und mit Bezug auf den enormen Verlust von 107 Mann, welchen diese Com- pagnie beim Sturm auf den Rothen Berg im Gefechte bei Forbach gehabt: »Jch freue Mich, die Compagnie hier wieder zu sehen. Sie hat Meinen Erwartungen nicht allein ent- sprochen , sondern diese noch übertroffen, und dem alten Ruhm des Leib - Regiments neue Ansprüche auf Meine Anerëennung hinzugesügt. « Als die Compagnie in Sektion bei Sr. Majestät vorbeimarschirt war, wurde ihrzu beson- derer Auszeichnung für das Leib-Regiment gestattet, die Ehren- wache neben der Stab8wache auch wirklich zu thun, wäh- rend sonst Ehrenwachen nach erzeigten Honneurs gewöhnlich

entlassen werden. L früh kam Se. Majestät der König aus seinem Quar-

tier, um die 15. Division Jnfanterie durhmarschiren zu sehen. Die Compagnie des Leib-Grenadier-Regiments (1. Branden- burgisches) Nr. 8, welche heute die Leib-Compagnie dieses Regi- ments in der Ehrenwache ablöste, war die 4.,, welche sih eben so ausgezeichnet hatte, wie die erste, und auch ebenso starke Verluste gehabt hatte. Als der König nach dem Vorbeimarsch der 13. Jnfanterie-Division in sein Quartier zurückkehrte, ließen Allerhöcy|stderselre diese Compagnie antreten und richtete gleich- lautend anerkennende Worte an dieselbe, wie dies gestern bei der Leib-Compagnie geschehen war. Die beiden Compagnie- Chefs, an welche Se. Majestät diese gnädigen Worte richteten,

sind Hannoveraner. Der König nahm dann die Vorträge der verschiedenen Branchen des Haup: quartiers entgegen. Ein englischer Courier langte mit Briefen der Königin Victoria an Se. Majestät und an Se. Königliche Hoheit den Kron- prinzen an. Der Kriegs - Minister von Roon und meb- rere Generale und höhere Offiziere nahmen im Laufe des heutigen Tages die umliegenden Höhen in Augenschein, wo die Trup- pen des Corps Frossard Verschanzungen angelegt hatten, die indeß, da der Rückzug dieses Corps nach dem Gefecht bei Forbach schr rash bei St. Avold vorüberging, nicht benußt worden sind. Sie scheinen zu beweisen, daß General Frossard schon vor der bei Forbach erlittenen Niederlage an die Even- tualität eines Rückzuges gedacht, bei der Schnelligkeit der Nükwärt8bewegung die Beseßung dieser Schanzen aber nicht eintreten fonnte oder sollte, Sie würden dem stürmenden Vordringen der Preußen eben so große Schwie- rigkeiten geboten haben, als die Werke zwishen Saar- brücken und Forbahch. Die Proklamation Sr. Majestät des Königs ist heute hier an allen Straßeneken angeschlagen worden und wird es werden , so weit bis jegt die Ortschaften des Departemens de la Moselle von norddeutschen Truppen beseht sind. Der ruhige, würdige Ton derselben und besonders die Versicherung , daß »der Krieg nicht gegen die französische Nation geführt werde, mit welcher die deutsche gern in Frieden lebe«, scheint auf die Bewohner einen tiefen Eindruck zu machen, und zeigt sich dies in dem bereitwilligen Entgegenkommen derselben bei den unvermeidlichen Lasten des Krieges. Immer werden noch aus der Umgegend der Stadt und sogar aus For- bach versprengte französische Militärs , Offiziere und Soldaten, gefangen eingebracht , gesammelt und auf der Eisenbahn nach Preußen tran®portirt. Ihre Auffindung, so lange nach dem Gefecht, scheint ebenfalls für die außerordentliche Beeilung des Rückzuges zu sprehen. Eine Anordnung des Maire von St. Avold fordert die Einwohnerschaft auf , ihre Waffen wäh- rend der Dauer des Krieges abzuliefern, eine Maßregel, welche durch die Vorgänge in Weißenburg hervorgerufen zu sein scheint, und nur zum Schuß der ruhigen Einwohner dient. Dem Ver- nehmen nach wird dieser Anordnung willig Folge geleistet, und dürfte sich dieselbe in allen von deutschen Truppen beseßten Orten wiederholen. Die Pariser und Meter Jeitungen, welche man bis zum 6. dieses Monats hier findet, da seit diesem Tage jede Verbindung des Grenzlandes mit dem Innern Frankreichs unterbrochen ist, find voll so unglaublicher Lügen und Ueber- treibungen, daß man über dieses Unmaß von Feindlichkeit nur tiefes Bedauern aussprechen kann. Jede Zeile hat seitdem bereits ihre thatsächlice Widerlegung gefunden; doch bleibt es bedauerlih, daß dem Anschein nach eine ganze Nation sich auf diese Weise belügen läßt und sich keine Stimme zu erheben wagt, welche auf die schreienden Unwahrheiten aufmerksam machte. Freilich fehlen hier von dem Augenblicke an YJei- tungen und Nachrichten, wo die Enttäuschung wenigstens theil- weise in Frankreich begonnen haben muß, und man is nur auf F ORIOE beschränkt, was auf weiten Umwegen hierher gelangt.

Hauptquartier des Oberkommandos der Ill. Armee.

Nach der Wörther Schlacht (6. August) verweilte das Haupt- quartier am 7. in Sulz. Da im Laufe dieses Tages von allen Seiten Nachricht angelangt war, daß der Feind den verfolgen- den Truppen nirgends mehr einen geordneten Widerstand ents- gegengestellt, vielmehr, in aufgelösten Trupps rückwärts ziehend, eine große Anzahl seiner Leute ohne Gegenwehr als Gefangene in unseren Händen zurückgelassen hatte, so wurde die Fort- bewegung des Lagers auf die Vogesen zu, zur weiteren Kon- zentration mit unserer U. Armee, beschlossen. Aus Hagenau war der Feind bereits am 7. durch Badensex verdrängt worden, denen hier eine ansehnliche Beute, Gewehre, Munition U. \. w., in die Hände fiel. |

In Wörth: hatten die Straßen noch nicht von der ZJer- \sttörung, die die Schlacht angerichtet, frei gemacht werden kön- nen, man mußte daher das Hauptquartier auf dem Umwege über Gunstett, Surburg, Eberbach, auf der Straße gegen Jng- weiler weiter führen. Am 8. wurde in Merêweiler, das dur seinen Eisenhammer ausgezeichnet ist, gerastet und das Nacht- lager genommen. Am 9. wurde die kleine Stadt Pfaffenhofen passirt und 5 Meile vor Jngweiler im Dorfe Ober-Moddern Halt gemacht. Vor den Defiléen der Vogesen, an deren Fuße man sich hier befindet, tönte während des ganzen Nachmittags das Feuer der schweren Geschüße herüber. Aus dem Schlosse Lichtenberg stiegen die Rauchsäulen auf; cine Abtheilung Fran- zosen hatte dieses kleine Felsenschlof, das durch seine natürliche Lage fast unangreifbar is , besezt. Einer württembergischen Division gelang es, die Häuser zum Theil in Brand zu scießen, worauf man unsrerscits mit dem Kommandanten wegen Uebergabe verhandeln wollte. Der Feind machte dies da- durch unmöglich, daß er wiederholt auf unsern Parlamentär

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