1870 / 239 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

3406

wohin das große Hauptquartier Sr. Majestät vorausge ist, während das der 111. Armee auch am 25. noch gegangen vérweilen wird.

Se. Mai. den König in seiner Mitte empfan- gen zu dürfen. Von 105 Uhr an versammelten sich das Offizier - Corps und alle übrigen Mitglieder des Haupt- quartiers um den Kronprinzen auf der ziemlich breiten Straße »de Velaine«, in der fich die Wohnung Sr. Königl. Hoheit be- ndet, und die durch ein Thor in die Chaussee auf Bar-le-Duc au8mündet. Die Offiziere nahmen dic Seiten der Straße ein, während der mittlere Raum für den Durchzug der bayerischen Soldaten fretblieb. Während die Truppen vor dem Ober- Befehshaber der UI. Armee vorüberdefilirten, erschollen mehr- fah laute Hurrah8 aus ihren Reihen. Unter den höheren Offizieren, die dem Kronprinzen Meldungen überbrachten, be- merkte man den bayerischen General Tausch, der noch von der Verwundung bei dem Attentat in München den Arm in der Binde trägt und von Sr. Königlichen Hoheit auf das Freundlichste begrüßt wurde. Als gegen 12 Uhr ein ‘Theil der reitenden Stab8wache des Königlichen Hauptquartiers, die bekanntlih aus je einem Mann von den verschiedenen norddeutschen Kavallerie - Regimentern (einshließlich der braunschweigischen Division) zusammengescht if, sihtbar wurde, glaubte man die Ankunft Sr. Majestät in kurzer Frist erwarten zu dürfen. Eine bayerische Compagnie, die eben vorüberzog, erhielt Befehl, längs der Straße Posto zu fassen, um mit ihrer Fahne und ihrem Tambour - Corps zum Ehren - Wachkdienst bereit zu sein. Indem auf diese Weise Alles zum Empfange rangirt wurde, auh die Bürger- haft Ligny's den freien Naum vor den Häusern und alle Etagen derselben beseßt hatte, sprengte Scblag Husar in die Stadt und übergab dein Oberbefehls- haber einen Ordonnanzbrief. Er enthielt die offizielle Nachricht, daß der Feind Châlons geräumt habe. Die Kunde flog sogleich durch das Offiziercorps und verfehlte nicht, die größte Verwun- derung hervorzurufen, obwohl {hon seit dem Aufmarsch der deutschen Truppen im Elsaß und durch die Vogesen gewichtige Stimmen sich hatten vernehmen lassen, die es aus taktischen Gründen für wahrscheinlich hielten, daß die französische Armee, wenn fie durch cine Konzentration bei Mey nicht den gewünschten Er- folg erreichen sollte, sih unmittelbar auf die Hauptstadt oder doch in deren Nähe zurückziehen werde. Man debattirte noch . auf das Lebhasteste Über diesen neuen Entschluß der Franzosen, der auch für die taktischen Entscheidungen auf unserer Seite von Belang sein wird, als die Ankündigung üÜber- bracht wurde, däß Se. Majestät ces|st um 12 Uhr Commercy, den lehten Aufenthaltsort des großen Hauptquartiers, ver- lassen habe und wegen der Entfernung zwischen dieser Stadt und Ligny (3, Meilen) nicht vor 2 Uhr eintreffen könne.

Die Generalstabs8-Offiziere aus dem großen Haupt- quartier erreichten Ligny bereits um 1 Uhr; der General Frei- herr v. Moltke hatte eine e Unterredung mit dem General- Lieutenant von Blumenthal. Die Stadt bot, als man sich um 2 Uhr von Neuem zum Empfang des obersten Bundes- feldherrn der deutschen Armeen rüstete, denselben feierlichen Anblick dar, wie Vormittags; die bayerishen Truppenzüge dauerten fort, das Hauptquartier hatte fich vollzählig um den Kronprinzen eingefunden, die Bewohner - drängten sich, um den König von Preußen zu sehen. Von fürst- lien Personen waren anwesend: der Herzog von Koburg, Prinz Otto von Bayern (Bruder des Königs Ludwig), die Herzöge Wilhelm und Eugen von Württemberg , der Erb- prinz von Hohenzollern, der Erbgroßherzog von Weimar, der Erb- großherzog von Mecklenburg und der Herzog von Augustenburg. Um 25 Uhr passirte der Königliche Zug in Ligny ein ; es eskor- tirten ihn an der Tête einige Dragoner mit gespanntem Kara- biner und die übrigen Mannschaften der berittenen Stab8wache. Se, Majesiät saßen im vierspännigen Wagen, zu seiner Seite der Chef des Militär-Kabinets, General von Tresckow. Von lauten Hurrahs empfangen, fuhren Allerhöchstdieselben bis an das Hauptquartier, wo der Kronprinz seinen erlauchten Vater mit den militärischen Honneurs begrüßte, Man war allgemein erfreut Über das rüstige Ausschen des Königs. Mit kräftigem und schnellen Schritt gingen Se. Majestät an der Front der bayerischen Compagnie entlang und ließen sie beim Abmarsch an Sich vorüberziehen. Darauf begrüßte der König den Herzog von Koburg und die übrigen deutschen Fürsten, ließ Sich die Offiziere, namentlich auch die bayerischen, vorstellen, unterhielt Sich mit den meisten von ihnen in gewohnter Leutseligkeit und ver- weilte dann längere Zeit im Gespräch mit dem Kronprinzen auf dem freien Raum der Stra e. In der Begleitung Sr. Majestät bemerkte man u. A. Se. Königliche Hoheit den Prinzen Karl, Se. Königliche Hoheit den Großherzog von Sachsen-Weimar, den Minister-Präsidenten Grafen von Bismark, die Flügel-Adju- tanten Fürsten Radziwill, Grafen von Lehndorff und von Alvensleben, den Geheimen Legations-Rath Abeken, General- Arzt Dr. Lauer. Nach eingenommenem Diner verließ der König Ligny gegen 4 Uhr, um sich nah Bar-le-Duc zu begeben,

würde,

12 Uhr ein

in Ligny

Weiter liegen vom Krieg8schauplaß folgende Nag richten vor:

Busancy, 30.-August. (W. T. B.)

Heute bei Beaumont Armce Mac Mahon's von Uns qy, gegriffen, geschlagen und gegen die belgische Grenze zurü, geworfen. Yeltlager der Franzosen erbeutet; meilenweite Ver, folgung durch Dunkelheit gehemmt... Zahl der von uns genom menen Kanonen noch nicht zu übersehen wegen Ausdehnun des Schlachtfeldes.

In den leßten Tagen haben wieder bedeutende Trupyey, bewegungen staktgefunden. Es galt, wie die »Pr. Corr. « he, merkt, einerseits, die Lücken auê8zufüllen, welche im Laufe dez Krieges in den einzelnen Regimentern auf dem Kriegss{auplay entstanden sind, andererseits neue Truppcnkörpecr für die weis teren Zwecke der Kriegführung aufzusieUen.

Jur Au®füllung der Lücken in der Armee sind zunä die Ersay-Bataillone und Schwadronen bestimmt , dere Ausbildung in den Ersaß-Depots überall soweit vorgescbritteh war , daß die Mannschaften im Laufe der vorigen Woche zy ihren Regimentern abgehen konnten. Die einzelnen Truppen, theile, welche bisher im Kampfe besonders gelitten haben, wer, den hierdurch fast durchweg wieder vollständig ergänzt werden, In den Ersaß-Depots beginnt gleichzeitig die Ausbildung weite rer Bataillone und Shwadronen

Außerdem find als Besaßung für die okkupirten französi schen Provinzen und zur Theilnahme an der Einschließung von Mey cine Anzahl der {on früher gebildeten Reservecorys neuerdings nach Frankreich gezogen worden, um in demselben Maße die bisher dort operirenden Armeen für die weiteren Zwecke der Kriegführung verfügbar zu machen.

Das »Mil. W.-Bl.« schreibt: Wir erwähnten schon früher, daß die in Mez befindlichen verwundeten gefangenen preußischen Offiziere nah dem 18, ausgewechselt worden wären. Wie di » Kölnische Zeitung« mittheilt, sind E auch 734 ander preußische Gefangene aus der Festung geschafft und bei den diesseitigen Vorposten in der Nacht vom 24./25. eingetroffen, Nach ihren Angaben wurde ihre anfängliche Brodration (täg lih { Brod) in den lezten Tagen auf %& Brod reduzirt, wai

mit darauf hindeutet, daß sich in Mey bereits der Mangel an

Lebensßmitteln fühlbar macht.

Karlsruhe, 31. August. (W. T. B.)

Wie die »Karlsruher Jeitung« meldet, hat sich der Gow verneur des Elsasses, Graf Bismark - Bohlen, vorläufig in Hagenau installirt, nachdem er vorher mit dem General von Werder in dessen Hauptquartier eine Berathung gehabt hatte,

Französischerseits liegt folgende Mittheilung vor: Paris, 31. August. (W. T. B.) Durch Dekret vom 29. d. M. is} General Lamotte Rougt zum Kommandanten der Nationalgarde ernannt worden, at Stelle des Generals Sonmaine, dessen Entlassung angenommen,

Die Aordofigranie Franuireicys, welche in den leßten Tage mehr und mehr Kriegsschauplaß zu werden scheint, ist weniget wie die des Ostens durch die Natur, um so mehr aber dur eine Reihe von Festungen gedeckt, welche theils noch der » Zone gegen den Rhein« angehören, theils aber die »Jone gegen Bel giene bilden, wiewohl einige derselben lediglih zum Schuß gegen einen Angriff von rheinpreußischem oder luxemburgischem Ct biete aus dienen sollen. Diese leßteren von Thionville bis Givet-Charlemont sind es, welche in denjenigen nördlichen Thel len der Departements der Mosel, der Maas und der Ardennen die Stühpunkte der augenblicklihen Bewegungen Mac Mahons bilden, in welchen die deutschen Heere und Heeres-Abtheilungen unter dem General von Steinmeß und dem Kronprinzen von Sachsen die Vereinigung der beiden Marschälle (in Mey und Sédan) zu hintertreiben suchen.

Diese Festungsreihe beginnt bei Thionville an der Mosch verfolgt den Chiers bei Longwy und Montmédy, berühr! die Maas bei Sédan und Mézièòres, erreicht bei Rocro} den Ardennenwald und endet mit den Festungen Givet' Charlemont zu beiden Seiten der Maas, welche auf dem am meisten vorgeshobenen Punkte im Nordosten Frankreich? und in derjenigen Spitze des Departements der Ardennen liegen ee Be meilenweit in die belgishe Provinz Namur hin einzieht.

“Die Strecke von Thionville bis Rocroy umfaßt etwa 25 Meilen; die einzelnen Entfernungen betragen ohngefähr deren 6 von Thionville bis Longwy, 5 von Longwy bis Monk médy, 6 von Montmédy bis Sédan, 3 von Sódan bid

| ¿ beherrscht diesen Fluß, die Eisenbahnlinien nach Meg,

3407

es und 5 von dort bis Rocroy, von wo Givet-Charle- mont 6 Meilen nördlich liegt; es ist klar, daß, wenn diese sämmtlichen Pläße auch nit durhweg zu den stärksten gehören, se dennoch wesentlihen Rückhalt für eine in der Richtung von hnen aus auf Verdun und Mey hin operirende Armee bilden, hionville, Longwy Und Montmödy gehörten im Frieden zum wereih des 3. Armee-Corps Kommandos, dessen Hauptquartier jn Nancy war, und zur Militär-Division in Meß; die übrigen n Sédan bis Givet standen unter dem Kommando des Armee-Corps in Lille und lagen im Gebiete der 4. Division jâlons. Sämmtliche genannten festen Pläße zählen nach der französischen Eintheilung zu den Festungen 1. Klasse.

Thionville is die nördlihste französische Mun uxem- hut und Longwy und die Straßen nach denselben Orten is Bouzonville. Die Festung ist nicht unbedeutend ; sie liegt auf heiden Seiten der Mosel und kann 7—8000 Mann aufnehmen. hre Werke stammen aus mehreren Epochen und gehören theils Vauban, theils Cormontaigne an. Die Hauptform der Festung | ein unregelmäßiges Siebeneck mit Halbmonden und Lünet- n, Die Stadt, welche 7800 Einwohner zählt, hat drei Thore nd innerhalb derselben ein großes Arsenal und ein bedeuten- es Proviantamt. Die Mosel hat hier eine 127 Metres lange Brüde mit 5 Bogen.

Long wy beherrscht diejenige Eisenbahnstrecke, welche die inien Luxemburg-Arlon und Thionville-Sédan mit einander verbindet Und ist Knotenpunkt der Straßen nach Thionville, \rlon, Virton und Longuyon. Es liegt am Chiers, einem «ten Nebenfluß der Maas, etwa 1000 Fuß bocb, kaum eine lde Meile von der belgischen und nur wénig weiter von der uxemburgi schen Grenze entfernt und hat 3350 Einwohner. Die dtungówerke bilden ein regelmäßiges Sechseck von 2340 Méêtres nmfang mit sech8 Bastionen und zwei Kavalieren und können 000 Mann und 800 Pferde aufnehmen. |

Montmédy is fast ganz vom Chiers8 eingeschlossen , der ih bald unterhalb der Stadt nördlich der Maas zuwendet ; es ‘herrscht die Bahnen und Straßen, -welhe ostwärts nach onguyon und von da nach Longwy und Thionville, west- várts nah Sédan führen. Montmédy hat 2100 Einwohner, lele in zwei völlig getrennten Theilen der Stadt wohnen: (r eine in der Ebene gelegene is von einer Umwallung mit (i Thoren eingefaßt, welche durch mehrere Bastionen und infeckige Thürme verstärkt ist; der andere liegt auf der Höhe nd bildet die Citadelle, die auf einem Felsen gelegen und mit ht Bastionen und einer Mauer umgeben is, Der vor der- lden liegende Graben wird durch sech8 Halbmonde gedeckt, ren bessere noch von Vauban errichtet sind.

Sódan liegt am rechten Ufer der Maas, an der Bahn

on Montmédy nah Mézières und da, wo sich die Straßen ad diesen beiden Pläßen mit der nördli von Bouillon aus elgien fommenden freuzen. Es hat 16,000 Einwoohner und ist ne sehr bedeutende Fabrikstadt. Im Westen von diesen sind le nasse Gräbeu und flacher Boden, der im Osten zu Höhen eat welche, das vorliegende Terrain weithin beherrschend, n Annäherung sehr erschweren dürften. _Mé6ziòres is einer der wichtigsten Plätze Nord-Ost-Frank- 9s; in einem Bogen der Maas und auf deren rechtem Ufer legen, über welche hier eine Brücke von 26 Bogen nach Charle- le führt. Die Stadt ist der Knotenpunkt der vier Eisenbahnen ah Givet - Charlemont, Hirson - Laon, Rethel- Reims, Sédan- 4, sammelt somit die sämmtlichen Verkehr8straßen, die Wasser Und zu Lande aus diesen Gegenden der Champagne nd Lothringens nah Belgien führen. Jn M6zières sind die Sub-Division der 4. Militär-Division (Châlons), eine Artillerie- retion II. Klasse, die Sous-Jnspektion der Waffenschmieden # Nordens und die 5. &estungs-Division stationirt; außerdem finden sich dort cine Fabrik zur Anfertigung von Marine- \hossen und der Stab von zwei Gensdarmerie - Brigaden. êzlères hat vier Thore, 5600 Einwohner, geräumige Kasernen n Nordosten der Stadt und eine starke Citadelle.

Rocroy ist seit Entstehung der Eisenbahnen ein unwichtig wordener Plaß, welcher an der Straße von Rethel licgt, wo fe sich nah Chimay, Couvin und Givet theilt; es hat 3000 \wohner und liegt etwa 1000 Fuß hoch auf einem hügeligen ¿ateau des Ardenner-Waldcs, unweit der Quellen des schwarzen assers, das \ih. bei Révin in die Maas ergießt.

Givet und Charlemont liegen, dieses auf dem rechten, M auf dem linken Ufer der Maas, unmittelbar bevor die- be aus Frankreich nach Belgien, aus dem Departement der dennen in die N Namur tritt. Givet hat 5800 Ein- ner und umfaßt Groß-Givet oder Givet-St.-Hilaire auf n rehten und Klein-Givet oder Givet-Notre-Dame und Fort \arlemont auf dem linken Ufer, beide durch eine steinerne de verbunden. Die &estung8werke, theilweise in die Felsen

gehöhlt und noch den Zeiten Karls V. enstammend, sind dur Bauban verbessert und vermehrt worden. Fort Charlemont liegt auf cinem spißzen Felsen etwa 700 Guß über der Maas Und beberrs{cht deren Thal bis hart an die Grenze; am Fuße des Becges befindet sich eine Kaserne, welche 5—6000 Mann zu fassen vermag.

An einer durch die Herren Ober-Bürgermeister Seydel, Regierungs - Rath von Unruh und Dr, Löwe berufenen, am 30. d, M., Abends, im Englischen Hause hierselbst unter dem Borsiß des Erstgenannten stattgefundenen Versammlung wurde folaender Aufruf nebst Adresse an Se. Majestät den König beschlossen und wird zur Unterzeichnung ausgelegt werden:

f Aufruf an das deutsche Volk.

Während der bewaffnete Theil des Volkes auf fremdem Boden den uns zugedachten Angriff abwehrt und seinen Siegeslauf mit seinem Herzblut befiegelt, rüstet sich die Diplomatie fremder Mächte, uns im entscheidenden Zeitpunkt die Bedingungen des Friedens auf- zuerlegen. Schon einmal nah den glorreihen Kämpfen von 1813, 14 uad 15 ift das deutsche Volk durch fremde Mißgunst um den vollen Lohn seiner Siege, um die Erfüllung seiner heißesten Wünsche betrogen worden. -Der besiegte Feind wurde Über sein eigenes Er- warten geshont und begünstigt , die deutschen Grenzen blieben ge- fährdet und der erneuten Angriffsluft a.sgesept; stait der Einheit des deutshen Reiches wurde uns die Schwäche des alten Bundes auf- erlegt. Ein halbes Jahrhundert hat Europa im bewaffneten Frieden die Schuld der Diplomatie gebÜßt. Während jeßt die gleiche Gefahr droht, darf das deutsche Volk nicht s{weigen. Die Welt muß erfahren, daß Herrsh.r und Volk entschlossen sind, nachzuholen, was 1815 uns vorenthalten worden ist: ein einiges Reich und geshüßte Grenzen.

__In der nachstehenden Adresse an Se. Majestät den König haben wir den einfachen Ausdruck unserer Gesinnungen niedergelegt. Mögen die Unterschriften aus dem gesammten Deutschland darthun, daß wir die Gesinnungen des ganzen Volkes wiedergeben.

Berlin, den 30. August 1870.

Die Adresse lautet:

Allerdur(hlauchtigster, Großmähtigster, Allergnädigster König und Herr!

, Um Ew. Majestät und deren Verbündete \{aarte ch, als der Krieg unvermeidlich war, einmüthig die Nation. Sie gelobte treu auszuharren in dem Kampfe für die Sicherheit, Einheit und Größe des deutichen Vaterlandes. Gott hat die Waffen gesegnet, welche für die gerechte Sache mit unübertroffener Tapferkät gesührt werden. Mit Strömen des edelsten Blutes sind die Siege errungen worden, doch uner- wartet {nell haben sie dem vorgesteckten Ñele uns nahe gebracht. Gewal- tige Anstrengungen stehen noch bevor; das deutsche Volk ist zu jedem Opfer entschlossen, welches den höchsten nationalen Aufgaben gewidmet ist. Aber in der Mitte der ernsten und gehobenen Stimmung werden wir beunruhigt dur die immer wiederkehrenden Berichte, daß fremde Ein- mischung, die do die Schrecken des Krieges nit abzuwenden wußte, jeßt bemüht sei, den Preis unserer Kämpfe nach ihrem Ermessen zu begrenzen. Das Andenken an die Vorgänge nach der glorreihen Er- bebung unserer Väter lebt frisch in unserem Gedäcktniß und mahnt Deutschland, daß es die Forderungen sciner Wohlfahrt allein be- rathe. Darum nahen Ew. Majestät wir abermals mit dem Gelöbniß, treu auszuharren, bis es der Weisheit Ew. Majestät gelingt, unter Ausschluß jeder fremden Einmischung Zustände zu \ch{chaffen, welche das friedliche Verhalten des Nachbarvolkes besser, als biêher, verbürgen, die Einheit des gesammten deutschen Reiches begründen und gegen jede Anfechtung sicher stellen.

In unverbrüchlicher Treue verharren wir chrfurcktsvoll

Ew. Majestät

treu gehorsame. Königsberg i. Pr., 31. August. (W. T. B.) An der heutigen Börse beschloß die sehr zahlreih versammelte Kauf- mannschaft einstimmig, eine Adresse an Se. Majestät den önig zu richten, welche ähnlich der gestern in der Versamm- lung von Mitgliedern aller. Parteien in Berlin beshlossenen Adresse die Bitte um Fernehaltung jeder fremden Einmischung

in die eventuellen Friedensverhandlungen ausspricht.

Velgien. Brüssel, 31. August. (W. T. B,) »Etoile belge« schreibt: Die der Regierung über die Vorgänge an der Grenze zugegangenen Mittheilungen lassen es als ratbsam er- scheinen, weitere Streitkräfte nah Philippeville zu fenden, wo- s der Graf von Flandern scin Hauptquartier aufschlagen wird.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 27. August. Bon dem gehobenen kleinen Kreditiv hat der König 57,000 Rthlr. zum Anschaffen verschiedener Effekten für die Schiffswerfte in Carlsfrona angewiesen; außerdem dürfen und zu der eilfer'igen Instandsezung von 10 Sperrungsflotten vor dem dortigen KriegShafen 50,000 Rthlr. verwendet. werden.

Vereinsthátigkeit für die Armee. Aufruf.

In Folge des in den leßten Tagen besonders dringend hervor- getretenen Bedürfnisses haben sih auch die das Königliche Schloß be- grenzenden Bezirke vereinigt; um cin Lazareth von ca, 50 Betten be- hufs Aufnahme von Verwundeten der deutschen Armee einzurichten.

426 ®