1870 / 243 p. 7 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

6

betragen die Brandschäden im Durchschnitt 1856—1867 bei dem Mobiliar 2 Thlr. 17 Sgr. 3 Pf., bei den Immobilien 2 Thlr. 27 Sar. 6 Pf. L i j

Was die von Brandschäden betroffenen Gebäude betrifft, so ergeben sih bei 13 Sozietäten für die Jahre 1866 und 1867 folgende Resultate: Die Brandvergütigung betrug pro Mille und Jahr, bei Klasse I. (massive Gebäude mit har- tem Dach) 0,61, bei II. (niht ganz massive Gebäude mit har- tem Dach) 1,53, bei UI. (Gebäude mit weichem Dach) 6,12, bei IV. (Gebäude mit feuergefährlihem Gewerbebetrieb) 4,38 Thlr. Im Bezirke der ostpreußischen Städte-Feuersozietät steigt jedoch der Saß bei 11. auf 38,44, bei IV. auf 53,26; in der Rhein- provinz sinkt er auf 2,72 Thlr. resp. 1,96 Thlr.

Ueber die Entsichungsgefahr ergiebt die Vergleichung der in 19 Bezirken 1866 und 1867 gewonnenen Resultate, daß von 1000 versicherten Gehöften 2,70 und von 1000 versicherten Ge- bäuden 0,91 jährlich von Brandschäden betroffen werden. - Es stellt sich aber heraus, daß in großen Städten (Berlin, Breslau, Frankfurt a. M., Lübeck, Hamburg) 12,22 resp. 0,74 pr. Mill. der versicherten Gehöfte resp. Gebäude in Brand gerathen, während in kleineren Städten nur 2,36 resp. 0,85 und auf dem platten Lande nur 2,23 resp. 0,85 pro Mille von Feucrschaden betroffen worden.

Der Tages8zeit nah entstanden (bei 20 Sozietäten) im Jahre 1866 56,76, im Jahre 1867 55,72 pCt. der Brände, also die Mehrzahl bei Tage. Nach der Jahreszeit fielen 1866 auf das I, Quartal 19,59, das II. 25,59, das I1II. 25,86, das IV. 28,96 PCt., 1867: I. 20,91, 1I, 26,56, III. 30,39, IV. 22,14 pCt. Die Entstehungsursache war: Bliß (1866) 9 resp. (1867) 10,59 pCt.; vorsäßlihe Brandstiftung 20,44 resp. 20,17 pCt.; Fahr- lâssigkeit 8,15 resp. 7,26 pCt. ; Spielen der Kinder mit Streich- bölzern 3,09 resp. 2,33 ÞCt. ; vorschrist8widrige oder mangel- | hafte Bauart 5,36 resp. 6,13 pCt.; sonstige Ursache 2,70 résp. 3/02 pCt. 7 unermittelt 51,26 resp. 50,5 pCt. der Brände.

Eine Vergleichung der Brandfälle 1866/7 mit denen 1856 ergiebt eine erhebliche Zunahme der Brände. Bei 29 der größten Anstalten kamen jährli, im Durchschnitt 1856/60 4508 Brände vor, 1861/5 5535, 1866 6189, 1867 7326. Wäh- rend jedoch die Versicherungssumme in den Jabresdurchschnitten 1861/5, 1866, 1867 um 23,16 resp. 44,24 und 49,33 pCt. stieg, hat die Zahl der Brandfälle nur um 22,79 resp. 37,29 und 62,15 pCt. zugenommen, also nur im Jahre 1867 stärker als die Versicherungssumme.

Der Kreis Hamm, *)- Der im Regierungs-Bezirk Arnsberg gene Kreis Hamm

ist gebildet aus dem Schlosse Mark nebst Gebiet, einem Theile der Jsenbergschen Besißungen, dem vormals münsterschen Hoch- stift Rhynern und den früher wahrscheinlich arnsbergischen Hilbeck und Flierih. Jn dem clevischen Erbfolgestreit nahm Churfürst Johann Sigismund von Brandenburg die Grafschaft Mark 1609 in Besiß; seitdem is der Kreis Hamm stets mit Brandenburg - Preußen vereinigt ge- blieben. Nur nach dem Tilsiter Frieden wurde er auf einige Jahre dem Großdberzogthum Berg einverleibt, zu dessen Regenten der Kaiser Napoleon I. am 3. März 1809 seinen Nesfen, den Prinzen Louis Napolecn, den späteren Kaiser Napoleon 1U1., unter Vorbehalt der vormundschaftlichen Regierung ernannte. L :

Nach Beseitigung der französischen Zwischenherrschaft wurde der Kreis Hamm in die noch gegenwärtig bestehenden 7 Ver- waltungsbezirke getheilt: die Städte Hamm, Unna, Camen und die Amtsbezirke Rhynern, Pelkum, Unna-Camen, Frön- denberg. Am 1. Juli 1820 wurde das Ober-Landesgericht von Cleve nach Ham: verlegt. |

Die Grenze des Kreises bildet im Norden theilweis die Lippe, im Süden ausschließlich die Rubr, beide geschieden durch eine den Kreis in seiner Länge durchziehende mächtige Wasser- scheide (bei Unna, »Wilhelmshöhe« genannt). Das schmale ro- mantische Ruhbrthal, wie die breite Lippeniederung, bieten treff liche Wiesen und Weiden. An mineralischen Produkten finden sich in dem Kreise Salz (Königsborn) Steinkohlen (bei Unna), Ziegelerde (bei Hamm), Töpferthon und als Baumaterial vor- züglih bewährter Flußsand aus dem Lippebette.

Der Kreis Hamm hat 7,98 Quadratmeilen oder 177,337 Morgen Flächeninhalt, ist also einer der kleinsten Kreise im preußischen Staate. Seine Bevölkerung beträgt nach der Zählung von 1867 58,051 Einwohner oder 7250 “auf die Quadratmeile. Er übertrifft an Volk8dichtigkeit noch die Rhein- provinz (7120 Einwohner pro Quadratmeile). Die Bevölkerung hatte sich vom Jahre 1864 bis 1867 um 2829 Ein- wohner oder 5,1 pCt. vermehrt. Die Jabl der Familien-

*) Nach »Statistik des Kreises Hamm. Hamm, Grotesche Buch- | drucerci (Griebsh u. Müller) 1870. « |

Haushaltungen betrug 1867 10,677 mit 28,803 männlide und 28,063 weiblichen Personen. Die Mehrzahl der Bevöit, rung (36,560) is evangelisch - unirt, do ist auch die 7 Katholiken (19,850) beträchtlibk. Dem Berufe ifah gehöre 9238 männliche und 9783 weiblide Bewohner der Landwirt, schaft an, fast eben so viele (10,156 máännl., 7958 weib ) de Industrie. Geburten kamen in den 3 Jahren 1866 1 : 6817 vor, darunter 298 uneheliche. Die Teßtern verhalten si zu den ehelichen wie 1 : 23, in der vorhergehenden dreijährigen Periode wie 1 : 20,45. Getraut wurden im Jahre 1867 566 im Jahre 1868 523 Paare, oder auf 103 resp. 111 Einwohne 1 Paar. Es starben (inkl. der Todtgebornen) in den 3 Jahren 1866 bis 1868 4414 oder jährlih 1471, etwa 2,6 PCt. der Be: völkerung.

Die Wohnpläße liegen in den Aemtern Rhynern und Pels lum zerstreut, in den beiden anderen Aemtern ges{lossen. Sie gruppiren fih in 80 politishe Gemeinden, und zwar 76 Land, gemeinden, 1 Rittergut und 3 Städte. An bewohnten Häusern sind im Kreise 7180 vorhanden, an öffentlichen 264.

Von den 177,314 Frorgen, welche der Kreis Hamm um, faßt, sind 115,621 M. oder 65 pCt. Ackerland, 20,296 Morgen oder 12 yCt. Weiden, 19,070 Morgen oder 11 pCt. Holzungen 7913 Morgen oder 4,3 pCt. Wiesen, 3098 Morgen oder 1,8 ÞCt Gärten. Bei der Grundsteuerregulirung is der Morgen Aer im Durchschnitt auf 91 Sagr., für alle Kulturarten auf 88 Sgr. Ertra abgeschäßt werden. Der Kreis Hamm nimmt hiernah rück sichtlih der Fruchtbarkeit unter den 35 westfäliscen Kreisen die fünfte Stelle ein. Von den 7129 Besizungen in demselben sind 10 (8089 M. umfassend) von 600 Morgen und darüber , 40 (16,167 M.) von 600 300 M., 1127 (110,143 M.) von 306 bis 30 M., 2076 (28,212 M.) von 30—5 M., 3876 (7699 M) unter 5 M. Spannfähige bäuerlide Nahrungen waren im Jabre 1868 927 (gegen 1816 + 11) mit 103,175 M. (gegen 1816 + 3429) vorhanden, nicht spannfähige 3016 mit 21,494 M.

Der Ackerbau ist durch Drainage ertragreih geworden, Als Ernte-Ergebniß der leßten drei Jahre berechnete fi von einem Morgen: An 6—10 Schffl., Roggen 8—12 Scbffl,, Gerste 12-14 Schffl, Hafer 12—18 Schffl, Oelsaat 8—1° Scheffel, Kartoffeln 60 —80 Schffl, Klee 25—30 Ctr., Wiesen 20—24 Ctr. Von je 100 Morgen werden etwa 50 mit Weizen und Roggen, 30 mit Gerste und Hafer, 20 mit Klee, Bohnen und Kartoffeln bestellt. An Vich wurden im I. 1867 gezählt: 4925 Pferde, 148 Esel, 17,235 Stück Rindvieh), 18,795 Schafe, 14,621 Schweine und 6445 Ziegen. Der Betrieb der Forst wirthschaft ist fast ausschließlich in den Händen einzelner großer Grundbesißer. Eichen- und Buchenhochwald sind vorherrschend,

Bon den industriellen Anlagen stehen außer der Salin: Königsborn 18 Steinkohlen- und 15 Eisensteinzehen unter dem Ressort der Königlichen Bergwerksbehörden. Außerdem waren 1868 im Betriebe : 4 Eisengußwaaren-, 2 Stabeisen-, 2 Schwarz bleh-, 3 Eisendrahtwerke, 1 Vitriol- und Kupferweiß-, 1 Blei weiß- und Bleizuckerfabrik , 18 Oelfabriken , 1 Gas8fabrif, 1 Seifen-, 1 Tapeten-, 1 Saffian-, 1 Handschuhfabrik, 8 Ziege- leien, 10 Kalkbrennereien, 2 Dampfmahlmühken, 2 Strohpapier- und Pappdeckelfabriken, 1 Kettenfabrik, 2 Fabriken landvirth- schaftlicher Maschinen, 96 Brennereien oder Brauereien, Z Säge mfihlen, 119 Webestühle in Leinen, 212 Webestühle als Neben- beschäftigung, 4 Tabaks - und Cigarrenfabriken 2c. Damyf- maschinen waren 41 mit 1488 Pferdekraft im Betriebe. Die Handwerkertabelle weist 2166 Meister nah. -

An Handeltreibenden waren nah der leßten Aufnahme vorhanden: 21 Kausleute ohne, und 150 mit offenen Läden, 247 herumziehende Krämer, 5 Banquiers, 4 Mäkler, 31 Aulktio- natoren , Agenten u. st. w. Auf der Lippe wurden im Jahre 1867 abgefertigt: 53 unbeladene Fahrzeuge, 3 abgabenfreie La- dungen, ca. 70 Flösse und 331 Ladungen aller Art (311,574 Ctr.)

Die Länge der 5 Staats-Chausseen im Kreise beträgt 22,835 Ruthen, außerdem besigt im Kreise Hamm die Gemeinde Werne im Kreise Lüdinghausen die cine Meile lange Werne Camer Chaussee. Die den Kreis durchschneidenden Eisenbahnen, die Côln-Mindener, die Bergisch-Märkische und die Westfälische, haben eine Länge von 15 Meilen. Als Wasserstraße dient dic Lippe, welche den Kreis in 13,752 Ruthen Länge durchflicßt.

Breslauer Hausbezeichnungen.*)

Bevor die Häuser in den Städten durch Nummern be zeichnet wurden, führten sie häufig Namen, die durch Haut- zeichen, aus Stein oder in Holz gearbeitete Menschen- oder Thiergestalten, Bäume u. dgl., den des Lesens Unkindigen

verständlich gemacht wurden, Jn Breslau erhielten die Häuser

*) Nach den in den Schlesischen Provinzialblättern abgedructen Aufsäßen von Reinhold Kärger. Mittheilungen über die Haus- und S in aaderen deutschen Städten werden gern Aufnahme inden,

auch die yGermania« nicht. Audbeute für die Hausnamen ergeben; nicht nur fast alle großen europäischen Städte , sondern selbst New - York haben breslauer Häusern ihren Namen geliehen. Von Flüssen ist nur

| hen, auserwählt worden.

sehr häufig

war {hon im 18. Jahrhundert Nummern. Da diese aber

Zahl der Nd die ganze Stadt liefen, so haben sich die Hausnamen und

auszeichen dort bis in die neueste Zeit erhalten und kamen

| Á seit der im Jahre 1825 straßenweise erfolgten Nummerirung der Häuser in der Skadt selbst allmählich außer Anwendung,

wogegen in den Vorstädten die Benennung der Häuser noch

| heibehalten wird, wenngleih Hauszeihen nah dem heutigen Bildungsgrade der Bevölkerung überflüssig geworden sind. Gr * die Gegenwart genügt es, den Namen des Hauses als Inschrift an demselben anzubringen. Es giebt daher Häuser, welche nur Namen ohne Zeichen führen; zu diesen gehören auch diejenigen Gebäude in der Stadt, bei welchen die alten Zeichen durch Ein- rihtung von Läden oder andere Bauten beseitigt sind, die Namen

aber sich erhalten haben.

In der Symbolik, welche der Bezeihnung der Häuser in

| Breslau zu Grunde liegt, tritt zunächst der gottesfürchtige Sinn hervor, dem es Bedürfniß war, das, was unter dem Schutze des Höchsten begonnen und vollendet war, auch seinem Schuße | weiter zu vertrauen und dies der Welt offentundig zu machen. | Dieses religiöse Gefühl spricht sih in den Häusernamen »Auge | Gotte8a, »Segen Gottes«, »Segen des Herrn«, » Heilige Drei- | faltigkeif« , sowie in zahlreihen Benennungen aus, die auf Christus, seine Mutter, sowie seine Jünger Bezug haben; als »Auferstehung Christi«, »Verklärung Christi«, »Guter Hirte«, »Goldenes Osterlamm«, »Veronika’s Schweißtuh«, »Schweiß- tuh Jesu«, »Haupt Christi«, ferner die zahlreichen goldenen,

E shwarzen, weißen U. st. w. »Kreuze«, die vielen »Marien«, durch verschiedene Eigenschaftswörter von einander unterschieden ; der »St. Johannes« und »Johannes der Täufer«, auch beide ge- meinsam , dann wieder jeder in anderen Beziehungen als Symbol gewählt; »St. Petrus«, »St. Paulu§«, »St. Marcus« u, st w. Andere Namen knüpfen an das alte Testament an, | wie »Adam und Eva«, »Daniel in der Löwengrube«, »Elias in der Wüste«, »Arche Noahs«. Noch andere Häuser entlehnen ' ihre Namen von Heiligen oder haben Engel zum Symbol ge- / wählt, Jn diese Klasse von Häusernamen sind auch diejenigen | zu zählen, die dem Himmel mit seinen Gestirnen und sonstigen | Erscheinungen entnommen sind: »der blaue Himmele, »Stcrnen- | himmel«, »Sonne«, »yMond« und »Sterne« in vielen Varianten, | au ein »yKomet«, ein »Planet«, eine »Feuerkugel«, der »Regen- | bogen» u. st. w.

Die »Welt« ist in den Häusernamen sowohl als Ganzes

wie in einzelnen Theilen, »neue Welt«, »die vier Elemente« U. A, vertreten; auch »die sieben Wunder der Welt« fehlen nicht. Von den Erdbewoohnern sind namentlich die Mohren als Haus-

zeichen beliebt gewesen. Unter den Staaten ist fast nur Preußen

zur Devise gewählt; ein Haus hat sich selbs den Spruch »Vom | h zum Meer« als Namen augeeignet. Von den preußischen

rovinzen kommen außer der »Silesia« auch ?Neu-Holstein«

und die »Frisia« als Namen vor. Unter den Völkern beweisen die zahlreichen auf Polen bezüglichen Benennungen die engen

Beziehungen Schlesiens zu jerem Lande; natürlich fehlt aber Die Städte haben eine sehr reiche

der »grüne Rheine, von Bergen dagegen sind außer den \chlesi- auch der Tabor, der Libanon, der Aetna und der Vesuv

_ Aus dem Thierreich is} der Hirsch das Lieblingsthier ; er jert die breslauer Häuser in allen möglichen Größen , Farben und Stellungen. Jn fast gleicher Zahl und in ähnlicher Ab- wechselung der Farben sind der Löwe und das Roß vertreten,

| weniger der Bär, welcher u. A. als »Bär auf der Orgele er-

} eint, das Lamm mit »Schafstall« und »Schafweide« , der | Hund, außerdem der Bo, der Elephant, der Ochse, der Wolf,

der Panther und ganz vereinzelt das Kameel, der das Tigerthier. Unter den Vögeln kommt der Adler vor, als fliegender, als s{warzer, grüner, rother, qoldner, doppelt grüner u. \. w., nächst dem Adler in verschie- denen Farben der Strauß; andere Vogelarten in geringerer

der Hase Wuds und

Anzahl. Fische sind nur wenig in den Hausnamen vertreten,

desto häufiger die Krebse. Daneben kommen vereinzelt auch

Austern und andere Muscheln, Schnecken, Seejungfern, Kröten

i, s. w., von mythischen Thieren das Einhorn, der Greif und der Phönix vor. Auch einzelne Körpertheile von Thieren haben bei den § ausßzeichen Verwendung gefunden , so der »Löwen- lopf«, der »Rehkopf«, der »Fuch8|chwanz«. :

Das Pflanzenreih is bei Auswahl der Namen weniger beachtet worden; von den Bäumen find meist die Obst- und Valdbäume, von den Blumen die Lilie und die Rose, von n Früchten die Weintraube gewählt worden. Aber auch lopishe Gewächse, ‘die Palme, der Kaffeebaum, das Qucker- ohr u. a. haben Aufnahme gefunden.

Aus dem Steinreich stammen nur die Namen der » breite

Steine und »Diamant«.

_ Sehr viele Häusernamen sind dem Wirkungskreise des Ge- shäftsmannes und Handwerkers entnommen. Dahin gehören die verschiedenen »Anker«, die mitunter aber auch das Symbol des Glaubens sind, die Schiffe, die Kegel (an Wirth8häusern), Becher, Beile, Brezeln , Ellen, &etiler., Hüte, Kugeln, Räder, Schlüssel , Stiefel u. #. w. Manche Häuser tragen die Bezeich- Mg Mus Ma E A w. POOaRS in Ann

er Erbauer , jedoch kommt auch ein » A B C E , Jedoch auch ein » goldene

„Unter den Hausnamen, welche auf Würden hindeuten, sei zunächst der zahlreichen »Kronen« gedacht, dann der verschiede- nen »Kalser«, des »König von Ungarn«, des »goldenen« und des »polnishen Bischofs « u. s. w. Der bürgerliche Beruf ist im »Bergknappen«, der »Fischerine, den »Fuhrleuten«, dem »Schiffmatrosen« U. \. w. vertreten.

__An die schlesischen Fürsten und das preußishe Königshaus erinnern viele Namen, »Sagansches Wappen«, »Friedrich der Große«, »Prinz von Preußen«, »Kronprinz«, »Prinz August«, »Prinzeß royal«, »Prinz Friedrich Carl« u. \. w.; an preußische Kriege: »der Freiheitskrieg«, »La belle alliance«, »eisernes Kreuz«, »Rolf Krake«, »Alsenburg«, »Königgräß«, »Skalig«. Auch der »norddeutsche Bund« fehlt nicht.

Von Dichtern, Künstlern und Gelehrten haben Sciller, Lessing, Shakspeare, Albrecht Dürer, Erwin von Steinbach, A. v. Humboldt u. A. ihre Namen gelichen. Von den Göttern Griechenlands fehlt anscheinend Niemand.

Während einzelne Häuser in neuerer Zeit nur Vornamen erhalten haben, führen viele ältere den Namen ihres Eigen- thümers in Verbindung mit Burg, Hof, Haus, Garten u. dgl. Eine noch viel zahlreichere Gruppe bilden aber diejenigen Häuser, in deren Benennung sich der Zweck ihrer früheren oder jeßigen Bestimmung erkennen läßt, so das » Ballhau8« (1677 gegründet), der » Leinweber« oder Züchnerboden«, »Färbereke«, »Leinwändhaus«, »Nadelfabrik« (jeßt Universitätsmuseum) , »Professorhaus« , »Aepfelkeller« U. \. w. Bei anderen Häusern ist die Bezeichnung von ihrer Lage, Farbe, Bauart oder Einrichtung abzuleiten. Hierin ge- hôren das »Gränzhaus«, »grünes Ufer«, »\charfe Ecke«, »Sieh Dich für«, »rothes Schlössel«, »blaues Haus«, »grünes Häusel«, »lehmernes Haus8«, » Felsenhaus«, »Glashaus«, » Kanzel «, Pferde- stall« u. dgl. Jn sehr vielen Benennungen spricht sich eine Stimmung aus durch Verbindung des Namens des Eigenthü- mers mit Frieden, Lust, Glück, Ruhe u. dgl. oder {le{chtweg »&rieden«, »Drei Herzen«, »Eintracht«, Sans§souci« U. \, w.

Manche Namen sind auch vom Humor des Einzelnen oder des Volks erfunden worden, so der «Mohrenpauker,« »der Bär auf der Orgel« mit Versen aus den Jahren 1562 und 1796. Zu dergleichen humoristishen Benennungen hat auch das Aus- schen des Hauses (»Schwalbennest,« »s{hmales Handtuch,« » Hutschachtel »Laterne« , »Windmühle« u. s. w.) oder eine Eigenthümlichkeit des Besißers (»beim groben Müller«, »zur alten Mamsell« , »zur Mutter Jesussen«) oder der Qweck des Hauses , das Treiben der Bewohner oder deren Charakter (Weiberkränke« ein früheres Schanklokal —, »Jütlande, »Räuberschlössel», »zur blutigen Knoche«) Veranlassung gegeben.

Eigenthümlich ist, daß kleine Hauszeichen auch Diminutiv- benennungen für die betreffenden Häuser zur Folge gehabt haben, so »shwarzes Männel« (nach einem kleinen Mohren), »wildes Männel«, »steinernes Männel«, »gelbes Weibel «, »gol- denes Oecch8lein«, »Hirscherl« U. \. w. i

Ueber das Alter der Hauszeichen und Namen lassen sihch genaue Mittheilungen nicht machen; es ist aber mit Sicherheit anzunchmen, daß diejenigen Häuser und Namen, welche An- fangs dieses Jahrhunderts bereits vorhanden, häufig schon Jahr- hunderte alt waren. Aus dem 16. Jahrhundert stammen bei- \piel8weise der »goldene Adler«, der »grüne Baum«, der »gol- dene« und der »silberne Helm«, die »goldene Sonne«, das »Siceh dich für«, der »Schafstall« u. s. w. Fast alle diese alten Bezeichnungen haben eine praktische Richtung: die sentimentale Namgebung stammt erst aus späterer Jeit, vom 18. Jahrhun- dert an, und hat jedenfalls mit den biblishen Namen begon- nen. In der neueren Zeit hat \sich der Geshmack in dieser Richtung hin immer mehr verbreitet, und haben deshalb auch die einfachen Inschriften an Häusern zugenommen, weil sich die modernen Benennungen nicht leiht durch Pinsel oder Meißel darstellen lassen. Die kulturgeschichtlihe Bedeutung der Haus- bezeihnungen wird theils durch die erwähnte Thatsache, daß das Alter nur bei einer verhältnißmäßig geringen Anzahl von Namen festgestellt werden kann, theils dadurch abgeschwächt, daß manche gerade der älteren Zeichen unverständlich geworden und im Laufe der Zeiten willkürlich gedeutet worden sind. 2

Indessen - geben die Hauszeichen gewisse shäßbare Anhalts-