1870 / 287 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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von den Franzosen (auch hier ganz unnüß) gesprengte Marnebrücke passirt werden, welche mit dem einen Joche vollständig im Wasser lag und, ähnlich wie die 1866 in Böhmen bei Kralupp ge- sprengte Elbbrücke, nothdürftig wieder hergestellt war. Hier mußten Seine Majestät zu Fuß die Nothbrücke passiren, und konnte der Reisewagen erst später mit Hülfe preußischer Pioniere hinübergeschafffl werden. Jn den dunklen Straßen von Lagny's war kaum Auskunft zu erhalten, da aber Se. Königl. Hoheit der Prinz Carl von Preußen in Lagny Quartier bestellt hatte, #0 begaben Se. Majestät der König Sich mit den in der Beglei- tung sich befindenden Fürstlichkeiten in die für Se. Königl. Hoheit bestinimte Villa und nahmen hier den Thee ein, um sich dann \spát Abends nach La Ferrière zu begeben. Jn dem dabei be- findlihen Dorfe befand sich der aus Paris über Meauyx ein- . getroffene Herr Jules Favre, mit zwei als seine Sekretaire fungiren- den Herren, die Ankunft des Grafen Bismark erwartend, und hatte derselbe, nachdem bereits eine Begegnung auf der Chaussee vor Lagny stattgefunden, von Abends 9 bis #12 Uhr eine Be- sprehung mit Sr. Excellenz dem Bundeskanzler. Dem Ver- nehmen nah ist Herr Jules Favre heute früh bereits wieder nach Paris zurückgereist. Die militärischen Maßregeln sind mit der vollendeten Einschließung nun bis auf weiteren Befehl beendet, Paris isolirt; selbst ein Flüchten aus der Stadt niht mehr möglich; eben so jeder Zuzug abgescbnit- ten. Am heutigen Tage werden wahrscheinlih die nach dem Terrain vielleiht noch vorhandenen Lücken des Einschließung8gürtels ausgefüllt, und der ganze Beobach- tung®sdienst auch nah außen hin organisirt werden. Die ganze Umgegend bis auf 3 Meilen vor Paris zeigt si durchaus öde und menschenleer. Nur in den kleinen Städten sind einzelne Gewerbtreibende zurückgeblieben , welche gegen baare Bezah- lung sehr gute - Geschäfte machen. Theils unglaubliche Furcht, theils die Drohungen und Gewaltakte der gegenwärti- gen Machthaber in Paris haben diesen traurigen Zustand her- beigeführt. Von einer Nationalgarde zur Aufrechterhaltung der Ordnung is nirgend etwas zu schen. Jn einigen Mairien waren den Bürgern zu diesem Zweck Waffen gegeben worden.

Bei Annäherung der deutschen Truppen sind sie aber geflüchtet oder haben sich der Waffen entledigt. :

Der Höckstkommandirende der Cernirung8-Armee

von Metz, Prinz Friedrich Carl Königliche Hoheit, befindet \ich-

seit dem 9. d. M. im Hauptquartier Corny. Genannter Ort ist

ein größeres Dorf südlih von Mey, an einer der beiden von }

Mey nach Nanzig führenden Heerstraßen, auf dem rechten Mo- selufer gelegen. Der Prinz bewohnt das Schloß des Herrn von Corny , dessen weit sich ausdehnender Park bis an die Mosel geht. Jn dem Dorfe befindet sich auch das große Jo- hanniterdepôt, da die günstige Lage des Ortes die Kommunikation niit den Spitälern nach allen Richtungen hin wesentlich erleichtert. Die Situation vor Mey hat sich im Wilentlichen nicht geändert ; ab und zu finden bei den Vorposten kleinere Plänkeleien statt, die nicht von Bedeutung sind, sonst befindet man sich französischer- wie preußischerseits auf dem Standpunkte aufwerksamer, steter Beobachtung, die indeß die angestrengteste Thätigkeit der obersten Militärleitung nicht weniger in Anspruch nimmt, als es die raschesten Bewegungen der Truppen thun würden. Das Liegen vor Mey ist darum kein Ruhen vorx Mez. »Es zeigt sich dies auch in dem täglichen Uebungsdienst jeder einzelnen Compagnie. « Am 9. Abends wurde gegen die Schanzlager der Franzosen ein Geschüßfeuer eröffnet, bei dem sechs Batterieen in Thätig- keit waren. Ueber die Auswechselung von Gefangenen, über Transporte von Verwundeten, über Ambulancen fanden bisher zwischen dem preußischen und französishen Oberkommando Verhandlungen statt. Die Durchzüge französisher Gefangener aus der Schlacht von Sedan haben seit einigen Tagen aufge- hört. Die Ungunst des Wetters is seit etwa einer Woche dem herrlichsten, wärmsten Sonnenschein gewichen, unter dessen günstigem Einflusse der Gesundheitszustand der Truppen wenig mehr zu wünschen übrig läßt. Die Postverbindungen sind in einer Regelmäßigkeit hergestellt, die es bewirkt, daß berliner Zeitungen von dem zZweitvoraufgehenden Tag hier eintreffen. Von unseren Truppen sind kleine Luftballons aufgehoben, durch welche die Belagerten . in tausenden von fleinen

ette ln Nachrichten an ihre Angehörigen zu bringen versuchen.

n der leßten Woche hatte Prinz Friedrich Carl Königliche

oheit den Besuch Jhrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin, des Prinzen Adalbert von Preußen und des Herzogs von Altenburg.

_ Weiter liegen vom Kriegs8fchauplaßy folgende Nach- richten vor :

Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg, Schwerin ist am 24. d. M., Vormittags 11 Ubr, mit wehendey Fahnen und klingendem Spiel in Toul eingezogen.

_— Rücksichtlich der Festung8werke von Straßburg, insonder. heit der in den leßten Tagen viel genannten Lünetten 52 und 53, entnehmen wir der »Köln. Z.« folgende Schilderung:

In dem Dreiecke, welches die Befestigung Straßburgs im Alz, meinen bildet, nimmt das Steinthor, unjer Angriffspunkt, die Stel, der nördli gelegenen Ecke ein, links und rechts flanfkirt dur di, Bastionen des Hauptwalles Nr. 11 und 12, vor der Courtine, di, beide Werke verbindet, und in welcher also das Thor liegt, gedeckt dur das Ravelin 50. Nach rechts zu, also nach Osten, tritt die eigentliche Stadtenceinte von Bastion 12 ab so stark zurück, daß selbst das davor gelegene Hornwerk Finfmatt noch weir hinter der Spiße der Bastion 19 zurücfliegt. Dicse Vastion 12 ist demnach ein {wacher Punkt, und wir werden weiter unten sehen, wie man ihn zu decken gesucht hat Links vom Bastion 11 zieht sich die Stadtenceinte fast geradeliniz, nur durch einzelne Bastione unterbrochen, nach Süd-West; zwis den Bastionen jedes Mal regelmäßig vor der Courtine sind die Raveline gelegen. Der Hauptgraben , wieder um die Rarveline, i} überal Wassergraben, die Bastionen sehr hoch, um die Unmasse vorgeschobener Werke zu überhöhen. Von dem Hornwerke Finkmatt an zieht s nun um Bastion 12, Ravelin 50, Bastion 11 %Þis zum nätsten Ravelin eine Contregarde, ein schmales, tiefer gelegenes Dew, Hecken, davor ein nasser Graben und ein Glacis mit gedecktem Vg Dieses Glacis \{chli:ßt also zwei Wassergräben und zwei repisirte Linien hintereinander ein, die innere Stadtenceinte.

Vor diese schiebt sich nun links die Bastion 11 (also westlich) daz Hornwerk 47 bis 49 ziemlich weit vor, wieder versehen mit zw Bastionen und einem Ravelin, von nassen Gräben umgeben. Anderep seits vor Bastion 12 bildet das Glacis selbst wieder eine Contregarde mit nassem Graben, vor welche nochmals eine solche Linie, Lunette5h sih vorlegt, abermals mit nassem Graben. Rechts von dieser Luncttt, flanfirend, springt wiederum Lunette 55 vor, und nun zieht sid, unge fähr mit der nördlichen weit zurücktretenden Stadtenceinte parallel, von hier ein nasser Graben bis zu den Jnseln der Aar, des kleinen Rheins 2c., dahinter eine nochmals gebrochene Walllinie (Retrande ment); davor ein Glacis bis zur Lunette 56, welche wiederum flanki rend vortritt. Durch diese vorgeschobene Linie is die Schwäthe der Bastion 12 völlig bemäntelt, aber sie is fast beseitigt durch eine Jnundation, welche von dieser Linie bis vox die Spitze der gleich zu erwähnenden Lunette 52 sih hinzieht.

Das Hornwerk 47 bis 49 einerseits und die vier vor einander g‘\chobenen Saillants (ausspringende Winkelwerke) vom Bastion 12 andererseits {ließen nun ein inundirtes Terrain , einen großen Ste ein, aus dem, zunächst dem Thore und ein wenig zurückliegend, die in Erde ausgeführte Lunctte 52, mehr vorspringend und nach dem Horn werke zu , die mit gemauerter Eëcarpe und Contreedcarpe versehene Lunette 53 emportauchen, beide, nur durch s{chmale, lange Dämme mit der inneren Enceinte verbunden. Beide Lunetten springen vor eine Linie welche man sich von der Spiße der Lunette 54 bis nach der Spiße des Hornwerks gezogen denken kann, ziemlih weit vor. Die Lunette 53 mit ihrem Saillant um mehr als 200 Sritt. Sie sind wieder von einem nassen Graben und davor von einem Glacis umgeben, welchckch sich an das Glacis der Nebenwerke anschließt. Noch is zu erwähne daß die lange Linie des Hornwerke®, welche nach dem inundirken Terrain hinter Lunette 53 schaut, durch einen nassen Graben und ein Glacis mit gedecktem Weg von demselben getrennt wird, \o daß sie zwei hinter einander liegende Feuerlinien zur Flankirung darbietet,

Da nun die Lunetten 54 und 55 durch die Jnundation ihre Vorterrains eine Annäherung aus unserer dritten Parallele nit zuließenz mußte fürs Erste gegen Lunette 53 und 52 vorgegangen werden; hier liegt unsere Halbparallele, auf den Kapitallinien dieser Werke wurde die Schlangensappe vorgetrieben und auf dem Glacis hierselbst das Couronnement hergestellt, welches rechts übergreift über die linke Face der Lunette 53, links über die rechte Face vou 52 und sih zwischen die Lunette und die Inundation am Fuße des Glacis zwischenschiebend, bis über die Straße, welche vom Steinthor dur das Glacis hier heraustritt, {ih erstreckt.

Wir schen nun vor uns den nassen Graben der Lunetten , vol 53 ungefähr 20 Schritt , vor 52 60 bis 70 Swritt breit. Hinter den Werken, aus einer breiten Wasserfläcke, tritt das Glacis der innere? Stadtenceinte heraus , welches die Contregarde und der Hauptwal wiederum überhöhen. Links und rechts aber wird diese Wasserflädt flanfirt von doppelten und dreifachen Linien und da müssen wi! hinüber, nachdem die beiden Lunettengräben überbrückt, die beiden Werke im Sturm genommen sein werden, Jn 53 wird an der Spikt Bresche geschossen und unsere Artillerie kann hier einmal die Wirkung ihres indirekten Schusses ausprobiren , denn die betreffende Balletit liegt mit ihren kurzen 24-Pfündern circa 1200 Schritt zurück, ihr Geschosse müssen über das deckende Glacis hinweg mindestens 9 bis 10 Fuß tiefer das Mauerwerk treffen, um ein gutes Resultat zu i zielen. Mit einem heulenden Tone und einer rapiden Scnelligfe jagt Granate auf Granate dicht über die Glacisfrete; ein Krad eil! Garbe von Steinen und Erde, der Graben ist mit dihtem Rau M füllt, Über das Couronnement hageln Steine und Sprengstüe her nieder. Die Kraft, welche die Steinstüce fortschleudert , ist #0 f waltig, daß bis in die zweite Parallele (über 400 Stritt) Stüe von 8 bis 9 Zoll Durchmesser zurückfkamen, Jn Folge de de if der Aufenthalt in” den Trancheen hinter der Bresche nicht que gemütblid, und es kann bier nur bei Nacht, wo die Batterie {wt gearbeitet werden.

Ueber eine Gewaltthat, welche auf französishem Boden gege ein Würzburger Sanitäts-Hilfscorps- verübt wut"!

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echält die »Neust. Ztg.e von Dr. Stumpf aus Würzburg, der

auf seiner Rückreise von Sedan nach Neustadt kam , nachste- hende Mittheilung: /

»Am 15. September, früh 8 Uhr, wurde eine Abtheilung der 1, freiwilligen Sanitätskolonne, welche unter dem Kommando des Herrn Major v. Grollmann und des Herrn Hofrathes Dr. v. Held aus Würzburg bis dato der III. Armee gefolgt und auf den Schlacht- feldern von Weißenburg, Wörth, Beaumont und Sedan thätig ge- wesen war, unweit Longuyon, welchen Ort sie mit 6 Wagen, Pferden und verschiedenen Requisiten passirt hatte, von einigen: Vewohnern von Longuyon und Bauern der Umgegend überfallen, gänzlih ausgeplün- dert und auf die 4 Stunden von Longuyon gelegene Festung Longwy im Trabe geführt. Der Führer Rabus, sowie die Herren Dr. Etump, Kaufmann Oppenheimer, Wambach aus Würzburg, Ebérhard aus Nürnberg und Feil’ aus Speyer wurden grausam miß- handelt, mit Stricken gebunden und zu Gefangenen gemacht, entkamen jedoch theils durch die äußerste Nothroehr, theils durch die angestreng teste Hilfeleistung einiger ehrenwerthen Bürger von Longuyon, und slüchteten Über die belgische Grenze; nur der Führer Rabus konnte niht befreit werden, sondern mußte der Bande gebunden auf die Fefiung Longwy folgen, wo man ihn troß seines Passes gefangen jelt.« e Die Forteresse du Mont Valérien, weldche in den Journalen als die wichtigste der detachirten Befestigungen um Paris dezeichnet worden ist, bildet isolirt die Vertheidigung der Westfront von Paris. Sie liegt auf dem linken Ufer der Seine nördlich von St. Cloud, hart an- der (linksseitig) Eisenbahn nach Versailles, {üdlich der route impérial nah Cherbourg und zwishen den Dörfern Puteaux, Lurênes, Rueil und Nanterre. Die Grundlinie des Werkes beherrscht die französische Hauptstadt und speziell die wesilih derselben liegenden Ortschaften Neuilly (sur Seine) und Boulogne, sowie das oft genannte Gehölz gleichen Namens. Die Flanken dominiren die eben: genannten Straßen und das ganze Fort deckt die Halbinsel, welche der Seine- Bogen hier bildet. E N N

Das Werk des Mont Valérien is das stärkste von den Be- festigungen um Paris und so bedeutend, daß es an und für sih als Festung betrachtet werden kann. Es erhebt si als bastionirtes Fünfeck auf einem vereinzelten Berge, welches in seinem ganzen niedriger ge legenen Theile von den unteren Wällen der Festung umzogen wird. Hinter den Bastionen liegen hohe, theilweise gegen die Courtinen zu verlängerte Kavaliere, welche sih theils an den Berg anschließen, theils

frei liegen und Über denen in zwei Etagen Feuerlinien eingerichtet sind,

deren overe ‘erst den Wallgang am Plateau einnimmt. Ferner sind von einer der Eskarpenmauer noch aufgeseßten krenelirten Mauer und vom Glaciskamme aus gleichfalls Feuerlinien etablirt, so daß bei hinreichender Besaßung das Werk- eine mögli intensive Feuerwirkung zu erzielen im Stande ist. Die die Höhe des Mont Valécien kcönenden Kasernen haben ein gewölbtes Erdgeschoß und zwei eben solche Stockwerke, sowie auf der Plattform noch eine besondere Brustmauer; ebenso sind die zahl- reichen Poternen gewölbt. Allein die Erdarbeiten des Werkes absorbirten eine Million Kubikmeter Erde. Die Festung erhebt sich in ihrem untersten Walle 125 Meters über dem Meere und davon 45 über dem umliegenden Terrain. Da aber die Höhen westlich des Dorfes Garche, welches von der Festung faum 6000 Schritt entfernt ist, 155 Meters über“ dem Meere liegen, so entsteht selbst über dem höchsten Wall der. Festung noch eine Dominirung' von einigen Meters, welche, vereint mit dem Umstande, daß die Festung ein auêgezeichnetes Biel- objeft bietet, wesentlich dazu beiträgt, die Wichtigkeit der ebenso werth- vollen, wie \{chwierigen Arbeiten des Werkes, wie auch den Werth der Festung. selbst bedeutend abzuschwächen.

Französischerseits sind vom Kriegsschauplaßt. fol- gende Nachrichten eingegangen -:

Die »Indep. belge« veröffentlicht folgende Depesche aus Rouen, 2. September: Die Preußen haben zwei Dörfer in Brand gesteckt und Mantes beschossen, das zu brennen anfängt. Das »Echo du Parlement« meldet aus Tours, 22. Septbr. : Ulanen haben Orleans passirt und sih gegen Blois gewendet. Man befürchtet die Ankunft des Feindes in Tours, Die Postk- verwaltung wird nach Pau und die Regierung nah Toulouse dirigirt. ¿xerner aus Cöln, 23. September: Der Komman- dant von Straßburg hat sih in die Citadelle, die einzige ihm gebliebene Quflucht, zurückgezogen. Man erwartet stündlich die “Waage des Plages.

Au Parlement«, daß die aus Paris in den lehten Tagen expedirten Telegramme reine Erfindungen seien. Als einz1g wahre That- sache wird das bereits bekannte Engagement bei Villejuif, sÜd- lih von Paris, zwischen 3 französischen Divisionen Vinoys und bayerischen Regimentern, die durch Truppen des 5. Armee- Corps unterstüßt wurden, ausgeführt, die Franzosen flohen in Unordnung und ließen 7 Kanonen und 2500 Mann in den Händen der Sieger. Die Disziplin unter den Truppen - in Paris, heißt es am Schluß - der Depesche, ist sehr gelockert, die Soldaten schießen auf ihre Offiziere.

Stettin, 24. September. (Osts. Ztg.) An der heutigen Börse lag folgendes Telegramm des Handels-Ministers an die A 3 E, Kaufmannschaft auf:

»XNU nfrage r britischen Marine - Minister, an Lord Lyons erklärt, die französische Flotte auch

Ferrières vom 22. September meldet das »Echo du-

Regierung hat der französische

in der Ostsee“ habe den Befehl zur Rükehr erhalten. Der Tag, an dem dèr Befehl ausgeführt wurde, war noch nicht bekannt. Dies hat die britishe Regierung amtlich an Lloyds angezeigt. Weiteres noch nit befannt « ;

Deal, 22. September. (H. B.) Eine deutsche Brigg wurde heute Nachmittag 3 Uhr außerhalb Goodroin Sand durch die Franzosen genommen und in der Richtung: nach Dünkirchen 47e Qwei andere französishe Fregatten befanden ich dort.

Skagen, 24. September. (W. T. B.)

Die französishe Flotte, bestehend aus 9 Panzerschiffen, 5 Korvetten und 4 Transportdampfern, passirte soeben Skagen, westwärts steuernd.

An den Ober - Bürgermeister Seydel ist folgendes

Telegramm eingegangen: München, den 24. September 1870. In gestriger abgehaltener großen Volksversammlung zu München wurde für die gastlihe Aufnahme! der bayerischen Krieger zu Berlin der berliner Einwohnerschaft einstimmig herzlichster Dank votirt. Stadtrichter Kastner, Vorsizender.

Lübe, 24. September. Der Senat der Stadt Lübeck publizirt in den »Lübeck'schen Anzeigen« eine neue_Stempel- ordnung, welche mit dem-Tage der Publikation (24. September) in Gültigkeit tritt.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 22. September. Ueber die Veranlassung' zur Amtsentseßung der drei Statthalter resp. Landes8-Chefs, welche bereits zu- vielen Demonstrationen Ver- anlassung gegeben! hat, enthält die »Prag. Ztg.« folgende an- scheinend offiziöse Mittheilung :-

Als Se. Majestät der Kaiser am 17. d. Mis. in feierliher- Weise den’ Reichsrath in Allerhöchster Person - eröffnete und in der Allerh. Thronrede, deren streng verfassungsmäßigen Charakter selbs die vor- geschrittensten Organe: nicht zu läugnen den Muth- hatten) der Ver- tretung der Westhälste des Reiches die Nothwendigkeit nahe legte, den konstitutionellen Regierungs - Apparat der Gesammt - Monatchie wie ihres westlichen Théiles seine geseßlich geregelte Thätigkeit entfalten zu lassen; da lag in diesem Appell des Monarchen: an die’ Vertreter allein \{hon' ein genüzerd? zwingendes Moment, um ohne allzu weit getriebeie Bedenken an die konstitu- tionelle Arbeit heranzutreten. Von eitier Seite jedoch, welhe sih mit der »Verfassungs8partei«“ identifizirte; ohne sié“ gerade formell und ma- teriell vollgültig zu repräsentiren, erachtete man es'als im Parteiinteresse

elegen, die Konstituirung des Reichsrathes bis zum Eintreffen von Ver-

ärkungen aus Böhmen hinauszuschieben' und der klar ausgesprochenen verfassung8mäßigen Intention der Krone ein ebenso klar ausgesprochenes Non licet entgegenzustellen. Vom einseitigen Parteistandpunkte läßt sich gegen ein solches Vorgehen, sobald* es sih- parlamentarisch geltend zu- machen“ weiß, formell nichts einwenden;- die Parteitaftik ist mitunter in der Wahl der Mittel, nicht skrupulös. Ebenso {arf jedo, als man hiebei zwischen einer Taktik: der Verfassungspartei und einer \pezifishen Parteitaktik distinguiren muß, ebenso scharf war auch die Grenzlinie für die Haltung der Herren Statthalter Baron Poche und Lasser und des Landeschefs Baron - Pillersdorff in ihrer Eigenschaft als Vertrauensmänner und Repräsentanten nicht blos der Regierung, sondern gleichzeitig auch der Krone gezogen. Jn diesen beiden Eigénschasten dürfen die genann- ten Repräsentanten der höchsten Exekutivgewalt sich" nicht in so offenen Widerspruch mit den: Jutentionen des Monarchen , wie der Regierung- seßen; als sie es durch. ihre Stimmgebung- für einen An- trag thaten, der nach der eigenen Motivirung des Antragstellers nur »politischen Rücksihten« entsprang, somit in keinem Zusammenhang mit einer prinzipiellen Verfassungsfrage stchen konnte. Unter solchen Ver- hältnissen mußte die Regierung zu“ dem erwähnten Schritte be- stimmt finden, sollte die staatliche Autorität nicht in bedenklihster Weise durch Vorgänge alterirt werden, in denen Träger der höchsten Exefutivgewalt es der ihnen übergeordneten Staatsregiernng über- ließen , den tiefgreifenden Konflikt zwischen ihrer amtlichen Stellung und den Forderungen der Parteidis8ziplin selbst lösen zu müssen. Die Regierung hat diesen Schritt siherlich nicht ohne das lebhafte Be- dauern gethan, so bewährte Kräfte dem Dienste des Staates ent- ziehen zu müssen, sie hat jedo hiermit nur unwandelbar feststehenden Verhältnissen Rehnung getragen. | i |

Der Minister Dr. von Stremayr wird in der nächsten Woche vom 26. d. M. ab hier in Wien eine Enquête von Fachmännern in Angelegenheit des Gymnasial- Unterrichtes ver- anstalten. Zweck derselben is einerseits die Besprechung meh- rerer meritorischen, auf die Erweiterung des* Gymnasial-Lehr- kreises bezüglichen Fragen, andererseits soll dieselbe auch der endlichen geseßlichen Formalisirung der für das Gymnalsial- wesen maßgebenden, theils in dem Organisations-Entwurfe für die österreichishen Gymnasien und den beigegebenen Änstruk- tionen, theils in späteren Verordnungen enthaltenen Normen Vorschub leisten.

Niederlande. Haag, 24. Sepiember. (W.-Vi B.) In der heutigen Sißung der Zweiten Kammer legte der Finanz Minister das Budget pro 1871 vor. Die Ausgaben werden auf 96,426,423 Fl., die Einnahmen auf 86,764,193 Fl. ver- anschlagt. Der Minister \{lägt vor, das sich ergebende Deficit

theils durxh neue Steuern, theils durch eine Anleihe zu decken,

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