Der beutige Tag gilt dem festliGen Einzug der fremden Süßen. Die Stadt bat zu Ebren der Gäste reihen Swhmuck angelegt Bereits um 6 Uhr Morgens trafen die italienis{hen Schüßen, 28 an der Zabl, ein, unter ihnen das Parlaments-Mitglied Giulio Adamolo. Obgleich die Italiener erst gestern Abend in später Siunde die Zeit der Ankunft mitgetheilt hatten, waren doG noch in aller Eile alle Vorbercitungen ¡um Empfange gctroffen. Auf dem Perron hatte die Kapelle des 2. Garde-Regiments Aufstellung genommen, das Empfangs-Comité war dur 10 seiner Mitglieder vertreten, au einige Mitglieder des biesigen italieniswen Unterftütungsvereins hatten si eingefunden. Die Begrüßung war eine überaus warme.
Mittags wurden auf dem Arhaltishen Bahnhof in ähnlißer festlicer Meise die Bayerisben und die Tyroler Shützen empfangen.
Die b-fannte Berliner Metaillenmünze (Otto Oertel) bat an- läfilid des X. Deutschen Bundesschießens 2 Medaillen prägen lassen, cine in Silber und «ine in Britanniametaü, legtere mit An- | hènger. Die, dem „Dtsch. Tagebl.“ zufolge fehr \chôn gep:ägten Ste, welche einen DurchmeYzr von 42 mm baben, sind in biefigen Handlungen käuflich. L —
Die âlteste Fahne in dem morgen früh zu veransta! tenden Sch{ütenzugedürfte die Shüßenfahneder Schüten-Gesellschaft Kitzingen am Main sein. Dieselbe wurde der Kißinger SHügen- | gilde nach der Slacht bei Giengen (19. Juli 1462) vom Markgrafen j Albrecht Acilles von Brandenburg für be'ondere Tapferkeit verliehen und ift sonach nunmehr 428 Jahre alt. Die Jaschrift der jet nur roch in Umbüllung transportfähiaen ehrwürdigen Fahne lautet: „EIN IVNGE MANSCHAFFT SICH BILLICH SOLL — IHM BVECHSENSCHIESZEN VEBEN — AVF DASZ WAN KRIFEG VORBHANDEN IST — SIE SEYN ALZDAN ZVM STREIT GERVEST“ — Eine andere bistori’ch interesante Fahne bringen die Meraner Schützen mit. Es is die altehrwürdige Andreas Hofer-Fahne, die den Meraner Landstürmern im Jahre 1899 vorangetragen wurde, und deren durch feindlihe Kugeln vielfaŸ zer- feßtes Fahnentuch die Spuren der damaligen heißen Kämpfe an fi | tragt. ;
: Im Shaufenster der bekannten Musikalien haadlung ron Raabe u. Plothow, Po‘sdamerstrafßie 7 a. ist ein großes Tablezu der Meraner Bürger-Kapelle, welche am Sonntag Abend ihr erstes Concert in der Philharmonie veranstaltet, zur Schau gestellt Dieses Tablcau wurde zur Erinnerung an das IX Deutshe Bundes und Jubiläumsscießen in Franffurt a. M. im Juli 1887 angefectigt und ist in künit- leriicher Weise auégeführt. Das große Bild selbst stellt die Kapelle, sehr geschickt gruppirt, im Nationalkostüm, im Hintergrunde die Tiroler Berge, dar, der Raómen ist ein Meisterstück Meraner Holz{nißzkanft.
Die „Berliner Spielplag-Gesellshaft“ bat ibren Spielplag in der Größe von 44 Morgen Eke der Mot? und Luther- straße spielfertig und wird ihn, wie das „Dtsch. Tagebl.“ erfäbit, heute Nahmittag 6 Uhr der Benugung übergeben.
Unentgeltlibe stenograpische Lehrkurse verarnitalt iesige „ Wissenschaftlihe Verein für Noller's©e Steno- grapbie* auch in diesem Monat, und zwar zur Bequernlichkeit de Interessenten an verschiedenen Abenden und in verschiedenen geaenden, worüber die Säulenanshläge in den nâäbîten Tagen das Nähere angeben. Der Unterricht ist, um die Ueberzeugung von der Vorzüglichkeit der Roller'shen Kurzschcift in immer weitere Kreise dringen zu lassen, unentgeltlih und es sind nur di: Lebrbücvec mit Z Æ | zu bezahlen,
Der Zoologi sche Gartei beherbergt im öftliben Flügel des sogen. kleinen Vogelhauses nahe dem Conceripla8 eine Anzabl feltener kleinerer Säugethiere, welhe wobl noch rit viele Besucber ordertlich geseben haben, da die Thiere bei ihrer nähtlihen Lebenêweise am Tag? in der Regel zusammengerollt auf ihrem Ruheviay licgen, fodaÿ man von ihrer Gestalt wenig oder nihts erkfennea fann Zu jeßziger Jahreszeit hat man aber Gelezgeäbeit, die irtcressanten nächtlihen Gäste zu beobahten, da die Thiere der langen Tage wegea jeyt früher munter werden und Appetit verspüren. Betciti man etwa zwishen 7 und 8 Uhr das ge: nannte Haus, so sicht man den langges{wänzten Nactaffen seine tollen Sprünge vollführen, während der \{wanzlose gloß- äugige Katenmaki sh als Muster eines überaus iargiamen
Geschöpfes zeigt. Der kleine Zwergmaki nimmt eine vermittelnde Haltung éin, läßt aber bei scinem Thun und Treiben stets eine ‘ges | wisse Bedätb!1igkeit wahrnehmen. Ein interessantes SHhauspiel bieten endlich die fliegenden Hunde in ihrer stets bäncen Stellun in der sie ¿. B selbst das Essen und Trinken besorgen ;
sei noch auf das kleine fliegende Beuteleichhborn bingerwi
Stettin, 4. Juli. Ueber das gestern bereits telegrapbis{ kurz gemeldeie Unglück auf der Oder beribtct die „N. St. Z.“; (Sestern geaen 6 Ubr Abends wollten etwa 60 Mann der 3. und 4. Compagnie des hier stehenden Pionier-Halbbataillons unter Füb- rung eines Offiziers mit zwei im Schlepptau des dem Bataillon ge- hörenden Damvfers „Glücckauf“ \ih befindenden zusammengekuppelten Pontons, von Piepenwerder kommend, an der Neuen Brücke landen. An der Landungéstelie, einer unter dicser Brüde befind- lien Wächespüle, wurde nun durÞ den Umstand, daß der größte Theil der Manns&ast sich in den - der Wäsche- ipüle zunädst liegenden Ponton begab, dieser unverbältniß- mäßig beshwcrt. Es brachen in Folge dessen die beide Pontons v-.r- tindenden Streck“alfen, und der überfüllte Ponton ftenierte. Während
| die Mehrzahl der darin gewesenen Soldaten noch rechtzeitig dur | einen Sprung auf diz Wäschespüle si rettete, stürzten etwa zwanzig | Mann in die Oder, von denen jedo die meisten bald aus ihrer
geföbrlicen Lage befreit wurden. Nur zwei Mana der 3. Compagnie, die Pioniere König und Kargas, wurden recmißt. Die Leichen der beiden Verunglückten wurden gestern Abend aufgefunden und nach dem Garnisonlazarcth gebrat
Treptow a. R, 1. Juli. (Pomm. R&sp.) Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich bat dem Königëbain-Comité eine Büste des Hochseligen Kaisers Friedrich IIl. zur Aufstellung im Königéhain übermittelt. Die Vüïte ist aus galvanisch-bronzirtem Zinkguß nat der Natur modellict von R. Sdwilling im Jahre 1872, Gleichzeitig aud die Büste der Kaiserin Friedri als Pendant zu erbalten, war zur Zeit nicht thunlich, weshalb der Besh!uß gefaßt und auscoeführt worden ist, provisorisch eine Gipsbütte Ihrer Majestät der Kaiserin zu beschaffen, welche mit O-lfarbe ges:rihen und bronzirt wurde. Wie verlautet, wird nunmehr die feierlibe Uebergabe beider Büsten dur eine große, würdige Feier im Königasbain unter Theiinahme der ge- famm:cn Vürgersczaft, Vereine und S@ulen in nächster Zeit erfolgen,
Bautzen. (Chemnitz. Tagebl) Ein Unglücksfall, welher leit weittrazende Folgen nach si ziehen kennte, ercignete fich am Vormittag des 1. Iuli in der ¿wö!ften Stunde am Neubau der Marien- und Martbenkir&e am Alber!éplaze Durch den herrschenden, ziemli bestigen Westwind gerieth nämli der hölzerne Oberbau des Thurmes ins Schwanken und stürzte die 36 m bohe bôlzerne Thurmpyramide unter donneräbn!idem Krachen herab, wodur auc das Dach der Kirwe nah der Oftseite zu dur(- geschlagen wurde. Der entstandene S Laden dürfte sich auf mehrere Tausend Mark belaufen. Dabei wurden zwei Arbeiter nicht unerbeblih verleßt.
Gotha Die biesigen Sten gederken an!äßlic des X. Deutschen Bundessciceßens Jhrer Majestät der Deutschen Kaiserin end Königin cine sinnige Sabe zu widmen, wel&e die „Gotb. Zta.“ folgendermaßen beschreibt: „Von drei großen Kartons, die in einem G-hâäuse von rostbraunem Plüsch ruben follen, enthält das erfte die Widmung: „Ih-er Majestät der Deuben Kaiserin Auguste Victoria ebrfür&tig gewidmet von den zum X. Deutscken Bundesscbießen na der Rei&ébauptstadt aezegenen Schüßen Gotbas.“ Auf dem zweiten, dem Hauptblatt, befindet sich das von einem meifsterlih aus den kleinsten und feinsten Mosen und Gräfern geformten Halbrabmen
cingefaëte Bild des bicfigen Augustenburger Hauses; über demselben |
eine aus Pflanzentbeilhen gebildete Krone, die cin fleines Wanderw-rk für ih in, und in farbiger F A folgender poetische Hrufß: Es ftebt ein Haus u ter'm Lindenbaum, Da träumtest Du Deinen Jugendtraum. O du trautes Heim, o du goldene Zeit, Wie liegst du voll Frieden und trotbereit. Du ginast in die Welt voll Glanz und Strahl, n Krauenbobeit Du allzumal, In Anmutb und Güte, und gingst in Dein Glück — Denkst Du ans {lichte Haus noch zurück ? Wir lafsen's im Grün Dir wieder ersteh'n, O laß es in Güte und Huld gescbebn! ¿term Linckenbaum, im Thüringerthal, Es grüßt Div die Heimath vieltausendmal. : Das dritte Blatt entbält eixen durch Tieflage gc\chüßten,
, | plaftis geformten, überaus zierliben Strauß aus bunten, getrockneten
Blumen, denen ihre natürlicen Farben vollkommen erhalten, und zwischen die wieder die artesten Gräfer und HUme kunstooll eingefügt find. Das sind Pflänzlein, die sonst unsceinbar am Zaun des
Wetterbericht vom d. Juli, Morgens 8 Uhr.
| | | | | |
|
vielfa§ regnerischck. i 4 Deuti@land fanden Gewitter ftait. meldet 24 mm, Grisnez 37 mm Regen.
Im südlichen und nordöftlihen Cherbourg Dienstog: Silvana.
Deu1se Seewarte. Täglich: Bei günstigem
Wind. Wetter. S S
@
ationen.
Zar. auf0 Gr.
u, d. Meeressp. red. in Millim |
F .
Mullaghmore| 759 [NNW d\wolkig Aberdeen .. | 755 |NW 4|bedeckt Chriftiansund | 7: ONO 7\Nebel Kopenhagen . | 755 |D 1/bedeckt Stockholm . | 7 ¡WSW 2 heiter Haparanda . | ?53 ¡D 2 Regen Moskau .…. | WNW 1\|Regen Cork, Queens- |
O T | 5\wolkig Cherbourg 8[Regen D, O 2'Regen Sylt still |bedeckt
amburg 3 SO 2hbededckt
winemünde | SSW 3wolkig Neufahrwasser) SO 1/bededckt!) Memel ….. |_758 |WNW _2
frefsser.
voa M. Hervé.
Be A
ünster. .. | Karlsruhe . . Wiesbaden „ München 18 Chemnitz SSW 4hhalb bed. 20 Milli. Î SSO Z3sheiter O
74 Ubr.
M still wolfenlos 17 | Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater und | Concert-Park. 26 Sonntag: Zum 170, Male: Der arme Jo- nathan. Operette in 3 Akten von Hugo Witt- S mann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. | [19549]
1 t 5 itter. | În Scene geseßt von Julius Frißshe. Dirigent : ) Gestern Nachmittag mehrfah Gewitter Derr Kapellmeister not, Aufang 7 Abr. gen
Im prattvollen Park um 44 Uhr: Großes Doppel-
L
Concert. Aufircten sämmtlicher Instrumental- und É Das alte 8 S
Breslau . [SO Ile d’Airx [W Tre 758 | ill wolfkenlcs |
2|bedeckt 18 6|Regen 16
2) Gestern Nachmittag Gewitter und Regen.
Uebersicht der Witterung. Eine Zone ricdrigîten Luftdrucks erstreckt sich von
navien, mit barometrischen Minima am Kanal und über Süd-Norwegen. Bei \{chwatber Luftbewegung und vorwiegend iüdliHer« und \üdöstliher Richtung, und ohne erbeblihe Aenderung der Temperatur ist
i Tzeater - Änzeigen. Berliner Theater. Sonntag: Der Veilchen-
Montag: Der Probepfeil. i Dienstag: Die wilde Jagd. — Anfang 7# Uhr.
Walluer-Theater.
Mawusell Nitouche. Vaudeville in 3 Akten und | Sale Sao tee UE 4 Bilvern von H. Meil®ac und A. Millaud, Mufik | der BVorftclung 74 Ubr.
Bor ver Vorstellung, bei günstiger Witterung : Großes ZBarten-Concert. Anfang des Gencerts Sf, der Bortellung 7} Uhr. | Montag u. folg. Tage: Mawsell Nitouche. |
Montag: Dieselbe Borstellung.
Gefangs-Künstler. Nord-Frankrei nord-nordostwärts nah Nord-Skandi- bor Steae! LLEX xe Ea
Gesangs- und Instrumental-Künstler.
Kroll’s Theater. das Wetter in Central-Europa veränderlich und | badour. (Manrico: Hr. Heinrih Böôtel, als Gast.)
Vorstellungen 7 Uhr.
Belle-Alliance-Theater. 127. Male: Der Nautilus.
Militär - Doppel - Concert.
Montag: Dieseibe Vorftellung.
Montag: Maurer und Schloffer.
ittwod: tipi . Häinrih Böstel. O a E Ope und na W. Sthramm (London—Hamburg). — Frl. Emma
der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be- T | [ou btung des Sommergartens:
Großes Concert. Anfang Sonntag 4, an den Wochentagen 5è, der
Sonntag:
Im pratbivolien glänzenden Sommergarten. : Großes _ Auftreten sämmtlicher Sonntag: Zum 30. Male: | Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten-Etablifsements. Anfang des Concerts 4 Uhr,
Augustenburgér Gartens, im Park und anderswo auf hiesigem Boden, wo die Kaiserin so viel gewandelt ift, flehen, nua für die Dauer als Gruß aus der Jugendheimatb auf ein weißes, von breitem, silber- grauen Rahmen umschlofsenes Blatt gebannt. Das Ganze wirkt in jeder Beziehung harmonis{ und anmuthend. Die dabei betheiligte eigenartige Kunst des Pflanzenshmucks ist dazu in ihrer Ausbildung, wie sie sie bier dur geschickte Hände gefunden hat, noch nirgends weiter erreiht.*
Bad Wildungen. In diesen Tagen if an unserem Badeort ein neues, mit 40 Betten auëgestattetes Krankenhaus, d2s zum Ge- dähtaiß der verstorbenen Fürstin Helene von Waldeck den Namen Helenenheim führt, im Beisein des hohen Protektors, des Erb- prinzen Fciedrih zu Waldeck und Pyrmont, feierlih| eingeweiht worden. Dasfelbe ent\pricot in seiner Einrihtung (Waßerleitung Badezimmer, Reconvaleecentenzimmer, Operationtzimtner, Gartenanlagen 2c.) durchaus den Anforderangen der Neuzeit, und ift bestimmt, in erster Linie den weniger bemittelten Badegästen, insonderheit folcen, die zuglei ciner örtliien œirurgis@en Behandlung (Blasenftein 2c) be- dürfen, ferner Schwerkranken jeden Standes, welche in Gast- häusern und Privatwobnungen nit die ertorderlihe Rube und Pflege finden, endli allein kommenden Kindern Aufnahme und treue Pflege zu gewähren, Das unter ärztliche Leitung des Hrn. Dr. Reinhold gest:-Ute Haus, welhes übrigens nicht rur im Sommer, sondern auch im Winter geöffnet fein wird, reiht sih dadurch den in cinzelnen anderen Badeorten bereits bestehenden Woßblfahrtseinri@tungen als Spezial-Heilanstalt für Blasen- und Nierentcidende würdiz an Der Vorîstand ciner Wohlthätigkeitsanstait von anfänglih nur lokaler Be- deutung, insbesondere der Vorsizende Hr Pfarrer Lau, hat es dur unermüdlihe Thätigkeit und felbsiloseste Hingabe ohne Jnanspruch- nahme weiterer Kreise zu Wege gebracht, diese neue Stätte menschen- freundlicher Wirksamkeit mit Hülfe des Kredits und opferwilliger Freunde des âlteren Hauses in aller Stille entstehen zu lassen. Die freund- liste Untersiüßung hat derselbe durch Hrn. Pfarrer von Bodel- s{wingh- Bielefeld insofern gefunden, als dieser bereits die erforder- lihen männlichen und weibliwin Pflegekräfte au der neuen Anstalt zur Verfügung gestellt hat. Möge diese Heilstätte, welche berufen ist, cinem thatsätliwen Bedürfniß Abhül'e zu schaffen, diejenige wohlwollende Unterstüßung finden, die sie in Wirklichkeit verdient, damit sie ihre \{chöône Aufgabe in vollem Umfange dauernd zu erfüllen vermag.
Valencia, d. Juli. (W. T. B.) Den leßten Nachrichten zu- folge sind intgesammt in zehn Ortschaften des Geb: ets von Valencia 21 Choleratälle vorgekommen, von denen 13 tödtlich verlicfen.
Nach Sluß der Redaktion eingegangené Depeschen.
Christiania, 5. Juli. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser Wilhelm begab Sich heute Vormittag 11 Uhr 30 Minuten uater enthusiastisher Begrüßung Seitens des zahlreich versammelten Publikums nah dem Hafen, um an Bord der „Hohenzollern“ die Reise nach Norden fort- zuseßzen. Se. Majestät der König scar, welcher deutshe Admiralsuniform trug, O mit dem Kronprinzen, der die Uniform feines preußishen Regiments angelegt hatte, dem Kaiser das Geleit. Kaiser Wilhelm verabschiedete sih vom König und dem Kronprinzen aufs Herzlichste.
Danzig, 5. Juli. (W. T. B.) Der Ober- Bürger- meisier von Winter hat unter dem heutigen Tage von seiner Besizung Gelens aus ein Schreiben an die hiesige Stadtverordneten-Versammlung gerichtet, in welhem er anzeigt, daß sein Gesundheitszuitand durch die nah dem Ausland unternommene Reise und dur den längeren Landaufenthalt niht in dem Maße gekräftigt sei, daß er die Leitung der städtishen Verwaltung wieder übernehmen könne. Er bitte daher um seine s{chleunige Entlassung aus dem Amte. Die Stadtverordneten sind Behufs Beschluß- fassung in der Angelegenheit zu einer Versammlung in nächster Woche einberufen.
(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Familien-Nachrichten. Verlobt: Frl. Roïe Bieber mit Hrn. Ernst
Zimmermann mit Hrn. Kaufmann Dito Jaenicke
(Potsdam). — Frl. Margarethe Crowe mit Hrn.
Hermann Rönnebeck (Banbury—Middlesbrough).
— Frl. Gertrud Philippi mit Hrn Otto Hauff
(Berlin) — Frl. - Margarethe Zucker mit Hen.
Johannes Zibold (Berlin). — Frl. Luise Richter
mit Hrn. Walter Braune (Schneidlingen—
admersleben).
I A 14 Hr. Dr. jur. Walter Alscher mit Fel. Jutta Meiten (Königsberg). — Hr. Karl Weber mit Frl. Traudwen Werners (Köln). — Hr. Lehrer Paul Gerkatsch mit Frl. Selma Peschke (Jackschóaau, Kreis Oels). — Hr, Louis Kuschel mit Frl. Matkbilde Mielert (Felicienhütte bei Rüdckers i. Schles ). — Hr. Theodór Carius mit Frl. Lydia Sack (Pegau—Hohenlohe— Eythra). — Hr. Georg Joy mit Frl. Anna
Ballet von C. Severini. Anfang ; [19582]
Wilhelmstraße 10.
Direktion: Zulius Fritsche.
Scnntag: Der Trou: Soldaten und Kinder 30 4.
Urania, Anftalt für volksthümlihe Naturkunde. | Am Landes-Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnhof) | ; i ner I—11 übr gli i — E thold Bernhardt (Goldberg in Victoria-Theater. Sonntag: Zum 320. M.: See iten Sens Miete die Aeiface p Ei di \ 3 Stanley in Afrika, Zeitgemälde in 10 Bildern | zettel.
voa Alex, Mosfkoroëki und Rich. Nathanson. Musik vori C. A, RNaida.
Näheres die Anschlag-
„Nordland-Panorama“ Geöffu, b.
Fofoten, Heute nur DO0 Pf.
National-Panorama. Herwarthstr. 4, Königsplag.
Rom
m Tele ange Tee T 4e nin i, S n. Chr. v. d. Kgl. Prof. I. Bühlmann u. Alex i s dö Wagner in München. Täglich geöffnet v. Mor- Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlag
gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Entrée 1 #4
(Liebstadt—Friedrihsfelde). oi: Ein Sohn: Hrn. Landgerichts-Rath Nicolac (Plauen i. V.). — Hrn. Richard Riede (Remkersleben). — Hrn. Tolksdorf (Willenberg).
Medcklenb.). — Eine Tochter: Hrn. Reg -Bau- meister Friese (Braunfels). — Hrn. Dr. Nimsch (Schmiedeberg i. Riesengeb.). — Hrn. Rechts- anwalt Glozaer (Reichenbach i. Schle\.) — Hrn. Prof. Dr. Lehfeldt (Berlin). — Hrn. Oberlehrer G Hover G — Hrn. William M. Dur ildesheim). z+ Dunkelheit. Gestorben: Hr. Rentier Foeris Habedank (C‘arlottenburg). — Hr. Rentier C. Behncke (Schwerin). — Frau Gymnasial-Direktor Wichert (Magdeburg). — Hr. Dr. med. Swlockow (Breslau). — Hr. Partikulier Eduard Klugt (Strehlen). — Frau Auguste Grieneisen, “geb. Emig (Berlin).
Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin: - Verlag der Expedition (I. V.: Heidrich).
Anstalt, Berlin 8W., Wilhelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (cin\s{ließli Börsen-Beilage).
l Y
\ Erste Beilage zum Deulschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.
1 161.
Einfuhr und Ausfuhr im Jahre 1889.
Die definitiven Nahweisungen über die Einfuhr des deutschen Zollgebiets in den freien Verkehr und die Ausfuhr aus dem- jelben im Jahre 1889 nah Menge und Werth (mit Aus\{luß des Veredlungsverkehrs) liefern nachstehendes Resultat :
Für das Jahr 1889 belaufen sih die berehneten Werth- summen
der Einfuhr in den freien Ver-
fehr auf ...,, , , 4087,1 Millionen Mark der Ausfuhr aus dem freien Ver-
Ea L S2BBA E z sodaß sich ein Plus der Ein-
__ fuhrvon. .,. . , , , 830,7 Millionen Mark ergiebt. Wenn aber der Werth der deklarirten Ein- und Aus- fuhr von Gold und Siber in Barren und Münzen, als wenigstens zum Theil lediglih zur Ausgleihung von Zahlungs- verbindlihkeiten dienend, in Abzug gebracht wird, so ergiebt sih der Werth
der Einfuhr in den freien Ver-
L der Ausfuhr aus dem freien Ver- E das Plus der Einfuhr da- 848,4 Millionèn Maxk.
Im Vergleich zum Jahre 1888 berechnet ih die Ein- fuhr im Jahre 1889 der Menge nah um 4744269 t, dem Werthe nah um 651,2 Millionen Mark höher, die Aus fuhr dagegen der Menge nah um 2447 797 t und dem Werthe nah um 96,2 Millionen Mark niedriger. Nah Abzug von Gold und Silber in Barren und Münzen stellt sh das Plus der Einfuhr der Menge nah auf 4 744333 t, dem Werthe nah auf 724,4 Millionen Mark, das Minus der Ausfuhr dagegen der Menge nah auf 2447805 t und dem Werthe nah auf 39,2 Millionen Mark.
__ Diese Ergebnisse haben der Hauptsahe nach ihren Grund einerseits in der außergewöhnlih starken Einfuhr von Nahrungs- und Genußmitteln, sowie von Roh- stoffen und Halbfabrikaten der Tertil-, Holz- und Metallindustrie; anderereits in einem Rückgang der Ausfuhr, weniger von industriellen Erzeugnissen, als vielmehr von Schlachtvieh und Nahrungsmitteln, beziehungsweise in einer Zunahme des Veredlungs- verkehrs besonders hinsihtlih der Veredlung im Jnlande.
Zur richtigen Würdigung der Zahlen für 1889, insbe- sondere auch der Ergebnisse des Vergleichs mit denjenigen für 1888, ist darauf hinzuweisen, daß Hamburg und Bremen, sowie einige preußisWe und oldenburgishe Gebietstheile mit einer höchst fkonsumfähigen Bevölkerung von rund 800 000 Köpfent am 15. Oktober 1888 dem deutschen Zollgebiet angeschlossen worden sind. Selbstverständlich ijt diese Territorialänderung des Zollgebiets von wesent- lihem Einfluß auf den Waarenverkehr dess\elben gewesen. Speziell in der Ausfuhr bewirkte sie einen Ausfall ; denn diejenigen Waarenmengen, welche früher aus dem freien Verkehr des deutschen Zollgebiets nah den Zollausschlüssen an der Elbe und Weser zum Verbrauche daselbst ausgeführt und demzufolge in die Ausfuhrnahweisungen aufgenommen wurden, kommen seit dem Zollanshluß nicht mehr zum Nachweis.
Die Einfuhr in den freien Verkehr wurde dagegen durch die Territorialänderungen des Zollgebiets gehoben, und zwar niht nur durch den Hinzutritt einer so hervorragend kauffräftigen Bevölkerung, wie die Hamburgs und Bremens, zur Bevölkerung des Zollgebiets, fondern auch durch die Er- streckung der fstatistishen Nachweise seit dem Zollanshluß auf die als Stapelartikel diejer Städte in großen Mengen zur Einfuhr kommenden Waarenartikel fremden Ur- fprungs.
Von zoll: oder steuergeseßlihen Maßregeln, welche den deutschen Einfuhr- oder Ausfuhrhandel im Fahre 1889 mehr oder minder beeinflußt haben, sind anzuführen: das Verbot dec Einfuhr von lebenden Schweinen aus Rußland, Oesterreich- Ungarn und den Hinterländern Oesterrei - Ungarns in Deutschland vom 14. Juli 1889, die Verbote der Einfuhr von Vieh aus Deutschland in Belgien, Frankreich und Großbritannien, das italienische Gesez vom 11. Juli 1889, betr. Abgaben von Spirituosen, die Abänderungen des deutschen Zolitarifs durch den Zusaßzvertrag vom 11. November 1888 zu dem Handels- vertrage zwischen Deutshland und der Schweiz vom 23. Mai 1881, sowie die Abänderungen, welche die Zolltarife der Schweiz, von Rußland, Schweden und Norwegen, sowie von Peru und Mexiko in den beiden leßten Jahren erfahren haben.
4015,1 Millionen Mark 3166,7 x y
Der Vaterländische Frauen-Vercin.
(Auf Grund des „Berichts über die XXIV. Generalversammlung des Vaterländischen Frauen- Vereins am 10. März 1890.* Berlin, Buh- drucktereci der „Post“, Kayßler u. Co., Zimmerstraße 94.)
Ihre Majestät die Kaiserin und Königin hat mittelst Handschreibens vom- 31. Januar das Protektorat über den Verein übernommen. 8
Eine der vornehmsten Aufgaben der Vereinsthätiakeit war au in dem vergangenen Jahre die Linderung eines über Theile unseres Vaterlandes verhängten, durch die Uebershwemmungen verursackten Nothstandes, bezw. den Nacwirkungen alter Noth abzuhelfen, wie gleibzeitig aud dem dur gleigde neue Noth_ hervor- gedrängten Bedürfniß nach Kräften zu genügen. So groß nun auch die Noth in den speziell von den wvor- jährigen Uebershwemmungen betroffenen Bezirken war, so hat doch im Großen und Ganzen der Nothstand des vorigen Jahres lückliher Weise einen wesentlich geringeren Umfang als der des ahres 1888 gehabt. Zweifellos baben die Vereine jener Bezirke erheblide neue Opfer zu Gunsten der Bedrängten gebracht; doch ift es niht nöthig gewesen, die allgemeine öffentliche Mildtbätigkeit no- mals anzurufen. Die erforderlichen Geldüberweisungen der Central» stelle haben noch aus den im Jahre 1888 gesammelten Geldern bestritten werden können. Na Pos en, als der meistbetbeiligten Provinz, wurden im Ganzen 162000 M gesendet. Westpreußen erhielt weitere 40000 Æ, im Ganzen 109 000 M Je 20 900 A erhielten Brandenburg und Ostpreußen zu den früheren 27 100, bezw.
Berlin, Sonnabend, den 5. Juli
24000 Æ, je 10000 Æ Stlesien und Hannover zu den früheren 39500 bew. 10000 e; 5000 Æ Pommern. Kleinere Be- träge wurden demnähst noch einzelnen Vereinen Schlesiens, West- falens und Sachsens zugewendet. So wurden aus dem Uebershwem- mungéêfonds, aus welhem zur Zeit des vorigen Generalberihts 274 771,69 4 verauêgabt waren, seitdem fernere 189 247,15 #, zu- sammen also 464 018,84 M verwendet, sodaß nur noch ein Rest von 254 320,47 MÆ verblieben ist. Nach den eingegangenen Berichten läßt fih annehmen, daß die vorgedahten Beträge ausgereiht haben, zur Linderung der dur die Ucbershwemmungen verursahten Schäden so weit beizutragen, wie dies in sahgemäßer Weise von der öffentlichen Mildthätigkeit und insonderheit von dem Vaterländishen Frauen- Verein nah den Aufgaben desselben erwartet werden darf.
Oberste Aufgabe des Vaterländishen Frauen-Vereins is nach dem Statute desselben für den Fall eines Krieges die Fürsorge für die im Felde Verwundeten und Erkrankten Diese Fürsorge bedarf aber einer Vorbereitung {hon im Frieden. Was in dieser Beziehung Seitens der Vereine zu thun ist, ist gerade in leßter Zeit lebhaft in Fluß gekommen. Schon auf der vor drei Jahren stattgebabten Delegirten-Konferenz war ein sehr bedeutsames Moment dieser Richtung allseits zum Ausdruck gekommen, nämlich daß für die Vorbereitung jener Krieasthätigkeit der engste Anschluß der Frauen-Vereine an die Männer-Vereine zur Pflege im Felde verwun- deter und erkrankter Krieger — und zwar nit bloß in den beiderseitigen Spitzen, sondern in ihrer ganzen Gliederung, vor Allen îin der Provinzialinstanz Überaus wichtig ist. Deshalb wurde der größte Werth darauf gelegt, daß auch in den- jenigen Provinzen, in welhen bislang eine Zusammenfassung der Frauenvereine in Provinztalverbände noch nicht bestand — Posen und Schleswig-Holstein —, eine solche baldigst zu Stande ge- braht werde. Es ist mit besonderer Genugthuung zu begrüßen, daß es gelang, i. J. 1888 den Posener, im vorigen Jahre den Schle8wig- Holsteiner Provinzialverband zu begründen und damit die nothwendige Vorausfetzung einer wirksamen Krieg8thätigkeit des Vaterländischen Frauen-Bereins nunmehr in allen Provinzen zur Erfuuung zu bringen.
Au die Bestrebungen auf dem Gebiet der haus- wirthschaftlihen Ausbildung der Mädhen aus den ärmeren Volksklassen haben ihren Fortgang genommen. Aus- weiêlih der eingegangenen Berichte wird von einer sehr großen Zahl von Frauen-Vereinen der Näh-, Strick- und Flickunterriht in mannigfachster Weise gepflegt und gefördert. Ein Unterricht in Kochen und Haushaltung findet erst an verhältnißmäßig wenigen Orten statt. Besondere Bedeutung hat der in Kaffel unter wesentliGer Mitwirkung des Vaterländishen Frauen- Vereins gemahte Versuch, den hauswirthscaftlichen Unterricht in unmittelbare Verbindung mit der Volks\chule zu bringen. In Bielefeld ist cine Ko! und Haushaltungs\chule eingerichtet und mit Erfolg geleitet. In Braunschweig, Eschwege und Myslowit wird in der Volksfüce Kochunterriht ertheilt, — in Iserlohn und Diez in den Herbergen zur Heimath, in Magde- burg im Kaiserin-Augusta-Stist Haushaltungsunterriht. In Lissa werden junge Mädchen Bebufs ihrer wirthschaftlihen Unterweisung auf einige Monate praktischen Hausfrauen, die keine Dienstmädchen halten, überwiesen, — eine Einrichtung, welche einfach und billig ist und ih bis jeßt bewährt hat.
Die Hauptithätigkeit der Vaterländishen Frauen-Vereine lag im verflossenen wie in frühercn Jahren auf verschiedenen Gebieten werk- thâätiger Nätstenliebe, auf welchben sie fch in immer steigendem Maße weiter entwickelt hat. Erfreulih ist es besonders, daß fich immer mehr Vereine zur Aufgabe geseßt baben, durch Berufung von geist- lihen oder weltlihen Krankenpflegerinnen cine geordnete Ges meinde-Krankenvpflege einzurihten bezw. die vorhandene zu erwei» tern und damit eine Einrictung zu treffen, die in demselben Maße von unmittelbarstem gegenwärtigen Segen für die nothleidende Be- völkerung ist, wie sie andererseits in wirksamster Weise der Krieg8aufgabe des ¿Vaterländishen Frauen - Vereins ,vor- arbeitet. Denn mit jeder Krankenpflegerin, der im Frieden ein neues Feld der Thätigkeit eröffnet wird, wächst die Zahl derer, welhe im Kriege unseren verwundeten Kriegern Pflege und Hülfe zu bringen vermögen.
Groß ift au die Zahl der von den Vereinen unterhaltenen oder unterstüßten Kleinkinderschulen und -Bewahranfstalten, Kinderrettungs- und Erziehungsanstalten, Asyle, Krankenhäuser, Suppenküchen, wie sh denn überhaupt die Wirksamkeit der Vereine in all den verschiedenen Formen bethbätigt, in denen Noth und Elend geliadert werden kann.
Die Zabl sämmtliver Vereine ist auf 716 gestiegen. Die Zahl sämmtliher Mitglieder beträgt jeßt 95 509 gegen 90 205 im Vorjahre. Das baare und Kapitalsvermögen der einzelnen Vereine aus! ckließlich des Hauptvereins betrug am Anfange des Jahres 2019151 M Hierzu traten an Einnahmen im Laufe des Jahres 1 709 559 4, und °s verblicb nach Abzug der Ausgaben von 1 650098 # ein Bestand von 2159 611 Æ, aljo gegen das Vorjahr ein Mehr von 140 460 M Außerdem besißen die Vereine Grundstücke, Anstalten und Inventarien im Werthe von 2091161 Æ, sodaß eins{ließlih der beim Haupt- vercin befindliGen Bestände sh ein gegenwärtiges Gesammt- vermögen des Vaterländishen Frauen-Vereins von 4838 341,74 ergiebt — 421 732,53 Æ mehr als im Vorjahre.
Der Hauptverein in Berlin mit der Doppelstellung, einer- scits als das die ganze Vereins8gemeinschaft einigende Band, anderer- seits in gewisscm Sinne Lokalverein, übt seine lokale Wohlthätigkeit, vermittelt durch Unterstützung ihm befreundeter; Vereine (Berliner Frauen-Grosch{en»- Verein und Berliner Frauen-Verein zur Unter- stüßung verschämter Armen) aus
Der Ostpreußishe Provinzial-Verband ist in seiner Thätigkeit i. F, 1889 zumeist durch die Uebershwemmungss{chäden in Anspruch genommen worden.
Der Verband der Westpreußishen Vaterländischen Frauen-Vereine hat nur in geringem Maße die Möglihkeit gehabt, größeren organisatorischen Aufgaben gerecht zu werden. Zurück- zufübren ist dics auf den Umstand, daß bisher Männervereine vorm Rothen Kreuz innerbalb der Provinz nicht bestanden. Erhofft werden darf, daß das Jahr 1890 hierin erfreulihen Wandel herbeiführen wérde.
Der Verband der Vaterländischen Frauen-Vereine der Provinz Brandenburg konnte sein Wirken zumeist an be- sondere Vereinsanstalten anschließen und die Einrihtung von Volks: füdhen, Gupbvenanftalten, Kaffeestuben, Kranken- und Siechenhbäusern, sowie die Krankenpflege- und Diakonifsenstationen fördern.
Der Verband der Vaterländischen Frauen- Vereine der Provinz Pommern hat seine Thätigkeit hauptsäblih dem Diakonissenwesen zuwenden können; die Zahl sciner Diakonissen be- trägt 65.
Der Verband der Vaterländishen Frauen-Vereine der Provinz Posen hatte ein überreihes Feld der Thätigkeit an der Linderung der großen, durch die Uebershwemmung verursachten Noth und bat auf diesem Gebiet redlich seine Pflicht gethan.
Der Verband der Vaterländischen Frauen-Vereine der Provinz Schlesien — 81 Vereine mit 11974 Mitgliedern ! — hat ebenfalls in Begegnung der Ueberschwemmungsnoth eine ange- strengte, gesegnete Arbeit geleistet und außerdem seine Thätigkeit auf alle Gebiete der Wohlthätigkeit, wie Krankenpflege, Armenunter- stüßung u. \. w. nach wie vor erstreckt.
1890.
MUDILII 00
__ Der Verband der Vaterländishen Frauen-Vereine für die Provinz Sachsen linderte Shäden, welhe durh Wolken- brüche verursat waren, förderte das Kleinkinder-Schulwesen und ver- folgte in zweckmäßiger Weise die Vorbereitung für eine etwaige Kriegsthätigkeit.
Der Verband der Vaterländishen Frauen-Vereine der Provinz Schle8wig-Holstein richtete sein Augenmerk auf die Bildung neuer Zweigvereine und erreihte den Zusammenschluß der Vereine,
Der Bezirksverband der Vaterländiï en Frauen- Vereine für den Regierungsbezirk Kass. weist in seiner Thâtigkeit zwei Punkte von allgemeinem Interesse auf: die Cin- führung des hauswirth\{aftlihen Unterrichts in der Volksschule und die Aufstellung eines Mobilmachungsplanes der gesammten Vereine vom Rothen Kreuz.
Der Bezirks-Verband der Vaterländischen Frauen- Vereine für den Regierungsbezirk Düsseldorf übte um: fafsende Armenpflege und verschaffte allgemein mit bestem Erfolg Arbeit 8gelegenheit.
Der Verband der im Herzogthum Braunschweig bestehenden Zweigvereine des Vaterländischen Frauen- Vereins vertiefte erheblich und erfreulich das Interesse an der Sache des Rothen Kreuzes, gründete neue Zweigvereine, in welchen zum Theil wacker gearbeitet wird, namentlich auch an der Fort- bildung und Behütung jüngerer Fabrikarbeiterinnen, und hat sich mit dem Landesverein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger zu dem Abkommen zusammengethan, im Mobilmachungsfalle zu sofortiger gemeinschaftliher Arbeit zusammenzutreten.
Möge der Vatecländishe Frauen-Verein auch fernerhin wachsen und gedeihen zum Segen des Vaterlandes !
Statiftik und Volk8wirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Man schreibt der „N. Fr. Pr.“ aus Hamburg: „Der Ausstand der hiesigen Maurer und Zimmerleute geht mit Riesenschritten seinem Ende entgegen. Wohl noch nie hat ein Geselkenverband in so übermüthiger Weise die Beziehungen zu den Arbeitgebern ab- gebrochen, wie gerade in diesem Falle. Die Leute verdienten hier fech8 Mark täglich bei zehnstündiger Arbeitszeit, im Accord- verhältniß sechzig, siebzig, ja sogar achtzizg Mark und mehr in der Woche. Ihre Forderung bestand jedoch in dem internationalen Postulate des achtstündigen Arbeitstages, welches von den Meiîtern, die auf alle Lohnerhöhungen bereitwilliz eingegangen waren, entschieden abgelehnt wurde. Der Zuzug öfterreihischer, namentli böhmischer Maurer und Zimmerer hat gegenwärtig in Hamburg einen Utnfang errciht, der dem ohnehin {on in den leßten Zügen liegenden Strike baldigst ein Ende zu mahhen verspricht.“
Der in Hamburg neugegründete evangelisch - soziale Arbeiterverein hat sein Statut veröffentliht. Ueber Zweck, Mittel und Mitgliedschaft des Vereins wird, der „N. A. Ztg.“ zu- folge, darin bestimmt: Der Verein steht auf dem Boden des evange- liswen Glaubens und hat den Zweck: 1) das evangelishe Bewußtsein unter den Glaubens8genossen zu stärken; 2) Treue zu Kaiser und Reich und Liebe zum Vaterlande zu pflegen; 3) die soziale Reform- politik, wie sie vor Allem von unserem Kaiser erstrebt wird, zu ver- treten und zu fördern; 4) zur Wahrung oder Wiederherstellung eines friedliwen Verhältnisses zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern nach Kräften mitzuwirken, berechtigte Interessen und Ansprüche des einen wie des anderen Theiles zu unterstützen, unberectigte zu be- kämpfen : ò) die sittlihe und allgemeine Bildung seiner Mitglieder zu fördern und insbesondere das Familienleben zu pflegen; 6) den Mitgliedern nah Möglichkeit Arbeitsgelegenheit zu verschaffen und in unvershuldeten Nothfällen Beistand zu leisten. Der Zweck des Vereins soll erreiht werden: 1) durch regelmäßige Zu- sammenkünfte; 2) durch Vorträge mit freier Diskussion und entsprehenden Beschlüssen; 3) vorkommendenfalls durch Anträge an die Staats- und Reichsbehörden; 4) durch Gründung einer Büther- sammlung und Verbreitung guter Schriften und Zeitungen; 5) durch Errichtung einer Unterstüßungskasse, Mitglied kann jeder im ham- burgischen Staatsgebiet wohnhafte evangelishe Christ werden, der ih eines uz.bescholtenen Rufes erfreut und das ahtiehnte Lebensjahr voll- endet hat. Der Neuaufgenommene hat sich dur Unterschrift zur Befolgung der Statuten zu verpflihten. Jedes Mitglied hat einen monatlihen Beitrag voä mindestens 20 4 zu bezahlen.
Nachdem die ausftändigen Maurer und Zimmerleute in RNoftock die Fortseßung des Ausstandes beschlossen haben, machen laut Mittheilung der „Roît. Ztg.“ die Innungen der Maurer- und Zimmermeister und der Verein der Bauunternehmer zu Rostock bes kannt, daß sie die ruhig gesinnten Maurer und Zimmerleute zu den altèn Bedingungen (42 -& bei 10 stündiger Arbeitszeit) wieder anzu- stellen bereit sind, wenn dieselven si bis zum 8. d. M. zur Arbeit melden, daß aber na dieser Zeit ihre Baustellen und Werftpläte den Ausständigen für das Jahr 1890 verschlossen bleiben werden.
In Kiel fand laut Bericht der „Kiel. Ztg.“ am 2. Juli eine von etwa 1200 Personen besuchte Arbeiterversammlung ftatt, in der u. A. die Petition der Arbeiterpartei an den Reichstag zur Besprehung gelangte. Der Referent verlas die Petition und suchte dann nazuweisen, daß der internationale Kongreß für den Arbeiterscuß in Berlin ganz den Spuren des internationalen Arbeiter- kongresses in Paris gefolgt sei.
In Bochum ist der Bergmann Bunte von der Leitung des alten Bergarbeiter-Verbandes zurückzetreten. Dieser Rücktritt wird, der „K. V.-Z.*“ zufolge, auf cine stärker werdende antisozialistishe Strömung innerhalb des Verbandes zurückgeführt. Als Nachfolger wird der Bergmann Bauer aus Weitmar genannt, während des Aus- standes der Vertreter ruhiger Elemente.
Der Regierungs-Präsident Freiherr von der Recke inDüsseldorf hat am 1. Juli, der „K. Z.* zufolge, den Vorsitzenden des Nieder- rheinis&en Weberbundes Jeuneskens aus Krefeld empfangen und mit demselben in längerer Unterredung wichtige Angelegenheiten der Sammt- und Seidenhandweberei besprochen. Der Unterredung wohnten der Vorsitzende der evangelishen Arbeitervereine, Pfarrer Lic. Weber und ein Abgeordneter des Weberbundes aus Rheydt bei. Jn Krefeld foll ein großer Webertag stattfinden, auf dem die Abgg. Hitze und Bachem sprehen und an dem die obengenannten Herren sowie cin Regierungs-Kommissar theilnehmen werden
Ein Beschluß der Klempner- und Dachdeckermeister in Köln, nah welchem diejenigen Gesellen, welche bis zu einem be- stimmten Tage niht aus dem Fachverein ausgeschieden sind, entlaffen und von keinem Meister in Arbeit genommen wcrden sollen, hat in Arbeiterkreisen eine große Aufregung hervorgerufen. Die Arbeiter ver- schiedener Branchen haben, wie man der „Kreuzztg “ meldet, dem Fachverein für den Fall einer Arbeitersperre ihre Ünterstüßung zu- gesagt. Auch soll ein Bureau zur Entgegennahme und Ausführung von Klempner- und Dachdeckerarbeiten von den Gesellen ins Leben gerufen werden,
__ Der Rechtsschußzverein der pfälzischen Bergleute ist, wie die „Elbf. Ztg.“ unterm 1, Juli aus Saarlouis meldet, bei der Bergwerk8direktion um Herabsetzung der Urbeitszeit