1890 / 163 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 08 Jul 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Bauernmädc&en geschah. Für die A Personen waren alte norwegische Sessel auf den Dampfer geschaft worden, während das Bi-r aus alten norwegis{en Silberhumpen ge- trunken wurde. N Unterdessen hatte sih der Sonderzug wieder in Bewegung aeseßt und hielt zunähst in Drammen an, wo den Gästen Sr. Majestät des Königs Oskar ein Frühstück geboten wurde. Der nächste Haltepunkt des Sonderzuges war Skjerdalen, auf weicher Station die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften den Sonderzug wieder beftiegen, um nach Hönefos zu fahren, woselbst die Ankunft gegen 33/, Uhr Nachmittags erfolgte. Am Bahnhofe wurden die Majestäten vom Ortsvorstand und einer Ehrenwache der 1. JFnfanterie-Brigade, deren Musikcorps die preußishe Hymne intonirte, sowie von 20 weifßgefkleideten Mädchen, die Blumen streuten, empfangen. Nach Abschreiten der Front dstr Ehren- wache bestiegen die Erlauchten Herrschaften die bereitstehenden Wagen und fuhren nach Gla:ved's Hotèl, wo um 41/2 Uhr das Diner eingenommen wurde. Der ganze Weg dorthin war in eine wahre Feststraße umgewandelt und durch eine Stacketeinfriedigung bezeihnet worden, die mit Fähnlein dicht beseßt war. Vier Ehrenpforten hatte man an verschiedenen Punkten dieses We ges erbaut, jede in ihrer Art ein Meisterwerk von kunstgeübter Hand. Die erste nur aus hölzernen Erzeugnissen der Fabriken des Ortes er zählt ung: fähr 1500 Einwohner zeigte uns, was menshliche Kunst überhaupt zu erreihen ver- mag. Die übrigen Ehrenpforten waren thurmartig und tin b: lisfenform gehalten, trugen reihen Guir!anden- und Em- blemen-Shmuck und waren eine jede dur eine frische grüne Kaiserkrone gekrönt, in welcher gewissermaßen um die Edelsteine der Krone zu versinnbildlihen elektrishe Glüh- lampen leuchteten. Jn den Straßen bildeten die Schulkinder mit Fahnen Spalier. ; | Der schönste Genuß war natürlich der Anblick des herc- lihen Wasserfalls, welcher von einem Bergplateau herab zuerst in Kaskadenform abstürzt und sih dann durch verschie- dene Felêblöde in erheblihem Gefälle hindurWwindet, um dann mit mächtigem Getose dur die Brücke zu Thal zu eilen. Ueber diese Brücke führte die Feststraße, und Se. Majestät bewunderte von da aus zuerst bei der Einfahrt und später vom Hot:lpark aus das in Worten kaum würdig zu beshreibende seltene Naturschauspiel. An der reten Seile der Brücke, inmitten auf einem von den shäumenden Wogen umtosten Felëblocke hatte man einen ausgestopften großen Bären mit offenem Rachen als Symbol des Berliner Stadtwappen® postirt: der Kaiser freute sich über diesen Einfall herzlih. Um 6 Uhr wurde wieder nach dem Bahnhofe unter fortwährendem Regen aufgebrochen, und unter endlosem Jubel seßte fih der Sonderzug zur Rückkehr nah Christiania in Bewegung. i E Jn Drammen wurde auf die Dauer einer Viertelstunde Halt gemacht, um daselbst die Begrüßung der Spißen der Behörden und einer Deputation der daselbst wohnen- den Deutschen entgegenzunehmen. Des Kaisers und Königs Majestät unterhielt Sih hier mit den ein- zelnen Herren in leutseligster Weise, reichte einem Jeden die Hand zum Abschied und begrüßte auch die auf beiden Seiten des Bahnhofes, iheils auf Tribünen, theils auf dem Bahnsteige befindliche, nah Tausenden zählende Volksmenge, die unaufhörlich ihre Hurrahrufe ertönen ließ. Die Zahl der Blumen’:räuße, welhe hier von Damen dem Kaiser überreiht wurde, war Legion, und bei der Abfahrt wurde die jubelnde Bevölkerung dadurch noch hohbeglüdckt, daß die Majestäten auch dem Volke wieder Blumen zuwarfen, um die sh dieses wadcker striti, denn Jeder suchte eine dieser Blumen zu erhashen, Bei der wunder- s{hönen Lage Drammens, dessen Fjord-Ufer und große Brücke ebenfalls mit dichten Menschenmengen beseßt waren, machte der Aufenthalt daselbst und der Abschied von dort einen erhebenden Eindruck. Jn Christiania der Zug fuhr direkt von Drammen hierher traf der Sonderzug kurz vor 10 Uhr Abends wieder ein. Nach der Ankunft fand auf dem Königlihen Schlosse noch ein Familiensouper und Marschallstafel statt, nach deren Beendigung König Oskar jedem der Herren des Kaiserlihen Gefolges Allerhöchstseine Photographie mit Seiner eigenhändigen Unterschrift überreichte. Heute (Sonnabend) Vormittag erfoigte die Fahrt zur Landungéêtreppe auf dem Tordenjskjoitplas um 11!/4 Uhr. Des Kaisers und Königs Majestät verabschiedete Sih auf dem Königlichen Schlosse von Jhrer Ma'estät der Königin Sophie und küßte Allerhöchstderselben wiederholt die Hand. Mit Sr. Majestät dem Kaiser fuhren Se. Majestät der König Oskar, sowie Se. Königliche Hoheit der Kronprinz, ferner Prinz Eugen in Begleitung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von Preußen und Sr. Hoheit des c Mi Friedrih Wilhelm von Medcklenburg, zum Hafen, nodas Publikum dicht gedrängt auf den Tribünen die Fürstlichen Herrschaften erwartete. Jm Empfangs- pavillon verabschiedete Sich Se. Maj- stät von den offiziellen Per- sönlichkeiten und zog hierbei namentlihden Bürgermeister Christie in ein längeres Gespräh. Dann wurde zu den Kaiserlichen Schiffen gefahren, mehreren derselben ein Besuch abgestattet und auf der „Hohenzollern“ das Frühstück eingenommen. Nach 21/2, Uhr Nachmittags begaben Sich die Hohen Herr- schaften noch an Bord eines deutschen Kriegsschiffes, während sämmtlihe Schiffe salutirten und die Da mge Dane an Bord paradirten. Später führte der Kaiser und König Seinen Königlichen Ligener und Höchstdessen Söhne im Kaiserboot an Land zurück. Jn dem Boote hatte au der zu Sr. Majestät befohlen gewesene Dienst Plaß genommen. Nachdem man wieder an Land gelangt war, vollzog fich vor den Augen der zahlreichen Zuschauer die ergreifende Abschiedsscene. Die Monarchen umarmten und küßten fih wiederholt, ebenso ver- abschiedeten Sich des Kaisers und Königs Majestät von dem Kron- prinzen und dem Prinzen Eugen, und dann stieß das Kaiserboot vom Lande ab, um dem „Kaiser“ zuzusteuern, an dessen Bord Kaiser Wilhelm Sich begab. Der Kaiser hatte die norwegische Admirals:Uniform angelegt und grüßte, auf der Kommando- brücke stehend, noch wiederholt der Landungsstelle zu, wo König Osfar, der die deutsche Admirals-Uniform trug, seinem scheidenden Kaiserlihen Freunde noch lange nahblickte. Der „Kaiser“ fuhr, nachdem die Flotte fich in Bewegung geseßt und das norwegische Kanonenboot „Elda“ die Führung wie bei der Ankunst genommen hatte, als vorleßtes, die „Jrene“ als leßztes Schiff. Als der „Kaiser“ in Höhe des Empfangspavillons vorüberdampste, senkte sich die Kaiserstandarte für Augenblicke auf Halbmost, um es darauf wieder hohzugehen. Kaiser Wilhelm hatte Seinem Königlichen Gastgeber den lezten Ab- \chiedsgruß gesandt.

Heute fand eine Plenarsißung des Bundesraths statt. Vorher tagten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, sowie für Zoll- und Steuer- *wesen und für Handel und Verkehr und der Auss{huß für Rechnungswesen.

Durch den Nachtrag zum diesjährigen Staatshaush:[ts- Etat find ‘die Gehälter der Unterbeamten bei den Strafanstalten, die vom . Ministerium des Jnnern ab- hängen, wie folgt anderweit festgeseßt worden: 1) für Haus- väter und Maschinenwärter von 1200 H bis 1800 F, im Durchschnitt 1500 H, 2) für Ober-Aufseher und Werkmeister von 1200 bis 1600 Æ, im DurWschnitt 1400 #, 3) für Ober-Aufseherinnen und Hausmütter von 900 bis 1500 H, im Durchschnitt 1200 , 4) für Aufseher und für die Führer bei den Erziehungs- und Besserungs-Anstalten zu Conrads- hammer und Wabern von 900 H bis 1500 M, im Durch: schnitt 1200 M, 5) für Aufseherinnen von 700 4 bis 900 f, im Durchschnitt 800 4 Jm Einverständniß mit dem Finanz- Minisier hat der Minister des Fnnern beschlossen, die Re- gulirung der Gehälter der Beamten in den Kategorien 1 und 2 auch ferner vom Ministerium aus stattfinden zu lassen, den Ober-Aufseherinnen und Hausmüttern allgemein das Dur&schnittêgehalt zu gewähren, ferner die Aufseher 2c. (vor- stehend 4) und die Aufseherinnen (vorstehend 5) in jedem Regierungsbezirk je zu einer Besoldungsgemeinschaft zu ver- einigen und die Gehälter derselben vom 1. April d. J. ab in der Weise abzustufen, daß für die Aufseher fünf Behaltsflassen zu 900, 1050, 1200, 1350, 1500 M und für die Aufscherinnen drei Gehaltskflafsen zu 700, 800 und 900 M bestehen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlih s\äch- sisher Oberst von Schlieben und Großherzoglich sächsischer Geheimer Staatsrath Dr. Heerwart sind von Berlin ab- gereist. é

Der Chef der Landgendarmerie, General der Jnfanterie von Rauch, hat einen längeren Urlaub nah Böhmen an- getreten.

Der Ober - Quartiermeister im Großen Generalstabe, General-Lieutenant Graf von Schlieffen II., hat sih auf Dienfireisen begeben.

Der Ober-Regierungs-Rath Dr. Scheffer zu Bromberg ist an die Königliche Regierung zu Düsseldorf verseßt, und es ist ihm daselbst die Stelle als Ober-Regierungs-Rath bei dem Regierungs-Präsidenten übertragen worden.

Dem Regierungs-Afessor Dombois bei der Königlichen Direktion für die Verwaltung der direkten Steuern in Berlin ist die kommissarishe Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Prüm, Regierungsbezirk Trier, übertragen worden. Der Regierungs-Afsessor de la Fontaine zu Bromberg ist an die Königliche Regierung zu Aachen und der Regierungs- Assessor Shwindt zu Danzig an die Königliche Regierung zu Königsberg verseßt worden.

Der neuernannte Regierungs - Assessor von Puttkamer ist der Königlichen Regierung zu Danzig überwiesen worden. Die Regierungs - Referendare Winkel aus Posen, Tuebben aus Marienwerder, Dr. jur. Witte aus Breslau, Dr. jur. Erbs [öh aus Düsseldorf, Ramm aus Sigmaringen und von Keudell aus Kassel haben am 5. d. M. die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst bestanden.

Bayern.

München, 7. Juli. Der Minister-Präsident Freiherr von Crailsheim hat sih, der „Allg. Ztg.“ zufolge, heute Vormittag mit dem Schnellzug über Landshut nah Passau begeben, um die dortigen Bahnhofserweiterungen und Umbauten zu besichtigen und sodann die Rottthal- bahn, sowie die beiden demnächst zu eröffnenden Wal d- bahnen Passau-Fürsteneck und Gräfenau-Zwiesel zu inspiziren. Jn der Begleitung des Minister-Präsidenten befinden fich die Herren General-Direktor Schnorr von Karols- feld, Ministerial-Rath Ritter von Oewald, Ober-Regierungs-Rath Ebermayer und General-Direktions-Assessor Abt.

Sachsen.

Dresden, 1. Juli. Se. Majestät der König hat, wie das „Dresd. Journ.“ meldet, den Ober:Ceremonienmeister, Kammerherrn Freiherrn Alfred von Miltiz auf sein An- suchen von den Funktionen eines Königlihen Ceremonien- meisters unter Belassung seines Titels und Ranges enthoben.

Oesterreich - Ungarn.

Wien, 8. Juli. (W. T. B.) Das „Wiener Frem- denblatt“ hebt mit großer Genugthuung die be- geisterte Aufnahme der österreihish-ungarischen Schüßen in Berlin hervor. Es präge sih darin die gegen- seitige Sympathie der beiden Völker und das treue Festhalten an ihrem Bunde aus, und stimmungsvoll hätten dabei die Worte des Führers der italienishen Schüßen hin- eingeklungen, sodaß das Schüßensest in Berlin als eine be- merkenswerthe Kundgebung für die Friedensallianz erscheine.

Großbritannien und Frland.

_ London, 8. Juli. Jn der gestrigen Unterhaus- sißung gab, wie „W. T. B.“ meldet, der Erste Lord des Schatzes Smith die Erklärung ab: Die südlihe Grenze des Walfishbay-Gebiets sei leider niht genau definirt; es seien daher zwishen den Behörden des Kaplandes und den deutshen Behörden im Damaralande Er- örterungen darüber entstanden, ob eine gewisse Landstrecke, die als Wasserstation für die Straßen von der Küste nah dem Jnlande wichtig erscheine, in die Grenze des Walfishbay- Gebiets einbegriffen sei. Ein Versuch, die bestehenden Mei- nuungsverschiedenheiten durh eine gemeinsame Kommission zu regeln, sei fehlgeschlagen. Da der englishe und der deutsche Kommissar sich nit geeinigt hätten, seien in dem english-deutschen Abkommen Bestimmungen enthalten, um die Angelegenheit einem Schiedsspruche zu unterbreiten. e

Der „Observer“ schreibt: „Die Opposition, welche sih in dem Sonder-Ausschuß§ß zur Begutachtung der Vorschläge der Regierung für die Üebertragung von Vorlagen

mat es in dieser Periode der Session unthunlih, die Sache weiter zu verfolgen. Die vorgeshlagene neue Geschäftsordnung wird folglih dem Hause der Gemeinen nicht unterbreitet werden. Unter diesen Umftänden wird, wenn der „Observer“ recht untez- richtet ist, eine Herbfisession zur Durhführung der in der laufenden Session niht erledigten wichtigen Geseßentwürfe abgehalten werden müssen. Da aber im konservativen Lager keine große Neigung für eine Herbstsession zu herrschen sheint, so wird der Regierung nichts anderes übrig bleiben, als die noth- wendigsten Geschäfte der Session so rasch als möglih abzu- wideln und die irishe Güterankfaufs-Vorlage und vielleicht auch die Zehnten-Vorlage gänzli fallen zu lassen. Die Agitation unter der Londoner Shußmann- schaft ist in ein sehr afutes Stadium getreten. Die „Allg. Corr.“ beri{tet über den Anlaß dazu: „In der Bowstreet-Polizeistation spielte i{ch am Sonn- abend eine erregte Scene ab. Ein Schußmanr, der Führer feiner Kameraden in der Agitation um kürz:re Dienststunden und höhere Besoldune, war na einem anderen Distrikt verseßt - worden, und erbittert über diese Maßregel versacten die meiîten Sbuh- leute ihren Vorgeseßt:n den Gehorsam, in Folge defsen nabezu 90 Scubleute fuétpendirt wurden. Zur Ecwältigung des Nachtdienstes anf den Straßen mußt:in am Sonntag Abend Scutßleute aus dret Vorstädten herangezogen werden. Die Erfaßkonstabler wurden von den suêpendirten S(utleuten verböhnt. Jn einer Versammlung von Delegirten sämmtlicher bauptftättishen SS&rßtle::te wurte beschlofsen, am Montag Abend zu erem allgemeinen Ausstand zu schreiten, Falls bis dahin nit cie günstige Anwort auf ihre an den Miniiter dez Innern gcribteie Antroort eiagégangen sei, An die Hoauêwitih-e und Ladenb.sitß:r w.rd cine Auffort.rung gerichtet werden, ihr Eigenthum sciber zu besbügen * m Unterhause erwiderte gestern der Staatssekretär des Fnnern Matthews in Beantwortung einer auf die Bewegung bezüglichen Anfrage: Die Zeitungsmeldungen über die unter der Londoner Schußzmannschaft aus- gebroheznen Unruhen seien fehr übertrieben. Nur 39 junge, unerfahrene Polizisten bätten sih am Sonnabend in der Bomw-street-Station einer F1subordination schuldig gemacht, und diese seien deshalb heu.e eutlassen worden. Die alten, erfahrenen n dagegen betrügen fich würdig der Traditionen der

ondoner Shußmannschaft. Uebrigens seien von dem Chef oer Polizei die umfassendsten Maßregeln getroffen, daß die Polizei der gesamnitez Stadt die ihr obliegenden Pflichten im vollsten Maße erfülle. Inzwischen ist es, laut Meldung des „W. T. B.“, gestern Abend zu Ruhestörungen in der Bowstreet gekommen, welhe den ganzen Abend über fortdauerten. Gegen 9 Uhr hatte die Menschenmenge dort derart zugenommen, daß fie die ganze Straße füllte. Eine stärkere Abtheilung berittener Polizeimannschafsten versuhte die Straße zu säubern, jedoch ohne Erfolg. Es wurden mehrere Personen verhaftet und eine Anzahl verwundet. Eine Abtheilung Kavallerie mußte den Wagen des Prinzen von Wales, als dieser die der Polizeikaserne gegenüber liegende Oper verließ, begleiten. Nach neueren Meldungen des „R. B.“ seßten ih gestern die Unruhen in der Bowsireet bis tief in die Nacht hinein fort; erst heute früh gegen 2 Uhr begann die Menge ih zu zerstreuen. Die berittenen Polizeimannshaften wurden dur Schugzleute zu Fuß erseßt. Die durch die Volkshaufen an- gerichteten P find beträhtlich; viele benah- barte Häuser wurden beschädigt, zahlreihe Fensterscheiben wurden zertrümmert. Die Zahl der verhafteten Personen ist eine sehr erhebliche Nicht minder ernst hat sich die Agitation unter den Londoner Briefträgern gestaltet. Eine große Menge derselben in den wesilihen und östlihen Stadtbezirken würde {hon am Sonnabend zu einem Ausstande geschritten sein, wenn sih nicht die Exekutive des Briefträger - Verbandes ins Mittel gelegt hätte. Gestern Abend sollte eine Massenversamm- lung abgehalten werden, um einen endgültigen Beschluß zu fassen. Fnzwischen wird der gewöhnliche Postverkehr nur mit großer Schwierigkeit bewältigt. Die englische Kriegsmarine erhielt am Sonnabend einen Zuwachs in dem gepanzerten Kreuzer „Blenheim“, der von der Wert der Thames Fronwork and Shipbuilding Company in Blackwall nach vollzogener Taufe durch die Gemahlin des Admirals Hopkins, eines der Lords der Admiralität, in Gegenwart einer großen Zuschauermenge vom Stapel lief. Der „Blenheim“ ist 375 Fuß lang, 65 Fuß breit, hat einen Tief- gang von 25 Fuß 6 Zoll und ein Deplacement von 9000 Tons. Krast seiner Maschinen von 20 000 Pferdekraft i er im Stande, nöthigenfalls 22 Knoten in der Stunde abzuwickeln. Die Panzerbekleidung is stellenweise 6 Zoll stark. Die Be- waffaung des Kreuzers besteht aus 9 zweizölligen, 24 Tonnen {weren Kanonen, 10 sechszölligen, 5 Tonnen wiegenden Ge- schüßen, sowie 16 Dreipfündern und Nordenfeldt'shen Mitrailleusen.

Frankreich.

Paris, 6. Juli. Der „Fr. C.“ entnehmen wir den nah- stehenden ausführlichen Bericht über die gestrige Sizung der Deputirtenkammer: E

Auf der Tagesordnung stand die erste Lesung des vom Senat genehmigten Gesetzentwurfs, betreffend die Arbeit der Kinder, minderjährigen Mädchen und Frauen in den Fabriken. Da dieser Gegenstand {on in den leßtea zwi Jahren auegiebig er- örteri worden war, so wurde nur dem Nam:n nach eine General- debatte gelalten und dann fogleich die Vergandlung über Art. 1 be-

gonnen. Derseibe lautet: e ,

Die Arbeit der Kinder, minderjährigen Mädhen und Frauen in den Fabriken, Werkstätten, Bergwerken, Gruben und Stein- brüchen, Eauplägen, Ateliers und was damit zusammenhängt, welwer Art fie auch sein möge, öffentlich oder privat, weltlih oder geistlih, gleiviel, ob diese Anstalten den Charakter eines Gewerbe- Unterrichts oder der Wohlthätigkeit tragen, untersteht den von dem S bestimmten Verpflichtungen. i

usgenommen find die Arbeiten, welche in solchen Anstalten ausgeführt werden, wo nur die Angehörigen der Familie unter der Aufsicht des Vaters oder der Mutter oder auch eines Vorn.unds arbeiten, vorausgeseßt jedo, daß diese Anstalten nicht als gefähr- liche, gesundheits\{ädliche oder belästigende klassirt find oder daß die Arbeit nit mit Hülfe von Dampfkessela oder mechanischen Motoren voc si gehe.

Der sozialisti\che Abg. Dumay- entwidelte ein Amendement, dem zufolge der Aufzätlung der Fabriken, Werkstätten u. f. w. noch die Worte: „Séreibstuben und Verkaufsläden* hinzugefügt werden sollten. Der Berichterstztter Wad din gton entgegnete aber, eine solche Beschränkung könnte zu weit führen. Der Antraz wurde mit 284 gegen 222 Stimmen verworfen. Absa8 1 des Art. 1 drang fodann durch mit einem Zusaß von Balfan, demgemäß die Bestimmungen des Ge- seyes au für die in Fabrikcn arbeitenden Ausländer gelten. Zu Ab- saß 2 bradten Balsan und Aynard die Streihung des Schlu}ses des Artikels, betreffend die Verwendung von Dampfkesseln oder mechanischen Motoren in Vors{lag. Aynard, Abgeordneter von Lyon, begründete

auf die nähstfolgende Parlamentssession bekundet,

den Antrag, indem er auf die zahlreichen „Familien-Ateliers* hin»

wies, welYe in seinem Wahlkreise existiren und seit eini wieder mehr in Aufnahme kommen. 9 seit einiger Zeit

durch Gaëmotoren getricben,

liegenden Wortlaut angenommen würde, so wär? dies für diz Fa- milien-Vieliers mit ivrer patriarchalishen Einrichtung, aber ihrem vervollkommueten Werkzeug etin erbettiber Schaden. dieser Vorstellungen wrrde der Anirag mit 274 gegen 200 Stimmen

verworfen und der Teri des Art 2 lautet:

Die Kinder dürfen von Meifiern nit vor dem zurüdckgelegten

13. Alter8jahre besdâftigt

aufgezählten Anstalten zugelaffen werden.

Iene Kinder jedo,

1882 eingeführte Abgangszeugniß aus der Primärshvle (Certificat d'études primaires) besißen, dürfen vom 12. Alteréjahre an be-

\hâstigt werden. Auf alle Fälle darf

enannten Anstalten zugelassen werden, wenn €s nit mit einem ärztliGen Gesundheitszeugnifse versehen ist, welches einer der mit der Aufficht über die klcinen Kinder betrauten Aerzte oder ein

Sqularzt ausgestellt hat : In den Waisenbäuser tbâtigfeitsanftaltezn, in we

darf die Erlernung eines Berufs oder der andarbeiten drei Stunde: tägli niht überschreiten. Y

Der Graf de Mun befürwortete warm und beredt die Streichung

des Absatzes 2, welcher den mit einem Shulzeuzniß versehenen Kin-

dern von 12 Jahren den Zu es rach seincm Sinne ginge,

14 Jabren die Werkstätte betreten; er woll: H jed ; zurückgelegten 13. | Iabre L sich jedo auc mit dem

der Primärschale beweise gelehrig, nicht aber, d

entwidelt i, um éine zehnstündige Arbeit ohne Nachtheil

für sein ganzes Leben zu ertr

wurde, fügte der Redner hinzu, so würden dic Kinder wie in einem Treibbause zur Erlangung des Certificai d’études gedrängt werden, damit fie ein Jabr früher ibr Brot verdienen könnten. Der Sozialist Dumay unterstüßte den Gcafen de Mun und alle Widcrrede des addington half nichts gegen die vereinigtzn Kon-

Berichterstattzrs servativen und Revolutionäâre Streihung des Absatzes 2. Artikel 3 begonnen. Derselk „Die Kinder unter 1

und die Frauen dürfea nit übec zehn Stunden täglich zur Arbeit

angehaiten werden.

Di:se Arbeitszeit muß dur eine oder mehrere Rasten unter-

brochen werden, die zusammen nit weniger als eine Stunde aus- machen dürfen und während welcher diz Arbeit untersagt ift.*

Die ganze nun folgende

des Aba. Chic é, welcher folgende Fordecungen aufstellt :

Die Kinder beiderlei 14. Alteréjabre nicht übe

über 8 Stunden täzlich arbeiten. Die minderjährigen Mädchen

und die Frauen nicht über

Balfan empfahl die Annabme dieser Bestimwungen und Graf de Mun seinerseits trat dafür in einer feurigen Rede ein, die er

mit der Aufforderung an Fra

Kongreß vorgzzcihneten Bahn den anderen Völkern als Leuchte zu dienen. D:fsen ungeachtet wurde der Artrag Chité durch Händeauf-

beben verworfen.

Rom, 7. Juli. Die von Verhandlungen d

lishen Regierung über die Abtretung des unter italienishem Protektorat stehenden Somalilandes an Eng- land und über die Ueberlassung des Besizes von Zeilah an Ztalien für gänzlich unbegründet.

Madrid, 7. Juli. (W. T. B.) Jn den beiden Häusern

der Cortes wurde heut

lesen, welhes die Sißungen derselben suspendirt.

Niederlande.

Lu emburg, 8. Juli. (W. T. B.) Bei der heute stattgehabten Ergänzungswahl zur Deputirtenkammer ist der liberale Brass eur gewählt worden.

Brüssel , 4. Zuli.

für die Veröffentlihung der Zolltarife wird am 1. April 1891 in Brüssel eröffnet; diejenigen Staaten, welche noch nicht beigetreten sind, dürfen es nalträglih thun. Die inter- nationale Zoiltarif-Konferenz, an welher 42 Vertreter von 35 ausländischen Staaten A nehmen, hat, wie man

der „Wes.-Ztg.“ berichtet, Unterzeichnungs-Prot ofoll meinsamen Koîten übr die

die Art und Weise, den Ort und die Zeit der Zahlungen, wie das Inkrafttreten des internationlen Abkommens auf den 1. April 1891 festsezt. Jn der morzigen Shlußsitzung wird nur noch die Unterzeichnung des internationalen Uebereinkom- mens, der Ausführungsverordnung und dieses Protokolls er- folgen. Die Konferenz hat ihre A Ath Griechenland.

then, 7. Juli. Die russishe Regierun at, der M. „Allg. Ztg.“ zufolge, hierher mitgetheilt, daß der a Thronfolger auf seiner bevor tehenden großen Seereise auch Athen und dann weiter verschiedene andere hellenische

Städte besuchen werde.

Montenegro.

Cettinje, 7. Zuli. und Vetter des Fürsten,

„Neuen Freien Presse“ Mee gestern ermordet worden.

Der Mörder wurde au

Amerika. Vereinigte Staaten.

Der Senat hat, dem

Resolution, nah welcher Behufs Berathung der Tarifbill die Erledigung der übrigen geseßgeberischen Sea

vertagt werden sollte, gelehnt.

7. Juli. (W. T. B.) Die Meinungsverschieden- 1 ommission des Senats und der Repräsentantenkammer über den vorliegenden Entwurf der Silberbill sind nunmehr beseitigt. kanischen Mitglieder der Kommission haben einem Verglei zu estimmt, nah welhem das Bundesschaßamt Se

heiten in der

Unzen feines

Schaßnoten sind in gemünztem Silber einzulösen und n e BIcdliGes Zahlungsmittel. Senator Sherman

wird. Die Mitglieder der versammlung zur Bestätig

eriht ab, welher dem Senat vorgelegt werden

ier werden die Webstühle oft und wean nun der Artikel in dem vor- Ungeachtet Ausschuffes genehmigt.

und eben so wenig in die in Artikel 1 welhe das vom Geseß vom 28. März

kein Kind unter 15 Jahren in die oben

n oder in Artikel 1 angedeuteten Wokbl- [Wen ter Primärunterrit ertheilt wird,

tritt in die Werkstäiten gestattet. Wenn fo cúrften überbaupt keinz Kinder unter

begnügen. __ Das Abgangszeugniß nur, daß ein Kind aufgeweckt und as & au förperlîich binreicend

agen. Wenn Absatz 2 aufrech{t erbalten

: 378 gegen 105 Stimmex beschl-fen die Darn wurd? noch die Berathung über e lautet:

8 Jahren, die minderjährigen Mädchen

Berathung drehte sih um einen Antrag

Geschlechts dürfen bis zum vollendeten r 6 Stunden, bis zum 18. Jahre nit 10 Stunden.

frei \chlof, auf der von dem Berliner

Ftalien.

„Rijorma“ erklärt die Nachrichten er italienishen und der eng-

Spanien.

e ein Königliches Dekret ver-

Belgien. Das internationale Bureau

in ihrer geitrigen Sißzung das genehmigt, welches die gesammten ge- theilnehmenden Staaten vertheilt und

ufgabe somit s{chnell gelöst.

sische

Der Kommandant der Leibgarde Bosco Martinowitsch is der dem Marktplage gelyncht.

Washington, 7. Juli. „W. T. B.“ zufolge, heute eine

mit 23 gegen 20 Stimmen ab -

Die republi-

Silber ankaufen dürfe. Die

Kommission find zu einer Haupt-

Später werden die bezüglihen Berichte dem Senat und der épräsentantenkammer vorgelegt werden.

_ Für die Marine der Vereinigten Staaten find nah Vittheilung des „Engineering“ gegenwärtig auf amerikanischen Werften sieben große Kriegsschiffe im Bau. Der „Concord“ ift soweit vorgeschritten, daß nächstens die Probe- fahrten stattfinden können. Der „Renington“, in Chester er- baut, vor kurzer Zeit vom Stapel gelaufen. Für zwei erstklassige Kanonenboote, Nr. 4 und 5, find die Kiele gelegt auf dec Werft der Bath eon Works in Maine. Für zwei Kreuzer, Nr. 9 und 10, ijt kürzlih den Columbian Fron Works die zweite Rate ausbezahlt. Die bei diesen leßteren Neubauten verwendeten Kiele und Steven sind aus Gußstahl von der Standard-Stahl!gußfabrik hergestellt. Jm Bau des „Teras“ ist ein unfreiwilliger Aufenthalt eingetreten durch einen un- vorhergeschenen Fehler des schweren Hinterstevens. Mexiko. Das Ausgabenbudget für das Finanz? iahr 1890/1891 ist, _wie die „Merxikanishe Finanz-Revue“ mittheilt, vom Kongr-ß wie folgt festgestellt worden : 1) Legis- [ativer Körper 105403650 Doll, 2) Exekutiv- Gewalt 49 849,45 Doll, 3) Magistratuc 46888425 Doll, 4) Ministerium des Aeußere: 462 517,25 Doll, 5) Ministerium des Jnnern (Post und Telegraph einbegriffen) 3678 679,70 Doll, 6) Ministerium der Justiz und des öffentlichen Unterrichts 1 393 97240 Doll, 7) Oeffentliße Arbeiten 7310 326,50 Doll, §8) Finanz-Minifterium 11 365 207,09 Doll, 9) Arme und Marine 12629 543,90 Doll. ; Summe 3s8413 017,11 Doll. Die Einnahmen für das gleihe Finanzjahr wurden veranschlagt wie folgt: Zölle 26 200 000 _Doll., föderale Konsumsteuer 1 500000 Doll, Stempelgebühren 9 400 000 Doll., direkte Steuern 1 400 000 Dollars, Lotterie 300000 Doll, Post und Telegraph 1 200 000 Doll., verschiedene Einnahmequellen (Eintreibung S E N Verkauf von Deren 2c. 2)

oll., ünzgerechtsame 270 000 Doll. ; Su

41 770 000 Doll. M A

San Salvador. Nath einer Meldung des „R. B.“ aus Mexiko vom 4. d. M. veröffentlichte die merikanische Amtszeitung ein Zelegramm des Generals Ezeta, worin derjelbe an- kündigt, daß er die Präsidentshaft ron San Salvador angetreten habe als Nachfolger des Generals Me- nendez, der, wie die Depesche besagt, getödtet wurde, während er seine Am:3wohnung vertheidigte. Präsident Diaz bestätigte den Empfang des Telegramms des Generals Ezeta auf telegraphishem Wege, und es unterliegt keinem Zweifel, daß Vieriko die neue Ordnung der Dinge in San Salvador anerkennen wird. Das Journal „Universal“ theilt mit, daß die Leiche des Generals Menendez von Kugeln durhbohrt gewesen sei.

Asien.

_ China. Das „Reuter she Bureau“ meldet aus Shanghai vom 5. Juli, daß die cinesishe Regierung zum Bau strategischer Eisenbahnen in der Mandschurei

eine Anleihe von 30 Millionen Taels amerikanischen Silbers aufzunehmen beabsichtige.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der am 2, d. M. im 4. Potsdamer Wahlkreise (Prenzlau - Angermünde) stattgehabten Reichstags3- Nachwahl wurde nah amtlicher Feststellung der Gegeime Regierungs-Rath und Landrath von Winterfeld-Menkin (foas.) mit 9968 St. gewählt. Von den Gegenkandidaten erhielten Rittergutsbesizger Rohland-Ezoldhain-Zeiz (freis.) 4205, Tapezierermeister Wildberger-Berlin (Soz.) 1346 St.

Kunft und Wissenschaft.

Obgleich die am vergangenen Sonnabend eröffrete große akademishe Kunftausftellung, wie nahe liegt, die Hauptanziebungskraft auf die funstliebende Welt der Reichshauptstadt ausübt, so findet der Kunstfreund, welcher gern kleinere Ausftellungen besubt, do auch im Lokal des Vereins Beriiner Künstler eine Reibe von Werken, welche der Beachtung durchaus werth sind. Lenbacþ ift dort augenblidli% mit zwei Gemälden vertreten ; das cine derselben, Kaiser Wilbelm I., bestätigt die immer aufs Neue gemahte Beobachtung, daß Lenbah kci feinen Porträts mit der Ausführung des Angesichts feine Aut!gabe als erledigt betrachtet und alies Uebrige, Hände und Kostüm, als Nebensache ansieht, auf die ein Kürstler, wie er, keine Rüdsicht zu nehmen braubt. Das zweite Bild, ein Porträt des Prinzen Rupprecht von Bapern aus dessen Knabenzeit, ist \o nah- gedunkelt, daß man si von dem ur‘prünglichen Kolorit kaum not eine rechte Vorsiellung machen kann.

__ Von SHlabißg ist ein in Lebensgröße ausgeführtes Porträr (Kniestück) Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm II. ausgestellt. Während bei Lenbach die intensiven Töne beliebt sind, zeigt sich Schlabit in diesem und einem anderen Bild als Anbänger heller Farben. Die Aufaabe, welhe er sich mit dem Kaiser-Porträt stellte, war keine leite, und er steht mit seinem Versu, nah Art Herkome:'s eine bellgeflcidete Person auf einem bcllen Hintergrunde darzustellcn, ent- {ieden dem deutsh-englishen Maler nah Der Kaiser trägt di: Uniform der Gardes du Corps und zwar den weißen Rock; da nun der Hintergrund, cin Velarium, aus welchem der Reichsadler beiügrau bervortritt, glei@falls weiß ist, so entstand die Frage, ob ih die Geftait auch wirkfungsrol von dem weißen Grunde ab- heben würde. Die Lösuig ift dem Maler nur theilweise geglüdckt. Der Gesammteindruck des Bildes ist ein frostiger geworden, das Auge wird beunrubigt durch das zu viele Weiß. Gegen die Porträtähnlich?eit läßt sich nur das Eine einwenden, das der Ausdruck der Auger nicht {arf genug ift, sondern unbestimmt erscheint, namentlid, was das rechte Auge betrifft. Wenig einverstanden wird sich mantder Beschauer mit der Haltung erklären: der Kaiscr wendet das Gesicht dem Betrachtenden zu, der Leib ift jedo zur Seite ge- dreht, und um etwas Leben in die Gestalt zu bringen, ist das linke Bein nach vern gebeugt; dadur bekommt die Figur etwas Gezwun- genes und wirkt unfrei. Ungeachtet dieser nit zu bestreitenden Mängel ist Ey Gemälde ein fleißiges Werk, das entschieden Beachtung verdient.

Jos. Rummelspacher, ven dem verschiedene Bilder hier zu

Daus

welcher das’ hier Gesagte aufs Neue eine Bestätigun ahren dürf Körner läßt in einer orientalischen Steandlantihet Ce Nea zu leuchtenden Farben freien Lauf; soeben geht die Sonne unter, ihre Glutb sWeint die Felsen des Gestades zu s{melzen, sie leuten, als wären sie im Begriff zu ze: fließen. Währead sie die ganze Gewalt des scheidenden Taggestirns empfinden, liegt die Schle des Ufertbals bereits in bläuliwem Scatten, eine kleine Gesellibaft ift am Strande gelagert und dient als anmuthige Staffage. Aut des- selben Meisters Gemäide „Toledo am Tojo* zaubert uns die Reize einer füdlihen Landschaft in all ihrer S&önheit auf die Leinwand. Im Ansóbluß an diese trefflichen Bilder sei H. Preller's „Subiaco“ erwähnt, eine in berois{:m Stil gehaltene Landschaft, in welcher aud der üktlide flôötenblafende Faun nit feblt. Winzig nehmen sid gegen das leßtz-nannte große Weck die Miniaturbilder L. Hoguei's aus, so zierlich komponirt und gemalt, daß sie dem Salon einer Dame zum reiendften Shmuck dienen würden ; fie über- treffen die daneben Eängenden Br ö ker’ Hen, welche flüchtig gemelt find und das alte immer wieder gesehene Motiv behandeln. Genannt sei feraer Hilgers mit einer solide dur{chgeführten Winterland- saft“, ferner die „Abenddämmerung“* von L. Hermes, R. Tzrbe A. Lutteroth mit seiner hübsch abgestimmten „Villa Viuma“ : JIügel's „Landschaft mit Schafheerde“ sei gleihfalls nibt vergessen schon wegen der efffektvollen Farbengebung. L. Muntbe kat in seiner . Niedercheingegend“ das Dunsftige der Temperatur recht ge- \chickt anzudeuten verstanden, auch Oeder ’s „Herbstlandschaft* ift einaebender Betrahtung werth. Niethe zeigt sb als gewandter Kreidezeihner, der so ges{chickt den Stift zu handhaben weiß, das er den Eindruck eines SGemäldes in seinen , Marinestücken“ erzielt ; die Abtönungen sind fein durhgefübrt und alle Härten, wie man sie oft bei Kreidezeihnungen findet, glücklih vermicden worden.

Die Landschaft und das Porträtfah, aus dem noth H. Büch- mann'’s Damenbildniß bervorgchoben sei, find in den Aueftellung#- räumen des Vereins Berliner Künstier wie au überbaupt auf der Mehrzahl unserer neueren Ausstellungen besser vertreten als das Genre. Es scheint fast, als seien unserc Künstler in Verlegenheit Betreffs des Stoffs; oft sind es so nihtssagende Motive, daß man sich über ihre Wabl wundert, oft auch ift es die naturalistisGe Dar- stellung, wel@e beute für chic gilt und manSem das Genre vecleidet. Numez Vais führt uns eine Scene aus dem modernen gesellschafst- liden Leben tor: eire junge Dame nimmt von ibrer in Coupé erster Klasse abfahrenden Mutter zärtliG Ab- schied, währ-nd ein Mitre!sender seinen Kcffer auf das Gepädbrett legt. Was ift dies wobl eigentli weiter als ein Vorzurf für eine Augenblicksphotograpbie? Von den Gesidtera der drei Personen sieht man wenig, das Seelis®e, Geistige spielt alîo bier eine schr untergeordnete Rolle, statt defsen erblickt man die Rückseite der jungen Dame und das nücbterne Aeußere des Waggons. Fürwahr, Zeit und Mühe könnten von Vais wie von so vielen unserer Genremaler an interessantere Vorgänge gewendet werden, als an einen so nits- Jagenten, ailtägliwen, in welhem noŸ dazu das eigentli Patende der Schmerz des Absiedes, am shwä&sten betont ist. i

Handel und Gewerbe.

Danzig, 8... Juli. (W. T. B) Die Einnabmen Marienburg-Mlawkaer Eisenbahn betrugen im Monat Juri 1390 nach provifcrischer Feststellung 102600 M gegen 155 903 4 nach vrovisorischer Fest'telung im Juni 1889, mithin weniger 93 300 M Die definit1ve Einnabme im Iuni 1889 betrug 151 834 A

Harburg, 3. Juli. Ja der teutigen ordentliwen General- versammlung der UnterckEibe’\chen Eisenbabn-Sesellschaft wurde nach Vorlage des Jahresberihts, der Bilanz und der Gewinn- und Verlust-Rehnuag für das Rechnungsjahr 1889/90 dem bisherigen Vorstand Decharge ertheilt und die Vertheilung einer Dividende von 4/9 für die Aktien Litt. A, und von 2,01 %/6 für die Aktien Litt. B beschlofsen. : E

Hamburg, 3. Juli. _(Wes.-Ztg.) Die Bürgerschaft ver- handelte in ihrer gestrigen Sizung längere Zeit über eine Vorlage des Senats, die Abänderung des Gesetzes, betreffend die Löshzeit für Seeschiffe im Hamburgischen Hafen. Es war namentlich eine Kollektiveingabe an den Senat von den Rhedern in London, Liverpool, Glasgow, Greerock und Dundee gelangt, welche sfih über die langen Löschfristen in Hamburg glaubte beshweren zu müssen. Der Senat batte daher die englischen Rhbedereien veranlaßt, eine Anzahl Delegirter hierher zu entsenden, um in dieser Angelegenheit mit der Handelskammer zu verhandeln. Die dieserhalb angesetzte Konferenz stellie nah langen Verbandlungen fest, daß in Zukunft bei Segelschiffen von mebr als 1000 Reg.-Tons Nettogebalt dîe Löschzeit im Sommer erst für jede weiteren 100 Tonnen (anstatt bisber 60 Tonuen) und im Winter für jede weiteren 75 Tonnen (anstatt für 50 Tonnen) um einen Tag verlängert werde. Seitens des bürgerschaftlichen Aus\chu}es wurde diefer Senatsantrag zwar im Prinzip genehmigt, jedoch vielfach amendirt. Jn der Bürgerschaft wurde der Senatsantrag indeß als \con rei weitgebend anerkannt und dieser, unter Ablehnung aller Amendements, pure angenommen. Die Besorgniß, welche man von anderer Seite aus\prach, daß man wegen dieser angebli nit ge- nügenden Ladungsfristen, die Schiffe nach anderen Häfen beordern würde, wurde von erfahrener Seite, als jeder Begründung entbehrend abgewiesen; selbft in den meisten englishen Häfen werde nit so {nell gelöst wie zur Zeit in Hamburg mit seinen vervollkommneten Löscheinrichtungen. Es handelte \sih eigentli® um den Kernpunkt das so bedeutend emporgeblühte Salpetergeschäft, von welchem heute Hamburg mehr als die Hälfte der ganzen europâischen Einfuhr in Anspruch nimmt. Es betrug der Import an Salpeter in den leßten Jahren: 1886 122500 Tons, 1887 171 090 Tons, 1888 261 000 Tons, 1889 317 000 Tons. Der Werth der Einfubr an “e tats betrug 1888 ca. 50} Millionen und 1889 ca. 70 Millionen Mar _ Hamburg, 7. Juli. (W. T. B,) Heute Vormittag wurde die 20, Generalversammlung des hier tagenden „Verbandes deutsher Müller“ voa dem Vorsigenden van den Wynggaert- Berlin eröffnet. Jm Laufe der Verhandlungen wurde einstimmig eine Refolution angenommen, dahin gehend, daß die Generalversamm- lung die Ueberproduktion als Hauptpunkt des \{lechten Geschäfts- ganges des Müllergewerbes ansehe und den Vorstand beauftrage Söritte zu thun, um diejen Mißständen abzuhelfen. : E E B N Met ton, Preise feft,

et. elwolüe s, Scoured F über Ersffnungspreis. - zuhten und Gapwolle unverändert. T An der Küste 3 Weizenladungen angeboten. Glasgow, 7. Iuli. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woce 10 151 gegen 9006 t in derselben Woche des vorigen Jahres. Bradford, 7. Juli. (W. T. B.) Wolle fester, jedoch halten sid Käufer vom Markte zurück, Garne rubig, in Stoffen ziemli gutes Geschäft, Fabrikanten jedoch nicht vollauf beshäftizt. New-York, 7. Juli. (W. T. B,) Visible Supply an Weizen 19 638 000 Busbels, do. an Mais 14463 000 Bushels,

Verkehrs - Anftalten.

sehen sind, zeigt in feiner Waldlandschaft eine energische Pinselführun bei fatter effefktvoller Farbengebung, cs strogt darin Alles von Saft und Gesundbeit; jedenfalls erfreut diese echte Waldpoesie mehr als jene modernsten Versuche, die auch bei Wiedergabe unserer prächtigen deutschen Wälder uns glauben machen wollen, es sähe darin Alles so grau und ftaubig aus, wie auf gewissen Bildern. Auch das zweite Bild „Corte auf Corsika* verräth den tüchtigen Landschafter, der nicht nur naturalistisch wiedergiebt, sondern denkt und em- pfindet und Wahrheit mit Schönheit verbindet, ein Gesetz, an welches zu erinnern Angesihts so mancher Geshmacksver- irrungen in unserem modernen Kunstleben durhaus zeitgemäß ist, Liesegang dagegen zeigt \sich in seiner Kouektion von Landschaften als ‘Anhänger der neuen Schule: aber wie verschieden auch seine Motive sein mögen, immer is es derselbe Vortrag, wer zwei davon gesehen hat, der kennt au die übrigen. Beide eben er-

ung obigen Vergleiches einberufen.

Hamburg, 8. Juli. (W. T. B,) Der Poftd f „Australia“ der Hamburg-Amerikanischen R amber Aftiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, am 5. d. M. in St. Thomas eingetroffen. Ebendaselbît traf, von Hamburz kom- mend, Q der Postdampfer „Flandria“ derselben Gefell- 8. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer „S ia“ der Hamburg-Amerikanischen Padetfahrt- Uktiengesell- \chaft hat, von New-York kommend, beute Morgen Lizard passirt. R T: 7. Juli. (W. T. B.) Der Caftle - Dampfer L LLE ind ist gestern auf der Ausreise in Lissabon ange- 8. Inli. g T. B.) Die Union-Dampfer „Arab“

und „Durban“ sind gestern auf der Heimreise, ersterer von Cape-

wähnten Künstler haben au die große Ausstellung beschickt, auf

town, leßterer von den Kanarischen Inseln abgegangen.