1890 / 164 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 09 Jul 1890 18:00:01 GMT) scan diff

dem Laien klar und veritändlih zu maFér ünd führt än der Hand mehrerer Experimente die außerordentli®en Erfindungen und Fort- shritte auf diesem Gebiet in anregender Weise vor. obin die photographisde Kunst gelangt ift, ersieht man aus der Mitthei- lurg, daß man jeßt den Photographen mit seinem Apparat zu sich in die Wohnung bestellen und sich ohne weitere Vorbereitung blig- artig pkéotograpbiren lassen kann. Die Experimente glückten freili gestern nit immer, weil die Handlanger sich etwas ungeschickt be- nahmen. Dies wird aber durch die Uebung bald vermieden werden. Der über zwei Stunden dauernde Vortrag, der auch in der Form ut war, dürfte das Interesse zahlreicher Kreise eine lange Zeit wah- Iten.

Vom 10. deutshern Bundesschießen wird weiter berichtet : Das große Konkurrenzshießen um die 20 Ehrenbecher hatte gestern Nachmiitag das lebhafteste Interesse aller Schüzenkreise wacgerufen. Für alle 112 Scheiben waren Anmeldungen eingegangen, nur wenige der Eingezeihneten blieben diesem Hauptwettkampf fern. Um 3 Ubr 32 Min. begann auf der ganzen Linie das Feuer. Schon nach 171/2 Min. konnten dem ersten Sieger jubelnde Ovationen dargebracht werden. Es war H. Heinze-Löbau i. S,, dem die Ehre zufiel, den ersten Becher dieser Abtheilung errungen zu haben. 18 Min. gebraute zu den geforderten 90 Doppelpunkten Franz-Rigßl- Fügen (Tirol), 193/, Min. Karl Folg Liegniß, 21 Min. Freiherr von Nefselrode - Tegernsee, 211/10 Min. Alexander Keseberg- Weißenfels, 21% Min. Gustav Zimmermann - New - York, 21/10 Min. Anton Herrngnn - Dillingen, 231/24 Min. Bern- hard Glaß-Zwidau, 244 Min. Heinri Janotta-Troppau und 25 Min. Dr. Rummel-Halle. Auf Feld holte 1H den ersten Becher in 184 Min. mit 92 Schuß B. Hinsch in Hamburg; es folgten in 19 Min. Rud. Elmer-St. Gallen (83 Schuß), in 193 Min. Emil S@werin-Berlin (99 Schuß), in 20 Min. Max von Dall Armi-München (124 Shuß), in 224 Min. H. Ganzloser-Oberndorf (118 Schuß), in 223 Min. Oehring-Eisleben (113 Shuß) und Zickenheimer-Mainz (137 Schuß), in 234 Min. Möller-Altona (140 S@uß), in 23} Min. Härtelt-Liegniß (128 Schuß) und in 245 Min. Ingentius Ribl aus Fügen in Tirol. :

Das gestrige Mahl der Shüßen in dir großen Festhalle unter dem Vorfiß des Festpräsidenten Diersch erhielt durch die von der Wiener Schüßenkapelle ausgeführte Tafelmusik eine besondere Weihe. 7 2 Das gestrige Monstre-Concert übte troß des überaus

ungünstigen Wetters eine gewaltige Anziebungskraft gus ; allein an den Kassen des Haup: festplaßes sind gegen 12000 Billets à 1 gelöft worden. Des Regens wegen mußte leider darauf verzihtet wérden, das Concert im Freien abzukalten. Die für das Concert engagirten 4. Musicorps, die des 2. Garde-Regiments, der 1. Garde-Ulanen, der Eisenbahn-Brigade und der Garde-Pioniere mußten auf den Orchestern der von der Menge vollbeseßten Halle Plaß nehmen. Erst gegen “S&luß tes Goncerro ucy der Recen nab. sodaß auh das St@lawtenfeuerwerk noH abgebrannt werden konnte, E

Die beim Bundeëschießen betheiligten italientshen Schützen begaben si geftern unter Führung des Abg. Adamoli nah Char- lottenburg, um einen kostbaren, aus Rom übersandten Kranz im Mausoleum am Grabe Kaiser Wilhelm's I. niederzulegen. Morgen werden die Jtaliener eire gleihe Huldigung den Manen des Kaisers Friedrich darbringen. Sie werden sich zu diesem Zweck gemeinsam nah der Friedenskirche in Potsdam be- geben. Die Aufnahme, welce die Italiener in Berlin gefun- den baben, hat in Italien freudiesten Widerhall gefunden, Der Prä- sident des italienishen Shüßenbundes, General Pelloux, hat durch den Generalsekretär Fabrizi dea hier weilenden Italienern eine Depes he übersenden lassen, in der er ibnen seinen Dank für die würdige Vertretung Italiens aus\fpriht und die Bitte daran knüpft, dem Central-Ausscchuß des Bundesschießens die lebbgsten Gefühle der Dankbarkeit für die prächtige Aufnahme auszu- drücken und hinzuzufügen, daß die italieniswen Schüßen den lebhaften Wunsch haben, bei dem nächsten italienischen Scchüßenfest die ihren Landsleuten gegenüber geübte Gastfreundschaft erwidern zu dürfen. Die gleihe Gesinnung giebt sih in einem Briefe lund, den der Präsident des National-Schüßenfestes in Rom, Baron Lazzaroni, hierber gerihtet hat, und dem eine kostbare und präthtige Ebren- gabe beigefügt war. ;

7172 Festkarten sind nunmehr hon zum Bundesschießen aus- gegeben, und noch fortgeseßt treffen neue Schügen ein. Noch nie ift bei einem Bundesschießen so viel ges{chofsen_ worden wie hier in Berlin. Jn der lezten Nacht hatte man im Swießbureau bis 2 Uhr zu thun, um nur die laufenden Geschäfte zu bewältigen, um 7 Uhr

früh mußten alle Beamten \chon wiedec auf dem Posten fein.

Ratibor, 7. Juli. Ein bedauerliher Unfall if, wie der „Oberschles. Anz." meldet, gestern dem Erbprinzen von Ratibor begegnet. Der Erbprinz begab sich Vormittags zu Wagen in den Wald, um zu pirshen. Bei der Fahrt auf {lechtem Wege erhielt der Pirschwagen einen heftigen Stoß, in Folge dessen der Kutscher vom Bock geschleudert wurde. Während der begleitende Jäger absprang, um den Wagen zu balten, versuchte der Erbprinz die fallen- den Zügel zu ergreifen und lehnte {h hierzu in lebhafter Be wegung

Wetterbericht vom 9. Juli, Morgens 8 Uhr.

Stationen.

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auf den Bock binüber. Auf unaufgeklärte Weise blicben Hierbei die Bene der Büchse bängen und beide Läufe entluden sich. Beide Kugeln dur{drangen die Muskeln d:s linken Oberarms, ohne indeffen Knochen oder Arterien zu berühren. Der Zustand des Verlegten ift durchaus befriedigend.

Friedrichs8rub, 8. Juli. (W. T. B.) Heute Mittag gegen 1 Uhr traf eine Deputation von 22 New-Yorker Inde- pendent-Schüßen hier ein. Dieselbe wurde vom Oberförster Lange empfangen und nach dem Swlofse geleitet. Na(dem der Präfi- dent Weber dem Fürsten Bismarck für die Erlaubniß, ihn zu befuchen, gedankt batte, bieß der Füest die Schüßen herzlich willkommen und gab seiner Freude über die guten Beziehungen zwischen Deutsbland und Amerika Ausdruck. Fürft Biêmarck lud die Herren zum Früb- ffüdck ein, welches fast drei Stunden wäbrte und in beiterster Stim- mung verlief. Nah Aufbebung der Tafel aab der Fürst seinen Gästen das Geleit bis zur Sägemüble und verabschiedete fich alsdann von ihnen in herzlichster Weise,

Chemnig, 8. Juli. (W. T. B.) Von dem hiesigen Zwei g- Comité wurde dem Central-Comité ¿ur Errichtung eines National- denkmals für den Fürsten von Bismarck in der Reiché- bauptftadt die erste Rate von 6020 M überwiesen.

Baden, s. Juli. (Karlsr. Zig.) Der Ausstellung von Porträts weiland Ihrer Majeftät der Kaiserin Augusta im Meßmer’shen Hause sind auf Wursch Jhrer Königlichen Hoheit der Gr op etzonin die im Besige der Stadtgemeinde befindlihen Handschreiben weiland Ihrer Majestäten des Kaisers Wil- belm T und der Kaiserin Augusta beigegeben worden.

Oldenburg, 7. Juli. Am Sonnabend Nachmittag zwischen 4 vnd 6 Ubr zog si eine Windhose durch einen großen Theil unseres Herzogthums. Soweit bis jeßt die Nahrichten reichen, ge- wahrte man sie, so schreibt die „Oldenb. Ztg.“, zuerst in der Ge- meinde Wardenburg. Von dort nahm sie ibren Kurs über Tweel- bâke, Neuenwege und Wüsting, wandte sich dann in nördlicher Richtung nah Ohmsftede. Von hier zog s: in nerdöftliGer Richtung weiter nach Varel. Diese Windkbose hat auf ihrem ganzen weiten Zuge ¿um Theil bedeutenden Schaden angerichtet. In Tweelbäke wurde eine bedeutende Anzahl Tannen in etwa Meterhöhe abgedreht, versciedene kleinere Häuser wurden gänzli zerstört und unter den Trümmern wäre beinahe eine alte Frau vers{chüttet worden, nur

mit genauer Noth wurde sie gerettet. Auf der Strecke von Tweelbäke über Neuenwege bis Wüsting wurden im Ganzen 16 bis 20 Gebäude entweder gänzli zerstört, abgedeckt oder sonft erheblih beschädigt. Als die Windhose die e pasfirte, scg sie sch voll Wasser, welches sie über Ohmstede fallin ließ, wodur bier eine theilweise Veber- [ckwemmurz entstand. Aub in Neuenbrok wurden mebrére Häuser abgedeck und in Oldenbrok wurde ein Arbeiterhaus fast gänzlich demolirt. Auf dem Wege von Neuenbrok nah Oldenbrok wurden die frisch aufgestellten Heubocken in alle vier Winde geblasen. Das Vieh auf den Weiden wurde durch das elementare Ereigniß fo erschreckt, daß es vor diesem die Flucht ergriff und vielfa in die Gräben gerieth. Nach der Schäßung eines Beobachters der Naturersheinung in Wüsting hatte der eigentliche Wirbelsturm einen Durhmeffer von 70 bis 80 m und sein Forts@ïéiten war etwa die Geschwindigkeit eines langsam fahrenden Güterzuges. Man konnte immer deutlich beobabten, wo er in seinem Fortschreiten bald auf

offenem Gelände alles Kraut, Gras, Erde ‘durch die Luft wirbelte, daß es ausfah, wie ein Bienenshwarm; bald wieder, wenn er Häuser und Gehöfte traf, mächtige Staubwolken erregte, Dachstücke, Stroh 2c. boch hob, Torf in die Luft führte, als wenn mächtige: Schaaren Krähen sich tummelten, bald wenn er über Bâhe und die Hunte fegte, wie man das aufgezozene Wasser glänzend schimmern sab. Sämmtlihe Gebäude, die von der Windhose ge- troffen wurden, sind sehr bes{ädigt, viele total zusammengebroen. Die Bahn, welch{e die Windsbraut genommen, ist überall dur ge- knickte urd umgerifsene Bäume gekennzeihnet. Eichenstämme von 50 bis 60 cm Durchmesser, die ein Mann nitht zu umklammern ver- mag, wurden abgebrohen und fortgetragen.

Antwerpen, 7. Juli. (Magd, Ztg.) Die Fischer und See- leute erinnern \sich nit, im Monat Juli einen derartigen Sturm erlebt zu baben, wie er in den beiden leßten Tagen an der ganzen Nordseeküste wüthete. Es war ein förmliher Orkan, der \ich am Abend des 4. Juli entfesselt hatte und obne jede Unterbre{ung bis zum Morgen des 7. Juli dauerte. Der angerihtete Schaden ift ein fehr béträtliher. An der belgis&en Küste ist der Verlust mehrerer Fisczerboote in Nieuport zu beklagen, wel%e den Hafen nicht errcihen konnten und leider mit Mann und Maus untergingen. Die Befürchtungen, wel@e man wegen des Sw@idsals mehrerer Fisherboote in Ostende hegte, baben sh glüdliwerweise als unbere@tigt bewiesen, da die vermißten Boote alle spät Nachts eirliefen. Im Seebade Heyst wurde das ganze Dach des Kursaals berabgerifsen und eine Anzahl Badekabinen zerstört.

In Deuts{land ift das Wetter bei {wacher \üd- liher und südwestliher Luftströmung vorwiegend | Im Park: Großes Doppel-Concert. Auftreten der trübe und allenthalben wärmer, indessen liegt die Temperatur fast überall noch unter der normalen. Sumburghed meldet 54 mm Regen.

Angesichts des Hafens von Oftende sank der französishe Dreimaster

Deutsche Seewarte.

in 9 Celsius

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeres\p red. in Millim

Temperatur

|

Wind. | Wetter. | |

N 1'heiter WNW 6 wolkig ONO 3lbedeckt Voß.

I 1

Mullaghmore Aberdeen Christiansund Kopenhagen . WNW Stockholm . S Sonnabend :

da . SW ; Diedr M S wolkenlcs s [O

Cork, Queens- town OSO Gherbourg . | 7588 |SW Helder. .…. | 75 |SW Sylt 754 |WSW amburg .…. | 7566 |SW winemünde | 757 |S Neufahrwafser| 758 |SW Memel .…. | 759 |SSO

Heri «0157 |SW ünster... | 762 |SW Karlsrube . . | 762 |SW Wiesbaden . | 761 Münten .. | 765 |SW Cbemniß . . | 760 |SW i Berlin .…. | 7588 |SSW 3\wolkig Breslau... | 761 |SSW 4\wolkenlos | Ile d'Aix .… | 764 |WSW 5d5Regen | Nizza .…. . | 764 |NO 2\balb bed. !

1) Sturmböen. i Uebersicht der Witterung.

J] =—J —J J J I S b j M CD C0

bedeckt

wolkig halb bed. halb bed. halb bed. wolkig heiter bedeckt 5ibedeckt 6|wolkig!) ftill|bedeckt 4ibedeckt 2wolkig |

O! I d js 5 I LD M DO

7 Uhr.

Donrerftag: nathan.

Schottlands lag, is nordnordosirärts nach dem norwegischen

Freitag: Die wilde Jagd.

Wallner-Theater. Donnerstag: Zum 34. Male: N Mamsell Nitouhe. Vaudeville in 3 Akten und | 131. Male: Der Nautilus.

egen 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud. Musik von M. Hervé.

Vor der Vorstellung, bei günstiger Witterung : Großes Garten-Concert. Anfang des Concerts 64, der Vorftellung 7| Uhr.

Freitag u. folg. Tage: Mamsell Nitonche.

Pictoria-Theater. Donnerstag: Zum 324. M.: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern Am Landes-Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnhof).

von Alex. Mosz;kowéki und Rich. Nathanson. Musik 4A r é 4 von C. À. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang | Seöffnet von 12—T1 Ubr. Läali@ Borftelung im

| Freitag: Dieselbe Vorftellung.

Friedrih=-Wilhelmstädtisches Theater und Concert-Park.

Operette in 3 Akten von Hugo Witt- mann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. Í In Scene geseßzt von Das Minimum, welches gestern an der Ostküste Herr Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. Im prachtvollen : Mecre fortgeschritten, während das | Doppel - Concert.

Maximum im Südwcsten sich wenig verändert bat. Instrumental-Künstler.

Martha. : Täalih: Bei der Vorftellung, leuGtung des Sommergartens:

Der Veilchenfrefser. Anfang

der Vorftellung 7+ Uhr.

Freitag: Im Theater: Der arme Jonathan. Gesangs- und Instrumental-Künstler. Sonnabend: Intern. Schönkbeits-Kongreß.

—— Kroll's Theater. Donnerstag: Die beiden Schützen. Theater - Anzeigen.

Berliner Theater. Donnerstag: Cornelius

Freitag: Gaftspiel des Hrn. Heinri Bôötel :

ünstigem Wetter vor und na bends bei brillanter elektr. Be- Großes Concert.

Anfang d, der Vorftellung 7 Uhr.

Belle-Alliance-Theater. Donnerftag: Zum

Im pratvollen glänzenden Sommergarten: Großes Militär - Doppel - Concert. Auftreten sämmtlicher Spezialitäten. Brillante Illumination des ganzen Garten-Etablifsements. Anfang des Concerts 6 Uhr,

Freitag: Großes Elite- und Monstre-Concert.

«Berard® mit 1500 t Gehalt. Die aus 12 Matrosen bestehende Manrs\chafi wurde durch den ras entsendeten er „P

Kint“ gerettet. An der. französishen Nordseeküste t

der Sturm am allerheftigsten, und hier haben wir fkeider den Verlust vieler Menschenleben zu beklagen. So sank in Saint - Malo die „Jeanne d’Arc*, von deren aus 9 Matrosen bestehender Bemannurg nur ein einziger gerettet werden konnte. Ir. Grancarp an der Calvadosfküste scheiterte der „Frédéric- Luc* und von seiner EMARAng sind gleichfalls mehrere ertrunken. Angesichts des Hafens von Boulogne-fur-Mer versank ein Fiscerboot mit Mann und Maus, obne daß Hüife gebraht werden konnte. Bis- ber wird die Zab!l der ertrunkenen Fischer und Matrosen auf 27 an- geaeben. Wie viele Boote zu Grunde gegangen sind, läßt sich jeßt noF nit fcststellen, da in den meisten Nordseebäfen Schiffe fehlen, über deren Schicksal man zur Stunde noch keine Gewißheit hat.

Oftende, 7. Juli, Der \{chône Kursaal von Ostende, den alle Besucher des derühumten belgischen Seebades kennen, stand, wie der „N. Pr. Ztg.“ geschrieben wird, geftcrn in Gefahr, ein Raub der Flammen zu werden. Am 5. Inli gegen 8 Uhr Morgens, waren die Kursaal-Beamten ebrn damit bes{chäftigt, das Direktions- zimmer, welchcs binter dem großen Konzertsaal gelegen ift, in Ordnung zu bringen, als plößlich eine heftige Gaserplosion er: folgte, welche sofort die Möbel in Brand steckte. Einer der Kursaak- Beamt3n wurte iebensgefährlih verwundet. Der Knall der Exploßon: hatte das ganze Personal herbeigerufen, so daß die Löschung des bereits entstandenen Brandes in wenigen Minuten gelang. Der König der Belgier, weler sich gerade auf seinem Morgenspaziergange befand, war einer der Ersten, wel{e die Unglücksstätte besichtigten.

Washington, 6. Juli. (R. B) Der erste Sekretär der französis&en Gesandtishaft, Graf Sala, bra gestern ein Bein,. als er ein \cheu gewordenes Pferd anhalten wollte. Durch seine muthige Handlungsweise verhinderte der Graf, daß eine Anzahl Frauen und Kinder überfabren wurden.

New-York, 7. Juli. Ueber den {on telegraphis{ in Nr. 163 erwähnten Orkan in Nord-Dakota meldet ein Kabel-Telegramm: Ein verheerender Orkan sute beute Far go, in Nord-Dakota, heim. Es wurden mehrere Personen gctödtet und viele verleßt, auch großer Vermögenss\chaden angerichtet. Auf ter Nortbern-Pacific-Eifen- bahn wurde ein Zug vom Geleise geweht, wobei mehrere Personen Verleßungen davontrugen. Dur) Herabwehen eines Hausd aches- wurden 7 Kinder auf der Stelle getödtet und 13 Personen verleßt. Weitere Einzelheiten liegen nit vor, da die telegraphishe Verbindung unterbrochen ift. Fargo ift eine Stadt von 8900 Einwohnern.

New-York, 7. Juli, (A. C.) Ein schrecklihes Ballon- unglüdck ereignete sfi in Beardstown (Illinois), wobei Samuel Black, ein bekannter Fallswirm-Künstler aus dem Westen, getödtet wurde. Er stieg in seinem Ballon auf, bis er eine Höhe von 400 Fuß erreihte, al? der # allschirm dur% Funken aus einem gro Schornstein in der Nachbarschaft in Brand gerieth. Der Fallshirm wurde sofort vom Ballon getrennt und fie! brennend zu Boden, während Vlack pfeilshnell niederstürzte und 2 Meilen von dem Orte, wo er aufgestiecen war, als bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leiche. vorgefunden wurde.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Hamburg, 9. Juli. (W. T. B) Jun einer gestern. Abend in Tuetge's Etablissement abgehaltenen Versamm- lung des Maurer-Fachvereins wurde mit großer Mehr- heit eine Resolution angenommen, dahin gebend, den Maurer- strike für beendet zu erklären und die Arbeit unter den alten Bedingungen wieder aufzunehmen. L

London, 9. Juli. (W. T. B.) „Reuter's Bureau meldet aus Sansibar von heute: Dr. Peters ist mit Gefolge gestern an der Küste eingetroffen und wird morgen hier erwartet. Alles wohl.

London, 9. Juli. (W. T. B.) Die von den Post- beamten zur Verbesserung ihrer Lage eingeleitete Be- wegung dauert fort. Etwa der dem Verein der Postbeamten angehörigen Beamten entfernten heute gegen 70 dem Verein nicht anigeyarige Postbeamte gewaltsam aus- dem Postbureau. Gegen 300 Briefträger des General-Post- amts legten heute die Arbeit nieder, nahmen dieselbe jedoch- später wieder auf. Lord Campton hat die Vermiiltelung zwishen dem General-Postmeister Raikes und den Telegraphen- beamten übernommen.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Fr. verw. Major Martha Mund, geb. Lucas, mit Hrn. Lieut. von Knobloch (Hannover). Frl. Gunny Detmering mit Hru. Gerichts-Afsefsor Hermes (Schwerin—Posen).

Verebeliht: Hr. Kgl. Reg.-Afsefsor Wilhelm Augustini mit Frl. Anna Bachmann (Minden— Roftock). Hr. Johannes Flinsch mit Frl. Amanda Lafrenz (Hamburg). Hr. Ernst Shu- bert mit Frl. Klara Toepffer (Marschallsheide). Hr. Paul Boege mit Frl. Minna Zimmer (Schweidniß). Hr. Ferdinand von Baumbach mit Frl. Klara Matush (Berlin). Hr. Re(- nungs-Rath Hermann: Lorenz mit Frl. Lina Schmidt (Stegliß).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Bürgermeister Kosel (Tessin). Hrn. Dr. med. von der Crone (Hohenlimburg). Hrn. Peter Langen (Mül- heim a. Rb.). Hrn. Oskar Balcke (Berlin). Hrn. Otto Crijmauee (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Gustav Rihter (Berlin). Hrn. Max Hoffmann (Quedlinburg). Hrn. Eduard Lewens (Hamburg).

Gestorben: Hr. Karl von Velscn (Bocholt).

rl. Bertha Welk (Hamburg). Hr. Lothar reiherr von Konitz C Fr. Mathilde

zettel.

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde.

Näberes die Anschlag-

Schröder, geb. Röhrs (Bremen). Hr. Frit Clausen vo1 Finck (S{höneiche). Frl. Karoline

(Dirschau).

Redacteur: Dr. H. Klee.

Direktion: Julius Fritsche.

Julius Frische. Dirigent :

Fa um 6 Ubr: Großes uftreten der Gesan;s8- und

r A Berlin: Familien-Nachrichten.

um 174. Male: Der arme Jo- | Verlobt: Frl. Alma Riedel mit Hrn. Ric. Hart- 3 mann (Berlin). Frl. Johanna Rotb Si Hrn. Dr. Rudolf Gettkaut (Bad Naukeir:— Königsberg). Fel. Henriette Swapiro mit Hrnu, Apotheker I. Elias&efff (Windau in Kurland— Petersburg). Frl. Else Hagens mit Hrn. Sec.- | und das Verzeichniß; der Prämien der ge- Lieutenant Nahrath (Zovpot). Frl. Marie | zogenen 240 Serien des vormals Kurhessfischen - Mellin mit Hrn. Julius Brebse (Verlin—Leipzig). | Staatslotterie - Anleheus vom Jahre 1845.

Verlag der Expedition (I. V.: Heidrich). Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32. Vier Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage),

Ernft (Berlin). Hr, Cand. med. Max Albert -

Druck der Norddeutshen Bucdruckerei und Verlagks-

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

M 164.

Berlin, Mittwoch, den 9. Juli

; 1890.

Deutsches Reich. Nebersiwht

der in den deutschen Münzstätten bis Ende Juni 1890 stattgehabten Ausprägungen von Reich8münzen.

Goldmünzen

1) Im Monat Juni

Silbermünzen

Nickelmünzen Kupfermünzen

1890 find geprägt Doppel-

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Halbe |Yiervon auf] Fünf- | Zwei- | Ein- Kronen Privatred

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Muldner Hütte . . Stuttgart Karlsruhe

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Summe 1. E A E 2) Vorber waren geprägt*)| 1 938 649 520/476 696 01027 969 925/1121641770|74 104 195/104 964 606/178 990 334] 71 486 552 —| 35 717 922 80] 3 885 961/80] 27 268 524 60l 13 346 784 65 95) Sesammt-Ausprägung | 1 938 649 520/476 636 01027 969 925|T121641770[74 101 195|104 967 606/178 950 334| 71 486 552 —| 35 717 922 30/3 992 121 S0| 27 401 B48 —| T3380 657 20

4) Hiervon sind wieder

eingezogen 1 070 68 1 309 5 9 720

34 122

|— 2 420 66 163|—| 133 023/40] 33 872/55 6 213 207/44| 4 930 393/93

7415 7876 7358 2 976|—| 13 002 976

6 213 207 14] 1961 815 93

9 60 998 80 347/05 2852 94 53

1937578 75 386 470127 960 205 2440 925 515 M#Æ *) Vergl. den „Reichs-Anzeiger“ vom 9. Juni 1890 Nr. Berlin, den 8. Juli 1890.

5), Bleiben

74 096 7801104 956 T3CIT7S 552 97e 71183 576 —[ 22 714 946 SOs 3 952 115 2O| 27 100 519 20 T3 380 310 T5

62131892] 4961 79140

452 235 008,50

Hauptbuchkbalterei des Reihs-Schazamts. Biester.

44 732 974,55 11 177 970,32

Die Missionen in Afrika.

Ein süddeutsches Blatt hatte jüngst angebliche Aeußerungen des Reihskommissars Majors Wissmann über die Thätigkeit der Missionen in Afrika veröffentlicht, welhe bezüglih der evangelishen Missionen abfällig, bezüglich der katholischen an- erkennend lauteten. Hierdurh waren verschiedene Gegen- erklärungen von evangelisher Seite veranlaßt worden. Jn einer Zuschrift an die „Post“ spricht sich nun Major Wissmann über die fraglihe Angelegenheit folgendermaßen aus:

| - «Lauterberg a. Harz, 6. Juli.

Meine Aeußerungen über evangelishe Missionen in Afrika be- treffend, bitte ih Sie, Na@&sftehendes zu veröffentlichen, da es mir be- sonders bei meinem jeßigen Gesundheitszustande niht mögli ist, die vielfachen brieflihen Anfragen zu beantworten. Auch eingesandte Artikel, unter denen mir der in der „Täglihen Rundshau*“ vom 3. Juli von Dr. theol. Warneck geschriebene von großer Urkenntniß der Verhältnisse Zeugniß giebt, möhte ih vorläufig durch Na- stehendes erledigen.

Der Ursprung aller Erörterungen über meine Aeußerungen ift in einer Unterhaltung mit dem Redacteur der Münchener ,Allge- meinen Zeitung* und mit einem Herrn, der von Egypten aus für die „Times“ schrieb, zu suhen. Beide Herren haben nur evangelische und fatholishe Missionen auseinardergehalten und in Folge dessen meine Ansichten über die englishen Missionen auh auf die deutschen übertragen, während meine Aeußerungen in den Blättern immer mehr entstellt werden. Ich konstatire demgemäß zunähst, daß mein Vor- wurf, politishe Beeinflufssung ausgeübt zu haben, dur- aus nicht die deutschen Missionare betrifft. Den Hauptmoment meines Gesprähes mit den oben er- wähnten Herren bildete der Werth der verschiedenen Missionen als jeßt bestehender Kulturfaktor in Deutsh-Ost-Afrika. In diesem Punkte verdient ohne Zweifel die katholishe Mission bei Weitem den Vor- rang. Und zwar sprach ich meine Ansi&t dahin aus, daß hieran nidt nur das langjährige Bestehen und die große Erfahrung der katholishen Missionen die Schuld trägt, sondern au die Leitung derselben. Die Disziplin der katholishen Kirhe \ch{eint mir der Hauptfaktor für die Erfolge der rômishen Missionen zu sein; der Umstand, daß die fkatholischen Missionare hinausgehen, um bis an ihr Lebensende zu wirken (eine Heimsendung wegen Krankheit ift nur äußerst selten), und die Thatsache, daß der Kultus der römischen Kirhe mit seinen Aeußerlikeiten dem Wilden leichter Eindruck hinterläßt als die nühternen Formen der evangelishen Religion, begründen die bei Weitem größeren Erfolge rômisher Missionen. Jeder Kenner des Afrikaners oder wilder Völker überhaupt wird mir beipflihten, daß ein Vert#ändniß der chrisilihen Religion der Liebe bei Völkern derartig niedriger Kultur- stufe nit zu erwarten ift ; daß also der richtige Weg für Missionen der fein muß, daß man den Wilden zu einem böheren Wesen erzieht und ihm dann das Verständniß für die Religion beizubringen sucht.

Dies streben die rômishen Missionen an, indem sie den Grund- saß befolgen: Labora et ora und nit wie die evangelischen Missionen den für Völker auf höherer Kulturstufe passenden Spruch: Ora et labora. Ein anderer äußerst wihtiger Punkt der großen Erfolge der rômishen Missionen ist das von vielen Seiten angegriffene Auf- kaufen von Sklavenkindern. Zunäwst ist an und für si dieses Vor- gehen ein gutes Werk, wenn man bedenkt, was sonst aus den weit von ihrer Heimath, von ihren Eltern weggeschleppten Kindern werden würde. Und dann seßt dieser Kauf ganz allein die Missionen ia die Lage, noch zu leitende, zu formende Wesen, Kinder, derartig in ihre Obhut zu bekommen, daß etwas aus ihnen zu machen ist. I kenne keine evangelishen Missionen in Aeguatorial. Oft-Afrika, „die ein derartiges Material für ihre Arbeit zur Verfügung hatten. Selbft wo evangelishe Missionare die Eltern dafür bezahlten, daß sie ihre Kinder zum Unterriht, wenn au nur auf Stunden, den Missionaren überließen, waren do keine Erfolge zu erzielen. Jh habe allein aus diesem Grunde junge Missionare kennen gelernt, die, in Afrika angekommen, bitter enttäusht, sich wieder în die Heimath wünschten, wo ihnen ganz andere Aufgaben eine lohnendere Arbeit rersprähen. Daß ih den evangelischen Missionen nicht nur keine Schwierigkeiten oder Hindernisse in Ost-Afrika in den Weg gelegt habe, sondern dieselben in jeder mir nur möglihen Weise unterstüßt habe, kann ich durch Dankshreiben von Seiten englischer und deutscher Missionen belegen. Daß ih aber [aube, daß bei rihtiger Leitung diese Missionen unendlich mehr leisten önnen, daß ih die ungeheuren Summen, die für englishe Missionen nah meiner Ueberzeugung in keinem Verhältniß stehen zu dem Erfolg, befser angewandt wissen möchte, das will ih hier und überall wieder- holen. Jh möchte nicht .auf Vorkommnisse eingehen, die mih gerade im leßten Jahre hätten veranlassen können, das Interesse an den evangelischen Missionen zu verlieren. Erörterungen über diesen Punkt paffen befser in eine Besprechung mit direkt Betheiligten. ;

Es ist, möôhte ich zum S@lufse erwähnen, mein sehnlicher Wunsch, sobald meine Gesundheit hergestellt ist, auf die hier nur oberflählich behandelten Gesichtspunkte ¡zurückzukommen und meine langjährigen Erfahrungen und Beobachtungen in Afrika den Herren zur Verfügung zu stellen, die die Organisation und Leitung evangelischer

sionen in Afrika in die Hand genommen baben, nur von dem

W beseelt vangeli Missio zu segensreihen Rultuserieee A A fe Ss E daß alle Kenner

Afrikas, Kaufleute, Forsher und Soldaten, Deutsche, EnMünder oder welcher Nation sie au angebören, mit mir in allcn eben erwähnten Punkten übereinstimmen.

Wie ih in meinem leßtgeschriebenen Werke „Unter deutscher lagge quer durch Afrika“, so haben sich viele Andere in diesem inne geäußert. Viele haben es unterlassen, um nicht in eine ihnen

unbequeme Polemik hineingezogen zu werden. Diesen Standpunkt aber halte ih für mehr als fals, denn was kann den Vorkämpfern der chriftlihen Religion der Wahrheit willkommener sein, als eine Beurtheilung ihrer Thâtigkeit von Männern, die das Feld derselben genau kennen. Und sollten selbs meine Aeußerungen für manthe Punkte nahhaltig widerlegt werden können, so würden dieselben doch dazu beitragen, den richtigen Weg, der zum Ziele führt, näher zu be- leuchten. Ih bin vorläufig t Stande, mich über dies Thema weiter au8zulafsen, und bitte daher, weitere Erörterungen aufzuschieben oder an Hrn. Pastor Diestelkamp in Berlin einzusenden, mit dem ih, sobald meine Gesundheit wieder hergestellt sein wird, in Verbindung zu treten hoffe. Wissmann.“

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus dem westfälishen Kobhlenrevier wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben: Der ehemalige Vorsißzende des Verbandes der Bergleute, Hr. Bunte, hat nunmehr in öffentlihen Versammlungen mitgetheilt, was ihn veranlaßt hat, das Amt eines Vorsitzenden niederzulegen. In den Zweigvereinen (Zahlstellen) des Verbandes batte sfich eine Bewegung dahin geltend gemat, daß der Vorsißende für das viele Geld, das er erhalte, monatli 150 MÆ, dot eigentlich recht wenig thue, da er auß noch ein Taback- und Cigarrengeschäft, das seine Thätigkeit sehr in Anspru nehme, nebenbei führe. Die Zahlstellen legten also Hrn. Bunte nahe, entweder das Geschäft eingehen zu laffen oder den Posten des Vorsißenden niederzulegen. Hr. Bunte hat si zu leßterem entschlofsen, weil ihm sein Geschäft auch einen siheren Gewinn ab- werfe. Es sind nunmehr die drei ehemaligen Kaiserdelegirten aus der Klasse der Arbeiter ausgeschieden. Siegel betreibt ein flottes Flaschenbiergeschäft, Schröder ift Cigarren- und Sqchuhhändler, und Bunte Tabadck- und Cigarrenhändler.

Die Sozialdemokraten des oberen Kreises Solingen fübrten in einer am 6. Juli zu Ohligs abgehaltenen „Arbeiter - versammlung“ ein lärmendes Schauspiel auf, bei welchem es zw'\hen dem Reichstags-Abgeordneten für Solingen, S{umagter, einem Hrn. Hülle aus Elberfeld und dem Vorsißenden der Versammlung zu aufgeregten Streitigkeiten kam. 8 zeigte sich, daß gegen den Reichstags - Abgeordneten Schumawer eine tiefgehende Verstimmung berrscht; der Vorsitzende selbst gestand in dürren Worten ein: ja es herrsht ein Zwie- spalt hier! Anlaß zur Fehde gab die vorgeshlagene Grün- dung eines volkethümlihen Wabhlvereins für den Kreis Solingen ; Hr. Hülle sprah dafür, der Reichstags-Abgeordnete Shumacher da- gegen. Es entstand ein entseßliher Tumult, auf dessen Einzelheiten die „Köln. Ztg.“ meint niht weiter eingehen zu können ; genug, daß eine fürchterlihe Intriguen- und Interessenwirthschaft. in den dortigen sozialiftishen Kreisen zu Tage trat.

Die provisorischen Mitglieder des Vorftandes des neuen Vereins „Glü auf“ in Duisburg veröffentlichen, wie die „Saarbr. Ztg.“ mittheilt, einen Aufruf „An die Bergarbeiter“ mit der Aufforderung, allerorts zusammenzutreten und Ortsvereine zu errichten. Bezüglich des Programms wird gesagt: „Wir bekennen uns nicht zu jener Richtung, welche dur. ihre Thron und Altar um- stürzenden Bestrebungen uns niemals zum Siege führt. Wir stehen fest und treu zu Kaiser und Reih! Wir wollen durch be- gründete und erfüllbare Forderungen eine dauernde Besserstellung unseres Standes herbeiführen und so lange kämpfen, bis unser Ziel erreiht ist. Dabei wollen wir uns streng in dem Rahmen des Gefeßes und des Erreichbaren halten.“

ie Führer der organisirten Arbeiter in Magdeburg, Buckau und Neustadt baben beshlossen, dahin zu wirken, daß in nächster Zeit Strikes Behufs einer Verbesserung der Arbeiterlage nit stattfinden. Es foll vielmehr vorerst Alles aufgeboten werden, um dort, wo die Arbeitgeber die Arbeiteroraanisationen sprengen wollen, den Arbeitern zu alke zu kommen. Für die ausgesperrten Maurer und Zimmerer in Hamburg wird eifrig gesammelt.

Der vor Kurzem in Dresden gegründete evangelische Arbeiterverein ift durch eine öffentlihe Versammlung vor die Oeffentlichkeit getreten, die von gegen 2000 Menschen besucht war, und in der, nah ihrer Eröffnung durch den zweiten Vorsitzenden des Vereins Hrn. Buchdrucker Schiefner, Konsistorial-Rath Dr. Dibelius über; „Der Arbeiter und sein Lohn“ sprach. Der würdige Verlauf der Versammlung, der durch Swreien und Lachen der anwesenden Sozialdemokraten nit gestört werden konnte, führte, wie man der „Post“ meldet, dem jungen Verein zahlreihe neue Mitglieder zu.

Nach Beschluß des Central-Aus\{ufses des Landwirthschaftlichen Vereins des Herzogthums Braunschweig sollen auch in diesem

Materials beim Herzoglihen Staats - Ministerium geeignete Schritte beantragen zu können.

Aus Flensburg meldet die dortige Zeitung: Seitens der Glasfabriken Swleswig - Holsteins und Hamburgs war am 22. v. M. nach gemeinsamer Verabredung Menlecgen Arbeitern, wel che dem Fachverein der Glasarbeiter angehören, bekannt gegeben worden, daß Diejenigen, welche nicht bis Sonnabend, den 5. d. M., aus dem Verein ausgetreten seien, ih je nah der Kündigungsfrist bezw. am selben Tage oder am 19. Juli als entlassen anzusehen hätten. Da der Auffor- derung Seitens der Arbeiter der Hiesigen Fabrik niht entsprochen worden ift, so sind die mit vierzehntägiger Kündigungsfrist angestellten Glasarbeiter derselben am leßten Sonnabend abgelohnt worden, die- jenigen mit vierwöhiger Kündigung kommen am 19. d. M. aus der Arbeit. Aechnlihes wird aus Bergedorf berichtet, während aus Ottensen noch keine Nachrit vorliegt. Die Fabriken sollen ent- {lossen jein, lieber die Arbeit ganz einzustellen, als von ibrer For- derung abzugehen. :

Die Diamantenkrijis in Antwerpen is, wie der „Voss. Ztg.“ geschrieben wird, nunmehr nah sech8monatlicher Dauer

eendet. Die Einfuhrbändler ungeshliffener Diamanten haben in Folge des großen Ueberflusses derseiben ihre Ferie um 15 % heruntersezen müssen. In Folge defien haben die Diamants\{leifereien ihre Werkstätten wieder geöffnet und die Arbeiter nach se{chsmonat- lihem Feiern die Arbeit wieder aufgenommen.

Zur landwirth\schGaftlihen Lage.

Der im Vergleich zu früheren Jahren niht unerheblich höhere Preis landwirthshaftliher Erzeugnisse hat, wie aus dem Regierungsbezirk Marienwerder berihtet wird, dort eine merklihe Bessecung in der Lage der Landwirthschaft bisher niht hervorbringen können. Insbeson- dere baben die höheren Cerealienpreise den Landwirthen wenig oder gar nihts genüßt, weil der Erdrush der leßten Ernte ein fo geringes

Ergebniß hatte, daß niht viel zu verkaufen war. Etwas vortheil- hafter haben si dort die Erträge der Viehhaltung gestaltet, da die Fleishpreise hoh waren; jedoch wurde die Ausnußzung dieses Vortheils durch die Knappheit der Futtervorräthe ers{chwert. Der seit Jahren konstatire Mangel an ländlichen Arbeitern wird sich in diesem Jahre wahrs{einlich noch empfind- [icher fühlbar maden, als font, weil einerseits eine reihe Ernte in Ausfickt steht, und weil die Wanderung der Landarbeiter nah den westlichen Provinzen in diesem Jahre noch zahlreicher zu sein scheint als bisher. Die dur das Fortgehen der westpreußishen Arbeiter entstandenen Lüden sind vielfach ausgefüllt worden durch polnische Arbeitskräfte aus Rußland, die troy aller Grenzüberwahurg nach Westpreußen importirt worden sind. Selbst in weiter Entfernung von der Grenze, z. B. im Kreise Marienwerder, trifft man auf Gütern und in bäuerlihen Wirthschaften ¿zahlreiche polnishe Arbeiter aus Rußland. Für die Beurtheilung der landwirtb\chaftlihen Lage bietet auch die Statiftik der Zwangversteigerungen einige Anhbaltspunkte. Hiernach haben im Reg.-Bez. Marienwerder in den Monaten Februar, März und April 42 land- und forstwirth\chaftlich benußte Grundstücke mit 1151 ba Flähe darunter eins von 329 ha, zwei bon 100—200 ha, die übrigen unter 100 ha dur Zwangsversteigerung den Besißer gewe{selt, wobei 362 ha aus polnisher Hand in deutshe und 22 ha aus deutshem Besitz in polnishe Hand übergingen. Da in einer national ges mischten und den nationalen Gegensaß empfindenden Bevölkerung auch wirthscaftlihe Vorgänge von Bedeutung für die weitere national- politishe Entwitelung sein können, ist dort seit mebreren Jahren die Nationalität der Vorbesißer und der Erwerber zwangsversteigerter Grundstücke statistisch ermittelt worden, Hierbei hat si ergeben, daß seit dem 1. Februar 1887 bis zum 830. April 1890 der polnische Sens d Zwangöversteigerungen etwa 600 ha an deutshe Erwerber verloren hat.

Die Auswanderung aus Westpreußen.

Das Zakhlenverhältniß der Nationalitäten im Regierungsbezirk Ma rienwerder vershiebt si, wie uns von dort geschrieben wird, dur die viel stärtere Auswanderung der Deutschen fortwährend" zu Gunsten der Polen. In den leßten sech8s Jahren vom 1. Mai 1884 bis 30. April 1890 sind 15 021 Deutsche und 7254 Polen ausgewandert. Es kommen also auf jeden polnishen Auswanderer zwei deutswe, während in der Aufenthaltsbevölkerung die beiden Nationalitäten gleich stark vertreten sind. Da die Aus- wanderer «ganz überwiegend dem Arbeiterstande angehören, und da überdies wegen der Sachsengängerei ein Zuzug polnischer Arbeits- kräfte aus Rußland stattfindet, so liegt die Gefahr eines allmählihen Ueberwiegens der polnishen Bevölkerung wieder vor. Jn den Monaten Februar, März und April find aus dem Regierungsbezirk Marien- werder 917 Personen ausgewandert, /von denen 606 der deutshen und 311 der polnischen Nationalität angehörten.

Made in Germany. Aus Fulda schreibt man uns: Die Baumwoll- und Woll-

waarenfabrikation geht nach wie vor gut. Das englishe Gese wona die Waaren mit dem Vermerk „made in Garn versegos

Jahre im Herzogthum Erhebungen über den Kontraktbruch länd- liher Arbeiter stattfinden, um auf Grund des gesammelten

sein müssen, hat der Fabrikation bisher keinen Schaden gebra t; die Auf aus Endo haben fh im Gegentheil e t