1890 / 168 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Jul 1890 18:00:01 GMT) scan diff

ihm mögli war, den vorschriftswidrigen Zustand seines Fuhr- werks 2c. oder dessen Ladung zu beseitigen, ohne eine jolche Aenderung fortgeseßt hat.

Die auf Grund der vorstehenden Bestimmungen von den Gerichten erkannten Geldstrafen sowie der Erlös verfallener Pfandstücke nah Abzug der Kosten fließen zur Hälfte in die Staatskasse, jur Hälfte in die Kasse derjenigen Verwaltungen Provinzialverband, Kreisverband, Gemeinde —, auf deren Straße bezw. Weg die Zuwiderhandlung begangen ist.

R

Dieses Gesetz tritt mit A 1. Januar 1891 in Kraft.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Jnsiegel.

Gegeben im Schloß zu Kiel, den 27. Juni 1890.

(L, S3 Wilhelm.

von Caprivi. von Boetticher. von Maybach.

Freiherr Lucius von Ballhavsen. von Goßler. von Scholz. Herrfurth. von Schelling. von Verdy.

Freiherr von Berlepsch.

BertanntmaGuna.

Nah Vorsthrift des Geseßes vom 10. April 1872 (Geseßz- Samml. S. 357) find bekannt gemacht: 1) die Allerhöchste Konzessionzurkunde vom 18. November 1889, betreffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Ronsdorf nah Münasten durch die Ronédorf-Münastener Eisenbahngesellschaft, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Düsseldocf, Jahr- gang 1899 Nr. 24 S. 293, ausgegeben den 14. Juni 1890; _ l 2) der Allerhöchste Erlaß vom 19. März 1890, betreffend die Herabseßung des Zinéfußes der von dem Provinzialverband der Provirz Pommern auf Grund des Allerhöchsten Privilegiums vom 10, Dezember 1883 aufgenommenen Anleihe von 4 auf 9%, dur die Amtsblätter der Königlichen Regierung zu Stettin Nr. 15 S, 87, ausgegeben den 11, April 1890,

der Königlichen Regierung zu Köslin Nr. 16 S. 157, ausgegeben den 17. April 1890,

der Königlichen Regierung zu Stralsund Nr. 15 S.:65, aus- gegeben den 11. April 1890;

3) das unterm 5. Mai 1890 Allerbôöchst vollzogene Statut für die Montauer Deichgenossenschaft im Deichverbande der Schwetz- Neuenburger Niederung durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Marienwerder Nr. 24 S. 171, ausgcgeben den 12, Juni 1890:

4) der Allerhöchste Erlaß vom 7. Mai 1890, betreffend die Ver- leibung des Rechts ¿ur Chausseegelderhebung an den Kreis Lauen- burg für die Chaussee von Groß-Jannewitz bis zur Lauenburg-Lebager Chaussee, dur das Amtéblatt der Königlichen Regierung zu Köslin Nr. 25 S. 219, ausgegeben den 19. Juni 1890;

5) der Allerhöchfte Erlaß vom 7. Mai 1820, betreffend die Ge- nehmigung des 5. Nachtrags zu den Statuten der Feuershaden- Ver- sierungégesellshaîten für die Städte und Flecken und das platte Land des Fürstenthums Ostfriesland und des Harlingerlandes zu Auri®, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Aurich Nr. 26, Beilage, ausgegeben den 27. Juni 1890);

6) tas Allerhöchste Privilegium vom 15, Mai 1890 wegen Aus- fertigun? auf den Inhaber lautender Anlcibesheine der Stadt Königs- berg i. Pr. im Betrage von 9000060 # dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Königéberg i. Pr. Nr. 25 S, 198, aus- gegeben den 19. Juni 1890;

7) das unterm 15. Mai 1890 Allerböckst vollzogene Statut für den Rosenwalder Deichverband zu Heinrihswalde dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 26 S, 193, ausgegeben den 25. Juni 1890;

83) der Allerhöchste Erlaß vom 20. Mai 1890, betreffend die Herabseßung des Zinsfußes der von der Stadt Trier auf Grund des Allerböcbsten Privilegiums vom 17. September 1875 aufgenommenen Anleibe auf 33 9/0, dur das Amtéblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 24 S. 187, ausgegeben den 13. Juni 1890;

9) der Allerbichste Erlaß vom 22. Mai 1890, betreffend die Herabfcturg des Zinéfußes der von der Stadt Dortmund auf Grund des Allerböcbsten Privilegiums vom 25. August 1884 aufgenommenen Anleite von 4 auf 3#%/%, durch das Amtsblatt der Königlichen Myletnng zu Arnéberg Nr. 24 S. 209, ausgegeben den 14. Juni 090: « 10) der Allerböchbste Erlaß vom 24. Mai 1890, betreffend die Erböbung des Tilgungéfonds der von dem Kreise Ragnit auf Grund des Allerböchsten Privilegiums vom 31. Dezember 1873 bei dem Rei#-Invalidenfonts aufgenommenen Anleibe von jâährlih 5 auf hödstens 69%, tur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Gumbinnen Nr. 27 S. 203, ausgegeben den 2. Juli 1890 ;

11) der Allerhöchste Erlaß vom 27, Mai 1890, betreffend die Herabseßung des Zinéfufes der von dem Kreise Sangerbausen auf Grund des Allerböchsten Privilegiums vom 24, Dezember 1883 aguf- genommenen Änleibe von 4 auf 3} %, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Merseburg Nr. 27 S. 185, auëgegeben den 5, Juli 1890;

12) das unterm 28. Mai 1890 Allerhö vollzogene Statut für die Deichgenofsenscaft Altfclde - Sommerau im Elbinger Deichver- bande, Kreis Marienburg, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Danzig Nr. 26 S. 171, ausgegeben den 28, Juri 1890;

13) das unterm 2. Juni 1890 Allerhöchs\t vollzogene Statut für die Deickgenossenshaft Gottswalte-Entenpobl im Landkreise Danziger Niederung durch das Amtéblatt der Königlichen Regierung zu Danzig

Nr. 26 S, 174, ausgegeben den 28. Juni 1820.

Dic Versicheruugsanstalten in Vayern im Jahre 1888,

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_ Unter den 41 in Bayern zugelassenen Lebens- und Renten- Versicherungs-Gesellshaften waren 2 bayerische, 19 preußische, 3 sâtsisde, 3 württembergisbe, 1 badische, 1 hessische, 1 mecklenburg- schwerinse, 1 gotbaishe, 1 Lübecker und 1 Hamburger, 1 amerika- nis@e, 1 englis&e, 1 niederländische, 3 österreihische 2 \chweizer. 15 von ibnen sind auf Gegerseitigkeit gegründet, die übrigen sind Aktiengesellschaften. 29 Gesellschaften baben außer der Lebens versiche- rung noch Rentenversicherung.

__ Bei den Lebensversiherungs - Gesellschaften auf Gegenseitigkeit *) waren 37 641 Personen auf den Todetfall versihert mit ciner Versiherurgssumme von 157 298 C63 46 An Prämien wurden gezahlt 5 227458. 4 Swaderfälle famen 728 vor, auébezahlt wurden 231629 Æ Die angemelteten, aber noG nit auëgezahlten Schäden beliefen sih auf 155157 A Auf den Erlebungsfall waren vaisidert 10343 Personen mit 13409633 A und 692721 M Prämien. Die Zakl der S{aderfälle betrug 44, die dafür aus- gezabite Summe 62883 Æ Angemeldet, aber noch nit ausgezahlt waren Scâden in Höbe von 7619 A Auf den Todes- und Erlebenéfall zuglciG waren 1289 Personen mit 3739 089 M versiwert, welche 205215 # Prämien zahlten. Die Zabl der Scadenfälle belief sich auf 4 und die Summe “der auégezaëlten Schäden auf 35143 A Im Ganzen haben ih _*) Die bier angegebenen Zahlen bezieben s nur auf 14 Gesell- schaften, da eine wegen Aenderung des Geschäftéjahres für das Jahr 1888 feinen Auêtwoeië eingesandt batte.

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bei den Gesellshaften auf Gegenseitigkeit gegen das Jahr 1887 die Zabl der versicherten Perfonen um 1287, die Versiterungssumme um 7 266 231 4, die Prämicneianahmen um 283 671 4, die aus- bezahlten Schäden um 314851 , die Swadenfälle um 70, die an- gemeldeten aber noch nit ausbezahlten SÞäden um 34488 Æ erhöht. Die Zahl der von den Aktiengefellshaften auf den Todesfall Ver- sicherten belief sih auf 53539, welche für eine Versiherungssumme von 194084809 Æ 6 153568 M an Prämien zahlten. Schadenfälle kamen 1036 vor, die ausbezahlten Schäden betrugen 3044 934 M, die angemeldeten aber noch nicht ausbezahlten Schäden 191 720 M4 Auf den Erlebensfall waren 13 066 Personen mit 24322 351 M versichert. Die Prämieneinnahmen betrugen 1 168 689 4, die Zahl der Schadenfälle 86. Ausbezahlt wurden 141611 4, ange- meldet aber noch nicht ausgezahlt waren Schäden in Höhe von 6474 4 Auf den Todes- und Erlebensfall zuglei versichert waren 778 Perfonen mit 3419 187 4, wofür an Prämien 143 731 M ges ¿ablt wurden. ‘Vie Zahl der Schadenfälle belief ih auf 2, die Höhe der ausgezahlten Schäden auf 4904 Im Ganzen waren mithin bei den Aktiengesellshaften 4310 Personen mehr als im Vor- jahre versichert. Die Gesammitversiherungssumme hatte um 14 961 169 M, die Prämieneinnabmen um 560 076 4, die Zahl der Schadenfälle um 96 und die Summe für ausgezahite Schäden um 464 993 zugenommen, die angemeldeten aber noch nit ausgezahlten Schäden dagegen um 156 674 M abgenommen.

Von der Gesammtbevölkerung Bayerns waren also im Jahre 1888 116 656 Personen oder 2,19/o mit 396 273 132 Á, gegen 111059 Personen mit 374 045 732 \. im Jahre 1887 versihert. Von der Bevölkerung über 20 Jaßre waren 3,8 9/0 gegen 3,6 9/6 im Vorjahre versihert. Auf einen Versicherten kam durhs{nittlih im Iahre 1888 eine Versicherungsfumme von 3397 M gegen 3368 4 im Jahre 1887.

Unter den 29 Gesellschaften, welhe Renten- Versicherung hatten, befinden sih 2 bayerishe, 22 andere deutshe und 5 auslän- dische; 9 von ihnen beruhen auf Gegenseitigkeit und 20 sind Aktien- gesellsiaften. Von den erskeren waren 1888 im Ganzen mit 2904 Personen Renteuversiderungen abges{lossen, deren Höhe 133 562 M betrug und wofür 1555 972 6 eingezahlt worden waren. Hiervon waren 2137 Perfonen für sofort beginnende Renten in Höhe von 117 434 A versihert und hatten 1422 889 4 eingezahlt ; 777 Personen waren für aufgehobene Renten in Höhe von 133 083 4 mit einer Ein- zahlung von 133 083 4 versihert. Bei den Aktiengesell\chaften betrug die Zahl der Versicherten für sofort beginnende Renten 516, für auf- gehobene Renten 94. Die Einzahlungen der ersteren beliefen si auf 3 345 843 f, die der leßteren auf 305201 M, die Höhe der Mente auf bez. 300 078 6 und 44968 A Im Ganzen waren mithin bei den Renten-Versiherungs-GesellsHaften 3514 Personen gegen 3265 im Vorjahre versichert, und zwar 2643, im Vorjahre 2439, für sofort beginnende, und 871, im Vorjahre 827, für aufgehobene Renten. Die Höhe dec Einzahlungen betrug für erstere 4768732 M, 1887 4 006 207 , für leßtere 438 284 Æ, 1887 352688 4, im Ganzen also 5 207016 gegen 4358895 A in 1887. Die versicherten Renten betrugen bez. 417512 Æ und 61096 Æ, zusammen 478608 6 gegen bez. 3413356 A und 48771 H, zusammen 392 127 AMÆ in 1887,

Die Gesammteinnahmen an Prämien und Zinsen beliefen h für die gegenseitigen Gesellschaften auf 88 622 439 e (im Vorjahre 84 477 800 A), für die Aftiengesellshaften auf 118 104 §45 4 (im Vorjahre 111 608 435 46), zusammen also auf 206 727 284 M gegen 196 086 235 M. in 1887. Die Gesammt-Verwaltungskosten ein\chließ- li der Provisionen betrugen 22 351 748 M gegen 21 402 867 4 im Vorjahr, wovon 6 638 417 Æ (1887 6 678 380 4) auf gegenseitige u 15 713 331 A (1887 14724487 #4) auf Afktiengesellchaften ent- fallen.

Unfall-Versiherungs-Gesellshaften waren 15 in Bayern zum Betriebe zugelassen, von denen 1 Bayern, 11 dem übrigen Deutschen Reih und 3 dem Auslande angehören. Zwei von ihnen sind gegenseitige, 13 Aktiengesellschaften. Die Versicherungen er- streckten sich auf Einzel- und Ke!!ektiv-Versiberungen. Die Gesammt- zahl der versicherten Perfonen betrug 24089 geçen 19833 im Vor- jahre, von denen 16 386, 1887 13 449, cine Einzel-, 7703, 1887 6384, Kollektiv-Versicherungen hatten. Von den Einzelversiberungen kamen auf die gegenseitigen Gesellschaften 1578, von den Kollektiv-Versiche- rungen 3017. Die Versicherungésumme betrug im Ganzen 186 658 452 A gegen 115 952818 6 in 1887; davon für Einzel- Versicherungen 173580787 s, für Kollektiv-Versicherungen 13 077 665 M, gegen bez. 103418941 A und 12533977 s im Vorjahre. Hicran partizipirten die gegenseitigen Gesellshaften mit 7 859 703 für Einzel- und 4099995 für Kollekiiv-Versiche- rungen. Die Prämicneinnahmen beliefen \sich im Ganzen auf 928 670 #4, 401446 _ im Borjahre, für Einzel-, und 81199 4, 81 938 Æ im Vorjahre, für Kollektiv- Versicherungen, im Ganzen also auf 609 869 M gegen 483 384 M in 1887, Die Cinnahmen der gegen- seitigen Gesellschaften erreihten die Höhe von 32216 4 für Einzel- und 21 945 # für Kollektiv- Versicherungen. Die Zahl der Schaden- fälle stelite sich auf 1309 bei den Einzel-Versicherungen, im Vorjahre auf 1073, und auf 540 bei den Kolleftiv-Versicherungen, im Vorjahre auf 635, von denen bez. 217 und 232 auf die gegenseitigen Gesell- schaften fielen. Die Summe der ausgezahlten Schäden war 192908 M gegen 206479 Æ im Vorjahre, nämli 146397 6 (1887 140638 6) für Einzel- und 45611 M (1887 65835 6) für Kolleftiv-Versicherung, die der angemeldeten aber noch nit ausgezahlten Schäden insgesammt 160576 Æ gegen 37620 A im Vorjahre, davon 143942 M für Einzel- und 13634 4 für Kollektiv-Versicherungen gegen bez, 14037 4 und 23583 H. in 1887, Auf die gegenseitigen Gesellswaften kamen an ausbezahlten Schäden bez. 15916 # und 5906 M, auf die an- gemeldeten noch nicht ausbezahlten Schäden bez. 6394 46 und 2000 4

Von 29 in Bayern zugelassenen Transport-Versicherungs- gesellschaften kommen nur 23 als ihr Geschäft ausübend in Betracht, nämli 1 bayerische, 17 andere deutshe und 5 ausländische. Sämmtliche Gefellshaften sind Aktiengeselishaften und versichern Waarentranétport, Valorentransport sowie Waaren- und gleichzeitig Valorentranéport, Die gesammte Versiherungssumme belicf sich auf 651 265 422 Æ gegen 562417 546 im Vorjahre. Die Prä- mieneinnahmen stellten sih auf 333216 4, im Vorjahre auf 294633 & Scadenfälle kamen 386 gegen 385 in 1887 vor. Die Höhe der anusbezahlten Schäden war 187 533 4, die der angemeldeten noch nicht ausbezahlten 81541 4 gegen bezw. 197052 A und 74506 im Jahre 1887.

Für Glas- und Spiegel-Versicherungen sind in Bayern 10 deuts®e Gesellschaften, darunter 2 auf Gegenseitigkeit und 8 Aktien- gesellsWaften zugelassen. Die Zabl der Versiherungen betrug im Berichtsjahre 6557 mit einer Versicherungssumme von 2 706 836 M, gegen 9677 mit 2276534 A im Vorjahre. An Prämien wurden 53314 Æ, im Vorjahre 47774 vereinnabmt. Swadenfälle kamen 614 vor gegen 488 im Jahre 1887. Die ausbezahlten Schäden beliefen sich auf 30042 Æ, die angemeldeten, aber noch nit aus- bezahlten auf 1205 M gegen bez. 22399 A und 1933 «G im Vorjahre.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

__ Der „Elberf. Ztg.“ wird aus Solingen unter dem 12, d. M, geschrieben: In Folge des Entgegenkommens der Sheerenschleifer, welche si Angesichts des Vorgehens der Fabrikanten bereit zeigten, die Firma, wegen welcher der Streit eigentli ausgebrochen war, außer Strike zu erflären, haben die Fabrikanten nunmehr beschlossen, die über die S{leifer verhängte Sperre wieder aufzuheben. Da- mit wäre eine Angelegenheit aus der Welt geschaffft, welche in ihren O für zahlreihe Familien sehr verbängnifivöl bätte werden ônnen.

Aus Thüringen wird der „Köln. Ztg." berichtet, daß ein sfozialdemokratisher Parteitag für Thüringen und Sachsen in Sicht stehe. Die Ortsaus\hüfse sind von dem Central-

aus\chuß {on aufgefordert worden, ihre etwaigen Wünsche oder Anträge für den Parteitag anzubringen. Was die innere Lage der sozialistisben Bewegung in Thüringen betcifft, so treten Spaltungen zwischen der Gothaishen Führung (W. Bot) und der Erfurter (Karl Schulze) zu Tage. i

In Stettin fand am Freitag eine Maurerversammlung statt, in welcher der „Ostsee-Ztg.*“ zufolge nochmals die Aufhebung des Generalstrikes auf der Tagesordnung stand. Verschiedene Redner maten darauf aufmerksam, daß ja thatsählich der Strike {on aufgehoben sei, nahdem in der lezten Versammlung das Strike- comité selbst den Strike dadurch für beendet erklärt habe, daß es jedem Maurer anheim gestelt babe, fich Arbeit zu suchen, wo solche zu bekommen sei. Eine große Zahl der Strikenden habe denn auh Arbeit gefucht und gefunden. Auf Vorshlag eines Redners wurde darauf zur Abstimmung geschritten, wobei von den etwa 150 An- wesenden etwa 40 für und 4 gegen die Aufhebung des Strikes stimmten. Die Uebrigen, von denen wohl Viele anderen Gewerken angehörten, enthielten sich der Abstimmung. :

Der „Voß. Ztg wird aus Altona telegraphirt, der Aus- stand der Ottensener Glasarbeiter werde allgemeiner, weil die Arbeitgeber feine PaGereint gestatten. Es wird gemeldet, alle deutschen Glasfabriken würden einen Ring gegen die Fawvereine bilden.

In Leipzig hat si, nach einer Meldung des „Dr. Iourn.“, am 10. d. M. in einer ehr zahleich besuchten Versammlung ein „Gesammtverband von Arbeitgebern in Leipzig und Umgegend“ fönftituirt. Der Zweck dieses Verbandes ist, seine Mitglieder und deren Arbeiter vor sozialdemokratishen Uebergriffen und Ausschreitungen zu \{chüten. Die Mitgliedshaft können er- uan Fabrikanten, größere Arbeitgeber und Vorstände von Bes trieben, sowie Verwaltungen und die Innungen. Wie die Voff. Ztg.“ mittheilt, faßte eine zablreich besuchte Ar beiterversammlung in Leipzig den Beschluß, einen allgemeinen Arbeiter- aus\chuß einzusegen, welher sich aus Vertretern aller Gewerk- haften zusammenfseßen und den Namen Kartellkommission führen soll, Aufgabe dieses Aus\{u}es foll es vornehmlich fein, die Interessen der Arbeitershaft allen Unternehmerverbänden gegenüber zu wahren und zu fördern. : ;

Aus London theilt die „Ala. Corr.“ mit, daß die in den Royal Albert Dos beschäftigten Arbeiter der British India Da mpfschiffsgesellschaft am Donnerstag sämmtlich die Arbeit niederlegten und die Wiederanstelung von 13 Kollegen forderten, welche Tags zuvor entlassen worden „waren. Die Kohlenträger Dublins nahmen am Freitag die Arbeit wieder auf. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind übereingekommen, den Iahalt des getroffenen Abkommens nicht bekannt zu geben.

Das preußische Eisenbahnnetz im Jahre 1890/91.

Am 1. April 1890 umfaßte das preußishe Staatsbahnnet, einer Aufstellung im neuesten Heft des „Archivs für Eisenbahnwesen“ (4, Heft, 1890) zufolge: a. für eigene Rehnung verwaltete Strecken 24 323 km, b. mitbetriebene Strecken 1 km, ec. für fremde Rechnung verwaltete Strecken 63 km, zusammen also 24 387 km.

Davon waren 8790 km zwei- und mehrgeleisige Vollbahnen, 9,239 km eingelecisige Vollbahnen und 6,358 km Nebenbahnen (ein- \chließlich Vellbahnen mit Nebenbahnbetrieb).

Rechnet man hierzu die verpachteten Strecken (mit Aus- nahme der 111 km Schmalspurbahnen im obershlesischen Bergwerks- und Hüttenbezirk) in Länge von 123 km, und den preußischen Antheil der Main-Neckar-Bahn mit 9 km, so erhält man 24,519 km. Die im Bau gewesenen und zum Bau vorbereiteten Strecken mit einer Länge von 1602 km dazu genommen, ergiebt 26,121 km,

Die Zahl der zum Theil im Staatsbetrieb befindliten An- \{chlußbahnen für niht öffentliGen Verkehr betrug 2408 mit 1513 km Länge und 3643 Stationen.

Unter Privatverwaltung (eins{ließlich außerpceußischer Staatsverwaltung) ftanden ferner 2586 Betriebsstrecken (davon 1313 km Vollbahnen und 1273 km Nebenbahnen) und 36 km Neubau- strecken, zusammen 2622 km.

Das ganze preußische Eisenbahnnet umfaßte daber am 1. April 1890: 27105 km Betriebsftrecken und 1638 km Neubau- strecken, insgesammt 28 743 km. i

Die Staatsbahnen wurden verwaltet von 11 Direktionen, 75 Betriebsämtern und 222 Bau-Inspektionen. :

An Werkstätten waren vorhanden 246, und zwar 58 Haupt- werfstätten, 23 Nebenwerkstätten und 165 Betriebswerkstätten.

Die 2586 km Privatbahnen (einshließlich außerpreußischer Staatsbahnen) wurden von 61 Verwaltungen betrieben. E

Im laufenden Rechnurgsjahr 1890/91 gestaltet sich das Verhältniß folgendermaßen : i

1) Staatsbahnen: a. für eigene Rechnung verwa!tete Stréecken 25 172 km (849 km mehr als Ende 1889/90), b. im WMitbetrieb 2 km (1 km mebr), c. für fremde Rechnung verwaltete Strecken 63 km (unverändert), zusammen 25 237 km (850 km mehr als Ende 1859/90).

Zwei- und mehrgeleisige Vollbahnen sind davon 8981 km (191 km mebr), eingeleisige Vollbahnen 9569 km (330 km mehr), Nebenbahnen 6687 km (32? km mehr). E :

Hierzu die verpachteten Strecken und der preußis{e Antheil der Main - Neckar-Bahn mit 123 be¿w. 9 km, wie oben, ergiebt 25 369 km. E

Noch im Bau und zum Bau vorbereitet sind 2192 km (590 km mehr); rechnet man diese zu obiger Zahl hinzu, so erhält man 206 En i

Anschlüsse für nicht öffentliben Verkehr 2572 km (164 mehr) mit 1672 km Länge E km mehr) und 3870 Stationen (227 mehr).

2) Privatbahnen (einschließlich außerpreußishe Staats- bahnen): a. Betriebsstrecken 2169 km (417 km weniger), davon 1068 km Voll: und 1101 km Nebenbaßbnen, b, Neubaustreckten 67 km (31 km mehr), zusammen 225,6 km (386 km weniger). ;

Umfang des ganzen preußischen Eisenbabnnetzes im NRechnungéjahre 1890/91: a, Betriebsstrecken 27 538 km (433 km mehr), b. Neubaustrecken 2259 km (621 km mehr), insgesammt 29 797 km (1054 km mehr),

Die Staatsbahnen werden auch im laufenden Jahre von 11 Direktionen und 75 Betriebs8ämtern verwaltet. Das bisher bestandene Betriebsamt zu Efsen des Eisenbahn-Direktions- bezirks Eiberfeld is am 1. April 1890 aufgelöst und die zu dem- selben bis dafin gehörigen Strecken sind mit dem Béetriebsamt zu Essen des rechtsrheinishen Eisenbabn- Direktionsbezirks Köln ver- einigt worden, sodaß die im Ruhrkoblenbezirk belegenen Linien jeßt untec Leitung einer und derselben Direktion und eines und desselben Betriebsamts stehen. Mit Rücksicht auf den be- deutenden Umfang des vereinigten Betriebsamts zu Essen, welches mit seinen 496 km, wenn au niht na der örtlihen Ausdehnung, so doch nach der Dichtigkeit und Lebhaftigkeit des Verkehrs der unter- stellten Strecken, das größte Betriebsamt in der Staatseisenbahn- Verwaltung ift, sind bei demselben nah dem Vorgange der bei den Direktionen bestehenden Einrichtung drei besondere Abtheilun- gen unter je einem Vorstande gebildet worden, Der Betriebs- Direktor ist zugleich Vorstand der Betrie bsabtheilung. Ein neues Betriebsamt ist ferner am 1. Juli für die Verwaltung des an diesem Taçe auf den Staat übergegangenen West-Holsteinishen und Schleswig-Holsteinishen Marshbahn-Unternehmens im Direktions- bezirk Altona mit dem Siy in Glückstadt in Wirksamkeit.

Die Zahl der Bau-Inspekt ionen hat eine Vermehrung von 222 auf 229 erfahren.

An Werkstätten sind vorhanden 251 (5 mehr), und zwar 60 Haupt‘ (2 mebr), 23 Neben- und 168 Betriebs-Werkstätten (3 mehr).

Die Privatbahn-Verwaltungen haben sih an Zahl um 2 (von 61 auf 59) vermindert.

Von den zur Ausführung genehmigten Neubaustrecken der Staat sbahnen sind zur Betriebßberöffnung im Laufe des Rechnungsjahres 1890/91 in Aussicht genommen bezw. schon eröffnet: im Eisenbahn-Direktionsbezirk: 1) Altona 13,80 km (Holsteinische

S@{weiz—Lütjenburg), 2) Berlin 148,59 km (7 Strecken, darunter die Strecke Bergen (Rügen)— Crampas-Saßniy mit 22,28 km Länge, die am 1. April 1891 eröffnet werden soll), 3) Breslau 4 Strecken von insgesammt 95,46 km Länge, 4) Bromberg 131,60 km (4 Strecken, darunter die 69,30 km lange Strecke Labiau—Tilsit), 5) Köln (linksrheinisch) 2 Strecken, 28,61 km, 6) Köln (rechtêr einish) 2 Strecken, 46,16 km, 7) Elberfeld 4 Strecken, 43,70 km (darunter die am 1. Juli eröffnete 25,70 km lange Linie Sarnau—Franken- berg), 8) Erfurt 41,75 km (die Strecke Pratau—Torgau), 9) Frank- furt a. M. 24,08 km T Ses 10) Han- nover 73,50 km (die am 1. Juli theilweise, von Walsrnde an, eröffnete Linie Hannover—Visselhövede), 11) Magdeburg 5 Strecken, 73,15 km. Gejammtlänge obiger Strecken 720,40 km.

Im Bau begriffen bezw. zum Bau vorbereitet: sind ferner 2191,84 km, und zwar im Eisenbahn-Direkiionsbezirk: 1) Altona 9 Strecken mit 129,45 km Länge (darunter die Vollbahn Hagenow Oldesloe mit einer Länge von 77,70 km), 2) Berlin § Strecken, 249,20 km (darunter die 55,80 km lange Strecke Lichtenberg- Friedrichsfelde—Wriezen), 3) Breslau 12 Strecken, 216,80 km, 4) Bromberg 11 Strecken mit einer Gesammtlänge von 596.70 km. amter die 137,80 km lange Linie Hobenstein—Osterode—Marien- berg mit Zweigbahn nah Maldeuten, ferner die drei ziemlih glei langen Linien Nakel—Konitz von 72,60 km, Rogasen—ODragtig (Kreutz) von 76,40 km und Tilsit—Stallupönen von 76,20 km, endlich die Strecke Kallies—Wulkow von 56,40 km Länge), 5) Köln (links- rheinish) 6 Streckea mit 142,99 km Länge (unter ihnen Hermeskeil— Wemmetsweiler von 53 km und Mayen—Gerolstein von 66,90 km Länge), 6) Köln (rechtsrheinisch) 2 Strecken mit 21 km Länge, 7) Elberfeld 6 Strecken 92,31 km, 8) Erfurt 18 Strecken mit inegesammt 386,20 km Länge (davon jedoch nur eine von über 50 km Ausdebnung, und zwar Triptis—Blankerstein mit 95,14 km, ferner die Vollbahn Arnstadt—Saalfeld von 48,50 km), 9) Frankfurt a. M. 3 Sirecken mit 5648 km, 10) Hannover 7 Strecken mit 165,10 km {von ihnen die größte Lage—Hameln mit 49,80 km), 11) Magteburg 6 Strecken mit 135,70 km Gesammt- vusdehnung.

Steinbruchs-Berufs8genossenschaft.

Nach dem Geschäftsberiht des Genofsenshaftévorstandes waren während des Jahres 1889 bei der Genossenschaft versichert 14 025 Betriebe mit 279 560 effektiven oder 105 820 Vollarbeitern, leytere zu 300 Arbeitstagen gereck net. Die Zabl der Betriebe ift gegen das Borjahr um 11069, die Zahl der Vollarbeiter um 7888 gestiegen. An entschâdigungépflihtigen Unfällen wurden im verflossenen Jahre 1066 angemeldet, gegen 916 im Vorjahre. Das Verhältniß der ent- [chädiaungspflihtigen Unfälle zur Zahl der Vollarbeiter ist von 8,66 auf 1000 Voklarbeiter im Jahre 1886 auf 10,07 im Jahre 1889 ge- stiegen, obwohl die Genofsenschaft inzwischen eine strenge Ueber- wacung der Betriebe durWgeführt hat. Die meisten Unfälle in den Steinbrühen und Gräbereien entstehen nach wie vor dur Einsturz von Erd- und Steinmafßsen, fowie durch Herab- fallen der Arbeiter von den Klippen und Bänken hoher Bruch- wände. Eine Verminderung dieser Unfälle würde ch im Allgemeinen wohl erzielen lassen, wenn der Abbau in Steinbrüchen und Grâäbereten rationeller betrieben und inebesondere das überaus gefährliche Unter- höhlen der Bruh- und Grubenwände aufgegeben würde, Die Genoffenschaft zahlte im verflossenen Jahre 553 950 # Unfall- entshädigungen, welche 2551 Unfälle betrafen und sich auf etwa 3900 Rentenempfänger vertheilen. Die gesammten Verwaltungs- kosten der Genossenschaft einsc{ließliG der Schied8gerichtékosten und der Kosten für Ueberwachung der Betriebe beliefen sich auf 224 827 M4 oder 15 %% der Umlage für 1889, die laufenden Verwaltungskoften auf 153594 Æ oder 10% der Umlage. Günstige Erfolge hat die genossenshaftlihe Verwaltung bei Ueberwachung des Heilverfahrens und der Rentenempfänger erzielt, da im verflossenen Jahre 199 Verlegtte wiederhergestellt wurden und außer- dem bei 392 Verleßten die Renten ermäßigt werden konnten. Die Sterblichkeit unter den Rentenempfängern ist im Jahre 1889 wesent- lich geringer gewesen, als nach der deutshen Sterbetafel rechnungs- mäßig zu erwarten war. An Reserven waren bis Ende 1889 ins- efammt 1 410019 Æ in verzinslihen Werthen bei der Reicht bank lineutéat Die Berufsgenossenshaften sind auf Grund der alljährlich eingehenden Lohnnahweisungen in der Lage, eine genaue Lohnîtatistik der bei ibnen versicherten Arbeiter zu führen. In der Steinbruhs- Berufegenofsenshaft wurden im Jahre 1889 gegen 74 Millionen Mark Löhne gezahlt, 7# Millionen mehr als im Iabre 1888. Der JIabres- arbeitsverdienst eines Arbeiters stieg von 636 f in 1886 auf 665 4 in 1887, 679 #4 in 1888 und 699 M in 1889, seit 1886 also um etwa 10 9%, Der durschnittliGe Tageêsverdienft eines Arbeiters in den zur Genoffenschaft gehörigen Betrieben beträgt gegenwärtig in den meisten Landestheilen 2,50 4A, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Betriebe sih meist auf dem Lande befinden. In Schlesien be- trägt der Durchfänittelohn allerdings nur etwa 1,70, in Bayern 2,10 #6 für den Tag.

Statistik der Handelsgärtnere#t.

Auf Antrag dexr Vereinigung der handeltreibendben Gärtner von Hamburg und Umgegend hat die im Vorjahr zu Hannover ftatt- gefundene Hauptversammlung des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands, behufs zweckdienliher Interessenvertretung und Ermitte- lung der mwirthschaftliGen Bedeutung des handelsgärtnerisGen Be- triebes beschlossen, den Verband mit der Aufstellung einer neuen Statistië über die Ausdehnung der Handelsgärtnerei zu beauftragen. Die leßte vom Reih aufgestellte Statistik datirt vom Jahre 1882 und umfaßt nur die Zahk der in der Gärtnerei beschäftigten Personen, bietet hingegen keine Angaben über die Flähenauêëdehnung der bebauten und kultivirten Ländereien, die Versicherungssumwen, Steuerkraft, den Umsatz und Handel mit dem Auslande in den vershiedenen Branhen 2c. 2c. Seit einigen Monaten ist der Verband mit dieser Erhebung beschäftigt und man hofft bis zum Herbsft ein vollständiges Bild über die Ausdehnung der Handelsgärtnerei, die allseitig noch untershäßt wird, zu erhalten.

Es liegt im Interesse eines jeden Gärtners, dieser statistisGen Er- hebung seine Aufmerksamkeit zuzuwenden und die hierzu von genanntem Verbande entworfenen Fragebogen thunlichst bald zu beantworten. Diese Fragebogen sind in großen Massen an die Handelsgärtner Deutschlands vor einiger Zeit verbreitet worden, und können alle die- jenigen, welchen ein folcher Fragebogen noch nit zugegangen sein follte, denselben kostenlos von dem derzeitigen Geschäftsführer des Verbandes der Handelsgärtner Deutshlands O. Mobrmann, Leipzig- Gi eas e welchen auch die beantworteten Fragebogen zurückzusenden ind, beziehen.

Literatur.

Land und Leute in Deutsch-Ost-Afrika. Erinnerun- gen aus der ersten Zeit des Aufstandes und der Blokade. In 83 photo: graphischen Original-Aufnahmen von F Sturtz (Marine:-Zahlmstr. a. D.) und Schilderungen von I. Wan gemann (Marine-Pfarrer). In Mappe. Preis 12,50 4 E. S. Mittler u. Sohn, König- lihe Hofbuhhandlung, Berlin 8SW., 12, Kowstraße 68—70.) Das rege Interesse, welhes in Deutshland sowohl, wie auch von den Deutschen im Auslande den deutshen Schußgebieten und insbesondere der Thätigkeit des Reichskommissars, Hrn. Major von Wissmann, entgegengebracht wird, will das vorliegende Werk dur eine Veranschau- lihung von Land und Leuten befriedigen. Zu diesem Zweck werden 83 photo- graphische Aufnahmen der deutschen Ansiedelungen, der Stadt Sansibar, der hauptsählisten Küstenpläße und Dorfstätten sowie Gruppenbilder der Bewohner wiedergegeben und durch den begleitenden Text aufs Beste erläutert. Von den vier Abschnitten des Werkes beshäftigen sich die drei ersten „Sansibar“, „Bagamoyo*, „Dar es Salaam“ vorzug8weise mit Natur- und Kulturschilderungen, während der vierte Abschnitt „Von der Thätigkeit unserer Kriegsshiffe" die Bekämpfung des Aufstandes dur die Kaiserliße Deutshe Marine behandelt. Wir zweifeln nit, daß das zeitgemäße Werk großen Anklang finden wird, da es uns mit Ost-Afcika genau bekannt macht und Land und Leute in treffliher Weise veranschauliht.

v. Boguslawski (General-Major): Der Zug der Engländer gegen Kopenhagen im Frübjahr 1801. Ein Wort zur Anregung über die Bedeutung der Flotte. Mit einer Skizze. Preis 1 A (Verlag von E. S. Mittler u. Sohn, König- lide Hofbuchhandlung, Berlin SW. 12, Kostraße 68—70.) Die Angelegenbeiten unserer Kriegsflotte und die eigenthümlichen Verhbält- nisse des Seekrieges gewinnen für unser Volk eine immer böbere Bedeutung, so daß sie eine nähere Kenntniß und Würdigung auch in den Kreisen des Landheeres und der Gebildeten überhaupt erfordern. Zudem stehen unter des Höchsten Kriegsherrn Leitung in diefem Zahre grofartige Uebungen der vereinigten Land- und Seex-acht in Swle8wig bevor. General-Major von Boguslawski unkêruimmt es daher, an einem flassishen Beispiel besonderer Kühnheit, Charakter- stärke und Ausdauer, kurz: echten Heldenthums in der Seekriegs- gescbihte, an „dem Zuge der Engländer gegen Kopenhagen im Früh- jahr 1801“ nicht nur das Interesse am Seekriege und an der Flotte in weitesten Kreisen zu wecken, fondern insbesondere diese Ereignisse als Ausgangépunkt für allgemeinverständliche Betrachtungen über die Entwickelung der Marine, über Seeshlacht und Sectaktik und über die Aufgaben der deutshen Marine insbesondere zu nebmen.

___— Die russische Armee in Krieg und Frieden. Mit einer Uebersichtskarte der Standorte, mit UÜniformabbildungen und Skizzen der wichtigsten Gefehtsformationen, Preis 4 # (Verlag von E. S. Mittler u. Sohn, Königlihe Hofbuchhandlung, Berlin SW 12, Kodstraße 68—70.) Die ungemein rührige Thätigkeit, welche die russische Heeresverwaltung in den leßten Jahren entfaltet hat, um die Wehrkraft des Reichs in allen Gliedern zu stärken und mögli{st kriegsbereit zu gestalten, bat {on seit geraumer Zeit die Aufmerksamkeit der militärishen Welt erregt. Um fo empfindliher wurde in der deutshen Militärcliteratur der Mangel eines Werks empfunden, das über den augenblicklihen Stand des russishen Heerwesens eingehenden Aufs{luß giebt. Mit dem vor- liegenden Werke einem vervollständigten und erweiterten Sonder- abdruck des Berichts über das Heerwesen Rußlands in den Löbell’\cchen Jahresberihten für 1889 übernahm der Verfasser den Versuch, diese Lücke zu {ließen Er schildert die Ergänzung und den Dienst des stehenden Heeres, die Friedens- und Kriegsordnung der gesammten Wehrkraft, die Bewaffnung, Ausbildung, Taktik, Mobilmachung, sowie die der Vertheidiaung des Landes dienenden Befestigungs- und Verkehrsanlagen, und giebt zum Schluß eine Stärkeberechnung der russischen Armee. Eine Uebersichtskarte der Standorte der russischen Truppentheile, Uniformabbildungen sowie Skizzen der wichtigsten Ge- fehtsformationen dienen zur weiteren Erläuterung.

: N Satte Darlegungen aus der Zeit von 1859 bis 1890“, welche General-Major von Boguslawski im Militär-Wocenblatt kürzli veröffentlihte, fanden so allgemeines Interesse, daß diesélben jeßt als besondere Schrift von der König- lichen Hofbuchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn, Berlin 8W., Kochstraße 68—70, (Preis 1 4) herausgegeben werden. Der Gegen- stand diefer „Taktischen Darlegungen“ ist allerdings der widtigste, welcher augenblicklich die Erörterungen in der Armee beberrscht: die Frage, welche Einwirkungen die neuen Erfindungen (rauch\{chwaches Pulver und kleinkalibriges Gewehr) auf die Fehtweise, namentlich der Infanterie, haben werden. Der erfahrene Verfasser warnt davor, sih durch die verbesserte Woffentechnik zu übereilten Aenderungen führen zu lassen und entnimmt aus einem kurzen Rüblick auf die leßtduralebte Vergangenheit die überzeugenden Belege für seine Ansichten.

AIs VII. Heft der „Schriften des deutshen Einheits\chul- vereins“ ift im Verlage von Carl Meyer in Hannover (1890) neueltens ershienea: Das Gymnasium mit zehnjährigem Kursus. Von Professor Dr. Juling. Der Verfasser licfert mit dieser Schrift einen Beitrag zu der Frage der Reform des böberen Schulwe'ens. Seine Forderungen gipfeln in folgenden Punkten : Alle Berechtigungen sind an ein Abgangsexamen zu fnüpfen. Der lateinische Unterriht kommt in Sexta und Quinta in Wegfall. Der fremd- fprahlihe Unterricht beginnt in Sexta mit Französisch. Auf eine fremde Sprache darf eine andere erst nach zweijährigem Zwischenraum folgen.

Das Gymnasium hat einen 10 jährigen Kursus und giebt mit der Be- rechtigung zum Studium auf Universitäten und HoGschulen erst das Recht zum Einjährigen-Dienst. Es hat mit allen höheren Schulen einen 2jährigen Kursus gemeinschaftlib, durh den es naher vor unfähigen und mittelmäßigen Schülern bewahrt wird, und treibt Französisch 10, Lateinisch 8, Griehisch 6 Jahre lang. In den 4 leßten Kursen bleibt den Schülern für 2 Stunden die Wahl zwischen klassishen Sprachen, Hebräish, Englis und Zeichnen. Der 10 jährige N E neuen Gymnasiums wird in der vorgeschriebenen Zeit absolvirt. ,

Als Ergänzungsband zu Band Ill der im Verlage von Julius Springer in Berlin erschienenen Forst- und Jaagdgeseze mit Erläuterungen sind jeßt von dem Geheimen Ober-Regierungs- Rath F. Sterneberg die zum Feld- und Forstpolizeigeseß vom 1. April 1880 erlaffenen Polizeiverordnungen, nach Provinzen zusammengestellt, in demselben Verlage herausgegeben worden.

Im Verlage für Sprach- und Handelswissecshaft (Dr. P. Langenscheidt) in Berlin läßt der Dirigent der Filiale der Allgemeinen Depositenbank in Steyr, Jacob Kautsch, ein „Handbuh des Bank+ und Börsenwesens für Bankbeamte, Kaufleute, Kapitalisten, sowie für den Selbstunterriht“ erscheinen, von welchem die erste Lieferung vorliegt. Diese bringt in drei einleitenden Kapiteln Erläuterungen volkswirth\haftliher Grund- begriffe, handelt ferner vom Kredit und stellt in Kürze die Entstehung und geschichtliche Entwicklung der Banken dar. Diese drei Kapitel bilden die erste Abtheilung des Werkes, welhes in ungefähr 12 Lieferungen er- seinen und in der zweiten Abtheilung, von der vorläufig nur einige Seiten vorliegen, eine Theorie der Bankge\chäfte und einen Abriß der wichtigsten Notenbanken enthalten wird, während si die dritte Ab- theilung mit der Börse in theoretisher und praktischer Beziehung be- \chäftigen soll. Nach der vorliegenden ersten Lieferung kann ein Urtheil über das fertige, wie der Titel erkennen läßt, auf Laien “nd Anfänger berechnete Buch nit gestattet sein, aber das darf g- 1gt werden, daß die Kreise, auf welhe das Werk berehnet ist, reihe Be- lehrung in demselben werden finden können. Der Verfasser befleißigt sih einer einfahen, zumeist klaren Sprahe und giebt fast überall nur den für das allgemeine Verständniß noth- wendigen und für die Praxis des Geschäftsmannes wichtigen und wünschenswerthen Lehrstof\ aus dem Gebiete des Bank- und BVörsenwesens; daß er si hierbei auf die bewährtesten volkswirth- schaftlichen Autoritäten stützt, kann der Arbeit nur von Vortheil sein. Wir kommen nach Maßgabe des weiteren Erscheinens des Buches, welches im G. nzen die deutshen und österreihisch-ungaris{en Ver- bältnifse, namentli also auch die deuts&e Reichsbank und die öfter- reichisch-ungarische Bank besonders berücksihtigen will, auf den Inhalt desfelben zurü.

In der Reihe der aus dem Verlage von Hans Lüstenöder (Berlin 1890) hervorgehenden Sammlung „Deutsch-nationale Feld- züge“ ift socben ershienen: „Anastasius Grün. Ein sfer- reihisher Vorkämpfer des altdeutshen Gedankens“, Von Karl Prôll. Preis 40 §. Gewidmet ist dies Werkhen „den deutsczen Schüßen“. Verfasser hat die Gelegenheit des großen deutschen Schütenfestes in Berlin ergriffen, um das „kämpfende Deutschthum“ die um ihre nationale Existenz ringenden Stammesbrüder außerhalb des Reichs in Erinnerung zu bringen. Indem er in der vorliegenden kleinen Erinnerungs\hrift das Charakterbild des edelsten österreihischen Vorkämpfers des „altdeutshen Gedankens“ in seiner kulturhistorisben Bedeutung, nebenher aub în seinem ästetishea und literarhistorishen Wertke, schildert, will er den Be- weis erbringen, daß jene unbeshüßten Deutschen „außerhalb des Reichs“ allezeit den Gedanken des gemeinsamen Vaterlandes wie ein heiliges Feuer gewahrt haben und stets darauf bedaht gewesen sind, den gemeinsamen idealen L R zu mehren. „Wir waren Eins, wir bleiben Eins,“ dieser Gedanke soll als beste Wirkung dieses „Weck- und Mahnrufs* die „Reibsdeutschen“ anfeuern, daß sie mit sorgsamem Auge die weiteren Geschicke der Stammesgenossen in Oesterrei verfolgen.

Handel und Gewerbe.

Leipzig, 12. Juli. (W. T. B) Kammzug-Termin-

handel. La Plata. Grundmuster B. p: Juli 4,05 f, pr. August 4,75 Æ, pr September 4,75 #. pr. Oktober 4,75 M pr. November 4,70 , pr. Dezember 4,65 46, pr. Januar 4,55 , pr Februar 4,95 Æ, pr. März 4,55 , pr. April 445 M, pr. Mai 445 #. Umsay 250 000 kg. Kaum behauptet. __ Wien, 13. Juli. (W. T. B.) Ausweis der Karl-Ludwigs- bahn (gesammtes Net) vom 1. bis 10. Juli: 281 853 Fl, Mehr- einnahme 13 716 Fl, die Einnahmen des alten Netes betrugen in derselben Zeit 217 669 Fl., Mehreinnahme 15 666 F[.

London, 12. Juli. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen- ladungen angeboten.

New-York, 12, Juli. (W. T, B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 11 091 324 Doll. gegen 13 635 399 Doll. in der Vorwoche, davon für Stoffe 3 455 097 Doll. gegen 3 981 188 Doll. in der Vorwoche.

Verkehrs - Anftalten.

_Am 1. Auzust tritt eine neue Ausgabe der Abtheilung 2 des Abschnitts V. der allgemeinen Dienstanweisung über den Post-Betriebsdienst in Kraft. Den darin enthaltenen neuen Bestimmungen eitnehmen wir, daß fortan die Bezeichnung „Brief- postpacket“ beseitigt und dafür die Bezeichnung „Briefpostbund“ mit angewendet worden ist,

Sticst, 12 Jul. (W. T. B) Der Lloyddampfer „Euterpe* ist heute Nachmittag hier eingetroffen. Der Lloyds dampfer „Elektra“ ift, von Konstantinopel kommend, heute Nachmittag hier eingetroffen.

London, 13. Juli. (W. T. B,) Die Castle-Dampfer „Durobian Castle“ und „Warwick Castle“ sind gestern auf der Heimreise in London und der Union-Dampfer „Mexican“ ist heute auf der Heimreise in Southampton angekommen.

2. Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.

3, Verkäufe, Berpachtungen, erdingungen 2c. 4, Verloosung, Zinszahlung 2c. von öffentliGea Papieren.

1 Steck-riefe und Unter}uhungs-Sachen. |

Deffentlicher Anzeiger.

_ E

95. Kommandit-Gesell haften auf Aktien u, Aktien-Gesells, s. Berufs-Genofsenschaften.

7. Erwerbs- und Wirthschafts-Genofsenschaften.

8. Wothen-Ausweise der deutschen Zettelbanken.

9, Verschiedene Bekanntmachungen.

1) Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen. {22567] Veschluß, In der Strafsahe gegen den Ladengehülfen Lud-

wig Lazarus aus Düsseldorf, daselbst zuleßt wohn- haft, zur Zeit unbekannten Aufenthalts, wird, da

d: 318 der Strafprozeßordnung als abwesend anzu- ehen ift, die öffentlide Klage wegen Vergehens

in Gemäßheit des §. 332 Strafprozeßordnung das im Deutschen Reihe befindliche Vermögen des An- geshuldigten bezw. das dem Angeschuldigten als Erbtheil von seinen Eltern, den Eheleuten Simon Lazarus, z. Z. in Düsseldorf, Herzogstraße 46, wohn- Vormittags 11 Uhr. baft, zufallende Vermögen mit Beschlag belegt. Langenschwalbach, den 5. Juli 1890, E Me IL. Piper. l ez. Dr. Da eyer. gegen den Angeschuldigten, welcher im Sinne des (L. S.) Auózesettigt: Bei entaun, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts.

Roftock, den 1. Juli 1890.

[16491]

Aufgebot.

gegen S9. 223, 223a bezw. Uebertretung §. 360 | ZZBEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEERE

Pos. 11 des Reihs-Strafgeseßbuches erhoben ift, und da dringende Verdachtsgründe gegen denselben vorhanden sind, da die Zeugin Marie Baldering

eidlih bekundet hat, der Angeklagte sei, ohne daß | Aufgebote, Vorladungen u. dgl.

sie ihn bemerkt habe, an sie herangesprungen, habe fie an den Haaren gepackt und sie rechts und links | [22593] auf die Backen geschlagen, sodaß sie ein geschwollenes Gesiht bekommen habe,

v, I, erlassen worden ift,

Zur Zwangsverfteigerung des zum Nachlasse des l weiland Gastwirths Heinrich Dettmann zu Kessin | am 4. Mär da auch Haftbefehl und Steckbrief gegen den An- | gehörigen Erbkruggehöfts zu Kessin ist ein erfter | Zimmer Nr. ges{uldigten bereits am 4. Iuli bezw, 31, August | Verkaufstermin auf Montag, deu 22. September 1890, Vormittags 11} Uhr, sowie ein Ueberbots-

r. 6170 über 10009 M aen L Alle, welche Ansprüche auf diese

Großherzoglihes Amtsgericht.

Auf Antrag der Wittwe Amalie Krohn, gebornen | iu e 1 Dettmann, in Wismar, welche angezeigt hat, daß der | Nr. 17 349 der Feuer-Versiherungs-Aktien-Gesell- ihr geDDeige Sage n e R die finde Straßburg i. Els. beantraat, Dee Arbate des covpons pro 1. Juli inkl. bis 2. Januar ; . : oeantragl. Ver Inhaber de 2) Zwangsvollftreckungen, nebft Tala zum Pfandbrief der Mecklenburgischen | Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf

otheken- und Wechselbank hieselbst Litt. B. 1 i | Sen n mittags 9 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte

rkunden zu haben | anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzu- vermeinen, aufgefordert, dieselben spätestens in dem

1895, Mittags , bei dem unterzcihneten Gerichte anstehenden Aufgebotstermin bei Vorlegung der ge- dachten Urkunden anzumelden, unter dem

termin auf Montag, den 20. Oktober 1890, daß der bezeihnete Couponbogen nebst Talon für Vormittags 117 Uhr, anberaumt. Anmeldung der dinglihen Ansprüche an das Grund- sttück am Montag, den 22. September 1890,

kraftlos wird erklärt werden. Schwerin, den 9. Juni 1890. Großherzoglihes Amtsgericht. Zur Beglaubigung: (L. 8.) Fr. Heitmann, Gerihts\hreiber.

Termin zur

[13686] _ Aufgebot.

Der Eigenthümer Musquar in Hagendingen bei Mey, vertreten durch den Geschäftsagenten Simon eß, hat das Aufgebot bezüglich der Aktie

haft Rhein und Mosel mit den: Hauptsitze ix

Donnerstag, deu 11. Oktober 1894, Vor-

melden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die

12 Uhr, | Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird.

Straßburg i. Els., den 23. Mai 1890, Kaiserlihes Amtsgericht.

ahtheil,

irna A G n Sew Ä R i n

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