1890 / 186 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Es waren anwesend, außer den belgischen Prinzen, die Minister, mehrere Generale, on Rugette, der Gouverneur der Pro- vinz, die Herren der deutschen Gesandtschaft, und der deutsche Konsul in Ostende, Bach. Se. Majestät schritt sodann die Ehrenwache ab.

Hierauf bestiegen Jhre Majestäten die Wagen und begaben fih an der Spige des glänzenden Zuges nach dem Königsshlo}e. Jm zweiten Wagen saßen Prinz Heinrich, der Graf von Flandern und Prinz Balduin; in den übrigen Galawagen {loß sich das Ge- folge an. Jm Moment der Abfahrt vom Bahnhofe erhoben sich enthusiastishe Hurrahrufe, welche sih durch die dihtgedrängte Menge fortpflanzten, die hinter dem Truppenipalier die Allerhöhsten Gäste erwartete. Die begeisterte Begrüßung endete nicht eher, als bis Se. Majestät den Blicken der Be- völkerung entschwunden war. 5

Nah der Ankunft des Kaisers in dem Königlichen St&lößchen fand daselbst ein Dejeuner statt, an welhem außer den Majestäten der Prinz Heinrich, der Graf von Flandern, Prinz Balduin und das Gefolge theilnahmen. : :

Um 5 Uhr wohnten der Kaiser, der König, Prinz Hein- rih, der Graf von Flandern und der Prinz Balduin dem Militärkoncert im Kursaal bei. Se. Majestät der Kaiser wurde bei der Ankunft und bei der Abfahrt auf das Enthusiastishste von der vor dem Kursaal versammelten Menschenmenge begrüßt. L /

Abends 7 Uhr fand im Kasino ein Galadiner statt, zu welchem 80 Einladungen ergangen waren. An dem Diner nahmen außer Jhren Majestäten dem Kaiser und dem Könige der Prinz Heinrich, der Graf von Flandern und der Prinz Balduin, der Bishof von Brügge und andere bervor- ragende Persönlichkeiten Theil. Nah dem Diner erschien Se. Majestät der Kaiser, welcher Gardes du Corps - Uniform trug, auf dem Balkon. Jnzwishen hatte sich auf dem großen Plaße vor dem Rathhause der militärishe Fael- zug geordnet und eine üb-:raus große Volksmenge einge- funden, welhe die Majestäten mit enthusiastishen Kund- gebungen begrüßte. Während des Vorbeimarsches des etwa 2500 Mann zählenden Zuges vor den Majestäten spielten die Musikcorps das „Heil Dir im Siegerkranz“ und „Die Wacht am Rhein“, Als die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften das Kasino verließen, wurden dieselben wiederum mit jubeln- den Zurufen begrüßt. :

Sonntag Morgen um 9 Uhr begaben sich Se. Majestät der Kaiser und Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich mit Gefolge an Bord der Yaht „Hohenzollern“, woselbst Gottes- dienst abgehalten wurde, den Se. Majesiat Allerhöchstselbst leitete. Auf dem ganzen Wege wurde der Kaiser von der zahlreichen Volksmenge mit der lebhaftesten Begeisterung be- grn Später verbrachte der Kaiser einige Stunden beim

onta.

Um 1 Uhr fand ein Familiendejeuner im Königlichen Schlößchen statt.

Gestern Nachmittag, bald nach 3 Uhr, reiste Se. Majestät der Kaiser mit dem Prinzen Heinrich und dem Gefolge auf der Yacht „Hohenzollern“ von Ostende ab. Wie bei der Ankunft bildeten Truppen Spalier und war an der Landungsbrücke eine Ehrenwahe aufgestellt. Die Minister, Generale, der Gouverneur der Provinz, der deutshe Gesandte, der deutshe Konsul und viele andere hervorragende Persönlihkeiten waren zur Verabschiedung anwesend. Se. Majestät der König Leopold, Se. Königliche Hoheit der Graf von Flandern und der Prinz Balduin ge- leiteten Se. Majestät zum Schiffe, wo Kaiser Wilhelm vou dem König und den Prinzen überaus herzlihen Abschied nahm; sehr herzlih war au die Verabschiedung des Prinzen Heinrih vom Könige, von dem Grafen von Flandern und dem Prinzen Balduin. Bei der Abfahrt spielte Militärmusik das „Heil Dir im Siegerkranz“, und begeisterte Zurufe der dihtgedrängten Menge folgten Sr. Majestät dem Kaiser.

Die Brüsseler Abendblätter vom 2. August weisen übereinstimmend auf den enthusiastishen Empfang hin, welcher Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm Seitens der Be- völkerung Belgiens bereitet worden, und betonen die Be- deutung des Besuches für Belgien, das stets eifrigst bestrebt gewesen sei, seinen Verpflihtungen gegen Diejenigen, die eine Neutralität garantirt, nachzufommen.

Se. Majestät der Kaiser if, wie „W. T. B.“ meldet, an Bord der Yacht „Hohenzollern“ und begleitet von dem deutshen Geshwader, Sonntag Abend 10 Uhr in der Bucht von Dover angekommen. Der Salut der deutschen Kriegsschiffe wurde von den Strandbatterien erwidert. Der deutsche Botschafter Graf Hayfeldt begab sich mit dem deutshen Militär-Attaché an Bord der „Hohenzollern“, die heute früh mit dem Ge- {wader die Fahrt nah der Jnsel Wight fortseßt. (Vgl. Ie 209 E der Redaktion eingetroffene Depeshe auf der . Seite.

Zum CEhrendienst bei Sr. Majestät während des Aufent- alts in England sind befohlen: General du Plat und der dmiral Hornby, bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen

Heinrich der Kapitän Markham.

Aus St. Petersburg, 4. August, meldet „W. T. B.“;

Gegenüber der wiederholt auftretenden Nachricht, Se. Majestät der Deutsche Kaijer werde während Feiner diesmaligen Anwesenheit in Rußland niht nah Peterhof fommen, fann aus zuverlässiger Quelle versichert werden, daß dieselbe völlig unbegründet ist. Se. Majestät der Kaiser Wil- helm wird am 24. August im Schlosse Peterhof zum Besuch des Hofes eintreffen und nach den bisher getroffenen Bestim- mungen daselbst drei Tage verweilen, Die Rüreise wird auf dem Seewege voraussihtlich am 26. August angetreten.

_Das „Amtsblatt des Reichs-Postamts“ enthält folgende Verfügung des Reichs - Postamts über gebührenfreie Uebermittelung der auf portofreie 2c. Nahnahme- sendungen eingezogenen Nahnahmebeträge: „Zur Beseitigung von Zweifeln werden die Postanstalten darauf aufmerksam gemacht, daß bei portofreien Nachnahme- sendungen und bei Nachnahmesendungen von en, mit welchen eine Baushsumme für Porto- und Gebühren- beträge vereinbart ift (Anl. 7 zu Abschn. I1T Abth. 1 der A. D. A.), die Uebermittelung der Nachnahme an den Absender zum vollen Betrage zu erfolgen hat, daß also ein Abzug jür die Geldübermittelung nicht stattfindet. Jn derartigen Fällen hat der die Maa vaing ausfertigende Beamte den auf der Nachnahme endung vorhandenen Porto- freiheitsvermerk oder den Vermerk „frei laut Aversum

E u. s. w.“ in der linken unteren Ecke der Nahnahme- Postanweisung anzugeben.“

Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen Commandeur der 4. Garde-Injfanterie-Brigade, ist vom Urlau aus Erdmannsdorf in Schlefien hier wieder eingetroffen.

__ Der Königliche Gesandte beim päpstlihen Stuhl, Wirk- lihe Geheime Rath von Schlözer hat Rom verlassen. Während feiner Abwesenheit fungirt der Legations-Sekretär von Reichenau als Geschäftsträger.

Der kommandirende Admiral , Vize - Admiral Freiherr von der Gols und der Staatssekretär des Reichs-Marine- Amts, Contre: Admiral Hollmann sind von der Dienstreise nach Wilhelmshaven, der General-Lieutenant von Holleben, Ober-Quartiermeister im Generalstabe der Armee, und der General-Lieutenant von Bergen, Jnspecteur der 1. Pionier- Inspektion, vom Urlaub hierher zurückgekehrt.

Der Direktor des Königlichen Statistischen Bureaus, Geheime Ober-Regierungs-Rath Blenck hat sich mit sechs- wöchigem Urlaub nah der Jnfel Rügen begeben.

Das Kommando zur Generalstabs-Uebungsreise des Garde- Corps ist am Sonnabend hier wieder eingetroffen.

Die Manöver-Flotte, Chef: Vize-Admiral Dein- hard, ist am 2. August in Borkum eingetroffen und beab- sichtigt, houte wieder in See zu gehen.

Hirschberg i. Schl. 3. August. (W. T. B.) Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen ist heute Mittag na Berlin zurückgereist. Jhre Königliche Hoheit die Erbprinzessin ist noch in Erdmannsdorf verblieben.

Köln, 2. August. Jhre Königliche A die Prinzessin Friedrich Carl erhielt, wie „W. T. B.“ meldet, heute auf Sdhloß Brühl den Besuch Sr. Hoheit des Erbprinzen von

nhalt.

Koblenz, 3. August. Se. Königliche Hoheit der Herzog von Cambridge besichtigte, der „Köln. Ztg.“ zufolge, estern die beiden bier garnisonirenden Bataillone des JFn- anterie-Regiments von Goeben (2. Kheinishen) Nr. 28 und deren Kaserñements. Darauf rief der Herzog die Offiziere zufammeu und sprach dem Regiment seine Anerkennung aus.

| Mittags reiste Se. Königlihe Hoheit nah Homburg.

VaDen.

Karlsruhe, 3. August. Am Donnerstag fcüh erfuhren, wie die „Karlsr. Ztg.“ schreibt, die Großherzoglichen Herrschaften von Jhrer Majestät der Königin von Rumänien, daß die Königin sh auf der Reise zu Aller- höchstihrer Mutter befinde. Jhre Königlihen Hoheiten be- stellten sofort ein Extraboot und bezaben sich von der Mainau um Mittag nah Bregenz, wo die Königin nah 3 Uhr auf der Vorarlberger Bahn eintraf. Jhre Majestät bestieg das Sonderboot und wurde von den Höchsten Herr- haften nach Konstanz geleitet, von wo die Königin um 51/9 Uhr die Reise bis Basel fortsezte. Dort wurde Jhre Majestät von dem Fürsten von Hohenzollern er- wartet und reiste gestern mit Sr. Königlichen Hoheit zu der Fürstin Mutter nah Umkirch weiter. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sowie die Kronprinzessin von Shweden und Norwegen mit ihren Söhnen und der gesammten Umgebung kehrten dann von Konstanz zu Schiff nah Mainau zurück und trafen dort um 61/5 Uhr ein. Am Freitag Abend gegen 8 Uhr trafen bei den Höchsten Herrschaften ein der österreichische General der Kavallerie und Kapitän der Kaiserlichen und Königlichen Leib-Garde Graf zu Neipperg und der Groß- herzoglihe Gesandte, Geheime Legations-Rath von Brauer, welche auf Einladung im Großherzoglihen Schlosse wohnen. Vorgestern fand eine größtre Hoftafel in Schloß Mainau statt, zu welcher verschiedene Personen aus Konstanz geladen waren. Abends 5 Uhr trafen Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz und Jhre Kaiserl-he Hoheit die Prinzessin Wil- helm aus Kirchberg zum Besuch bei den Höchsten Herrschaften ein und verblieben bis Abends 7 Uhr, um welche Zeit das Kursschiff Höchstdieselben wieder nah Kirchberg zurückführte. Um 8 Uhr Abends kam auf Einladung der Staatssekretär Freiherr von Marschall gleichzeitig mit dem zum Dienst eintretenden Flügel-Adjutanten Major Freiherrn von Schönau- Wehr auf der Mainau an.

Heute Vormittag 11 Uhr ist Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Shweden und Norwegen in Swloß Mainau eingetroffen.

Mecklenburg-Strelitz.

Neustreliß, 2. August. (Meckl. Nachr.) Jhre König- lihe Hoheit die Großherzogin wird sich morgen Nac- mittag zu längerem Aufenthalt nah dem Kepp\chchloß bei Pillniß in Sawhsen, ihrer Besißzung, begeben. Se. Königliche Hoheit der Großherzog wird in den nähsten Tagen zur Kur nach Homburg reisen und später eine Nachkur im Seebade D stende nehnien.

Hef}sen.

Darmstadt, 2. August. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Srebberzos traf heute von Schloß Wolfsgarten Me ein, um Se. Durchlaucht den Fürsten von Schwarz-

urg-Rudolstadt zu empfangen. Se. Großherzoglihe

Hoheit der Prinz Heinrich von Hessen hatte fih ebenfalls zum Empfange zum Bahnhof begeben. Später fand Hoftafel im Residenzshloß statt, worauf Se. Königliche Hoheit mit Sr. Dur@hlauht dem Fürsten nah Wolfsgarten zurückehrte.

Deutsche Kolonien.

Der stellvertretende Reichskommissar ist, laut Meldung des „W. T. B.“, am 31. v. M. von seiner Ex- pedition gegen Mahenge nah Sansibar zurückgekehrt7 Die Maffiti find vor ihm entflohen, und der leßte der aufständishen Häuptlinge, Pangire, hat sich unter- worfen. Auch die Pazifizirung der Nordprovinz bis Rufidji ist jet beendet und es herrsht völlige Ruhe.

Oesterreich - Ungarn. , Wien, 4. August. Se. Majestät der Kaiser und König traf, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Morgen 6 Uhr zur Eröffnung der Landes- Ausstellung in Graz ein

| Tirhen nach Gmunden.

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und wurde am Bahnhofe von den Us der Behörden empfangen. Auf eine Ansprache des Bürgermeisters antwortete der Kaiser, er sei überzeugt, daß die Aus- stelung den Beweis liefern werde von dem rastlosen Streben Steiermarks nah edlem Fortshritte und ge- deihliher Entwickelung auf dem Gebiete des geistigen und wirtbhshaftlihen Lebens. Er freue sich sehr, einige Tage inmitten der Steirer sein zu können. Unter Glockengeläute und enthusiastishen Kundgebungen fuhr sodann der Kaiser in die festlih geshmüdckte Stadt. Um 11 Uhr Vor- mittags eröffnete Se. Majestät die Ausstellung und wurde von: dem Präsidentcn des General-Comités der Landes-Ausstellung. xreiherrn von Washington mit einer Ansprache herz- ist begrüßt. Nachdem der Kaiser in seiner Antwort für die Kundgebung loyaler Gefühle gedankt und die Ausstellung für eröffnet erklärt hatte, besichtigte er dieselbe eingehend. Am. a besuhte der Kaiser die Kirche zum Herzen Jesu. das landschaftliGe Taubstummen - Just: tut und das vom Schüßenverein der Landeshauptstadt veranstaltete Festschießen, woselbst Se. Majestät auf den laufenden Hirsh zwei gelungene Sthüsse abgab. Jn dem ‘reih ausgestatteten Gabentempel befinden sich als Kaiserpreise zwei Kassetten im Werthe von je 100 Dukaten. Abends 6 Uhr fand bei Sr. Majestät ein Diner von 62 Gededen statt, an welhem die hier anwesenden Minister Graf Taaffe und vou Gautsch sowie der Statthalter und die Spißen der Behörden theilnahmen. Nah dem Diner brachte der Männer-Gesang- verein eine Serenade dar. Der Kaiser begab \sich darauf zu den Sängern und _sprach dem Vorstande des Vereins seinen Dank für die Ovation aus. Um 9 Uhr matte Allerhöchst- derselbe eine Rundfahrt durch die prachtvoll erleuhtete Stadt, überall von der zahlreichen Menschenmenge auf das Lebhafteste begrüßt. Heute fand Parade vor dem Kaiser statt. Hierauf erfolgte die Besichtigung des vom Bürgercorps errichteten Kriegerdenkmals. Bei der Rückfahrt nach der Burg wurde der Kaiser vom Publikum enthusiastish begrüßt.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, is aus Reichenhall wieder nach Baden bei Wien zurückgekehrt.

Ueber einen am 1. d. M. in Gmunden fstattgehablen Unfall berichtet die „Wien. Ztg.“ Folgendes: Jhre Kaiser- lihen und Königlichen Hoheiten der Erzherzog Karl Sal- vator, die Erzherzogin Maria Jmmaculata, der Erz- herzog Rainer, die Erzherzogin Carolina und der Erz- herzog Albrecht Salvator fuhren Nachmittags von Traun- rchen ; Auf der Altmünsterer Straße scheuten die Pferde, die Deilhs:l brah und der Wagen fuhr an einen Baum an. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erz- herzog Alb recht Salvator wurde vom Wagen geschleudert, ohne jedech beschädigt zu werden. Die übrigen Höchsten E adl stiegen ab und seßten den Weg in die Stadt zu

fort.

_Jhre Hoheit die Fürstin von Montenegro und Jhre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst Peter und die Groß- fürstin Miliga von Rußland sind am Sonnabend Nach- mittag aus Warschau hier eingetroffen. Mit dem Großfürsten- paare ist auch Jhre Hoheit die Herzogin Helene von Medcklenburg-Strel hier ang:kommen. Der Großfürst Peter und die Großfürstin Miliza verließen Abends Wien und begaben sich nach Genf. Die Fürstin von Montenegro seßt morgen die Reise nah Cetinje fort.

__ Prinz Ferdinand von Coburg ist heute früh hier eingetroffen und begiebt si, der „Polit. Corresp.“ zufolge, nah eintägigem Aufenthalt hierselbst zum Besuch seines Bruders, des Prinzen Philipp, nah Ungarn.

Großbritannien und JFrland.

London, 2. August. Die „Saturday Review“ ent- gegnet den Stimmen, welche sich im Kaplande erhoben haben und eine Zuziehung dieser Kolonie zu den deuts\ch- englischen Verhandlungen über Afrika verlangten, P soweit sie das Gebiet südliÞh des Zambese be- rafen.

i haben ni@t nur die afrikanishen Kolonien in dieser An- gelegenheit zu berüdcksißtigen, sondern auch Deutschland und unsere Beziebungen zu dieser leßteren Macht. Wir haben nit nur als Kolonialmacht, sondern auch als euaropäishe Großmacht zu handeln. Wollen die Kolonien uns in ein Dilemma versetzen, indem sie uns zwingen, entweder sie zu enttäuschen oder mit Deutsbland im Streit zu leben, so werden sie wenig Grund haben, sich zu beschweren, wenn wir fie enttäushen. Das allgemeine Reichtinteresse kann nicht dem bypothetisden Interesse eines Tkeils geopfert werden. Die südafri- kfanishen Kolonisten sollten bedenfen, was aus ihnen würde, wenn die Macht Englands sie nit deckte. Sie müsscn das fette Fleis mit dem mageren nehmen, wie es Jedermann thun muß.“

Jn Gegenwart mehrerer Mitglieder des Kabinets, des Lord Granville und anderer Führer der liberalen Partei, vieler weiteren Parlamentsmitglieder, der meisten Mitglieder des Londoner Schulraths und eines zahlreihen Publikums wurde gestern Nachmittag am Themsequai, vor dem Gebäude des Londoner Schulraths, ein Bronzestandbild des vor etwa 41/2 Jahren verstorbenen Mr. W. E. Forster enthüllt. Der Präsident des Geheimen Staatsrathes Lord Cranbrook, welcher die Enthüllung vollzog, hielt eine Lobrede auf den verewigten Staatsmann, der, nahdem er Chef des Unterrichts- wesens im Miristeriuum Gladstone gewesen, eine Zeit lang unter den s{hwierigstcn Verhältnissen den Posten des Ober- Sekretärs - für Jrland bekleidete und seine Vaterstadt Brad- ford 25 Jahre hindurch, von 1861—1886, im Hause der Ge- meinen vertrat. Das Granitsockel der Statue trägt folgende Jnschrist: „William Edward Forster, geboren am 11. Juni 1818, gestorben am 5. April 1886. Seiner Weis- heit und seinem Muthe verdankt England die Herstellung Q nationalen Elementarunterrichts\ystems im ganzen

ande.“

Vorgestern legte der Aus\{chuß, welcher eingeseßt war, um die Wirkungen des Handelsmarken-Geseßes zu prüfen, seinen Bericht dem Parlament vor. Der Bericht er- klärt, daß die Akte insofern wohlthätig gewirkt hat, daß die Einfuhr von falsch markirten Waaren wesentliG nachgelassen habe. Das englishe Zollamt habe das Geseg umsihhtig und gereht zur Anwendung gebracht. Wenn sich die Einfuhr einzelner Artikel seit 1888 vermindert habe, so sei dieses niht dem Markengeseß, sondern anderen Ursachen, wie den Dock- strikes und den vom Auslande gezahlten Subventionen, uzuschreiben. Der Ausschuß ist dagegen, daß alle

aaren zwangsweise zu markiren find und der Fabrikationsort anzugeben ist, da es den Handels- verkehr beeinträhtigen würde. Was solche Artikel wie Rum und andere Spirituosen betrifft, welhe verfälsht in großem Maßstabe eingeführt werden , so s{lägt der Ausschuß

t in den Berei der Akte wie fie 6t ift, vi egiere dahin abzuändern, daß die Holideklaration ation zu en sei.

Frankreich. s É

is, 4. August. Der Präsident Carnot unter- E G das „Journal des Débats“ mittheilt, in em am Sonnabend abgehaltenen Ministerrath ein Dekret, welches den anläßlich der Ausstände Ver- urtheilten einen gänzlichen oder theilweisen Straf- erlaß gewährt. 14 Verurtheilten wurde die ganze Strafe,

92 ein Theil derselben erlassen. i ; Der Senat berieth in seiner vorgestrigen Sizung das uckersteuergeseß. Der Senator Jamete griff die Bu lage an und beantragte Vertagung, die nah einer Ent- gegnung des Finanz-Ministers mit 175 gegen 8 Stimmen verworfen wurde. Das Gese wurde sodann in der Fassung der Deputirtenkammer angenommen. Jm weiteren Verlauf der Sißung bewilligte der Senat einen Kredit von 200 000 Fr.

für die Opfer der Explosion in St. Etienne.

Bei einem gestern in Rodez zu Ehren des Ministers des Jnnern Constans veranstalteten Banket, an dem ungefähr 200 Personen theilnahmen, forderte derselbe, wie „W. T. B.“ meldet, in einer Rede die Republikaner zur Eintracht auf; die Republik sei stark genug, um versöhnlich zu sein; der Tag sei nicht mehr fern, wo die Feinde d:r Republik noch Generale, aber keinen Soldaten mehr haben würden.

Ftalien.

Rom, 3. August. Das definitive Ergebniß der römischen Munizipal-Wahlen ist nah dem „W. T. B.“ folgendes: Jn den 84 Sektionen waren 27 416 Wähler ein- geschrieben, von denen 4018 ihre Stimmen abgaben; hiervon erhielten Graf Antonelli 1735, Barzilai 1581, Ricciotti Garibaldi 614. Ungültige oder zersplitterte Stimmen waren 88.

Dem „Capitan Fracassa“ zufolge werden in diesem Jahre die Generale Pianelli und Pelloux an Stelle Cosenz’ die Grenzen inspiziren.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 3. August. Der Kriegs-Minister Wannowsfki erhielt aus Anlaß seines heutigen fünfzig- jährigen Offiziers-Jubiläums ein sehr gnädiges, seine Verdienite würdigendes Kaiserliches Reskript, welhes, dem ,„W. T. B.“ zufolge, unter Anderem folgenden Passus enthält: „Unser Vaterland bedarf zweifellos einer starken und wohlorganisirten Armee, welche auf der Höhe der zeitgenössishen Entwicklung des Militär- wesens steht; jedoch nicht für aggressive Zwecke, sondern einzig zur Wahrung der Fntegrität und Ehre des russishen Staats. Die unshäßbaren Güter des Frie- dens schüßend, welhe ih mit Gottes Hülfe Rußland noch lange zu erhalten hoffe, sollen die Wehrkräfte des Landes sich in gleicher Weise entwickeln und vervollkommnen, wie die anderen Zweige des Staatslebens, ohne die Grenzen der Mittel zu überschreiten, welche die wachsende Bevölkerung und die si bessernden ökonomischen Verhältnisse des Staats

ewähren.“ Dex Kriegs-Minister wurde anläßlich seines ubiläums à la suite des Finnländishen Leib-Garde-Regiments pa und zum Ehren-Präsidenten der Militär-Medizinischen Atademie sowie zum Ehrenmitgliede des Generalstabes der Armee ernannt. :

Das Programm der in Gegenwart des Kaisers Alexander vor den großen Manövern stattfindenden Uebungen 2. der Truppen der Lager von Krassnoje Sselo und Ust-Fshora, ist nah dem „R. Jnw.“ Folgendes:

Am 27. Juli (a. St.). Umritt des Lagers und Zapfenstreih mit Cercmonie. 28, Juli. Allgemeine Parade. 29. Juli. Offiziers - Wettrennen. 30. Juli, Morgens Taktishe Uebungen der 37, Infanterie Division mit dem 4. und 52. Reserve-Infanterie- Cadre- Bataillon, der 37. Artilierie-Brigade, zwei Batterien der 1. Reserve- Artillerie-Brigade und dem L -G.-Kürassier-Regiment Sr. Majestät. Abends. Taktishe Manöver der 2. Garde-Infanterie-Division mit dem 7. Tavasthus’ schen und 8. Wyborg'schen finnishen Schüten-Bataillon, der 2. L-G.-Artillerie-Brigade, zwei Batterien der 1. Reserve- Artillerie-Brigade und dem Leib-Garde-Regiment zu Pferde.-— 31. Juli, Morgene. Manöver der gesammten Kavallerie. Abends. Manöver des kombinirten Regiments der Militärshulen, der Compagnie der St. Petersburger Junkerschule, der Batterie der Michael-Artillerie und der Sck&wadron de: Nikolai-Kavaäerie{ule. 1. August. Fahnen- und Standarten-Weihe bei der Wafserweihe zu Krafsnoje Sfelo. 1.—5. August. Concentrirung der Truppen zu den Man ö- vern zwishen Narwa und Krassnoje Sselo. 6. August. Kirchenparade des Preobrashenéki L.-G.-Regiments und der zum Weft-Corps gehörenden Garde- Artillerie. 7. August. Beginn der großen Manöver, deren Dauer von den Aktionen der sh gegen- Über stehenden Truppen abhängen wird.

Am 16. (28.) Juli i} ein Geschwader, bestehend aus dem Panzerschiff „Peter der Große“, der Koroette „Rynda“, den Fagerienatten „Admiral Greigh“, „Admiral Lasarew“, „Admiral Ts\chitsshagow“ und „Admiral Spiridow“, den Klippern „Opritshnik“, „Westnik“, „Strjelok“ und „Plastun“ und dem Torpedoboot „Lachta“ von Reval nah der Na- rowamündung ausgelaufen.

Portugal.

Lissabon, 3. August. Nachdem der Ausbruch der Cholera in Badajoz offiziell constatirt worden, haben die portugiesishen Behörden seit gestern an der Grenze Mer QEIRE Maßregeln getroffen, um die Einschleppung der Krankheit in Portugal zu verhüten. Die mit der Eisenbahn an der Grenze anfommenden Reisenden werden einer Quarantäne unterworfen. Auch das Eintreffen der Post wird dadurch um einen Tag verzögert.

Jn der Deputirtenkammer fragte der Deputirte Navarro gestern, ob es wahr sei, daß der Lieutenant Cotinho einen der englishen afrikanishen Seen-

esellshaft gehörenden Dampfer bei Leo gera pes abe. Der Marine-Minister erklärte, dem „W. T. B.“ zufolge: es sei dies ein Disziplinarvergehen, welches von den betreffenden Tribunalen gerichtet werden müsse und mit welchem die Kammer nichts zu thun habe.

Belgien.

Brüssel, 31. Juli. Der „Wes.-Ztg.“ schreibt man: „Die Congo- rlage ift nunmehr in Kraft getreten ; au der Senat hat ihr fast nog zugestimmt. Der König der Belgier wird somit, durch belgishe Staatsmittel unter- stüßt, das Congowerk selbständig fortführen, aber das liegt schon heute ganz klar vor Aller Augen der Congostaat ist belgisher Besiß. Die 25 Millionen Francs sind nur ein An- fang; bald genug und sobald die Brüsseler Generalakte perfekt geworden sein wird, wird Belgien als Mitzeihner die Schaffung einer Kolonial-Armee und einer Flotte in die Hand nehmen

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oder dem Congostaat Mittel zu diesem Zweck bewilligen müssen. Belgien hat jeßt den ersten Schritt gethan, und mit wie vollen Segeln es in die E IRERA, hineinsteuert, beweist die gestern im Senat gehaltene große Rede des Hrn. Su ang Mint ers Beernaert, welcher die Ziele des

ónigs klar enthüllte. Belgien muß, so führte der Minister aus, wie es früher seine vlämischen Städte gethan haben, der größten Wesltstraße, dem Meere sih wieder zuwenden und nah dem Vor- gange der großen Nationen aus der Kolonialpolitik Nutzen ziehen. Die Nationen müssen „ein wenig“ Ehrgeiz haben, und Belgien bietet sich der Congostaat dar, dessen Reichthümer, Absaßt- gebiete und Zukunft der Minister in geradezu Übershwänglicher Weise schilderte. Vom Stanleypool ab stehen 12 500 qkm für die Kultur bereit, und die Congo-Eisenbahn wird fie mit der Küste verbinden. „Wir werden“, so \prah er, „am Congo eine Handelskolonie haben, welche an Bedeutung dem nieder- ländishen und englishen Jndien gleihkommt.“ Belgien kann 10 Fahre noch den Congo prüfen; will es ihn früher annektiren, so ist der König bereit. Zehn Mächte find bereit, dem Congostaat ein Darlehen zu geben, aber es i} sicher, daß Belgien das Geschenk des Königs annehmen wird. „Man sagt, daß die kleinen Staaten keinen Ehrgeiz haben dürfen, aber Belgien is keine kleine Nation, es ist die fünfte produ- zirende Macht der Erde und sicherlich eine der reisten.“ Die Folge der Annexion des Congo werde zunächst die sein, daß „Antwerpen eine wahre Handelsflotte schaffen muß“, und es sei „beshämend, daß selbst Dänemark uns heute darin übertrifft.“ Habe Belgien fih entshlossen, den Congo zu annektiren, so werde die Schaffung der Kolonial-Armee „auf Kosten der Kolonie“ und die Errichtung einer Flotte des Weiteren zu prüfen sein. „König Leopold ist am Congo absolut; er ist der Staat. Sein Recht, über den Staat zu verfügen, ift ebenso unbestreitbar, wie unser Recht, ihn an- zunehmen.“ Diese Rede ist klar; eine neue Bahn is Belgien vorgezeihnet, und die Volksvertretung hat fie betreten. Der König hat unbestreitbar einen entscheidenden Sieg errungen.“

Türkei.

Konstantinopel, 2. August. Wie die „Agence de Constantinople“ meldet, heißt es in dem (in Nr. 184 d. Bl. erwähnten) gestern von der Pforte an ihre ausländischen Vertreter abgesandten Schreiben: Am leßten Sonntag während des Gottesdienstes in der armenischen Kirche in Kum-Kapu habe ein Jndividuum einen Stuhl bestiegen, eine von Grobheiten und Albernheiten stroßende Rede hegonnen und zwei Revolverschüsse auf den, Priester, der gegen dieses Verhalten eingeschritten sei, abgegeben. Andere Jndividuen bätten Messer gezogen, die herbeieilenden Soldaten, Gendarmen und Polizei-Agenten mit Steinen geworfen und von Waffen Gebrauch gemacht. Einige Soldaten seien \{hwer ver- wundet und zwei Armenier durch Gewehrschüsse getödtet worden. Gleichzeitig sei gegen einen Wachtposten Hauptwache des Bosporus ein Schuß abgefeuert worden. Doch habe der Zwischenfall keinen größecen Umfang ange- nommen. Die Rädelsführer seien verhaftet und das im Seraskierat eingeseßte Geriht mit der Untersuhung der An- gelegenheit betraut worden. ;

Die Berats für die bulgarishen Bischöfe sollen, dem „W. T. B.“ zufolge, morgen ausgefertigt werden.

Griechenland.

Athen, 3. August. (W. T. B.) Die Regierung be- {loß für den Bau von 3 Avisodampfern in Frank- reih, England und Deutschland eine Konkurrenz aus- zuschreiben.

Bulgarien.

Sofia, 2. August. (W. T. B.) Der Kriegs - Minister Mutkuro ff ist gestern Abend von Wien zurückgekehrt.

Schweden und Norwegen.

(F) Stodckholm, 30. Juli. Der Kronprinz und die Kronprinzessin haben, wie „Aftonbladet“ berichtet, die Absicht, einen Theil des nächsten Winters in Egypten zuzu- bringen. Jm November werden fie in Kairo eintreffen.

Der schwedish-norwegishe Gesandte in Berlin, Kabinets- Kammerherr von Lagerheim, der den größten Theil dieses Monats bei seiner Familie auf Dalarö verweilt hat, wird heute Abend nach Berlin zurückehren.

Die Brutto-Einnahmen1 der Staatseisenbahnen in der ersten Hälfte dieses Jahres betrugen 10 838 329 Kronen und die an das Staatscomptoir abgelieferten Uebershüsse 3 600 000 Kronen oder gegen die gleihe Zeit des Vorjahres resp. 282 129 Kronen und 200 000 Kronen weniger.

(F) Christiania, 30. Juli. Durch Königliche Resolu- tion vom gestrigen Tage ist eine Kommission niedergeseßt, welche die Frage wegen der Kündigung der Handels- und Schiffahrtsverträge mit Frankreih und Spanien vorberathen soll. Die Chefs des Departements des Jnnern und des Finanz - Departements find Mitglieder der Kom- mission.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington. 1. August. Die McKinley’ sche Tarifvorlage wird, der „A. C.“ zufolge, vom Senat paragraphenweise berathen. Die An- strengungen der Demokraten ind darauf gerichtet, die Ein- fuhrzölle zu ermäßigen und zu diesem Behuf haben sie ver- schiedene M erung age eingebraht, welche von den Republikanern im Allgemeinen beanstandet werden. Einige un- erheblihe Amendements, zumeist republikanischen Ursprungs, find angenommen worden, aber die Bill macht nur langsame Fortschritte, da die Erörterung gelegentlich unterbrochen werden muß, um den Senat in den Stand zu seßen, ver- schiedene Geldbewilligungs- und andere Vorlagen, deren un- verzüglihe Erledigung nothwendig ist, zu erwägen. Ver- schiedene Artikel A vor der endgültigen Annahme der Bill eine durchgreifende Aenderung erfahren. Jn der abgeänderten Fassung muß die Bill wieder dem Repräsentantenhause unterbreitet werden, uud wenn leßteres die Abänderungen des Senats nicht genehmigt, was niht unwahrscheinlich i}, wird die Bill einem Konferenzausshuß beider S Ia unterbreitet werden, wie dies bei der Silbervorlage der Fall war. Jm gu der heutigen Debatte beantragten die Demokraten wieder mehrere Ämende- ments Zwecks Ermäßigung verschiedener Einfuhrzölle, dieselben wurden aber verworfen, während zwei republikanische Anträge, dahingehend, kohlen)aure und \{hwefelsaure Pottasche auf die Freiliste zu seßen, zur Annahme gelangten.

Argentinien. Buenos Aires. Ein Telegramm des „Reuter'’shen Bureaus“ vom 2. August meldet: Die

Ministerkrise ist noch nicht erledigt.

an der |

Dr, Caruno,.

General-Direktor der Post und Telegraphen, hat seine Ent- lassung gegeben. Die

rdnung ist nit gestört. Die Börse bleibt noch geschlo}sen.

Einem amtlichen Communiqué vom 3. d. M. zufolge, ift die Ordnung in dem Gebiet der Republik überall wieder hergestellt und herrschen weder in der Hauptstadt noch in den Provinzen irgendwelhe Unruhen. Die Regierung habe keinen Augenblick daran gedacht, die Zahlungen des Staatsschaßes zu suspendiren; sie verfügte lediglich ein Handelsmoratorium bis zum 31. August. Die in Europa verbreiteten Nach- rihten über angeblihe Entshädigungsforderungen, welhe Frankreich und England erhoben hätten, seien unbegründet. Ebenso unrichtig sei die Nachricht, daß die englishe Regierung die Absiht habe, das Transport- \chiff „Tamar“ mit den exilirten Garde-Grenadieren an Bord nah Süd-Amerika zu schicken.

Peru. Lima, 3. August. (W. T. B.) Nach dem gestern Abend durch den Kongreß verkündeien Resultat der Präsidentenwahl wurde Bermudez mit 2900 Stimmen gewählt; der Gegenkandidat Rosas erhielt 1300 Stimmen.

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Kunst und Wissenschaft.

Die Friedrich - Wilhelms - Universität egung gestern, am Geburtstage König Friedrich Wil- helm'’s IIT. nah altgewohnter Sitte die Stiftungsfeier durh einen Festakt in der Aula, dem als Vertreter der Staatsregierung der Minister der geistlihen 2c. Angelegen- heiten Dr. von Goßler mit dem Unter-Staatssekretär Bark- hausen, dem Ministerial-Direktor de la Croix und den Ge- heimen Ober-Regierungs-Rähen Althoff und Höpfner bei- wohnten. Unter dem Gesang des 121. Psalms betrat der akademische Lehrkörper die Aula. Nachdem die Sänger ge- endet hatten, nahm der Rektor Prof. Hinschius das Wort zur Festrede, in der er den Tag als einen Tag der Erinnerung und des Dankes bezeichnete. Der Redner richtete an die afademishe Jugend ein Mahnwort, nur fried- liher und stiller Geistesarbeit zu leben, nicht aber an den Kämpfen des öffentlichen Lebens Theil zu nehmen. An die Festrede {loß sich die Verkündigung der Urtheile über die Bewerbungsschriften, welche zur Lösung der in diesem Studienjahre aufgestellten Preisaufgaben eingereiht worden waren. Nach der Verkündigung der neuen Aufgaben wurde die Feier mit dem Gesange „Danket dem Herrn“ geschlossen. Der ordentliche Professor an der re{ts- und staatswifsen- \chaftliGen Fakultät der Kaiser Wilhelms-Universität in Straßburg i. E. Dr. Adolf Nissen ift am 27. v. M. nah langen und s{hweren Leiden in Kicl gestorben. Dr. Nissen wurde am 28. September 1873 als ordentlicher Professor an die neubegründete Straßburger Hocb- schule berufen, Seit einer langen Reibe von Jahren verwaltete er auch das Amt des Syndikus der Universität. Der österreichische Reisende Eduard Glaser is wegen seiner

{ Verdicnite um die Erforschung Arabiens von der Universität

Greif8wald zum Ehrendoktor der Philosophie ernannt worden.

Theater und Musik.

Friedri{-Wilhelmstädtisches Theater.

Das Friedrih-Wilhelmstädtische Theater begeht morgen, Dienstag, wie bereits gemeldet, das Jubiläum der in ununterbrocener Folge erreihten 200. Wiederholung des „Armen Jonathan“. Selbst in Wien, dem Geburtsort dieser das Publikum überall, hier in Berlin aber am stärksten fesselnden Operette, ist eine so bobe Auf- führung8ziffer nicht erreicht worden.

Kroll’s Theater.

Seit einigen Jahren gilt Hr. Ernest van Dhyck als einer der hervorragendsten Tenore. Vor zwei Jahren fang er den Parsifal in Bayreuth, gegenwärtig is er Mitglied der Wiener Hofoper. Hier war er bisher nur einmal in einem Concert aufgetreten. Am Sonn- abend begann er sein Gastspiel bei Kroll als Ernani in Verdi's gleihnamiger Oper. Hr. van Dyck erwies iy im Besige aller der stimmlichen und körper!ihen Mittel, um ihn zu einem Heldentenor ersten Ranges zu ftempeln. Sein Ton ist männlich kräftig, die Ausbildung der Stimme künstlerisch; er verfügt über eine feltene und doch nit zu starke Kraft im Brustton, das Falset versteht er kunftgerecht und zart zu behandeln; der Aussprache, die im Uebrigen deutlich ist, merkt 1zan zuweilen den Ausländer an, er ift französis sprechender Bel- gier; fein Spiel zeugt von s{auspielerisher Begabung, seine Figur giebt ibm ein ritterlihes Aussehen. So erzielte er denn bei seinem ersten Auftreten in Berlin einen vollen Erfolg, wenngleich die Rolle des „Ernani“ weniger für die Entfaltung aller ibm eigenen Mittel geeignet sein dürfte. Wern troßdem die Zuhörer zum S{luß ihn wiederholt berausriefen, fo bewiesen sie damit, daß fie seine Vorzüge voll erkannt hatten. Einen außerordentli guten Eindruck mate auch Hr. Demuth als „Don Carlos“ mit seinem edlen Bariton und dem jeder (Fffekt- hashherei baaren Vortraa. Der Künstler wird zweifellos mehr und mehr hervortreten und alsbald zu den besten Vertretern seines Faches gezählt werden. Das Publikum rief ihn wiederholt bei offener Scene, und zwar mit vollem Recht, lebhaft bervor. Frau Hadin- ger zeigte wieder ais „Elvira“, daß sie eine tüchtige Künstlerin ift, deren Leistungen man ftets mit Interesse verfolgt. Gehbört sie au nit zu denen, welche den Hörer im Sturm erobern, so darf sie do stets in flimmliher wie f{auspielerisher Beziebung als eine sehr \chätenswerthe Kraft bezeihnet werden. Die Aufrührung im Ganzen mate der Kroll’shen Bühne Ehre. i

Morgen wird Hr. van Dyck den „Ernari“ wiederholen. Jn diefer Woche werden ferner, wie {on mitgetheilt, noch zwei sehr interessante Gastspiel-Abende ftattfinden: Frl. von Vahsel vom Dessauer Hoftheater singt am Mittwoch die Frau Fluth in den „Lustigen Weibern von Windsor“, und am Donnerstag beginnt Sgr.

rancesco d’Andrade seinen dritten Gastspielcyclus in der Reichs- auptstadt mit dem „Don Juan“. Bekanntlich ift er der gegen- wärtig vielleiht glänzendfte Vertreter dieser klassishen Partie. Adolph-Ernst-Theater.

Am Sonnabend eröffnete das Adolph-Ernst-Theater nah den Ferien seine Vorstellungen wieder, zwar mit dem alten zugkräftigen „Goldfu{s*, aber in einem neuen freundlißen Hause. Der frübere enge, in seinen Einrichtungen primitive und darum ungemütb- lie Theaterraum ift einem gründlihem Umbau unterzogen worden ; alle Räume ersheinen weiter, bequemer und ges{chmackvoller, und der Aufenthalt in ibnen selbst an einem heißen Sommerabend wie vorgestern angenehm, weil für gute Ventilation gesorgt ist und die Beleuchtung durch Elektrizität bewirkt wird. Breite Korridore und Treppen sowie geräumige Garderoben vervollständigen den Ein- druck vornehmer Ausstattung, Der in allen Theilen renovirte Theater- saal zeigt überall Friswe und Geschmack in seiner farbenbelebten und gefälligen Ausftattung, welhe fih ebenso weit von übertriebenem Luxus wie von Nüchternheit fernbält und den Zuschauer mit wobliger Behaglichkeit erfüllt. Zur Feier der ersten Vorfteüung in dem neuen Raum hatte der Kapellmeister Franz Roth eine beifällig aufgenommene Fest- Ouverture komponirt und die Verwaltung hatte für den „Goldfuhs* neue Kostüme und neue Dekorationen beshaff}t. Die Darsteller wurden im Einzelnen und in der Gesammtheit von dem rei beseßten Hause freundlih bewillkommnet und suchten ihrem Dank für den Empfang durch verdoppelten Eifer im Spiel Ausdruck zu geben. Es stand aber auch jedes Mitglied der Darsteller so fest und siher auf scinem Plate und entwickelte so riel fröhlichen Humor, daß der Erfolg, welen Hr. Direktor Ernft gestern, wie