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der im Hafen liegenden deutsch:n und britishen- Schiffe |
salutirten die deutsche Flagge. Darauf rief der Staatssekretär von Boetticher: „Jhre atestát die Königin von Großbritannien und Jrland, Kaiserin von Fndien, lebe hoh, abermals hoh und immer hoch!“ Nachdem das Hoch, in welches alle An- wesenden lebhaft einstimmten, verklungen war, brachte der Gouverneur Barkley in englisher Sprahe auf Se. Majestät den deutschen Kaiser ein Hipp, Hipp, Hurrah! aus, welches von der Umgebung mit Begeisterung aufgenommen wurde.
Nachdem dieser offizielle Akt fich innerhalb weniger Minuten vollzogen, ging der Gouverneur in das Haus, um hier die Abschiedsgrüße der helgoländer Einwohner entgegen-
unehmen. Bald darauf verließ er, in Begleitung des Staats- Pfretärs und gefolgt von der beiderseitigen Umgebung, das Gebäude, um einer Einladung des Staatssekretärs zu einem Mahle im Konversati onshause (im Untérlande) zu folgen. An dem Mahl nahmen etwa 28 Personen Theil: außer den Vorge- nannten die kurz vorher mit dem Passagierdampfer „Friese“ eingetroffenen Herren: der Chef des Militärkabinets General- Lieutenant von Hahnke, und der Chef des Civilkabinets Geheime Kabinets-Rath von Lucanus, sowie Offiziere der englischen Marine, des Avisos „Pfeil“ und der Korvette „Victoria“, ferner die Spitzen der e Behörden und der Pre- diger des Orts. Bei dem Braten erhob sich der Staatssekretär von Boetticher zu etwa folgender AnspraWe:
„Man kann streiten, ob des Ereigniß ein weltgeschichtlihes ift. Für Helgoland ist es jedenfalls ein Ereigniß von Bedeutung. Es wird der Insel niht ganz leiht ceworden scin, nah so langer }egens- reicher britisher Herrskaft dem Gedanken einver neuen Regierung näher zu treten. Aber sie darf mit Vertrauen in die Zukunft blicken. Auf dem Wege freundschaftlicher und friedliher Einigung hat si ein Abkommen vollzogen, welches um so erfreulicher ist, als es einen Beweis giebt von dem friedlichen Geist, welcher beide Regierungen beseelt, und weil es uns in dem Vertrauen bestärkt, daß England und Deutschland au ferner Hand in Hand gehen werden in Freud und Leid zum Wohl und Segen beider Länder. Hoffen wir, daß dieses Gefühl der Freund- \chaft und Kameradschaft lichkeit, in welhem si heute die Uebergabe vollzogen, auch ferner anhalte, und daß England und Deutschland i nit trennen werden. Gott gebe, daß die Wciéheit Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien und Irland, welche bither Ihre Regierung gelenkt, auch fernerlin noch lange walte zum Segen Jhres Landes. Möge Ihrer Majestät Leben und Gesundheit noch lange er- halten bleiben !“
In das Hoch auf die Königin Victoria stimmte die Fest- versammlung dreimal lebhaft ein und hörte stehend die Nationalhymne an.
Jn englisher Sprache erwiderte der “ Gouverneur Mr. Barkley, indem er den gleihen Gefühlen der Freundschaft und Kameradschaft und dem Wunsche Ausdruck gab, daß Eng- land und Deutschland stets Schulter an Schulter und Hand in Hand miteinander gehen mögen. Die Ansprache endigte mit einem Hoh auf Se. Majesiät den Kaiser Wilhelm, in welches die Versammelten begeistert einfielen.
Ein Helgoländer, Hr. Reichels, gab darauf den Gefühlen seiner Landesgenossen Ausdruck…, indem er einerseits darauf hinwies, daß sich Helgoland stets unter der milden Regierung Jhrer Majestät wohl bef unden, und anderseits den Wunsch äußerte, daß der jeßige Herrscher es niht übel nehmen werde, wenn Helgoland mit traurigem Herzen Ab- schied von der Königin nehme. Aber mit demselben treuen Herzen und mit demselben Vertrauen komme Helgoland dem Enkel Jhrer Majestät entgegen, Lega bleibe gewisser- maßen in derselben Familie. Jm Namen Helgolands rufe er dem neuen Herrsher zu: Gott segne Se. Majestät deu Kaiser Wilhelm!
Zum S)hluß richtete der Staatssekretär von Boetticher noch einige Worte herzlichen Abschieds an den scheidenden Gouverneur, der so viel Gutes in Helgoland gewollt und geschaffen, von welchem wir nunmehr den Nuge n ziehen würden. Jm Namen der Nachfolger danfte der Minister dem Gouverneur, wie er auch damit seinen persönlihen Dank ver- band dafür, daß er ihn nicht nur ehrenvoll, sondern berzlih und fre undlich empfangen. Wie der Gouverneur siherlih niemals Helgoland vergessen werde, so würden auch die Helgoländer ihn nicht vergessen, und die deutshe Ver- waltung werde ihm dankbar bleiben für das, was er hinter- lassen habe. Mit einem Hoh auf den Gouverneur {loß die Ausprachz, welche Mr. Barfly mit einigen Worten des Dankes in deutsher Sprache erwiderte.
Nach dem Kaffee geleitete der Staatssekretäc mit Um- gebung den Gouverneur zur Landungsstelle. Vor dem Kon- versationshause hatte inzwischen, als ein Zeihen der neuen Machtverhältnisse, sich ein Detachement deutsher Matrosen vom „Pfeil“ postirt, welches nunmehr an die Spiße des Zuges trat, der den Gouverneur zur Landungsstelle geleitete. Von Abschiedsrufen begrüßt, bestieg dieser das Boot, welhes ihn nach der „Calypso“ brachte. Von 17 Schüssen der deutschen und britishen Schiffe salutirt, ging der Gouverneur an Bord des Kriegs\chiffs, das alsbald den Hafen verließ, um ihn nah England überzuführen.
Die ganze Festlichkeit ne sih bei prähtigem Wetter vollzogen. Allent halben offenbarte sih freudige Festesstimmung und noch lange blieben die eingeborenen wie die der- zeitigen Bewohner Helgolands beisammen, um des ge- \chichtlihen Ereignisses und der am folgenden Tage (Sonntag) in Erwartung stehenden Ankunst Sr. Ma- jestät des Kaisers und Königs in angemessener Weise zu gedenken. Bis \pät Abends blieben beide Flaggen vor dem Gouvernementshause gehißt; sie wurden alsdann beide gleichzeitig heru ntergelassen. Am nächsten Morgen — am Sonntag — stieg als Zeichen der neuen Machtverhältnisse an dem Mast allein die deutshe Flagge empor.
Am Abend des Sonnabend, in der Naht zum Sonntag und in den frühen Morgenstunden des Tages wurde die Straße, welche Se. Majestät von der Landungsbrücke bis zum Gouvernementshause passiren sollte, mit Guirlanden und Blätterschmuck — einem in Helgoland seltenen Gegenstande, der erst von Hamburg importirt werden mußte — aus- geshmüdckt. Die Landungsbrücke war zu beiden Seiten über Nacht mit deutshen und helgoländer Farben aus- geshlagen, zur Seite der Brücke war eine Tribüne errichtet, welche mit Zuschauern diht beseßt wurde; am Ende der Brücke — von Guirlanden getragen — hing über dem Wege ein Schild, welches die Worte trug: „Helgoland grüßt Dich, Kaiser.“ Jn dem Ort dominirten die deutshen Farben, kein Haus blieb ohne Flaggenshmuck, das Geländer der großen vom Unterland zum Oberland führenden Treppen war voll- ständig mit Guirlanden bekleidet. Eine starke Brise aus Dstt hatte das Wasser in Bewegung geseßt, ein klarer heller Himmel breitete sh über die Jnsel und das unermeß-
liche Meer aus. Da lagen die inzwischen eingetroffenen deut- {hen Kriegsschiffe der Manöverfloite unter Admiral Deinhardt
auf der Rhede, und {hon in früher Stunde wurden die Mann- schaften ausgeshift, um den Allerhöchsten Kriegsherrn zu be- en. Etwa 1000 Marinesoldaten und atrosen zogen nah dem lateau hinter dem Gouvernementshause, wo der Feldgottes- dienst und die Parade vor Sr. Majestät stattfinden sollte, ses Genter wurden auf dem Rande nach Westen zu auf- postirt, um der Yacht Sr. Majestät Salut zuzufeuern.
Jn dem Ort wurden die Bewohner dur Straßenanschlag von dem Besitzwechsel in Kenntniß geseßt. Die (in Nr. 191 d oa u. St.-A.“ amtlih veröffentlihten) Urkunden hierüber auten :
Auf JZhren Vortrag bestimme Jh, daß bis zur ver- fassungsmäßigen Regelung der Verhältnisse Helgolands im Wege der Reich8geseßgebung die Regierung der Jnsel in Mei- nem Namen, auf Grund der dort bestehenden Geseßgebung und unter Schonung der vorhandenen Verwaltungs- Organisation, durch den Reichskanzler geführt werden soll.
An Bord Meiner Yacht „Hohenzollern“, den 9. August 1890.
Wilhelm I. R. von Caprivi. An den Reichskanzler.
Bekanntmachung.
Auf Grund vorstehenden Allerhöcksien Erlasses ift die Ver- waltung ter Insel Helgoland und ihrer Zubehörungen unter meiner Oberleiturg einem Seeoffizier, welcher in dieser Eigens&aft den Titel „Gouverneur von Helgoland“ führt, und einem Civilbeamten, welchem der Titel „Kaiserliher Kommissar für Helgoland“ beigelegt wird, übertragen.
Der Geschäftskreis des Gouverneurs und des Kaiserlihen Kom- missars ist dahin abgegrenzt, daß dem Gouverneur die Verwaltung des Hafens, einschließlih der Hafenpolizei, die Verwaltung des See- zeihen- und Leuchtfeuerwesens“\sowie aller sonstigen technishen See- sahen, dem Kaiserlihen Kommissar dagegen die ‘übrige Civil- verwaltung, insbesondere die Verwaltung der Kommunal-, Polizei-, Kirchen, Schul-, Domänen-, Steuer- und Zollsachen, die Verwaltung der Seebadeanstalt, sowie endlih die Rechtspflege obliegt.
Die Verwaltung wird ebenso wie die Rechtspflege bis auf Weiteres nach den zur Zeit auf Helgoland geltenden Rechisnormen im Namen Sr. Majestät des Kaisers geführt.
Die bisherige Zuständigkeit der Behörden bleibt im Uebrigen unverändert.
Mit Wahrnehmung des Amts des Gouverneurs ist bis auf Weiteres der Kapitän zur See Geiseler, mit Wahrnehmung des Amts des Kaiserlihen Kommissars der Geheime Regierungs-Rath Wermuth beauftragt.
Berlin, den 9. August 1890.
Der Reichskanzler. von Caprivi.
Weiter war folgende „Ordnung der feierlichen Besiß- ergreifung der Jnsel Helgoland durh Se. Majestät den Deutschen Kaiser, König Wilhelm von Preußen am 10. August 1890“ angeschlagen:
1) Se. Majestät der Kaiser werden am Landungsplaß von dem mit der Uebernakme der Insel Allerhöchst beauftragten Stellvertreter des Reichskanzlers, Vize-Präsidenten des Königlich preußischen Staats- Ministeriums Dr. von Boetticher, von den Behörden und von Ver- tretern der Gemeinde Helgolands empfargen werden. / i
2) Se. Majestät der Kaiser geruhen, Sih auf den für die Feier bestimmten Platz zu begeben, auf welhem Marine-Truppen aufgestellt und die Mitglieder der Gemeinde versammelt sein werden.
3) Bei dem Herannaben Sr, Majeftät des Kaisers werden Aller- höchstdieselben von den Marine-Truppen mit präsentirtem Gewehr und Präsentirmars{ N
4) Sobald Se. Majestät der Kaiser auf dem Fesiplay argelangt sind, beginnt der Feldgottesdienst. | i;
5) Nach eingeholter Allerböchstcer Genebmigung verliest der Staats-Minister Dr. von Boetticher die von Sr. Majestät an die Einwohner von Helgoland gerichtete Proklamation. j
6) Bei Verlesung derjenigen Worte, mit welchen Se. Majestät der Kaiser Besiß von der Insel ergreifen, wird die deutsche Kriegs- flagge und Kaiserstandarte gehißt und von der auf der Rhede ankernden Flotte salutirt. : /
7) Der Stellvertreter des Reichskanzlers bringt ein Hoh auf Se. V'ajestät den Kaiser aus, und das Marine-Musikcorps |pielt das Lied „Heil Dir im Siege:kranz“.
Helgoland, den 9. August 1890
Mit Bezug auf das vorstehende Programm wird den Ein- wobnern hiermit- bekannt gegeben, daß die Autschiffung der Truppen morgen mit dem Früheften beginnen wird. Die Bevölkerung wird ersucht, im Interesse der Sache die Haup!straße des Urterlandes, die Treppe, sowie den Weg auf dem Oberiande zum Fesip!aß derart frei zu halten, daß die Truppen auf ihrem Wege nicht bebindert werden und der Einzua Sr. Majestät obne Hemm- nisse vor sich geht. Desgleichen werden alle Besißer von Booten ersucht, ibre Fahrzeuge an solhe Stellen zu shaffen, wo sie das Herannahen des Kaiserlihen Bootcs an die Landungésbrücke nicht beeinträchtigen und wo sie dazu beitragen können, dem Strande ein würdiges Aussehen zu rerleihen. Der Verkehr nach der Düne wird, statt von der Landungsbrüke, bei dieser Gelegenheit von einer pafsen- den Stelle des Strandes aus zu erfolgen haben.
Geiseler, Wermuth.
Als die Stunde der Ankunft Sr. Majestät herannahte, hatte sich eine dihte Menschenmenge vor der Landungsbrücke und in den nach dem Oberland führenden Straßen ver- sammelt; etwa 30 Kriegsschiffe lagen rings um die Jnsel her. Um 10 Uhr 10 Minuten nahte die „Hohenzollern“, von der „Jrene“ (Kommandant Prinz Heinrich, Königliche Hoheit) gefolgt und mit Salutschüssen der Flotte und der Strand- batterie begrüßt. Auf der Landungsbrücke hatten sich die Spißen der Reichs- und Staatsbehörden, -die helgoländer Schulkinder und 15 hbelgoländer junge Damen in National- traht und mit deutschen anes sowie eine Compagnie des 2, See-Bataillons mit usik aufgestellt. Um 11 Uhr 45 Minuten verkündete das Hurrahrufen der Be- sazungen der Kriegsschiffe, daß Se. Majestät in einem Ruder- boot mit der Kaiser-Standarte aus dem Nordhafen an die Landungsstelle fuhr. Als der Kaiser, Allerhöchstwelcher Admirals-Uniform trug, in Begleitung des Prinzen Heinrich an Land gestiegen war, wurden He die Notabeln von Helgoland vorgestellt , denen Allerhöchstderselbe, jedem einzeln, die Hand reihte. Als Se. Majestät, gefolgt vom Staatssekretär von Boetticher, dem Vize-Admiral Freiherrn von der Golß, dem Vize-Admiral Déinhard, den Chefs des Militär- und Civilkabinets, dem General-Lieutenant von Wittich, dem Staatssekretär Hollmann und den übrigen Offizieren und Beamten, die mit einem Teppich belegte Brücke entlang schritt, trat
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Fräulein Hufe ax der Spiße der helgo um Allerhöchstdenselben miteinem Gedicht zu begrüßen, welches dem Kaiser ein Willkommen zurief und den Wuns aus- drüdckte, daß Helgoland das „schönste Juwel in Wilhelm’s Krone“ sein möge. Se. Majestät erwiderte, daß Er zwar nicht in Poesie antworten könne, aber herzlih für die Begrüßung danke. Unter dem Hurrahruf der spalierbildenden Menge seßte Se. Majestät den Weg weiter dur die Straßen des Orts und die Treppe hinauf fort, nahdem sich die Compagnie des See- Bataillons mit der Musik dem Zuge angeschlossen hatte. Auf dem Plage angelangt, formirten F die Landungs-Corps des vereinigten Manöver- und Uebungs-Geshwaders und das 2. See - Bataillon im Carré zum Feld - Gottesdienst. Eine zahllose Menschenmenge umgab das Carré, und Marine-Oberpfarrer Langheld hielt die Dank- und Festpredigt. Nach Beendigung derselben wurden die Kaiser-Standarte und die Marine-Flagge, von dem Salut der Geshüßze begrüßt, gehißt und Staatssekretär von Boetticher trat hervor, um die (im amtlichen O der heutigen Nummer d. Bl. ver- öffentlihte) Proklamation an die Einwohner Helgolands zu verlesen. Alsdann ergriff Se. Majestät das Wort zu etwa folgender Ansprache: G j
Kameraden der Marine! Vier Tage sind es her, daß wir den denkwürdigen Tag der Schlacht von Wörth feierten, an dem unter Meinem Hochseligen Großvater von Meinem Herrn Vater der erste Hammerschlag zur Errichtung des neuen Deutschen Reis geführt wurde. Heute, nah 20 Jahren verleibe Ich diese Insel als das letzte Stück deuts&er Erde dem deutshen Vaterlande wieder ein, ohne Kampf und ohne Llut. Das Eiland ift dazu berufen, ein Boll- werk zur See zu werden, den deutshen Fischern ein Schuß, ein Stüßpunkt für Meine Kriegsschiffe, ein Hort und Schuß für das deutshe Meer gegen jeden Feind, dem es einfallen sollte, auf dem- selben sih in zeigen. Ih ergreife hiermit Besiß von diesem Lande, dessen Bewohner Ich begrüßt habe, und befehle zum Zeichen dessen, daß Meine Standarte und daneben die Meiner Marine gehißt werde.
Unter dem Salut der Jnselbatterie und sämmtlicher Schiffe wurde der Befehl Sr. Majestät vollzogen. Darauf formirten \sich die Landungs-Corps und das 2, See-Bataillon unter Contre-Admiral Schröder zum Parademarsh , welcher vor Sr. Majestät in exakter Weise ausgeführt wurde. Unter dem Hurrahrufen der Menge begab sich Se. Majestät alsdann nah dem Gouvernementshause, wo Allerhöchstderselbe den Spißen der Reichs- und Amts- behörden, den Helgoländern und den höheren Marine- Offizieren, welhe inParade gestanden hatten, in den unteren Räumen um 11/5 Uhr eine Frühstückstafel von einigen 70 Ge- deden gab. Vorher hatte eine Compagnie des See-Bataillons die Fahne in das Haus gebraht und die Wache be- zogen. Während des Frühstücks musizirte auf dem freien Plaß die Marinemusik. An der Tafel saßen zur Rechten Sr. Majestät der kommandirende Admiral Freiherr von der Golt, Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, Staatssekretär Holl- mann, Marine:Ober-Pfarrer Langheld; zur Linken des Kaisers Vize-Admiral Deinhard, Generál-Lieutenant von Hahnke, Ge- ep Kabinets-Rath von Lucanus, General-Lieutenant von
ittih ; Sr. Majestät gegenüber: Staatssekretär von Boetticher, diesem zur Rechten der neue Gouverneur, Kapitän zur See Geiseler, Gouvernements-Sekretär Gaetke, Contre-Admiral Schroeder, Pastor Schroeder; zux Linken der Reichê-Kommissar Wermuth, Contre-Admiral Karcher und zwei Helgoländer, Reimers und Michels.
Während der Tafei erhob sich Se. Majestät zu etwa folgender Ansprache :
Das \chöne Eiland sei ohne Kampf, ohne daß eine Thräne ge- flossen, in Seinen Besiß übergegangen, Die vielen Depeschen, weldje Er heute aus dem Mutterlande erhalten, bezeugten die Sympathie mit dem neucn Erwerb. Er wolle gerade auf die Art und Weise hinweisen, wie Helgoland wieder gewonnen. Er sei ftolz darauf, daß dics im Frieden gesehen. Als er im Jahre 1873 zum lchten Mal hier gewesen, habe Er fh gesagt, Er werde glüdlih sein, wenn Er es erleben fönnte, daß die Insel wieder deutsch werde. Ießt haben wir die Insel erworben dur Vertrag aus dem freien Willen der Regierung und der gesehz- gebenden Faktoren cines stammverwandten Landes ; es liege Ihm daher am Herzen, ein Glas der hohen Frau zu widmen, der wir cs zu ver- tanken haben, daß die Insel wieder deuts fei; mit weitschauendem Blick, mit boher Weisheit regiere die Königin Ihr Land und Sie lege Werth darauf, mit Ihm und Seinem Volke in Freundschaft zu leben, Sie \châte deuts&e Offiziere, deutshe Töne in Melodien. Hoh lebe die Königin von England!
Nachdem die Gäste Sr. Majestät dreimal in das Hoh eingestimmt, gab der Staatssekretär von Boetticher den Gefühlen der Treue, der Ehrfurcht, des Gehorsams und des vollen Vertrauens Ausdruck, welche die Einwohner Helgolands dem Kaiser entgegenbrächhten, und bat Se. Majestät, im Namen Helgolands dem Kaiser huldigen zu dürfen. Ein brausendes Hoch auf Se. Majestät ge : i
Gegen 3 Uhr hob Se. Majestät die Tafel auf und geruhte, in dem Vorgarten noch einige Vorstellungen entgegenzunehmen, während den Gästen im Freien Kaffee und Cigarren gereiht wurden. Darauf verließ Se. Majestät das Haus, machte Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Sa@sen-Weimar einen Besuch und war etwa um 31/3 Uhr, von neuen brausenden Hurrahs empfangen, wieder an der Landungsstelle. Hier ge- ruhte Se. Majestät dem Fräulein Huse noch einmal zu danken und eine kosibare Brohe mit der Krone und dem Kaiserlihen Namenszug in Brillanten überreihen zu lassen. Unter brausendem Hurrah bestieg Se. Majestät das Boot, wel{hes Allerhöchstdenselben zur „Hohenzollern“ brachte. Um 41/2 Uhr lichtete die Yacht die Anker, um unter Geschüßsalut eo neuen Beherrscher von Helgoland nah Wilhelmshaven zu ühren.
Abends wurde am Landungsplaß ein Feuerwerk abge- Bret die Kriegsschiffe beleuhteten mittels Scheinwerfers die
nsel. Selten ist ein Fest in so ungetrübter harmonisher Weise verlaufen wie das der Uebergabe und der feierlichen Ein- weihung Helgolands durh Se. Majestät den Kaiser.
Fast sämmtliche heutigen Londoner Morgenblätter besprechen, wie „W. T. B.“ meldet, die förmlihe Uebergabe A an Deutschland und bezeihnen dieselbe als
chlußakt des english-deutshen Abkommens, dur welches das freundschaftlihe Verhältniß zwishen den stammverwandten
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Nationen aufs Neue befestigt worden sei. „Daily Telegraph“ rt: Der E Sr. Majestät des Kaisers und augenscheinlich glücklihen Beziehungen ishen Allerhöhstdemselben und dem englishen Hofe ätten es für England um so leihter gemacht, die Ueber- tragung der Jnsel mit Gleihmuth zu betrachten. Der
Standard“ hofft und erwartet, der Schlußakt des mac deutschen Abkommens werde die verwandfschaftlichen Gefühle der beiden Völker dauernd befestigen; es sei jeßt keine einzige Frage, ob groß oder klein, vorhanden, Betreffs welcher ernste Meinungsverschiedenheiten zwishen ihnen ent- stehen könnten. England . sei dem Dreibunde nicht bei- Ln aber es sei nur nalürlih, daß es Schulter an
Qulter mit jenen Mächten stehe, welche, kein Hehl aus ihrer Politik machend, England bewiesen, paß fie nichts anstrebten, was unverträglih mit der Aufrehthaltung des europäischen Friedens sei. England müsse seine Sympathien denen zu- wenden, welche die Erhaltung des Friedens wünschen ; das sei das Hauptband, welhes England mit Deutschland und dessen Bundesgenossen verknüpfe.
Der Minister für Landwirthschaft 2c. hat die sämmtlichen Königlichen Regierungen mittels Reskripts vom 6. August d. J. veranlaßt, binnen 8 Wochen anzuzeigen, ob und in welchem Umfange die „Nonne“ in ihren Bezirken in Gefahr drohen- der Menge aufgetreten ist. Jn dem zu erstattenden Bericht ats auch die nicht im Besiß des Staats befindlichen
aldungen berüdcksichtigt werden.
Der General-Feldmarschall Ea von Blumenthal, General-Jnspecteur der 4. Armee-Jn)pektion und Chef des Reitenden Feldjäger-Corps, ist auf einige Tage von Quellen- dorf bei Cöthen hier eingetroffen.
Der Chef des Generalstabes der Armee, General der Kavallerie, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs Graf von Waldersee ist vom Urlaub hierher zurück-
ekehrt, desgleihen der General-Lieutenant Stockmarr, Direktor des Militär-Oekonomie-Departements im Kriegs- Ministerium, und Se. Durchlaucht dec Prinz Albert zu Sachsen-Altenburg, General-Major und Commandeur der 3. Garde-Kavallerie-Brigade.
Der General-Lieutenant Graf von Schlieffen, General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Kom- mandant von Berlin, ist vom Urlaub hier eingetroffen und hat die Geschäfte der Kommandantur wieder übernommen.
Der Jnspecteur der 2. Kavallerie-Jnspektion, General- Lieutenant von S hat sih in dienstlihen An- gelegenheiten nah Hannover begeben.
Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen-Meiningen, General-Major und Commandeur der 4. Garde-Jnfanterie- U ist von der Dienstreise nah Koblenz hierher zurück- gekehrt.
Der Senats-Präsident des Ober- Verwaltungsgerichts Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Jebens hat sich nah Helgoland begeben.
Zur Theilnahme an der morgigen Herbst-Parade trafen heute der Stab der 1. Garde-JFnfanterie-Brigade, das 1. Garde-Regiment Ÿ F., das Garde-Jäger-Bataillon und das Lehr-Jnfanterie-Bataillon von Potsdam hier ein.
Bayern.
München, 9. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent hat, wie die „Allg. Ztg.“ mittheilt, u. d. 1. August 1890 auf die Dauer der nächsten drei Jahre vom 16. d. M. an zu Mitgliedern des Eisenbahnraths die folgenden Personen ernannt :
1) den erblichen Reichsrath der Krone Bayern, Georg Benedikt Ritter von Poschinger in Oberfrauenau, 2) den Königlichen Kämmerer und Gutsbesißer Max Freiherr von Soden-Fraunhofen in Neufraun- hofen, 3) den Gutsbesitzer Dr. Franz Schenk Freiherrn von Stauffen- berg in Rißtissen, 4) den Gereral-Sekretär des landwirthschaftlihen Vereins, Königlihen Professor Otto May in München, 5) den Königlichen Kommerzien-Rath Bankier Johann Karl Weidert in München, 6) den Königlichen Kommerzien-Rath, Eisenhandlungs- und Eisengießereibesizer Max Kustermann in München, 7) den Gutsbesißer Freiherrn von Cetto zu S{loß Reichertshausen, 8) den Kaufmann J. B. Korntheur in Passau, 9) den Kaufmann Karl Wagner in Passau, 10) den Privatier August Urban in Vilsbi- burg, 11) den Königlihen Kommerzien-Rath, Gutsbesißer und Groß- händler Georg Neuffer in Regensburg, 12) den Königlichen Kommer- zien-Rath, Großhändler Paul Joseph Laux in Regensburg, 13) den Sin Thurn und Taxis’\chen Domänenpächter, Dekonomie-Rath
riedrich Kirchner in Karthaus-Prüll, 14) den Kaufmann akob Krück in Bayreuth, 15) den Königlichen ommerzien-Rath, Kauf- mann Friedrich Loë in Bambera, 16) den Gutsbesißer, württiem- bergishen Hofrath Franz Rother in Bayreuth, 17) den Groß- bändler Wilhelm Werck in Nürnberg, 18) den Großhändler Eduard Ley in Fürth, 19) den Domänenpäthter, Dekonomie- Rath Franz Rhodius in Karlshof, 20) den Königlichen Kommer- zien-Rath, Tabackfabrikant Burkard Then in Würzburg, 21) den Kunstmühlbesißer German Raab in Schweinfurt, 22) den Guts- besißer Georg Heil in Tückelhausen, 23) den Privatier Louis Wagenseil in Augsburg, 24) den Königlichen Justiz-Rath, Königlichen Advokaten und Handelskammer-Sekretär Andreas Hartmann in Augs- burg, 25) den Gutsbesizer Freiherr von Welser in Ramhof.
__ Die Ernennung der acht Regierungs-Räthe für die Kreisanstalten der JFnvaliditäts- und Alters- versicherung wird im leßten Drittel dieses Monats erfolgen, ebenso die eines pragmatishen Beamten und eines Funktionärs, welche ih dur) die Vereinigung der Brandversicherungs3- Anstalt der Pfa nothwendig erwie
en haben. Jn Kissingen ist heute Mitta Edinburg zum Kurgebrauch eingetroffen. Sachsen. Dresden , 9. August. (Dresd. Journ.) Jhre Königlichen
j mit der des diesrheinischen Bayern als
der Herzog von
Hoheiten die Prinzen Johann Georg und Max sind aus Anlaß der Universitätsferien am Donnerstag Abend von Leipzig in Hosterwiß eingetroffen.
Baden.
Karlsruhe, 9. August. Moraentern Nahmittag unter- nahmen, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, die Großherzoglichen Herrschaften mit Höchstihren Gästen eine Dampfschiffahrt auf den Ueberlinger See, nach welher Jhre Durchlaucht die
Prinzessin Amélie zu Fürstenberg nas S#{loß P genen zurükehrte; auch Jhre Kaiserliche Hoheit die rinzessin Wilhelm trat mit einem späteren Kurs\ciff
die Heimfahrt un. Gestern Vormittag verließ Se. Königliche
oheit der Kronprinz von Dänemark Schloß Mainau; e. Königliche Hoheit der Großherzog führte den Kron- prinzen na Konstanz zum Hafen, wo Höchstderselbe das Kurs\hif „Kaiser Wilhelm“ bestieg und nah 11 Uhr die Fahrt nach Lindau antrat, um von da zunächst nah München E reisen. Der Großherzog besuhte darnach noch die Kunst- ammlungen im Wessenberg-Hause und kehrte dann nah der Mainau zurück. Jhre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden und Nor- wegen besuchten gestern Nahmittag mit Sonderboot Se. Großherzogliche Hoheit den Prinzen und Jhre Kaiserliche oheit die Prinzessin Wilhelm in Schloß Kirchberg. er Graf und die Gräfin Waldersee begaben sich vor- gestern Abend nah Konstanz und traten von dort gestern früh die n Ra Ee Bob M Suk 6h (E aé e. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog gestern Abend 7 Uhr von Konstanz nah Freiburg zurückgereist, von wo Ae demnächst zu den Regiments- und Brigade- lebungen in die Seegegend zurüdckehren wird. Jhre König- lihen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen werden morgen mit Höchstihren drei Söhnen Schloß Mainau verlassen und zu längerem Aufenthalt nah Schloß Heiligenberg zu Sr. Durchlaucht den Fürsten zu Fürstenberg überfiedeln. Der Kronprinz kann nur einen Tag dort verbleiben und kehrt dann über Schloß Mainau und Konstanz nah Schweden zurü. Höchstderselbe wird vor der Abreise noch auf der Mainau übernachten. Der Kaiser von Brasilien ist mit Familie und Gefolge heute Nahmittag zu längerem Aufenhalt in Baden eingetroffen.
Sachsen-Coburg-Gotha.
Coburg, 10. August. (W. T. B.) Lie Kaiserliche und Königliche Hoheit die Herzogin von Edinburg is mit Jhren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Alfred und den Prinzessinnen-Töchtern aus England zu längerem Auf- enthalt hier eingetroffen.
Schwarzburg-Sondershausen.
Gehren, 9. August. (Schwzb. Rud. Lds.-Ztg.) FJhre Königlichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erb- großherzogin von Mecklenburg-Streliß und die Prinzessin Jutta sind zum Besuche der Fürstlih s{hwarz- burg-sondershausenshen Herrschaften auf hiesigem Schlosse eingetroffen.
Elsaß - Lothringen.
Straßburg, 10. August. (W. T. B.) Der Bischof von Straßburg Dr. Stumpf is} heute Abend nach längerem Leiden gestorben.
Oesterreich -Ungarn.
Wien, 10. August. Jhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Kronprinzessin-Wittwe Stephanie hat, wie die „Wiener Ztg.“ meldet, gestern Abend Jnnsbruck ver- lassen und die Rückreise nah Wien angetreten.
Der preußische Kriegs-Minister General von Verdy du Vernois hat nah beendigter Kur Gastein wieder verlassen und fi, wie „W. T. B.“ meldet, nah Alt- Aussee begeben.
Mittels Erlasses des ungarishen Unterrichts - Ministers ist, dem „Prag. Abdbl.“ zufolge, das Kol- legiengeld an der Budapester Universität ab-
eshafft und hierfür ein Unterrichtsgeld von 30 Fl. ür ein Semester eingeführt worden; die Professoren- gehalte werden erhöht. :
Nah dem Ausw-cis der ungarishen Staatskasse betrugen die Gesammteinnahmen im 2. Quartal 83 084 729 Fl. oder 6 848 314 Fl. mehr als im 2, Quartal 1889, die Gesammtausgaben 84094700 Fl. oder 536 717 Fl. weniger als in dem entsprehenden Zeitraum des Vorjahres. Die Bilanz stellt sich somit um 7385031 Fl. günstiger.
Großbritannien und JrlanDd.
London, 9. August. (A. C.) Der Herzog von Edinburg hat den Deutschen Kaiser ersuht, Patron des Königlihen Seemanns-Heims in Port3mouth zu werden. Der Kaiser willfahrte als Admiral der britischen Flotte diesem Ansuchen gern, zumal das Heim seit so vielen Jahren nit allein erkrankten britishen, sondern auch aus- ländischen Seeleuten seine gastlichen Thore geöffnet hat.
Den bisherigen Bestimmungen zufolge wird das Par- lament am 20. November wieder eröffnet werden.
Ftalien.
Rom, 11. August. (W. T. B.) Das definitive Er- gebniß der gestern stattgefundenen Deputirtenwahl stellt ih folgendermaßen: en waren 29397 Wähler. Graf Antonelli erhielt 5362, Bar zilai 4519 Stimmen.
Schweiz.
Bern, 8. August. (St.-A. f. W.) Wegen des Delagoa- Bai-Eisenbahn-Konflikts, in welhem die Schweiz als Schiedsrichter angerufen is, hat die erste Konferenz zwishen dem BundesPräsidenten Ruchonnet und den Gesandten von Portugal, den Vereinigten Staaten und England stattgefunden.
Belgien.
Brüssel, 10. August. (W. T. B.) Zu der heute hierselbst| veranstalteten großen sozialistischen Mani- T By Gunsten des allgemeinen Stimmrechts
rachten zahlreiche Extrazüge aus der Provinz eine bedeutende Anzahl von Theilnehmern; im Ganzen wird ihre Zahl auf 40 000 geschäßt. Die Garnison war in den Kasernen kon- fignirt, Polizei und Gendarmen waren in Bereitschaft, und die Ordnung wurde überall aufrecht erhalten. Um 11/4 Uhr erhob fich ein starkes Gewitter, wodur die Manifestanten zerstreut wurden. Sämmtliche Gruppen des Zuges hatten Fahnen und Plakate an ihrer Spiße, auf welchen die A nah dem allgemeinen Stimmrecht zu lesen war. Nach dem Aufhören des Regengusses bildete sih der Zug von Neuem und begab fih nah dem Park Saint Gilles, wo die Führer einen feierlichen
Eid leisteten, niht zu ruhen, bis das allgemeine Stimmrecht
in Belgien eingeführt sein würde. Jn diesem Moment trieb
E E Ss E E E E E
ein neuerlicher heftiger Regenguß die Manifestanten endgültig auseinander. y
.__ Rumänien.
Bukareit, 9. August. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen Lahovary begiebt sich morgen nah Frank- reich und wird während seiner Abwesenheit durch den Minister-Präsidenten vertreten.
Serbien.
Belgrad, 11. August. (W. T. B.) Der türkishe Ge- sandie Feridun Bey empfing gestern eine Abordnung der macedonischen Serben, welche eine Petition an den Sultan gegen die Entsendung der bulgarischen Bischöfe nach Macedonien überreichte.
Schweden uud Norwegen.
(f) _ Stockholm, 9. August. Die am Donnerstag hier eingetroffenen deutshen Sqchulschiffe Korvette „Louise“ und Brigg „Rover“ erfreuên sih lebhafter Aufmerkfamkeit. Gestern Ñormittag- statteten nach einander der Chef der Verwaltung - Contre-Admiral Peyron, der Chef des Marinedepartements Staatsrath Freiherr von Otter und der Kaiserlih deutshe Gesandte Dr. Bush Besuche an Bord der „Louise“ ab, während der ee Salut erdröhnte. Zu Ehren der deutshen Marine-Dffiziere gaben gestern Abend sämmtlihe auf der Stockholmer Marinestation N anwesende Offiziere auf Stora Hasselbacken ein Souper, dem auch der Kaiserlich deutshe Marine-Attaché Frhr. von Plessen bei- wohnte. Commandeur af Klercker trank auf das Wohl des Deutschen Kaisers als Admirals der s{wedishen Flotte, worauf die Musik das „Heil Dir im Siegerkranz“ intonirte. Korvetten-Kapitän von Erhardt brachte alsdann ein Hoch auf den König Oscar als Admiral der deutschen Flotte aus, während die Musik „Ur svenska hjärtans djup en gäng“ spielte. Jn herzlicher Eintracht blieb die Gesellschaft noch längere Zeit in dem reizenden Sommerlokal versammelt.
Amerika.
Vereinigte Staaten. (A. e Der Senat seßte heute die Debatte über die Tarifvorlage fort. Gestern lehnte er es ab, die Eisenerz- oder A ee zu ermäßigen, welche folglih in ihrer jeßigen Höhe beibehalten werden. Mr. Morgan’s Amendement zu Gunsten einer freien Einfuhr von Bes P emer-Gtzon wurde zurückgezogen, und dann ver- warf der Senat ein Amendement, welches die Einfuhrzölle auf Erze von 75 auf 60 Cents per Tonne ermäßigt wissen wollte. Der Roheisenzoll wurde auf 3/19 Cents per Pfund festgeseßt. Der Vorschlag der Demokraten, den Einfuhrzoll für Roheisen auf 5 Doll. per Tonne zu ermäßigen, wurde mit 27 gegen 17 Stimmen verworfen. /
Argentinien. Nah einer Meldung der „Times“ aus Buenos Aires vom 8. August ist der Belagerungs- zustand dort aufgehoben worden.
Peru. Lima, 10. August. (R. B.) Der neugewählte Präsident, Oberst Moralez Bermudez, hat heute sein Amt angetreten. Das Ministerium ist in folgender Weise zusammengeseßt: Valcarel, Premier-Minister und öffentliche Arbeiten, Pedro Alex Solar erster Vize-Präsident, Borpono zweiter Vize-Präsident, Elmore Aeußeres, Quinlana Handel, Chavez Justiz, Suarez Krieg.
Kunft und Wissenschaft.
Die geftern in Dresden eröffnete, reihhaltig beschickte zweite internationale Ausstellung von Aquarellen, Pastellen, Handzeihnungen und Nadirungen im dortigen Polytehnikum wurde am ersten Tage {on von Sr. Maiestät dem König Albert mit einem Besuch beehrt.
— Die „Hamb. Nack&r.“ wveröffentlihen ein Schreiben Scchliemann's an den Fürsten Bismarck, datirt aus Troja vom 22. Juli, in welchem der Gelehrte über den Stand der Aus- grabungen berihtet. Er theilt viele Einzelheiten mit. Die auern von Pergamon sind danach ganz auêgegraben, ihre Höhe hat 20 m betragen. Es wurden 4 große Thore darin aufgedeckt. Von der unteren Stadt konnte man, obgleich 70 Mann und 3 Eisenbahnen fortwährend an der Fort übrung des Shutts arbeiteten, bisher nur roeuig aufdecken, da die Schuttmassen bis 30 m tief sind. Die Aus- grabung, Neinigung und das Photographiren der Hausmauern hat viel Zeit verlangt. S{liemann stellte die Arbeiten am 1. August ein und nimmt dieselben am 1. März 1891 wieder auf ; er bezeichnet die Schätze, mit denen er die nah dem Neuen Museum in Berlin fommende trojanische Sammlung bereichern werde, als „herrliche“.
Land- und Forftwirthschaft.
Washington, 9. August. (W. T. B) Nah dem Bericht des Landwirthschaftlichen Bureaus über den Stand der Baumwollernte ist derselbe im Allgemeinen kräftig, aus vielen Orten wird gemeldet, daß die Ernte die beste seit vielen Jahren zu werden verspriht. Der Durchschnittsstand der Baumwolle ift 895/10. Der Stand des Mais ift zwishen dem 1. Juli und dem 1. August von 93,1 auf 73,3 gefallen, der des Frühjahr8getreides von 94,4 auf 83,2, dcs Hafers von 81,6 auf 70,1 und derjenige der Gerste von 88,3 auf 82,8. Der niedrige Stand ist der außer- ordeatlihen Hiße in den Centralgegenden und dem unzureihenden Regen zuzuschreiben. Es steht fest, daß das Ergebniß der Haferernte wenig bedeutend und daß der Hafer voraussihtlich geringer Qualität sein wird. Die Kartoffeln haben durch die Trockenheit sehr gelitten.
Handel und Gewerbe.
Leivzig, 9. August. (W. T. B) Kammzug-Termîn- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. August 4,90 #, pr. September 4,924 #4, pr. Oktober 4,90 4, pr. November 4,90 #, pr. Dezember 4,877 #(, pr. Januar 4,75 #, pr, Februar 4,725 #, pr. März 4,70 #, pr. April 4,65 #, pr. Mai 4,65 #, — Umsay 155 000 kg. Behauptet.
London, 9. August. (W. T. B.) An der Küste 5 Weizen- ladungen angeboten.
— 11. August. (W. T. B.) Die Getrceidezufuhren betrugen in der Woche vom 2. August bis zum 8. August: englischer Weizen 567, fremder 45 866, englishe Gerste —, fremde 4511, englische Malzgerste 14 893, fremde —, englisher Hafer —, fremder 105 108 Qrts. Englisches Mehl 11 116, fremdes 51 844 Sack.
New-York, 9. August. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Produkte betrug 12 292 898 Doll. gegen 12 160 505 Doll. in der VorwoWe, davon für Stoffe 4 202 540 Doll. o 3 572 611 Doll. in der Vorwoche.
Buenos Aires, 9. August, (W. T. B.) Die Geschäfte beginenn sich wieder zu heben, die Nationalgarde ist entlassen worden. Gegen die Unterhandlungen wegen einer auswärtigen Anleihe sind verschiedene Einwendungen gema(t worden und man glaubt, daß das Ie einer inmren Anleihe niht werde zur Ausführung gelangen E E die Lage der Nationalbank sind ungünstige Gerüchte m Umlauf.