1890 / 193 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Nach beendigter Parade formirten sich die Truppen zum

S und rückten unter fkiüingendem Spiel in ihre Quar- e ab.

Die Fahnen und Standarten wurden heute früh aus dem Königlichen Schlosse abgeholt, und zwar die Standarten durch eine Escadron des Garde-Kürassier-Regiments um 71/4 Uhr, die Fahnen etwas später durch die Leib-Compagnie des 1. Garde-Regiments z. F., und nach der Parade dur die- selben Truppertheile zurückgebraht. Die Leib Compagnie hatie dabei die Ehre, von Sr. Majestät dem Kaiser und König begleitet zu werden. /

Zur Verminderung von Verkehrëstockungen hatten die Truppentheile beim Marsh zu und von der Parade Wege östlih und westlih der Friedrihstraße genommen, und nur die Fahnen-Compagnie sowie die Standarten-Escadron, die Leib- gendarmerie, das Garde - Füsilier - Regiment, das Füsilier- Bataillon des Kaiser Alexander Garde - Grenadier - Regiments Nr. 1 und das 2. Garde-Feld-Artillerie-Regiment pa)srten das Halleshe Thor und die Belle-Alliancestraße, Abends 6 Uhr findet im Königlichen Schlosse das übliche Parade- Diner statt. Die Tafeimusik wird hierbei von der Regiments- musfik des 1. Garde-Regiments z. F. und dem T1ompetercorps des Regiments der Gardes du Corps ausgeführt.

Der Königliche Gesandte in Weimar von Derenthall hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten.

Der Bevollmättigte zum Bundesrath, Königlich bayerische Ministerial-Rath Freiherr von Stengel is| hier an- gekommen.

Der Staatssekretär des Reichs-Marineamts Contre- Admiral Holl mann ist von der Reise nah Helgoland hier- her zurückgekehrt.

Der Kaiserlich und Königlich österreichish- ungarische Bot- schafter am Hiesigen Allerhöchsten Hofe Graf Széchényi hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten Urlaub an- getreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botschafts-

rath Freiherr von und zu Eijsenstein als Geschäftsträger.

S. M. Yackt „Hohenzollern“, Kommandant Kapitän zur See von Arnim, i am 10. August in Wilhelms- haven eingetroffen und an demselben Tage nah Kiel in See gegangen.

Von Seiten des Ministers für Handel und Gewerbe wird in Folge der gemäß §8. 47 Abs. 6 des Unfallversicherungs- gesebes vom 6. Juli 1884 (R.-G.-Bl. S. 69) und des §. 1 aiser 1 des Geseges über die O DRns der Unfall- und

rankenversiherung vom 28. Mai 1885 (R.-G.-Bl. S. 159) stattgehabten Neuwahlen und auf Grund der Bestimmung des 8. 48 des erstgenannten Geseßes die Zusammenseßung der in Preußen errihteten Schiedégerichhte für eine An- zahl . von Berufsgenossenschasten, wie des Schiedsgerichts für den gesammten Betrieb der Reihs-Post- und Telegraphen-Verwaltung bekannt gemaht. Die Be- kanntmachung befindet fih in der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reihs- und Staats-Anzeigers“.

Jn der Zweiten Beilage wird ferner eine Uebersicht der in den deutshen Münzstätten bis Ende Juli 1890 statt- gehabten Ausprägungen von Reihsmünzen ver- öffentlicht.

Sachsen.

Dresden, 11. August. Jhre Majestät die Königin hat si heute Abend über Köln und Aachen nah Blan cken- berghe begeben. :

Das „Dr. Journal“ veröffentliht eine Befkann({- mahung des Kriegs-Ministeriums, wonah Se. Majestät der König in Betreff des 1874 ge- stisteten Erinnerungskreuzes für Theiknahme an dem Feldzuge von 1849 in Holstein nunmehr die Stiftung von Erinnerungskreuzen für diejenigen verfügt hat, welhe, ohne an jenem Feldzuge be- theiligt gewesen zu sein, während dessen Dauer im aktiven Dienst gestanden, und für die- jenigen, welche nahweislich in den Jahren 1863 und 1864 an der Bundes-Exekution in Holstein theil- genommen haben. Diejenigen Berechtigten, welhe außer- halb Sachsens wohnen, haben \sich mit ihren Ansprüchen an das Kriegs-Ministerium, alle übrigen Berechtigten an die be- treffenden Bezirkskommandos zu wenden.

Württemberg.

Friedrichshafen, 10. August. Gestern empfingen, wie der „St. A. f. W.“ meldet, Fhre Majestäten den Besuch Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Luise von Preußen und Jhrer Hoheit der verwittweten Erbprinzessin von Anhalt, Höhstwelche bei den Majestäten das Diner einnahmen und hierauf wieder nah Schloß Montfort zurück- kehrten. Am Sonnabend Nachmittag erschienen anläß- li der am nämlihen Tage stattfindenden Jahres- versammlung die Mitglieder des Vereins der württem- bergishen Gemeinde- und Korporations-Beamten unter Vorantritt der Militär-Mufik von Weingarten im Stloßhofe, um Sr. Majestät dem König ihre Huldigungen darzubringen. Jhre Majestäten, umgeben von den hier anwesenden Mitgliedern der Königlihen Familie und dem Gefolge, erwarteten den Zug vor der in den Schloßhof mün- denden Glasgalerie des Schloßgartens. Der König empfing die Versammlung mit einer Ansprache, worauf der Vor- sißende Stadtschultheiß und Landtags-Abgeordnete Hartranft von Freudenstadt den ehrfurhtsvollen Dank des Vereins aussprah und mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf Jhre Majestäten \{loß. Nachdem Jhre Majestäten, unter die Versammelten tretend, Sich viele derselben hatten vorstellen lassen, zogen Höchstdieselben Sih zurück, während die Beamten der Einladung zur Besichtigung des Schloß- artens folgten. Nah aufgehobener Be begaben

ih Jhre Königlihen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm in Begleitung einiger Damen und Herren des Hofes in den Garten des Kur- auses, woselbst ein Mittagessen des Vereins stattgefunden atte. Höchstdieselben bewegten Sih in huldvoller Unter- altung unter den Gemeindebeamten, in deren Mitte der rinz noch längere Zeit verweilte, nahdem Seine Hohe Ge- mahlin den Garten verlassen hatte. Als Se. Königliche

oheit Sih zurückzog, verlieh Stadtshultheiß Hartranft in E Rede dem tiefempfundenen Dank für die dem Verein u Theil gewordene Ehre Ausdruck sowie den Gefühlen treuer Anhänglichkeit an das Königshaus, welche in dem von den Anwesenden hierauf angestimmten Liede „Preisend mit viel schönen Reden“ Widerhall fanden. Sachsen - Meiningen.

Meiningen, 10. August. Nach erfolgter beiderseitiger Ratifikation ist der zwischen der hiesigen und preußischen Re- gierung unterm 24. Oktober v. J. abgeschlossene Staats- vertrag, betreffend den Bau einer Eisenbahn von Zeiß nach Camburg, gestern amtlich verkündet worden.

Reuß j. L.

Gera, 10. August. Das neue Steuergeseß, mit welchem die Selbsteinshäßzung verbunden ijt, ist, wie der „Weim. Ztg.“ mitgetheilt wird, nunmehr publizirt worden und gelangt bereits bei der demnähstigen Veranlagung zur Einkommensteuer für 1891 zur Anwendung.

Selgoland.

Helgoland, 11. August. Der Staatssekretär des Innern, Staats-Minister Dr. von Boetticher nebst Ge- mahlin und der Geheime Legations-Rath Lindau sind heute Nachmittag 3 Uhr mit dem Aviso „Pfeil“ von hier abgereist. Das Manöver-Geshwader hat mit den Avisos und der Torpedoflottille in der vergangenen Nacht die Küste von P P wieder verlassen. Die zurücgelassene deutsche

ache besteht aus 1 Unteroffizier und 10 Matrosen.

Grofßbritanuien und Frland.

London, 12. August. Jhre Majestät die Königin besihtigte, wie „W. T. B.“ meldet, gestern an Bord der „Alberta“ das auf der Rhede von Cowes angekommene österreichisch - ungarishe Evolutions - Geschwader. Erzherzog Stephan und die Offiziere des Geschwaders folgten einer Einladung nach Schloß Osborne, wo ihnen zu Ehren ein Festmahl stattfand.

Im Oberhause legte gestern der Marquis von Salisbury das englisch-französishe Abkommen Betreffs der respektiven Jnteressen-Sphären in Afrika vor und erklärte: Erstens solle das Abkommen nur die Zweideutigkeit in der Stellung Englands zu Sansibar und Frankreichs zu Madagaskar be- seitigen; praktish habe das Abkommen in dieser Beziehung nicht viel Wirkung. Zweitens sei es erwünsht gewesen, Angesihts der modernen Lehre von dem Rechte auf das Hinterland, welhe Frankreih gewisser- maßen berechtigte, südlich seiner mittelländishen Besißungen soweit vorzudringen, als ihm beliebte, eine Grenzlinie zu ziehen, sowie die Aktionssphäre Frankreihs und der Niger-Compagnie zu trennen; der leßteren solle bei Feststellung der Details Sokolo zuerkannt werden. Durch Noten- austaush hätten Frankreih und England anerkannt, daß das Abkommen keinerlei Rechte der Türteiauf dieLänder südlich von Tripolis berühre. Jn Betreff der englisch- französishen Beziehungen und Einflußsphären in anderen Theilen von Afrika werde eine gemischte Kommission im Herbst verhandeln, aber zu ihren Be- s{chlüssen sei beiderseitige Zustimmung erforderlih. Jn der Sitzung des Unterhauses am Sonnabend wurden zuvörderst verschiedene Posten des Armeebudgets genehmigt. An- läßlih des für das Auswärtige Amt geforderten Credits erbat sich M, Fergusson Auskunft über verschiedene Punkte im Zusammenhange mit auswärtigen Angelegenheiten und unterzog sodann das afrikanische Abkommen mit Deutschland einer eingehenden und zumeist abfälligen Kritik. Samuel Smith tadelte die Anerkennung der fran- zösischen Oberhoheit über Madagaskar und drücte die Hoffnung aus, England werde sich sein Einmishungsrecht vor- behalten, um Ungerechtigkeiten gegen die Bevölkerung der Jnsel oder Behelligung der englishen Missionare zu verhindern. Nachdem nochch andere Abgeordnete sich über denselben Gegenstand ge- äußert, ersuchte der Unter-Staatssekretär für auswärtige An- gelegenheiten, Sir James Fergusson, die Debatte nicht weiter fortzuseßen, da das english-franzöfishe Abkommen mit Bezug auf Afrika nicht vor nächstem Montag veröffentlicht werden könnte und es nihts nüße, ein imaginäres Abkommen zu erörtern. Die Debatte wurde fodann bis Montag vertagt.

Jn der Kaserne des Train-Corps in Chatham wurde gestern durch unzufriedene Soldaten eine Anzahl Pferdegeshirre und Sattelzeug vernichtet. Die Mannschaft beklagt sich über den Sonntagsdienst. Fn Folge einer in der vorigen Woche bei dem Corps vorgefallenen Meuterei sind zwei Unteroffiziere entlassen und einer verhaftet worden. Zur Aufrechthaltung der Ordnung sind Truppen konsignirt.

Frankreich.

Paris, 11. August. Wie der. „Temps“ vernimmt, haben die hier versammelten General- Konsuln der Ver- einigten Staaten ihre Berathungen über die Mac Kinley-Bill beendet und beschlossen, bei Anwendung der- L h Milderungen anzuempfehlen. Minister Ribot oll E durch den Gesandten Whitelaw-Reid verständigt werden.

Wie verschiedene Blätter melden, überreichte der hiesige patriotishe Armenierverein dem Minister des Aeußern Ribot eine Petition, in welcher die rann Regierung aufgefordert wird, sie möge Angesichts der Lage in Armenien bei der Pforte die Durchführung des Artikels 61 des Berliner Vertrages (Einführung von Ameliorationen und Reformen in den von Armeniern bewohuten Provinzen)

veranlassen. 7 Türkei,

Konstantinopel, 12, August. Der „Agence de Con- stantinople“ zufolge hat die Regierung die Mutesarrifs von Jsmid und Biledjik, an deren Amtssizen die beim Bau der anatolishen Bahnen Angestellten striken, abgeseßt. Zur None des Gebiets sind weitere 2 Escadronsfabgesandt worden. Der Baudirektor Kapusen, dessen Entführung Seitens der Ausständischen angedroht worden war, ist gestern unbehelligt zurückgekehrt.

Griechenland,

Athen, 11. Zug, (W. T. B) Zum Kriegsd-

Minister ist Tsancado, zum Unterrichts-Minister

Canacaris ernannt. Das Kabinet ist nunmehr wieder vollzählig. : Bulgarien. Z

Sofia, 12. August. (W. T. B.) Die Minister Stambulow, Schiwkow und Tontschew sind gestern hierher zurückgekehrt und reisen heute zur Begegnung mit dem Prinzen Ferdinand nah Widdin ab. Von dort begiebt sich der Prinz nah dem Lager von Kula zur Truppen- S Rrung: Hierauf erfolgt die Abreise des Prinzen nah Sofia.

Amerika.

Argentinien. Buenos- Aires, 11. August. (W. T. B.) Die Fn e RgFERE Zen anläßlih des Sturzes Dr. Celman’s endeten heute mit Massenversammlungen zu Ehren des Präsidenten der Uni. n civica, Dr. Alem, an denen fih etwa 60 000 Personen betheiiigten. Die Straßen der Stadt waren beflaggt, es wurden zahlreiche patriotishe Reden gehalten. Für die fünftige Präsidentenwahl wurde Mitré als Kandidat ausgerufen.

Afrika,

Transvaal. (A.C.) Jn der Resolution des Volksraads, welhe den Swazilandvertrag mit Großbritannien genehmigt, wird das Bedauern ausgesprohen, daß Groß- britannien die Ansprüche des Transvaals auf Swaziland -nicht anerkannt habe, jedoch zugegeben, daß es wünschenswerth sei, daß das Transvaal freundschaftlihe Beziehungen zu Groß- britannien unterhalte. Leßtere Macht werde hoffentlih ihre Versprehungen erfüllen und die Ansprüche Transvaals in Wiedererwägung ziehen, sobald die jeßige Regierung fest begründet sei. Die Resolution betrachtet den Vertrag als zeitweilige Maß- regel, wodur die Rechte der südafrikanischen Republik auf das Gebiet an der östlihen Grenze nicht berührt würden, und betont ausdrüdiich, daß das Transvaal fih in keine Streitig- eiten einmishen wolle, welhe zwishen Großbritannien und anderen Mächten bezüglich des über die Nord- und Nordwest- grenze hinaus liegenden Gebietes entstehen könnten. Die Resolution fordert die Regierung schließlich auf, mit Groß- britannien Verhandlungen anzuknüpfen, um gewisse Stüde Land, welche außerhalb der jeßigen Grenze liegen, dem Trans- vaal einzuverleiben.

X. Juternationaler medizinischer Kongreß.

Die medizinisch- wissenschaftliwbe Ausstellung ift gestern Mittag mit Ansprachen des Geheimen Medizinal - Raths, Profeffor Dr. Virchow ge\chlossen worden. Der Gelehrte dankte den Ausftellern und vor Allen mit warmen Worten dem Direktor der Sau, Kommerzien-Rath Dörffel, der mit großer Salhkenntniß die Gescäfte geleitet hatte. Er verwies sodann auf ein Mißverständniß des bisberigen General-Sefretärs Dr. Laffar, der unbegründet den Gedanken einer Verlängerung der Ausftellung ausgesprochen, und

{loß endlich mit einem Hoh auf Se. Majestät den Kaiser.

Sowohl in der Maschinenhalle wie auch im großen Ausstellungs8- gebäude wurde alsdann dem Geheimen Medizinal-Rath Virchow Dank und Anerkennung ausgesprochen.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Herne fand am Sonntag eine von ca. 270 Bergleuten besudte Versammlung der Zahlstelle Herne des alten Bergs- arbeiterverbandes ftatt, welche sich mit der Gründung eines Konsumbvereins, mit Verbandsangelegenheiten 2c. beschäftigte. Jn Bezug auf ersteren Punkt beantwortete das Mitglied des Cent1ral- Vorstandes Ios. S{röôöter die Frage, was die Veranlassung gegeben habe, solhe Vereine ins Leben zu rufen, dahin, daß den Leuten im vorigen Jahre, als der Strike auëtbrach, der Kredit verweigert worden sei; sodann sei man sier vor Waarenfälshungen und man bekomme die Waare bes deutend billiger. Den Verdienst, den die Eeschäftsleute hätten, könne man au selbst einheimsen. Jedes Mitglied des Konsumvereins bat 3 M4 Einschreibegeld und 50 #4 zum Betriebskapital zu zahlen, leßtere Summe in monatlihen Raten. Am 17. d. M. findet in dieser An- gelegenheit in Gelsenkirch{en eine Generalversammlung statt; hierzu wurden zwei Deputirte gewählt. In Bezug auf den zweiten Punkt A sich neben dem vorgenannten Sprecher ein zweites titglied des Central-Vorstandes, Joh. Meier; seine Ausführungen gipfelten nach einem Beriht dcr „Rh.-Westf. Ztg.“ darin, daß das einzige Heil der Bergarbeiter in dem alten Verband zu suchen sei und daß sich deshalb mögli{st alle Bergleute in den- selben aufnehmen lassen müßten. Obshon die Anwesenden den Sprechern Beifall klatshten, schienen dieselben doch ihrem Rathe be- züglich der Aufnahme in den Verband nur sehr spärlich Folge zu leisten, denn bei Erledigung der Punkte „Aufnahme neuer Mitglieder und Zablung der Beiträge“ batte, wie das genannte Blatt bemerkt, die Mehrzahl den Saal verlassen.

In Eshweiler fand gleihfalls am Sonntag eine außerordent- lihe Generalversammlung der dortigen Bergarbeiter statt, zu welder zwei aus der Bergarbeiter-Bewegung im Ruhrkohlengebiet be- kannte frühere Bergleute Frielinghaus, Redacteur des neuen Berg- arbeiterblattes, und Brodam aus Gelsenkirhen ershienen war-n, um die Bergleute für die Beshickung des Bergarbeitertagés in R zu gewinnen und Propaganda für die „Bergarbeiter-

eitung" zu machen. Die beiden Redner aus Gelsenkirchen \hilderten, wie die Bergleute im dortigen Revier sich orgas- nisirt hätten, und empfaklen dieses- den Bergleuten in Eschweiler zur Nachahmung. Mindestens über ganz Deutschland müßte \fih ein allgemeiner Bergarbeiterverband erstreden, dann könne man auch etwas erreihen. Der deutsche Bergarbeiterverband zähle im rheinish-westfälishen Kohlengebiete bereits 33 000 Mit- glieder, und der Bergarbeitertag in Halle werde gewiß noch wesentli zur Hebung des Verbandes beitragen. othwendig sei die Gründung von freien Unterstütßungskassen und von Konsumgenossenshaften, dann föônne man nöthigenfalls den Kampf mit dem Kapital aufnehmen. Sie wollten allerdings keinen Sireit, sordern den Frieden, aber sie wollten si nicht jeden beliebigen Lohn diktiren lassen. Die Industrie fange an zu flauer, und dann werde man gewiß versucen, die im vorigen Iahre bewilligten Lohn- erbôöhungen rückgängig zu mahen. Diese Ausführungen fanden der „Rh.-W. Ztg." zufolge vielen Beifall und man beschloß, den Dele- girtentag in Halle durch einen, resp. wenn das Geld reiht, dur zwei Vertreter zu beshicken. Die Versammlung war von etwas über 200 Bergleuten besucht und sehr animicrt, Am Morgen des Tages hatte in Höngen gleihfalls eine Versammlung stattgefunden ; auch dort wurde ein Delegirter für Halle gewählt.

Aus Hambur g wird der „Nat.-Ztg.“ unter dem 10. d. M geshrieben: Der Strike der hiesigen Zimmerer, Fabrik- arbeiter, Ewerführer u. st. w. ist so gut wie verloren, troßdem die Führer der Sozialdemokratie ihn zur Partei- sache erklärt und alle Mittel in Bewegung geseßt haben, um die Strikenden pekuniär zu unterstüßen. Leßtere gebrauchen pro Woche mindestens 20000 &# Unterstüßung, und diese Summe fkommt bei Weitem nicht ein. Bis jeßt J bei der Redaktion des „Echo“, der Central-Sammelstelle, circa 50 000 A von au8wärts eingelaufen; eine ebenso große Summe

haben die Hamhurger Arbeiter auf ebrat, sodaß im Ganzen bis jeßt etwa 1 g Tau Der

00 000 M zur Verfügun den. Strike dauert aber bereits drei Monate, und es läßt sih daher denken, daß die Nothlage unter den Strikenden eine große ift. Von einem wirklichen Strike kann eigentli keine Rede mehr sein, denn alle Arbeitsftellen find son seit langer Zeit beseßt. Die Bewegung nahm vor viclen Wochen, wie bekannt, dadur ihren Anfang, daß die Zimmerer und Marrer zugleih mit einer Lohnerhöhung eine Verkürzung der Arbeitszeit durchseßzen wolltcn ; andere Gewerksckaften, wie die der Ewerfüh-er folgten. Den Arbeitgebern gelang es bald, da die Lobuslhe in Ham- burg recht hoch waren, Arbeitskräfte von auëwärts beran:us{affen, die für die von den Arbeitgebern bewilligten Löbne sehr gern arbeiteten. Angesichts des herausfordernden Benehmens einzelner Gewerkschaften verlangten nun die Arbeitgeber, daß die Arbeiter aus den Favereinen, welche die Stüßpunkte der Lohnbewegung waren, austreten sollten. Die Arbeiter weigerten sich zum Theil, und es kam zu einer großen Aussperrung. Nah einigen Wowen unter- schrieben bereits Schaaren von Arbeitern den Revers, und heute liegt die Satbe so, daß der Sieg auf der ganzen Linie entîcieden ift Die Arbeiter haben auf ihre Forderungen überall verzichtet und find auch zum Theil aus den Fachvereinen ausgc- schieden. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Lohnbewegung der Arbeiter bier für längere Zeit stark eingedämmt ift.

In Magdeburg bielt in einer vom Ortsverein Neustadt der Deutshen Schuhmacher und Lederarbeiter einberufenen Gewerkvereins-Versammlung, welche aus Neusiadt und Magdeburg ut besucht war, der Redacteur des „Lederarbeiter*, L Winter aus Berlin, einen Vortrag über den „Achtstunden-Arbeitstag und die Lohnbewegung“. Der Redner kam, wie wir der „Magdeb. Ztg.“ entnehmen, zu dem Schluß, daß die Einführung eines achtstündigen Arbeitstages für jet als unmöglich zu be- eihnen sei, daß aber für eine Verkürzung der jeßigen

rbeitszeit, die oft noch 12 und 14 Stunden betrage, eingetreten werden müfse und si für den Fabrikbetrieb eine neunstündige, für den Hausbetrieb eine zehnstündige Arbeitszeit empfehle. Was die gegenwärtige Lohnbewegung betreffe, so könne man der- selben eine Berechtigung nicht abspre{en; man müsse aber in besonnener und möglichst in friedliher Weise vorgehen, ohne es an der nöthigen Energie fehlen zu laffen. Um dies ermöglichen zu können, habe der Gewerkfverein seine Kassen errichtet Zu be- dauern sei, daß ein großer Theil der deutschen Arbeiter das Nüßliche dieser Einrichtungen nit einsehe und sich den Gewerkvercinen feind- lichen, radifalen Organisationen, wie die sozialdemokratisch-fachvereins- [lerische es sei, zuwende.

Wie „W. T. B.“ aus Cardiff berichtet, haben die Eisen- bahn -Direktoren nah längerer Berathung die ermäßigten Fors- derungen der Strikenden abgelehnt; die Leßteren haben be- \chlofsen, feine weiteren Zugeständnisse zu machen.

In Malaga wurde gestern, einem Wolff’s{en Telegramm zu- folge, eine Schaar strikender Weiber dur die Bürgergarde auseinander gebracht.

Aus New-York theilt ein Telegramm des „W. T. B." mit, daß die Heizer der Hudson-River-Strecke von der New- York-Central-Railway sich den Strikenden angeshlofsen haben. An 1000 Pol izisten sind auf der nördlihen Haupt- ftrede aufgestellt, um etwaige Versube der Ausständigen, den Verkehr zu unterbreben, zu verhindern. Den Weg nah Dewitt in der Nähe von Syracuse haben die Strikenden blockirt. Die Direktoren der Bahn haben bis jeßt alle Vorschläge zu einer \shiedsrihterlihen Beilegung zurückgewiesen.

Kunst und Wissenschaft.

Gestern Nachmittag fand in Wien, wie „W. T. B.* be- rihtet, unter allgemeinster Theilnahme der Bevölkerung das feierliche Leichenbegängniß Eduard von Bauernfeld's: statt. Die Leiche wurde in der Stephanskirche eingesegnet, wo \sich unter den Trauergästen u. A. der Minister von Gautsch, der Bürgermeister Prix, der Vize-Präsident des Herrenhauses Fürft Czartoryski und der General-Intendant der Schauspiele Freiberr von Bezecny befangen. Am Grabe sprachen der Direktor des Burgtheaters Dr. Burckhard und der Präsident der „Concordia“, Profeffor Wacanek. Mit Bauernfeld starb der Nestor der deutschen Theaterdihter. Er war geboren am 13. Januar 1802 zu Wien und widmete si ur- sprünglich dem Studium der Rechte, zog \sih aber, nahdem er bis zum Jahre 1848 dem österreihischen Staatsdienst angehört hatte, von seiner amtlihen Beschäftigung zurück und widmete sich ganz der litterarishen Thätigkeit. Die Anzahl seiner dramatischen Arbeiten ist eine außerordentlich große, viele davon, wie z. B. „Bürgerlih und Romantish“, haben \ich auf dem Repertoire unserer Vühnen be- hauptet. Noth bis in seine leßten Tage hinein war Bauernfeld mit dichterishen Entwürfen beshäitigt. Das künftige Erträgniß seiner Stücke vermahte er dem Wiener Zweigverein der Schiller-Stiftung, seine gesammten Manuskripte dem Wiener Stadtarchiv.

Der „Klassishe Bilderschaß*“ (herausgegeben von F. von Reber und Ad. Bayersdorfer; VerlagEanstalt für Kunst und Wissenschaft, vorm. Friedr. Bruckmann in Müzchen) enthält auch in seinen neuesten L CTENVogen eine Anzahl felten oder noch gar nicht durch Vervielfältigung bekannter Meisterwerke aus der Blüthezeit der Malerei. So bringt die Nr. 20 2. Jahrgangs das Fresko-Gemälde von Giotto in San Francesco zu Assisi, den Tod des Edlen von Celano darstellend, ferner die „Bestattung Mariae“ von Vittore Carpaccio in der Galerie zu Ferrara. Ein Glanzstück der Nummer sind die „Regenten des Elisabeth- Hospitals in Harlem“ von Frans Hals (aus dem dortigen Stadthause), denen sich das marfige charafttervolle Porträt eines vornehmen Mannes von Rubens aus der Eremitage in St. Petersburg anreiht. Cine fköftlihe ländliwe Idille ist Karel du Jardin's Bild „Vieh auf der Weide“ aus dem Louvre zu Paris, ein lieblihes Genrebild das „Concert* von Gerhard Terburg ebendort. Aus der 21. Lieferung verdient besondere Hervorbebung der „Parnaß“ von Andrea Mantegna, ein Bild, das ebenfalls zu den herrlichsten Sätzen des Louvre gehört. Die Fresco-Malerei ist darin vertreten dur des Fiesole „Verkündigung Mariae“ im Museum von San Marco zu Florenz und eie jener kraftstroßenden Männergestalten über den Pfeilern an der Decke der Sistina zu Rom. Sebr inter- essant is das sprechend lebensvolle Bildniß eines würdigen alten Wundarztes, von Nicolaus Neufchatel (in der Galerie zu Darmstadt). Ein s{chöônes Beispiel alter Freilihtmalerei bietet der Hof eines bolländishen Hauses von Pieter de Hooh (in der National-Galerie zu London). Das letzte Blatt endlih reproduzirt den sogenannten „Joueur de flûte“, eine elegante musikalische Gesellswaft im Freien, von dem Franzosen Pater, einem Vorgänger Watteau's. In Anbetracht der Fülle schöôner und kunstgeshitlich werthvoller Bilder, welche der „Klassishe Bildershaß“ in meist vorzüglich ge- lungenen, direkt nach den Originalen ausgeführten Nachbildungen für den niedrigen Preis von 50 (für 6 Blätter in groß 49) bietet, verdient das Unternehmen in der That die Beachtung aller kunst- freundlihen Kreise.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

Der Gesundheitszustand in Berlin war in der Woche vom 27. Juli bis 2. August, wenn man von der gesteigerten Sterb- lichkeit der kleinen Kinder an den Söminerdiärrdöen absieht, ein günstiger; die Gesammtsterblihkeit war jedoch eine größere als in der Vorwoche (von je 1000 Einwohnern starben, aufs Iahr berechnet, 25,1). In Folge der anhaltend heißen Temperatur, die in der Berichts- woche vorherrshte, kamen akute Darmkrankheiten in Sue Zahl zum Vorschein und endeten in 192 Fällen (gegen 139 der Vorwoche) tödtlih. Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war «in gesteigerter, von je 10(00 Lebenden ftarben, aufs Jahr berechnet, 120 Säuglinge, Afkute Entzündungen der“ Athmungs- organe wurden weniger beobahtet, auc blieb die Zahl der durch sie gestorbenen Personen eine kleine. Das Vorkommen der Infek- tionskrankheiten blieb ein beshränktes. Erkrankungen an Masern

wurden nur noch 91 zur Anzeige gebracht und traten nur in Moabit

bäufiger zu Tage. Au Erkra1 kungen an Diphtherie zeigten sh in Moabit am zablreichften. B Ee an Swarlach und an Unter- [eibstyphus kamen nur wenige zur Meldung; desgleien blieben auch Erkrankungen an Kindbettfieber selten und wurden auch nur wenige Erkrankungen an rosenartigen Entzündungen des Zellengewebes der Haut beobachtet. Zaßlreih waren noch immer Erkrankungen an Keuch- busten, doch blieb der Verlauf überwiegend ein milder. Rheumatische Beschwerden aller Art zeigten im Verglei zur vorhergegangenen Wotbe keine wesentlihe Veränderung in ihrem Vorkommen.

Der bulgarische Sanitätsrath hat für die Häfen von Burgas, Varna und Balt\chik eine fünftägige Qua ran- täne gegen Provenienzen aus Mekka und Dijeddah an- geordnet, wofern dieselben in den türkishen Häfen einer ärztlichen Beobachtung noH nit unterzogen wären.

Dänemark. : .

Dur Bekannimahung des Königlih dänishen Ministeriums für Island vom 2. Juli 1890 sind in Folge des Auftretens der Cbolera in Spanien die’ geseßliden Bestimmungen über die gesund- heitspglizeilihe UntersuWung gegenüber den aus den spanischen Mittel- meerbäfen in Island arkommenden Schiffen in Kraft geseßt worden. Gleichzeitig ift die Einfubr von gebrauhter Leinewand, gebrauchten Kleidungsstücken, gebrauwtem Bettzeug (soweit diese Gegenstände nißt zum Reifegut von Passagieren gehören), ferner von Lumpen, gébrauchter Watte, Kraßzwolle, Papierabfällen, Haaren und Fellen aus den bezeichneten Häfen verboten worden. (E Œ=

f ‘Handel und?Gewerbe.;

Berlin, 10. August. (Wollbericht des Ctrbl. f. d, Textil- Ind) In dem Gange des Geschäfts ift in den leßten aht Tagen eine Veränderung nicht hervorgetreten. Wie bisher waren es in- ländische Fabrikanten, welche am Plate anwesend und auf den Lägern thätig waren. Der Bedarf unserer lausizer, märkischen und säbsishen Fabrikanten ift selbst bei stillem Geschäftsgang und un- günstiger Konjunktur ein derartig bedeutender geworden, daß die Be- stände an deutshen Wollen knapp ausreihen, um der Nachfrage zu genügen, und da die meisten Konfumenten wenig mehr als ihren dringendsten Bedarf decken, so bleibt der Abzug vom hiesigen Lager ein regelmäßiger. Von den Terminmärkten meldet man täglih böbere Preise, und die feste Tendenz, die f dort geltend mat, giebt dem effektiven Geschäft einen starken Rückhalt. /

Zwischen dem rheinisch - westfälishen Robeisen- verband und dem westfälischen Kokssyndikat hat, wie die „Rh.-Westf. Ztg.* mittheilt, am 11. August zu Bochum eine längere Besprehung ftattgefunden , welhe das erfreulihe Ergebniß einer allseitigen Uebereinstimmung über den Kokspyreis gehabt hat __ Dresden, 12. August. (W. T. B.) Die Aktien des Zell- stoff-Vereins, welche am 14. und 15. d. M. zum Course von 123 % zur Subsffription gelangen, wurden heute zu 128,50 lebhaft gehandelt.

Leipzig, 11. August. (W. T. B) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. p: Auguft 4,90 #, pr September 4,923 Æ, pr. Oktober 4,923 6, pr. November 4,927 4, pr. Dezember 4,877 #, pr. Januar 4,80 4, pr Februar 4,75 4, pr. März 4,75 #, pr. April 4,70 #, pr. Mai 4,70 M, Umsatz 225 000 kg. Fest

London, 11. August. (W.T. B.) An der Küste 6 Weizen- ladungen angeboten.

London, 12. August. (W. T. B) Nah einer Meldung des „MReuter’\{en Bureaus“ aus Buenos Aires von geftern soll die beabsichtigte Ausgabe von 100 Millionen Dollars Papier- geld, wie folgt, vertheilt werden: 30 Millionen für die National- bank, 20 Millionen für die Regierung, 20 Millionen für die Munizipalität, 30 Millionen für die Hypothekenbank. Wie verlautet, würde Celman in allernädbster Zeit nach Europa abreisen. Die finanzielle Lage bessert ih Schritt für Schritt.

Glasgow, 11, August. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Wothe 11 410 Tons gegen 7434 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 11. August. (W. T. B.) Wolle fehr rubig, Croßbreds fest, ‘für Mohairwolle besserer Begehr, für Garne kleine Exportordres, Stoffe ruhig.

New-York, 11. August. (W.T. B.) Visible Supply an Weizen 18490 000 Busbels, do. an Mais 11103 0600 Bushels.

Submissionen im Auslande.

I. Griechenland.

2, September. Athen. Ministerium des Innern: Belag von

12 eisernen Brücken. Gewicht: 477 815 kg. Kaution: 8000 Drachmen. II. Serbien,

13. Dezember. Belgrad. Stadtverwaltung : Wettbewerb in der Ausarbeitung von Plänen für Volks\hulen. 2 Preise von 1600 bezw. 600 Fr.

Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs e Anstalten.

Laut telegraphischer Meldung aus Köln (Rhein) ift die 1. englishe Post vom 11. Morgens ausgeblieben; Grund: Zugverspätung auf belgischer Seite in Folge verspäteter Lan- dung des Schiffs.

Wegen Unterbrechung der Südexpreßzug - Verbindung nah Liffabon in Folge der an der spanis@-portugiefischen Grenze be- stehenden Quarantäne-Maßregeln legen die von England nach Cap- land und Natal fahrenden Schiffe der Union- und Caftle-Linien bis auf Weiteres niht mehr in Liffabon an.

In Folge defsen werden die Briefsendungen nah Süd-A frika fortan über England geleitet, und müssen dieselben einen Tag früber als bisher, eon Berlin also spätestens am Mittwoh mit Zug 9,21 Abends, zur Absendung gelangen. j

Wie aus München mitgetheilt wird, gelangte in der am 8./9. August 1890 unter dem Vorsiß des Regierungs-Direktors von Böhm abgekbaltenen 24. Sißung des bayerischen Eisen bahnratbes der Entwurf der Winter-Fahrordnung 1890/91 zur Berathung und Feststellung.

irten wurde noch über folgende Tariffragen Verhandlung gepflogen:

1) Die Zusammenstellung der mit ministerieller Genehmigung in der Zeit vom 15. März bis einshließlich 30. Juni 1890 ein- geführten und aufgehobenen Ausnahmetarife diente zur Kenntniß.

2) Der Eisenbahnrath spricht si einstimmig dahin aus, daß Getreidelagerhäusern, deren Besitzer Eigenhandel treiben, die Reexpeditionsbegünstigung O lich zu verweigern sei. Die vorliegenden Gesuche auf Einbeziehung zweier Getreidelager- bäuser in Regensburg und Landshut in das begünstigte Reerpeditions-

* verfahren für die internationalen Import- und Transit-Tarife werden

mit überwiegender Majorität nicht gutgeheißen.

3) Die Beibehaltung der ermäßigten Mais-Jmport-Tarife bis auf Weiteres wird einstimmig begutachtet.

4) Der Eisentahnrath spricht sich einstimmig für die Beibehaltung der seitherigen ermäßigten Tarife im rheinisch-westfälisch-bayerishen Güterverkehr, speziell für die Artikel Holz, Bier und Eisen aus.

5) Zur Frage, ob und in welher Form eine anderweitige Tarifirung des Artikels Rund- und Swhnittholz geboten sei, wurden folgende Anträge einstimmig gutgebeißen:

a. Es sei erforderli, der bestehenden Klassifikation für Holz des Spezialtarifs III eine anderweitige Faffung in der Richtung zu geben, daß in Hinkunft die Jnanspruchnahme des Spezialtarifs II1 für das- jenige Rundholz, welhes fich seinem Werthe und seiner Beschaffen- heit nach ebensowohl zu Sägereizwecken als für die Cellulose: Fabri- kation eigne, verbütet werde. Zu diesem Zweck wäre für das Holz des Spezialtarifs I11 eine entsprehende Beschränkung in der Dimension nicht blos der Länge, sondern auh der Stärke nah festzuseßen.

b. Es sei für das Rundbolz des Spezialtarifs TIl eine Maximal- dimension von 2,5 m rücksihtlich der Länge und von 0,2 m rücksichtlich der Stärke am Ablafse festzuseßen. : i

c. Es sei in diesem Fall ein Spielraum von 5%/% in maximo der in einen Wagen zur Verladung kommenden „Roller“ (aus der Zabl von „Rollern“ gleiher Längendimension ermittelt) zuzulaffen, wobei Rundlinge unter 10 em außer Betracht bleiben follen.

Hamburg, 11. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Saxonia“ der Hamburg-Amerikanishen Padlketfaßrt- Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Th omas eingetroffen. : ?

12. August. Der Postdampfer „Rugia“ der Ham- burg - Amerikanishen Padcketfatrt- Aktiengesellschaft hat, von New-York kommend, gestern 5 Uhr Nachmittags Scilly passirt. ;

abox, 11. August. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Anglian“ ist beute auf der Ausreise in Capetown, der Union- Dampfer „Svartan“ auf de Heimreise in Southampton und der Union-Dampfer „Athenian“ auf der Ausreise in Lissabon angekommen.

Theater und. Musik.

Lessing-Theater. :

Das Repertoire für die ersten fünf Vorstellungen ist in folgender Weise festgestellt : Sonnabend, 16. August: Zum ersten Male: „Ein Volfsfeind“. Schauspiel in 5 Akten von Henrik Ibsen. Sonntag, 17. August: „Ein Volksfeind“. Montag, 18. August: „Die Ehre“. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann. Dienstag, 19. August: „Ein Volksfeind“. Mittwoch, 20. August: „Der Fall Clémenceau“. Schauspiel in 5 Akten von A. Dumas und A. d’Artois. Die Tageskafse des Lessing-Theaters ift bereits von Donnerstag, 14. August, ab in den Stunden von 10 Uhr Vormittags bis 1 Ubr Mittags zum Vorverkaufe von Villets zu den angekündigten Vorstellungen geöffnet. f

Victoria-Theater. 2

Das Victoria-Theater begeht am Mittwoch, 13. August ein Erinnerungsfest. Vor Jahresfrist fand an diesem Tage die erste Auf - führung von „Stanley in Afrika“ statt, das sich bisher ohne jed- wede Unterbrehung auf dem Repertoire erbalten hat und gerade jeßt in den leßten Wochen eine ganz ungewöhnliche Zugkraft ausübt. Zu dieser 358, Vorstellung die in Wahrheit eine Jubelfeier genannt werden kann treten auch Direftor Litai{y als Stanley und Jenny Heese als Leila wieder auf. Im Hamburger Centralhallen-Theater hat das Ausftattungsftück am vorigen Sonnabend gleihfalls einen großen und ungethbeilten Erfolg errungen.

Friedrih-Wilhelmstädtishes Theater. :

Aus dem reihen Schaze kleiner Operetten, welhe die Auf- führungen des neuen pantomimishen Divertifsements „Die Puppen- f ee* begleiten werden, läßt die Direktion zunähst Suppé's „Pen- sionat* in Scene gehen. Das reizende Werk des Wiener Altmeisters hat seit mehr als einem Dezennium das Lambvenliht der Berliner Operettenbühne niht mehr erblickt und dürfte für einen großen Theil unserer beutigen Theaterbesucher eine vollständige Novität sein.

Kroll1's Theater.

Hr. van Dyck, der unübertrefflide Darsteller und Sänger des Fauft, riß au gestern in der zweiten Aufführung der Oper „Mar- garethe“ das zahlrei erschienene Publikum zu enthufiastishen Beifalls- bezeugungen hin. Frl. Ek (Gret@en) und Hr. Riechmann (Mephisto) trugen, was Spiel und Gesang betrifft, gleidfals nach Kräften zum Gelingen des Ganzen bei, es wurden diese drei Hauptdarfsteller durch mehrmaligen Hervorruf ausgezeihnet. Die übrigen Rollen be- fanden fch wiederum in den besten Händen. Chor und Orchester ver- dienen ncch ganz besonders lobende Anerkennung. Heute. beginnt Miß Marguerite Macintyre vom Conventgarden-Theater in London ihr Gastspiel mit der Leonore in Verdi's „Troubadour“.

dolph-Ernst-Theater.

„Der Goldfu{bs“ begeht am Donnerstag das Jubiläum der 125. Aufführung. Direktor Ernst wird, wie bei früheren gleihen An- lâfsen, auch diesmal an die Besucher dieser Vorstellung Souvenir- Notenhefte mit den beliebtesten Couplets aus der Gesangspofse zur Vertheilung gelangen laffen.

Mannigfaltiges.

Ueber die gestern erfolgte Einweihung des neuenOffizier-

Kasinos des Garde-Füsilier-Regiments berichtet die „Staatsb.-Ztg.“: Se. Majestät der Kaiser traf gestern kurz vor 5 Uhr vor dem Portal des Kasinos ein und wurde vom Regiment 3- Commandeur Oberst Graf Keüer und dem gesammten Offizier-Corps ehrfurchtsvollst begrüßt. Der Kaiser hatte den Ueberrock und Helm der Garde-Füsiliere angelegt, aub das Offizier-Corps war im Ueber- rock erschienen. Nachdem der Kaiser die Anwesenden begrüßt und viele derselben durch Ansprachen ausgezeichnet, machte derselbe einen Rund- gang dur die Räume des Kasinos, Das Vestibül und das Treppenbaus waren mit Waffen und Emblemen s\innig ges{chmüdckt, rechts und links von der erften Treppe batte man je eine Ritterrüstung von blinkendem Eisen, Geschenke des Reserve-Offizier-Corps des Re- iments, aufgestellt. In den oberen Räumen ließ der Kaiser dem Regiment Sein lebens8großes Oelbild übergeben und geruhte den Dank des Regiments-Commandeurs entgegenzunehmen. Bald darauf begab man sich zu Tish. Die Tafel war in dem neuen großen Eßsaal ge- deckt. Bei Betreten desselben intonirten die Hornisten-Corps des 2. und 3. Bataillons die italienische Königsfaafare auf ihren von Sr. Majestät dem Kaiser im vorigen Jahre aus Jtalien mitgebra&ten Signalhörnern eine Ueb?r- raschung, welche dem Kaiser ganz besonders gefiel. Der Kaiser naha zwishen dem Feldmarshall Grafen Blumenthal und dem Regiments- Commandeur Grafen Keller Plat, gegenüber saßen der kommandirende General Freiherr von Meer){cheidt-Hüllesem, General von Werder, General-Oberst von Pape. Für den jüngeren Theil des Offiziercorps waren die Tafeln in den unteren Räumen, welche dur eine geräumige Veranda vergrößert sind, aufgestellt. Der Kaffee wurde im Garten eingenommen und erst in später Abendfstunde {ied der Kaiser.

Im Auftrage Jhrer Majestät der Kaiserin erschien gestern der Kammerherr von dem Knesebeck im Landesausftellungs- park, um dietran8portable Lazaretheinrihtung eingehend zu ocluviigen, welche auf Veranlaffung des Central-Comités der deut- schen Vereine vom Rothen Kreuz die Hrrn. Dr. Gutsch und Apo- theker Löhlein-Karlsruhe und Major a. D. Hahn-Dresden dort in einer Vöder'shen Baracke in zwei Zelten ausgestellt haben. Die hohe Frau hatte {hon bei dem Besuch der medizinish-wissenshaftlihen Ausstellung für das hier vorgeführte System lebhaftes Interesse an den Tag gelegt und wünschte nunmehr ganz spezielle Mittheilungen zu empfangen. Was das Gutsch'’she System von anderen unter- scheidet, ist, daß die zur Verpackung der Einrichtungsgegenstände dienenden Kisten als Tische, Schränke u. dgl. Verwendung finden. Ein na Gutsh’shem System für 100 Kranke und 18 Mann Personal in 5 Kranken- und 2 Wirthschaftsbaracken hergerihtetes Lazareth wiegt mit Einschluß der Baracken und mit Mundvorrath für 11 Tage und Arznei für 4 Wochen 756 Ctr. und läßt fich bequem auf 5 Eisenbahngüterwagen von 30 cbm Laderaum und 100 Doppel-Centner Tragkraft verladèn. Von diesen 756 Centnern kommen auf die 7 Baracken 537 Centner. Die Einrichtung der 5 Krankenbaracken wiegt 170 Ctr. und zerfällt. in 23 Padckstücke, die der beiden Wirthschafts- und Verwaltungsbaracken 49 Ctr. Die Koh-, Wash- und Schlachteinrichtung ift speziell durch Major Hahn zusammengestellt, dessen Shwester au ein kleines Koch- buch für den Felddienst geshrieben hat. Der Gesammtpreis eines vollständigen Gutsh's{hen Lazareths beträgt 50 000 A Pro Bett kommen auf das Haus 280 Æ, auf die Einrihtung 220

Der Berliner Shießverein für Offiziere hielt wegen des frühen Ausrückens vieler Truppentheile zum Manöver fein Königs\chießen diesmal bereits am Sonnabend auf dem eigenen