1890 / 199 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Nichtamflichßes.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 19. August.

Se. Majestät der Kaiser und König landeten vor- gestern Mittag in beftem Woh!sein in Reval und wurden an der Landungsstelle von Sr. Kaiserlihen Hoheit dem Groß- fürsten Wladimir Alexandrowitsch Namens Sr. Majestät des Kaisers Alexander begrüßt. Ebendaselbst hatte eine Ehren-Compagnie des Regiments Wiborg, dessen Chef Se. Majefiät find, mit den sämmtlihen Fahnen des Regiments Aufstellung genommen. Se. Majestät seßten demnächst mit Jhren Kaiserlihen Hoheiten den Großfürsten Wladimir und Alexis sowie Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich mittels Sonderzuges die Reise nah Narwa fort, woselbst die An- kunft bald nah 8 Uhr erfolgte. Auf dem Bahnhofe wurden Se. Majestät von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland und den sämmtlihen Großfürsten empfangen und auf das Herzlichste begrüßt.

_ Gestern Mittag wohnten Se. Majesiät mit den Kaiserlich Russischen Majestäten dem Feldgottesdienste und der Parade bei, welche aus Anlaß des Festes der Garde-Regimenter Preobraschensk und Friedri Wilhelm IIT. sowie der Artillerie stattfand; bei dem darauf folgenden großen Frühstück trank Se. Majestät der Kaiser von Rußland auf das Wohl Seines Kaiser- lihen Gastes, Allerhödstwelher den Trinkspruch mit einem Hurrah auf den Kaiser von Rußland erwiderten.

Am Nachmittage unternahmen Beide Majestäten eine ge- meinsame Spazierfahrt nach Narwa, um dort einige historishe Denkwürdigkeiten in Augenschein zu nehmen.

Heute Vormittag gedenken Se. Majestat Sih mit Sr. Majestät dem Kaiser Alexander zu den Manövern in die Ge- gend von Jamburg zu begeben.

Ueber den Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Narwa liegen weiter folgende telegraphische Mittheilungen des „W. T. B.“ vor:

Am Montag Mittag fand zur Feier des Patronatsfeses der Garde-Negimenter Preobrashensk und Friedrich Wil- helm IIl. Feldgottesdienst statt. Demselben wohnten Urte Malestälen dexr, Kaijer Wilhelm, - der Kaiser und die Kaiserin von Rußland, Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrih, die Großfürstinnen Maria Paulowna, Elisabeth Feodorowna und Xenia, sowie die anwesenden russishen Großfürsten mit Gefolge bei. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm hatte die Uniform des Grenadier - Regiments Friedrih Wilhelm IIl. mit dem Grofßcordon des Andreas: Ordens, der Kaiser Alexander die Kette zum Schwarzen Adler-Orden angelegt. Die Majestäten wurden von begeisterten Zurufen der zahlreichen Zuschauermenge empfangen. Zum Schluß des Gottesdienstes Tüßte Se. Majestät der Kaiser Wilhelm das Kreuz; Kaiser Alexander, die Kaiserin und die hohen Persönlichkeiten des Kaiterlichen Gefolges folgten Allerhöchstdemselben.

Darauf fand die Parade über die Garde Regimenter Preodbraschensk und Friedrih Wilhelm IIl., das Catherinoslaw’sche Regiment und die Artillerie statt. Die Parade kommandirte Fürst Obolenski. Die Revue endete mit einem Vorbeimarsh der Truppen, nah welhem Jhre Ma- jestäten das Lager des Leib - Garde - Regiments Preo- brashenek besuhten. Hier nahmen die Majestäten ein Dejeuner ein, bei welhem Se. Majestät der Kaiser Alexander einen Toast in ru!sisher Sprache auf Se. Majestät den Kaiser Wilhelm ausbrahte und daran einen Toast auf Se. Majestät den Kaiser Franz Joseph aus Anlaß Allerhöchstdessen Geburtstages anknüpfte. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm dankte in russisher Sprahe und trank auf die Ge- sundheit des Kaisers Alexander. Alsdann trank Kaiser Alexander auf die Gesundheit der Garde-Regimenter. An dem Dejeuner nahmen auch der Reichskanzler von Caprivi, der russishe Minister des Auswärtigen von Giers, der deutsche Botschafter General von Sthweinitß, der russi\he Botschafter Graf Schuwalow und der österreichishe Botschafter Graf Wolkenstein-Trostburg, sowie auch die Mitglieder der öster- reihishen Botschaft Theil.

Nach dem Dejeuner wurde ein Besu der Stadt im Al: gemeinen, sodann des Rathhauses, wo die Siadtvertretung Adressen überreichte, des Armenhaujses, des Waisenhauses, der Schule und des Peter-Museums im Besonderen unternommen. Vor der Parade hatte Se. Majestät der Kaiser Wilhelm den russishen Majestäten einen prachtvollen Jagdwagen zum Ge- schenk gemacht. Der Minister von Giers kehrte unmittelbar nah dem Dejeuner rah St. Petersburg zurü. Nachmittags fand ein Volksfest am Narowaflusse statt.

Ueber die Polowzew'sche Villa, wo ZJhreNRussis Majestäten und Se, Majestät der A6 Wilden während Jhres Aufenthalts in Narwa Wohnung genommen haben, sowie über die nähfte Umgebung wird uns von dort berichtet : :

Die Polowzew'sche Villa liegt am Ende der Vorstadt

wangorod mitten in einem prächtigen Park. Die Polowzew' sche ¿abrik und die ganze Vorstadt sind auf das Reichste mit grünen Kränzen, Guirlanden und Fahnen in russischen ¿Farben geshmüdt. Jn der Nähe der Fabrik, wo das Eisen- babngeleise und die Chaussee sih kreuzen, ist ein provisorischer Halteplay für die Allerhöchsten Herrschaften, bestehend aus einer Plattform mit geräumiger Empfangshalle, hergerihtet. Etwa 300 Schritte weiter ist für die Allerhöchsten Herrschaften eine Ehrenpforte erbaut, welhe mit russischen Fahnen drapirt ist und die Namenszüge des russischen Herrscherpaares zeigt. Eine Krone, welche die Pforte über- dacht, ist von bildlich dargestelten Sonnenstrahlen umgeben und trägt die Znschrifst „Gott {hüge den Kaiser“. Der Weg von hier bis zum Park is in eine herrliche Fest- straße umgewandelt worden; Reisig, Fahnen, Guirlanden {müden ihn zu beiden Seiten. Jn dem Park führen sorg- fältig geebnete Wege zu der einfachen Villa, in welcher die Majestäten und Jhr hoher Gast Wohnung genommen haben. Die Villa besteht aus zwei durch einen Korridorbau mit einander verbundenen Flügeln; zu ihrer Rethten sind zwei lange und breite Zelte für die Bewirthung des beiderseitigen Gejolges und der Offiziere aufgeshlagen. Von der linken Seite aus betritt man die Villa, nachdem man an einem großen mit exotishen Gewähsen und Palmen ges{chmückten

die Gemächer für die Russishen Majestäten: ein Em- pfangs-, ein Gescllschaftssalon, Schlaf, Arbeits- und Badezimmer und noch einige kleinere Räume; ein Gartenzimmer, vor welhem ein treibhausartiger Raum mit seltenen Gewächsen liegt, bietet einen {hönen Blick auf den Park. Jm ersten Stock liegen die . Zimmer für Se. Majestät den Kaiser Wilhelm und Se. Königliche Hoheit den Prinzen Heinrich. Die Zimmer sind räumlih etwas be- shränkt, das Meublement, wenn au einfach, so do elegant gehalten; Wohn-, Schlaf: und Arbeitszimmer find einfa, aber geshmadckvoll ausgestattet. Auch fehlt es nit an einigen Räumen für die Kammerdiener in demselben Sto, während die übrige Dienerschaft im zweiten Stock untergebracht ist, Parterre und erster Stock find durch eine Treppe ver- bunden, welche mit {weren Stoffen bedeckt ist. Die Aufsicht über die ganze Villa ist während des Aufenthalts Jhrer Majestäten dem Kapitän der Kaiserlihen Marine Grafen de Breuil et Chappart übertragen.

__ Der FJnspecteur der 1. Kavallerie-Jnspektion, General- Lieutenant von Kleist ist vom Urlaub hierher zurügekehrt.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlih württem: bergishe Major von Neidhardt ist hier angefommen.

Der neuernannte, bisher beurlaubte Regierungs-Asse}sor von Shlechtendal ist der Königlichen Regierung zu Osna- brück überwiesen worden.

S. M. Ya§t „Hohenzollern“, Kommandant Kapitän zur See von Arnim, ist am 17. August in Reval ein- getroffen, an demselben Tage wieder in See gegangen und am 18. August in Kronstadt angelangt, von wo sie am 23. die Nückreise anzutreten beabsitigt.

Königsberg i. Pr., 19. August, Ueber den Aufenthalt Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht, Regenten des Herzogthums Braunschweig, meldet „W. T. B.“ weiter: Nach dem Frühstück bei dem Regierungs-Präsidenten von Heyde- brand und der Lasa unternahm Se. Königliche Hoheit gestern auf dem Regierungsdampfer „von Schmeling“ die Fahrt nach dem Haff (niht nah Pillau, wie gestern ge- meldet). Jm Gefolge Sr. Königlihen Hoheit befanden sich General-Major Boie, die Adjutanten Sr. Königlichen Hoßeit, der Graf zu Dohna-Sglobitten, der Graf von Sthlieben-Sanditten und ferner der Negierungs-Präsident von Heydebrand und der Lasa, der Polizei-Präfident von Brandt, der Baurath Natus u. A. Auf dem Regie- rungsdampfer „von Horn“ fuhren außerdem der Landes- hauptmann von Stockhausen, der Landrath und Geheime Regierungs-Rath Freiherr von Meerscheidt-Hüllessem, der Commandeur der 1. Feld-Artillerie-Brigade Oberst Nern| u. A. Beide Dampfer, welche am Vormittag von Pillau an- gekommen waren, trugen reihen Schmuck. Die Rückkehr Sr. Königlichen Hoheit erfolgte um 51/, Uhr. Um 6 Uhr fand bei dem kommandirenden General Bronsart vonSghellen- dorff ein Diner von 30 Gededen und um 71/2 Uhr eine Abendmusik im Garten statt.

Meclenburg-Schwerin.

Schwerin, 19. August. Se. Königliße Hoheit der Großherzog ist mit Jhrer Kaiserlichen Hoheit ee herzogin, wie die „Meckl. Nachr.“ erfahren, am 15, d. M. in Guernsey eingetroffen. Vorgestern Nachmittag seßten Höstdieselben die Reise nah Bresst fort, wo die Ankunft gestern früh erfolgte. Von Brest aus- wird, dem „W. T. B.“ zufolge, der Großherzog eine ihm von den Aeuzten angerathene See- reise nah dem Schwarzen Meere antreten. Das augen- blicklihe Befinden Sr. Königlichen Hoheit wird als ein be- friedigendes bezeichnet.

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 18. August. Se. Königlihe Hoheit der Großherzog is mit Jhrer Hoheit der Herzogin Fohann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin, wie die „Th. C.“ meldet, wohlbehalten in Scheve ningen eingetroffen,

Oldenburg. Oldenburg, 17. August. Se. KönigliGe Hoheit der Erbgroßherzog hat, wie der „Wes. Ztg.“ mitgetheilt wird, begleitet von seiner Tochter, der Prinzessin Charlotte, in den leßten Tagen auf feiner Dampfyacht „Lehnsahn“ einen mehr- tägigen Ausflug von Kiel nach der s{leëwigshen Ost- küste gemacht. Am Mittwoch traf der Erbgroßherzog auf der Shhlei bei Bienebeck ein, von wo derselbe sich zu Land nach Sch!oß Grünholz begab, um dort dem Herzog Friedrih Ferdinand von Glücksburg und Ge- mahlin einen Besuch abzustatten. Am Donnerstag Abend kehrte der Erbgroßherzog, und zwar vom Herzog begleitet, an Bord zurück und ging mit ihm nach der M ahueger Föhrde in See zur Besichtigung des Schauplates für das bevor- stehende Kaisermanöver, wobei zunächst in Sonderburg und am Freitag Vormittag auch in Augustenburg gelandet wurde, Abends gegen 7 Uhr trafen die Hohen Herrschaften auf der „Lehnsahn“ im Flensburger Binnenhafen ein, um nach Empfangnahme der Poft nah Glücksburg zu dampfen. Dort ging die Yacht vor Anker, worauf die Fürstlichkeiten einen mehrstündigen Spaziergang nah dem Schlosse und in die Umgebung des Badeorts unternahmen. Gestern Mittag ging die Yacht von Glücksburg wieder in See. Sachsen-Coburg-Gotha.

Coburg, 18. August. Der Prinz und die Prinzessin hilipp von Sachsen-Coburg trafen nah der „Goth.

Ztg.“ heute zum Besuch Sr. Hoheit des Herzogs in Nein- hardsbrunn ein.

Oesterreich -Ungarn.

Wien, 19. August. Das Geburts fest Sr. Majestät des Kaisers und Königs wurde gestern hier in festlicher Weise durch Militärparade, Festgottesdiens in der Stephans- kirche und sonstige Festivitäten gefeiert. Au aus allen Theilen der Monargie lie en gleihe Nachrichten vor.

Die Abreise Jhrer Majestät der Kaiserin und Köni-

Rondel vorübergeschritten. Zu ebener Erde befinden si

Großbritannien und Jrland.

London, 19. August. Die Königin siedelt, der „A. C.” zufolge, am nächsten Donnerstag oder Freitag von Osborne nah Balmoral über, wo sie bis Anfangs November weilen: wird. Der Prinz und die Prinzessin Heinrih von Battenberg werden Jhre Majestät nah Stotiland begleiten.

Die bei der gesirigen Vertagung des Parlaments ver- lesene Thronrede bezeihnet, nah einer Meldung des: „W. T. B.“, die Beziehungen des Vereinigten Königreihs zu: allen auswärtigen Mächten als fciedlihe und freundschast- lihe und erwähnt die mit Deutschland und Frankreich getrof- fenen Abkommen sowie die Akte der Konferenz über den Sklavenhandel, welhe von allen Mächten, mit Ausnahme der Niederlande, angenommen worden sei. Die Regelung der Differenzen wegen Neufundlands liege der Regierung am Herzen und beschäftige deren Aufmerksamkeit in vollstem Maße. Zum Schluß werden die in der zu Ende gegangenen Session zur Erledigung gebrachten geseßgeberisczen. Arbeiten aufgezählt.

Frankreich.

_ Varis, 19. August. Der Präsident Carnot hat \iG gestern Vormittag, wie „W. T. B.“ meldet, von Fontainebleau zur Einweihung des neuen Hafenbeckzns La Pallice na La Noelle begeben. Auf der Reise dorthin wurde der Präsident auf allen Eisenbahnstationen von der herbei- gestiömten Bevölkerung enthusiastish begrüßt. Die Ankunft in La Rochelle, wo die Bevölkerung den Präsidenten mit be- geisterten Zurufen begrüßte, erfolgte gestern Abend.

Bei einem gestern in Arras stattgehabten Banket der Generalräthe hielt der Minister des Auswärtigen Ribot eine Rede, in welcher er hervorhob, daß die allgemeine Lage durhaus friedlih sei. Die Berathung des Zolltarifs würde die Hauptaufgabe der Kammer während dec ordentlichen Session des Jahres 1891 bilden.

Die erste Division des Mittel meergeshwaders, welche in Toulon steht, bat Befehl erhalten, sih bereit zu halten, im Nothfalle innerhalb 24 Stunden nach Marokko abzugehen.

„Durch ein neues Dekret wird ein unterseeisch er Ver- theidigungsdienst unter dem Oberbefehl des Marine- Ministers _eingeridtet. Die Generalleitung des Torpedowesens wird aufgehoben.

Gutem Vernehmen nach wäre die Regierung mit der Kammer darüber einig, dem Ackerbau und der Jn dustrie den ausgedehntesten und wirksamsten Shuß ange= deihen zu lassen.

Die „France“ hält eine Abtrennung von etwa 100 Mitgliedern der Rechten in der Kammer für bevor= stehend. Dieselben würden nah Meinung des Blattes eine unabhängige Gruppe bilden und si der Republik an- sließen.

21 Munizipal-Räthe von Montpellier, welhe wegen der erwarteten Errichtung einer medizinishen Fakultät in wabl ihre Demission gegeben hatten, wurden wieder- gewählt.

Nußland und Polen.

St. Petersburg. Der „Pol. Corresp.“ zufolge wird der russishe Finanz-Minister Wischnegradski demnässt. eine Reise nach Central-Asien antreten und dieselbe wahrscheinlich bis Chiwa ausdehnen. Die Reise verfolgt hauptsächlih den Zweck, die für die Errichtung von großen russischen “industriellen und Handels-Etablissements in diesem. Gebiet nöthigen Bedingungen zu prüfen beziehungsweise zu sichern. Die Herrsher von Bokhara und Chiwa werden den russischen Minister dur besondere Abordnungen in Taschkent begrüßen lassen und ihm einen sehr feierlihen Empfang bereiten.

Spanien,

Madrid, 19. August. Die Regierun at na „W. T. B.“ heute ein amtliches Telegramm ihres G fia z dten e Marokko, welther sich zur Zeit in Robat el Naharieh be= findet, erhalten, nach welhem die Verhandlungen über Melilla und die sonstigen Angelegenheiten zu einem befriedi- genden Abschluß gelangt sind. Der Sultan beklagt die Vor- fälle sehr und hat den Salut der spanishen Flagge die Bestrafung der Schuldigen und Schadenersaß nah Fest- stellung der Thatsachen angeordnet. Maurische Truppen sind nah der Umgegend von Melilla und anderer spanischer Festungen zur Aufrechterhaltung der Ordnung beordert worden.

Schweiz.

__Bern, 19, August. Das Mülitär-Departement hat mit Rücksicht auf die Neutralität der Schweiz die Kan- tonsregierungen im Auftrage des Bundesraths aufgefordert, durch ihre Polizeiorgane das Auffliegenlassen von Brieftauben Seitens ausländischer Vertreter oder Gesellshaften vom Schweizer Boden aus unter- sagen und etwaige Versuche, diesem Verbot entgegenzuhandeln, vereiteln zu lassen. Die Eisenbahnveræaltungen sind ersucht worden, die Ausführung der bezüglihen Anordnungen der Kantonsregierungen nah Kräften zu unterstügen.

Griechenland,

Athen, 18, August. Heute Mittag erfolgte, wie „W. T. B.“ mittheilt, in Tatoi die Taufe des Sohnes des Kronprinzen Conttantin. Dem feierlihen Akte, welcher dur den Archimandriten vorgenommen wurde, wohnten Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich, die gesammte König- liche Familie, das diplomatische Corps, die Minister und fonstigen Staatswürdenträger bei. Der Täufling erhielt den Namen Georg. Jhre öniglihe Hoheit die Prinzessin Sophie und deren Sohn erfreuen sich des besten Wohl- befindens. Nachmittags fand anläßlih der Tauffeier ein Dejeuner bei Hofe statt.

Bulgarien. Sof1a, 18. August. Der Prinz Jexdinand be-

gieb siht, wie telegraphisch gcmeldet wird, für einige Zeit nach dem Kloster Rilo. | Be B

Dänemark.

Kopenhagen, 18. August. AnläßliG des Geburts- tages des Kaisers von Desterreih fand, dem „4B. L. B.“ zufolge, heute im Schlosse Amalienborg ein Galadiner statt, zu welhem der Erzherzog Karl Stephan und die übrigen Offiziere des hier vor Anker liegenden österreihishen Ge-

gin von Js{l nach Vlissingen soll d tend Abdbl.“ heute erfolgen. B | nah em „Prag

\chwaders eingeladen waren. Der Erzherzog führte die Königin zur Tafel. Der König brachte einen Toa st auf

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l türfen nit die Hengste ohne Arbeit im Stalle greß

E 4 den Kaiser Franz Joseph, der Erzherzog einen folhen auf den König, die Königin und das ganze Köntg- lihe Haus aus. - Der König ernannte den Erzherzog Karl Stephan zum Ritter des Elephanten-Ordens.

Amerika.

Honduras. Eine Depesche aus Mexiko übermittelt, wie die „A. C.“ mittheilt, Nachrichten, denen zufolge Senor elaya, der Minister für auswärtige Angelegenheiten von A einräumt, daß Honduras Truppen an der Grenze zusammenziehe. Als Grund für diesen Schritt wird die ungerechte Behandlung Seitens San Salvadors be- zeihnet. Der Minister erflärte, Honduras werde Guatemala seinen Beistand gegen San Salvador leihen.

Afrika. Egypten. Kairo, 19. August. An Stelle von Blum-

Pascha ist dem „W. T. B.“ zufolge Milner zum Unter- S taatssekretär der Finanzen ernannt worden.

Kunft und Wiffenschaft.

Die Ausftellung medizinischer Alterthümer im Lichtbofe des Königlichen Kunfstgewerbe- Museums bleibt dem Publikum bis Sonntag, 24. d. M, geöffret.

Der Kunst- und Gewerbe-Verein zu Trier bat die Gründung einer Vorbildersammlung in die Wege geleitet. Man bofft aus kleinen Anfängen vorläufig ift cine grapbis{e Vorbildersammlung in das Auge gefaßt alimäblih zur Schaffung eines Kunst- und Gewerbe-Museums zu gelangen. Zunächst sollen mit der Vorbildersanmlung einzelne Erzeugnisse des Triershen Kunstgewerbes, auch sonstige kunsigewerblide, im Privat- besitze befindlide Gegen stände ausgestellt und auf diese Weise das Kunstgewerbe angereat und gefördert werden. Die erforderlichen Mittel für die erste Einrihturg des Unternehmens sind auf 12 000 #6 veranslagt. 7000 M hofft man von der Stadt zu erbaltcn. Der Reit soll aus dem Uebers{huß der vorjährigen Industrie-Ausftellung und dur freiwillige Beiträge gedeckt werden.

Vom 15. bis 20, September findet in Bremen die 63. Versammlung der Gesellschast deutsher Natur- forsher und Aerzte statt. Aus der Tagesordnung beben wir bervor, daß am Montag, 15. September, die Bildung und Eröffnung der Abtheilungen und ev. Sitzungen derselben stattfinden. Am Dienstag werden Sigzungen der Abtheilungen abgebalten und Institute besibtiat. Am Abend giebt der Senat der Stadt Bremen ein Fest in der Börse. Am Mittwoch werden Vorträge gehalten, u. A. werden spre{en Pro- fessor Dr. Oftrald (Leipzig): Ueber Altes und Neues in der Chemie ; Professor Dr. Rosenthal (Erlangen): Ueber Lavoisier und seine Be- deutung für die Entwickelvng unserer Anshauung von den Lebens- vorgängen; Hofrath Professor Dr. C. Engler (Karlsrube): Ueber Erdöl. Am Donnerstag findet ein Festball im Künstlerverein statt. Am Freitag spricht Ober-Bergrath Profeffor Dr. C. Winkler (Frei- berg i. S.) über die Frage nach dem Wesen der chemiswen Elemente ; Dr. O. Warburg aiebt Mittheilungen aus seinen Reisen nah ODit- und Süd-Asien: Dr. Rode (Norderney) fpricht: Ueber die Kinder- beilstätte auf Norderney. Am Sonnaverd macht eine Fahrt in See den Bes&luß.

Land- und Forstwirthschaft.

Stand der Reben. 5

Die Weinberge im Regierungsbezirk Trier stehen befriedigend. Die Traubenbiutbc hat in guten Lagen in der ersten Hälfte des Juni begonxen und war um Jobanri allerwärts im Gange. Die Zakl der Gescheine war sehr reiblich. Die Peronospora Yriticola hat fi bis» ber nur vereinzelt gezeigt, was auf den Umstand zurüdgeführt wird, daß die Maßregeln zur Bekämpfung die‘es Schädlings fast überall retzcitig ausgeführt worden sind.

Die Thomasphosvhat-Meblfabriken im Regierungsbezirk Trier batten im liecßten Quartal einen sehr empfintlihen Rückgang des Absatzes ihrer Produkte zu verzeichnen, da die Landwirthe wegen des boben Preises dieses Düngermittils auf einen verminderten Verbrau deëfelben Bedacht genommen haben,

Der Forfstkulturbetrieb

ift im Regierunaëbezirk Trier in den leßten Monaten uxter sehr günftigen WitterungSverbältnissen vor sh gegangen. Letztere baben auf das Gedeihen der Saaten und Pflanzungen fördernd ge- wirkt, Die zu Anfang Juni aufgetretenen Spä1fröste haben im Walde keinen erbeblihen Schaden hinterlassen. Die Preise, welche bei den Helzveikäufen erzielt sind, haben die geltenden Holztaxpreise bei guter Beschaffenheit des Materials erreiht und zum Tbeil über- shritten. Letztere stellen sich bei den nachstehenden Hauptsortimenten dur{schnittli% für Stammbolz je nah der Klasse auf

20 bis 35 M für das Festmeter für Eichenbolze,

S 4 . Bugthenhbolze,

R S é Nadelholze und für Brennholze mit 4 für das Raummeter Buhen-Seitholze. Die Verfteigerungen der Eichenlohrinde baben mit befriedigenden Er- gebnissen abgeschlossen. Bei dem in Trier abgehaltenen großen Lohrindenverkaufe wurde ein Durc&{s&nittépreis von 9,84 #4 für den Centner gegen 5,98 4 im Vorjahre, erreicht. Jn den Königlichen Waldungen wurden Verfuce mit Einrichtungen zum Schutze der geworbenen Rinde gegen das Verregnen angestellt, die indessen zu einem Eadurtheile über ihre Zweckmäßigkeit noch nicht geführt haben.

In der Grünberger Stadtforst ift, der „Stles. Ztg.“ zufolge, der Kiefernspinner in grcßen Mafsen aufgetreten.

Ueber den gegenwärtigen Stand der Zucht von Percherons äußert sich der Berit der „Société nationale d’agriculture“ aus Anlaß einer im Mai zu Nogent le Rotrou stattgehabten Ausftellung : „Schon im vorigen Jahre konnten wir darauf hinweisen, daß das Bestreben, {were Tbiere zu zieben, die Züchter nicht in gleitem Maße erfüllte wie früher, Wir freuen uns, heute versichern zu können, daß die amerikaniswen Käufer dieses Mal vom Percheron vor Allem eitie seiner wesentlihsten Tugenden, die S{nelligkeit beim Bewegen s{chwerer Lasten, verlangten. Zu unserer Freude können wir hinzusetzen, daß die Preiërichter dieser Forderung Rehnung getragen baben und zu dem \rüheren Verfabren zurücgekch:t sind, welhes darin bestand, die Reibenfolge der Pferde auf Grund ihrer Auêsdauer und ihrer Lust an zugleih rasher und \{chwerer Arbeit zu bestimmen. Besonders unter den zweijährigen Thieren und unter den Stuten haben wir das Bild des alten Perheron wiedergefunden, das heißt eines eleganten und kräftigen Pferdes mit ziemli starkem Kopf, tiefer und gutgestellter Schulter, guten Gliedmaßen und hervorragenden Gängen. Wenn au neuaufgetretene Anforderungen den kostbaren Stlag in gewijen Beziehungen anders gestaltet baben, so hat er dech von seinen wesentlihen EigensGaften nichts eingebüßt, und allmäbliß werden wir die Riesentliere, welche die Amerikaner nicht mehr baben wollen, und welhe nur vergrößerte N ee des Percheron waren, wieder vershwinden seben. Die

üter wünschen vielleibt die Zeit zurück, wo man diese Mastodonten beinahe na dem Gewicht kaufte; wir stellen ibnen aber in sichere Ausficht, daß das Ausland die wahren Perherons wegen der hervor- ragenden Swnelligkeit, mit welcher sie sckwere Lasten bewegen, noch böber bezablen werde. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sie zu dem bewäßrten Verfabren zurückfehren, sie an Arbeit zu ge- wöhnen, wie es in den Ebenen der Beauce geschieht, und

werden lassen, wie in neuerer Zeit wanche ZütStec zu thun Luft zeigten. Mögen einige Hippologen fagen und s{hreiben, was fie wollen das Ausiand wird sehr wohl verstehen, die Percherons sowobl von fremden wie von anderen französischen Zugpferden zu unterscheiten. Wir müßen unsere Pferdesbläge durch ihre vorzüg? lien Eigenschaften empfehlen, und das wird bei den Percerons un- geachtet des boien Zolles, welchen Amerika, das bedeutendste Ver- brauchsland, auf ihre Einfubr zu legen gesonnen ift, am leihtesten sein.* Die Departements, von wel@en die alljährlih ftattsindende S beshickt war, sind Orne, Eure et Loir, Sartbe und Loir et er.

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantäncewesen.

Der Gesundbeitéftand in Berlin war während der Wothe vorn 3, bis 9. August cr. ein weniger günstiger als in den Vorwothen, und auch die Sterblichkeit ba2t erheblich zugenommen (von je 1000 Ein- wohnern ftarben, aufs Iabr berechnet, 28,1). Insbesondere kamen in Folge der beißen Witterung, die in der Berihtéwoce vorberrschte, akute Darmkrankheiten, be)onders Brebdurfälle unter den Kindern, in außergewöbnlich großer Zabl zum Vorschein und führten au in 275 Fâllen zum Tode. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war in Folge dessen eine uGEcanoO beri bobe, von je 10 C000 Lebenden starben, aufs Iahr berechnet, 207 Säuglinge. Etwas seltener zeigten fich akute Entzündungen der Atbmun3#- ergane urd führten au nur in mäßig bober Zabl zum Tede. Von den Infektionékrankheiten baben Masern no& etæwas mehr abgenommen, 8 wurden noch 86 neue Erkranfungen (und zwac aus der Rosenthaler Vecrstadt und aus Moabit am zahlreicksten) gemeldet. Au& Erkrankungen an Starlah und an Diphtherie blieben in ähn- lid besränkter Zabl wie in der Vorrowe und kamen in keinem Stadttheile in nennentwerther Weise zur Anzeige. Erkrankungen an Unterleibétyvhus zeigten eine geringe Steigerung, von Erkrankungen an Kindbettfieber gelangte nur eine zur Kenntniß. Zahlreiher waren da- gegen rofenartige Entzündungen des Zellgewebes der Haut, au Er- krankungen an Keuchhusten kam:n no& zablreich zur ärztlihen Be- bandlung und nabmen in größerer Zabl (in 13 Fällen) einen töôdt- ligen Verlauf. Erkrankungen an rheumatishen Beschwerden aller Art zeigten gegen die Vorwoche keine wesentlive Veränderung in ibrem Vorkommen.

Oesterreich-Ungarn.

Laut Verfügurg der K. K. Seebehörde zu Triest unterliegen fämmtliche aus Hâfen des Nothen Meeres kommenden Swiffe einer siebentägigen Beobachtung. (Vergl. „R.-A.* Nr. 190 vom 8, August 1890),

Submissionen im Auslande.

L Brasilien. 6. November. Verwaltung der öéffeniliwen Arbeiten in Para: Anlage der Kanalisation in der Stadt Para. Vorans({lag: 10 Conto

de Reis, : IT. Britisch Guyana.

31, Dezember, Mittags. Eeorgetown. Regterung der Kolonie: Bau und Betrieb zweier Eisenbahnen: 1) von Mabaïca na LBlaire- mont Ferry und 2) von Vreeden-Hocv am Demerary nach Pbila- delphia. Für die erfte Linie garantirt die Regierung 50 Jahre lang 4 9/9 auf ein Kapital von 1 250 000 Dollars und für die zweite Linie den gleihen Zinsfat auf ein Kapital von 250 00I Dollars.

III. Oesterrei(-Ungarn.

26 November, Mittags. Magistrat von Arad: Kanalisatior-

anlage für die Stadt Arad. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs- Anftalten. !

Hamburg, 18. August. (W. T. B) Der Postdampfer „Gellert*“ der Hamburg - Amerikanischen Padets- fabrt-Aktiengesellschaft hat, von New-York kommend, geftern Morgen Lizard passirt und der Postdampfer „Rhaetia* der- selben Gesellshaft ist, von Hamburg kommend, am 16, d. M. Nachmittags in New-York eingetroffen. :

19. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Gellert* der Hamburg - Amerikanischen Padcetfabrt - Aktiengesell haft ift, von New-York kommend, gestern Naht auf der Elbe eingetroffen. i

London, 19. August. (W. T. B.) Der Castle-Dampfer eDunbar Castle“ hat am Sonntag auf der Heimreise die Ca- narischen Inseln passirt. Der Castle-Dampfer , Warwick Castle* ift am gleihen Tage in Capetown auf der Ausreise an- gekommen.

Theater und Musik.

Lessing-Theater.

Am Donrerstag findet die erste Wiederaufführung von Richard Jaffé’'s Schauspiel „Das Bild des Signorelli“ statt. In der Rolle des Käthchen wird Frl. Erna Palm vom Lobe-TZeater in Breslau auf Engagement gastiren. Die junge Dame ist dazu ausersehen, die Stelle von Frl. Leutbold, welche an das Wiener Hofburgtheater übersiedelt, einzunehmen.

Wallner-Theater.

Morgen findet bercits die fünfundsiebenzigste Aufführung von „Mamsell Nitouhe“ statt; der Besu des Theaters, besonders Seitens der zakblreich bier anwesenden Fremden, ift cin sehr zufrieden-

stellender. | Belle-Alliance-Theater. :

Morgen findet in dem Sommergarten großes Volkefest und im Theater Bolksvorstellung zu halben Kassenpreisen (Eintritt 50 , Parquet 1 4) statt. Im Garten ist großes Concert der Belle- Alliance- Theaterkavelle (in Uniform), Auftreten sämmtliher Spezia- litäten, brillante Illumination durch 40 000 Gaëflammen 2c. Im Theater geht zum 2. Male „Der Dorsteufel*“, Dorffomödie in 3 Ab- theilungen von Ferdinand Neëmüller, in Scene.

Adolpb-Ernst-Theater. :

Die eleganten Räume des neuen Haufes seben allabendlih ein zablreihes, landes und applaudirendes Publikum, zu dem nament- li die hier durchreisenden Fremden ein starkes Contingent stellen. Die lustige Jacobson-Ely’s%e Posse: „Der Goldfuhs“ zählt zu den erfolgreihsten Repertoirestücken des Adolph-Ernst-Theaters.

Die Mitglieder des Hoftheaters in Meiningen werden von jezt ab niht mebr auf Gastspielreisen gehen, wie aus dem folgenden, von der „Ma1gd. Ztg.“ veröffentlihten Rundschreiben an

die Mitglieder hervorgett : Meiningen, 10. August.

Se. Hoheit der Herzog hat bes{lofsen, sein Theater in Zukunft nicht mehr in der bisher üblihen Weise gastiren zu lassen, und wünst, denjenigen Mitgliedern, die fich unter den veränderten Umständen, sowohl was die mit den Reisen in Wegfall kommende doppelte Gage, als auch was das in Zukunft hauptsäwhlih in Betraht kommende Repertoire betcifft, am Herzoglichen Hoftheater niht wohl fühlen zu können glauben, Gelegen- heit zu geben, sich ibnen mehr konvenirende Engagements zu sucen. Zu diesem Zweck soll es jedem Mitgliede freistehen, bis zum 15, No- vember d. J, aus dem Verbande des Herzoglihen Hoftheaters aus- zutreten. ie nicht auf eine sol@e Lösung ihres Kontraktes Reflektirenden werden ersubt, der Intendanz von der Absicht ihres Verbleibens baldmöglichst Mittheilung zu maden, sowie es au für die Auêtretenden zur Schlicßung eines neuen Vertrages selbstverständlich der formellen, definitiven Lösung des mit der Herzoglichen Intendanz bestehenden bedarf. Die Ferien werden bis zum 15, Oktober ver- lângert, G Herzoalihe Heftbeater-Intendanz.

Chronegk, Gekeimer Hofrath.

Mannigfaltiges.

In Berlin werden jeßt, der „B. B -Ztg.* zufolge, rund 75 090 Kinder Febr Le geimpft, und die Stadt, welhe außer den \äh- lichen Kosten au die Remuneration der 73 Impfärzte zu tragen bat, hat jäbhrlih ca. 25 000 A für das Impfwesen aufzuwenden. Seit dem Jahre 1887 hat die Stadt mit dem Staat eine Vereinbarung zur Gewinnung von animaler Lymphe getroffen. Die Stadt gab für das Landes-Impfinstitut, welches die Aufgabe hat, für den Bedarf an Thierlympben für die öffentlihen Impfungen in der Provinz Branden- burg, eins{ließlich Berlins, zu liefern, auf dem Centralviebhofe die nöthigen Räumli@keiten ber. Die letzteren bestehen aus einer Stallung von 16 Kälbern in Einzelftänden, einem Zimmer für die Impfurg der Kälber und einem Zimmer für den Arzt. Der Staat hat diese Räume miecthtweise auf 5 Jahre übernommen. Seit dem Jahre 1887 wird demgemäß bei den öffentlien Impfungen in Berlin aués{ließlich Lomvbe, welche in jener Anstalt hergestellt ift, ver- wendet. Als Lokale zur Abbaltung der Impftermine (im leßten Fahre waren es deren 1069) werden Räume der Gemeindeschulen

benutzt,

Die auf den 23. d. M. anberaumte Sißung des Emin- Pasha-Comités sowie das taran si anschließende Festmahl zu Ebren von Peters und Genosen sind auf Montag, den 2d,, vershoben. Die Sitzung wird an diesem Tage um 4 Uhr, das Fest- essen um 6 Uhr im Kaiserhof stattfinden.

Ein Naphtha-Dampfer befährt jeßt die Havelfeen. Er gebört einem hiesigen Buch5ändler und ist von Escher, Wiß u. Co. in Zürich gebaut. Dieser Dampfer bezeihnet, mie der „A. f. d. ÿ.* bemerkt, dem gewöhnlihen Dampfer gegenüber einen solden Fort- \{ritt, daß ein Hinweis darauf wohl angebracht sein dürfte. Der HauptunterfGied liegt darin, daß in dem Kessel nichi Wasser, sondern Napbtba verdampft wird. Da nun Naphthadämpfe etwa doppelt so viel Kraft ausüben als der Wasserdamvf, so darf die Maschine bei gleiver Kraftleistung viel kleiner sein. Sie hat in der That so ge- ringe Auëmaße, daß sie ganz binten angecrdnet werden kann und der Raum für die Fabrgäste somit ni@t durch den Motor in ¡wei Hälften getbeilt ift. AuH werden diese dur die Hitze des Kessels nicht be- âftigt. Ueberdies fallen beim Navbtbadampfer, zumal da die Flamme der Feuerung au mit Napbtha gesveist wird, Rau, Ruß und Abdampf fort. Der Motor arbeitet fast geräusch{los, und es ent- weichen die Verbrennung8gase aus dem etwa einen Meter boben Schorns stein unsi&tbar in die Luft. Da der Naphthadampf wieder ver- dihtet wird und in den Narbtkbabebälter zurückgelangt, so be- schränkt si der Oclverbraub auf die Speisung der Flamme, Der Betrieb einec vierpferdigen Maschine kommt auf diese Weise für die Stunde auf nur 69 bis 70 & zu stchen, Sehr wichtig ist es au, daß das Ankbkeizen nur 5 bis 6 Minuten dauert. Der Dampfer isi somit glei einem elektrishen Boot stets fabrbereit. Die Maschine arbeitet, einmal in Gang gefeßt, fast selbsttbätig, und es hat der Füßhrer bcinake ni&ts Anderes zu tbun, als die Flamme mit einen Streihholz anzuzünden und dieselbe am Séluß der Fahrt auszu- blasen. Die genannte Firma bat vor werigen Tagen au der Berliner Strompolizei einen Naphthadampfer geliefert.

Potsdam, 17. August. Das alljährlite Königs-Prämien- \chießen des Garde-Iäger-Bataillons fand geftern Vor- mittag in den Iägerschießsiänden ftatt. Das „D!s. Tagebl.* berichtet über die Preise: Den 1. Preis der Oberjäger, bestekend in einer Medaille Sr. Majestät des Kaisers mit Bildniß und Widmung erwarb sich der Oberjäger der 4 Compaanie Ullri&. Eine Kaiserbüste auf den zweitbesten Swuß erhielt der Oberjäger der 2. Compagnie Pfeiffer. Von den Garde-Jägern erhielt durch Abgabe des besten Schuses der Garde-Jäger der 1. Compagnie S{äfer 1) die Kaifer- Medaille, 2) einen Hirsc{fänger zum Eigenthum, 3) einen Ehbren- birs&fänger auf ein Jahr. Sämmtliche Preise hat Se. Majestät der Kaiser gestiftet.

In Breslau ift die Influenza wieder zum Ausbru® ge- kommen. In der neuesten Nummer der „Berl. klinis. Wochenshr. reibt darüber Profeffor Dr. Rosenbac in Breslau: „Nachdem bereits

uns als Influenza aufzefaßt wurden, hat fih im August die Anzabl der Erkrankten fehr gesteigert, und es it kein Zweifel, daß die Erkrankungen noh zunehmen, Die Fälle vertbeilen sich anscheinend über die ganze Stadt und {einen vorwiegend Frauen zu betreffen, denn wir haben bis jeßt 17 weibli&e und 6 männlihe Kranke in Behandlung gehabt, Was die Srmptome anbetrifft, so ift es auffallend, daß die Erschei- rungen von Seiten des Respiration8apparates ganz in den Hintergrund treten, daß das Ficber nur kurzdauernd, Kopfschmerzen, Shwäche und Mattigkeit aber sebr groß find. Auch scheint die Betbeiligung der Conjunctiva (Augenbindebaut) eine relativ bâäufige zu sein. Es wäre wünschenswerth zu erfabren, ob auch in anderen Gegenden dieses Wiedererscheinen einer Influenza-Epidemie zur Beobachtung gelangte.“

Gör lit, 17, August. Verschiedene Zeitungen haben in der lezten u die wunderbarsten Nachrichten über das Prinz-Friedrtch- arl-Nationaldenkmal veröffentliht. Wäbrend in einigen von dem Plan, ein Reiterstandbild zu erri{ten, die Rede war, sollte naŸ andcren das Denkmal gar schon erribtet sein, Aus zuverlässigster Ouelle wissen wir, daß alle diefe Nachribten den Thatsachen nicht ent- spreden. Sicher ift nur, daß einige Patrioten, welche die hoben militärisen Verdienste des bochfeligen Prinzen gewürdigt wissen wollen, zusammentreten werden, um das Projekt eines Prinz- Fciedri-Carl-Nationaldenkmals zur Auéführung zu bringen. Für die Betreffenden ist auch die Anshauung maßgebend, daß Diejenigen, welche {on vor Jahren für dieses Projekt gespendet haben, berechtigt sind, auch eine Verwirkliwung der Versprehungen zu sehen und daß die Erledigung dieses Punktes eine Chrenpflicht ist. Bezüglih des Standortes ist eine Entscheidung noch nit erfolgt, diese wird Sache des in den rätbsten Tagen zusammentretenden Comités sein, Görlitz dürfte insofern viel Aussicten habcn, als Stardort gewählt zu werden, als sich verschiedene Patrioten gefunden haben, welche erbebliche Schenkungen machen wollen, sofern Görli bevorzugt wird. In diescm letzteren Falle würde durch die Scbenkungen das Unternehmen finanziell \ckon vollständig gesithert sein, Die Leitung der Angelegenheit rubt jeßt in den sachkundigen Händen des Hauptmanns und Ingenieurs Hrn. Richard Lüders in Görlit.

Halle a. S,, 18. August, Der diesjährigen XYRI. Haupt- versammlung des Vereins deutscher Ingenieure, die beute und an den beiden folgenden Tagen bier in Halle, dem Sih des Thüringer Bezirksvereins, stattfindet, ging eine dreitägige Sitzung des aus dem engeren Vorstande und den Abgeordneten der Bezirksvereire bestehenden Gesammtvorstandes voraus, der hauptsächlich die auf der Tageésordnung der Hauptversammlung stehenden Gegenstände einer Vorberathung unterzog.

Die beutige erfte BVereinsfißung wurde kurz nah 9 Uhr Vormittags dur den ersten Vorsitzenden eröffnet. Der Berghauptmann Freiberr von der Heyden-Rynsch begrüßte die Versammlung im Namen der König- lichen Staatsregierung und des Ober-Bergamts, der Ober-Bürgermeister Staude überbrachte ber;liheGrüße der Stadtvertretung und der Bürger- \{aft von Halle, der Rektor der Universität Prof. Dr. Bernstein die- jenigen der Universität. Alédann nahm General-Sekretär Th. Peter s das Wort zur Erstaitung des Geschäftsberichts. N2ch einem kurzen RüdchLblick auf die Gründung des Vereins in Alexisbad tbeilte er zunächst mit, daß die Zahl der Mitglieder auf rund 6900 gestiegen sei. Im letzten Iabre habe si die Mitglieder:abl um 345 vermehrt, das laufende Jahr zeige rob eine stärkere Zunahme. Der Verein umfasse gegenwärtig 31 Bezirksvereine.

Es folgte”aledann ein Vortrag des Hrn. Schimming (Char-

lottenburg) über die Au8nußung der Brennstoffe und cin Vortrag des Dircktors Kurt über die Bitterfelder Thons-

im leßten Drittel des Jeli zwei Fälle ins Hospital kamen, die von ;

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