1890 / 200 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 20 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : dem prakt:shen Arzt Dr. wed.

Sanitäts-Rath zu verleihen.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Thierarzt Carl Warn cke zu Bärwalde

des Kreises Königsberg N.-M. übertragen,

Küstrin zurückgenommen worden.

Finanz-Ministerium.

Die durch Pensionirung ihres bisherigen Jnhabers er-

ledigte Stelle des Königlichen Rentmeisters der Kreiskasse zu Tilsit ist dem Rentmeister Shneiderreit zu Johannisburg verliehen und die Verwaltung der Kreiskasse in Johannisburg dem Kreissekretär Lapuse in Allenstein übertragen worden.

_ Abgereist: Se. Excellenz der Vize-Präsident des Staats- Ministeriums, Staatssekretär des Jnnern Dr, von Boettiche r, nah Karlsbad.

(Fortsezung des Amtlichen Theils in der Ersten Beilage. )

Nichtamtliches.

Deutsches Reid.

Preußen. Berlin, 20, August.

Ueber den Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers und Königs in Narwa liegen heute folgende telegraphische Meldungen des „W. T. B.“ vor:

Se. Majestät der Kaiser Wilhelm, Allerhöhst- welher Sich gestern mit Sr. Majestät dem Kaiser Alexander um 9 Uhr in das Manöverterrain begab, kehrte um 31/, Uhr Nachmittags nebst Gefolge nach der Villa Polowzew zurü.

Heute begaben Sih Jhre Majestäten um 81/, Uhr Morgens mittelst Sonderzuges wieder in das Manöverterrain.

Bei dem Besuh der Majeskäten in Narwa am Montag hatte der Bürgermeister Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm ein Album mit Ansichten von Narwa und eine im Jahre 1649 gedruckte Bibel, und die Kaufmannsgilde eine prähtig ge- bundene Beschreibung Narwas in deutscher Sprache überreicht.

Se. Majestät der Kaiser Wilhelm wird, wie „W. T. B.“ meldet, noch bis zum 21. August in Narwa verbleiben, sodann die zwei folgenden Nächte in Gomantowo zubringen, Sonn- abend, 23. d. M., in Peterhof eintreffen und Sih noch am Abend desselben Tages nah dem Galadiner in Kronstadt ein- schiffen. Das Civilkabinet Sr. Majestät geht bereits am Donnerstag von Narwa nah Peterhof ab.

Nr. 15 des „Marineverordnungsblatts“ enthält fol- gende Allerhöchste Kabinets-Ordres :

1) betreffend S. M. Fahrzeug „Pommerania“:

Ich genehmige, daß Mein Fahrzeug „Pommerania® aus der Liste Meiner i Miene, Ss gestriben wird, und beauftrage Sie, wegen weiterer Verwendung des Fahrzeugs das Weitere zu ver- anlafsen, An Bord M. Yacht „Hohenzollern“, den 10. August 1890, Wilhelm. In Vertretung des Reichskanzlers, Hollmann.

2) betreffend die Uniform der Feldwebel, Watht- meister und Vize-Feldwebel:

Ich genehmige, daß die Feldwebel, Wahtmeister und Vize-Feldwebel Meiner Marine, ausgenommen diejenigen der Marine-Infanterie, nach einer ohne Doppelrechnung der Kriegs- und Seefahrzeit zurück- gelegten aktiven Dienstzeit von 25 Jahren die Uniform der Dek- offiziere anlegen dürfen, bestimme aber, daß der Rock in diesen Fällen ohne Awselklappen, mit den bisher auf der Jacke getragenen Aermel- abzeiden aus\chließlich der Tressen in Gold bezw. Silber zu tragen ist. Sie haben biernach das Weitere zu veranlassen. An Bord M. Yacht „Hohenzollern*, den 10. August 1890. Wilhelm. In Vertretung des Reichskanzlers. Hollmann.

__ Die Sr. Majestät dem Kaiser und Kön ig gelegent- lih Seines Aufenthalts auf Helgoland dur t DSUtition überreichte Adresse dex Helgoländer hat folgenden Wortlaut :

erdur tau Gase Großmähtigster Kaiser und König,

Allergnädigster Kaiser, König und Herr !

__ Ew. Kaiserlihen und Königlichen Majestät nahen die Einwohner Helgolands mit der Bitte, Ew. Majestät in Ehr- furht huldigen zu dürfen.

Nachdem das vom Geiste des Friedens getragene Ab- kommen mit Jhrer britisch2n Majestät, unserer bisherigen erhabenen und gütigen Herrsherin, uns dem Herrscher desjenigen Reichs unterstellt, mt welhem wir durch Ab- stammung, Sprache und Sitte uns bereits Eins fühlen, bliden wir in Freudigkeit der Zeit entgegen, welhe mit der von Ew. Majestät soeben ausgesprochenen feierlichen Besißergreifung der ZJnsel für uns einbricht.

Die von Ew. Majestät kund gegebenen Allergnädigsten Verheißungen erfüllen uns mit dem Gefühle ehrfurchtsvollen Dankes und unwandelbarer Zuversicht, daß unter Ew. Majestät erhabener Regierung es uns gelingen werde, durch Ecfüllung des von uns hiermit abgelegten Gelöbnisses der Treue als Ew. Majestät gehorsame Unterthanen uns zu erweisen.

Ew. Kaiserlichen Majestät allerunterthänigste und gehorsamste Helgolander.“

Der Königlihe Gesandte am württembergishen Hofe Graf zu Eulenburg hat einen ihm Allerhöchst beri Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations-Rath von Kleist als Geschäftsträger.

Friedrih Otto Gustav Hahtmann zu Weißenfels den Charakter als

ist, unter Anweisung des Amtswohnsißes in Küstrin, die kommissarische Verwaltung der Kreis-Thierarztstelle für den südli hen Theil und die Ver- seßung des Kreis-Thierarztes Wegener von Zie lenzig nah

D N _Nr. 17 des „Marinebefehls“ enthält folgende Mit- theilungen über Schiffebewegungen. (Das um vor dem Loe. bedeutet Ankunst daselbst, nah dem Orte Abgang von dorl): S. M. Vermessfhrzg. „Albatroß* 17./7. List auf Sylt. (Poststation: Will elmshaven.) S M. S. „Ariadne* 15./7. Plymouth 28./7. 3./8. Arendal 14.,/8. Kallundborg. (Poststation: Kallund- borg, vom 24./8. ab Kiel. S. M. S. „Blücher“ Kiel. (Poststation: Kiel) S. M. S. „Carola“ 17./2. Sansibar. (Poststotion: Sansibar). S. M. Av. „Grille“ 30/7. Wilhelmshaven 6./8, 6 /8. Bremen. 7./8. Wilbelmshaven 7./8. 8./8. Hamburg 9./8. 9./8. Helgo- land 10./8, 10./8. Wilhelmshaven 10.8. 11/8. Hambur 12/8. 12./8. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Krzr. „Habicht“ 15./5. Kamerun. (Pofistation: Kamerun.) S. M. Fhrzg. „Hay“ Wilhelmshaven. S. M. Yat „Hohen- zollern“ 28/7. Wilhelmshaven 1./8. 2./8. Ostende 3./8. 4./8, Cowes 8./8, 10/8. Helcoland 10./8. 10./8. Wilbelmsbaven 10 /8. 12./8. Kiel. (Poststation: bis 17./8 Vorm. Reval, dann bis 21./8. Kronstadt, dann bis 24./8. Mtgs. Memel, dann bis 26./8. Pillau, dann Kiel.) S.- M. Knbt. „Hyäne“ 29/6. Kapstadt 26 /7. -— 16. /8. St. Paul de Loanda 20./8. Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Av. „Jagd“ 28./7. Wilbelméhaven 31./7. 1./8. Kiel (Poftstation: Kiel.) S. M. Knbt. „Iltis“ Yokohama 19.7. 31/7. Hakodate 9/8. (Posistation: Hongkong.) S. M. Gt. „Loreley* 24./5 Konstantinopel. (Poststation: Konstantinopel.) . M. S. „Luise* 28./6. Saßniy 30./7. 6 /8. Stokholm. 14 /8. Swinemünde. (Poststation: bis 23/8. Swinemünde dann Kiel.) S. M S. „Mars“ Wilhelmshaven. 12./8. Cuxhaven 14/8. Wilhelmskbaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Fhrzg. „Nachtigal* Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Vermessfbrzg. „Nautilus“ 2./7. Warnemünde. (Poststation': Kiel.) S M. S. „Niobe“ 22 /7. Chriftiansand 2./8. 4./8. Helsingör 11/8.—12.,/8. Saßniß 13./8, 15./8. Friedrichéort. (Poststation Kiel.) S. M. S. „Nixe*“ 21./6. Dartmouth 24./7. Azoren. (Poststation: San Miguel [ Azoren).) S. M. Shrzg. „Otter“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Minenschulschiff „Rhein“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Brigg „Rover“ 30,/6. Swinemünde 30./7. 6/8. Stockholm 14./8. Neufahrwafser. (Poststation: bis 23./8. Neufahrwasser, dann Kiel.) S. M. Krzr. „Schwalbe“ 19,/4. Sansibar. (Poststation : Sansibar.) S. M. Pzfhrzg. „Siegfried“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Sperber“ 5./6. Sydney 15/7. Apia. (Poftstation: Ayia [Australien].) S. M. Krzkory. „Victoria“ 26./7. Wilhelmshaven 9./8. 9/8. Helgoland 10./8. 10./8. Wilhelméhaven. (Post- station: Wilbelmébaven.) S. M. Knbt. „Wolf“ 25./7. Wladiwostock 11./8. 15./8. Fufan (Korea) 24 /8.) Nagasaki. (Poststation : Hongkong.) Kreuzer-Gesbwader: S. M. S. „Leipzig“ (Flagg- {ckiff) 17./6, Singapore 21/7, 29./7. Macafsar. 7 [8° ( Poftstation: Sydney [Australien!). S. M. S. „Alexandrine“ 1 /7. Sydney | Australien] 14 /7. Neu-Guinea-Schukgebiet. (Posistation : Sydney [Australien]) S. M. S. „Sophie“ 14./6. Singapore 21./7. 29./7. Macassar. 7./8. (Poststation: Sydney [Australien |.) Manöver- flotte: 1, Division (Mandöver-Geshwader): S. M. Pzsch. „Baden“ (Zlaggsciff), S. M. Pz. „Bayern“, S. M. Pzsch. „Oldenburg“ S. M. Pzsch. „Württemberg“, S. M. Av. „Zieten“, 2. Division (Vebungs-Ge|chwader): S. M. Pzsch. „Kaiser“ (Flaggschifff), S. M. Pzsch. „Deutsbland“, S. M. Pzsh. „Friedri der Große“, S. M. Pzsh. „Preußen“, S. M. Av. „Pfeil“, 28/7, Wilhelmshaven 1/8. 2/8. Borkum 4./8, 5/8. Geeftewünte 5./8. D A Es “e 16 A 9/8 9./8. Helgolan /8. ./8. Kiel. (Poststation: Kiel. S. M. S. „Irene“ 28/7. Wilbelméhaven 1./8. 2./8, Ostende 28 4./8. Cowes 8./8 10./8, Helgoland 10 /8, 10 /8 Wilbelms- hoven. 10 /8, 12./8. Kiel. (Poststaticn: bis 17./8. Vorm. Reval, dann bis 21./8. Kronstadt, dann bis 24./8. Mtgs. Memel, tann bis 26 /8. Pillau, darn Kiel.) 3, Division Torpedoboots-Flottille: S. M. Av. „Bliß“ (Flottillenfahrzeug), S. M. Torpedo- ivisionsboot „D 1‘, S. M. Torpedoboote ,8 9“, ,8 10°, „8 11°, „8 12°, »8 13°, „8 14“ (1. Torpedoboots-Division), S. M. Torpedo-Divi- sionstoot „D 5“, S. M. Torpedoboote „8 21“, 842°, 843", „8 45, „S 46° (2. Torpedoboots-Division) 28./7. Wilbelmshaven. 1./8. 2./8. Borkum 4./8. 5/8. Geestemünde 5./8. 6/8. Brunsbüttel 7./8, 7./8. Wilhelmshaven 9./8. 9./8, Helgoland 10./8. 15 /8. Kiel. (Poststation: Kiel) Panzerfahrzeugs-Flottille: S. M. Pzfhrzg. „Müde“, „Chamaeleon“, „Salamander“, „Viper“ Wilhelms- haven. (Poststation: Wilhelmshaven) 3. Torpedoboot-Divi- sion (Reserve): S. M. Torpedoboot „D 6“, S. M. Torpedo- boote „8 34°, „S 36°, 8 35°, „S 39°", „8 40°, „S 41° Riel. (Posistation: Kiel.) : Ablösungstransporte: für S. M. Kbt. „Wolf“: Heimreise Reichépostdpfr. „Braunshweig“ Shanghai 28./6. 7./7. Singapore 8/7. 14./8. Bremerhaven, für S. M. S. „Leipzig® und „Sophie* : Heimreise Dpfr. d. Nordd Lloyd „Kronprinz Friedrich Wilhelm“ Singapore 1./7, 3/8. Wilhelmshaven. Heimreise Reichepoftdpfr. „Brauns{weig“ Singapore 8./7. 14./8. Bremerhaven.

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ wird eine Uebersicht der Zuckermengen, welche in der Zeit vom 1. bis 15. August 1890 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung în den freien Verkehr zurückgebracht worden find, veröffentlicht.

Bayern.

„München, 19. August. Se. Königliche Hoheit der Prinz-Regent wird, der „Allg. Ztg.“ zufolge, am 24. d. M. von seinem Jagdaut fluge wieder hierher zurückehren. Am 17. September will der Prinz-* e in B-gleitung des Kriegs-Ministers von Safferling und anderer Generale dem legten Corps-Man över des I1. Armee-Corps bei Rothen- burg a. d. T. anwohnen. Wie bis jeßt bestimmt, werden Jhre Majestäten der König und die Königin von Ru- mänien am Mittwoh nah Sigmaringen abreisen.

Nach den gestern aus Pöcking nah München gelangten Nachrichten über den Gesundheitszustand des Hrn. Ministers a. D. Dr. Freiherrn von Luß sind die ohne- dies bedenklihen Athmungsbeschwerden neuerdings in um so besorgnißerregenderer Weise aufgetreten, als der Kräftezustand des Hrn. von Luß, wie die „Allg. Ztg.“ berichtet, sehr zu wünschen übrig läßt.

4 Baden. arlsruhe, 18. August. Se. Königlihe Hoheit der Großherzog, welcher von Weinheim kommend hier über- nachtete, konferirte, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, heute früh längere Zeit „mit dem Staats-Minister Dr. Turban. Um 11 Uhr 50 Minuten reiste Se. Königliche’ Hoheit nah Schloß Mainau weiter. _Jhre Königliche Hoheit die Groß- herzogin begab sich gestern Mittag nah dem Gottesdienst a r g Ge Le n A gros he rzog nah eillgenberg. re Königlichen Hoheiten kehrten Abends nah Séloß Mainau zurü. N ,

Sachsen-Weimar-Eisenach. Weimar, 19. August. Jhre Königlichen Hoheiten der

reisen am 25. d. nah Neustadt a. O. und gedenken

„Lh. C.“ zufolge, jonderen Festlichkeiten begangen werden. dazu sind im Gange.

Oesterreich - Ungarn.

Passau, Mainz und Köln nach Holland abgereist. re Kaiserlichen Hoheiten die Großfürstin Olga n und deren Sohn der Großfürst Alexis von Rußland sind

getroffen. Grofßbritanuien und JFrland.

Schleswig-Holstein hat si, nach der „A. C.“, vorgestern

baden begeben, wo sie einige Wochen unter der Behandlung. des Augenarztes Dr. Pagenstecher bleiben wird.

_ Der erste Lord des Schaßamts Smith ist nach dem: Kontinent abgereist und gestern in Paris eingetroffen.

Frankreich.

Paris, 20. August. Der Präsident Carnot hielt, nach einem Telegramm des „W. T. B.“, gestern Abend in La. Rochelle bei dem ihm zu Ehren veranstalteten Banket eine Rede, in welcher er sagte, Frankreih wende sih mit jedem Tage mehr der Beilegung der Parteistreitigkeiten zu. Der offenkundige Wille der Nation lege allen Franzosen die Pflicht auf, fih in ihren Anstrengungen zu vereinigen, um der Welt ein großes, ruhiges, durch seine Kraft Sympathie und Achtung: erweckendes Frankreich zu zeigen.

Einige Morgenblätter kündigen an, gewisse Gruppen der Kammer würden in der nähsten Session ihren Einfluß zuw Gunsten der Entfernung Floquet's vom Kammer- Präsidium und dessen Erseßung durch den derzeitigen Vize- Präsidenten Casimir Périer geltend machen.

Der italienische Botsafter Graf Menabrea übermittelte der französischen Regierung eine Denkschrift über die Ex- rihtung internationaler permanenter Sanitäts- kommissionen, welche an den Grenzen von Tunis und Persien, sowie in Suez und Bab-el-Mandeh ihren Sig haben follen. Wie der „Matin“ er- fährt, hat ferner der _Botschaster an den Minister Ribot die Anfrage gerihtet, ob Frankrei geneigt wäre, einer internationalen technischen Kommission bei- zutreten, welhe die Anwendung besonderer sanitärer Maßregeln gegen die Cholera studiren soll.

Der russishe Gesandte in Belgrad, Persiani, ist hier: eingetroffen.

__ Der Kardinal Lavigerie sucht, wie die „Nat.-Ztg.“ erfährt, hier im Jnteresse des Antisklaverei-Kongresses zu wirken. Der Kongreß soll wichtige Entschlüsse fassen, und zwar: 1) jedes nationale Comité. soll sih eine Gebiets- sphäre vorbehalten; 2) die nationalen Comités sollen Frei- willigen:Corps bilden; 3) die Mittel, die zu ergreifen wären, um Hülfsquellen zu eröffnen, sollen bestimmt werden; 4) es soll eine Jury ernannt werden, welche die Zuerkennung des Preises für das beste volksthümliche Werk über die Abz schaffung der Sklaverei vorzunehmen hat. Pater Angouard, Missionar im französishen Congogebiet, einem von Menschen- fress#n bewohnten Lande, hat erzählt, daß an dem Oberoubanghi (1800 km von der Küste) der Befehlshaber des fran- zösischen Postens, Hr. Maury und seine zehn shwarzen Sol- daten von den Eingeborenen verzehrt worden seien. Unter diesen Stämmen, die Pater Angouard zu civilisiren suche, gelte der Sklave nur als Shlachtfleish. Zufolge seiner dreizehn- jährigen SCprungon glaube er, daß man durch Matt- mittel der Sklaverei niht beikommen werde. Er spricht ih für die friedliche, civilisatorishe Methode aus, welche darin be- steht, Schulen und landwirthschaftlihe Stationen zu gründen,. wo man möglichst viele Kinder zu erziehen sucht. Eine solche Aufgabe, mit so ärmlihen Mitteln sie auch unternommen würde, werde mehr zu Stande bringen als eine Armee in Schlachtordnung. Unter allen Umständen werde man viel Zeit, viel Geduld brauchen und große Opfer bringen müssen, um einen wirklihen Erfolg zu erzielen.

Schweiz.

Bern. Die Einführung des neuen JInfanteriegewehrs und die bevorstehende Aenderung des Exerzier-Reglements, nos mehr aber die angestrengte Arbeit, welche seit Jahren in Folge der starken Vermehrung der abgehaltenen Schulen und

urse dem Jnstruktionspersonal, besonders der Jnfanterie, zugefallen ist, macht eine Erhöhung der Zahl der Jnfanterie-Jnstruktoren zur Nothwendigkeit. Der Bundesrath beabsihtigt damit eine Verbesserung der Stellung derselben in Verbindung zu bringen, um dur diese auf die Beschaffenheit des Personals günstig ein- zuwirken und wohl auch die Leistungen anzuerkennen, und hat nah der „Allgemeinen Schweizerischen Militär- Zeitung“ Nr. 29 vom 19. Juli 1890 zu diesem Ende der Bundesversammlung vorgeschlagen, die Zahl der Ae e Ura Ren auf 128 zu erhöhen. Es würden dann vorhanden sein: 1 Ober-Jnstruktor, 8 Kreis-Jnstruktoren, 1 Schieß-Jnstruktor, 36 Jnstruktoren erster Klasse (davon 3 dem Ober-Jnstruttor beigegeben, 1 für die Schießschule, je 4 für jeden Divisionskreis), 66 Jnstruktoren zweiter Klasse (je 8 für die Divisionskreise T bis VIL, 9 für den VIIL, 1 für die Schießshule), 8 Trompeter-Jnstruktoren und 8 Tambour-Jnstruktoren. Das Ausfsteigen in die höhere Stelle würde von dem Zurücklegen einer gewissen Reihe von Dienstjahren in der niederen abhängig sein und zum Jnstruktor erster Klasse nur derjenige ernannt werden können, wel nah Befähigung und Dienstalter volles Anrecht auf Bekleidung mindestens des Majorsgrades hätte.

Belgien.

Der Bischof von Lüttich hat zu einem am 7. Sep- tember d. J. zu Lüttih beginnenden internationalen G Es d Sozialkongreß folgende Einladung ergehen assen:

„Lüttich, 12. August 1890. Mein Herr! Ein dritter inter- nationaler fatholischer Kongrcß sozialer Werke wird in Lüttich unter

Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin werden den schon früher bcabsihtigten Aufenthalt im Neu städter Kreise

unserem Vorsiß am 7., 8., 9. und 10. September d. J. abgehalten werden. Wir haben die Ehre, Sie einzuladen, an den Arbeiten desfelben Theil

des Großherzogthums in der nähsten Woche nehmen. Sie j d die Städte des Kreises zu besuhen. Die Rüdckehr erfolgt p

30. August. Jn den DE Städten Thüringens wird, der: der Sedantag in diesem Jahre mit be- Die Vorbereitungen

Wien, 20. August. Zhre Majestät die Kaiserin und Königin if, wie „W. T. B.“ meldet, gestern von J\{chl über

eodorowne

vorgestern, nah der „Wien. Ztg.“, aus Rußland hier ein-

London, 20. August. Die Prinzessin Christian zu:

mit den Prinzessinnen Victoria und Louise nah Wies --

x

nehmen. Die Aktualität und die Wichtigkeit der auf sein Programm geseften Fragen, die Zahl, das Talent und die bobe Kompetenz der hen und ausländischen Notabilitäten. welhe uns ihre Theilnahme zugesagt haben, versprehen, daß diese Tagung den beiden vorange- gangenen, weder was das Interesse, noch was das Resultat angeht, irgend nachftehen wird. In einem Briefe, welchen Se. Eminenz der Kardinal Manning vor einigen Sagen an uns zu \{reiben geruht hat, versicherte dieser ausgezcichnete Kirchenfürst in liebenswürdiger Weise, wenn seine 82 Jahre ibm die Reise nicht unmöglih machten, würde er freudig zu unserem Kongresse herbeicilen, und fügte dann bei: „Die Arbeitsfrage if offenbar gestellt, sie wird niemals in Vergesjenheit gerathen können; ihre Lösung ist unvermeidlih ge- worden; die göttlihe Vorsehung selbst zeigt es uns, und der einzige universelle Einfluß, welcher hier leiten kann, ist der der Theilnahme und der Klugheit der katholishen Kirche.“ Diese Beurtheilung unserer sozialen Lage, der Pflichten, welche sie uns auferlegt, der Rolle, welche dabei unausbleiblich der fatholishen Kirche zufällt, ist von einer packenden Wahrheit; kein Wort auch wäre im Stande, besser den dringenden Aufruf zu rechtfertigen, welhen ich mir erlaube an Jhren Eifer für die Interessen der Gesellshaft und der Religion zu richten. Dicser Aufruf iff| übrigens nur ein \{chwaches und beschei- denes Echo der Lehren des weisen und voraussehenden Papstes, der die Mission erhalten, die Kirle in den fkritischen Zeiten, welhe wir dur{chleben, zu regieren. Se., Heiligkeit der Papst Leo XIII. fagt uns dur seine Worte, durch scine Schriften, durch seine Beispiele, turch- feine Aufmunterungen, welche er allen Unternehmungen angedeihen läßt, die eine heilsame Leitung der Ar- beiterbewegung unserer Epoche bezwecken, wie bedeutsam und dringend es ist, daß Alle über die sozialen Fragen aufgeklärt werden und

eine bürgerlihe und religiöse Pflicht darin erblicken, zu belfen, damit

die besten Lösungen hierfür gesucht, verbreitet und angewendet werden. Genehmigen Sie, mein Herr, den Ausdruck meiner besonderen Hoch- achtung. 7 Viktor Iosef, Bischof von Lüttich.“

Serbien.

Belgrad, 19. August. Die „Agence de Belgrade“ meldet entgegen anderweitigen Blättermeldungen, die Zustimmung des griehischen Kabinets zu der Besezung der Diözesen Prizren und Uesküb mit serbischen Bischöfen sei gewiß. Uebrigens sei Grund, anzunehmen, daß die Pforte den Wünschen der serbischen Regierung nicht abgeneigt sei; jedoch sei bisher serbischerseits kein aktiver Schritt in dieser Angelegenheit unternommen worden.

Dänemark.

Kopenhagen, 19. August. Die Offiziere des öster- reihischen Geshwaders begaben sih, d.m „W. T. B.“ zufolge, mit dänischen Offizieren Nachmittags nah Skodsborg, wo das vom Marine-|Minister veranstaltete Diner stattfand. Später legte eine Deputation der ö ster- reihishen Offiziere auf das Monument des Admirals Suenjon einen Palmenkranz mit der Jn- schrift nieder: „Dem tapferen Admiral und den wadckeren dänishen Streitern von 1864 von den K. K. Kriegs- kameraden.“

Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 18. August. Dem „Reuter'’shen Bureau“ zufolge kündigte der Senator Edmonds an, er werde Amendements zur Tarif- vorlage beantragen, dahingehend, daß der Präsident er- mächtigt werde, wenn immer ein fremdes Land ungerechte Differentialzölle gegen die Erzeugnisse der Ver- einigtenStaaten in Anwendung bringt, die Erzeugnisse dieses Landes auszuschließen, und ferner, wenn er überzeugt ist, daß ein Zucker erzeugendes Land die Zölle auf die landwirthshaftlihen Erzeugnisse der Vereinigten Staaten abgeschafft hat, die Ein fuhr- zölle auf Zucker aus einem solchen Lande zu er- mäßigen oder gänzlih abzuschaffen.

Uruguay. Montevideo, 18. August. Der „Times“ zufolge ist die hiesige politishe und finanzielle Lage als eine sehr gespannte zu bezeihnen. Der Präsident habe La veranlaßt gesehen, militärishe Vorsichtsmaßregeln zu effen.

Afrika.

Kapstadt, 30. Juli. Eine von Sir Thomas Upington gestern in der Assembly eingebrahte Res o- [lution lautet, der „A. C.“ zufolge:

1) Daß jeder Vorschlag, die direkte Kontrole des Parlaments der Kapkolonie über das Walfish-Bai-Gebiét zu hindern, vom Volke dieser Kolonie übel vermerkt werden wird; 2) daß diese Kolonie gegen jede Veränderung der Grenze der Walfish-Bai ist, wie sie von P. B. Wrey festgestellt wurde; 3) daß unter dex gegenwärtigen Ver- hältnissen Zölle in der Walfish-Bai erhoben werden sollten.

Hierzu stellte Mr. Rhodes die folgenden Amendements:

_§. 3 wie nachstehend zu fassen: „Die Aufmerksamkeit der Re- gierung auf die Erhebung von Zöllen in der Walfish-Bai zu richten“ und ferner hinzuzufügen: „Dieses Haus bedauert, daß die Regierung dieses Landes nicht direkt vertreten war bei den kürzlichen Verhand- lungen zwischen der britishen Regierung und dem Deutshen Reiche, soweit es sih dabei um Gebiete \südlih des Zambesi handelte. Das Haus glaubt, daß die Kolonie künftighin eine Stimme haben jollte bei neuen Regulirungen der Grenzen südlih des Zambesi.*

Centralblatt der Bauverwaltung. Herausgegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten. Nr. 33. Inhalt: Amtliches : Zusammenseßung der technischen Prüfungsämter in Preußen für die Jahre 1890 bis 1893. Perfonal-Nachrichten. Nichtamtlickes : Makedonische Königssarkophage, Bauten der nationalen Ausftellung von 1891 in Palermo. Bauausführung der zweiten Weihselbrücke bei Dirschau (Fortseßung). Statistik der Eisenbahnen Deutschlands im Betriebsjahre 1888/89. Preis- aus\chreiben der Londoner Thurm-Gesellshaft. Vermischtes : Preis- aus\s{reiben zur Erlangung von Plänen für ein Museum in Rostock. Ausführung eines Kaiser Wilßelm-Denkmals in Karlsruhe. Versuche über die Froftbeständigkeit natürliher und künstliher Bau- fteine. Belastungsversuche mit einem Monier-Gewölbe. Besuch der eidgenössischen polytehnishen Schule in Zürich.

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Gin von einem Ges{äftsherrn mit einem minderjährigen Gehülfen abgeshlossener Dien vertrag wird, nah einem Ur- theil des Reichsgerichts, I. Civilsenats, vom 22. März 1890, in allen seinen Theilen wirksam, wenn der Gehülfe nach erlangter Großijährigkeit mit voller Kenntniß des Vertrages das Vertrags- verhältniß fortgeseßt hat.

In Bezug auf die Bestimmung des §. 15 II, 3 des Preuß. Allg. Landrehts („Auch Geschwister ersten Grades müssen ihren Geschwistern, die sich selbst zu ernähren ganz unfähig sind, den nothdürftigen Unter- halt reihen“) hat das Reichsgeriht, 1V. Civilsenat, dur Urtbeil vom 8. Mai 1890 auegesprochen, daß, wenn auf Grund polizeilier An-

ordnung eine miitellose F wegen Geisteskrankheit in einer Irrenanstalt untcrgebraht worden, die Geschwister die Ver- pflegungskoften in dieser Anstalt zu tragen haben.

Kunst und Wissenschaft.

Aus Stuttgart wird der „A. Ztg.“ gemeldet, daß der ordent- lie tttnor des Staats- und Völkerrechts an der Universität Heidelberg Dr. August von Bulmerincq am 18. d., Vor- mittags, daselbst sanft verschieden ist. Bulmerincq hat in seinem Fache auch eine große literarishe Thätigkeit entfaltet. Er war 1822 geboren.

Der „Allgemeinen Zeitung“ wird geschrieben: Wo das Knie des mittleren Main-Laufes zwischen Miltenberg und Groß-Krotzen- burg in die Fluchtlinie des vom Hohenstaufen bis zum Taunus sih erstreckenden rheinishen Limes fällt, bildete der Strom, gedeckt von festen Kastellen, die Grenze des Römerreihs. Die Auffindung dieser Bollwerke, und damit eine wihtige Bereiche- rung unserer ges{i{tlihen Landeskunde, verdankt man dem Kreis- ridter a. D. Conrady in Miltenberg. Nachdem er bereits 1884 unter mühsamen Arbeiten das Vorhandensein eines großen römischen Kastells innerhalb des Städthens Obern- burg am Main nahgewiesen hatte, meldete er neuerdings über wichtige Funde zu Obernburg. Als sehr wichtig erscheint eine wohlerhaltene, 1,02 m hohe ara aus rothem Sandstein mit hübscher Ornamentirung und einer Inschrift auf der Vorderseite, welche die Widmung des Altars an den syrischen Soldatengott dur die vexillatio legionis XXII agentium in lignariis sub principalibus Tito Volusenio Sabino et Tito Honoratio Dentiliano (Abthbei- lung Holzarbeiter unter ihren WBorständen),. und zwar im Jahre 207 n. Chr., bezeugt. Die linke Seite weist zwei durh eine mäanderartige Doppelfigur verbundene Donnerkeile auf, die nicht bloß das Symbol des Gottes, sondern auch - ein Kohortenzeihen der 22. Legion vorstellt; die rechte stark be- \hädigte Seite zeigt einen springenden Steinbock, dessen hintere Hälfte in einen Fischleib mit dreigezackter Sc&wanzflosse endigt: gleihfalls ein Kolortenzeihen der 22. Legion. Von noch größerer Bedeutung ist ein Grabdenkmal, das mit Bestimmtheit spätestens in die ersten Jahrzehnte des 2. Jahrhunderts n. Chr. zu fetzen ift, also 50 Jahre früher als die bis jeßt bekannten Urkunden von diesem Theile des Limes, und eine bisher nicht geahnte Per- spektive in die gefestigten Zustände dieser Grenzstation am Mittelmain eröffnet. Der Fundort ist die wahrscheinliche Gräberstätte vor dem Kastell, Das mit reihem figürlichen, aritektonischen und symbolis&en Scmuckwerke verzierte Denk- mal ift recht ausdrucksvoll und ni{t ohne gewisse flotte Mannig- faltigkeit und anmutbende Sinnigkeit entworfen, aber die Ausführung leidet an der naiven Unbeholfenheit und Derbheit, welche den meisten rômishen Skulpturen in der Provinz anklebt. Die Vorderseite zeigt ein Ehepaar, den Mann ausgestreckt auf dem Lectum, vor ihm etn dreibeiniges Tischchen, zu seiner Rechten die auf einem bohlehnigen Sessel sißende Gattin, welhe einem Hündchen einen Bissen reit, zur Rechten einen bedienenden Sklaven; die Krönung bildet ein schlafender Eros auf einer Basis, welbe auf beiden Seiten Delphine zieren. Die linke Schmalseite zeigt einen bärtigen Mars, darüber einen Pfau, die rechte eine Victoria, welhe mit dem Stilus auf einen Schild schreibt. Alle drei Seiten tragen Inschriften, die Vorder- seite die Widmung des Ehepaares ; weil ibre Lesung indessen seltt Autoritäten, wie Hammeran, Hübner und Mommsen mit Sicherheit bis jeßt nit gelang, so sei auf Hrn. Conrady’s Abhandlung in der „Westdeutschen Zeitshrift* verwiesen. Von hohem Interesse ist end- lih noch@ die Auffindung eines Wachthauses, 650 Schritte von der linken Kastellflanke entfernt, welches in Bauart und Auëmaßen voll- ständig mit den Wachthäusern an der Mümlinglinie in Einklang steht, sodaß dadurch von Neuem die Frage nach dem innern Zu- sammenhang zwischen der Limes-Station Obernburg und der Mümling- linie aufgeworfen wird,

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

Oesterreih- Ungarn.

Die Königlih ungarishe Seebehörde zu Fiume hat die für Uen aus Alicante und Taragona angeordnete 7 tägige

uarantäne (vergl. „Reihs-Anz.* Nr. 162 vom 7. Juli 1890) auf sämmtliche europäishe Häfen Spaniens ausgedehnt.

Rußland.

Durch eine im Odessaer Amtsblatt vom 13./1. August 1890 ver- öffentlichte Bekanntmachung des Stadt-Hauptmanns zu Odessa sind die Häfen Arabiens für von der Cholera verseut erklärt worden. Ta von diesen Häfen kommenden Schiffe unterliegen einer Beob- achtung.

Portugal,

Dur eine in der Nr. 181 des „Diario do Governo“ vom 12. August 1890 veröffertlihte Verfügung des Königlich portugiesi- \{en Ministeriums des Innern sind die Häfen von Japan für seit dem 15, Mai von Cholera „verseucht“ erklärt worden.

Rumänien.

Die aus Hâfen des Rothen Meeres, aus Djeddah und aus Jambo anlangenden Schiffe sollen nur dann in den rumänischen Hâfen von Sulina und Constanza zugelassen werden, wenn dieselben zuvor in einem türtishen Hafen, in welhem sich ein Lazareth be- suvel, den dort bestehenden Vorschriften über Quarantäne genügt aben.

Bulgarien.

Die bulgarishen Quarantänebehörden in Varna, Burgas und Baltschik haben Weifung erhalten, die aus dem Hedsbas und aus Mefopotamien kommenden Schiffe einer fünftägigen Quarantäne zu unterwerfen.

Paris, 19. August, Da die Häfen von Arabien, wie „W, T. B." meldet, als choleraverdähtig angesehen werden, so müssen die Schiffe, die aus Indohina kommen und in Aden angelegt haben, in Algier oder Toulon einer Beobachtungs- Quarantäne unterworfen werden.

Madrid, 19. August. Einige Cholerafälle sind in Tortosa (Provinz Tarragora) vorgekommen. Eine Depesche aus Malaga meldet, „W. T. B.* zufolge, einen Cholerafall an Bord eines englishen Dampfers, welher aus Valencia ge- kommen war. Der Dampfer wurde unter Quarantäne gestellt.

Konstantinopel, 19, August. Die „Agence de Konstan- tinople* ist zu der Erklärung ermähtigt, daß die Meldung, die hiesige englishe Botshaft hätte Mittheilung von dem Ausbruch der Cholera in Nikolajew erhalten, mit den der Botschaft zugegangenen Berichten in Widerspru stehe.

Verkehrs - Anstalten.

Laut telegraphischer Meldung aus Düren ist die erste Tagespost aus London vom 19, d, M. ausgeblieben ; Grund: Schiff bis Abfahrt des Zuges aus Ostende nicht

gelandet. London, 19, August. (W. T. B.) Der Union-Dampfer

eNubian“ ift gestern auf der Auéreise von Capetown abgegangen.

Theater' und Musik.

Victoria-Theater.

Das neue Stück „Die Million“, welhes am Freitag in Scene geht, berührt in seinem durchaus modernen Lustspielinhalt ver- \chicdene Ereignisse der jüngsten Vergangenheit. Das Stück enthilt

drei große zur Handlung gehörige Ballets, voa denen jedes cin?n

} anderen Stil zeigt. Das Balletpersonal des Theaters if zu den

2 uffühcungen der „Million“ verdoppelt worden.

Kroll’s Theater. Gesiern Abend eröffnete Hr. Emil Göße ein zweites Gastspiel an der Kroll’shen Bühne als Faust in Gounod's „Margarethe“, welches Stück bei dem ersten Gaft!piel bereits angeseßt war ; wegen Schwierigkeiten, die sich bei der übrigen Rollenbeseßung her- ausgestellt hatten, mußte die Aufführung damals unterbleiben. Hr. Götze hat als Faust früher bereits große Erfolge errungen. und auch gegenwärtig noch ift seine Leistung eine in gesangliher und \chauspielerisher Beziehung hervorragende. Die Stimme des Gastes hat ihren Wohllaut wobl unverändert, aber nicht die frühere Voll- kraft in der Höbenlage behalten; vortrefflich gelingt es dem Sänger wie früher, die Faust-Gestalt charakteristish auszugestalten, sodaß es ihm an Beifall nit feblen konnte, der nah der Arie „Sei mir gearüßt, du «keilige Stätte* seinen Höhepunkt erreidte. Als Margarethe konnte Frl. Gladski wohl befriedigen, ohne aber eine tünstlerisch vollendete Leistung darzubieten, da der Ton in der Höbe zuweilen unrein erschien; im Uebrigen erfreute die Sängerin auch gestern dur die Frishe ihres Spiels und thr sympathisches Auftreten. Der Mephisto des Hrn. Riechmann war so trefflich wie bei früheren Aufführungen. „Den Siebel sang Hr. Rüdiger ohne Tadel. V s / Am Donnerstag geht „Don Juan“ wiederholt mit Fran- ceêco d’Andrade in der Titelrolle und mit der neulichen trefff- lihen Beseßung der übrigen Partien (Fr. Heink, Fr. Hadinger u. f. w.) in Scene. Emil Göße singt am Sonntag den - Propkbeten“, eine Partie des berühmten Tenoristen, welche Berlin lange keine Gelegenheit gebabt hat zu höôren, Miß Mar- guerite Macintyre singt am Freitag nobmals die Leonore im e Troubadour“. Das Gastspiel findet an diesem Abend seinen Ab-

luß. Belle-Alliance-Theater.

Nachdem der „Nautilus* seinen Dienst gethan und Monate hindurh das Repertoire beherr\cht hatte, ist er gestern von dem „Dorfteufel“, einer Dorffomödie von Ferdinand Nesmüller, abgelöst worden. Viel if über dieses harmlose Werk niht zu sagen. Es ift eine Birch-Pfeifferiade der besten Sorte, im Stil der eSrille* gehalten, aber alles vergröbert und verwässert. Auf Wahr- \cheinlihfeit macht dieser „Dorfteufel* nit den geringsten Anspru ; es werden da Verhältnisse und Menschen geschildert, wie sie in Wirk- lihfkeit nirgends zu finden sind. Die naîive Auffassung, welche der Autor von Welt und Menschen zu haben {eint und auch in anderen Werken bekundet, erfordert naiove Zuhörer und bei solhen mag der „Dorfteufel* denn auch freundlihe Aufnahme firden. Eine tolche wurde ibm auch von dem Publikum des gestrigen Abends bereitet. Die Darsteller gaben sich retlihe Mühe, den w?senlosen Gestalten Leben einzuflößen, es gelang ihnen aber nur theilweise; für die Dar- stellung derartiger Bauernkomödien fehlt es im Belle-Alliance- Theater an einem geeigneten Ensemble. Recht gefällig führte sich Frl. Therese Bellau in der Titelrolle ein; Frl. Alberti und Frl. Oen thaten ihr Vestes, ohne es zu cinem Erfolge bringen zu önnen.

Heute geht „Der Dorfteufel“ zum zweiten Male in Scene“. Im Sommergarten findet wieder eins der beliebten Volksfeste ftatt. Sämmtliche Spezialitäten treten auf, auch veranstaltet die unifor- mirte Theaterkapelle ein grozes Garten-Concert. Die Preise zur A betragen heute für das Parquet 1 Æ, für den Ein- tritt 50 -.

Albert Heint, der si bereits durch seine Aufsäße über die Entwicklung der Motive in R. Wagner's Opern einen vortbeil- haften Ruf erworben hat, und dessen Motiverklärungen zum „Par- sifal*, zu den „Meistersingern“ und zu „Tristan und Isolde“, die in der Lestmann’ schen „Allgemeinen Musikzeitung* veröffentliht wurden, eine sehr günstige Aufnahme gefunden haben, hat gegenwärtig einen „Wegweiser durch die Motivenwelt der Tetralogie: „Der Ring der Nibelungen“ in besonderer Rücksiht auf ihren organischen Zusammenhang mit dem dihterischen Inhalt des Dramas be- gonnen, der in einer Reibe von Aufsäten in derselben Zeitung weitergeführt wird. Die {lichte und zugleich Überzeugende Darstellungsweise des Ver- fafsers ist hinlänglich bekannt. Sehr interessant aber dürfte es er- seinen, daß Heiny an geeigneten Stellen die Aeußerungen des Meisters felber aus seinen gesammelten Schriften anführt, aus denen oft hervorgeht, wie uns die künstlerische Reinheit seines Ideals, die mitunter verkann: worden ift, seinem Schaffen ftets zu Grunde ge- legen hat. Wir verfehlen nit, unsere Leser auf diese sehr gediegenen und flar geschriebenen Aufsäße der „Allgemeinen Musikzeitung® bes sonders aufmerksam zu machen,

Maunigfaltiges.

Aus Anlaß des Aufenthalts Jhrer Majestät der Kaiserin in Saßnity sind, wie der „Gr. Kr.-Anz.* meldet, verschiedenen Beamten Geschenke überreicht worden. So haben die Beamten und Unterbeamten des Postamts werthvolle Andenken bezw. Geldgeschenke erhalten. Dem während des Aufentbalts der Kaiserin mit der Leitung des Postamts beauftragten Po)\tsekretär Bracht in Pyriß sind ein Paar mattgoldene Manschettenknöpfe mit dem Kaiserlihen Adler in Brillanten, zwei anderen älteren Beamten ebenfalls goldene Man- \chettenknöpfe ohne Brillanten, den beiden Postgehülfen je eine goldene Busennadel mit Perlen und Stein und jedem der fünf Unterbeamten 50 M baar dur den Hofftaats-Sekretär Burow im Auftrage der Kaiserin überreicht worden.

Die Auslage der Königlichen Porzellan-Manufaktur in der Leipzigerstraße zeigt seit einigen Tagen, wie die „N. Pr. Ztg.“ schreibt, eine Reibe wundervoller Porzellanmalereien nach den Ent- würfen des Direktors, Professors Kips. Die Platten, deren äußere Form sich dem Rokokostil anpaßt, zeigen in dunkelblauer Farbe auf weißem Grunde Ansichten von Berlin, insbesondere von den Spree- ufern und aus dem Spreewald. Dieselben sind für einen neuen Palastdampfer des Norddeutschen Lloyd in Bremen bestimmt, welcher auf der Werft des „Vulkans* vollendet ist und am Anfang des nächsten Monats seine Probefahrt ablegen wird. Der Dampfer führt den Namen „Spree“ und soll in die Snelldampfer- Flotte des Norddeutschen Lloyd auf der Linie Bremen—New-York eingereiht werden. Für einen zweiten, genau ebenfolhen Dampfer, welcher den Namen "PaeE führen wird, liefert die Königliche Porzellan» Manufaktur ähnliche als Füllungen in den großen Speisejälen und den Rauczimmern bestimmte Platten, welhe Ansichten von den Havelufern zum Vorwurf haben.

Die Heberolle für Kirchensteuer für das Jahr 1890/91 (10 %% der klafsifizirten Einkommensteuer und Klassensteuer, mit Aus- \chluß der sechs untersten Stufen der leßteren) wird, wie die „N. A. Z * mittbeilt, von jet ab bis zum 1. September einschließli in der Kasse der vereinigten Kreis\ynoden Berlins, Poststraße 15, Hof 1 Treppe, täglih in den Stunden von 9 bis 3 Uhr, zur Kenntniß- nahme öffentlih ausliegen. Reklamationen gegen die Veranlagung sind, mit den erforderlihen Beweismitteln versebén, bis zum 19. No- vember, Poststraße 15, \{hriftlich anzubringen, können aber die Ein- ziehung der Umlagebeträge nit aufhalten.

Hauptmann Jourdan von der Artillerie: Prüfangskommission, eines der Opfer der Kummersdorfer Geschüßerplesion, welcher eine Granatshußverleßung des Fußes erlitt und si{ in der Behandlung des Professors Dr. Shüller befand, is, der „Post“ zufolge, seiner Heilung nabe und wird, aller Vorautsiht nah, dienstfähig bleiben. Graf von Monts, Lieu‘enant zur See, das andere Opfer der Ka- tastrophe, ist zu weiterer Pflege aus dem Krankenbause ia die Wohe- nunz seiner Mutter, der Gräfin Monts, nach Charlottenburg über-

gesiedelt.