1890 / 203 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

lihes. Das West-Corps nahm seine Stellung hinter dem Dorfe Opolge, als der Kampf vorüber war. Der Verlauf des Manövers bot niht nur dur den oßartigen Kampf zwischen der gesammten Artillerie der Leiden sich feindlich gegenüberstehenden Corps Juteresse, sondern . au dadur, daß das Ost:-Corps den Gegner von einem ge- fesselten Ballon aus beobachten ließ und daß die Militär- Telegraphie eine emsige exakte Thätigkeit entfaltete.

Nach beendigtem Manöver wurde von den hohen Herr- Jhaften das Dejeuner eingenommen und dann die Rückfahrt nah Narwa wieder mit Sonderzug von der Station Weimaren aus angetreten.

Am Donnersiag war, wie bereits gemeldet, Ruhetag; Mittags siedelten die Majestäten nah Gomantowo über, wo am Freitag das Manöver fortgeseßt und Nahmittags beendigt wurde. Ueber diesen lezten Manövertag meldet „W. T. B. aus Gomantowo: „Das Ost-Corps erwartete in Schlachtlinie concentrirt das West-Corps únd warf dasselbe nah einem hartnäckigen Kampfe zurü.“

Wie seiner Zeit gemeldet, hat Se. Majestät der Kaiser und König am 21. Juni dem 2. Bataillon der Haupt- Kadettenanstalt eine Fahne verliehen. Das „Mil.- Wochenbl.“ theilt jezt mit, daß während der Nagelung dem Commandeur des Kadetten-Corps eine Allerhöchste Kabinetsordre überreiht wurde, in welcher es heißt :

„Jch will dem Kadetten-Corps einen besonderen Beweis Meines Wohlwollens und Meiner Zufriedenheit mit seinen langjährigen guten Leistungen dadurch geben, daß Jh dem 9. Bataillon der Haupt-Kadettenanstalt eine Fahne mit dem Säfularbande verleihe. Jch. vertraue fest, daß das Kadetten- Corps in dem Geiste der Gottesfurht, der Königstreue und der Vaterlandsliebe, in welchem es Meiner Armee unge- zählte Reihen der bravsten und tüchtigsten Offiziere erzogen hat, unverbrühlih weiter verharren und diesen Geist zum Heile des Vaterlandes bis in die fernste Zukunft pflegen wird. Jh bestimme im Verfolg Meiner Ordre vom heutigen Tage, daß die bisherige Fahne des Kadetten-Corps in Zukunft von dem 1. Bataillon der Haupt-Kadettenanstalt geführt wird.“

An Zöllen und gemeinschaftlihen Verbrau ch38- steuern (einshließlih der kreditirten Beträge) sowie anderen Einnahmen im Deutschen Reih sind für die Zeit vom 1. April 1890 bis zum Schlusse des Monats Juli 1890 zur Anschreibung gelangt : :

Zölle 137 007 751 AMÆ (gegen denselben Zeitraum des Vorjahres + 14851385 A), Tabacfteuer 2940562 M (+—- 360882 S6), ZBudermaterialsteuer 31 551 807 M

(— 1 582 342 A6), Verbrauchsabgabe von Zuder 16 823 258 H S 3016 440 Mé), Salzsteuer 11 839 462 M (+ 1 250 065 M6),

aishbottih- und Branntweinmaterial-Steuer 2 437 222 zu 24 365 M) ( Verbrauchsabgabe von Branntwein und

ushlag zu derselben 39 338 452 M (+ 5 585 283 M), Brau- euer 9 067 101 M (+ 89495 A), Uebergangsabgabe von Bier 1 055 630 M (+ 94555 M), Summe 188 957 631 M + 23690126 M). Spielkartenstempel 292820 A 41 14657 M6), Wechselstempelsteuer 2597543 M (+ 195001 V

tempelsteuer für a. Werthpapiere 1 974917 4 (—2516246 M), b. Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte 4 125916 574125 M6), c. Loose zu Privatlotterien 161 626 M 81427 M), Staatslotterien 1 984 403 M (+ 9767 M)

ost- und Telegraphen - Verwaltung 72038177 tr 3 352 137 M6), Reichs-Eisenbahn-Verwaltung 18 322 000 + 1 320 000 é). ;

Die zur Reichskasse gelangte Fst-Einnahme ab- züglih der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten be- trägt hei den nahbezeihneten Einnahmen bis Ende Juli 1890: Zölle 125 387 348 M. (+ 15 646 723 M), Tabadsteuer 2 411 978 M6 (+ 73 332 M6), Budermaterialsteuer 33 809 061 6

—+ 6 506 385 M6), Verbrauhsabgabe von Zuder 19 297 573 H + 5 402 497 M), Salzsteuer 11 996 919 M (+ 34644 M), Maischbottih- und Branntweinmaterialsteuer 7 023 899 F 479254 M), Verbrauhsabgabe von Branntwein und ushlag zu derjelben 34053401 #4 (+ 4392041 M),

rausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 8 603282 (+ 156 286 6); Summe 242 583 461 M6 (+ 31 732 654 M). Spielkartenstempel 382 221 M (— 18 069 4).

Aus St. Petersburg meldet „W. T. B.“/: Der Reichskanzler von Caprivi besihtigte am Freitag Morgen die Peter Pauls-Festung, machte darauf dem deuten Bot- \haster von Schweinig einen Besuch und begab sich um 2 Uhr Nachmittags zu dem Minister von Giers, um mit dem- felben zu fkonferiren. Nah der Konferenz besuchte der Neichskanzler die Botschaster der auswärtigen Mähhte. Abends um 7 Uhr fand bei dem Botschafter von Schweiniß ein diplomatishes Diner statt. Heute Vormittag um 9 Uhr hat sih der Reichskanzler von Caprivi nah Peterhof begeben.

Die deutshe Kolonie in St. Petersburg veranstaltete

es zu Ehren der deutshen Marine-Dffiziere ein Diner im achtklub.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich sähsishe Geheime Staatsrath Dr. Heerwart ist vom Ur- laub hier angekommen.

Der kommandirende General des Garde-Corps, General der Jnfanterie Freiherr von Meerscheidt-Hüllessem hat fih in das Manöverterrain begeben, ebenso der Commandeur der 2. Garde - Jnfanterie - Division, General - Lieutenant von Kaltenborn-Stachau und der Commandeur der 1. Garde-Jnfanterie-Divi sion, General-Lieutenant von Sobbe.

Der Direktor der Handwaffen-Abtheilung des Kriegs- Ministeriums, General-Lieutenant Müller hat eine Dienst- reise angetreten.

S. M. Schiffsjungen-Schulshiff „Nixe“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Pre von Maltzahn, ist am 10. August in San Miguel (Azoren) eingetroffen und beabsihtigt, am 10. » » jenen nach Las Palmas (Canarische Jnjeln) in See zu gehen.

ierungs-Präfident hat,

u“ berichtet, in einem

Breslau. Der Königli&e wie die Schweidnißer „Tägliche Runds

Runderlaß den ihm untergeordneten Organen ein Erkenntniß

des Königlichen Kammergerichts mitgetheilt, wona ent- schieden worden ist, daß da, wo eine Frohnleihnams- prozession 2c. seit jeher ohne Musikbegleitung statt- efunden hat, in der nunmehrigen Heranziehung einer usikkapelle, auh wenn diese lediglih den Gesang der Prozessionsgänger zu unterstüßen bestimmt ist, eine Abweichung von der hergebrahten Art im Sinne des §. 10 des Vereins- geseßes vom 11. März 1850 zu erblicken, und daß deshalb zur Ver- anstaltung solcher Prozessionen gemäß §. 9, 10 a. a. O. die polizeiliche Genehmigung einzuholen ijt. Zur Begründung dieser Entscheidung wird in dem fraglichen Erkenntniß aus- geführt, daß eine stille Prozession sih von einer geräusch- vollen, durch Musikbegleitung mit größerem Gepränge um- gebenen wesentlih unterscheidet, und daß eine Prozession mit ungewohnter Musikbegleitung ganz dazu geeignet ist, durch Herbeilockung größerer Vienschenmengen Verkehrsstörungen herbeizuführen und in einem Orte gemischter Konfession sogar den konfessionellen Frieden zu gefährden.

Sigmaringen, 23. August. Se. Majestät der König von Rumänien weilt noh einige Tage hier. Jhre König- lihe Hoheit die Fürstin von Hohenzollern ist von Bad Pyrmont zurüdgekehrt.

Württemberg.

Friedrihshafen, 20. August. um Besuch Jhrer Majestäten traf, wie der „St.-A. ? W.“ meldet, der Herzog Franz von Teck mit seinem Sohne, dem Fürsten Alexander, von Villa Seefeld hier ein und kehrt nah dem Diner dorthin zurü.

Baden.

Karlsruhe, 21. August. Se. Königlihe Hoheit der Großherzog wird \sih, der „Karlsr. Ztg.“ zufolge, am 24. d. M. nah Stockä h begeben, um dem dort stattfindenden dritten Kriegerfeste beizuwohnen.

Mecklenburg-Schwerin.

Schwerin, 23. August. Se. Königlihe Hoheit der Großherzog und Jhre Kaiserlihe Hoheit die Groß- herzogin haben gestern, wie „W. T. B.“ meldet, an Bord R „Conqueror“ den Hafen von Brest wieder ver- assen.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Weimar, 22. August. Nach der „Th. C.“ gedenkt Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin Ende dieses Monats Helgoland zu verlassen.

Oesterreich -Ungarn.

Wien, 23. August. Die gestrige „Wiener Ztg.“ ver- öffentlicht das Allerhöchsten Orts genehmigte Statut für den Zollbeirath. Nach demselben besteht der Zollbeirath aus dem Vorsißenden und 49 Mitgliedern. Den Vorsiß et der Handels- Minister, in seiner Verhinderung einer er vom Handels - Minister aus den Beamten des Kaiserlihen und Königlihen Handels - Ministeriums er- nannten zwei Stellvertreter, welhe zugleich dem Zoll- beirath als ständige Mitglieder angehören können. Von den Mitgliedern werden 18 ständig und 31 auf Vorschlag der Handels- und Gewerbekammer für die Dauer von drei Jahren ernannt. Der Zollbeirath versammelt sich auf Ein- ladung des Handels-Ministers nah Bedürfniß. Er bildet aus seiner Mitte eine allgemeine Kommission und Fachabtheilungen, welche vom Präsidium direkt nach Bedürfniß einberufen werden. Die nah Anhörung des Zollbeiraths vom K. und K. Finanz-Ministerium im Einvernehmen mit demK. und K. Handels- Ministerium nah freiem Ermessen gefällten Entscheidungen werden mit einer kurzen, die Anwendung der Entscheidung als Norm für analoge Fälle ermöglihenden Begründung ver- öffentlicht. : i

Die Handelskonvention zwishen Desterreih- Ungarn und Egypten, sowie das Protokoll über die An- nahme des Zollreglements sind, wie der „Presse“ aus Kairo gemeldet wird, daselbst am 16. d. M. von dem diplomatischen Vertreter Oesterreih-Ungarns und dem egyptishen Minister des Aeußern unterzeihnet worden. Nunmehr ist noch ein Notenaustausch in Betreff der Kapitulationen, der Waffeneinfuhr, der Monopole, der Küstenschiffahrt und des Taback-Jmports erforderli, welher demnächst erfolgen wird. Die Handels- konvention, welhe am 1. Januar 1891 in Kraft treten soll, dürfte dem österreihishen und ungarischen Parlamente sofort bei deren Zusammentritt unterbreitet werden.

Großbritannien und Jrlaud.

London, 23. August. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm sandte, wie „W. T. B.“ berichtet, dur die hiesige Botschaft 50 Pfund Sterling für das Matroseninstitut in Portsmouth, dessen Patronat Allerhöchstderselbe während des Aufenthalts in England übernommen hatte. :

Das englisch-portugiesische Abkommen mit Bezug auf Afrika hat nah der „A. C.“ folgenden Wortlaut:

„Großbritannien erkennt durch diese Konvention das portus giesishe Gebiet südli vom Rovuma an, wie dasselbe in dem deutsh-portugiesishen Vertrage von 1886 definirt ist. Die portugie- sischen Besitzungen in O ft-Afrika sind begrenzt im Norden von dem

lusse MRovuma bis zu seinem Zusaunnenfluß mit dem

’Sinje und von da westwärts durch dieselbe Breiten- parallele bis zum Nyafsascee. Die Grenze folgt dann dem Gestade des Sees südwärts bis zum 134 Grad südlicher Breite und von da in einer direkten Linie südwärts nah dem Kilwasee. Dem öfilichen Gestade dieses Sees bis zu seinem äußersten südöst- lihen Punkte folgend, zieht die Grenze von da eine direkte Linie nah dem östlihsten Nebenfluß des Ruo (etwa im 36. Längengrade), folgt dem Ruo westwärts bis zu seinem Zusammenflusse mit dem Sbire und wendet sih von da in einer direkten Linie nah dem Zambesi, den sie an einem Punkte zwishen den Caroa Bassa-Stromschnellen und Tete berührt. Die südöstlichen und südlichen Gestade des N yafsasees, die Shire-Ho(lande, Blantyre und das umliegende Gebiet sind mit- hin Großbritannien gelassen. Die Grenze folgt sodann dem Zambesi bis zu einem Punkte 10 englishe Meilen westlich von Zumbo. Dort verläßt sie den Zambesi und {chlägt eine Linie direkt südlih nah dem 16. Breitengrade ein, folgt dieser Parallele ostwärts bis zum 31. Breiten- grade und läuft von da in einer geraden Linie nach dem Dur{schnitt des Flusses Mazon mit dem 31. Breitengrade, welchem sie südwärts bis zum 184. Breitengrade folgt und dann lehtere Parallele westwärts verfolgt, bis sie den Mashike an feinem Zusawmerflusse mit dem Savi erreicht, Die Grenze läuft alstann parallel mit dem Laufe des letztgenannten Flusses südwäts bis zu seinem Zusammenflufse

mit dem Lundi. Von diesem Punkte sélägt fie eine gerade Linie nah dem Südwesten bis zum nordöstlih

enze ein. Sie folgt der Grenze von Transvaal und Swaziland südwärts bis zum Flusse Maputa und von da der Breitenparallele des Zusammenflusses des Maputa mit dem Pongolo ostwärts bis zum Meere. Kraft einer besonderen Stipulation wird Portugal Gebiet aufeine Entfernung von 10 Meilen um Zumbo am nöcd- lihen Ufer des Zambesi herum zugewiesen. .

Was das westlihe Afrika anbelangt, so läuft die Grenze zwischen der portugiesishen und der britishen Einfluß- \sphäre von den Katima-Stromschnellen am Zambesi längs dieses Flusses bis zu seinem Zusammenflusse mit dem Kabompo und folgt dann leßterem Flusse nordwärts bis zur Grenze des Congo-Frei- staates. Es ist vereinbart, daß Großbritannien die Auzdehnung der portugiesisben Einflußsphäre ostwärts von der Grenze von Loanda nah der westlihen Grenze des Congo- Freistaates, einen Flächenraum von 400 000 gkm, nit beanstandet, und es erkennt als portugiesishes Gebiet das Hinterland von Angola von der Grenze. wo die Flüfse nôördliÞch und südli (ctwa in der DE Breitenparallele) nah der nöôrdlihen Grenze der deutschen Sphäre laufen, an. Großbritannien soll seinerseits einen freien Weg zwischen seiner nôrdlihen uxd seiner füdlihen Einflußsphäre in Afrika haben. Thatsächlid ift alles, was westwärts vom Nyafssasee liegt, britishes Gebiet. Portugal bebâlt sh jedo das Recht vor, eine Verbindung zwish:n seinen östlihen und westlihen Territorien längs des Zambefi aufrechtzuzalten. Zwecks dessen wird ibm das Recht gewährt, Straßen, Eisenbahnen und Telegraphenlinien anzulegen, innerhalb einer zehn Meilen vom südlihen Ufer und 20 Meilen vom nördlichen Ufer des Zambesi gezogenen Linie, welche einen 30 Meilen breiten Landgürtel bildet. Andererseits behält Großbritannien sich das Recht vor, Eifen- bahnen, Straßen u. |. w. zwi\chen dem nordöftlihen Winkel seiner Einflußsphäre südlih vom Zambesi bis zu einem Punkte zwischen dem Mazoe und den Caroa Bafsa-Stromschnellen am Zambesi in einem zehn Meilen breiten Landgürtel anzulegen. Der Zambesi und seine Nebenflüsse sollen den Flaggen aller Nationen frei ofen stehen und alle Wasserwege in der britishen und portugiesischen Einflußsphäre in dem ganzen durch die gegenwärtige Konvention abgesteckten Gebiet sollen der Schiffahrt der Flaggen der beiden Länder frei offen stehen.

Alle Differenzen, welche zwishen den beiden Regierungen in ibren beziehungêweisen Einflußsphären entstehen dürften, sollen auf schiedsrihterlih.m Wege beglichen werden. Die Transirzölle, welche von Portugal den portugiesishes Gebiet zwishen der britischen Einflußsphäre in Ost- Afrika und dem Meere passirenden Waaren auferlegt werden, follen die von dem portugiesishen Tarif in 1877 festgeseßten Zölle, nämli 39/9 ad valorem, nit übersteigen. Die itc umfaßt auch einige weitere Stipulationen in Betreff von

0üen.

Nah Berichten aus Jrland stellte die Sanitäts- behörde des Distrikts Timoleague (Grafschaft Cork), wie „W. T. B.“ meldet, fest, daß von 8000 Personen 3000 ohne Lebensmittel sein werden, wenn denselben nicht in einem Monat oder früher Hülfe von außen kommt. Viele unter den Bewohnern sind durch den Genuß verdorbener Kartoffeln erkrankt.

Frankreich.

Paris, 23. August. Ein im „Journal officiel“ ver- öffentlihtes Dekret des Präsidenten regelt die Ver- waltung des französishen Sudan insofern neu, als der dortige „Oberbefehlshaber“ nunmehr von dem Gouverneur des Senegal unabhängig sein sol. Darnach erhält der Ober- befehlshaber seinen Sig in Kayes und berichtet in Zukunft unmittelbar an den Unter-Staatssekretär der Kolonien, unterrichtet jedo gleichzeitig den Gouverneur des Senegal von der Lage der Dinge und kann ohne dessen Zustimmung auf keine politishe Aktion eingehen. Auch soll für den Sudan ein besonderes, von dem des Senegal unabhängiges Budget aufgestellt werden. Die neue Einrichtung tritt mit dem 1. FFa- nuar 1891 in Krast. : i

Die Organisation des Marine-Ministeriums wird, der „Fr. C.“ zufolge, eine bedeutende Veränderun durchmachen. Demnä@st wird nämlich eine neue Direkt- tion, die der Artillerie, geshaffen werden, deren Wir- kungsfreis sich auf den gesammten tehnishen und Verwal- tungsdienst dieser Waffe erstrecken wird, die bisher der Direk- tion des Materials und der General-Jnspektion der Ar- tillerie unterstand. Die letztere behält neben der militä- rishen Inspektion auch den Dienst der Festungswerke und militärishen Bauten in den Kolonien, mit dem sie betraut wurde, seitdem die Marine hierfür nicht mehr die Genie- Offiziere des Landheeres verwenden wollte. Um aber die Zahl der Direktionen nicht zu erhöhen, wird eine der jeßt bestehenden, die Generaldirektion der Torpedos, agufgehoben und durch einen einfachen „Dienstzweig der unterseeischen Ver- theidigungen“ erseßt werden, mit deren Leitung ein Linien- Schiffskapitän unter den direkten Befehlen des Marine- Ministers betraut werden wird.

Der Minister für öffentlihe Arbeiten Yves Guyot beabsichtigt, wie „W. T. B.“ meldet, die Ueberreste des Schlosses von St. Cloud zu verkaufen.

Wie es heißt, sollen einige Schiffe des Mittelmeer - S ae, falls König Humbert fich zu dem am 2. September stattfindenden Stapellaufe nah Spezzia begiebt, dort ersheinen, um den König im Namen des Prä- sidenten Carnot zu begrüßen.

Im Generalrath des Departements der Sarthe, dessen Mehrheit konservativ ist, kam es zu einem Zwischenfall zwischen dem Präsidenten Herzog von Larochefoucauld und demPräfekten. Ersterer hatte eine Aeußerung des Präfekten als unpassend bezeihnet. Darauf verließen der Präfekt und die Minorität die Versammlung, und der Präfekt schickte dem Herzog seine Arif: Das Bureau des Generalraths erklärte indessen, der Präsident habe nur von einem ihm zustehenden Recht Gebrauch gemacht und dem Zwischenfall sei keine weitere Folge zu geben.

Der Generalrath des Nord-Departements gab dem Wunsche Ausdruck auf Einführung einer Militär- taxe für in Frankreih ansässige Ausländer und für solhe Ausländer, die im Auslande wohnen, aber in Frank- reih beschäftigt sind. / Rußland und Polen.

St. Petersburg, 23. August. Heute is, wie „W. T. B.“ meldet, ein Kaiserlicher Befehl wegen Formation von 2Escadrons Kavallerie im Kaukasus, aus ein- geborenen Osseten bestehend, veröffentlicht worden.

Die Zahl der Zöglinge der Militärshulen, welche gestern zu Offizieren befördert wurden, beträgt 952.

Wie es heißt, hätte der Panzerkreuzer „Pamiat Azowa“, welcher sich demnächst in besonderer Sendung von Kronstadt nah dem Schwarzen Meere begiebt, vom Sultan die Er- O erhäiten, den Bosporus passiren zu

ürfen. }

Obwohl bereits seit mehreren Jahren ein Personal von Militär-Luftschiffern mit den nöthigen Apparaten zu Versuchszwecken bestanden hat, so entbehrte do diese Ein-

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en Winkel der Transvaal"

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isation, die ihr nunmehr entnehmen, dur Befehl vom 14/26. Mai gegeben worden ist. Es wird demnah bestehen: a. Ein Lustschiffer-Shulpark mit einem fsländigen und einem nur aus Offizieren bestehenden, wechselnden Per- sonal, b. mehrere, bereits zur denszeit je nach Bedürfniß

formirende Festungs: Luftschi rabtheilungen, und e. Feld: Luftschi erabtheilungen, formirt zur Kriegszeit, wobei der Luft- \hifer:Schulpark die Cadres stellt. Die Luftschifferinstitution gehört um Geniewesen und ist direkt dem Jnspecteur des galvanischen

eils des Jngenieur: Corps unterstellt. Alljährlih werden zu dem mit Mannschaften und Material wie Lehrkräften und Mitteln reih ausgestatteten Park 8 Ober-Offiziere, 4 vom Jngenieur- Corps und 4 von den ständigen Festungsbesaßungstruppen, ur Ausbildung kommandirt. Dieselben haben später bei Mobilmachungen als Offiziere der Feld- und Festungs: Lust-

\chiffer:Detachements zu fungiren.

Portugal.

Lissabon, 21. August. Wie Londoner Blättern tele- graphish gemeldet wird, hat die hiesige Regierung die unver- UguGe Bildung neuer Distrikte in West-Afrika be- L ofsen. Die beiden ersten derselben werden am oberen Kassai und Malange zwecks der militärischen Beseßung von Lunda gebildet werden.

Rumänien.

Bukarest, 22. August. Bei der Stihwahl im Disirikt Roman wurde, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, Oberst Fotea (konservativ) zum Senator gewählt.

Dänemark. Kopenhagen, 23. August. Das österreichishe Ge- schwader hat, wie „W. T. B.“ berichtet, heute den hiesigen Hafen wieder verlassen.

Amerika.

Salvador. Jm Widerspruch mit den anderweitigen bis- hervorliegenden Nachrichten sagen gestern aus La Libertad in New-York eingegangene Berichte, San Salvador habe die vom diplomatishen Corps in Guatemala gemachten Friedens- vorshläge, wona der Präsident Ezeta demissioniren, der

| Vize-Präfident Ayala die Präsidentshaft provisorish über-

nehmen und nah den vor dem 22. Juni d. J. in Kraft ge- wesenen Geseßbestimmungen Neuwahlen für die Präsidentschaft ausschreiben jollte, als ihm nachtheilig abgelehnt. Die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten gelte für wahrscheinlicch.

Argentinien. Buenos Aires, 23. August. Nah einem Telegramm des „W. T. Y,“ bestätigt \ich die gestern ebrahte Nachriht von der Demission des Finanz-

inisters und des Kriegs-Ministers nicht.

Die Kammer begann die Berathungen der Re- gierungsvorschläge, betreffend die Ausgabe von

Millionen in 5 Fahren rückzahlbarer Schaßbillets und betreffend die Anleihe von 20 Millionen für die D M welcher die Konversion des Papiergeldes er-

gen soll.

Organha wurde zum Gouverneur von Cordoba ernannt.

Alle in den lezten Ereignissen kompromittirten Offiziere sind in ihre Grade wieder eingeseßt worden. Wie es heißt, sollen sämmtliche hiesige

‘Truppen den Befehl erhalten, die Stadt zu verlassen,

um in Chacarita ein Lager zu beziehen.

Uruguay. Montevideo, 23. August. Der Finanz- Minister und der Kriegs-Minister haben, einem Tele- gramm des „W. T. B.“ zufolge, ihre Entlassung gegeben; der Präsident soll beabsichtigen, die finanzielle Krisis l Ernennung eines neuen Finanz-Ministers zu en.

Kunft und Wiffenschaft.

„Am 18. und 19, Oktober d. J. findet in Schweinfurt anläßlich der Enthüllung des Rückert-Denkmals das große Rüdertfest statt, welhes ursprünglich am 16. Mai 1888 begangen werden sollte. Das Festprogramm i}, der „Voi. Ztg.“ zufolge, wie folgt feftgeseßt: Am Sonnabend, 18. Oktober, Abends, Fest- Kommers in der städtishen Festhalle. Sonntag, Vormittags 11 U6r Festzug, Mittags 1 Uhr Enthüllungsakt. Nachmittags 3 Uhr, Festmah . Abends, nach Eintritt der Dunkelheit, Beleuchtung des Denkmals, des Geburtshauses Rückert's und des Marktplazes. Abends s Uhr Festversammlung in der städtischen Halle mit Vor- führung lebender Bilder nach Dichtungen Rückert's. Der poetische D bei welchem die Hülle des Denkmals fällt, ist von Felix Dahn gedichtet und wird von ihm selbst beim Fest gesprohen werden. __— In Christiania ftarb laut Mittheilung des „W. T. B.* in vergangener Nacht der Professor Fearnley.

(F) Professor O. Montelius, der seit einiger Zeit mit der Ausgrabung der im Kir{bspiel Stora Hammar in Schonen (Schweden) belegenen „Königs8höhe* beschäftigt ist, hat kürzlih hierbei einen sehr bemerkenswerthen Fund gemacht. In dem südöstlichen Theil der Höhe fand er nämlih eine Steingrabkammer und darin sorgfältig in Seetang eingewickelt eine sogenannte „Haus urne“ aus der fünften Periode des Bronzealters. Die Urne war mit gebrannten Knocenresten angefüllt, zwishen welhen ein Messer, ein Knopf, ein Pfriem und ein kleiner Beschlag, alles aus Bronze, lagen. Die

rne hat die Form eines viereckigen Hauses mit abgerundeten Een, lothrechten Wänden, vorspringendem Sockel und Dachgesims ; sowohl die Wände wie das Dach sind mit abwe{selnden s{chwarzen und braungelben Streifen bemalt. Dies ist die erste in Schweden gefundene Hausurne.

Sanunitäts-, Veterinär- und Quarantäneweseun.

Portugal.

Durch im „Diario do Governo“ Nr. 183 unterm 14. August 1890 veröffentlihte Verfügungen des Königlich portugiesishen Mini- steriums des Jnnern werden :

1) die Häfen des Rothen Meeres,

2) die am Mittelmeer liegenden Häfen Spaniens, leßtere seit dem 15. Juli d. J. für von Cholera „verseuht“,

3) die Häfen der Balearishen Inseln und

4) die am Atlantishen Ozean liegenden Häfen des spanischen Festlandes seit demselben Tage für der gedahten Krankheit

get everdächtig*

Paris, 22. August. „W. T. B.“ meldet: Die Blätter er- ären die Gerüchte von einem Auftauchen der Cholera in Marseille für unbegründet. Madrid, 22. Augast. In den von der Cholera infizirten Provinzen sind, „W. T. B.“ zufolge, gestern 73 Erkrankungen und 49 Todesfälle vorgekommen. j

Handel und Gewerbe.

Berlin, 22, August. (AmtlichGe Preisfeftftellung für Butrer, xäse und Schmalz.) Butter: Hof- und Genofssen- \caftsbutter Ia. 101—105 #4, ITa. 98—100 A, IIlla. 94—97 Æ, do. abfallende 85—90 „, Land-, Preußishe 72—75 4, Nezbrücher 72—75 #, Pommeriche 70—73 4, Polnishe 72— 75 4, Bayerische Sennbutter —,— #, do. Landbutter —,— #, Schles. 72—75 #, Galizische 67—-70 «6 Margarine 40—70 4 Käse: Schweizer, Emmenthaler 93—98 #4, Bayerischer 75—80 #., do. Ost- und West- preußischer, Ta. 75—80 #, do. Ila. 65—70 Æ, Holländer 80—90 Æ, Limburger 42—48 #4, Quadratmagerkäse 15—27 # Sé@hmalz: Prima Western 17 9% Ta. 41,00 4, reines, in Deutsh- {and raffinirt 45,00—48,00 „Æ. Berliner Bratensbmalz 49,00—51,00 46 Fett, in ‘Amerika raffinirt 3950 , in Deutschland raffinirt 43,00—45,00 # Tendenz: Butter: Vermehrte Natfrage und fleine Zufuhren führten eine Preiéfteigerung herbei. Swmalz: Tendenz steigend.

Die „Frankf. Ztag.® veröffentlißt mit Ermächtigung des amerikanischen General-Konsuls zu Frankfurt a. M. Hrn. Frank H. E R Erklärung in Sachen der Mec. Kirley-Zollverwal- ungs8bill:

„The Committee of U. S. Consuls General and Treasury Officers now in Session at Frankfort for the purpose of revising and preparing the official report of proceedings taken by the recent Conference at Paris, authorizes the following Statement:

That all reports, from whatever source, which represent the recent Conference as having declared in favor of any modifica- tion or „mild application“ of the Customs ÁAdministrative law, or any disecrimination in favor of the shippers of any country, are unfounded.

The Convention had no authority whatever nor any desire, to modifsy in the slightest degree any law of the United States. Its purpose has been to prepare for a uniform interpretation and a firm, equitable enforcement of the Customs Administrative Act, and thereby guaranty lawful protection for all legitimate export trade from European nations to the United States.

Die im Eiavernehmen mit Hrn. Mason verfaßte deutsche Ueber- seßung dieser Erklärung lautet: Ï

„Das Comité von Vereinigten Staaten-Generalkonsuln und -Schatbeamten, welches gegenwärtig in Frankfurt a. M. tagt, um den offiziellen Beriht über die Verhandlungen der jüngst in Paris stattgefundenen Konferenz durchzusehen und fertig zu stellen, giebt folgende autoritative Erklärung:

Daß alle aus welcher Quelle immer ftammenden Berichte, nach welchen die jüngst in Paris stattgehabte Konferenz \sich für irgend welhe Modifikation oder milde Anwendung des Zollverwaltungs- Gesetzes oder für irgend eine unterschiedliGe Behandlung zu Gunsten der Verschiffer irgend eines Landes auëtgesprohen haben foll, jedêér Grundlage entbehren.

Die Versammlung hat keinerlei Recht und hegt auch nicht irgendwie den Wun|ch, irgend ein Gescß der Vereinigten Staaten auch nur im Geringsten zu wodifiziren. Ihre Aufgabe war bloß, für eine einheitlihe Interpretaticon und eine energische, gleibmäßige Inkraftsezung des Zollverwaltungêgeseßes zu forgen und auf diese Weise einen geseßlihen Schuß dem legitimen Exporthandel von den europäischen Staaten nah den Vercinigten Staaten zu gewährleiften.“

Wien, 23. August. (W. T. B.) Ausweis der öfterreichi\ch- ungarishen Staatsbahn in der Woche vom 13. bis 19. August: 844 783 Fl., Mehreinnahme 64 344 Fl.

Ausweis der Südbahn vom 13. bis 19. August: 976 920 Fl., Mehreinnahme 158 221 Fl.

23. August. (W. T. B) Der neuerbaute Palaft der E es rse ist heute eröffnet worden. Der Handels-Minister

arquis de Bacquchem wohnte der Eröffnung bei und verhieß in einer Ansprahe Namens der Regierung die jederzeitige wirksame Unterstüßung der Börse bei Erfüllung ihrer Aufgaben im Interesse der Gesammtheit und des Wirthschaftsverkehrs.

Antwerpen, 22. August. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten wurden 1914 B. Buenos-Aires-, 492 Bl Montevideos, 345 B. Melbourne-, 468 B. Sydney- und 182 B. Kapwollen. Verkauft wurden 1474 B. Buenos-Aires-, 103 B, Montevideo-, 305 B. Melbourne-, 182 B, Sydney-, und B. Kapwollen.

New-York, 22. August. (W. T. B.) Baumwo”llen- Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen ‘14000 Ballen, Ausfuhr nach Großbritannien 8000 Ballen, Ausfuhr nach dem Kontinent Ballen. Vorrath 5% 009 Ballen. :

Buenos Aires, 22. Auguft. (W. T. B.) Eine Versamm- lung von Kaufleuten aus der Provinz La Plata bes{chloß, den - Gouverneur aufzufordern, er jolle der Provinzialbank verbieten, noch länger der Hypothekenbank Geld zur Zablung der ehn E. Die Zeichnengen auf die neue Anleihe auern fort.

Submisfionen im Auslande.

Jtalien.

1) 2. September. Turin, Opiñcio ÁArredi Militari: Säbel- koppeln, Visirkappen, Gewehrriemen, Patronentaschen und Aehnliches, zum Theil aus Vüffelleder, in 5 Loosen. Vor- anschlag: 47 240 Lire.

2) 30. August. Rom, Ministero Lavori Pubblici, Direzione Generale Opere Idrauliche: Metalldach für die Landebrüce del Pass80 nuovo im Hafen zu Genua. Voranschlag einschließlich des Mauerwerks : 174 000 Lire. i

3) Ferner in Aussicht stehend bei der Direktion der Mittel- meerbahnen in Mailand. Lieferung von Sicherheitsapparaten für die neu zu errihtende Kreuzungéftelle an der Bormida, Brücke bei Alefsandria, Voranschlag etwa 609 000 Lire. Ausrüstung der neuen Station in Capua mit Metallmaterial. Voranschlag : 151 238,84 Lire.

4) Die „Società anonima funicolare genovese“ in Genua beabsichtigt, den Portello-Play mit der Bertani-Straße dortselbst durch eine Drahtseilbahn zu verbinden, welche bei 56,20 m Steigung eine Länge von 357,60 m haben wird.

5) In Como i} von einer neu gegründeten „Società per la costruzione ferrovia funicolare“ der Bau einer Drahtseilbahn von Como nah Brunate in Aus\iht genommen. Steigung 468 m; Voranschlag : 200 000 Lire. :

Spanien.

17. September 1890. Direccion general de Correos y Telé- grafos Madrid. Lieferung und Legung von unterseeishen Telegraphen- tabeln zwishen Spanien, den spanishen Besißungen in Nord-Afrika und Tanger. Kaution vorläufig 20 000 endgültig 40 000 Peseten.

Näheres in spanisher Sprache beim „Reichs-Anzeiger“.

Rumänien.

13. Oktober. Rumänische Eisenbahn - Direktion zu Bukarest : Lieferung von 220 000 halbrunden Schwellen. Provisorishe Kaution 59/0 des Offertbetrages.

Näheres an Ort und Stelle.

Verkehxs- Anstalten.

Hamburg, 22. August. (W. T. B.) Der Shnelldampfer „Normannia“ der Hamburg-Amerikanishen Packlketfaört- Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New-York eingetroffen. |

23. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg - Amerikanishen Padckletfabrt - Aktiengesell- \chaft ist, von Hamburg kommend, gestern Nachmittag in New - Y ork eingetroffen.

London, 22. August. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Dane* ist gestern. auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen.

Theater und Musik.

Königliche Schauspiele.

Der Spielplan der Oper für die Zeit vom Sonntag, den 31. August, bis Sonntag, den 7. September, lautet : Sas „Lohengrin*. Montag: „Tannhäuser“. Dienstag: „Der Freishüt“. Mittwoh : „Der fliegende Holländer“. Donnerstag: „Ein Masken- ball“. Freitag: „Flick und Flock*“. Sonnabend: „Tristan und Jjolde“. Sonntag: „Die Hugenotten“.

Für das Schauspiel: Sonntag: „Die Piccolomini®, „Wallen- ftein’s Lager“. Montag: „Wallenstein's Tod“. Dienstag: „Minna von Barnhelm“. Mittwoh: „Der Sturm“. Donnerstag: „Don Carlos“. Freitag: „Hans Lange“. Sonnabend: „Die Quißzow's*“, Sonntag: „Wilhelm Tell“.

Berliner Theater.

Vielfachen Anfragen zufolge theilt das Berliner Theater mit, daß für das Freitags-Abonnement noch gute Plätze, insLesondere in den Logen, zu vergeben sind und werden Anmeldungen bis zum 1. September, an welchem Tage die Abonnementsliste definitiv ab- geschlofsen wird, Vormittags von 10—1 und Nathmittags von 4—6 Uhr im Theaterbureau entäegen genommen.

Die prachtvollen neuen Dekorationen zu dem im Anfang der Saifon in Scene gehenden „Wintermär(en:Z -find- von den Profefforen Gebrüder Brückner in Coburg gemalt; die Zeihnung der in eigenartiger Phantasietracht gekleideten Figurinen rührt von dem Kostümzeichner des Berliner Theaters Hrn. C. S@äffel ber.

Lessing-Theater.

Das Lessing-Theater feiert am Montag das Jubiläum eines Erfolges. Hermann Sudermann's Schauspiel „Die Ehre“ wird an diesem Abend zum 100. Male aufgeführt und hat damit einen Erfolg erreiht, wie er einem ernsten und gehaltvollen Schavspiel selten zu Theil geworden ist, Im Uebrigen bringt das Wochen-Repertoire Wiederholungen von „Ein Volksfeind“, „Große Glocke“ und „Der Fall Clémenceau*, während für Sonnabend, den 30. d. M., die erste Aufführung von Adolf Wilbrandt's jüngstem Schauspiel „Neue Zeiten® angekündigt wird.

Wallner-Theater.

__ Vorgestern war das Theater wieder ausverkauft, der besie Beweis

für die unverminderte Zugfähigkeit von „Mamsell Nitouche“. _ Krol1'8 Tbeater.

__Am Montag tritt zum ersten Male eine junge amerikanische Sängerin, Miß Mary Forrest, auf. Miß Forrest, eine Schülerin der Fr. Mallinger, stammt aus der amerikanischen Scauspieler- familie, welche durch den berühmten Hamlet-Darsteller Edwin Forrest zu größtem künstlerishen Ansehen gelangt ift. Die junge Debütantin ingt am Montag die Rosine im „Barbier von Sevilla*. Miß

targuerite Macintyre {ließt am Miitwoch ihr Gastspiel, während Signor d’Andrade das seinige am Dienftag als Rigoletto fortseßt. Der „Prophet“, der morgen mit Emil Göge in Szene geht, bildet das einzige diesmalige Sonntags-Kasftspiel des gefeierten Sängers.

Beile-Alliance-Theater.

Morgen ift wieder der billige Sonntag, indem der Eintrittspreis für Concert, sämmtlihe Sehenëwürdigkeiten und Vergnügungen 2. nur 50 » beträgt. Im Theater findet die 6. Aufführung von „Der Dorfteufel“ ftatt.

Adolph-Ernfst-Theater.

„Der Goldfuhs“ bleibt nur noch kurze Zeit auf dem Repertoire, mit diesem Sonntag beginnt die vorlezte Woche der Aufführungen der- lustigen Gesanaspofse.

Mannigfaltiges.

Für Se. Majestät den Kaiser und Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit den Kronprinzen sind, wie der „Post“ aus Essen geschrieben wird, vor Kurzem aus dem Krupp’scben Etablissement als Geshenk des Geheimen Kommerzien-Raths Krupp zwei Geschütze abgegangen. Für den Kaiser ein Strandgeschüt, wie solches in den Strandbefestigungen aufgestellt ist, mit allen Vorrihtungen zum Emplacement, zum Einführen der Munition, und mit dieser selbs. Obwohl das Geschüß nur eine Nahahmung in verkleinertem Maßstab ist, wiegt es doch an 40 Gentner. Es ift an Feinbeit und Eleganz der Arbeit, an An- wendung des Materials, der vershiedenartigen Metalle, geradezu ein Kunstwerk. Wesentlih einfaher und kleiner ift die für den Kron- prinzen hergestelite Kanone, darauf berechnet, daß er sie in einigen Jahren allein bedienen kann. Die Geschüße sind nah dem Neuen Palais bei Potsdam befördert worden.

Die Jury der Gartenbau-Ausstellung auf Tivoli wird ihre Resultate erst bei Schluß der Ausftellung verkündigen. Man hat diesmal diesen für Berlin neuen Modus eingeführt, um zu ver- meiden, daß die prämiirten Ausfteller ein besseres Geshäft machen, als die niht prâmiirten.

Im Wissenschaftlihen Theater der Urania wird der Astronom Sophus Tromkolt seine bei stets überfülltem Hause ge- haltenen Vorträge über die Wunder des Sternenhimmels noch einmal wiederholen und am Montag mit dem Monde den Anfang machen. JInzwishen wird in der Urania mit großem Eifer an den Vorbereitungen zu dem in Berlin völlig neuen afkuftischen Experimente der Opernübertragung ge- arbeitet. Man wird nämlich bei Eröffnung der Opernfaison in einem besor.ders dazu hergeriteten Raume der Urania die Oper an- bôren können. Bereits angestellte Erperimente haben gezeigt, daß die Uebertragung mit vollkommener Reinheit und Schönheit erfolgt und die telephonishe Anböôrung der Oper in der Urania deshalb rein musikalisch ganz denselben Genuß gewährt, wie bei direkter Anhörung.

Aachen, 22. August, Ueber den von uns in Nr. 202 ge- meldeten Unfall s{reibi die „Rh.-Westf. Ztg.“ des Näheren: Eine entsezlihe Schreckenskunde durcheilt soeben unsere Stadt. Gegen 11 Uhr beute Vormittag ift die Mastchinenhalle der biesigen neuerbauten Webeschule zusammengestürzt und hat unter ihren Trümmern 9 Personen begraben. Die unmittelbar nach dem Unglüdcksfalle alarmirte ftädtishe Feuerwehr war alsbald auf der Unglüks\tätte angelangt und begann mit dem regsten Eifer die Ausgrabungsarbeiten. Militär konnte nit requirirt werden, da unfere Garnison augenblicklich nach Wesel zu den Mea, ausgerüdt ift. Aus dem Scutthaufen wurden hervorgezogen eine eihe, zwei S@{werverlette mit Beinbrüchen und ein Shwerverleßter mit Bruch des Rückgrats. Die übrigen Vershütteten konnten noch lebend und meist unversehrt aus den Trümmern hervorgeholt werden, theils hatten fie si selb einen Ausweg aus denselben zu verschaffen gewußt. Nachdem nach etwa einstündiger reger Arbeit der Feuerwehrmanns{chaften konstatirt werden konnte, daß weitere Personen sich unter den Trümmern nicht mehr befanden, rüdckte die Feuerwehr ab und über- ließ die Aufräumungsarbeiten dem Baupersonal. Die eingeftürzte Halle hatte eine Länge von etwa 60 Fuß. Wie verlautet, sollen die die T-Schienen des Dachftuhls verbindenden Schrauben quer durh- gebrochen sein, wodur das schrecklihe Unglück verursaht worden sei.

Nürnberg, 22. August. Die hiesige Kolonialgesellshaft gab heute, wie „W. T. B.* meldet, im Hotel zum „Strauß“ zu Ehren des Dr. Peters ein Banket, welches stark besucht war. Dr. Peters hielt eine längere enthusiastisch aufgenommene Rede.

Weimar, 22. August. Wie die „Magd. Ztg.“ mittheilt, bat der weimarishe Kirchenrath*auf Befehl des Großherzogs angeordnet, daß am 2. September in allen evangelishen Kirchen des Landes ein Dankgottesdien f abgehalten werden soll.

Fena. Ueber- die in Nr. 199 des „R.- u. St.-A.* gemeldete Auffindung von Akten über die Untersuchung gegen die Burschenschaft in Folge der Ermordung Koßtzebue's durch Sand (1819) liegen, der „Th. C.“ zufolge, ¡cht nähere Mittheilungen vor.