1890 / 207 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 28 Aug 1890 18:00:01 GMT) scan diff

bab 2 Ri er Hain tert Gr A

find folgendermaßen beseßt: Leontes 4, Hr. Sommerstorff, Polyrenes : r. Nifsen, Camillo: Hr. Pategg, Antigonus: Hr. Merten, utolycus: Hr. Engels, Florizel: Hr. Taeger, Alter Schäfer: Hr. Kühle, Junger Schäfer: Hr. Krauß. s Berliner Theater. : 4 Die künstlerishe Arbeit ist am Berliner Theater seit der Rück- kehr seines Direktors mit gewohnter Energie aufgenommen worden. Die Neubeseßzung der „Räuber“ mit den in das Ensemble eintretenden Mitgliedern W. Arndt von der Wiener Hofburg und I. Klein von den Meiningern als Franz bezw. Karl Moor bedingt eine Wieder- aufnahme der Proben für das in der vergangenen Saison so erfolg- rei inszenirte Drama; mit dem das Theater am Sonntag, 31. d. M, eröffnet wird. „Gleichzeitig wird an der Jaszeairung der „Maria Stuart“ gearbeitet, deren neue Ausftattung alle verfügbaren Kräfte in Anspru nimmt. Das Schiller’]she Drama wird einer Reihe von neu engagirten Mitgliedern Gelegenheit bieten, ihr Können in einem neuen Wirkungskreise zu erproben. Um Marie Ellmenreich als Marie werden sich W. Arndt als Leicester und E. Stockhausen, bisber am oftheater in Meiningen, als Mortimer gruppiren. Der Hof der [isabeth, deren Darstellung E. Baumgart übernommen hat, wird in feinen Spitzen durch P. Nollet als Burleigh, A. Kraußneck als Shrewébury und F. Jacobi als Paulet seine Vertretung finden. Lessing-Theater. : In der übermorgen stattfindenden Aufführung von Adolf Wilbrandt's jüngstem Swauspiel „Neue Zeiten® liegen die Haupt- rollen in den Hôönden der Damen Auguste Wilbrandt-Baudius, der Gattin des Dichters, Seraphine Detshy, Louise von Pöllniß, Erna Palm, Julia Berger und der Herren Adolf Klein, Franz Sönfeld, Georg Molenar, Otto Vischer, Oscar Blencke und Carl Waldow, während im Ensemble fast der größte Theil des Lustspiel-Perfonals beschäftigt ist. Die Regie des Stückes wird von Hrn. Direktor

Anton Anno geleitet. Kroll’s8 Theater.

Morgen verabschieden sch im „Propheten“ Emil Göße und Ernestine Heink als Johann von Leyden und Fides. Beide er- freuen sich speziel bei dem Berliner Publikum der allergrößten Sympathien. Es steht zu erwarten, daß sowohl der gefeierte Helden- tenor, wie die unübertreflihe Altistin im nächsten Jahre wieder zu den Magneten der Kroll'shen Opernabende zählen werden. Franceêco d’Andrade gastirt am Sonntag zum leßten Male, und zwar als Don Juan. Am Sonnabend geht „Figaro's Hochzeit“ in Scene.

Mannigfaltiges.

Der „N. Pr. Ztg.“ wird aus Parchim geschrieben: An hiesigem Orte, als in der Geburts8stadt des General-Feldmatrschalls Grafen Moltke, ist, wie verlautet, ein Comité zusammen- getreten, welches zum 26. Oktober, dem 90. Gevburtstage des greifen Feldherrn, eine Ovation vorbereitet. Der Plan geht, wie wir hören, dabin, durch ganz Deutschland eine Sammlung zu veranstalten, zu dem Zwecke, das Geburtshaus Moltke’'s anzukaufen und dasselbe mit dem weiteren Ertrage der Sammlung dem Grafen Moltke als nationale Dedikation darzubringen, unter gleichzeitigem Ersuchen, das Haus nebst dem gesammelten Kapital zu irgend einer Stiftung zu bestimmen.

Die Berliner Turnerschaft veranstaltet zur Feier des Sedantages am nächsten Sonntag, Nachmittags von 4 bis 6 Uhr, auf dem Turnplaß in der Hasenhaide ein Schauturnen seiner 9 Sg@ülerabtheilungen, wozu unentgeltlih Einlaßkarten an die Eltern der Schüler sowie an diejenigen Freunde der Turnsache ausgegeben werden, welche sich an den Ober-Turnwart Kofsag, Ritterstraße 2, I., wenden. Die Männerabtheilungen begehen das Fest zusammen mit dem Berliner Turnrath und der Turngemeinde am 2. September dur ein Gartenfest in der Brauerei Friedrichshain.

Görlitz, 26. August. Der „Magd. Ztg.“ wird geschrieben : Der neue Hofzug für Se. Majestät den Kaiser, dessen eine Hälfte in der Breslauer Wagenfabrik gebaut und vor einigen Tagen abgeliefert worden ift, gelangt dieser Tage zur Vollendung, da die in der Görlißer Fabrik für Eisenbahnmaterial hergestellten Wagen nun- mehr ebenfalis ziemli fertig sind. Jeder der Görlißer Wagen bat die Länge von 17 m und ruht, wie au die jüngst abgelieferten Breslauer Wagen, auf Drehgestellen, damit er die Kurve besser passirt und eine Entgleisung ausgeschlossen ist. Für die Bremsung sind zwei Systeme, Carpenter und Hardy (leßteres ist auf den österreichischen Bahnen gebräu{hlich) in Anwendung gekommen. Die Heizung des ganzen

Wetterbericht vom 28. August, Morgens 8 Ubr.

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf0 Gr

u. d. Meeres\p

red. in Millim. Temperatur

Mullaghmore ¡NNW 6bjhalb bed. Aberdeen .. | 753 |NW 4 wolkig Christiansund | 745 |[NNO 4 [Nebel Kopenhagen . | 748 |WSW 3hhalb bed. Stockholm . | 743 |NNO 2Regen Haparanda . | 745 |SW 4|bedeckt St. Petersb. | 755 |S 4 heiter Moskau... | 763 |[W 1\wolkenlos

Cork, Queens- toren ... | 7599 |[NW 4 beiter Cherbourg . | 757 SW 4Regen Clémenceau. elder... .| 751 |[W 748 |[WSW Hamburs . . | 7592 |SW Swinemünde | 753 |SW Neufahrwaffer| 751 |WSW Memel .…. | 748 |S aris ....| 759 |SW ünster... | 754 |[W Karlsruhe. . | 760 |SW Wiesbaden . | 759 |[W Chemniy .. | 7588 |SW Berlin .… . | 75 |SW Wien .…... | 761 [W Breslau... | 7588 |SW

Ile d’Aix i N Triest .…. . | 761

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Anfang 7 Ubr.

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wolkenlos

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1) Abends starker Regen. 9 Nachts stürmisch. | Rich. Nathanson. Musik von Anfang 7# Uhr. Sonnabend : Dieselbe Vorstellung.

3) Nachts Gewitter. 4) Nahm. Gewitter. 5) Nachm. | von Gredelue. Gewitter. s) Gestern Abend Gewitter.

Uebersiht der Witterung. Ein Theilminimum in der Gegend von Wisby

südwestlibe Winde, während im übrigen Deuts ch- veränderlich und außer im Nordosten ziemli kühl.

In Deuts{land fanden vielfah Gewitter statt. Wilhelmshaven meldet 23 mm Regen.

I. Haßreiter,

Montag: Maria Stuart. Dienstag : Maria Stuart. Der Billetverkauf beginnt am Freitag, den 29. d.

Viaos uno 4 ags Mona Ee Su R onnadbend:; Zum ersten Male: Nene Zeiten. bebet) Staaspiel in 3 Akten von Adolf Wilbrandk. Don Juan,

bedeckt 4 Bildern von H.

alb bed. Großes Garten- Duitige der Vorftellung 7 wolk Sonnabend u.

f

f 7 | Victoria-Theater. Freitag: Zum 4. Male: Cer Mit gänzlih neuer Ausftattung. Die Million oder Vivat Imperator. Modernes Ausftattungs8-

ffück in 13 Bildern von Alex. Moskowski und Ern eater C A. Raida. Ballet E Ee. E O Hr. Hennig Ludwig von Stammer auf Triefte- S E in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leop. Ely. Couplets theilweise von G. Görß. Musik von Franz Roth. Anfang 74 Uhr. In Vorbereitung: Unsere Don Juans. Gesangs- posse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets

T : olg. Eaget Mamsell Nitouche.

r Geg Wi Friedrih-Wilhelmstädtisches Theater und

verursaht an ostdeutsher Küste vielfah \türmische Concert-Park. Direktion: Julius Fritsche. | von Gustav Görß. Musik von Franz Roth.

land frishe südwestlihe und westlihe Luftstrômung eat eet nee M Komische Oper in

: s . v. Suppé. Regie: Hr. Binder. Dirigent :

herrs{t. Das Wetter is in Central - Europa Hr Kapellmeister Federmann. Dierau! (um 7, Male: ¿n De E

urhaus neuer Aujstattung : e Puppenfee. m ndes-Zusstelungs - Pa er BahnHo]).

Pantomimisces Divertisement Di Hahreites lee. Gedffne oon 1-1] fi. nbof). | Druck der Norddeutsben Bubdruckerei und Verlags-

aul, usik von Jos. Beyer. rra von | wifsensha eater.

Deutsche Seewarte. A K. K. Hofballetmeister us Wien. | ¡ettel. Dirigent: Hr. Kapellmeister Knoll.

Kaiserzuges, der nah russisher Art mit durckgebenden Korridoren ver- sehen ift. sodaß man während der Fahrt einen Gang durch sämmtliche neun Wagen machen kann, erfolgt durchgeklends durch Dampfheizuug, die Beleuchtung durch Intensivlampen neuesten Systems. Die innere Einrichtung der Wagen, die außen in Blau und Crême, die Kanten in echtem Golde abgeseßt, gehalten sind, ift gediegen, dabei frei von jeder Ueberladung, elegant und ges{mackvoll. Die einzelnen Abtheilungen sind fsämmtlich zum Sthlafen eingerichtet. Die Decken sind getäfelt, die wollenen Stoffe der Polstersißze geblümt. Die ganze Länge des Kaiserlichen Hofzuges beträgt 153 m (ausschließ- lid Pufferstände). Außer dem Kaiserliben Hofzuge werden in der Görlißer Fabrik gegenwärtig Salonwagen für den Herzoa von Sachsen- Data Gozba und für den Prinzen Ferdinand von Coburg ange- fertigt.

Freiburg i. Schl., 26. August. Die „Sw{les. Ztg.* \{reibt : Der Fürst von Pleß hat dem hiesigen Kameradenrverein zur Errichtung eines Kriegerdenkmals hierselbst ein Geschenk von 300 Æ bewilligt.

Pilhowiß (Reg.-Bez. Oppeln), 26. August. Das mafsenhafte Auftreten der Kreuzottern in den Wäldern der Umgegend wird vielfach bemerkt. Vor einigen Tagen sind xach dem „Wanderer“ allein 3 Personen in das hiesige Kloster wegen Kreuzotterbisses zur Behandlung aufgenommen worden.

Ratzeburg, 26. August. Die feierliße Enthüllung eines

Kaiserdenkmals für das Herzogihum Lauenburg findet nah |

dem „Hamb. Korresp.“ am 26. September statt.

Köln, 27. August. „W. T. B.“ meldet: In Folge heftiger Regengüsse ist der Dber-Rhein in starkem Steigen begriffen; seit gestern Abend ist das Waffer bei Kaub um 0,08, bei Bingen um 0,05, bei Mainz um 0,09, bei Mannheim um 0,24, bei Marau um 0,42 und bei Konstanz um 0,31 m gestiegen; hier beträgt der Wasserstand 2,85 m 0,05 m mehr als am Mittag. Die Mosel ift bei Trier um 0,20 m gestiegen.

Krefeld, 26. August. Die Sammlungen für die Hinter- bliebenen der bei dem Hauseinfsturz auf der Gerberstraße Verunglückten- sind, so {reibt die „Rhein.-Westf. Ztg.“ nunmehr wohl als beendet anzusehen, fie baben die Suwme von etwa 12000 ergeben. Auch voa auswärts ist die Theilnahme eine große, denn beim Ober-Bürgermeisteramte sind verschiedene Anerbietungen einge- laufen, um die Kinder der Verunglückten behufs Heranbildung und Erziehung in Pflege zu nehmen.

Stuttgart, 26. August. Wie dem „Schw. Merk.“ aus dem Algäu gemeldet wird, trugen alle Staufener Berge (Hocwagrat, Rindalphorn, Stuiben 2c.) geftern und beute beinahe bis ins Thal berab fristen Schnee. Bei Kempten bat es demselben Blatte zufolge nach mehrtägigen Gewitterregen im Gebirge wieder geschneit und zwar nit rur im Hcchgebirg, sondern auch in den Vorbergen (bei Immenstadt). Die {hon vorhanden gewesene Hohwassergefahr ist durch den Schneefall beseitigt.

Rostock, 28. August. Der deutsche Apothekerverein wählte, ,W. T. B.* zufolge, Dr. Brunnengraeber (Roftock), Thaeter (München) und Frölich (Berlin) in den Vorstand. Die nächstjährige Versammlung soil in Magdeburg stattfinden.

(H) Oldenburg, 27. August. Die diesjäbrige National- feier des 2. September wird auch im Oldenburger Lande eine größere sein. Der evangeli\{he Ober-Kir@enrath hat zur Abhaltung eines außerordentlichen Gottesdienstes im Voraus für alle Gemeinden die Gerebmigung ertheilt. In der Residenz Oldenburg wird die kirchlihe Feier am Vormittag stattfinden. Für den Abend ift nah dem vom Festcomiié ausgegebenen Programui ein großer Fadelzug in Ausficht genommen.

Lübeck, 25. Aug. Der „Köln. Ztg." wird geschrieben: Das Juwel unseres Ratbhauses, die dur ibre alten Holzshnigzereien be- rühmte Kringsfstube, wird demnächst einen neuen Schmuck erhalten. In der neuerdings auch von der preußisben Regierung unterstüßten kunstgewerblihen Werkstatt von Heinr. Sauermann in Flensburg find im Auftrage des Staates Lübeck ?0 Tische und 36 Stühle aus Eicdenbolz in norddeutshem Renaissancestil angefertigt

Theater-Anzeigen. Im vrachtvollen Park um 6

Doppel-Concert. Auftreten von

i Inftrumental-Künkftlern. Deutsches Theater. Montag: Zum ersten | “Sonnabend: Das Penfionat. Male: Das Wintermärhen. Scauspiel in | Puppenfee. 5 Aufzügen von Shakespeare. Dienftag: Der Richter von Zalamea. Mittwoh: Das Wintermärczen. fia Die Kasse wird am Sonnabend eröffnet.

Lautenburg. Anfang 7# Uhr.

Sauspiel in 5 Akten von A. | lebtes Auftreten.)

leuchtung des Sommergartens:

bedeck13) Wallner-Theater. Freitag: Zum 84. Male: Anfang t, der Vorstellung 7 Uhr.

Lene in 3 Akten und eilyac und A Milland, Munk Belle-Aliance-Theater.

ung, bei günftiger Witterung : | 11. Male: Der Dorfsfteusel.

Hierauï: Die

Im Park: Großes Doppel-Concert. Auftreten von Gesangs- und Instrumental-Künstlern.

Residenz-Theater. Direktion : Sigmund Lauten-

S burg. Wiedereröffnung. Sonnabend, den 30. August : Berliner Theater. Sonntag: Die Räuber. | Zum 113. Male: Marquise. Lustspiel in 3 Akten von Sardou. In Scene geseßzt von Sigmund

Sonnabend : Die Hochzeit des Figaro. Sonntag: Lettes Gastspiel des Sgr. d’Andrade.

C _ Dorfkomödie (n neert. Anfang des Concerts 6{, | 3 Abtheilungen und einem Vorspiel von Ferd. Nei- ub müller. Jn Scene geseßt vom Direktor Sternhein.

Im prachtvollen Sommergarten : Großes Concert. Aukftreien sämmtliher Spezialität JSllumination des ganzen Garten - Etablissements. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 74 Uhr.

Sonnabend : Dieselbe Vorstellung. Hrn. Ernft Bettauer (Breslau). Hrn. Posft-

en, Brillante

worden. Sech8s größere Stühle, für die Senakoren be- stimmt, zeigen auf Goldgrund den über die ganze Flähe des Lehnenpolfters \sich erstreckenden s{warzen lübischen Adler in ge-

triebener Arbeit; die 30 kleinen aber immer noch sehr ansehnlihew -

Stühle für die Büraerschaftêmitglieder tragen auf dem Lederüberzug

der Lehnen gerißte Verzierungen und in der obern Ecke auf einem

geren e gleichfalls den heraldishen Adler unserer alten anfeftadt.

Met, 25. August. Heute Nachmittag um 3 Ukr s{chlua, wie der „Straßb. Post* berichtet wird, der Wind plößlih von Südwest nah Nord um, das Thermometer sank auf 99 R. und mit feinem Regen vermischt wirbelten Millionen Schneeflöckchen in der Luft, von denen ratürlih keines unaufgelöst den Boden erreichte. Diese im Monat August nit sehr erfreulihe Naturerscheinung dauerte nur einige Minuten und verlor sich in einem massenbaft niederfiürzenden Plazregen. Um 4 Ubr zeigte sih die Sonne wieder und die Wind- fahne wies aufs Neue Südwest.

_ Paris, 26. August. In dem Schieferbruch von La Foret bei Angers fand, laut Mittheilung der „Köln. Ztg.“, gestern ein SER os ftatt. 4 Arbeiter wurden getödtet, 2 {w:r ver- wundet.

Paris, 26. Auguft. Die „Köln. Ztg.“ meldet: Heute Naht brannte in Paris das bekannte Panorama de la Bastille ab, das jeder Fremde, der nah Paris fam, besuchte.

Paris, 26. August. Saint Marcelin (JIfère) und Um- gegend sind jeßt auch die Opfer der Unwetter geworden, die seit einiger Zeit Frankreih beimsuhen. Ueber Marcelin brahen zwei furchtbare Gewitter mit Hagel aus, das eine am 24., 10 Uhr Abends, das zweite am 25. Morgers. Die ganze noch auf dem Felde stehende Ernte wurde vernihtet. Die Lage der dortigen Bevölkerung, die im Mai \ch{chon von einer Uebershwemmung mitgenommen wurde, ist, der „Köln. Ztg.“ zufolge, eine höchst traurige.

Paris, 27. August. ,W. T. B.“ meldet: Dem Vernehmen nah sind bei Erdarbeiten, welde in der Ziue Avron ausgeführt wurden , von den Arbeitern etwa 100 Dynamitpatronen auf- gefunden worden.

Neapel, 25. August. Seit Kurzem sieht man, wie dem „Hann. Cour.* geschrieben wird, Abends einen Lavastrom si den Vesuv langsam herunterwälzen. Er entströmt der linken Seite des Auéwurfkegels und fließt gen Südost nah der Gegend von Pompeji. Der gefährlihe Strom ist nicht mehr weit entfernt von den fruhtbaren Weingärten oberbalb Boscoreales. Vom Posilipp aus kann man dieses großartige Schauspiel mit Muße genießen. Der Strom fließt sehr langsam und majeftätisch; nur dann und wann, wenn sich Hindernisse in den Weg stellen, wälzt er seine feurige Masse \chneller vorwärts.

Brüssel, 26. August. In dem Luxemburgischen herrscht seit längerer Zeit eine Epidemie unter den Fischen. Tag für Tag bemerkt man längs der Flußufer todte Barben, S@leie und Barsche, die der Krankheit erlegen find. Alle diese Fische haben: diht bei den Kiemen große Eiterbeulen, an denen sie ersticken. Troy zahl- reicher Untersu{ungen bat man, wie die „Voss Ztg.“ erfährt, den Ursprung dieser Epidemie noch nit aufklären können.

New-York, 26. Augrst. Wie die „A. C.“ meldet, gebt eine Gruppe von Kapitalisten in Boston mit dem Plan um, die Ent- fernung der Seereise über den Atlantischen Ocean durch Anlegung eines neuen Seehafens in Nova Scotia, der Europa 400 Mrecilen näher liegt als Boston, zu verkürzen.

Chicago, 27. Avavrst. Mevider's Theater brannte laut Bericht der „Voss. Ztg.“, gestern vor Tagesanbruch nieder. Das Feuer brach im Rauchzimmer hinter der Bühne aus. Die kost- spielige Scenerie des Sensationsdramas „Shenandoah“ sowie das, ganze Inventar ift verbrannt. Der Schaden wird auf 200 000 Doll. veranschlagt. Durch Einsturz einer Mauer wurden mehrere Feuer - leute verleßt, einer tödtli%. Man vermuthet, daß das Feuer an- gelegt war.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Uhr: Großes | [26328]

Gesangs- und National-Pauorama.

SHerwarthstr. 4, Königsplat.

Das alte Rom

mit d. Triumpkbzuge Kaiser Constantins i. J. 312 n. Chr. v. d. Kgl. Prof. J. Bühlmann u. Alex Wagner in München. Täglich geöffnet v. Mor- gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Entrée 1 M, Soldaten und Kinder 30 4.

Neu eröffnet.

Familien-Nachrichten,

Kroll's Theater. Freitag: Leßtes Gastspiel | Verlobt: Frl. Martha Lau mit Hrn. Otto Krat des Hrn. Emil Göte. Der Prophet. (Johann | (KostoX—Oranienburg). Frl. Ernestine Günther

Tessing - Theater. Freitag: Der Fall | von Leyden: Hr. Emil Gögze; Fides: Fr. Heink als

mit Hrn. Max Hampel (Peterwaldau bei Reichen- E bei Brieg). Frl. Anaa Meyer mit Hrn. Kaufmann Hermann Staberow (Zoppot Danzig). Frl. Helene Stavenow mit Hrn. Alfred Jank (Berlin).

Täglich: Bei günstigem Wetter vor und na | Verehelicht: Hr. Heinriß Dahlmann mit Ea

der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be- Großes Concert.

Emma Hagenberg (Köln—EGhrenfeld). ;

Friy Hallama mit Frl. Elisabeth Homilius

(Klettendorf). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dr. H. Schmidt : (Breélau). Hrn. L. Gaetcke (Schwerin i. Medckl.) Freitag: Zum Hrn. Fr. Hoffmann (Koppelbera). Hrn. Robert Peter (Breslau). Hrn. Marx Abratky (Bernburg), Eine Tochter: Hrn. Legations- Sekretär Alfred von Bülow (Haag). Hrn. Königl. Reg. - Baumeifter Geber (Dillenburg, Prov. Hessen-Naffau). Hrn. Arthur von der Heyde (Wafsermühle Angerburg). Hrn. Pastor Stelzer (Rack\{chüt). Hrn A. Hülilling (Eickhof).

iafpektor Bergmann (Potsdam). Gestorben: Hr. Rentier Friedrih Thie (Burg).

wit (Herrnalb i. Schwarzw.). Hr. Oskar Müller (Berlin). Hr. Auguft Ludwig Wagner (Berlin). Hr. Rentier Friedrich Kallinih (Hirschberg). Hr. Karl Pirl (Beidersee a. Petersherge).

Urania, Ansialt für volksthümlihe Naturkunde.

Täglich Vorftellung im Näheres die Anshlag-

Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin: Veriag der Expedition (S olz). Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 332.

Fünf Beilagen (ein\Lließlich Börsen-Beilage.)

Erste Beilage | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Donnerstag, den 28. August

1890.

R

M 207.

Die Hypothekenbewegung im preußischen Staat.

Vi dem 2. Halbjahrhest der „Zeitschrift des Königlich Preußischen Statistishen Bureaus“ von 1889 wird jeßt das Ergebniß des Zu- und Abgangs der Hypothekenshulden in den städtischen und ländlichen Bezirken des preußischen Staats während des Jahres 1888/89, verglichen mit den Ergebnissen der beiden Vorjahre, veröffentlicht.

Hiernach find an Eintragungen neuer Hypotheken in den ländlihen Bezirken erfolgt im Jahre 1886/87 : 624,16 Millionen Mark, im Jahre 1887/88: 567,62 Millionen Mark und im Jahre 1888/89: 583,12 Millionen Mark. Jn den städtischen Bezirken dagegen in den betreffenden Jahren: 1004,81 Millionen, bezw. 1128,05 Millionen und 1348,40 Millionen Mark.

__ An Löschungen sind erfolgt in den ländlichen Be- zirken im Jahre 1886/87: 491 Millionen Mark, im Jahre 1887/88: 479,59 Millionen Mark und im Jahre 1888/89: 462,10 Millionen Mark. Jn den städtischen Bezirken da- gegen _in den betreffenden Fahren 570,52 Millionen Mark

ezw. 561,27 Millionen und 62441 Millionen Mark.

Aus diesen Zahlen ergiebt si:

__ 1) daß die Neueintragungen in den Städten regelmäßig die Neueintragungen in den ländlihen Bezirken fast um und Un lezten Jahre sogar um mehr als das Doppelte über-

eigen,

2) daß die Löshungen in den Städten die Löschungen in den ländlihen Bezirken zwar au, aber verhältnißmäßig doch nur um ein Geringes übersteigen,

_ 9) daß der Uebershuß der Eintragungen über die Löschungen bei den städtishen Bezirken ungleih größer ist als bei den ländlichen.

In leßterer Beziehung seien hier die Zahlen vorgeführt :

er Uebershuß der Eintragungen über die Löshungen betrug im Jahre 1886/87 bei den städtishen Bezirken 434,29 Millionen Mark, bei den ländlichen 133,16 Millionen Mark. Jn dem Jahre 1887/88 betrug derselbe Ueberschuß bei den städtischen Bezirken 566,78 Millionen Mark, bei den ländlichen Bezirken 8803 Millionen Mark, und im Jahre 1888/89 bei den städtischen Bezirken 723,99 Millionen Mark, bei den ländlichen Bezirken 121,02 Millionen Mark. Jn dem gesammten dreijährigen Zeitraum hat der Uebershuß der Eintragungen neuer Hypothekenshulden über die Löschungen betragen bei den städtishen Bezirken 1725,05 Millionen Mark, bei den ländlichen Bezirken dagegen nur 342,22 Millionen Mark.

Weiter geht aus den Zahlen hervor, daß der Uebers{chuß der Neueintragungen in den städtischen Bezirken \sih im Laufe der drei Jahre Sti erhöht hat (von 434,29 auf 566,78 und auf 723,99 Millionen Mark), während er sich bei den [ländlichen Bezirken erst von 133,16 auf 88,03 Millionen Mark im zweiten Fahre vermindert und dann wieder auf 121,02 Millionen Mark erhöht hat; leßtere Zahl - bleibt aber doch gegen die Uebershußzahl dés Jahres*1886/87 noch zurü. Ferner ist als carafkteristisch hervorzuheben, daß der gesammte dreijährige Uebershuß der Neueintragungen über die Löschungen, also die Vermehrung der Schuldenlast in den ländlichen Bezirken des ganzen Staats, welche, wie angegeben, 342,22 Millionen Mark beträgt, noch hinter der Vermehrung der Schuldenlast während des einen Jahres 1888/89 in den städtishen Bezirken des Kammer- gerihts zu Berlin, welhe allein 356,446 Millionen Mark beträgt, erheblich zurückbleibt, und daß die städtishen Bezirke des S Berlin T und ITI für sih genommen, welche die Reihshauptstadt mit ihrer nächsten Umgebung von ausfstrebenden Stadt- und Land- gemeinden wirthschaftlich fstädtishen Charakters einschließen, mit 336,94 Millionen Mark während des einen Jahres 1888/89 nicht viel hinter der dreijährigen Vermehrung der Sculdenlast der ländlihen Bezirke im ganzen preußischen Staat (342,22 Millionen Mark) zurückbleiben.

Sehen wir uns Betreffs der Hypothekenbewegung in den ländlichen Bezirken die einzelnen Bezirke etwas näher an, so hat sich die St6uldenlast im Ober - Landesgerihtsbezirk Königsberg, also in Ostpreußen, in den leßten Fahren um etwa 10 Millionen Mark, in den leßten drei Jahren um 36,78 Millionen Mark vermehrt. Nur zw2i Amtsgerichte führen in ihren Erläuterungen den Ueberschuß der Eintra- gungen über die Löschungen auf die ungünstige Lage der Landwirthschaft im Allgemeinen zurück.

Im Ober-Landesgerichtsbezirk Marienwerder (West- preußen) hat die Vermehrung der Bulshuld im leßten «Fahre 3 Millionen, in den leßten drei Jahren 11,84 Millionen Mark betragen. Hier waren bei 15 Amtsgerihten die Löschungen höher als die Eintragungen. Die verhältniß- mäßig starke Löschung in Westpreußen ist auf die Erwerbun- gen der Ansiedlungskommission zurückzuführen. Jm Bezirk Posen hat vornehmlih aus dem gleichen Grunde die Zahl der Löschungen sogar in allen drei Jahren diejenige der Ein- tragungen überstiegen, und zwar zusammen um 15,69 Millionen, wovon indeß nur 2,62 Millionen Mark auf das leßte Jahr kommen. Hier ist ferner von einigen Amtsgerichten auch die Verdrängung des Privatkapitals durch billigere Darlehne der Kreditinstitute beobachtet und als Grund für den Ueberschuß der Löschungen angeführt worden. :

Die ländlihen Bezirke des Kammergerichts (Bran- denburg) haben in den legten drei Fahten stets einen Ueberschuß der Eintragungen, im leßten Jahre allein um fast 18 Millionen, zusammen um 45,05 Millionen Mark auszu- weisen. Hier is die_Mehrbelastung von den Amtsgerichten theils auf die shlehte Ernte, theils auf die Leichtigkeit der Geldbeschaffung zurückgeführt, in den meisten Fällen aber nicht zu erklären versuht worden. _—

Der Bézirk Stettin (Pommern) weist eine Mehrbelastung von 14,35 ‘Millionen Mark in ‘den leßten drei Jahren, davon 8,28 Millionen Mark im leßten Jahre auf.

__ Der Ober-Landesgerichtsbezirk Breslau (Sthlesien) hat in den leßten drei Jahren eine Mehrbélaftung von 68,55, im leßten Jahre allein um 23,79 Millionen Mark aufzuweisen ;

die ungünstige Lage der Landwirthschaft wird hierbei von einer ganzen: Reihe von Amtsgerichten als Grund angeführt.

2s Ober-Landesgerichtsbezirk Naumburg (Provin Sachsen) beläuft sich der Uebershuß der Eintragungen cit 60,60 in den [leßten drei Jahren, darunter 17,03 Millionen Mark allein im leßten Jahre. Jm Bereiche des Ober-Landes- gerihts Kiel (Schleswig-Holstein) sind die Eintragungen in allen drei Fahren um 26,30, im leßten allein um 7,49 Millionen Mark höher als die Löschungen ausgefallen. Jm Bezirk Celle (Hannover) erhöhte sich die Hypotheken- last in den leßten drei Hiyren um 4856 Millionen Mark, im leßten Jahre allein um 15,77 Millionen. Im Bezirk Hamm (Westfalen) ist die Belastung in den leßten drei Jahren um 33,64, im leßten Jahre allein um 12,94 Millionen Mark gewahsen. Der Ober-Landesgerichts- bezirk Kassel (Hessen) ist dagegen neben Posen der einzige, welher während aller drei Jahre einen Ueberschuß der Löschungen, zusammen von 17,38 Millionen Mark, im lezten Fahre allein um 6,21 Millionen Mark, aufzuweisen hat. Die Ursache hiervon beruht wesentlih auf der noch nicht abgeschlossenen Grundbuchregulirung. Jm Ober-Landesgerichts- bezirk Frankfurt a. M. ala ist nur der geringe Zuwachs der Eintragungen von 4,02 während der lezten drei Jahre, im Bezirk Köin (Rheinprovinz) ein verhältnißmäßig nicht hoher Uebershuß der Eintragungen von 25,34 Millionen Mark, im leßten Fahre allein um 9,63 Millionen Mark, zu kon- statiren; die Eintragungen beliefen \sich hier auf 247,97, die e aaf auf 222,63 Millionen Mark während der leßten rei Jahre.

Was haben diese Zahlen zu bedeuten? Vorweg sei zu bemerken, daß die Löschungen oft hinter den wirklihen Ab- zahlungen zurüdbleiben und daß die Neueintragungen nicht immer sofort vorgenommen werden, sondern der Gläubiger seine Schuld zuweilen, statt durch die Eintragung einer neuen, durch Umschreibung einer früher schon abgezahlten, aber noh niht gelöschten Bl auf seinen Namen sicher stellt. Aber diese besonderen Verhältnisse werden sh wohl so ziemlih aus- gleihen. Jmmerhin geben die vorliegenden Zahlen hin- reichendes Material zu zutreffenden Schlüfsen.

Die auffallend hohe Vermehrung der Schuldenlast in den Städten A Millionen Mark in den letzten drei Jahren) kann niht ohne Weiteres als ein Beweis für die Ver- \{lechterung der wirthshaftlihen Lage des städtishen Grund- besiges angesehen werden. Sie dürfte vielmehr, wie die „Zeitschrift des Königlichen Statistishen Bureaus“ richtig hervor- hebt, lediglich dem ungeheuren A Os an Werthen entsprechen, welchen die zunehmende Bebauung des Bodens und die Steigerung des eigenen Verkehrewerthes desselben dort vielfah geschaffen haben. Verglichen mit den Ziffern der ländlichen Hypothekenbewegung, geben die der städtischen zugleich einen deutlichen Begriff davon, wie sehr dem ländlichen Grundbesize gegenüber der städtishe an volkswirthschaftlihem Gewichte zunimmt und demgemäß auch in sozia!er Hinsicht in den Vordergrund zu rücken beginnt.

Der Mehrvershuldung der ländlihen Bezirke, welche also in den leßten drei Jahren zusammen 342,22 Mill. Mark beträgt, ist aber eine etwas andere Bedeutung bei- zulegen. An und für sich kann die Mehrvershuldung der ländlichen Bezirke noch niht ungünstig gedeutet werden, da in Betraht zu ziehen ist, daß der Realkredit in leßter Zeit besser und billiger geworden und daß mithin auch ein Theil der Personalshulden in Hypo- thekenshulden umgewandelt sein, mithin eine wirklihe Mehr- vershuldung des Besizers nicht überall vorliegen wird. Was aber der Zunahme der Vershuldung der ländlichen Besizer eine Bedeutung beilegt, ist der Umstand, daß sie eine stetige ist die gute Ernte des Fahres 1887/88 hat sie zwar eiwas gehemmt, aber bei weitem niht aufgehoben und daß entgegen dem städtishen Grundbesiß der Kaufwerth des ländlichen Grundbesißzes, soweit es sih nicht um ganz besondere Umstände handelt, überwiegend im Sinken be- griffen ist. Die Mehrverschuldung beim Steigen des Kaufwerths wie dies in den städtishen Bezirken der Fall ist würde ebensowenig auf wirthschaftlich s{hlechte Verhältnisse schließen lassen, wie ein Sinken des Werthes des Grundbesißes, wenn sih entsprehend auch die Vershuldung verminderte. Aber der, wenn auch niht schnelle, so doch regelmäßige Zuwachs der Verschuldung des ländlichen Grundbesißzes in Verbindung mit dem Sinken seines Werthes stellt eine Verschlehterung seiner wirthshaftlihen Lage dar.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber den großen Ausstand in den belgischen Kohlen- revieren wird der „Köln. Ztg.“ vom 26. d. M. aus Mons tele- grapbirt, daß die Bergleute in Hornu nach dem Ablauf der Kirmes die Arbeit wieder aufnabmcn, sodaß 1340 Mann

weniger ausstanden ; dagegen fehlten neuerdings 490 in Frameries, )

Auf der Zee Levant du Fleau fuhren ebenfalls wieder 140 Berg- leute ein. Im Ganzen f\tanden an diesem Tage no6 15550 Mann aus, also 1050 weniger als am Vortage. Dieser Meldung dürfte das Wolff’she Telegramm „nah Schluß der Redaktion“ in Nr. 205 d. B. entsprechen. Gestern fand, wie ein Wolff’shes Telegramm weiter meldet, cine Versammlung von Delegirten der Arbeiter statt, welher auf ergangene Einladung der Gou- verneur der Provinz Hennegau beiwohnte. Der Gourerneur forderte die Delegirten zur Wiederaufnahme der Arbeit auf, sicherte seine Vernittlung bei den Direktoren ver Koklengruben dahin zu, daß die nah dem Reglement verwirkten Geldbußen auf die Hälfte er- mäßigt, würden und zeigte an, daß er den Industrie- und Arbeitsrath zusammenberufen werde. Die Delegirten erklärten, zur Herbeiführung einer Verständigung mit den Strikenden ihr Möglichstes thun zu wollen. Zu dem Ende sollte gestern Abend eine Versammlung ftatt- finden, über welche noch kein Bericht vorliegt. L

In Bremen fand am 24. d. M. ein sozial demokratisches Glewerkschaftsfest statt, auf welchem der sozialdemokratische Reichstags-Abgeordnete von Vollmar die Festrede hielt; dieselbe handelte, der „Köln. Ztg.“ zufolge, zumeist von der Gewerkshafts- bewegung und betonte vor Allem die Nothwendigkeit einer inter - nationalen Centralisation der Arbeiter,

In Kiel fand am Montag eine Arbeiterversammlung statt, in welcher nah einem Vortrage über „gewerkschaftlihe Organi- sationen“ eine Resolution angenommen wurde, der zufolge sämmtliche Arbeiter Kiels nach Aufhebung des Sozialistengesezes für Central- Organisationen eintreten wollen. Der Vorsitzende der Versammlung forderte zur zablreihen Unterzeichnung der Achtstunden-Petition auf und warnte ferxer vor der übermäßigen Vergnügungssucht, welche namentli den kleineren Vereinen {ädlich sei. Eine Anfrage aus der Ver- fammlung, ob das Vorgehen der Hamburger Arbeitgeber gegen die‘ Fachvereine von Einfluß auf die Mitgliederzahl gewesen sei, wurde, der „Kiel. Ztg.“ zufolge, dabin beantwortet,“ baß “ällerdings eine große Zahl von Arbeitern, durch die Noth gezwungen, den bekannten Revers unterschrieben bätte. Beispielsweise bätte der Fahverein der Maurer von seinen 6000 Mitgliedern die Hälfte verloren; es sei den Arbeit- gebern indessen nit gelungen, die Fachvereine zu sprenaen.

In Leipzig trat am 24. August der IX. Deutsche Dreh s8- lertag zusammen; in der Sitzung vom 25. kam, wie die „Magdbr. Ztg." mittheilt, eine Reibe von Fragen zur Erörterung über den Arbeitsnahweis, über die Forderung der Gehülfen in Bezug auf Abkürzung der Arbeitszeit und Erhöhung des Lohnes, Über Unterstüßung von Innungékollegen bei ausbrehendem Strike, über ZweX und Nutzen des Verbandes u. \ w. Bei den sich hierbei entspinnenden lebhaften Besprehungen kam unverkennbar die Meinung zum Ausdruck, daß die Innungs- genossen sich mit Erfolg bemühen, die Wohlfahrt des ge- sunkenen Handwerks zu fördern und dur ein enges Zusammenschließen eine Reihe von auf geseglicher Grundlage beruhenden Ver- befserungen _ durhzuführen. Der „Köln. Ztg.*" zufolge wurde der Selbsthülfe der Arbeitgeber gegenüber den maß- losen sozialdemokratishen Anforderungen von allen Rednern warm das Wort geredet, und zwar erblickte man die Verwirklichung der- selben in dem festen Zusammenshlusse der Arbeitgebecvereini- gungen. Eine Versammlung der Glasergehülfen Leipzigs beschäftigte fich am Dienstag nach der Wahl zweier Vertreter für die Gewerfkschafts-Kartellkommission mit dem kürzlih in Halle a. S. abgehaltenen Verbandstag der Glaser. Der Ver- bandstag hat u. A. eine in Limbach tagende Kommission zur Vor- nahme ftatistis@er Erbebungen über die Lohn- und Arbcitsverhältnisse der Glasfergehülfen in ganz Deutschland eingeseßt. In Leipzig wird die Tarifkommission diese Statistik auffstellea.

In Magdeburg fand am Montag eine von etwas über

100 Perfonen besuchte Frauenversammlung statt, in welcher ein Vortrag über die Nothwendigkeit der Frauenbewegung gehalten wurde. Nah Schluß desselben gelangte eine Resolution zur An- nahme, in welcher, wie die „Mgdb. Ztg.“ berihtet, die Frauen des Stadtfeldes erklären, \ich voll den Bestrebungen der Arbeiterfrauen Magdeburgs anfsch{ließen und für Verbesserung der Lage der Arbeiterinnen eintreten zu wollen. _ Oier in Berlin fand auch am Dienstag eine große fozial- demokratische Volksversammlung ftatt, in welcher der Reichstags-Abgeordneie W. Liebknecht, wie hiesige Blätter melden, über „Karl Marx“ spra. In einer persönlihen Bemerkung kam der Redner auch auf die Angriffe gegen die sozialdemokratisce Fraktion und gegen seine Person zurück und suchte alle Beshuldiaungen zu entkräften. Weitere Erörterungen über diesen Gegenstand schnitt der Vorsißende mit dem Hinweis auf die Tags zuvor von einer sozial- Gen Versammlung gefaßte Resolution ab. (Vergl. Nr. 205 In Antwerpen wird am 23. September eine internationale Versammlung der Cigarren- und Tabatckarbeiter stattfinden. Die Tagesordnung wurde, wie man der „Köln. Ztg.“ schreibt, haupt- fächlich von Belgiern und Holländern vereinbart und lautet: Grün- dung eines internationalen Fachverbandes mit ständigem Aus\chuß, gegenseitige Versicherung für den Fall eines Ausstandes, Mindestlohn und bôhster Arbeitstag, staatliche und eigene Regelung der Frauen- und Kinderarbeit und Annahme des sozialistis hen Programms durch die Mitglieder.

Der Strike der Pariser Parquet-Arbeiter (vgl. Nr. 172 d. Bl.) bat, wie das „Journ. des Déb.* meldet, nach vierzigtägigre Dauer dadurch sein Ende gefunden, daß die Arbeitgeber sämmtliche von den Arbeitern aufgestellten Forderungen bewilligt haben.

Aus Chicago berichtet ein Wolff’shes Telegramm, daß die Weichensteller und die Bediensteten in den großen Eisen- babn-Lagerbäusern einen Ausftand begonnen haben, um eine Erböbung ihrer Löhne zu erlangen. Die Verwaltungen weigern sch, die Forderungen der Auéftändischen zu erfüllen und er- klären bis aufs Aeußerste Widerstand leisten zu wollen.

Aus Sydney wird weiter mitgetheilt, daß die Kohlen- grubenbesißzer von New-Castle beschlossen haben, diese Gruben wegen des dort unter den Grubenarbeitera ausgebrobenen Strikes zu \chließen. Gestern Abend sollte eine Abtheilung Militär nach New-Casftle abgehen, wo große Erregung herrs{t.

Man sprach davon, daß ara heutigen Lage alle Matrosen auf den Küstenfahrern von Neu-Seeland ebenfalls den Strike beginnen würden.

Literatur.

Uebersichten der Staatswirthschaften, des Welt- handels und des Weltverkehrs. Zweiter Jahrgang, von Dr Heinrich Hirs. Wien und Olmüg. Verlag von Ed. Hölzel, 1890. Der zweite Jahrgang der vorliegenden Uebersichten erscheint nit nur in allen seinen Theilen vollständig erneuert, sondern auch erbebli und insbesondere durch “i vage d Tabellen erweitert, von denen die eine die Entwickelung der Staatêswirthschaften, die andere jene der Handelsmarine in allen Weslttheilen seit 1880 bis 1889 enthält. Um das Bild der staatswirtbschaftlihen Entwickelung 1850—1889 zu gewinnen, ift das enorme statistische Material in 15Tabellen gruppirt und die sämmtliczen Werthe in deuts%e Reichsmark umgerechnet. Von diesen Tabellen entfallen auf jeden Weltthbeil je drei, entbaltend die Staatseinnahmen und Staatsausgaben 1880—1883. Das Resums aus allen diesen 15 Tabellen ergiebt die eine Tabelle, die Darstellung der Entwicktelung der Staatswirthschaften in allen Welttheilen 1880—1889 enthaltend. Was die zweite Tabelle anlangt, so ift sie das Resumé ron 8 Tabellen. Diese Tabellen treten an die Stelle der im Vorjahre veröffentlihten Tabellen des Weltverkehrs, was eine Reform derselben insofern bedeutet, als hiermit der Versuch gemacht wird, den Ansprüchen, die das Leben an die Wissenschaft zu stellen berechtigt ist, gerecht zu werden. Jedes VerkehrEgebiet soll nach und na in der ihm eigenthümlihen Form statistish erfaßt und dem Leser vorgeführt werden. ' ; |

Amtlicher Zolltarif mit Waaren-Verzeichniß, verbunden mit dem Statistishen Waaren-Verzeichniß nebst dem Gesetz, betreffend die Statistik des Waaren- verkehrs, Ausführungsbestimmungen zum Zolltarif-

ese und Erläuterungen. Herausgegeben von Troje,

öniglich preuß. Steuer-Rath und Dirigent des Haupt-Steueramts Prenzlau. Harburg a. d. E. Verlag von Gustav Elkan. 1890. Das vorliegende Werk wird den Leserkreis, welher im täglichen Handel und Verkehr mit den Zollverhältnifsen der verschiedensten Waarengattungen zu thun hat, und dem ein derartiges praktishes Nachschlagebu@ unentbehrlich ist, jedenfalls in hohem Grade inter- essiren. Das Buch, welches seit 1873 nun {on zum vierten Male

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