1870 / 297 p. 5 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

3862

in die einzelnsten Details verfolgen kann. Ein Observatorium | 7. Armee Corps die Nummern 9, 21, 52 und 53 und das zur Orientirung in den feindlichen Schanzen is eingeritet. | 17. Chasseur-Bataillon vertreten ; ob diese Nummern etwa von Uebrigens hat die vertriebene französische Besaßung, abgesehen | Soldaten herrühren, welche an der Schlacht bei Sedan Theil von der Bewehrung, die nah dem Einzug der deutschen Trup- | genommen haben und später gegen diesseitige Gefangene aus- pen umgedreht werden mußte, den iehten noch Arbeit genug | gewechselt sind, hat sich nicht feststellen lassen. 4) Wie es scheint, übrig gelassen. Im Innern hatte sie die Montirungs- sind diese aus der Schlacht, eventuell aus der Kapitulation von arbeiten nur bis zu den ersten Anfängen gefördert. | Sedan hexrührenden nah Meh ausgewcchselten Gefangenen nicht Die Kasematten und die unterirdischen Gänge müssen | unter andere Regimenter vertheilt worden, sondern in sih ge- erst von den Pionieren ausgebaut werden. Der Feind schenkt s{lossen geblieben. 5) Bis jetzt sind nur vom 60. und 63. Jn- offenbar nit allen Punkten des geräumigen Schanzterrains fanterie-Regiment je ein 4. Bataillon in Mey nachgewicsen ; dieselbe Aufmerksamkeit. Er hat von den nahen Festungsposi- | die Stärke der Compagnie variirt zwischen 30 und tionen an den Außenwerken von Paris einige Stellen bei la | 60 Mann. 6) Was dic Verpflegung anbetrifft, so wird fasi Tour, besonders diejenigen, von denen sih Paris am besten durchgängig seit etwa 14 Tagen nur Pferdefleisch verabreicht, beobachten läßt, unter scharfe Observation genommen; so wie Salz soll fast gar nicht mehr vorhanden sein, Alle Nachrichten er hier cine Bewegung verspürt, donnert er los, Indessen sprechen si aber darüber einstimmig aus, daß an Brod, Reis stören die Geschosse, die er aus den Forts JTssy, Banves, Mont- | und getrocknetem Gemüse Ueberfluß ist, Zuker fängt an zu rouge entsendet, die Erdarbeiten auf unserer Seite nicht im mangeln und wird durch Syrup erseßt. Fourage für die Mindesten. : Pferde soll nicht mehr existiren. Die Pferde erhalten theils Gerste, Die Truppen haben zunächst nur die Aufgabe, so ras wie theils Grünfutter, aber beides in schr geringen Quantitäten. möglich die Vollendung der Schanze herbeizuführen und zur } 7) Jn Met sollen zwischen 15— 30,000 franke und verwundete Vertheidigung derselben bereit zu sein, falls der Feind einen | Soldaten liegen. 8) Obgleich in einzelnen Bricfen von Sturm unternehmen sollte, woran vorläufig Niemand glaubt. Dyssenterie gesprochen wird, scheinen keine epidemischen Krank- Daß sich Übrigens die deutsche Armee mit der Cernirung von heiten unter den französischen Truppen zu herrschen. 9) Außer aris nicht begnügen wird, is schon jeßt entschieden. Die | den 47 in der Stadt befindlichen Lazarethen is ein temporäres erbeischafung eines gröferen Artillerieparkes von {wecrem Lazareth in Eisenbahnwagen bei Devant le Pont etablirt. Belagerung8geschüß ist eingeleitet. Für die prompte Beförderung M. Die Proklamirung der französischen Repubük und des pro- des nothwendigen Materials tritt als ein wesentlich unterstüßen- | vi orishen Ministeriums ist in der Stadt Mey affichirt. Die des Moment der Fall der Oestung Toul ein 7 von dem man | Soldaten außerhalb der Stadt erfahren von der Kapitulation soeben Nachricht erhalten hat. Ohne Schwierigkeit wird nun | von Sedan und dem Regierungswecchsel nur von Hörensagen

die direkte Eisenbahnverbindung von Nanzig über Châlons bis | und halten die Gerüchte zum Theil für gemacht und falsch.

in die Nähe von Paris hergestellt werden können. A Geschwaders Au der Ostsee bar der Gean schen Blokade. S ; ¿ eshwa U e : rneur der E ube, 20. Set E | Mane folgende Bana eian ote d Ee, 2 U, L bura: vom in der Ostsee an N erhalten, ich R ¡Damit dürfte n diene ale französische Offiziere haben auf ihr Ehrenwort, | ugen sMränkung der geboten erscbeinen. Q e Weile ar unseren in diesem Kriege nicht wieder gegen Deutschland zu kämpfen, | danten sind daher von mir angewiesen, soweit es bei dem fortbestehen- die Freiheit erhalten, und sind nach der Schweiz abgereist. | den Kriegézustande die Sicherung ihrer Häfen gestattet, dem Verkehr Unter denselben befindet sich der General Uhrich. Die Mobil- | unserer und der neutralen Schiffe die möglichste Ercleichterun garden, lauter Elsässer , werden dem Vernehmen nach in die währen. Jn welcher Ausdehnung in den verschiedenen Heimath entlassen. Bereits findet ein sehr bedeutender Andrang lußmündungen die bisherigen Beschränkungen hiernah aufzuheben

- 4 ; ; ind/ soll in den Lokalblättern bekannt gemacht werden. von Fremden statt, es ist ledoch noch [hwer, in die Stadt Ou 'Qugleich wird aber au eine Ermäßigung in der Küstenbewachung

fo i r A Der größere Theil des Belagerungsmaterials soll eintreten fönnen. Jch bestimme daher, daß der Dienst der freiwilligen bereits nah Paris abgegangen sein. ; Küstenwehr bis auf Weiteres niht mehr zu beanspruchen i.

Aus Marly, 27. „September, Morgens 10 Uhr, wird der Bei dieser Gelegenheit möge mir gestattet sein, unserex Küsten- »Köln. Z.« über Borgänge bei Meß berichtet: Heftiges Kano- wehr in Anerkennung der von ihr geleisteten Dienste hiermit meinen nen-, Mitrailleusen- und Kleingewehrfeuer zwischen Fort Queuleu Lank auszusprechen, einen Dank, dem si zuvörderst gewiß gern alle und unseren Batterien in Mercy-le-haut. Ein Dorf dazwischen, | Küstenbewohner anschließen werden. Die freiwillige Küstenwehr hat

Sri in Flammen. as Fort Queuüleu is in | mit der größten Opferwilligkeit und Thatkraft gezeigt; daf, wenn es cs GEIy, en 18 Dl E en S B j gilt, das Vaterland und den eigenen Heerd zu s{üßen, jeder Einzelne Rauch gehüllt. Auh von Thibaut werfen unsere Batterien O : ;

Granaten nach Queuleu. Der Kampf entwielt si vor unseren | von Hem, patriotiscien dena! bejeilt is an der bedrohten Grenze Abend einen Sormearten, bed Ux eris haben unsere Jäger gestern | Gesayr dto, tenen Sit demna Naterlande des diu A Abend einen Sergeanten des 84. französischen Injanterie-Regi- | cinen Jeden mit Freudigfeit auch »zur Wacht am Meer« wiederum ments im Wäldchen erschossen, diesen Morgen einen zweiten auf seinem Posten finden.

&ranzosen, worauf jedesmal die übrigen Mannschaften der Hannover, den 25. September 1870.

französishen Patrouillen die Flucht ergriffen. : Der General - Gouverneur der Küstenlande. (Fort Queuleu liegt südösilih von Meg ; eine halbe Meile gez. v. Falckenstein. südöstlih vom Fort ist Mercy-le-haut belegcn.) Zu der mit so grellen Farben von Franzosen und Fran- : zosenfreunden geschilderten Einäscherung von Bazeilles liegen Das Central - Nahweisebureau hat aus dem ihm zu

neuerdings wieder von unparteiischen Engländern, die den gan- Gebote stehenden Material eine statistische Zusammenstellung zen Feldzug, zum Theil als Aerzte und Mitglieder der Gesell- bearbeiten lassen, deren Qweck der Vers Ut, annähernd nach- schaften zur Pflege der Verwundeten, mitgemacht, Widerlegun- | zuweisen , wie sih die Zahl der feit Bezinn des Krieges Ver- gen vor, die den deutschen Truppen das beste Zeugniß geben. | wundeten ten zur Zahl der Wiedergcnesenen verhält. Gleichzeitig erscheint ein Brief von dem bayrischen KriegS-Mei- 1) Die Zahl der in die Bücher des Bureaus eingetragenen nister in der »Times«, in welcher derselbe einen Bericht von Berwundeten und Kranken beläuft \sih auf 94,450, Der Ab- General v. d. Tann über die Vorgänge in Bazeilles in Aus- | {luß der Bücher für diese statistische Uebersicht hat am 28. Sep- sicht stellt , aber jeßt bereits zuversichtlich die den Bayern zur | tember Abends stattgefunden, bis zu welchem Termin dem Cen- Last gelegten Ausschreitungen zurückweist. tral -Nachweisebureau 1188 Lazarethrapporte vorlagen , unter

Ueber die französische Armee in und um Mey werden | denen 48 aus Feld- und Krieg8lazarcthen , die Übrigen aus der »N. Pr. Ztg.e von zuverlässiger Stelle folgende Mitthei- | Reserve - Vereinélazarethen und Privatpflegestellen eingegangen lungen gemacht: waren.

Nad Aussage von französischen Civilisten, welche als Ueber- 2) Die Zahl derjenigen , welche unter jener Totalität al8 läufer eingebracht waren, und von Soldaten, wele gefangen tranéportfäh1ge Rekonvale®zenten zu betrachten sind und theils wurden, sowie aus aufgefischten Flaschen, welche die Mosel auf nah rückwärt®gelegenen Lazarelthen evakuirt, theuls zu den An- Argancy heruntertrieben, und aus Briefen, welche an Lusft- gehörigen entlassen wurden, beträgt: 4597. ballons befestigt waren, läßt sih Folgendes Über die französische 3) Die Zahl der zu den im Felde stehenden oder Ersat- Armee in und um Meh resumiren: 1) Die Stadt Mech hat nur | Truppentheilen, so wie zu den Etappen-Kommandos als gcheilt Garde mobile al8 Garniscn. 2) Die Armce fantonnirt um Entlassenen , von welchen ein fkleiner Theil als unbrauchbar Meß. 3) Außer den Regiments-Nummern, welche nach der | oder invalide entlassen erscheint, beträgt: 3808. franzöfiswen Ordre de bataille dem Garde-, 2., 3.1 4. und 4) Die Zabl der im Lazareth Verstorbenen ist: 518.

6. Armee-Corps angehören, sind noch vom 5. Corps die Num- L Nach diefen Z'ffern sicllt sich das Verhältniß, in Prozenten mern 27, 30, 88, 84 und 97 (leßtere beiden bilden die sog. auLgeèrüdckt, wie folgt: Rekonvalcszenten 8/44, Gchbeilt 6,90, Brigade mixte unter Brigade-General Lapasset) und vom Invalide 0,08, Todt (),95.

3863

In Corbeil, Departement Seine-et-Oise, Dammar- tin, Departement Seine-et-Marne, und Nanteuil-le-Hau- douin, Departement Oise, sind Feldpostrelais in Wirksamkeit getreten.

Aus Rheims, 30. September, is dem »St. Anz. « nacstehende telegraphische Depesche zugegangen: Jn dem De- partement des General - Gouvernements Rheims, namentlich auf der Bahnlinie Châlons-Meauxr, ist Mangel an Kolonial- waaren, Die Einfuhr is} zur Zeit zollfrei. Schußschein der Militärbehörde des Au®gangsortes ist erforderlih. Thätige Unterstüßung der Behörden des General-Gouvernements wird zugesichert. Graf Tauffkirchen, Civil-Kommissar.

Hessen. Darmstadt, 30. September. (W. T-B.) Die Erste Kammer trat in ihrer heutigen Sißung dem Be- s{lusse der Abgeordnetenkammer bei, die Regierung unter gleichzeitigem Anerbieten der erforderltchen Geldmittel zu er- suchen , darauf hinzuwirken , daß den hessischen Truppen die nothwendigen im Etat nicht vorgesehenen Nahrung8mittel und Kleidungsstücke verabfolgt werden. Der Kriegs - Minister er- flärte, daß bereits eine bedeutende Anzahl wollener Hemden nach dem Kriegsschauplatze abgeschickt worden sei, und daß man die Geme nah anderen Gegenständen amtlich feststellen werde.

Württemberg. Stuttgart, 30. September. (W. T. B.) Der » Staatsanzeiger für Württemberg « {reibt : Die Münchener Ministerkonferenzen, welche am 22. d. M. cröffnet wurden, sind am 27. geschlossen. Jm Gegensaß zu Unterhand- lungen auf Grund von Vollmachten wurde der Charakter von Besprehungen unter Feststellung sriftlicer Anhaltspunkte allerseits gewahrt. Der Gegenstand der Besprehungen war die Gründung einer Bundesverfassung zwischen den Staaten des Norddeutschen Bundes - und den süddeutschen Staaten und zwar zunächst Bayern und Württemberg. Die den leßteren durch ihre Verhältnisse als geboten erachteten Be- stimmungen wurden hierbei erörtert. Der Verlauf der Be- sprehungen soll von den Betheiligten als éin befriedigender betrachtet werden. Es scheint, daß jeßt zunächst einer Kund- gebung der preußischen Regierung entgegengesehen wird, wo- nach erst die wirklichen Unterhandlungen folgen können.

Bayern. München, 28. September. Prinz Arnulph begiebt sih morgen wieder zu seinem Regiment auf den Kriegs- shauplay. Der württembergische Minister Mittnacht hat heute Morgens München wieder verlassen,

Desterreih-Ungarn. Prag, 29. September. Das in der heutigen Sißung des böhmischen Landtags von dem Statt- halter verlesene Allerhöchste Reskript lautet:

An den Landtag Unseres Königreiches Böhmen!

Die in der allerunterthänigsten Adresse des Landtages Unseres Königreiches Böhinen au®sgesprochenen Anschauungen und Wünsche haben Wir mit Aufmerksamkeit und Jener ernsten Erwägung aufge- nommen, welche Uns gegenüber deu Kundgebungen Unserer Völker stets als Pflicht erschienen ist. 2

Mit Genugthuung haben Wir dabei die treue Hingebung an Uns und an die Sache Unseres Hauses begrüßt, - welche in dieser Adresse loyalen Ausdru erhalten hat, und mit lebhafter Befriedigung crfüllt Uns die Anerkennung der Thatsache, dap die Lage des Augenblickes

mehr als je des einmüthigen Zusammenwirkens aller Völker der Monarchie bedarf. , /

Hierauf gestüßt durften Wir Uns der Erwartung hingeben, daß der Landtag dem Gefühle dieser treuen Hingebung thatsächlich ent- sprechen werde. Nichtsdestoweniger hat der Landtag unter Berufung | auf das staatliche Eigenreht Unseres Königreiches Böhmen die Boll« ziehung der Wahlen in den Reichsrath abgelehnt und Uns die Ein- | shlagung von Bahnen angerathen , die außerhalb des verfassungs- | mäßigen Rechtes der Unserem Scepter unterworfenen Königreiche und | Länder liegen und deren Verfolgung nur den Veuwirrungen neuer | Rechtsershütterung entgegenführen könnte. :

Wir sind Uns des Glanzes wohl bewußt, den die Krone Unseres Königreihes Böhmen um das Ansehen und die Macht Unserer Monarchie gebreitet hat. Wir sind au ents{chlossen, dem{:!ben neuer- dings die Untheilbarkeit und Unveräußerlihkeit des Landes unver- | brüchlich zu verbriefen und gleih wie bei Unseren erlaudten Vor- fahren soll die Krönung mit der Krone Böhmens Unsererinneren Einigung mit dem Volke Böhmens leuchtenden Ausdruck geben. Aber wir erin- | nern den Landtag daran, daß das Verhältniß des Landes zur Mon- arie mit den Bezichungen , in welche es insbesondére dur die pragmatishe Sanktion zu der Gesammtmonarchie getreten ist , nicht blos Verpflichtungen der Krone , sondern auch eine reiche Anzabl von Rechten umfaßt, die ihre Uebung aus\schließilich in der Person | des gemeinsamen Monarten fanden. Mit Freuden haben Wir der Aus\{hließlichkeit dieser Uebung entsag!, als Wir Unseren Willen aussprachen, im Einklange mit den Wünschen und den Be- | dürfnissen Unserer Völker die Grundsäße fonstitutioneller Regierung in das EStaatsrecht der Monarcdie einzuführen. Der Schuß und

Schirm, welchen Unsere Kaiserliche Vollgewalt dem Königreiche Böhmen

stets geboten bat, soll durch die Theilnahme nicht gemindert werden, welche die Vertretung Böhmens im Vereine mit den Übrigen Völkern B fen ia, an den wichtigsten Funktionen des Staatslebens zu nehmen erufen ist.

Wir sind gerne bereit, billigen Wünschen jederzeit Unsere volle Aufmerksamkeit zuzuwenden und so haben Wir Unserer Geneigtheit, die Beziehungen Unseres Königreiches Böhmen zur Gesammtmonarchie Cs Revision unterwerfen zu lassen, bereits wiederholt Ausdruck ges geben

Die Klagen über die Mängel der Wahlordnung vom 26. Februar 1861 sind nicht unbeachtet an Uns vorübergegangen. Es wird Unsere ernste Sorge sein, diesen Klagen abzuhelfen, so wie anderen begrün- deten Ansprüchen Unscres Königreiches Böhmen gerecht zu werden, soweit diese mit den Jnteressen des Gesammtreiches; mit der Sicher- heit und nothwendigen Mactstellung veytteen vereinbar sind. Nichts fann Uns mehr am Herzen liegen , als die dauecnde Befriedigung Unseres böbmiscen Volkes, nichts erwünschter sein, als die treue Hin-

gebung dieses Volkes nit blos dem Dienste seines engeren Vater-

landes, sondern auch den Aufgaben des Gesammtvaterlandes in un- bestrittenen Nech{tsformen zugewandt zu sehen.

Wir verkennen nicht den Bestand bedauerliher Vewirrungen, die s exe ingere Kriscn in dem öffentlihcn Rechte vielfach eínge- reten sind. :

Allein aus Verwirrung und Widerspruch erhebt sch eben als fester Punft Unser Kaiserliches Wort vom 20. Oktober 1860, das Wort der diejem Diplome angercihten Staaté-Grundgeseße vom 26. Februar 1861 und vom 21. Dezember 1867.

Es hicße von diesem Woite die Weibe einer feierlihen Verpflich- tung der Krone streifen, es hicße einen festen und gesicherten Rechts- boden mit den S&wankungen zweifelhafter, bestrittener und sih durch- freuzender Anspiüche vertaushen, wollte man die von Allen ge- wünschte Verständigung auf anderer Basis als auf der der geltenden Verfassung vollziehen. Der Vertretung Unseres Königreiccs Böhmen ist die volle Gelegenheit geboten, den Wünschen und Bedürfnissen desselben wirksamen Ausdruck zu geben. Der Landtag möge dabei der loyalen Untersiüßung der Regierung, sowie des Entgegenkommens Unserer Völker gewiß sein

Veriveigert er seine Theilnahme, vers{hmäht er, den Boden zu be- treten, welchen die Verfassung den berechtigten Forderungen Aller er- {lossen hat, so bürxdet er sih eine Verantwortung auf, deren Größe mit dem Ernste der geshichtlichen Entwickelung wächst.

In der That, noch einmal ist es die folgenshwere Bedeutung des Augenblickes, auf welche Wir die Aufmerksamkeit des Landtages Unseres Königreiches Böhmen lenken wollen. Um so dringender is Unser Wunsch und um so berechtigter Unsere Erwartung in dieser ernsten Stunde, die geseßlichen Vertreter der Gesammtmonarcie um Uns versammelt zu sehen.

In diesem Sinne fordern Wir den Landtag Unseres Königreiches Böhmen erneuert auf, die Wablen in den Reichsrath ungesäumt vor- zunehmen, und entbieten den Mitgliedern des Landtages Unseren Kaiserlichen und Königlichen Grus.

Wien, den 26. S: ptember 1870.

&ranz Joseph m. p. a O

Dr. Cizek stellte den Dringlichkeit8antrag, von der Druck- legung des Kaiserlichen Reskriptes Umgang zu nehmen und die erste Lesung sofort vorzunehmen. Der Antrag wurde ange- nommen und die erste Lesung vorgenommen. Auf Antrag des Grafen Clam-Martiniß bes{loß darauf der Landtag, das Reskript einer Kommission von 15 Mitgliedern (5 aus jeder Kurie) zur Berichterstattung zuzuweisen.

Hierauf folgen Wakhlbericbie.

Großbritannien. London, 30. September. (W. T. B.) Der Agent des hiesigen »Lloyd«e meldet aus Calais, daß das bereits gemeldete Einschiffungsverbot nur für folche fran-

zösische Staatsangehörige Gültigkeit hat, welche sich zwischen

dem 20. und 35. Jahre befinden.

Italien. Rom, 30. September. (W. T. B.) Die pro- visorisde Junta hat das Plebiszit jeßt definitiv auf den 4. Oktober festgeseßt. Die Abstimmungéformel lautet folgender- maßen: Wir wollen unsere Vereinigung mit dem Königreich Italien unter monardis{ - fonstitutioneller Regierung des Königs Victor Emanuel und seiner Nacfolger. In der be- treffenden Proklamation heißt es ferner: Ueberlassen wir der

| ltalieniswen Regierung die Aufgabe, die Unabhängigkeit und

geistliche Autorität des Papstes sicher zu stellen. Eine Deputa-

tion römischer Bürger wird das Resultat des Plebiszits seiner

Zeit dem Könige überbringen.

Getverbe und Handel.

Zu dem am heutigen Tage in Kraft tretenden Vereins- zolltarif ist im Verlage dec Königlichen G-beimen Ober-Hofbuch- druckerei hierselbst (R. v. Dedcker) das amtliche Waarenverzeichniß im Dru eischienen. Zur Erleichterung für den Gebrau) ist der Tarif jedem einzelnen Gegenstande des Waarenverzeichnisses beigefügt.