3866
verhalten, dagegen etwa versuchte Ausfälle mit voller Energie urüdiverfen" “zu „sollen. Die ernste Lehre, welche das Corps des General Ducrot am 19., nördlich Sceaux, cine vollständige Deroute von drei Divisionen Linientruppen herbeigeführt, scheint „den General Trochu veranlaßt zu haben, fkeinen zweiten Versu dieser Art zu wagen, wenigstens bat er selbst in seinem Tagesbefehl vom 283. zugestanden , daß die uaven in Folge eïñer „inexplicable panique“ ohné einen Schw zu „thu, dàs Schlachtfeld flichend verlassen haben. reilih leugnet General Trochu auch den Verlust von sieben Mors D ‘in der provisorischen Verschanzung vor den Forts Vanves und Moñùtrouge, welche Geschüße I indessen wirklich in den Händen der Sieger -besin- den. Die Kommunikation zwischen Paris und Tours wird durch kleine Luftballons und Tauben unterhalten, wie durch den in Tours tagenden Theil der augenblicklichen Regie- rung bei Bekanntmachung der Nachrichken aus Paris beson- Dders bestätigt wird. Die sämmtlichen Forts “ kTanpniren fortdauernd auf jede Patrouille oder Feldwache, so- wie auf jeden Punkt, wo “sie einen deutschen Sol- daten vermuthen, und sind an einem Tage, dem 24., allein 2500 Schüsse, meist schwersten Kalibers, gefallen. ‘Ueberall stehen unsere Truppen außerhalb des Bereiches-dieser-Geschüße ; die -Vor- posten zwar innerhalb desselben, aber gut ‘gedeckt, so daß diese Art des Gebrauches schwerer Artillerie wohl nür dazu bestimmt ist, den Parisern ‘den Glauben beizubringen, es fände über- haupt schon ein Kampf statt. An Wiederherstellung derjenigen gesprengten Brücken und Tunnel, weiché für die Heranschaffung der Belagerungstrains hinderlih ‘wären, wird mit“ großer Kraft gearbeitet. Die vor ‘Toul ‘gebrauchten s{zveren ¡Gèéshüße werden mit den in ‘dieser Festung eroberten nicht ‘ vor Paris ‘gebrächt werden , sondern * häben eine anderweitige Bestimmung erhalten. Von einer Bolks- bewdäffnung , FranéêKtireuxs U.:s. w. zeigt sich in dem weitesten Umkreise der um Paris versammelten Truppen feine Spur. Die früher von Paris aus verbreiteten Aufrufe zur Bildung bewaffneter Corps und Banden haben ruhd um Paris keinen irgend bemerkbaren Erfolg gehabt. Die Wenigen, ‘welche diesen Aufrufen vor Ankunft der deutschen Truppen gefolgt Find, be-
empfangen, und “welche
finden sich in Paris selbst. Gestern ist abermals ein Kaiserlich }
russischer Feldjäger als Courier mit Depëschen aus St. Peters- burg im Königlichen Hauptquartier eingetroffen.
— Se. Majestät der König haben gm 28. September denjenigen Theil der Angriffsfront der Befestigungen'um Paris rekognoszirt, welcher, im Nordosten der Hauptstadt von der Bahnlinie nach Creil (Belgi) bis Fu der nah Straßburg, von den Befestigungen um Stk. Denis bis zum Fort Romain- ville reiht. Dieser Abschnitt „des „befestigten - Gefechtsfeldes um die französische Hauyptstgdt wixd durh die - Eisen- bahn von Paris nach Soissons ‘in zwei Theile getrenpi deren nördlicher von der-Double-Couronne du Nord hei St. Denis und vom Fort -de l’Est beherxscht (wird, während Fort Auberpilliers , die Redouten am Ourcq-Kanal und Fort Romainville den südlicheren Abschnitt deken. i
Die Befestigungen um St. Denis- bilden gewissermaßen den Stüßpunkt des (linken Flügels der „befestigten Anlagen um Paris und entschieden einen der stärksten Theile derselben. Westlich sich an die hier in einem scharfen Bogen abwendende Seine anlehnend, erhält die Position durch mehrfache Eisenbghn- „und Straßendämme;eine erhöhte Vertheidigungs8fähigkeit, welche durch den die Niederung durchfließenden Rouillon-Bach, dem von Osten die Morée zufließt, noch vermehrt' wird. der genannte Bach theilt sich hier mehrfah und charakterisirt fich durch sein bedeutendes Gefälle, "welches8, auf 1000 Schritte über wanzig Fuß betragend , eine“ Andämmung desselben und bine besondere Berücksichtigung von Seiten des Ver- theidigers vornehmlich erleichtert. Weiter ‘südlich bildet “der Kanal von Ourtq einen wesentlichen Abschnitt ; ‘derselbe beginnt bei ‘Port-aux-Perches bei der Pariser Vorstadt la Villette, von wo aus er, mit der Seine durch den Kanal von St. Denis verbunden, sich erst ost-, dann nordostwärts wendet, anfangs die Ebene bei Pantin und Bondy, dann den Forêt de Bondy und das Bois de St. Denis durchfließend. N
Der von Sr. Majestät rekognoscirte Terrain - Abschnitt ist nördli St. Denis Uneben, durhschnitten und mit zahlreichen Dörfern beseßt, diedurchwegmassip gebaut, leihtzur Vertheidigung einzurichten sind. Die Wälle der Eisenbahnen du Nord, nach Creil und Soissons, so wie die Dämme der Straßen nah Beau- vais, Amiens, Lille und Maubeuge durbziehen, strahlenförmig von den Vorstädten La Chapelle und La Villette au®gehend, diesen Kre#Æabschnitt der gesammten Befestigungen. :
Nördlich des Rouillon -Vaches machen die e ate Deuil, Graulay, Montmagny, Villetaneuse, Sarcélle, Pierre-
ñämlich der drei Wexke bei Sk. ; Brichè, die Double Couronne du Nord, das Fort de l'Est), des Forts d’Aubervilliers und der Befestigungen von Romainville,
\ selbst troß -des heftigsten feindlihen Gewehrfeuers und fes e sih un-
itte, Gonesse, Arnonville, Bonneuil, Garges, Dugny und end- lid St. g n bst,-so wie -die diesen Ortschaften ub: und ost- wärts vorliegenden , theils bewaldeten Höhen die Annäherung zu einer äußerst s{wierigen ; von deni Bäche bis zu dem Känal istt das Terrain eben, wenn auch nicht frei von Ortschaften, und von den schon erwähnten Straßen und Wassserlinien mehrfach
‘durchshnitten ; südlich des Kanals von Ourcq schließen sich wie- ‘der bewaldete Höhen an, die. sih östlich in den „oben „HKepannten
Gehölzen von Bondy und St. Denis fortseßen. eine spezicllere “Detaillixung ¿der Be selbst , elde den hier dem Térrain nah béschrieb sen R tt beherrschen, enis (die
4 1
ouróöônpye “de la
bleibt vorbehalten. — Weiter liegen vom Kriegsschauplaßÿe folgende Nach-
richten vor: i Ferriòres, 30. September. (W. T. B.)
Die französischerscits von gestern und vorgestern gemeldeten
Gefechte -bei Paris „sind. Erfindung. Nicht ein Schuß ist gefallen.
Dagegen fand heute ein Angrisf der Franzosen auf die Ver- schanzungen unseres 6. Corps siatt, wobei die Franzosen -in
wilder Flucht und mit starkem Verluste das Feld räumtèn.
— Vollständig sicherén Nachrichten zufolge haben in. aris am 24. und 25. „d. Straßenkämpfe stättgefünden , gls“ deren Ergebniß die Abstellung der Wablen zu Petrachten ist.
— Der » Karlsr. Ztg.e ist folgende Mittheilung Über ¡das Gefecht bei Biesheim (vor Neubreisach) zugegängen :
Nachdem {hon am 14.-September Abends eine Eskadron -des 2. badenshen Dxagoner-Regiments, unterstüßt durch die Füsiliere des 5. Jufanterie - Regiments , einen Zusammenstoß mit Chasseurs à chéval aus Neubreisah und Francstiteurs gehabt hatte, würde den andern Morgen frübzeitig aus dem Bivyouak “bei -Arzenheim “die „4te Esfadron (Winösloe) des 2. Dragoner-Regiments mit einem Zug der 10. Compagnie des 5. Jnfanterie-Regiments (Lieutenant Gugelz eier) in der Richtung auf diè Feste eubreisad vorpoussitt, um den Marsch des Gros auf Colmar zu -decken.
Südlih Kuenheim stieß die Vorhut auf den Feind — bestehend aus Blöouseimännetni mik Linien -Iüfänterie - vermisht. Unsere- Jn- fanterie trieb den Gegner äuf’ Bieëheim zurück, nahm dieses Dorf verzüalich in den Besiß des Südrändes “ gégen Neubreisach. zu ie R folâte fioeeweilt dur und üm das Dorf D as [te tüchtig in den abziehenden Feind hinein bis unter die* eder Festung.
Unser Verlust „bestand nur aus 2,Mapn und 5 Pferden, wäh- rend deri B E P ciwäigen Ste ¿Von 220 ues gegen
40 Todte und 18 Gefangene und! Verwundete verlor.
— Französischerseits sind vom Kriegsschauplay fol-
gende ‘Nachrichten eingegangen -
Dié -Prövinzialbehörden fahren Fort, “in ‘den - Blättern ihrer Depgktements Lügenberichte “ zu véröffentlithen. “ “Die- selben sind -natürlih darauf beréchnet, die Provitiz zú ermuthi- gen.“ Wir theilen derén folgende mit: »Der ‘Präfekt des“ Oise-
epartements än seinen Kollegên im Eurté-Departement, 24sten Séptember, 12 Uhr 19 Min: Nachm. Man spricht ‘von ‘einer Niederlage der Preußen. “Jum wêènigsten hat man eine furtht- bare ‘Kanonade nah Beaumont hin gehört. Sie dauerte von Morgens bis Abends und der Feind séchcirit zurüekgewichen zu sein.” Bei ‘dieser ‘Nachricht läuteten die vom Sturm bedrohten Bewohner die Sturmglocke Und begäben sih auf däs re{té Oise- Ufer, Um deh Uebérgäng über den Fluß*zu verhindern. Könüten Sie mir nit ‘einige reguläre Truppe Und einigé gute-Gewehre senden? Die preußischen Vorräthe “béfinden * fich in Chantilly. Tausend Mann reguläre Trüpþpen ‘und unseéré Nätibñnälgarde würden sie wegnehmen.« " Ein Bericht im "»Vcxin« meldet: »Eine starke Detonation wurde leßte Woche von mehreren Per- sonen in Gisors vernommen. . Ein Mann aus Pierrefitte theilt uns darüber Folgendes mit: Französische Soldaten waren auf den Steinbrüchen von Pierrefitte, welche zwischen Montmorency und Saint Denis liegen, aufgestellt, als fie von den Preußen angegriffen wourden; aber in dem Augenblick, wo' die Preußen auf ‘dem Plateau erschienen, flogen die Steinbrüche, wèlche*im voraus unterminirt worden waren, in die Luft und Tausende von Preußen wurden getödtet. Hierauf reduzirt sih das Ge- rücht, demzufolge hunderttauscnd Preußen vernichtet worden sein sollten. «
_— Nach der »Patrie« ist ‘die Armee, welche man in Lyon u let vollständig organisirt und:hat den Titel »15. Corpds« ‘erhalten.
— Zur Feier des Allerhöc:sten Geburtstages Jhrer Majestät der Königin fanden gestern in beiden Hoftheatern &estporstellungen statt. Jm Opernhause \prah Herr Berudal
einen Prolog von Auguste Kurs, der in sinnigen Worten die
3867
durch die eldenmthigen Siege des deutschen Heeres neu er- standene deutsche Einigkeit den ruhmgekrönten Königlichen Feld- herrn und die landesmütterliche Fürsorge der Kön1gin für die Verwundeten feierte. Manche der Verse waren von tief ergrei- fender Wirkung, so die beiden Zeilen : ?Und jeder Lorbeer, der die Stirne drückt, g Gu d, ves g eindap Land ift er gepflückt !« anfaren leiteten den Prolog ein und begleiteten am Schluß: das Hc t h G A Überaus zahlreich versammelte Publikum begeistert einstimmte. Hierauf, folgte Glucks Armide, die in reicher Ausstattung und fkünstlerisch vollendeter Darstellung als Féstoper in Scene ging. :
Im Schauspielhause wurde derselbe Prolog von Herrn Karlowa gesprock@en. Das auf der Bühne aufgestellte Orchester spielte am Schluß die Webersche Jubelouverture , die der gehobenen Stimmung des Tages in geeignetster Weise entsprach.
_ Als ‘erste Novität in dieser Saison wucde ein fünfaktigesSchau- spiel von Hans Hopfen: »JIn der Mark« gegeben. Der Dichter entrollt ein lebendiges Bild aus der großen Zéit des sieben- jährigen Krieges ; er schildert mit realistishen Qügen einen ver- armten Edelmänn aus der Mark, welcher der Versuchung seiner reihen Verwandten widersteht, die ihn an den gtänzen- den polnischen Hof nah“ Warschau zichen wollen; er“ fölgt dem Rufe seines Königs und kehrt nah machen Abenteaern nach der Schlacht von Zorndorf in dié Heimath zurück. Ohné auf eine Kritik des Stücks einzugehen, können wir doch hervorheben, daß der Dichter es verstanden hat, die gewaltige Geschichte jener großen Tage im Spiegelbilde einés s{hlichten märkischen ¡Famis- lienlebéns zu reflektiren. Jn das Hoch auf den Helden des sieben- jährigen Krieges und das preußische Königshaus stimmte das ganze Publikum in freudiger Begeisterung mit ein ; däs Inter- esse an dem Stück selber hatte si{h' von Akt zú Aft gesteigert und fand in diefem Hoch seinen befriedigenden Abschluß.
_— Am 28. September starb zu Bonn der Regierungs- Präsident z. D. Freiherr Friedrich von Winßtingerode.
__ Württemberg. Stuttgart, 28. Septeniber. Der K ö- nig hat gestern’ den Justiz-Minister von Mittnacht, welcher an diesem Tage von den münchener Besprechungen - hierher zurückgekehrt ist, in Audienz empfangen.
Vayern. München, 29, September. (Al. Z.) Der König hat im Laufe des gestrigen Tages mit den Staats- Ministern von Prébshner und von Braun konferirt und Abends dén Prinzen Arnulph empfangen, welcher, wie bereits gemeldet, heute zu seinem Régiment nach dem Kriegss{hauplaßz wieder abgcreist ist.
— Die Stadt Nürnberg, respektive deren Gemeinde- Kollegien, hat einë eigene Adresie in Bezug auf die Lösung der deutschen Frage an den König gerichtet. Dieselbe, nux in der Motivirung von der bekannten münchener Eingäbe abweichend, lautet dortigen Bläktern zufolge: L
»Der mZuz der Einigung der deuts{én Nation ist unaufhaltsarm, und nimmermehr wird das deutsche Volk, welches die ruhmbdllften Sicge in der Weltgeshihte als Resultat seiner gegenwärtigen Waffengemeinschaft erlebt hat, ‘eint Föorttattex der deutschen Zerrissen- heit‘ im Frieden zugeben. Die Sicherheit nach“ außen, sowie die volle Entwicklung’ aller staatlichen Thbätigkeiten im Jnnern, erheischt noth- wendig die verfassungsmäßige Einigung, die friedlibe, dauernde Uéber- brückung der Mainlinie. Wir wissen, daß die künftige Verfafsutig Deutsch- lands die Kabinette beschäftigt. Wir erachten es als Unsere Pflicht rasch und vor Abschluß der Verhandlungen unsere Ueberzeugung in den'Worten niedetzulegen: daß einen dauernden Bestand nur die volle Besfriedi- ung der Wünsche des deutschen Volks v-rbürgt. Die Grundlage olhèr Bürgschaft finden wir in' den freiheitlih zu entwickelnden Prinzipien der Verfassung des Norddeutschen Bundes. Ehtfurchtvollst richten wir an Ew. Königliche Majestät die gehorsame Bitte: » Ew. Majestät möge geruhen, durch Vereinbarung mit den verbündeten Staaten die Vollendung des deutschen Bundeéstaats auf Grundlage der Verfassung des derzeitigen Norddeutichen Bunides als Abschluß des opferreichen nationalen Kampfes herbeizuführen. «
Defterreich:Ungärn. Wien, 29. September. Jn der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses stand auf der Tagesordnung die erste Lesung des Recbbauer'schen Vertagungs- Antrags. Recbbauer erklärte, es handle sih für seine Partei haupt- sächlich um die Erhaltung der staatärecbtlichen Einheit der west- österreichishen Länder. Neben dem Reichsrath den böhmischen Landtag tagen zu lassen; sei der erste Scritt zur Zerreißung dieser Einheit, Er (Redner) und seine Genossen seien in der
Zwangslage, entweder ihre Thätigkeit zu sistiren oder die Rechte | Werden sie zu Ersterem gezwungen, so |
Anderer zu verletzen.
treffe die Schuld nicht sie, sondern die Regierung. Sie schen
dem Urtheile der Geschichte rubig entgegen. Rechbaucer bean- | tragte, seinen Vertagung8santrag cinem aus neun Mitgliedern be- | stehenden Ausschusse zu überweisen. Dieser Vorsct lag wurte mit 68 |
angenommen, Die stimmbereckigten
gegen 61 Stimmen ie i Der Ausschuß wurde sogleich
Minister waren nicht anwescnd.
ckoch auf das Königliche Haus, in welches das
| |
gewählt. Giovanelli beantragte, allen Abgeordneten zu ge“ statten, daß sie den Ausschußberathungen beiwohnén können- Die Linke war dagegen und . bei namentlicer Abstimmung wurde Giovanelli's Antrag mit 68 gegen 66 Stimmen ver- worfen. Zum Schlusse erklärte der Präsident, daß er mit Rück- sicht auf die Sachlage sich die Ermächtigung erbitte, den näcbsten Sigungstag selbst bestimmen zu dürfen. Das Haus erklärte sih damit einverstanden.
Pest h, 29. September. Im Prozesse Karagyorgievits wurden heute die Anklage- und die MextbeidigUnasscritlen ver- lesen. Die Angeklagten waren nit erschienen.
Belgien, Brüssel, 30. September. Nachrichten der
clic Sue Le Sp Inge ss sich Marschall Palikao für
nige zelt na Spaa begeben, wo er für sich im Hotel d’Ir- lande Gemächer bestellt hat. : aa 9 u
Großbritannien und Irland. London, 29. Sey- tember. Die »Engl. Corr.« schreibt: Die Nachricht vom Falle Straßburgs, die ih so {nell der Meldung über die Uebergabe von Toul anschloß, hat hier . einen durhschlagenden Eindruck gemacht und allgemein die Ueberzeugung befestigt, welche über- haupt schon von der Mehrheit - gehegt wurde, daß Frankreichs Ringen gänzlich hoffnungsélos sei. Die Telegramme, die zu gleicher Zeit noch von Tours hierher geláängen, und von Er- folgen der französischen Waffen melden, machen neben dergleichen bedeutenden Thatsachen einen wirklich fläglihen Eindruck, und werden nur der Kritik unterworfen, um aus inneren Gründen als unglaubwürdig dargethan bei Seite geworfen zu werden. Die Morgenblätter vereinigen \sich unter solhen Umständen zu dem Rathe, die französische Regierung möge die Nukßlofigkeit des ferneren Widerstandes anerkennen und sich in das Unvermeid-
liche fügen.
_. »Wir bedauerten,« sagt die Times, »daß die fran- zösische Regierung - niht die Anerbietungen des Grafen Bißdmarck annahm, und wir können nicht anders, als diese Weigerung heute noch mehr bedáuern« »Que mon nom soit flétri, mais que France soit libre«, das bâtte der Ge- danke sämmtlicher Minister sein müssen. Sie s{euten statt dessen die Shmähungen, die man auf ihren Namen gehäuft haben würde, und {uten sich vielleicht au, sih selbst die Wáhrbeit einzugestéehen. Aber kaum hatten sie die Weigerung gegen Bismarcks Anerbieten ausgesprochen , als auch {on die Ercignîisse die Mäßigung dieses Anerbietens bewiesen. «
__ Der Mäßigung, welche si{ in dem Vorschlage des Grafen Bi8marck bekunde, zollt auch »Daily News« volle Anerkennung und bemerkt bei dieser Gelegenheit ausdrülich, daß ibr die Grundlage, von welcher der Graf aus eine »endgültige« Erledi- gung des Streites fordere, nämlich die Annahme, daß die fran- zösische Nation den Krieg gegén Deutschland gefordert babe, durchaus die richtige erscheine. Fast alle übrigen Blätter schließen sich dem Urtheile an.
— 30. September. Granville veröffenkliht eine neue Sammlung auf den Krieg Bezug habender Depeschen. Die- selbe reit vom 17. Juli bis zum 11. August nd umfaßt 121 Korrespondenzstücke , zumeist veralteten und im Wesentlichen bereits befannten Inhaltes.
— Verschiedenen Vortolrfen gegenüber , die von &Freun- den der französischen Republik gegen ihn erhoben wurden, motivirt Professor Fawoett seine Zurückhaltung von den leßten Demonstrationen in einem Brief an die »Times« mit dem Hinweis auf die Haltung des französischen Volkes, das den Angriffskrieg gewollt bäbe und nun keinen Stein von seincn Festungen abtreten wolle, obgleich es, in deaselben Verhältnissen wie beute Preußen, sich_ gewiß“ nit ohne Gébietsabtretungen hätte zufrieden stellen lassen. Nebenbei bemerkt Herr Fawoett aub, daß man gegen den Krieg überhaupt keine bemcrken®- werthen Demonstrationen gemact habe, und daß es unrecht er- scheine, den Deutschen zuzumuthen, sie sollten für ihre Verluste mit einer Kriegsentschädigung in Geld “sich begnügen.
Frankreich. Der »Constitutionnele vom 29, September ist aus Tours eingegangen. Derselbe läßt sich über die Ver- tagung der Wahlen, wie folgt, aus: »Die provisorische Re- gierung zwingen wollen, dem Feinde Einhalt zu thun, wäh- rend sie die Sorge für die Wahloperationen hat, das bicße ibr das Unmögliche zumuthen. Der Zusammentritt einer Consti- tuante is vornehmlich ein Werk des Wiederaufbaues; wie könnte man dazu schreiten, so lange der Feind noch ein Stück des Gebietes beseßt hält und Paris bedroht. So lange wir noch nicht an den Frieden denken kön- nen, darf man \sich nur mit dem Kriege beschäfti-
Aub is es nöôtbig, däß die Männer, welche entschlossen dic Verantwortlichkeit einer in der Geschichte beispiel- losen Lage auf ibre Schultern genommen, genügend Jeît er-
| halten , sih zu verständigen und nicht wieder zu Hülféömitteln
4849