1870 / 300 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Höhe und dem Galgen-Berge 6 Batterien (die 1. Fuß-Abtheilung des Feld: Artillerize-Regiments Nr. 7 und 2 Batterien vom 8. Corps) im Feuer. Oestlih Drathzug hielten verdeckt das Husaren-Regiment Nr. 15 von der 14. Infanterie - Division und das Husaren-Regiment Nr. 11 von der 5. Kävallerxie- Division. Înfanterie war in der Front nicht mebr in Reserve vorhanden. Auf dem linken Flügel hatte die 27. Infanterxie-

Brigade unter drm ‘tapferen General ‘von Frangois, wélcher -

hier den Helderitod starb; miît {weren Verlusten eine vor-

\pringende Nase dés Speichéren-Berges erstiegen, der Kampf um

das dort gelegene Wäldchèn ‘war jedoch noch nicht entscieden. Vom General ‘“der Jnfanterie von Goeben war das Füsilier- Regiment Nr. 40*nach diesem Wäldchen dirigirt, und ‘mit dessen Unterstüßung wurde das Wäldchen und speziell ‘die südwest- lich gelegene Waldspiße etwa um 5 Uhr genommen.

Hinter dem linken Flügel am Fuße des Berges standen verdeckt mehrere Kavallerie - Regimenter der 5. Kavallerie- Division.

Der Feind hatte die Höhen von Speicheren stark mit Jn- fanterie und Artillerie beset und richtete sein Feuer hauptsäch- lih gegen das Wäldchen bei Speicheren. „Wie schon bemerkt, wurde etwa um 5 Uhr dieses Wäldchen genommen und die diesseitige Infanterie, 27. Infanterie-Brigade -und Tüsilier- Regiment Nr. 40, gingen von der südwestlichen Waldspiße aus in der Richtung auf ‘den Kreußhbërg zum ‘weiteren Angriff vor.

Um dieselbe Zeit, 5 Uhr, träf ‘der General von Alvens§- leben, fkonimändirender General des 3. Armeé:Corps, mit ca. 5 oder ‘6 Bataillonen auf ‘dem Gefechtsfelde' ein. Er hatte die ersten eintreffenden “Bataillone sogleich auf das Speicherer Wäldchen dirigirt und wurde“ vom General dèr Infanterie von Zastrow aufgefordert, auch mit den übrigen dieselbe-Rich- tung gegen ‘den ‘rechten ‘feindlichen Flügel einzuschlagen. Troß dieser Verstärkungen gewännén die Truppen ‘in ihrem Angriff auf ‘die Spéicheren Berge nur wenig Terrain, und gegen halb 6 Uhr kam das! Gefecht daselbst ‘zum''Stehen. 0

Die ‘sehr stark béèseßte , günstige Und künstlich verstärkte Position des Feindes “auf dem Speichéren Berge wurde mit ‘größter Hartnäckigkeit vertheidigt und ‘mehrfache Offensivsiöße seinerseits" mit starken Kolonnen brachten die deisseitige Jnfan- zum Weichen.

terie zum Stehen, aber ‘nicht 1 W

In der Zeit von 54 Uhr bis 85-Uhr Abends gingen feind- liche Kolonnen wohl 4 bis 5.Mal zum. Angriff gegen die dies- seitige Infanterie vor, welche mit ihren Soutiens etwa den Punkt erreicht-hatte, auf welchem auf der französischen Generalstabs§fkarte

die Zahl 337 steht. Ale diese Angrisfe wurden durch die: Jn- fanterie, kräftig unterstüßt durch. das sehr wirksame Feuer der diesseitigen Batterien, abgewiesen; aber selbst als eine Batterie des -3. Corps etwa gegen 75 Uhr Abends bei der mehr erwähnten Süd -Westspiße - des Wäldhens von Speicheren auffuhr und von dort aus die französischen auf dem Speicheren Berge und südlich desselben wirksam beschoß, gelang es. der diesseitigen Infanterie doch nicht, an diesex Stelle Terrain zu gewinnen. Das Gefecht erstarb hier erst mit Ein- bruch der vollen Dunkelheit.

Auch gegen den diesseitigen rechten Flügel versuchte der Feind gegen 6# Uhr einen Vorstoß und leitete diesen durch eine starke bei Stiring plazirte Batterie: ein. Das sehr wirksame auf diesen Punkt. konzentrirte Feuer der diesseitigen Batterien zwang jedoch die feindliche Batterie sehr bald zum Abfahren und die feindliche Infanterie zum Kehrtmachen.

Inzwischen- hatte ‘die 13. Jnfanterie-- Divifion dem Befehle des kommandirenden: Generals «von Zastrow gemäß mit ihrer Avantgarde etwa um 25 Uhr Nacmutags Völklingen erreicht, das Gros war um 3 Uhr von Tüttlingen ‘auf Völklinçén in Marsch gescßt worden. Von dem bei Saarbrücken resp. Speicheren entbrannten Gefcchte hatte sie keine Kunde, das waldige -Bergterrain wverhinderte sie, das Geschühfeuer da- selbst zu vernehmen. Erst durch den vom fkommändiren- den General ‘von Zastrow abgesandten, gegen 5 Uhr in Völklingen eingetroffenen Offizier“ wurde sie von der Lage der Dinge in Kenntniß geseßt. - Die ‘Avantgarde trat um 6 Uhr von Ludweiler (x “Meilen von Völklingen entfernt) den Vor- marsch über Rosseln gegen Forbach an; das Gros folgté etwas später. Nach 8 Uhr Abends konnte der Commandeur der ‘Avantgarde, Generalv. d. Golß, mit 2 Bataillonen Regiments Nr. 55 und 1 Batterie aus dem Feischwalde debouchiren und zum Angriff gegen den--durh Scbüßengräben verstärkten und stark besehten Kaninchenberg vorgehen. Dicht vor Eintritt der Dunkelheit waren die Schüßengräben genommen, und die Vät- terie konnte: Forbach unddie daselbst noch sichtbaren. feindlichen Massen--beschueßen.

Die 16!Division traf noch am Abend bei Saarbrücken in einer Reserve-Stellunz ein und wurde auf mündlichen Befehl des Oberbéefehléhabers ‘von ‘Steinmeh zur Disposition des 'Ge-

nerals von Zastrow für den Fall géstéllt, daß der Feind in der Nacht den Versuch ‘einer Offensive machen sollte. f Die eintretende Dunkelheit mache auch -bei, Forbach dem Gefecht ein Ende. Dann, da das Gros der -13. Jusanterie- Division nicht hatte herankommen können, die eingetretene

Dunkelheit jede Uebersicht verhinderte, so erschien ein nächtlicher

Angriff der zwei schr ermüdeten.Bataillone der Avantgarde auf For- bach nicht rathsam. Es ist jedoch nicht zu verkennen, und--das am folgenden Morgen dürch das Husaren-Regiment Nr. 15 - und die_2. reitende Batterie erfolgte Vörgehen auf Forbach bestätig- tén dies, daß das, wenn auch späte Eintreffen der Tôte der 13. Infanterie-Division, den bis dahin energisch Stand halten- den Feind nicht nur zum Rückzug bewogen hat, sondern au a Va zu einem sehr schleunigen und ungeordneten gema at.

Die 14. Jnfanterie- Division, unerwartet auf einen sehr überlegenen Feind stoßend, griff 1hn energisch an und drängte

ihn troß seiner Ueberlegenheit bis auf die Speichexen Höhen |

zurü.

Durch - die kräftige Unterstüßung des Füsilier-Regiments Nr. 40. gelangte sie in den E der wichtigen Waldecke auf dem feindlichen ‘rechten Flügel. “Die Baitaillone des 3. Armece- Corps ermöglichten die Behauptung dc8 gewonnenen Terrains, aber erst das Eintreffen der Tête der 13. Jnfanterie-Division bewog aller. Wahrscheinlichkeit nach, den «Feind zu-.einem. schleu- nigen -ungeordneten Rückzuge, Über-500 zunverwundete -Gefän- gene, viel Proviantwagen, 1 Ponton-Kolonne und ein „großes lan orva etablirtes ‘Magazin in Unseren Händen zurück- assend. iel Die Verlusilisten ergeben die {weren Opfer, welche das Gefecht dem 7. Armee-Corps gekostet hat, sie beweisen aber auch, mit wie hohem Muthe fund rücksichtslojer - Hingebung „dieTrup- pen gekämpft haben. ¡ée

Der ‘Oberbefehl8haber der I. Armee, General der Jnfanterie v. Steinmet, erwähnt in seinem offiziellen Berichte “vom 12. August über das Gefecht von Saarbrücken dèr Truppen und ihrer oberen Führer ‘mit folgénden Worten : y

»Der unterzeichnete General v. Steinmeß, welchen um 5 Uhr Nachmittags in Eiweiler die Meldung von dem ernster werdenden Gefecht bei Saarbrücken traf, : erreichte gegen 7 Uhr das Schlachtfeld, al8 das Gefecht. in. voller Höhe stand, enthielt fich jedoch persönlich einzugreifen, da General von Yastrow. die Leitung des Gefechts übernommen hatte und Alles geschehen war, was die obwaltenden Umstände geboten. |

Alle Truppen haben mit unübertrefflicher Bravour gefoch- ten; doch sind die Verluste sehr shwer. Die Ehre des Tages gebührt den kommandirenden Generalen des 7., 8. und 3. Corps, doch muß- ih besonders rühmend ‘hervorheben, daß auf den bloßen Kanönendonner hin die Truppen des 3. Armee- Corps und der 16. Division selbständig hberbeieiltén. «

Die Londoner »Times« vom 28. September veröffent-

licht folgende Erklärung: Dem Redacteur der Times. Mein Herr! Ein vom 13. Sep-

tember datirter Artikel in der »Pall Mall Gazette«, üÜberschrieben »das Verhalten der deutschen Truppen in Frankreich« ist uns von den. hie- sigen preußischen Behörden nebst der Aufforderung zugegangen, äuf Unsere Ehre zu ‘erklären, ob die ‘in dein Artikel gemächten ‘An- gaben ‘in ‘Bezug. ‘auf die Schändung von Frauen und Plün- derung des Eigenthums, die danach von den Preußen be- gangen worden sein sollen, berechtigte Belastungen sind. Unser Ehrgefühl verpflichtet uns Angesichts einer solchen Aufforderung zur ‘einfachen Mittheilung der Wahrheit. Wir tragen kein Ver- langen, für einen der Kämpfer Partei zu ergreifen. Einer - oder der Andere von uns ist in Forbach, Speicheren , Wörth, - Gravelotte/ Douzy, Bazeilles, Balan, Carignan , Courcelles und Scdan gewesen und wir befinden uns jeßt vor Meß. Wir erwähnen diese Ortsnanmen nur, um darzuthun, daß wir in gewissem Umfang ‘ein gut Theil des Krieges gefehen haben, und wir fühlen uns verpflichtet, den Angaben des Schreibers in der »Pall Mall« die uneingeichränkteste -Demen- tirung zu ertheilen. Wir haben Entbehrungen, Leiden und Elend genug überall, wohin wir uns wandten, angetrcffen, aber niemals auch nurvon einem einzigen Beispiel der Geivaltthat gegen die Bauernschaft , oder einem einzigen Fall der S&ändung' von Frauen j ‘oder einenr Falle wo einem Bauernhause mehr als herumirrendes Geflügel odêr „Obst entwendet worden wäre, gehört. Unter allen Schreccken-des Kriegessprechen wir unter einander nur von dér Freundlichkeit, der Schonung und heivorstechenden Ehrlichkeit, welche untér Betrachtung allèér Umßände die Preußen ‘gegen die Bevölkerung und das Eigenthiim der Städte und Distrikte, durch die sie zogen, geübt haben. Besondets eine Einzelühcit, auf die unsere Aufnierfsamfeit geri{tet wurde, war des Schreibers Angabe j "daß “verschiedene preußische ‘O)fiziere sich gegen ein Mitglied der »Britishen Gesellschaft für die, Unter- stüßung der Kranken ‘und Verwundeten« gerühmt haben {ollten

französische Frauen ges{ändet zu haben. Wir fönnen nicht entschei- „den, was entehrender war, -ob diescs Nühmen deë preußischen Offiziere oder das Anhören désselben ‘von einem Engländer; abcr- ‘die Verank-

wortli@keit fällt auf ‘den Verfasser dts Artitels, Wir “halten uns

durch- unser Ehrgeflihl als ‘nglishe" »Gentlemen«]‘vérpslichtét, in

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Folge. des: an uns gestellten Gesuhs , unsere Erfahrung mitzutheilen, den ganzen Bericht als gänzlich unvereinbar mit Allem, was wir ge- schen un d” hazen, S und n IeA Be eine Volkêver- leunidung hinzustellen , Und dieser Erklärung fügen wir in der {lich- ten. S p Wahrheit Bere Mamu ee ag (E N. A. Woods. . G. Maclaine. rthur B. Lech. Ernest Hart. Vor Mes, den 23. September. 0 k H

Vom französishen Kriegsschauplaß liegt folgende Nahricht vor:

Der »Oberrh. Courier« meldet aus Breisach, 26. Sep- tember. Vor Neu - Breisach sahen wir heute durch Fernröhre ungefähr 5—600 Mann französisches Militär kampiren, nach- dem am Vormittag ein weiteres Bataillon , in der Richtung von Mühlhausen kommend , in die Festung eingezogen war; auch das Fort Mortier erhielt heute cinen Zuwachs von 20—30 Mann. Die Besagzung der Festung beträgt jeßt etwa 5000 Mann.

In den Festungen und Lazarethen Deutschlands befin- den sih gegenwärtig ctwa 150,000 krieg8gefangene Franzosen, welche ihr Vaterland verlassen mußtcn, ohne ihre Angehörigen von ihrem demnächstigen Aufenthalt Kenntniß geben zu können. Bei den. gestörten Verkehrsverhältnissen seinerseits und der Vertheilung der Kriegsgefangenen in verschiedene Festungen und Lazarethe andererseits, war bisher eine Eröffnung von Verbindungen vielfach ershwert. Jn Folge dessen lagert'eine große Zahl von Briefen, Geldsendungen und Packeten mit der Adresse »An Herrn N. , Kriegs8gefangenen in Deutschland« unbestellt auf den Bureau's der verschiedenen Hülfêcomité's für Kranke und Verwundete.

Das. Königliche Kriegs-Ministerium hat diesem Uebelstande abzuhelfen gesucht und die folgende. Verordnung erlassen:

»Für die Dauer des gegenwärtigen Krieges mit Frank-

reih hat das Kriegs - Ministerium hierselbst ein besonderes Bureau etablirt, in ‘welchem Auskunft über den Verbleib kriegSgefangener Offiziere ertheilt wird. Die bezüglichen Nacbfragen find von jeßt ab direkt an dieses Bureau unter der Adresse

Nachweisung8bureau für krieg8gefangene franzöfishe Offi-

ziere im Kriegs - Ministerium zu- Berlin

zu richten. Auf“ mündliche Nachfragén“ wird gleichfalls in diesem Bureau und, zwar..täglih während der Dienststunden von 9—Z3 Uhr Auskunft ertheilt. «

Die kriegsgefangenen Offizicre und Mannschaften sind in folgenden Festungen untergebracht:

Königsberg, Graudenz, Thorn, Danzig, Stettin, Cüstrin, Spandau, Magdeburg, Wittenberg, Torgau, Erfurt, Glogau, Posen, Cosel, Glaß, Neisse, Wesel, Minden, Coblenz, Cöln und Mainz. :

Außerdem. befinden \ich krieg8gefangene Offiziere in folgen- den Garnisonstädten: Wiesbaden, Neuwied, Dict, Bonn, Düssel- dorf, Siegburg, Münster, Gießen, Mühlhausen, Halberstadt, Aschersleben, Merseburg, Landsberg a. W., Brandenburg, Frank- furt a. O, Schwedt, Pasewalk, Cöslin, Stendal, Perleberg, Rathenow und: Breslau.

Bezüglich“ des Aufenthalts. krieg8gefangener Mannschaften seßt das Kriegsministerium ferner das Centralkomite der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkcanfter Krieger zu Berlin, Unter den Linden, Nr. 74, in Besiy der aus den Festun- gen einlaufenden Listên der Kriegsgefangenen, so daß dasselbe die nöthigen Nachweisungen zu liefern im Stande ist. Briefe, Packete und Geldsendungen an krieg®gefangene Offiziere sind daher behufs sicherer und ungesäumter Beförderung an die Adressaten event. Retournirung: an die Absender an das oben bezeicbnete Bureau im Kriegs-Ministerium, andere an das genannte Cen- tralkomite zu. senden. Zur weiteren Orientirung wird indessen bemerkt, daß auch auxer den oben erwähnten Festungen und

lägen sämmtliche Festungen der süddeutschen Länder mit riegsgefangenen belegt sind.

Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklen-

burg-Schwerin hat, nach ciner uns zugegangenen telegra-

phischen Meldung, in Folge seiner Ernennung zum General- Gouverneur zu Nherms (Vergl. den Allerhöchsten Erlaß in der heutigen Morgenauzgabe des St.-A.) unterm 27. Sepe tember cine Profklamat on erlassen, in welcher es heißt: Durchdrungen von der Schwierigkeit meiner Aufgabe, bin ich entschlossen, dieselbe. mit Festigkeit und Wohlwollen durcbzu- führen. Um aber die Wohlfahit, der Bewohner dieser Lande so viel als möglich mit den Aufgaben der Verwaltung - in. Eine klang bringen zu fönnen, wünsche ih auf die Mitwirkung aller Klassen: der Bevölkerung rechnen zu dürfen.

Als Civilkommissare sind der Prinz Carl zu Hohenlohe undGraf Tauffkirchen, im Civilgouvernement der Legations-Rath Oerßen

(Schwerin), Kanzlei-Rath Faull (Schwerin) und Ca i mann (Schwerin) E (Sch ) ssier Plesi-

Braunschweig, 1. Oktober. Der Herzog is gestern Mittag von Blankenburg wieder hierher zurtickgekehrt. gest

Bayern. München, 30 September. Der König hat den Vortrag des Staats-Ministers von Luß entgegengenom- men und sich gestern nah Schloß Berg, zurückbegeben.

Belgien. Brüssel, 1. Oktober. (W. T. B.) Einer Mit- theilung des »Journalde Bruxelles« zufolge würden die Milizen aus den Jahrgängen 1863, 1864 und 1865 von der Jnfanterie und von der Artillerie zu Fuß, sowie alle verheiratheten Männer unter denselben beurlaubt. Außerdem würden vom 1. d. M. ab die Observations-Armee und die Armee von Antwerpen , sowie der Generalstab aufgelöst.

Frankreich. Aus Paris vom 19. find noch Nachrichten eingetroffen, aus welden wir hervorheben, daß die Regierung der National - Vertheidigung diejenigen Bewohner der Hauptstadt, welcbe in der- Stunde der Gefahr Paris verlassen haben , mit einer besonderen Steuer belegt hat. Die Miether der leerstehenden Wohnungen haben folgende außerordentliche Steuern zu bezahlen: Beträgt die Miethe zwischen 600 und 1000 Francs, so is eine monatlibe Steuer von 20 Francs zu bezahlen ; bei einer Miethe von 1000—2000 Fr. sind 60 Fr., bei 2000—3500 Fr. 120 Fr., bei 3500—6000 Fr. 180 Francs, bei 6000—10,000 &r. 240 Fr., bei 10.000—20,000 Fr. 309 Fr., bei 20,000 Fr. und darüber, 500 Fr. außerordentliche Steuer monatlich, zu zahlen,

Nußland und Polen. St. Peter8burg, 30. Sep- tember. Die Kaiserin ist nach der Krim abgereist und am 27. September Abends mit der Großfürstin Maria Alexan- drowna, den Großfürsten Ssergij und Paul Alcxandrowitsch und dem Herzog Eugen Maximilianowitsch von Drunbena in Moskau einietrofn. Um 1 Uhr des folgenden! Tages fuhren die hohen Reisenden auf der Moskau-Kursker Eisenbahn nach der Krim ab.

Amerika. New-York, 17. September. Jn einer am 14, d. M. abgehaltenen Extra - Sißung. des General - Komite's des deutschen patriotishen Hülfsvereins berichtete der Schaß- meister, daß bei ihm bereits 125,992 Doll. eingegangen seien. General-Konsul Rösing bemerkte, daß die bis jet in den Ver- einigten Staaten gesammelten Beiträge für die Verwundeten und die Wittwen und Waisen der gefallenen deutschen Krieger sih auf etwa eine Viertel «Million Doll. belaufen! Darauf wurde beschlossen, Sonnabend, den 17. d. M. (also heute), eine Massenversammlung in »Steinway Halle abzuhalten. Jn derselben verlas Gouverneur Salomon folgende, am 12. d. M. aus Privatnmiitteln“ der Mitglieder des Exekutiv-Ausscbusses an den Grafen Bismarck abgesaridte! telegraphishe Depesche:

Gcraf- Bismarck7 Berlin.

Exekutivauos{uß der deutschen patriotishen Vereine, New-York, Abendmecting. Eben entworfene Adresse, an die. deutswe Nation legt Protest ein gegen. all und jede unberufene EinmisÆŒung fremder Mächte, die daráuf abzielt, Deutschland der gerechten Früchte seiner Siege zu berguben; insbesondere gegen Herausgabe ursprünglich deutsher und noch deutsch reckender Pröôvinzen, die jeßt Frankreich wieder abgenommen sind. Obgleich im Prinzip Republikaner, ‘stehen sie einmüthig zu dem gecinigten Deutschland und seinem fraftvollen Leiter in diesem Puyfkte, indem die Auscufunqg des bloßen Namens einer Republik in P iris, die unausbleiblihe Folge deutscher Siege und der Ecaebung Napoicons , fkcineswegs die urjprüngliche Stellung ge- ändert hat.

Massenmecting bereitet sih vor.

Eduard Salomon, Präsident.

Folgende Adresse an das deuts&e Volk wurde ange

nommen : An das deut\ch{che Volk!

Doppelt ist der Sieg, den Deutschland erfiritten, und doppelt i darum au sein Triunph. Erst bezwang es sich sclvfi, und mut ver- nichtender Wucht warf es dann den grschworenen Feind seiner E:n- heit und Freiheit nieder. Das deutsche Volk wollie einig scin und ein Streich gab wiederum in seine Hände, was Frankrei's List und Gewalt dem in sich selbst zerfillenen Deutswland nur in Jahrhun- derten zu entreißen vermodckt. Nur ein freies Volk ist siark, und nur ein Volk, das s 1k ist} verm1g seine Fceibeit zu ‘wahren. Deutschland ge- wann die unbedingteste Garantie für \scine freibeitlide Entwicklung in dem Augenbiick|, da es’ lieber dem sclbstgeséßken: Herrn; dem inneren Hader, den Dienst fündete, als sich von fremder Hand ein Joch auf- zwingen zu lassen. A emem Tage ‘brach es die selbsiges@miedeten Ketten; Und die erste Schlacht licferte den Beweis, daß sein fessclloser Arin unividersteblich.

Die Freiheit in und von \ich clbst machte: das teutshe Volk so stark, df ver‘scinen Heereu das gcknechtete Frankreih und sein Kaiser in den Staub \sanfen: und nun ist es zu starf, als daß es je wieder unfrei werden fönnte. Weder äußere noch innere Zwingher1en fann das Volk zu fürchten haden, das während eines Mondedwechscls

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