1870 / 301 p. 8 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Stabs- und Regiments8-Arzt des Hannov. Husaren-Regiments Nr. 15 | Werth für unseren moralischen Kredit sein werden. Jch beschränke und stellvertretender Corps-General-Ars beim stellvertretrenden Ge- | mich darauf, zu sagen, daß wir überall ehrenvolle Sympathien ge- neral-Kommando VII. Armee-Corps, mit Pension, dem Charakter als funden haben. Mein Zweck war, sie zu gruppiren und die Mächte, Gencral-Arzt und der Erlaubniß zum Tragen der Uniform der Ab- welche den Bund der Ñeutralen unterzeichnet haben, zu bestimmen, \chied bewilligt. Dr. S@weigger-Seidel, Assist. Arzt vom 2, Bat. | direkt bei Preußen zu interveniren, indem sie als Basis die Be- (Halle) 2. Magdeb. Landw. Regts. Nr. 27, der Abschied bewilligt. dingungen nahmen, die ich gestellt. Vier dieser Mächte haben es Dr. Brachvogel, Assist. Arzt vom 2. Bat. (Freistadt) 1. Niederschl. j mir angeboten: ih habe ihnen im Namen meines Landes meine Dank. Landw. Regts. Nr. 46, beim 1. Bat. (Weißenfels) 4. Thür. Landw. barkeit bezeigt, aber ich wollte die Mithülfe von zwei anderen: die Reats. Ne. 72, Dr. Bennicke, Assist. Bey vom 1. Bat. (Anklam) | eine versprach mir eine individuelle Action, deren Freiheit sie si vor- 1, Pomm. Landw. Regts. Nr. 2, beim Res. Landw. Bat. (Magde- | behielt, die andere {lug mir vor, mein Vermittler Preußen gegen- burg) Nr. 36 einrangirt. Dr. Berndgen, Unterarzt vom über zu sein. Sie that sogar einen Schritt weiter : auf die Bitte des 1. Westfälischen Jnfanterie-Regt. Nr. 13, zum Assist. Arzt befördert. außerordentlichen gee ten Frankreihs wollte sie direkt meine 37. Fn der Marine. Schritte empfehlen. Ich hatte vielmehr verlangt, aber ih verweigerte Offiziere 2c. A. Ernennungen, Beförderungen 2c. Den 18. September. Junge, Unterlieutenant zur See, zum Lieutenant zur See befördert.

bezeigte, eine Kraft sel, die nicht vernacklässigt werden dürfe. Indeß ging die Zeit vorbei , A Stunde brachte den Feind uns | näher. Von den s{chmerzlichsten Gefühlen heimgesucht , hatte ih mir vorgenommen , die Belagerung von Paris nicht beginnen zu lassen, ohne einen leßten Schritt zu thun, und wäre ih es allein, um ihn zu thun. Preußen beobachtete Schweigen , und Niemand war geneigt es zu befragen. Diese Lage war nicht halibar; sie gestattete unserem P die Verantwortlichkeit der Fortseßung des Kampfes uns zur ast zu legen; sie verurtheilte uns dazu, unsere Absichten zu vershwei- en. Dem mußte ein Ende gemacht werden. Ungeachtet meines iderwillens entschloß ih mi, die guten Dienste anzunehmen, welche man mir bot, und am 10. September erhielt Herr von Bismarck ein Telegramm mit der Anfrage, ob er in eine Unterredung Über die

Bedingungen einer Ausgleichung eintreten wollte.

Die erste Antwort war eine verneinende, auf der Unregelmäßigkeit unserer Regierung basirt. Der Kanzler des Norddeutschen Bundes bestand jedo nicht darauf, und ließ mich fragen, welche Garantien wir für die Ausführung eines Vertrages darbôten. rigkeit von mir beseitigt worden 1war/ so mußte man weiter gehen. Man \{lug mir vor, einen Courier abzusenden, was ich annahm. Qu gleicher Zeit telegraphirte man direkt an Herrn v. Bismark, und der erste Minister dér Macht, welche uns als ermittiler diente, sagte unserm außerordenilichen Abgesandten , daß Frankccich allein handeln fönnez; er fügte hinzu, daß es wünschenswerth sei; daß ih vor einem Schritt ins Hauptquartier nicht zurückschrecke. Unser Abgesandter; welcher den Grund meines Herzens fannte , antwortete, daß ich zu allen Opfern bereit sei, um meine Pflicht zu thun, daß es deren feine \o peinliche gäbe, als die, durch die feindlichen Linien hindurch unsern Besieger aufzusuchen, aber er seßte voraus - daß ih mich dazu ver- stehen würde. Zwei Tage später kam der Courier zurück. Nah tausend Hindernissen hatte er den Kanzler geschen , der ihm gesagh daß er gern bereit sei, mit mir zu sprechen. ITch wollte nun direkte Antwort auf das Telegramm unseres Vermittlers haben. Sie lich auf sich warten. Die Einschließfung von Paris wurde beendet. Man durfte nicht mehr zaudern, und ih entschloß mich zur Abreise.

Nun war es wichtig, daß, während ih diesen Schritt that, er unbekannt bliebe; ich empfahl das Geheimniß, und ih war \chmerz- lich erstaunt, als ih gestern Abend bei meiner Rückkehr erfuhr, daß dasselbe nit bewahrt worden war. Eine strafbare Jndisfkretion war

. begangen worden. Ein Journal, der »Electeur Libre«y welcher von

Fichtamtliches.

Frankrei. Tours, 95. September. Der »Moniteur universel«, das Organ der Re ierungs-Delegation zu Tours8, veröffentlicht nah dem » Journal officiel« aus Paris vom 23. d. Mts., das ihm dur einen Luftballon zugegangen, ist, den bereits telegraphisch im Auszuge mitgetheilten Bericht, welhen Jules Favre an die Reglerung der Nationalver-

theidigung gerichtet hat. Derselbe lautet: An die Mitglieder der Regierung der nationalen Vertheidigung.

»Mein lieber Kollege! Die enge Einheit aller Bürger und be- sondexs die der Mitglieder der Regierung ist mehr denn je eine Noth- wendigkeit des öffentlichen Wohles. Jede unserer Handlungen muß sie befestigen. Die, welche ih auf meine eigene Verantwortlichkeit ausführic, war mir von dicser Gesinnung eingegeben; sie wird dieses Ee haben. T hatte die Ehre, Ihnen diejelbe in ibren Einzel- heiten zu erklären. Dies reicht nicht hin. Wir sind eine Regierung des Plebiêcits. Wenn im Augenblicke der Ausführung das cheim- Ly unumgängli nothwendig ist, so muß die einmal vollendete Thatsache mit dem größten Lichte umgeben werden. Wir sind nur eiwas durch die Meinung unserer Mitbürger; sie muß uns beur- theilen, und um uns zu beurtheilen, hat sie das Recht, Alles zu er- fahren. Jch habe geglaubt, daß es meine Pflicht war, mi in das Hauptquartier der feindlihen Armee zu begeben. Jh bin hingegan- gen. Th habe Jhnen über die Mission Rechenschaft abgelegt, die i mir selbst auferlegt hatte; ih komme, meinem Lande die Gründe, welche mich dazu bestimmt, den; Zwechy den ih verfolgt, den, welchen

ich glaube exreicht zu haben, mitzutheilen.

Ich habe nit nothwendig, an die von uns eingeshlagene Politik zu erinnern, welche der Minister des Acußern besonders beauftragt war, zu formuliren. ir sind vor Allem Männer des Friedens und der Freiheit. Bis zum leßten Augenblicke haben wir uns dem Kriege widerseßt , welchen die Kaiserliche Regierung in cinem aus\{lißlich dynastischen Jnteresse unternahm, und als diese Regierung gefallen ist, haben wir erklärt, energischer denn jemals, auf der Friedenspolitik zu beharren. Diese Erklärung machten wir, als die verbrecherische Thorheit eines Mannes und seiner Rathgeber unsere Armee vernichtet haite, unser glorreicher Bazaine und seine iRpseren Soldaten vor Mey blokirt waren, Straßburg, Toul und Pfalzburg von den Bomben niedergeshmettert wourden j . der siegreiche Feind auf unsere L A marschirte. Niemals war eine Lage \chrecklicher; sle

ößte aber dem Lande feinen Gedanken der Shwäche ein, und wir glaubten seine getreuen Dolmetscher zu sein, indem wir klar und deutlich die Bedingung aufstellten : kein Zoll unseres Territoriums8, fein Stein von unseren Festungen. Wenn also in diesein Augenbiicke, wo \ich cine so außerordentliche Thatsache zutrug; wie der Sturz des. Urhebers des Krieges, Preußen auf der Basis einer Geldentschädigung häite unterhandeln wollen, so würde der Friede geschlossen worden sein; er würde wie eine unermeßlihe Wohlthat aufgenommen worden sein; er würde ein sicheres Pfand der Versöhnung zwischen den beiden Völkern geworden sein, die eine gehässige. Politik allein enizweit hat.

Wir hofften, daß die Menschlichkeit und das wohlverstandene Interesse den Sieg davontragen würden, denn er hätte. eine neue Uecra eröffnet, und die Staatämänner, welche ihre Namen daran ge- knüpft, hätten gceha»t als Führer : die Philosophie, die Gerechtigkeit ; als Belohnung: die Segnungen und das Wohlergehen der Völker.

Mit diesen Jdeen unternahm ih die gefährliche Aufgabe, mit welcher Sie mich betraut. Jch mußte vor Allem mir über die Mei- nung der europäischen Kabinette Rechenschaft ablegen und mir ihren Schuß sichern. Die Kaiserliche Regierung hatte dies voUständig ver- nahlässigt und sie war gescheitert. Sie ging auf den Krieg ein ‘ohne Allianz, ohne eine ernsthafte Unterhandlung ; Alles um fie herum war Feindscligkeit oder Gleichgültigkeit; fie erntete so die bittere Frucht einer Politik, die dur ihre Drohungen und Ansprüche für jeden Staat verleßend war.

Raum warea wir im Stadthause , so verlangie ein Diplomat, dessen Namen wir noch nit enthüllen dürfen, mit uns in Bezichun- gen zu treten. Am nähften Tage empfing Ihr Minister die Reprä- sentanten aller Mäcte. Die Republik der Vereinigten Siaaten, die

Schweiz, Jtalien, Spanien und Portuzal erkannten die französische Republik offiziel an. Die übrigen Regierungen ermächtigten ihre Ageuten, mit uns offizióse Beziehungen zu unterhalten, welche uns gestatteten, sofort auf nüplihe Besprechungen einzugehen.

ch würde diesem {hon zu ausgedehnten Exposé eine Entwicklung eben, welche demselben niht zukommt, wenn ih im Einzelnen die pi aber lehrreiche Geschichte der Unterhandlungen geben wollte, welche folgten. Jh glaube behaupten zu können, daß sie niht ohne

zogen; eine Untersuchung ist eingeleitet worden, und ih hoffe, die doppelten Mißbrauch bestrafen zu können.

ch hatte die Diskretion so weit getrieben, daß ih sie e Ihnen, „meinen Kollegen, gegenüber beobachtet hatte. Jh hatte mich dazu nit obne großes Mißvergnügen entschlossen. Aber ih fannte Jhren Patriotismus und Jhre Quneigung; ich war sicher, freigesprochen zu werden. Jh glaubte einer dringlichen Nothwendigkeit gehorchen zu müssen. Bereits früher habe ih mit Jhnen über meine Gewissensskrupel gesprochen und Jÿnen gesagt! daß ih nicht ruhig sein würde, bevor ih alles Menschenmögliche ge than, um diesem abscheulichen Kriege Einhalt zu thun. Mich an die Unterredung erinnernd, welche diese Eröffnung hervorrief, befürchtete ih auf Widerspruch zu stoßen, und so war ich entshlossen/ ih wollt übrigens, indem ih mit Herrn von Bismark anknüpfte, von jede! Verpflichtung frei sein, um das Recht zu haben, keine Verpflichtungen u übernehmen. Jh lege Jhnen diese Geständnisse offen ab; ich mat ie dem Lande, um Ihnen eine Verantworilichkeit zu nehmen, welch mich allein trifft. Wenn mein Schritt ein Fehler war, so muß id alle dessen Folgen tragen. J hatte indeß den Herrn Kriegs-Minister benachrichtigt, der mir einen Offizier mitgeben mußte, um mich zu den Vorposten zu gelei ten. Der Ort des Hauptquartiers war uns unbekannt. Man vil muthete es in Grosbois. Wir gingen dem Feinde durh das Thor von Charenton entgegen. Jch unterdrücke alle Einzelheiten dieser peinlichen, aber doch höds interessanten Reise; sie würden hier nicht an ihrem Plaße \cin. Nad Villeneuve St. Georges geführt, wo sich der General - Kommandan! des 6. Armee-Corps befand, erfahre ih ziemlih spät am Nachmittage

Auftreten ih mich nur belobend aussprechen fann, {lug mir vol einen Offizier mit dem Briefe, welcher ih für Hrn. v. Bißmarck vol“ bereitet hatte, abzusenden. Der Brief lautete:

»Herr Graf! Jch habe immer geglaubt, daß, ehe die Feindselig| keiten unter den Mauern von Paris einen ernsten Anfang nehme!

sucht werde. Die Person, welche die Ehre hatte, Ew. Excellenz vol zwei Tagen zu sprechen, hat mir gesagt, daß sie aus Deren Mundt den nämlichen Wunsch gehört hätte. Jch bin zu den Vorposten 09" kommen, um mich Ew. Excellenz zur Verfügung gzu stellen. Jh (l warte, daß Dieselben mi 1oissen lassen wollen, wo ih dèe Ehre haben kann, auf einige Augenblicke mit Ew. Excellenz zu fonferiren.

keine Mithülfe, da ih glaubte, daß das Interesse, welches man uns |

Da diese zweite Shwic-

der Regierung \{chon desavouirt worden war, hatte daraus Nußzen fe : en

daß das Hauptquartier in Meaux wäre. Der General, über desse |

es unmöglich sei, daß niht vorher eine ehrenvolle Transaction v f

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Jch habe die Ehre, mit aller Hochachtung zu sein Erw. Excellenz sehr crgebener und sehr gehorsamer Diener Jules Nanres

Wir waren durch eine Entfernung von 48 Kilometern getrennt. Am folgenden Morgen um 6 Uhr empfing ih folgende Antwort:

„Jd habe das Schreiben erhalten, welches Ew. Excellenz die Ge- fälligfkeit gehabt hat, an mich zu richten, und es wird mir außer- ordentlich angenehm sein, wenn Sie mir die Ehre erzeigen wollten, mih morgen hier in Meaux zu besuchen. Der Ueberbringer dieses Schreibens , Fürst Biron y wird darüber wachen, daß Ew. Excellenz durch unsere Linien S werden. JTch habe die Ehre/ zu sein mit e Hochachtung Ew. Excellenz sehr gehorsamer Diener

. Bi§mard,«

je Um 9 Uhr war die Eskorte bereit, und ih ging mit ihr ab. Jn der Nähe von Meauyg gegen Z Uhr Nachmittags angekommen, wurde ih von einem Adjutanten angehalten, welcher fam, um mir an- zukündigen; daß der Graf mit dem Könige Meaux verlassen habe, um die Nacht in Ferriöres zuzubkingen. Wir hatten uns gekreuzt ; indem wir Beide zurückehrten, konnten wir uns treffen. Jh kehrte also um und stieg in einem Pächterhofe ab, der, wie fast alle Häuser, welche ich auf dem Wege esehen, vollständig verwüstet war. Nach einer Stunde kam Hr. v. ismarck an. Es war für uns \{chwierig, in einem solchen Orte mit einander zu sprechen. Das dem Grafen v. Rillac angehörige Schloß Haute Maison war in unserer Nähe ; wir begaben uns dorthin, und die Unterredung begann in einem Salon, wo Trümmer jeder Art in Unordnung herumlagen.

Th möchte Jhnen diese Unterredung vollständig De so wie îch sie am nächsten Tage einem Sekretär diftirte Jede Einzelheit darin hat ihre Wichtigkeit. Jh kann fie hier nur anaïysiren.

Ich stellte zuerst genau den Zweck meines Schrittes fest. Da ich durch mein Circular die Absichten der französischen Regierung bekannt

emacht, so wollte ich die des ersten Ministers von Preußen erfahren. Es {hien mir unzulässig, daß zwei Nationen, ohne sich vorher zu er- flären, einen \s{recklichen Krieg fortseßen, der ungeachtet der errungenen Vortheile dem Sieger harte Leiden auferlegt. Durch die Macht cines Einzigen hervorgerufen, hatte dieser Krieg feinen Grund mehr, fort- zudauern, sobald Franfreich wieder Herr seiner selb| geworden war. ch stand für dessen Liebe zum Frieden ein und zuglei für dessen ünershütterlihen Entschluß, keine Bedingung anzunehmen, welche aus M Frieden einen kurzen und drohenden Waffenstillstand machen werde.

Herr v. Bismarck antwortete mir, daß, wenn er die Ueberzeugung hätte, daß ein solcher Friede möglich wäre, er ihn sofort unterzeihnen werde. Er erkannte an, daß die Opposition den rieg immer ver- dammt habe. Aber die Regierung; welche heute diese Opposition re- präsentire, sei mehr als prefär. Wenn in einigen Tagen Paris nicht

enommen werde, so werde sie der Pöbel stürzen. . ITch unterbrach

ion lebhaft, um ihm zu sagen, daß es in Paris feinen Pôbel gebe, sondern eine intelligente, ergebene Bevölkerung, welche unsere Absichten kenne, und die sich nicht zum Helfershelfer des Feindes machen werde, indem sie unserer Aufgabe der Vertheidigung Hindernisse in den Weg lege. Was unsere Gewalt anbelange, so seien wir bereit, sie in die Hände der bereits von uns zusammen berufenen Versamm- lung niederzulegen. i

»Diese Versammlung«, #o g ee der Graf, »wird Absichten haben, die Nichts voraussehen läßt. lber wenn sie dem französischen Gefühl Gehör \chenft, so wird fie den Krieg wollen. Sie werden eben so wenig die Kapitulation von Sedan vergessen, wie Waterloo und Sadowa, welches leßtere Sie Nichts anging.« Er ließ sich dann über den festen Willen der französischen Nation aus, Deutschland an-

ugreifen und ihm einen Theil seines Gebietes zu entreißen. Von Cubwig XIY. an bis auf Napoleon U]. hätten sich diese Tendenzen nit geändert, und als der Krieg angekündigt worden, hätte der ge- seßgebende Körper die Worte des Ministers mit Beifall Überschüttet. Tch bemerkte ihm, daß die Majorität des geseßgebenden Körpers einige Wochen vorher dem [am i J i Fürsten gewählte Majorität unglücklicherweise es für nöthig erachtet ätte, ihm blindlings nachzugeben, daß die Nation jedcch) zweimal onsultirt, bei den Wahlen von 1869 und bei der Abstimmung des Plebiscits, der Frieden®- und Freiheitspolitik energish zuge- stimmt habe. : ;

Die Unterredung über diesen Gegenstand verlängerte sich; der Graf hielt seine Meinung aufrecht und ih vertheidigte die meinige ;

da ih Betreffs seiner Bedingungen in ihn drang, so antwortete er |

mir flar und deutli, daß die c seines Landes ihm auferlege; das Gebiet zu behalten, welches da elbe sicher stellt.

n e Male: »Straßburg is der Schlüssel zum Hause, ih muß ihn haben.a« Es ist unnüß, entgegnete er, da wir uns nicht verständigen können, \o ist es eine Sache, welche später geordnet werden muß. J bat ihn, es sofort zu thun, und er sagte mir alsdann/ daß die beiden Departements des Ober- und Niederrheines, ein Theil des Mosel-

Departements mit Meß, Château-Salins und Soissons ihm unums- |

gänglih-nothwendig seien und daß er nicht darauf verzichten könne.

Ich machte ihm bemerklich, daß die Zustimmung der Völker, Über die er auf diese Weise verfüge, mchr als zweifelhaft sei, und das europäische Staatsrecht ihm nicht gestatte, diese zu umgehen. »Doche/, antwortete er mir, »ich weiß E wohl, daß sie von uns nichts wissen wollen. Es wird eine große “aber y ) umhin, sie zu nehmen.« J bin sicher, daß wir in einer nahen Zeit einen neuen Krieg mit Jhnen haben werden. Wir wollen ihn mit allen Vortheilen für uns führen. \

Ich lehnte mi, wie ih «8 M gegen solche Lösungen auf. T sagte ihm, daß mir es schiene, daß er zwei wichtige Elemente der Diskussion vergesse. Zuerst Europa, welches diese Forderungen über- trieben finden und sih ins Mittel legen fönnte; dann das neue Recht,

der Fortschritt der Sitten, welche solchen Forderungen ganz antipa- thish seien. Jh fügte hinzu, daß, was uns betreffe, wir sie niemals annehmen würdea. Wir fönnten als Nation untergehen, aber uns nit entehren; übrigens sei das Land allein fompetent, um sich über die Abtretung von Gebiet auszusprechen. Wir zweifelten nicht an seiner Ansict, aber wir wollten es konsultiren. Ihm gegenüber also befindet sich Preußen. Und um flar und deutlich zu sein, müsse man sagen, daß es, vom Sieg berauscht, die Vernichtung Frankreichs wolle.

Der Graf protestirte, indem er immer die Nothwendigkeit der nationalen Sicherheit vorschüßte. T fuhr fort- »Wenn es Jhrerseits kein Mißbrauch der Gewalt ist, der geheime Absichten verbirgt, so ge- statten Sie mir, die Versammlung zusammentreten zu lassen; sie wird eine definitive Regierung ernennen, welche Jhre Bedingungen beur- theilen wird.«

Um dieses Projekt E antwortete mir der Graf bedürfe + cines Waffenstillstandes, und er wolle denselben um fei- nen Preis.

Die Unterredung nahm einen immer peinlicheren Verlauf. Der Abend kam heran. 10 verlangte von Herrn v. Bis8marck eine zweite Unterredung zu Ferrières, wo er die Nacht zubringen sollte, und Jeder ging seinen Weg. :

Da ich meine Mission bis zum Schluß erfüllen wollte, so mußte ih auf mehrere der En welche wir behandelt hatten, zurück- und zu Ende kommen. eshalb bemerfte ih dem Grafen, als ih gegen

: Uhr Abends mit ihm wieder zusammentraf, daß, da die Auskunft, welche ich von ihm haben wollte, für meine De und das Publikum bestimmt sei, ich zum Scchluß unserer Unterredung resu- miren werde, um nur das zu veröffentlichen, worüber wir überein- gekommen seien. »Geben Sie si diese Mühe niht antwortete er mir ich gebe sie Thnen ganz Preis; Jhrer Veröffentlichung steht nichts entgegen.« Wir nahmen die Diskussion wieder auf, die bis Mitternacht dauerte. Jch hob besonders die Nothwendigkeit hervor, eine Versammlung zu berufen. Der Graf ließ sich nach und nach

überzeugen, und fam auf den Waffenstillstand zurück. Jh verlangte 14 Tage. Wir disfutirten die Bedingungen. Er erklärte si auf sehr unvoll- ständige Weise und behielt sih vor, den König zu konsultiren. Deshalb verabschiedcte er mih auf den folgenden Tag um 11 Uhr. J habe nur noch ein Wort zu sagen; denn, indem ih diese peinliche Eczäh- lung mittheile, wird mein Herz von allen Ausfregungen zerri\jen welche cs während der 3 s{recklichen Tage gequält baben, und es drängt mich, zu Ende zu kommen. Tch war im Schlof zu Ferriôères um 11 Uhr Morgens. Der Graf trat um 11% Uhr aus den Appar- tements des Königs, und ich vernabm von ihm die Bedingungen, welche er an den Waffenstillstand knüpfte Sie waren in cinem in deutscher Sprache geschriebenen Texte niedergelegt, von welchem er mir mündli Mittheilung machte. Er verlangte als Pfand die Be seßung von Straßburg, Toul und Pfalzburg, und da ich am Tage vorher gesagt, daß die Versammlung in Paris zusammentreten sollte, so wollte er in diesem Falle ein Fort, welches die Stadt beherr\ch{chey z. B. das des Mont Valérien. : | ch unterbrach ihn, um ihm zu sagen: »Es wäre viel einfacer;

Paris von uns zu veriangene. Wie wollen Sie, daß eine französische Versammlung unter Jhren Kanonen berathe? Jh hatte die Ehre, Ihnen zu sagen, daß ih meiner Regierung unsere Unterhaltung mit- theilen werde; ih weiß wahrlich nicht, ob ih wagen werde, zu sagen, daß Sie mir eine solche Proposition gemacht haben. :

»Suchen wir eine andere Combination«, erwiederte er mir. Tch sprach ibm von dem Zusammentritt der Versammlung in Tours, ohne daß man nach der Seite von Paris ein Pfand nehme.

Fricden afklamirt hätte; daß dicse von dem |

Er wiederholte |

Ich forderte ihn mehrere Male auf, deutlicher zu sein. |

ast für uns sein, aber wir fönnen nicht

| Er {lug mir vor, mit dem König darüber zu sprechen, und, auf | die Beseßung von Straßburg zurückfkcmmend, fügte er hinzu: dice | Stadt wird in unsere Hände fallen; das ist nur noch Sache der Be- | rechnung eines Jngenieurs. Deshalb verlange ih auch von Jhnen, daß die Garnison sich als frieg8gefangen übergebe. i | Bei diesen Worten sprang ich vor Schmerzen in die Höhe und Sie vergessen , daß Sie zu einem Franzosen \prehen, Herr | Graf! Eine heldenmüthige Besaßung opfern, welche der Ge enstand | von unserer und allcr Welt Bewunderung is wäre eine i cigheit; und ich versprehe Jhnen nicht, zu sagen; daß Sie mir eine solche Be- | dingung gestellt haben. j , i : | Der (Hraf antwortete mir, daß er nicht die Absicht habe, mich zu | verleßen , daß er si nach den Geseßen des Krieges richte, daß übri- ens, wenn der König einwillige, dieser Artikel modifizirt werden | fönne. - | Nach einer Viertelstunde kehrte er zurück. Der König acceptirte | die Combination von Tour®, aber er bestand darauf, daß sich die Be- saßung von Straßburg als fkri:gsgefangen ergebe. : | Meine Kräfte waren ershöpft und ich fürchtete einen Augcnblick | lang, zusammen zu sinken. T wandte mich ab, um die Thränen zu | vershlucken, die mi erstickten, und indem ich mich wegen dieser un- | freiwilligen Schwäche ents{uldigte, verabschiedete ih mich mit diesen | einfachen Worten: Jh habe mi getäuscht, Herr Graf, indem i ! hierher kam; ih bereue es nicht, ich habe genug gelitten, um mi vor | mir selbs zu entshuldigen; übrigens habe ich nur dem Gefühle meiner Vflicht gehorcht. Jch werde Alles , was Sie mir gesagt | haben, meiner Regierung berihten, und wenn dieselbe für passend | hält, mich abermals zu Ihnen zu \{chicken, o werde ih, wie \{merzlich mir au dieser Schritt sein möge , die Ehre haben , Sie wieder zu " sehen. JTch weiß Jhnen Dank für Jhr Wohlwollen gegen mich, aber " ich fürdte, daß wir den Ereignissen ihren Lauf lassen müssen. Die | Bevölkerung von Paris ist muthig und zu allen Opfern bereit. Ihr | Heldenmuty fann den Gang der Ereignisse ändern. Wenn Sie die | Ehre haben, sie zu besiegen unterwerfen werden Sie dieselbe nicht. So lange wir in

| rief aus:

| Die ganze Nation is von derselben Gesinnung. S0 | 4 | thr ein Element des Widerstandes finden, werden wir Sie bekämpfen. l