1870 / 345 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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ancs-tireurs in den Vogesen sein Wesen trieb, ist nah Dijon L ttgekömmin. Derselbe will den Deutschen drei höhere Offiziere etödtet haben. Er verließ die Vogesen, weil die Bauern ihn azu zwangen. Dieselben verweigerten ihnen jeden Beistand, sogar das Essen, weil sie befürchteten, von den Deutschen zur Rechenschaft gezogen zu werden. Bäuerinnen_ verriethen fie so- gar, als sie gerade die drei Offiziere umgebracht und einem bayerishen Corps, das ganz unbesorgt herangezogen fam, auf- lauerten. Die gewarnten Bayern schlugen sofort Alarm, und die Francs-tireurs entgingen nur mit genauer Noth der Ge- fangenschaft. Jn Lyon wird jeht eine Schwadron Plänkler zu Pferde formirt. | i Anscheinend i} von dem franzöfischen Konsul in Basel, der sich durch seine Lügendepeschen auszeichnet, folgende Mel- dung ausgegangen: i Tours, 28. Oktober. Eine Depeshe aus Basel von gestern Abends meldet, daß die Badenser zwischen Besangon und Montbeliard vollständig geschlagen wurden und in Flucht sich auflösten. Sie hinterließen 53 Wagen mit Verwundeten. Man spricht, daß sie 1200 Todte hatten. 300 Badenser flüch- teten in die Schweiz, wo sie entwaffnet und nah Porrentruy gesendet wurden. : . Tours, 29. Oktober. (Offiziell.) Aus Rouen, vom 28.,

wird gemeldet: Heute D ein ernstes Gefecht bei Formerie statt, Der Feind, 1500—2000 Mann stark, mit Artillerie,

suchte die Eisenbahn abzuschneiden. Das Gefecht dauerte einen Theil des Tages, und wurden die Preußen s\{ließlich zurü- gewiesen und von unserer Kavallerie verfolgt.

Antwerpen, 30. Oktober. Das norddeutshe Schiff »Elisa«, welches von einem französischen Kriegsschiff aufgebracht war, is gestern mit französischer Bemannung in Vließingen eingetro}sen.

N D 29. Oftober. Das Verlustbuch von Lloyds führt in seiner leßten Nummer die folgenden Prisen auf. Die Bark »Hero« wurde beim Einlaufen in Barana Creek weggenommen und nah Gaboon geschleppt. Sie hatte eine starke Ladung Schießpulver an Bord. Die »Magdalene«, von New-York auf dem Wege nach Bremen , wurde von einem französischen Kreuzer abgefangen und nach Brest eingebracht. Die »Elise«, Kapitän Wagener, nach Blankenese gehörig und von Rio Grande nah Hamburg unterwegs, wurde am 16. in der Nordsee gekapert und nah Cherbourg geschickt.

Se. Majestät der König haben unterm 27. Oktober die Höchstkommandirenden der 1. und Ul. Armee, Jhre Königlichen Hoheiten den Kronprinzen und den Prinzen Friedrich Carl von Preußen, zu Feld- marschällen zu ernennen geruht. + i

Die brandenburgisch - preußische Krieg8geschichte hat in den 230 Jahren des Bestehens unseres Heeres die Zahl von 62 Feldmarschällen in den Reihen desselben zu verzeichnen ; unter diesen befindet sich kein Prinz des preußischen König8hauses, und wiewohl dieselben vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm bis auf des jetzt regierenden Königs Majestät ausnahmslos dem Heere sowohl im Kriege wie im Frieden Jhre besondere Aufmerksamkeit ae et, so haben denno unsere Fürsten grundsäglih diese höchste mili- tärishe Würde den Mitgliedern des eigenen Hauses nicht zu Theil werden lassen. Erst die Ereignisse dieses Jahres haben Se. Majestät den König veranlaßt, den brandenburgisch-preußi- schen Feldmarschällen auch zwei Königliche Prinzen anzureihen.

Von den 62 Feldmarshällen sind 4 vom Kurfürsten

riedrih Wilhelm, 5 vom Kurfürsten Friedrih IUL, bezüglich

ónig Friedrich I., 9 vom Könige Friedrich Wilhelm I., 21 von König Friedrich 11., 4 von König Friedrih Wilhelm I1., 12 von Köni belm 1 , ernannt worden. Ganz ohne Feldmarschall ist das Heer seit der ersten Ernennung eines solchen nur ein Mal , 1669 gewesen; es hatte nur einen Feldmarschall 1657 16658, 1707 bis 1711, 1786, 1832—1838, 1853 und im leßten Jahrzehend, in welchem der Graf von Wrangel diese Würde bekleidete, der sie am 15. August 1856 erhielt. Gewöhnlih gab es deren 2 bis 5, 6 von 1807—11, und cinmal, im Jahre 1747, lebten 12 Feldmarschälle gleichzeitig. d

Sachsen. Coburg, 29. Oktbr. Dem heute hier zusammen- getretenen gemeinschaftlihen Landtag der Herzogthümer Coburg und Gotha sind lediglihGese Le zurEinführung und Ausführung des am 1. Januar 1871 in Kraft tretenden Straf- gesebbuches für den Norddeutschen Bund vorgelegt worden.

Baden. Karlsruhe, 29. Oktober. (Karlsr. J.) Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin mit dem Prinzen Lud- wig Wilhelm, und Jhre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin

riedrich Wilhelm Ill. und: 6 von König Friedrich Wil--

Wilhelm sind heute Nachmittag 2 Uhr aus Homburg wieder hier eingetroffen.

JIVürttemberg. Stuttgart, 29, Oktober. Der »Württ. Staats-Anzeiger « publizirt folgendes Gese t, betreffend die Forterhebung der Steuern: ;

» Karl von Gottes Gnaden, König von Württemberg. Da der Termin, für welchen nah §. 114 der Verfassungs-Urkunde die für die Finanzperiode 1867—70 verwilligten Steuern auf Rechnung der neuen Verwilligung fortzuerheben sind, mit dem 31. Ofkto- ber dieses Jahres abläuft, \o verordnen" und verfügen Wir, nah Anhörung" Unseres Geheimen Raths und unter Zu- stimmung Unserer getreuen Stände, daß der Zeitraum der provisori- hen Steuererhebung nah den durch das Finanzgeseß_ vom 23 März 1868 für das Etatsjahr 1869 —70 verabschiedeten Säßen bis zum 31. Januar 1871 verlängert sein sol Unser Finanz-Ministerium is mit der Vollziehung dieses Geseßes beauftragt. Gegeben Stuttgatt, den 27. Oktober 1870. Karl. Der Finanz-Minister Renner.«

Bayern. München, 28. Oktober. (N. K.) Zur Feier der Kapitulation von Met wurde auf dem von Sr. Majestät dem Könige bewohnten Pavillon der Resi- denz heute zum ersten Mal die Wittelsbacher Haudsflagge aufgezogen. Vom frühesten Morgen an wurden alle Häuser der Stadt beflaggt, die Dekorirung jedoch durch Vormittags eingetretenen Regen sehr gestört. Obwohl die telegraphischen Depeschen, welche die Kapitulation von Mey meldeten, in Folge von Störungen in den Telegraphenlinien gestern erst in später Nachtstunde hier eingetroffen waren, hatte sih die Nachricht doch alsbald im größten Theil der Stadt verbreitet und Überall großen Jubel hervorgerufen. f

Bayern hat. für die Aufnahme von 19,000 nach SÜd- und Nordbayern zu befördernden französischen Gefange- nen aus M egt das Transportmaterial in Bereitschaft zu halten ; bereits in den nächsten Tagen wird mit den Transporten be- gonnen werden. Ein Theil hat den Weg durch die Pfalz, der andere durch das Elsaß einzuschlagen. i

29, Oftober. (Korr. Hofsm.) Der Kaiser von Ruß- land hat in Rücksicht auf die. hohe Achtung, welche er der bayerischen Armee zollt und auf die ehrenvolle Haltung der- selben, dem zur Zeit im großen Hauptquartier befindlichen Prinzen Luitpold von Bayern den St. Georgs-Orden 2. Klasse verliehen.

Belgien. Brüssel, 30. Oktober. Herr Torres- Caicedo, dessen Empfang durch den König gestern gemeldet wurde, ist, wie die »Indép. Lte berichtigt, nicht chilenischer Minister, sondern als Minister-Resident der Vereinigten Staa- ten von Columbia bei der englischen und französischen Regie- rung, und als bevollmächtigter Minister der Republik San Salvador bei der belgischen akkreditirt.

Großbritannien und Jrland. London, 29. Ofkftober* (Engl. Corr.) Die Kapitulation von Meß und ihr Einfluß auf den weiteren Gang der Ereignisse bildet gegenwärtig den Hauptstoff der Erörterung für unsere gesammte Presse. Die Tages8blätter theilen, mit alleiniger Ausnahme des »Standard«, die von der »Times« geäußerte Ansicht, daß Frankreich vollständig am Boden liege und gern oder ungern die Bedingungen des Siegers annehmen müsse. Das leitende Blatt führt seine heutige Betrachtung mit dem Ausrufe: Finis Galliae! ein, und seine Auseinandersegun- gen laufen sämmtlich darauf hinaus , diese Variation von Kosciusfo's Wort zu begründen. O

Der amerikanische General Burnside ist, Über Ostende und Dover kommend, in London eingetroffen.

Frankreich. Die » Correspondance de Tours « vom 26. Oktober bringt an der Spiye einen Aufruf, der anhebt, wie folgt: »Der Telegraph hat bereits den Text des Dekretes in Betreff der Anleihe zur Nationalvertheidigung bekannt gemacht. Frankreich borgt, um alle seine Kinder zu bewaffnen ; Frank- reih borgt, um den hehren Anlauf vorzubereiten , der es be- freien soll; Frankreich borgt, um den heiligen Krieg zu führen, um seinen Boden und den von Ausländern geschändeten Heerd zu reinigen. Fand jemals Geld eine bessere Verwendung? Doch das ist niht Alles. Diese patriotishe Anlage wird, Dank den Bedingungen, unter welchen die Emittirung der Anleihe erfolgt, eine fruchtbare Anlage. Jn der That bringt sie, zu 6 pCl. ausgegeben in rückzahlbaren Titeln von 100 Fr. zu 85 Fr. in Wirklichkeit 7,05 pCt. Zinsen. Die öffentliche Zeihnung wird morgen (25. Oktober) gleichzeitig in Frankreich und England eröffnet und am Sonnabend geschlossen. Die »Correspondance« äußert sich sodann Über die diplomatischen Verhandlungen: »Der Waffenstillstand ist von der republikanischen Regierung weder gewünscht noch erbeten worden; der Schritt der Neutralen geshah ohne jede Anregung von ihrer Seite; nicht Frankreich hat die Jnitiative dazu ergriffen oder angerathen. ist ein orshlag, dem wir vollständig fremd sind. Vor Allem bleibt es selbstverständlich, daß es sich um einen rein militärishen Waffenstillstand ha: delt, der die Friedens-

erhalten können und wollen.

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frage in feiner Weise berührt. Daraus. folgt, daß, w Waffenstillstand unsererseits ein Abgehen o La A des Herrn Jules Favre bedeuten sollte, welches unser National- programm geworden ist, wir ihn mit aller Macht verwerfen werden. Das »Sièclee is derselben Ansicht, es zeigt, daß mit dem Sieger unterhandeln, Frankreich sicherer verderben hieße, als den verzweifelten Kampf fortseyen. »Also kämpfen wir nohe, fügt es hinzu, »und weigern wir uns, unserem frehen Sieger einen unwürdigen Loskaufpreis zu bieten. Die Repu- blik will Krieg, und wenn die Freiheit unterliegt, so wird es weniger ihr Fehler as der ihrer Vertreter.«e Wir wünschen uns Glü, dasselbe Gefühl in einer Adresse der Republikaner des Jura mit Nachdruck ausgesprochen zu finden, worin der Regierung der Nationalvertheidigung für ihre unerschütterliche Haltung Beistand tas und auf den großen Grundsag un- serer Väter von 92 hingewiesen wird: »Die Republik unter- handelt nicht mit dem Feinde, der ihr Gebiet beseßt hält. «

_— Ein Dekret vom 27. Oktober, im »Moniteur universel« veröffentlicht, macht bekannt , daß »die Verwaltung, um die moralische und intellektuelle“ Blokade, mit welcher die Feinde Paris umstricken, aufzuheben, entschlossen sei, alles Mögliche zu thun und selbst das Unmögliche zu versuchen«. Es handelt \ich um die Beförderung von Briefen nach Paris.

Nach in Brüssel, 30. Oktober, eing®&gangenen Berich- ten aus Marseille hat der Klub der »Alhambra« Gambetta und Cambriels ‘als Verräther des Vaterlandes zum Tode ver-

urtheilt und den Beschluß gefaßt, Marseille von Frankreich zu

trennen und als selbständige Republik, »Valléo du Rhône«, zu konstituiren.

Die neueste Nummer des in Brüssel, 31. Oktober, ein- getroffenen »Frangçais« theilt mit, daß Garibaldi den Jesuiten in Dôle den Befehl zukommen ließ, ihr Kollegium zu verlassen. Der Präfekt hat \ich wroegen Ausführung dieses Befehls nach Tours gewandt.

General Bourbaki hat aus Dünkirchen einen Tages- befehl erlassen, welcher die s{hlehte Haltung der Truppen außer- halb des Dienstes tadelt. Marschall Vaillant i aus Frank- reih verbannt.

Tours, 31. Oktober. (W. T. B.) In einer Proklama- tion Gambetta's an die Franzosen vom 30. d., welche die Kapitulation von Mey ankündigt, heißt es: Der General, auf welchen Frankrei sogar. nah den Ereignissen in Mexiko noch ¿dihlte, hat soeben dem Vaterlande, welches in Gefahr ist, mehr als 100,000 Vertheidiger entzogen, Bazaine hat uns verrathen, er hat sich zum Werkzeug des Mannes von Sedan und zum Mitschuldigen des Eroberers. ge- macht, er hat die Ehre der Armee, die er zu hüten hatte, mißachtet, hat, ohne auch nur eine äußerste Anstrengung zu versuchen , 100,000 Kämpfer, 20,000 Blessirte, viele Gewehre, Kanonen, Fahnen und die stärkste Citadelle dem Feinde Üüber- geben. Ein solches Verbrechen kann durch alle Strafen der

ustiz nicht gesühnt werden. Es ist Jeit, daß wir uns wieder- inden; möge es unter der Aegide der Republik geschehen, welche wir entschlossen sind, a. keinem Orte kapituliren zu lassen. Es ist Zeit, daß wir gerade aus unserem äußersten Un- glück die Verjüngung unserer Moralität und Kraft {öpfen. Wir sind zu den lehten Opfern bereit, Angesichts des Geindes, den Alles begünstigt. Schwören wir, uns niemals zu ergeben, so lange wir noch einen YJoll unseres geheiligten Bodens unter unseren Sohlen haben; halten wir fest an dem Pee Banner der Revolution. Unsere Sache is die der Gerechtigkeit und des Rechts, lassen wir uns weder entkräften noch entnerven, beweisen wir durch Thaten, daß wir durch uns selbs unsere Ehre, Unabzängigkeit und Unverleßlichkeit alles dessen , was das Vaterland frei und stolz macht, aufrecht- Es lebe Frankreich, es lebe die Republik, die eine und untheilbare!

Spanien. Madrid, 30. Oktober. (W. T. B.) Die C ortes werden morgen eröffnet werden. Die Kandidatur des Herzogs von Aosta , welche hier sehr günstig aufgenommen wurde, wird auch in den Kreisen der Cortesmitglieder warm befürwortet. Man betrachtet die Majorität für die Wahl des Herzogs zum Könige als gesichert. Die Kandidatur desselben joll Ende dieser Woche den Cortes offiziell vorgelegt werden.

Italien. Florenz, 24. Oktober. Die Cirkulardepesche

‘der Königlich italienishen Regierung , betreffend die Einver-

leibung Roms in Jtalien und die Stellung des Papstes,

lautet: Florenz, 18. Oftober 1870. Mein Herr! Die Bevölkerung der römischen Provinzen hat, als sie die Freiheit erlangte, feierlich ihren Willen kundzugeben, sich mit beinahe vollständiger Einstimmigkeit für die Vereinigung Roms und seines Gebietes mit der fonstitutionellen Monarchie Victor Ema-

nuel's I[. und seiner Descendenten ausgesprochen. Diese unter allen

Garantien der Aufrichtigkeit und Oeffentlichkeit geshehene Abstimmung

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ist die leßte Bestätigung der Einheit Jtaliens. Unter den Freuden- bezeugungen der ganzen Nation hat Se. Majestät der König das Plebiszit der Römer e und erilären können, daß das von seinem erlauchten Vater begonnene und von ihm selbst mit so viel Ausdauer und Ruhm fortgeseßte Werk endlich vollendet ist. Zum ersten Male seit Jahrhunderten finden die Jtaliener in Rom den traditiónellen Mittelpunkt ihrer Nationalität wieder. Rom ist von nun an mit Jtalien wieder vereinigt kraft des traditionellen Rechtes ; welches, zuerst vom Parlamente ausgesprochen, in dem Aen der Römer seine endgültige Bestätigung gefunden hat. Es st dies eine große Thatsache, deren Felgen, und wir sind die ersten, die dies ancrkennen, sich weit über die Grenzen der Halbinsel erstrecken UnY ege zum Fortschritte der katholischen Gesellschast beitragen Auf seinem Wege nah Rom findet Jtalien daselbs eine der größten Fragen der Neuzeit vor. Es baaddi sih ane as natio- nale und „das religiôse Gefühl in Uebereinstimmung zu bringen und die Unabhängigkeit und die geisiliche Autorität des heiligen Stuhles E modernen Gesellschaft angehörenden Freiheiten auf- Wie Sie aus der Antwort des Königs an die römische Deputa- tion entnehmen fonnten fühlt Jtalien die ganze Größe der Verant- wortlichkeit , welche es übernimmt, indem es erflärt, daß die welt- lihe Macht des heiligen Vaters zu bestehen aufgehört hat. Muthvoll übernehmen wir diese Verantwortlichkeit, denn wir sind gewiß, zur Lösung des Problems eine unbefangene und von .aufrichtigster

Achtung für die religiösen Gefühle der katholishen Bevölkerungen er-

füllte Gesinnung mitzubringen. Dic Aufgabe Jtaliens is: die Jdee des Rechtes in dessen weite-

ster Und erhabenster Bedeutung auf das Verhältniß zwi L und Staat anzuwenden, A A Berhältniß zwischen Kirche

Die weltlihe Macht des heiligen Stuhles war der leßte Ueberre mittelalterlicher Institutionen. Zu einer Zeit, in der diè Ideen un Souverainetät und Besiß nit genau geschieden waren , În der die moralische Gewalt keine wirksame Gewähr in der öffentlichen Mei- nung hatte, fonnte bisweilen die Vermengung der zwei Gewalten nicht ohne Nuzen sein. Jn unseren Zeiten jedo is es nicht noth- wendig, ein Staatsgebiet zu besißen und Unterthanen zu haben, um eine große moralische Autorität auszuüben. Eine politishe Souverai- netät , welche nicht auf der Seid der Bevölkerungen beruht und sih nicht den sozialen Anforderungen entsprechend umbilden kann, vermag nicht mehr zu bestehen. Der von allen modernen Staaten verworfene Zwang in Glaubenssachen hatte in der weltlichen Papstgewalt seine leßte Zufluchtsßätte gefunden. Von nun an muß jede Appellation an den weltlichen Arm in Rom selbst aufhören, und die Kirche soll ihrerseits sich die Freiheit zu Nußen machen. Befreit von Me N O E E IEe alle Su der Politif wird die religiöse Autorität in der achtungsvollen Zustimmung der Gewissen ihre wahrhafte Souveränität finden. N G M

Indem wir Rom zur Hauptstadt Jtaliens machen, is es unsere erste Pflicht, zu erklären, daf die fatholishe Welt durch die Thatsache der Vollendung unserer Einheit in ihren religiösen Meinungen nicht bedroht sein wird. Vor Allem wird die hohe Stellung, die dem heiligen Vater persönlich zukommt, in keiner Weise verringert werden, sein Charafter als Souverain, sein Vorrang vor allen anderen katho- lishen Fürsten, die JImmunitäten und die Civilliste, die ihm in dieser Eigenschaft gebühren, werden ihm im weitesten Umfange gewährleistet werden; seine Paläste und seine Residenzen werden das Privilegium der Exterritorialität genießen. Die Ausübung seiner hohen geistlihen Sendung wird ihm gesichert werden durch Garantieen von zweifaher Art: Dur den freien und beständigen Verkehr mit den Gläubigen, dur die Nuntiaturen, welche er fortfahren wird zu unterhalten und durch die Gesandt- schaften, welche die Mächte fortfahren werden bei ihm zu beglau- bigen, und endlih und vor Allem durch. die Trennung von Kirche und Staat, welche Jtalien bereits proklamirt hat und welche die Regierung des Königs sich vornimmt auf dessen

| Staatsgebiet in Anwendung zu bringen, sobald das Parlament den

Vorschlägen der Nâäthe der Krone seine Zustimmung erheilt haben wird. Um die Gläubigen hinsichtlich unscrer Absichten zu be- ruhigen und -um sie zu über eugen, daß es uns gerade un- möglih wäre, einen Druck auf die Entschließungen des heiligen Stuhles auszuüben und zu versuchen, aus der Religion ein Werk- zeug der Politik zu machen, \{heint uns nichts wirksamer zu sein, als die vollständige Freiheit, welche wir der Kirche as unserem Staats- gebiet gewähren. Wir verhehlen es uns nicht, daß im Anfange die bürgerliche Gesellschaft viele Hindernisse und Schwierigkeiten zu Über- winden haben wird. Aber wir haben den Glauben an die Freiheit : sie wird die Uebertreibungen zu mäßigen und ihnen vorzubeugen wissen; sie wird ein hinlänglihes Korrektiv gegen den Fanatismus sein. Die einzige Gewalt, die wir in Nom, dessen Traditionen \o erhaben sind, anzurufen wünschen, is die Gewalt des Rechtes. Möge das religiöse Gefühl einen neuen Aufschwung in- einer Gesellschaft nehmen, der es übrigens an keiner Garantie der politischen Freiheit fehlt, für uns is dies fein Grund der Besorgniß, sondern der Befrie- digung, denn die Religion und die Freiheit sind die mächtigsten Ele- mente der sozialen Besserung.

Wir hegen die feste Hoffnung, daß der Augenblick kommen werde, wo der h. Vater die unermeßlihen Vortheile der Freiheit, die wir der Kirche bieten , würdigen und daß er aufhören wird , eine Macht zu bedauern deren sämmtliche Vortheile ihm erhalten bleiben, und von der er nichts verliert, als die Verlegenheiten und die gefährliche Verantwortlichkeit. Sie können indessen, mein Herr, der Regierun / bei welcher sie ia sind, versichern, daß der h. Vater, der die gute Eingebung hatte, sich nicht aus dem Vatikan zu entfernen, von

P P H N T C 1E EGO O M: T T TSE E E R T N INMS L NITTINT T P T T E T T T Tee

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