1870 / 346 p. 7 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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ung dieser einzigen, zwischen Großbritannien und Deutschland

estehenden Differenz aus, Die britische Regierung sei auf die deutsche Einheit keineswegs eifersüchtig ; sie halte im Gegentheil e S D S derselben für ein großes und Deutschland wür-

iges Ziel. :

h Die Admiralität ließ das von den Franzosen gekaperte, englischerseits in Lowestoft angehaltene norddeutsche Schiff »Heinrich« unter der Bedingung frei, daß die französische Be- sazung dasselbe sofort in neutrale Gewässer bringe.

Frankreich. Jn Brüssel, 30. Oktober , eingetroffene Berichte melden aus Tours, ein Dekret dec Regierung habe die Errichtung einer Abtheilung des Kassationshofes in Poitiers angeordnet. Cluseret veröffentliht ein Programm, betreffend die Organisation der Landes8regierung, welches die Eintheilung der Provinzen in einzelne autonome Gruppen empfiehlt. In einem diesem Programm beigefüg- ten Memorandum befürwortet Cluseret die Bildung von Volkêéversammlungen, in welchen über diesé Vorschläge abgestimmt werden solle. Die »Gazette de France« spricht sich lebhaft gegen die Maßregel aus, durch welche Köratry ein Kredit von 0 Millionen eröffnet wurde. Die »Patriee bestätigt, daß sich in der Delegation der Regierung in Tours zwei entgegengeseßte Strömungen bezüglich ‘der Kriegs- und Frieden8frage bemerfk- bar machten, Gambetta stehe an der Spitze derjenigen Partei, welche die Fortsezung des Krieges nah wie vor befürworte. Die »Patrie« betont neuerdings die immer mehr hervortretende Nothwendigkeit der Einberufung der Constituante, damit sich die Regierung auf die Mandatare des Volkes stüßen könne.

Der »Constitutionnel« meldet, daß die Regierung in Tours, »mit Recht über die unbotmäßige Haltung von Lyon aufgebracht«, die Nichtigerklärung eines der wichtigsten Dekrete der revolutionären Verwaltung dieser Stadt verfügt habe, nämlich die Ausschreibung einer Steuer von 85 Centimes von 100 Frs. Kapital mit der Verpflichtung für alle Inhaber von Aktien, Obligationen, Titeln von Renten und anderen Mobiliar- werthen, deren sofortige Deklarirung bei der Behörde zu machen.

Das »Journal des Debats« schreibt: »Wir begreifen die Polemiker der »Patrie en danger« und des »Combat«. Diese sind durch ihre Fruchtbarkeit dem berühmten (jeßt von Paris abwesenden) Publizisten ähnlich, der sih rühmte, täglich eine neue Idee zu haben; das war vielleicht zu wenig gesagt. Was die demagogischen Journalisten betrifft, so bedürfen sle täglich einer Schlacht; die Kämpfe vor Paris und- die nächtlichen Ka- nonaden genügen ihnen nicht... Wenn man die Preußen nicht in aht Tagen verjagt und Mainz vor Martin einge- nommen hat, so wird man zum Verräther am Staate. Wenn man aus dem Schoße der Erde keine Armeen hervorsteigen läßt, wie Pompejus seine Legionen, der Cäsar nicht besiegen konnte, so wird man zum Verräther an der Republik. Wenn die Kanonen in unseren Fabriken niht so {nell gemacht werden , wie Cigarren, so wird man zum Verräther an der Nationalehre. Ueberall Verrath! All dieser Lärm der Demagogenpresse würde uns wenig beschäftigen, wenn er nicht ein Echo in gewöhnlich ruhigeren, vernünftigen Blättern finden würde. Diskutirt, tadelt, kritisirt, sagen wir diesen geehrten Journalen: diskutirt die Pläne, tadelt die Handlungen haltet euch an die Worte und Schriften" der Mitglieder der Regierung ; aber um Gottes Willen, sucht nicht, an die Stelle der Direktion der nationalen Vertheidigung, welche auf einer gesunden Schäßung unserer praktischen Hülfsquellen beruht und nur mit bedachten Schritten auf dem Gebiete des Möglichen schreitet, sucht nicht an ihre Stelle die Träume eurer Einbildung und die Fiktionen eurer Strategie zu seßen. «

Die durch Luftballon beförderte Pariser » Correspondenz Havas« vom 23. Oktober theilt folgende Depesche Gam-

betta’s mit:

Hr. Gambetta an den Minister des Jnnern. Die Aushebung der Mannschaft und die Konstituirung der Armee der Loire werden mit großer Afktivität fortgeseßt. Wir haben alles, was in Algier dis- ponibel war, kommen lassen; man hat dort mehr Artillerie, als man zu haben glaubte, gefunden. Marseille ist ganz zur Ordnung zurÜük-

gefehrt. Der früher so angegriffene Präfeft hat Sonntag eine Revue

Über 50,000 Nationalgarden passirt, die ihm einen lebhaften Empfang gemacht haben. Der Feind hat Orleans beseßt, Unsere Streitkräfte

sind an der Loire konzentrirt, bedecken Bourges und berciten si vor die Offensive zu nehmen. Unsere Truppenbewoegungen in der Franche- Comté und den Vogesen und im Westen werden fortgescßt. Der Commandant Vicior Arago, Neffe des Maire von Paris und Sohn eines höheren Artillerie-Offiziers, ist von dem Feinde in cinem der Känmpfe vor Orleans getödtet worden.

Die »France« meldet: »Das Lyceum, welches nach ein- ander Colége Bourbon und Lycóe Bonaparte genannt wurde, wird von jeyt an den Namen Lycée Condorcet führen. Ohne von seinem Verdienst als Gelehrter und Schriftsteller zu sprechen, ist Condorcet der Urheber eines Planes der Organisation des

ö ffentlichen Unterrichts, welcher, der Legislative am 20. Oktober 1792 vorgelegt, dem Konvent später zur Umschaffung des na- tionalen Unterrichts diente. «

Der Minister des Jnunern und des Krieges, Gambetta, hat folgendes Circular erlassen: Tours, 24. Oktober.

General! Es ist wichtig, daß die Soldaten eine tadellose Haltung haben, und in den Städten sich nicht eine Freiheit in Worten und Handlungen erlauben, welche die Armee in Mißachtung bringen. Man begegnet in den Straßen zu oft lärmenden Militärs, welche unan- ständige Redensarten führen; einige, die sogenannten Flüchtlinge von Sedan, erzählen sogar Dinge, welche auf das Publikum einen be- dauernswerthen Eindruck machen. Jch bitte Sie, General, Befehle geben zu wollen, damit die sirengste Polizei ausgeübt werde. Jeder herumstreihende Militär muß zu seinem Corps zurückgesandt werden. Was die betrifft, welche sich in trunkenem Zustande befinden, dann die, welche auf irgend eine Weise die Würde der Armee kompromit- tiren, so müssen sie sofort verhaftet und streng bestraft werden. Jch ergreife diese Gelegenheit, um Sie daran zu erinnern, daß einem Dekret vom 20. Oftober 1870 gemäß die Truppen so viel wie möglich in Lager eingeschlossen werden müssen, welche von den Städten ent- fernt liegen. Genehmigen 2c. :

Ein Tagesbefehl des Plagkommandanten von Dün- kirchen ist gegen die Mobilgarden gerichtet. Derselbe lautet:

Der General Bourbaki, oberster Kommandant der Region des Nordens, verbietet den Truppen und besonders den Mobilgarden, in Banden und singend in den Straßen zu promeniren. Es is| vom Standpunkte der Disziplin au3 bedauernswerth, daß die Männer, auf welche das Land zur Aufrechterhaltung der Ruhe zählt, so das Beispiel zur Unordnung geben, und es is \kandalös, daß im Augen- blick, wo ganz Frankreich in Trauer über die Tapferen ist, welche für seine Vertheidigung gefallen sind, Soldaten Gesänge hören lassen, welche den öffentlichen Schmerz insultiren. Der Oberst und Plagz- fommandant, welcher diesen leßten Aufruf an den guten Geist und das patriotische Herz unserer jungen Mobilgarden richtet, ist Über- zeugt, daß man auf ihn hören wird. Sollte es anders sein, \o wer- den die strengsten Strafen die Aufrechterhaltung der Disziplin sichern.

Nach dem »Siècle« vom 28. is} die Mehrzahl der De- putirten , welche in Tours waren, um Wahlen zu erwirken, nach den Departements zurückgekehrt, um ibre Erwählung vur- zubereiten; genannt werden die Herren de Talhouët, Lefèvre- Portalis, Lambrecht, Cochery, Grévy, de Barante und Juyot- Montpayroux.

Der Präfekt Delpech in Marseille macht unterm 26. bekannt , daß die Suspension der »Gazette du Midi« auf- gehört hat. |

Die in Brüssel , 31. Oktober, eingetroffene »Liberté«

fordert die Ernennung eines Präsidenten der Republik, um die

Unterhandlungen zu erleichtern. Man schreibt der Regierung die Absicht zu, ein neues Anlehen von einer Milliarde zu kon- trahiren. Es wird versichert, die Regierung werde sich zunächst nah Périgueux und im Falle einer neuen Niederlage der Loire-Armee nach Clermont begeben.

Das Journal »Françai8« veröffentliht Nachrichten aus Paris: Nach denselben jollen Haussuchungen nach den von den Wohlhabenden angeblich versteckten Lebensmitteln angestellt werden, um dieselben zum allgemeinen Gebrauche zu verwenden. Es hat sich eine Assekuranzgesellshaft gegen den aus dem Bombardement entstehenden Schaden gebildet.

Thiers hat neuerdings die Uebernahme eines Porte- feuilles für so lange abgelehnt, bis die Constituante einberufen sein würde. i

In Dieppe fanden Unordnungen anläßlich der Ein-

\{iffung von Schlachtvieh statt. Aehnliche Scenen ereigneten

sich in St. Malo bei der Einschiffung von Lebensmitteln.

Der »Courrier de Lyon« vom 26. Oktober veröffent- licht cine Proklamation, die in Uebersezung, wie folgt, lautet : Französische Republik ! reiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit ! Polnische Legion Vogesenarmee! Aufruf an das französishe Volk.

Wir bilden eine polnische Legion von 500 Mann. Sie wird sich in eine Schwadron Ulanen und ein Detachement Jäger zu Fuß theilen. Ihre Zahl kann später vermehrt werden.

Die Polen haben sämmtli Erfahrungen in cinem langen und \{wierigen Freishaarenkriege. Sie wissen, was es bedeutet, wenn das Vaterland von Feinden beseßt is, Und ihre Liebe zu Grankreich kann von Niemandem bezweifelt werden.

Sie sagen uns in ihren Briefen: Wir haben Frankreihs Gast- freundshaft genossen, wir wollen und können jeßt nicht gleichgültig bei dem Kampfe bleiben, den die Republik gegen den Eroberer führt.

Frankrei hat nit das Recht, die Hülfe solcher Soldaten, solcher Patrioten zurückzuweisen.

Was verlangen sie? Waffen, Munition, Ausrüstung, Pferde, um die d O Ulanen, die uns so großen Schaden verursacht haben, zu vernichten. i

Jaroslas Dombrowski, früher Mitglied der provisorischen Re-

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gierung Polens in den Jahren 1863—64, früher Chef-Organisator

der nationalen Streitkräfte des Landes, ein Patriot , den die Macht des Czaren zum Tode verurtheilte, ein Mann, der aus dem fernsten Sibirien zu entkommen wußte, wird den Oberbefehl über die polnische Legion Übernehmen.

__ Jaroslas Dombrowsfi wird in wenig Tagen in Lyon sein, wir dürfen auf ihn rechnen.

Garibaldi, Bosak-Hauke, Dombrowski, Castelare, Orense, solche Namen nennen, heißt das nicht, im Voraus zeigen, daß Recht und Gerechtigkeit auf unserer Seite sind ?

__ Thun wir unsere Schuldigkeit, indem wir diesen tapferen Pa- trioten, die uns ihr Leben weihen, die Mittel liefern, mit ums gegen die Invasion anzukämpfen.

Wir agppelliren an den Patriotismus Aller. Uebrigens find uns Bereits in einer großen Anzahl von Departements die Erträge von Sammlungen versprohen worden. Man erfülle diese Zusagen , und die polnische Legion wird sich bald drohend auf die Barbarenhorden des Königs Wilhelm stürzen.

Es lebe die Republik!

Lyon, 20. Oktober 1870. :

Das Central - Organisations - Komaite der französish- polnischen Legion.

Andrieux (Louis), Präsident des Organisations-Komites dèr Vogesen-

Armee, Prokurator der Republik zu Lyon. Delaire, Buchhändler.

Frankfort (Louis), Apotheker, Schaßmeister de3 Komites. Manguelin

(Denis), Weber. Ramboz (Ernst), Buchdrucker, Sekretär des Komites.

Wolowski (Bronislas), ehemals Organisator der national-polnischen Streitkräfte in der Provinz Masovien.

Ftalien. Florenz, 31. Oktober. (W. T. B.) Der Herzog von Aofta ist hier eingetroffen.

-— Die Auflösung der Kammern L nunmehr definitiv entschieden. Die Einberufung der Wabl ollegien ist für den 20. R Ma Ei

Der Kriegs-Minister hat die erste Abtheilung der Alters- lasse von 1842 entlassen. :

„Griechenland. Athen, 31. Oktober. (W. T. B.) Die Eröffnung der Kammern is} durch Königliches Dekret bis zum 21. Dezember verschoben worden.

Numánien. Bukarest, 29. Oktober. Fürst Karl is} gestern von seiner Eisenbahn - Jnspektionsreise befriedigt nah Bukarest zurückgekehrt.

31. Oktober. Ein Dekret des Fürsten ruft die Kam- mern auf den 27. November zur ordentlichen Session zu- ammen.

Dánemark., Kopenhagen, 31. Oktober. (W. T. B.) Heute Nachmittags fand die Taufe des neugeborenen Sohnes des Kronprinzen statt.

Asien. Aus Peking vom 16. Oktober wird gemeldet, daß die Regierung die sofortige Hinrichtung von 20 Chinesen zu Tientsin befohlen hat. Zwei höhere Beamte wurden in die Verbannung geschickt.

Statistische Nachrichten.

Das Bureau für Bremische Statistik veröffentlicht eine U eber- sit der wichtigeren Ein- und Ausfuhrartikel Bremens für das 1. bis 3. Quartal d. J. im Vergleich mit dem entsprechenden Zeitraum dcs Vorjahres. Dieselbe läßt ersehen, daß namentlich die Einfuhr bei den meisten Artikeln geringer, als in 1868 gewesen ift, eine Folge der im August und September stattgefundenen Blokade. Welchen Einfluß diese ausgeübt , läßt sich erkennen, wenn man die Einfuhren im September d. J. mit denen von 1869 vergleicht; es wurden z. B. importirt: Baumwolle 5431 Ctr. (1869: 11,218 Ctr.), Kaffee 2034 Ctr. (1869: 9323 Ctr.), Farbehölzer 2057 Ctr. (1869: 7504 Ctr.) Getreide 3845 Last (1869: 4357% Last), Harz 3713 Ctr. (1869: 30,872 Ctr.) Petroleum 18,126 Ctr. (1869: 102,996 Ctr.), Reis 10,106 Ctr. (1869: 433,946 Ctr.) Tabak 12 899 Ctr. (1869: 64,564 Ctr.) 5830 Cy 1473 Ctr. (1869: 14,244 Ctr.), Rohzucker 2 Ctr. (1869:

T tr ). |

Was die Gesammt-Ein- und Ausfuhren in der Zeit vom 1. Ja- nuar bis 30. September d. J. betrifft, so stellten \ich dieselben bei den nachbenannten Artikeln im Vergleih mit dem betreffenden Zeit- abschnitt von 1869 folgendermaßen: rohe Baumwolle: Einfuhr 988.804 Ctr. (1869: 410,353 Ctr.), Ausfuhr: 506,993 Ctr. (1869: 475,716 Cir.); Kaffee: Einf. 67,699 Ctr. (1869: 122,430-Ctr.), Ausf. 99,626 Ctr. (1869: 117,257 Ctr.); Farbehölzer: Einf. 62,490 Ctr. 1869: 58,056 Ctr.), Ausf. 65,141 Ctr. (1869: 36,380 Ctr.) Getreide:

inf. 18,3015 Last (1869: 19,004 Last), Ausf. 11,422 Last (1869: 8279% Last); Harz: Einf. 89,382 Ctr. (1869: 190,691 Ctr.), Ausf. 98,162 Ctr. (1869: 123,889 Ctr.); Petroleum: Einf. 502,547 Ctr. (1869: 519,982 Ctr.) Ausf. 399 617 Ctr. (1869: 496,138 Ctr.); N eis: Einf. 303,189 Ctr. (E 1,155,249 Ctr.) Ausf. 655,973 Ctr. (1869: 711,246 Cir.); westindisher und südamerikanischer Tabak! Einf. 263/017 Ctr. (1869: 237,977 Ctr.), Ausf. 208,683 Ctr. (1869:

195.129 Ctr.; nordamerifanischer Tabak: Einf. 157,153 Ctr. (1869: 297,949 Citr.), Ausf. 263,718 Ctr. (1869: 275,381 Ctr.); Tabaksstengel: Einf. 37,228 Ctr. (1869: 104,852 Ctr.), Ausf. 49 317 Ctr. (1869: 54045 Ctr.); Thran: Einf. 7979 Ctr. (1869: 10/426 Ctr.) Ausf. 6398 Cir. (1869: 12/577 Ctr.); Robzucker: Einf. 44/337 Ctr. (1869: 74,350 Ctr.), Ausf. 3276 Ctr. (1869: 4112 Ctr.); raffinirter Zuder: Einf. 17,896 Ctr. (1869: 12,833 Ctr.); Ausf. T 8 L Mf S Die T E e me i a Ly ille gegen 31 Í i . 3, Quartal 1869. 4 M eo Sw

Kunst und Wissenschaft.

»Der deutsche Krieg gegen TFrankreih im Jahre 1870. Auf Grund amtlicher und anderer zuverlässiger Queen be- arbeitet von Dr. Friedrich Dörr.« Unter diesem Titel ist im Verlage von A. Dundcker (Gebr. Paetel) in Berlin eine umfassende und mit Sorgsamfkeit zusammengetragene Darstellung des jeßigen Krieges in ihren ersten Lieferungen erschienen. Es sind deren bis jeßt \sechs veröffentlicht worden, welche das Vorspiel des Krieges und von demselben die ersten Tage bis zu dem umfassen, an welchem das Königl. Hauptquartier zum ersten Male auf französishem Boden war.

ußer der Beigabe einer Kriegskarte und vielfacher, zum Theil vortrefflich gelungener Portraits sollen dem Buche sämmtliche auf den Küeg irgend bezüglichen Aktenstüke und Dokumente beigefügt; sowie dasselbe mit einer auf amtlichen Quellen beruhenden Kriegs- chronif verschen werden. Das Buch ist bereits in London und Mai- land Sin Ben O EA

„om Derlage von F. Schöningh zu Paderborn ist kürzli eine Schrift von Prof. Dr. Watterich in Münster » Der P erte Name Germanen und die ethnographishe Frage vom linken RheinuUfer«, ershicnen. Dieselbe beshâftigt sich mit der Untersuchung über den Ursprung und die Bedeutung des Namens »Germanene und gelangt zu dem Resultate, daß der Name Ger- mani aus Deutschland stamrnt und ein deutshes Wort ist, daß er von der Waffe des Germanen hergenommen ward und »Männer

- des Gers« / d. i. Männer des {weren Wurfspeers , im weiteren

Sinne »Männer des Angriffs , des Kriegssturmes« bedeutet. Der Name Germanen bezeichnet die Deutschen in ihrem weitesten, im ethnographischen Umfang. Er begreift mit dem Volke, welches politish mehr oder weniger vereinigt die Mitte Europas ein- nimmt, zugleich alle, die sich durch ihre Sprache als stammverwandt mit uns ausweisen, die Skandinavier, die Belgier und Holländer, die Angelsasen. Schon diese Ausdehnung verleiht ihm eine Wichtigkeit unter den europäischen Völkernamen, womit \ich fein anderer ver- gleichen fann. Dazu fommt, daß auch Spaniens, Jtaliens8, Frank- reihs Geschife durch Glieder der großen Germanenfamilie , durch Gothen , Longobarden , Burgünder, Franken und andere in der leßten ethnographishen Feststelung mächtig bestimmt worden sind. Das ganze moderne Europa trägt in gewissem Sinne germanishes Gepräge. Bei dieser Wichtigkeit der Germanen ist es nicht zu verwundern , daß die Frage nach dem Urspruzge und der eigentlihen Bedeutung des Namens »Germanen« {hon viele For- scher beschäftigt hat. Um nur die Hervorragendsten zu nennen , \o Got Graff, Grimm, Leo, Schmeller, Diefenbach; Zeu, Wait, Mone,

ott, Holßmann, Roth, Brandes Untersuchungen darüber angestellt, diese Frage aber sehr verschieden beantwortet. Der Schrisit is eine Karte des alten Belgiens beigefügt.

Die Professoren Ansted und King besuchten kürzlih den Mont- cenis-Tunnel und theilten die von ihnen gemachten Beobachtungen den geologischen Section der British Association mit. In der Mitte des Tunnels beträgt die Tiefe unter der Oberfläche 540 Fuß, râh- rend die tiefsten Bohrungen in Bergwerken und Brunnen 3000 Fuß nicht überschreiten. Die Arbeiten wurden mit einiger Rückfsiht auf die bezüglihen physischen Fragen ausgeführt. Von diesen war die Temperatur in verschieden (?ntfernungen und Tiefen unter der Oberfläche nicht die mikhdesi wichtige. Man ertheilte Befehl,

roße Höhlungen zehn Fuß tief in Zwischenräumen von 500 Metern eitwärts in den Felsen zu bohren , um die Temperatur des Felsens dur eigens hierfür beschaffte Thermometer zu bestimmen. Nuf der nördlichen Seite ward dieser Versuch - etwas nahlässig aus- geführt , auf der Südseite dagegen , besonders gegen die Mitte bin, machte man eine gute Beobachtung und die Ergebnisse waren ziemlich überraschend. Die leßte Beobachtung, die man zur Zeit des Besuchs anstellte, war 6200 Meter (20,324 Fuß) vom Südende, în einer Tiefe von mehr als 5000 Fuß. Das Resultat war 27° Cels. = 80° F. = 213°R. Dies würde die Zunahme um einen Grad Fahrenheit auf mehr als 100 Fuß reduziren; die in Bergwerken beobachtete allgemeine Zunahme ist durchschnittlich ein Grad in etwa 60 Fuß. Hier indessen fehlte noch etwaê, da die mittlere Jahreétemperatur der Oberfläche nicht ge- nau bekannt und die Tiefe der Schicht ständiger Temperatur nie „be- stimmt worden war. Was das Fortschreiten der Tunnelirungsarhbei- ten betrifft, so blieben am 31. August von 40,000 Fuß, die zu dur- bohren waren, nicht mehr ganz 2000 Fuß übrig und da man gegen» wärtig monatlih 500 Fuß durchbohrt, so wird im Anfang nächsten Jahres die Kommunikation wahrscheinli vollständig sein.

Florenz, 31. Oktober. Gestern Abend fand ein Erdbeben in Ravenna statt, weles einige Beschädigungen verursachte. Auch in Tlorenz wurden Erdstöße bemerkt.