4527 Beilage zum Königlich Preußischen Staats - Anzeiger.
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Verlin , Druck und Verlag der Königlichen Geheimen Ober - Hofbuchdruderei (R. v. Deer ).
Hier folgt die Beilage und die Verlust-Listen Nr. 102 und 103.
De icbtamtliches. Berlín, 11. November.
Französischerseits sind vom Kriegs8schauplay fol- gende Nachrichten eingegangen: | Aus Arlon wird gemeldet, daß preußi‘che Streitkräfte gegen Montmédy marschiren; e.n neuerliches Bombardement dieser Festung wird daselbst befürchtet. In Jameß , nahe bei Montmédy , sollen sich bereits preußische Vortruppen gezeigt aben. | O — Aus Tours wird unter dem 5. d. Mts. gemeldet: Es sind vortreffliche Nachrichten aus dem Lager des Grafen Köéra- try in Conlie in der Bretagne eingegangen. Das Lager ist regelmäßig verschanzt und wird durch Schiff8geshÜße vertheidigt. Es wird einen Stüßpunkt für Operationen gegen den Feind bilden. Es herrschen volllommene Ordnung und Disziplin. Graf Kératry ist sehr populär und entfaltet große Thätigkeit und Organisationsfraft. Von Offizieren der regulären Armee sind viele Gesuche eingelaufen. Seine Streitkräfte“ sind auch gut mit Feldartillerie versehen. Graf Kératry hat von den Bewohnern der Bretagne sehr freigebige Unterzeichnungen em-
pfangen. i | — Nach Berichten aus Lille is General Bourbaki dorthin
zurückgekehrt und seßt die Organisation der Streitkräfte. fort. Die französische Regierung soll die Absicht haben, das Dekret, welhe8 die Massenaus8hebung anordnet, zu modifiziren, und verschiedene Aufgebote einzuführen. |
Genf, 10. November. (W. T. B.) Aus Dôle wird ge- meldet, daß Garibaldi noch daselbst stehe. Preußische Ulanen haben sich in Nuits (Dep. Côte d’Or) gezeigt.
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Hamburg, 10. November. (W. T. B.) Wie aus Cux- hafen vom- heutigen Tage Nachmittags 45 Uhr gemeldet wird, E nach, Berichten aus Helgoland die gestern in Sicht ge-
ommenen 7 französischen Panzerfregatten und Z Korvetten Abends nordwestwärts wieder in See gegangen. Heute bis 9 Uhr Vormittags find keine französischen Schiffe in Sicht
ewesen.
5 — Wie die »Vörsenhalle« meldet, ist auf die Anfrage der Deputation für Handel und Schiffahrt wegen der in Cuxhafen angeordneten Maßregeln die offizielle Antwort erfolgt, daß bis a eingegangenen höheren Befehl die Schiffahrt auf der Elbe gänzlich aufhören müsse. :
— Der Hamburg-New-Yorker Postdampfer »Wesiphbalia«, welcher heute früh von Cuxhafen nah New-York abgefahren war, ist um 105 Uhr Morgens wieder nah Cuxhafen zurück- ekehrt. i s S einér vaten, 10. November, 10 Uhr 50 Minuten.
Der Kapitän Nordenboldt der norddeutschen Barke »Arion«, welche von Trinidad kommend hier eingetroffen ist, berichtet, daß er am 8. November um 4 Uhr Nachmittags bei R 16 französishe Schiffe passirte, ohne angehalten wor- en zu sein.
¡bs Norddeutsche und neutrale Schiffe sind heute noch hier O eingelaufen. Auch gchen noch Schiffe von hier aus ab.
— Der am 10. November in Brüssel eingetroffene fran- zösische »Moniteur« vom Montag enthält die Aufforderung des Sekretärs des zusammengetretenen Prisengerichts an alle hierbei interessirten Parteien. Die Betresfenden werden auf- gefordert, ihre Einwendungen und alle hierauf bezüglichen Schriftstücke unter der- Adresse des Regierungskommissars* des Prisengerichts im Marine-Ministerium einzureichen,
Christiania, 10. November. (W. T.B)
Heute lief die französische Korvette »yD'Estiée« in Christian- sund an, um sich mit Kobktlen zu versehen. An Bord derselben befindet sich die Mannschaft von zwei gekaperten deutschen Schiffen, welche nacy Frankreich gesandt wird.
Belgien. Brüssel, 10. November. Jn der heutigen Sißung des Repräsentantenhauses brachte die Regierung einen Geseßgentwurf, betreffend die Ausdchnung des Wahlrech-
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das leßte Wahlgeseß aufgestellt hatte, stellt den Gemeindecensus auf 10 und den Provinzialcensus auf 20 Franken fest und reduzirt von zwei Jahren auf ein Jahr die Zeit, während welcher man die Grundlagen des Census besessen haben muß, um Wähler zu sein, : |
Frankreich. Der »ckMoniteur«, das offizielle Blatt der Regierung von Tours, enthält folgende Note:
Der Minister des Krieges und des Junnern erinnert die in Tours erscheinenden Journale an das Vorhandensein cer Geseße, welche die Veröffentlihung der Nachrichten Betreffs der militärischen Bewegungen bestrafen. Namentlich sind zu oft Notizen und Andeutungen über die Bewegung der Loire - Armee erschie- nen. Es werden feine Preßprozesse gemacht werden. Die Journale , welche sich, wenn der Feind uns so nahe is , solche \chuldvolle Manôver erlauben , werden die Regierung zwingen , den Belagerung®zustand zu dekretiren, welcher sie mit dem Rechte, sie ein- fa zu unterdrücken, bewaffnen wird. Die Regierung ist fest ent- {lossen , keine Veröffentlihung mehr zu dulden, welche den Feind über unsere militärishen Operationen unterrichten könnte.
Die Note erschien, weil die Loire-Armee bekanntlich einen großartigen Schlag ausführen soll. Gambetta wollte fich bei dieser Gelegenheit zur Armee begeben.
— Kóratry befindet sih wieder in Tours, wo die Erschie- ßungen “fortdauern: am 5 November wurden wieder zwei Mobilgardisten der Loire - Armee, darunter ein Offizier, er- schossen. (Nach anderen Nachrichten — S. Kriegsschauplaß — ist Köratry in der Bretagne.)
— Ein Aufsay in der Bordeauxer »Gironde« behandelt , auf Grund statistisher Dokumente, die pariser Ernährungsfrage. Wir entnehmen dem Aufsay Folgendes:
Im Oktober 1867 wurde der neue Viehmarkt in La Villette er- öffnet. Lie riesigen Baulichkeiten konnten 4600 Rinder und 22,000 - Schafe fassen. Jn der Halle wurden in diesem Jahre 2,477,775 Thiere für die Konsumtion der Stadt verkauft, darunter 341,353 Ochsen, 219,641 Kälber, 1,707,166 Schafe und 209,615 Schweine. Danach stellte sich durch\{nittlich die tägliche Konsumtion auf 936 Ochsen, 601 Kälber, 467 Schafe und 574 Schweine. Jn gewöhnlichen Zeiten ist Frankreich niht im Stande, diesen Bedarf zu liefern; der deutsche Marft muß helfen ; er lieferte namentlich über 120,000 Schafe; auch von Belgien , der Schweiz, Jtalien ward zugeführt. Diese Bezugs- quellen haben nun aufgebört. Jn Paris gab es etwa 1574 Schlâäch- terläden, außerdem noch 280 Läden in den Hallen und Märkten und 869 Charcutiers oder Scbweineschlächter; außerdem liefern auch noch die Schlachthäuser viel Fleisch, das von den Gemeinden außerhalb Paris fommt. Die jähclihe Kon‘umtion für jedes Jndividuum be- trug etwa 74 Kilogramm = 148 Pfund, also etwa /; Pfund tägli. Seit 1865 is auch der Pferdeflei\ch-Verkauf erlaubt und regulirt, er liefert indeß nicht viel. Die meist alten und abgeheßten Pferde liefern wenig und auch zuwcilen gesundheitss{ädlihen Nahrungs "off, weshalb eine strenge gesundheitspolizeiliche Ueberwachung nöthig ist? zudem zer- seßt \sih das Fleisch schr ras.
Was die Broitstofse b:triff, so gingen 1868 nach Ausweis der Oftrois 2215 Millionen Kilogramme Mehl und etwas über 95 Mil- lionen Kilogramme Getreide ein. Mühlen hatte Paris nur wenige dagegen befanden sich über 600 in den benachbarten Departement®, die alles Nöthige vermahlten. Einige der durch den Krieg jeßt lahm- gelegten Etablissements waren sehr bcträchtlich. Väckerläden hatte Paris 1868 1737; einiges Brod wurde auch von außen gegen 1 Centime Eingangösteuer per Kilogramm eingeführt. Paris verzehrte in diesem Jahre über 227% Millionen Kilogramm Getreide; die täglide Brodkonsumtion betrug also 761,064 Kilogramm , was per Kopf etwa 416 Gramm beträat. Für eine solhe Konsumtion it begreifliherweise eine häufige Er- neucrung selbst riesizer Vorräthe nöthig. Von Wein wurden 1865 3,575,961 Hefioliter verbraucht, was auf den Kecpf jädrlih 195,89 Litres geben würde; daà indeß der Wein felten ren und un- verfälschè getrunken wird, so möchten 9500 Heltoli!er für die täg'iche Ko-n'umtion der Bevölkerung genügen Di se Ziffern, bem-rft der Verfasser, sind jedoch nur einzelne Daten des jcbt zu lös nden Pro- blems. Behufs einer gründlichen Lösung müßte man namentlich das Quantum der Vorräthe: in Paris um die Mitte des September fkeu- nen. Hierüber fehlt es jedo durcaus-an verläßlicher Jnformaition; nur so viel iït z emlih ![l.r, daß mit jedem Tage cin grofer Durch- bru durch die Cernirongslinie dringliher werden muf, und bis jeßt ist die Ausführbarfeic desse.ben durch nichts erwiesen. |
— Die in Brüssel eingetroffene »Liberté« vom 7, Novem-
ber scbreibtk, daß der Wasserstand der Saone und Rhone eine Uebershwemmung besorgen läßt. Dasselbe Blatt will wissen, daß die Preußen sich in Eilmärshen Lyon nähern. — Die »Indépendance« meldet, daß die Bewohner von Lyon den Befehl erhalten haben, sih auf zwei Monate mit Lebenamitteln zu versehen. Der Generalrath des Departements Haute Saone hat die Aufnahme eincs' Anlebens vón einer Million Francs
Derselbe unterdrückt dic Wahlkapazitäts-Bedingungen , welche
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zur Erhaltung der mobilen Nationalgarde bewilligt.
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