1870 / 366 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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‘Seconde-Lieutenants von derselbén Brigade, zu Prem. Lts. befördert. Schulße, Hauptm. zur Disp. , früher der 4. Art. Brig. , z. Z. Commdr. der 1. Hess. Fest Art. Abtheil. Nr. 11 , der Charakter als _ Major, Caspari, Pr. Lt. a. D., zuleßt in der 7. Art Brig., z. Z. Commdr. einer Jnf. Munitionéfolonne, der Char. als Hauptm. ver- lieben. Langner, Sec. Lt, von * der Kav. des 1. Bats. (Branden- burg) 4. Brandenb. Landw. Regts. Nr. 24, v. Poncet, Sec. Lieut. von der Kav. des 2. Bâátaillons (Sorau) 2. Brandenburgischen L.:nd- wehr-Regiments Nr. 12, Colin, Sec. Lieut. von der Kavall-rie des 2. Bats. (Prenzlau) 8. Brandenburgischen Landwoehr - Regts. Nr. 64, Wendland, Sec. Lt. von der Kav." des 1. Bats. (Landoberg' a. W.) 5. Brandenb. Landw. Régts. Nr. 48, zu Pr. Lts. beförd. Müller, Secc. Lt. von der Kav. des 2. Bats. (Saarlouis) 4. Rhein. Landw. Regts. Nr. 30, zum Pr. Lt, Bösner, Müffler, Bolle, Areßb, Kill, Steinhaner, Vize-Feldw. von der Res, zu Sec. Lts. der Res- der 8. Art. Brig, Masuth, Shadebrodt, Vize-F ldw. von der Reserve, zu Scconde-Lieutenants der Reserve der 1. Artillerie-

Vrigade; Zaepernick, Müller, Vize-Feldw. von der Reserve, zu -

Secc. Lts. der Res. der 2. Art. Brig., Treichel, Scc. Lieut. von der Art. des 2. Bats. (Cöélin) 2 Pomm. Landw. Regts. Nr. 9, Linden- bein, S:c Lieut. von der Art. des. 2. Bats. (Bromberg) 7. Pomm. Landw. Regts, Nr. 54; Fritsch{ch, Sec. Lt. von der Art. d:s 1. Bats, (Schlawe). 6. Pomm. Landw. Regts. Nr. 49, Kannenberg, Scc. “Lt, von der Art. des 1. Bats. (Schivelbelbein) 2, Pomm. Landwehr- Regimt®s, Nr. 97 zu Prem. Lieuts, Jacobi v. Wangelin, Vize- Wachtme*‘ster vom 2. Bataillcn (Naumburg) 4. Thüringischen Landwehr - Regiments Nr. 72, Wagenscheïn, Vize - Wadt- meister vcm 2. Bat (Burg) 1 Magdeburg. Landwehr-Regts Nr. 26, Schroeder, Vize-Wachtm. vom 2. Bat. (Neuhaldensleben) 3. Magde- burgischen Landro. Negts. Nr 66, zu Sec. Lts. der Landro. Kav.

Diederichs, Be Lt, von der Kav. des 1. Bats. (Striegau) 1. Schles.

‘Landw. Regts. Nr. 10, zum Nittm., Rating, Rensing, Vize-Feldw. von der Res, zu Sec Lts. der Res. der 7. Art. Brig. Körner, Vize-Feldw. vom Res. Landw. Bat. Barmen Nr. 39, zum Sec. Lt. der Landw. Art., Gr v. Pfeil, Pr. Lt. von der Res. des 2. Schles. Drag. Regts. Nr. 8, zum Riitmstr. befördert.

Den 8. November. Tiß, Pr. Lt. vom 1. Nieders{l. Jnf. Regt.

Nr. 46, zum Hauptm. und Ccmp. Chef, Bartels, Scc. Lt. von dems. Regt, zum Pr. Lt, Wilke, char. Port: Fähnr. vom 2. Oberschl. De Regt. Nr. 23, zum Port. Fähnr, Hoffmann, Scholz, Port. ähnrs. vom 3. Oberschl. JTnf. Regt. Nr. 62, zu Scc. Lts, v. Win ck- ler, har. Port. Fähnr. von dems. Regt., zum Port. Fähnr ; be- fördert. ieper, Hasse, Scholß, Klinkert, Schumacher, Simon, Vize-Feldw. von der Res, zu Sec. Lts. der Nes. des 3, Oberschlesischen Juf. Reg. Nr. 62 befördert. Ott o, -Unteroffizier vom 1. Nass. Jnf. Regt. Nr. 87, zum Port. Fähnr. befördert. v, Zastrow, Pr. Lt. von der Jufanterie des 1. Bataillens (Kiel) Holstein. Landw. Regts. Nr. 85, von seiner Dienstl. bei dem Holst. Infont. Regt. Nr. 85 entbund:-n und dem Gen. Gouvernement in Rheims, Behufs Verwendung in dessen Verwalt. Ressort überwiesen. &rhr. v. Lindemann, Hauptmann und Comp. Chef vom Anhalt. gf: Regt. Nr. 93, unter Beförderung zum überzäbl. Mojor, dem egt. aggregirt. v. Barby, Pr. Lt. von dems. Regt., zum Hauptm. und Comp. Chef, v. Lattor ff, Sec. Lt. von dems. Negt, zum Pr. Lt, befördert. Sucro, Hauptm. vcm ‘3. Hannov. Jnf. Regt. Nr. 79, unter Belassung in seinem Verhältniß ais Adj. bei dem General- Kommdo. des 1V. Armee-Corps, in das 6. Osipreuß. Inf. Regmt. Nr. 43 verseßt. von dem Knesebeck, Hauptmann vom 3. Osipr. Gren. Regt. Nr. 4, unter Belassung in seinem Verbältniß als Adi. beim Gen, Kommdo. VII. Armee-Corps. 7. Pomm. Jnf. Regt. Nr. 44, unter Belassung in seinem Verhältn. als Adj. beim Gen. Gouvernement in Posen, zu überzähl. Majors befördert. v. Köller, Hauptm. und Comp. Chef vom 5. Pomm.

Inf. Regt. Nr. 42, als aggr. zum 7, Brandenb. Jnf. Regt. Nr. 60 verseßt. v. Romberg, Pr. Lt. vom 5. Pomm. Juf. Regt. Nr. 42, unter Entbindung von dem Verhältn. als Adjutant der 28 Infant. Brig., zum Hauptm. und Comp. Chef, Fisch er, Scc. Lt. von dems. Regt., zum Pr. Lt. befördert. v. Förster, Pr. Lt. vvonr 2 Pos. Jnf. Regt. Ne. 19, der 28. Infant. Brig. als Adjutant überwiesen. von Stülpnagel, Hauptmann vom Lauenb. Jäger-Bat. Nr. 9, unter Beförderung zum überzähligen Major “uyd unter Belassung in dem Verhältnisse ols Adjutant bei dem General - Kom- mando XIV. Armee - Corps, dem Bataillon aggregirt.

Gr. v. Stillfried, Pr. Lt. vom Wesif. Jäger-Bat. Nr. 7, unter

Bat e 0 eee A area, t R D in N Lauenb. Jäger-

. Nr. erseßt. urckhardt, Pr. Lt. aggr. dem Wesif. r- Bat. Nr. 7, in das Bat, einrangirt. 4 ff. Jäge B. Abs@iedsbewilligungen 2c.

Den 5. November. Danielowski, Pr. Lt. von der Inf. des

2. Bats, (Thorn) 4. Ostpr. Landw. O Nr 5, der Abschied bewilligt

Lorenz, Scc. Lt. a. D, früher bei der Jnfantérie des 2. Bats.

(Cosel) 22. Landw. Regts. , von der ihm Ébertragenen Funktion als

Oeklovomie-Offiz. des Ersahbats. des 1: Sles. Gren. Regts. Nr. 10

entbunden. Althaus, Sec. Lt. vom 5. Rhein. Juf. Negt, Nr. 65, der Abschiëd bewslligt. Haber, Pr. Lt. von der Jnf. ‘des 1. Bats. (Aachen) 1. Rkeinishen Landwehr-Regiments Nr, 25 Wolters, Scc. Lt. von der Kavallerie des 2. Bataillcns ( Eupen) 1. Rheinischen Landwehr - Regiments Nr. 29, der Abschied be-

willióe R gi e von s ng. Insp, der Abschied be-

: acden aupim. a. rüher i : is E fs Disp. Lftellt, O N en 9. November. v. Schweinichen, Major zur Diepos. zuleßt Hauptm. in der Garde. Art, Brig., von dem idm Abceiracinet Commdr. der 2. Hessishen Festungs-

Wittke, Hauptm. vom -

Freytag Secc. Lt. a. D. , früher bei der Art. des 1. Bats. (Cöln Nhein. Landw. Regts. Nr. 28, der Cbar. als Pr. Lt. verliehen. Beamte der Militär - Ver waltung. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Den 31. Oftober. Münke, Kasernen-Jnsp. , zum Garnison,

Verwaltungs-Insp. ernannt.

- Den 2. November. Martin, interim. Kasernen - Jnsp. in Mainz, zum Kasernen-Jnsp. ernannt.

——

Nichtamtliches.

Frankreich, Der telegraphisch bereits erwähnte Bericht, welchen Thiers über den Verlauf der Waffenstillsiandéver- handlungen erstattet hat und welcher den Vertretern der Groß: mächte, sowie der Türkei und Spaniens überreicht worden ist,

hat folgenden Wortlaut: :

_ Herr Bo:schafter! Jch glaube den vier Großmäckten (an die Türkei und Spanien wurde der Bericht erst später gesandt), welche die Proposition Betreffs eines Waffenstill standes zwischen Frankreich und Preußen unterslüßt haben, einen gedrängten, aber geireuen Bericht Über die ernste und zarte Mission zu s{ulden, zu deren Uebernahme ih meine Zustimmung gegeben. Mit Geleitöbriefen versehen, welche Se. Majestät der Kaiser von Rußland und das engliche Kabkinct für mich von Sr. Majestät dem König von Preußen hatten verlangen wollen, verließ ich am 28. Oktober - Tours, und nachdem ich die Linie durschritten, welche die beiden Armeen von einander trennt, begab ich mi nach Orleans. Ohne Zeit zu verlieren, nahm ih den Weg nach Versailles, begleitet von einem bayerischen Offizier, den mir beizugeben der General Baron v. d. Tann die Güte hatte, um die Schwierigkeiten zu beseitigen, auf die ih auf meinem Wege stoßen könnte. Während dieser s{wierigen Reise konnte ih mich mit meinen eigenen Augen, und unglülicher Weise in einer französischen Provinz, von allem dem Überzeugen, was der Krieg Schreckliches--hat,

- Wegen Mangels an Pfert en genöthigt, mich des Nachts während drei oder vier Stunden in Arpajon aufzuhalten, kam ih zu Versailles am Sonntag Morgen (30. Oktober) an. Jch blieb dort nur einige Augenblicke, da es mit Herrn v. Bismarck abgemact war, daß meine Unterredungen mit ihm erst dann beginnen sollten, wenn ih zu Paris die noihwendiger Weise unvollsiändigen Vollmachten, welche ih von der Delegation von Tours ethalten, vervollständigt haben würde. Von Parlamentärs begleitet, welche mir den Weg dur die Vorposten erleihtern follten, ging ih oberhalb der gegenwärtig abgebrochenen Brücke von Sèvres über die Seine und stieg im Ministerium des Aeußern ab, um meinen Verkehr mit der Regierung zu erleichtern und zu bes{leunigen. Die Naht verging unter Berathungen, und nah einem einstimmig gefaßten Beschluß erhielt ih die nothwendigen Vollmachten, um über den Waffenstillstand, zu dem die neutralen Mächte die Jdce gegeben und die Junitiative ergriffen hatten, zu unter- handeln und ihn abzuschließen.

_Fortwähbrend besorgt, nit eine Zeit zu verlieren, von der jede Minute dur Ver icßen menshlichen Blutes bezeichnet war, kam ih am folgenden Tage, 1. Nevember, wieder durch die Vorposten zurü, Doiterei Mittag war* ich mit dem Kanzler des Nordbundes in

vollständig bekannt, da er, wie Frankreich, die Proposition der necu- tralen Mächte erhalten hatte, Nach einigen Reserven über die Ein- mishung der Neutralen in diese Negociation, welche Referven ih an- hören mufte, ohne sie zuzugeben, wurde der Gegenstand meiner Mission zwischen Herrn von Bismarck .und mir vollständig genau angegeben und festgestellt. /Es handelte sich um den Abs{luß eines Waffenstillstandes, welcher dem'Blutvergießen zwischen zwei. der civili- sirtesten Nationen der Erde Einhalt thun und Frankreih gestatten sollte, dur freie Wahlen eine regelmäßige Regierung zu fon ituiren, mit welcher man auf gültige Weise unterhandeln könne. Dieser Ge- genstand war um so mehr angedeutet, als die preußische Diplomatie mehrere Male kehauptet hatte ¡_daß bei der gegenwärtigen Lage der Dinge in Frankreich \ie nicht wisse, an wen sie sich wenden solle, um Unterhandlungen anzuknüpfen. Bei dieser Gelegenheit machte mir Herr v. Bismarck, obne jedoch darauf weiter einzugehen, bemerklich daß sih in diesem Augenblicke zu Cassel die Ueberbleibsel einer Negie- rung befänden, die sih neu zu gestalten suche, und welche bis jeßt die einzige von Europa anerkannte sei; daß er diese Bemeikfung nur mache, um die diplomatische Lage genau festzustellen und keineswegs, um si in irgend einer Weise in die innere Regierung Frankreichs einzumischen. Ich antwortete auf der Stelle dem Herrn Grafen von Bismarck, daß wir es eben so verständen ; reich in den Abgrund eines thôriht beschlossenen und unfähig gefübrten Krieges gestürzt habe, für immer in Sedan ihre unheilvolle Existenz beschlossen habe und für die französishe Nation ñur cine Erinnerung der rey E H C R werde. i : ne das, was ih sagte, zu bestreiten, protestirte Herr Graf von BiLmarck nochmals gegen jede Idee Betreffs einer Cini in unsere inneren Angelegenheiten und fügte hinzu, daß meine Anwvesen- heit im Hauptquarticr und der Empfang, der mir dort zu Theil werde, der Beweis der Aufrichtigkeit dieser Erklärung sei, weil der aier Pte O A 48 N O zu tragen, was in (l vorgebe, sich beeile, mit dem Abgesandten de , publif zu unterhandeln, M Bari a e Ee «g u Len erledigt, unterwarfen die en einer eriten summai1ischen Prüfun e , ‘position der neutralen Mächte bereuen D) B Ero

Dienstverhältniß als Abtheil. Hahn, Scc. Lieut. a. D., zuleßt aggr. der

Art. Abth. entbunden. 1. Art. Brig, Kurgaß, Scc. Lt. a. D., früher in der 6. Art. Brig.,

1) Waffenftillstandspiinzip, welhes zum wesevtlihen Qweck hat / dem Blutvergießen Einhalt zu ‘thun und Frankreich die Mittel zu,

Der Gegenstand meiner Mission woar dem Grafen von Bismarck

daß übrigens die Regierung, welche Frank- -

Akt der Feindseligkeit zu begehen.

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welche auf dem von der

ewähren , - eine Regierung zu konstituiren, Nation ausgedrückten Wunsche beruht.

2) Dauer dieses Waffenstillstandes, moiivirt durch die Zeit, welche die Bildung einer souverainen Versammlung erheischt.

3) Volländig gesicherte Freiheit der Wahlen in den von den

preußiswden Truppen gegenwärtig beseßten Provinzen.

4) Auftreten der kriegsührenden Mächte während der Unterbrechung der Feindjel'gkeiten. y

9) Endlich Verproviantirung der belagerten Pläße, namentlich von Paris, während der Dauer des Woffenstillstandes. ¿

Betreffs dieser fünf Punfïte und besonders betreffs des Waffen- stillstandsprinzips selbst chien mix Herr v. Bismarck keine unüber- windvaren Einwürfe-zu-haben, und ich fonnte glauben, daß in Folge dieser ersten Konferenz, welche nicht weniger als vier Stunden ge-

‘dauert hatte, wir uns über alle Punkte verständizen Und eine Kon-

vention abschließea würden, welche der exste Aft der von den beiden Welttheilen so heiß gewünschten Pacifitation sein werde.

- Die Konferenzen folgten sich auf einander, gewöhnlich zwei pro Tag, denn ih war ungeduldig, ein Resultat zu erlangen, welches dem Donner der Kanonen ein Ziel seße, die wir ohne Unterbrehung hörten, und von welchen cin fat Schuß mich neue Verwüstungen, neue menschliche Opfer befürchten ließ. :

Hier die Einwürfe und Lösungen über die verschiedenen oben aufgezählten Punkte mährend dieser Konferenzen.

Was das Prinzip und den Zweck des Waffenstillstandes anbe- langt, so bekräftigte mir Hr. v. Bismarck, daß ex eben so sehr wie die neutralen Mächte das Eade der Feindseligkeiten „oder doch zum

wenigsten ihre-Suspension wünsche, und daß er für Frankreich die

Errichtung einer Regierung wolle, mit welcher er Verpflichtungen ein- gehen könne, die zugleich gültig und von Dauer sein würden. ‘Es bestond daher cin vollständiges Einvernehmen in diesem wesentlichen Punkte, und jede weitere Diskussion war unnöthig. :

Die Dauer des Waffenstillstandes betreffend, verlangte ih von

dem Herrn Kanzler des Nordbundes 25 bis 30 Tage, 25 Tage zum

wenigsten. Zwölf Tage so sagte ich ihm sind nothwendig, da- mit die Wädler sih verständiger und ihre Kandidaten aufstellen {ön- nen, ein Tag für die Abstimmung, 4 bis 5 Tage, damit die gewähl- ten Kandidaten bei dem Zustande der Wege Zeit haben, sich in dem zu bezeichnenden Octe zu versammeln, und 8 bis 10 Tage für eine summarische Verifikation der Gewalten und die Konstituirung -der prinzen National - Ve:sammlung. Der Herr Graf v. Bismark estrint diese Berechnungen nicht und beschränkte sich darauf, zu bemer- fen, daß, je weniger lang die Dauer, desio weniger groß die Schwie- rigkeiten sein würden, auf welche das Waffenitilstands-Projekt stoßen könnte. Ec schien jedo, wie ih, der Ansicht zu sein, daß eine Dauer von 25 Tagen festgeseßt werden müsse. Hierauf fam die ernste Frage derx Wahlen an die Reihe. Herx v. Bismarck versicherte mir, daß sie in den von der preußischen Armee beseßten Landestheilen so frei sein würden, wie sie es nur in Frankreich hätten sein können. Jch dankte ihm für diese Zusicherung, mit der ich mi begnügt hätte, wenn der Herr Graf v. Bismark, der zuerst keine Aus- nahme für diese Freiheit der Wahlen verlangt. hatie, nicht einige Re- serven gemacht hätte Betreffs gewisser Theile des französischen Terri- toriums8, an. unserer Grenze gelegen, und, wie er sagte, ihrem Ursprung und ihrer Sprache nach deutsh. Jch antworteie sofort, daß der Wasffenstillstand, wenu man ihn, wie es der allgemeine Wunsch sei, hnell abschließen wolle, keiner der Fragen vorgreifen dürfe, welche erst bei Gelegenheit eines definitiven -Friedensvertrages in Anregung ge- bracht werden dürften; daß ih mich für meinen Theil weigere, auf irgend eine dexselben einzugehen, und daß i{ch, indem ih so handle, meïnen Jnstrufktionen und meinem persönlihen Gefühle gehorche. Der Herr Graf Bismarck antwortete mir, daß er auch der Ansicht sei, an keine dieser Fragen zu rühreñ, und er versprach mir, in das Projekt des Aa enl Mnanees nichts über dicsen Gegenstand einzurücken, so daß über nichts in dieser Hinsicht im Voraus abgeurtheilt werde; daß, wenn er die Wahlagitation in den Provinzen, von welchen die Rede sei, nicht zu- lasse, er niht verweigere, daß sie in der “zukünftigen National-Ver- sammlung von Notabeln repräsentirt würden, die wir bezeichnen sollten; ohne daß er sich hineinmische und welche, wie alle Repräsen- tanten Frankreihs , vollständige Meinungsfreiheit haben würden. Da diese Frage, die ernsteste von allen, sich so auf dem Wege der Lösung befand, so beschäftigten wir uns mit dem Austreten der Armeen während der Einr stellung der Feindseligkeiten. Herr v. Bismark hatte vorher an die von Sr. Majestät dem König versammelten und präsidirten preußis{chen Generale referiren müssen, und -nahdem wir Alles geprüft, war das, was uns beiderseits gerecht Und den in allen ähnlichen Fällen angenommenen Gebräuchen am meisten entsprechend erschien, Folgendes: Die friegführenden Armeen werden gehalten sein, am Tage, wo der Waffenstillsiand unterzeichnet wird, da Halt zu machen, wo sie sich befinden ¿ eine Linie; alle Punkte, wo sie Halt gemacht, verbindend, wird die Grenzlinie bilden, welche sie nicht überschreiten düxfen, inner- halb welcher sie sich aber bewegen können, ohne jedoch Fgend einen Wir waren, so zu sagen, Betreffs der verschiedenen Punkte dieser {wierigen Unterhandlung einig ge- worden, als die lehte Frage, die der Verproviantirung der festen Pläve und besonders ven Paris, zur Sprache kam. Dex Herr Graf v. Bismark hatte Betreffs dieses Punktes keinen Haupteinwurf er- hoben, und es hien mir, daß er nur wegen der Höhe der verlangten

uantitäten; sowie wegea der Schwierigkeiten, sie zusammenzubringen und in Paris einzuführen, Bedenken hatte (was leßteres Übrigens uns nur allein auging)¿ was die Quantitäten selbst anbelangt, so hatte ich ihm förmlich erklärt, daß sie der Gegenstand einer freund- shaftliden Diskussion und selbst wichtiger Konzessionen unsererseits sein würden. Dieses Mal wollte der Kanzler des Nordbundes noch- mals an die militärischen Behörden referiren, welchen er schon vorher

sondern eine Prinzipienfrage war, welche aufgeworfen wurde.

mehrere Fragen unterbreitet hatte, und wir kamen überein, die defini- tive Lösung dieser Frage auf den nächsten Tag, Donnerstag, 3. Novem- ber, zu vertagen, :

__ Donnerstag, den 3, fragte mich Herr v. Bismarck, welcher, wie ih fand, besorgt aussah, ob ich Nachrichten aus Paris habe, worauf ih erwiderte, daß ih seit Montag Abend , dem Tag meiner Abreise,

feine erhalten habe. Herr v. Bismarck war in der nämlichen Lage.

Er ließ mich hierauf die Berichte der Vorposten lesen, welche von einer Revolution in Paris und der Proklamation ciner neuen Re- gierung sprachen. Dieses Paris, von weldem son| die geriagîen Nachrichten mit der Schnelle der Elektrizität abgingen, um, si in wenigen Minuten über die ganze Welt zu verbreiten, hätte in diesem Augenblicke der Schauplaß einer Revolution sein können, ohne daß man es drei Tage später an seinen Thoren wufte. Tief betrübt Über dieses historische Phänomen, versicherte ih dem Herrn Grafen v. Bismar, daf wenn die Unordnung einen Augenblick lang in Paris habe tcium- phiren können, die energische Liebe der pariser Bevölkerung sür die Ordnunzy die ihrer Vaterlandsliebe gleihkomme, die gestörte- Ord- nung bald rio, werde. (Thiers wußte bekannilich, daß bei seiner Abreise von Paris ein Nufstand ausgebrochen war, er glaubte jedo, daß Alles wieder beigelegt sei, da Herr de Choiseuil, Nationalgardist zu Pferde, ihm nasprengte, um ihm, jedoch fälshliher Weise, mit-7 zutheilen, daß die Ruhe wieder hergesteUt worden sei.) Jndeß hatte ich feine Vollmachten mehr, wenn die verbreiteten Nachrichten bezründet waren. Jh mußte daher die Unterhandlung bis zu weiteren E mationen suspendiren. Da ih von Herxa v. Bismarck die Mittel eilangt hatte, mich mit Paris in Verbindung zu seßen, so konnte ih am nämlichen Tage (Donnerstag) erfahren, was sich am Montage N cles und mich vergewissern, daß ih mich nit geirrt hatte, als ih versicherte, daß der Triumph der Unordnung nur cinige Stunden hatte dauern fönnen.

Jch begab mih am nämlihen Abend zu Herrn von Bismar, und wir seßten die am Morgen unterbrochene Unterhandlung während eines Theiles der Nacht fort. Die Frage Betreffs der Verprovianti- rung der Hauptstadt wurde zwishen uns auf's lebhafteste besprochen, indem ich immer behauptete, daß meine Forderungen, insofern es die Quantitäten beträfe, nach einer detaillirten Disfussion modifizirt wer- den könnten. Bald konnte ih aber seben, daß es feine Sidi, aR machte bei Herrn von Bismarck das große WaffenstiUstandsprinzip geltend, welches erheischt, daß sich jeder Kriegführende am Ende einer Suspension der Feindseligkeiten in der nämlichen Lage befindet, in der er sih beim Beginn derselben befand; daß dieses auf der Gerechtig- keit und der Vernunft basirte Prinziv den Gedrauch zur Folge gehabt, die belagerten Pläße zu verproviantiren und jeden Tag die Lebens- mittel zu erseßen, welche aufgezehrt worden seien; denn ohne diese Vorsicht, sagte ih zu Herrn von Bismark, würde ein Waffenstillstand hinreichen, um die stärksten Pläße der Welt zu nehmen.

Er konnte, ih glaube cs zum wenigsten, auf “diese Lu®einander- seßung der unbestirittenen und unbestreitbaren Prinzipien und Gebräuche nihts erwiedern. Der Kanzler des Nordbundes, alsdann nicht in seinem Namen, sondern im Namen der Militärbehörten sprechend, erflävte mir, daß der Waffenstillstand ganz gegen die preußishen Ju- teressen sei; daß die Gewährung eines Waffenstillstandes von cinem Monat unseren Armeen die Zeit vershaffen würde, sich zu organi- siren; daß die Einführung einer Quantität von Lebensmitteln in Paris, die schwer festzuseßen, diesein das Mittel geben würde, auf unbestimmte Zeit feinen Widerstand zu verlängern, und daß man des- halb solche Vortheile ohne »militärische Aequivalente« (so ist der Auê- druck des Herrn v. Bismarck) nicht bewilligen fönne. Jh beeilte mi, zu erwidern, daß der Waffenstillstand ohne Zweifel für uns gewisse materielle Vortheile haben könne, daß jedoch das preußische Kabinet dieses bei Zulassung des Waffensiüllstandsprinzips hätte voraussehen müssen; daß übrigens die Pocifikation der nationalen Leidenschaften, die Vorbereitung des Friedens und besonders die Erfüllung des förm- lihen Wunsches von Europa für Preußen politische Vortheile wären,

welche die materiellen Vortheile, die es uns bewoilligen köane, auf-

wiegen würden. Jch fragte alédann, welche die »militärischen Equi- valente« wären, welche man von uns verlange, denn Herr von Bis- marck gab. eine große Sorgfalt kund, fie nicht zu bezeichnen.

Er theilte sie mir endlich immer mit der nämlichen JZurüchal- tung mit. »Es wäre meinte er eine militärishe Stellung um Paris.« Und als ih darauf bestand, mehr zu wissen: »Ein Fort fügte er hinzu, vielleicht zwei.« Jh fiel dem Kanzler des Norddeutschen Bundes sofort ins Wort: »Es is Paris sagte ih ihm, welches Sie von uns verlangen; denn uns die Verpcovian- tirung verroeigern, heißt, uns einen Monat uns,rer Vertheidigung wegnehmen; von uns ein oder mehrere Forts fordern, heißt unsere Wälle verlangen. Es heißt mit einem Worte, uns Paris abverlan- gen, indem wir Jhnen die Mittel an die Hand geben sollen, es -auszuhungern oder zu bombardiren. Als wir darauf ein- gingen, mit Jhaen wegen eines Waffenstillstandes zu unterhandeln, haben Sie niemals -voraussezen können, daß die Bedingung desselben sein werde, Jhnen Paris selbst zu überliefern; Paris, unsere Hauptkraft, unsere große Hoffnung “und für Sie die größte Schwierigkeit, welche Sie ‘na einer Belagerung von 50 Tagen noch nicht überwinden konnten.« Bei diesem Punkte angelangt, konnten wir keinen Schritt weiter thun. Jh bemerkte dies Herrn von Bismarck, und es war für mich leicht zu erkennen, daß der mili- tärische Geist in den Beshlüssen Preußeäs Über den politischen Geist, welcher den Frieden und alles, was zu demselben führen konnte, an- rieth, den Sieg davon getragen hatte. Jh verlangte hierauf von Herrn von Bismarck die Möglichkeit , mih nochmals 4 den Vor- poslen zu begeben, um mit Herrn Jules Favre über diese neue Lage zu berathen, was er mit einer Höflichkeit bewilligte, die ih immer in allem, was die persönlichen Beziehungen betraf, gefunden habe. Als

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