1870 / 374 p. 7 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Paris, 9. Juli. Cirkulardepesche des Ministers der äiuße- ren Angelegenheiten an die Vertreter Frankreichs im Auslande.

Machen Sie in Jhren Unterhaltungen mit den Mitglie- dern der Regierung, ‘bei der Sie beglaubigt sind, gefälligst darauf aufmertsam, daß wir nichts verlangen, was nicht den am besten festgestellten ähnliven Fällen des europäischen Völkerrechts entspräche. Unsere Grundsätze sind die, welche im Jahre 1831 in Belgien die Großmächte in Bezug auf den Herzog von Nemours, als er zum König der Belgier ernannt wurde, geltend machten, welche im Jahre 1862 Frankreich und Rußland in Griechenland in Bezug auf den Prinzen Alfred, als er durch die allgemeine Abstimmung zum König der Hellenen e: wählt wurde, geltend machten, welche im Jahre 1862 England in Verbindung mit Frankreich in Bezug auf den Herzog von Leuchtenberg, den russischen Kandidaten auf den Thron Griechenlands, geltend machten, welche der Kaiser Napoleon Ul. selbst, aus freiem Antriebe, beim Prinzen Murat gelegenheitlih seiner Kandidatur auf den Thron von Neapel zur Anwendung gebracht hat.

Wir würden es nicht verstehen, daß man uns den Vor- theil einer Doktrin verweigerte, welche die Mächte bereits an- genommen und so oft sanktionirt haben. Gramont.

Sigmaringen , 12. Juli.

An den 4 Madrid. en Marschall Prim in

In Betracht der Schwierigkeiten, auf welche die Kandida- tur meines Sohnes Leopold auf den spanischen Thron zu stoßen scheint, und der peinlichen Lage, welche die leßten Begeb nheiten dem spanischen Volke bereitet haben, indem sie es in cine Alter- native verseßten, wo es nur von seinem Unabhängigkeitsgefüble Rath holen könnte ; in der Ueberzeugung , daß unter ähnlichen Umständen seine Stimmen nicht von der Aufrichtigkeit und Selbständigkeit wären, auf welche mein Sohn gezählt hat , als er die Kandidatur annahm, ziehe ih dieselbe in seinem Namen zurück. TUrst von Hohenzollern.

Paris, 14. Juli, Ministerium der äußern Angelegen eiten. An den Fürsten von La Tour d'Aluvergne i Vi. ) Y

Der Kaiser läßt Sie fragen , ob Sie bereit sind ; fih un- mittelbar nah Wien zu begeben. Gramont,

Stimmung in Frankrei.

Paris , 30. Juni. An Se. Majestät i Saint-Cloud. - L E

Ich wußte nichts von diesem abscheulichen Artikel. Er wird morgen verfolgt werden. Heute war eine heftige Debatte in der Kammer Zueen Jules Favre und mir bei Gelegenheit des Heeres. Le Bocuf hat sehr gut gesprochen. Thiers ist scheinbar für uns dazwischen gekommen. Aber ich habe es nicht gern, in der Art vertheidigt zu werden. Emile Ollivier.

Le Havre , 16. Juli. An Seine Excellenz d des Norddeutschen Bundes in Paris. G O Gestern feindlihe Kundgebung, wird heute Abend noch accentuirter sein, wenn ich nicht das Wappen zurüziche ; ih habe den Sous-Präfekten und die Behörden geschen , welche fürchten, daß sie, wenn die Bewegung ausbricht, niht werden Un ocn V I 0 T L unnüßen Kon- n zu müssen, indem ich da appen und rechne auf Jhre Zustimmung. / M PNARD Langer, Konsul des Norddeutschen Bundes in Havre.

Paris, 18. Juli. Der Justiz-Mini Saink-Cioud: J Justiz ster an den Kais er in ie Kammer hat einstimmig alle Ihre Projekte angenom- men. Die Jntrigue für die Verlängerung der Rom N deren Spiße sih Dréolle und Duvernois befinden, hat bis jeßt nur 45 Unterschriften zusammengebracht, und ich glaube, daß sie keine mehr zusammenbringen wird. Jch vermuthe, daß über- morgen Abend Alles in der Kammer beendet scin wird. Ich versammele meine Kollegen um Mittag. - Emile Ollivier.

Paris, 22, Juli. Der Siegelbewahrer an Se. Ebrwürd den Bischof von Constantine in Aix-les-bains. O Gebete, ja, Te -deum, nein. Dank für Ihren Brief. Emile Ollivier.

Saint - Germain en Laye ,- 16. Juli.- An Se. Maj. den

La E Cloud. er AUnkerzeichnete bittet Se. Majesiät um Audienz für heute, um Sie in Kenntniß zu seßen von einer Reise in t s nach Paris des Herrn Grafen von Bismarck und zweier preußi- schen Minister und von einer damals stattgehabten Zusammen-

kunft eines französishen Abgeordneten mit dem Grafen

von Bismark. : Ihr sehr ehrfurhtsvoller Diener Avenel, Professor. : 12 Rue St. Thomas in St. Germain.

Paris, 22. Juli. Der Minister des Jnnern-an die Práä- fekten. Rundschreiben.

- Eine gewisse Anzahl deutscher Unterthanen, welche in Frank- reih wohnen, sind in ihre Heimath zurückgerufen worden, um als Reserve oder Landwehr zu dienen; ich theile Jhnen die sie betreffenden, seit der Kriegs8erklärung bestimmten Berfügungen mit. Man darf ihnen nicht erlauben, Frankreich zu verlassen, um gegen es die Waffen zu ergreifen. Sie werden dort unter dem Schutz der Geseße und unter Jhrem Schutze stehen, wenn sie fortfahren, sich dessen würdig*) zu zeigen. Wenn sie sich im Gegentheil in Bewegungen und Unterneh- mungen gegeæ die Sicherheit des Staates einlassen, so: würde

es Jhre Pflicht sein, sie daran zu hindern, und Sie würden

Sorge tragen, mir davon Nachricht zu geben, | Chevandier de Valdrôme.

Stimmung in andern Ländern.

_ Cleve (Preußen) 10. Juli 1870 **), An den Herrn Her 0, E Minister der auswärtigen Angelegen In Folge Jhrer Rede (Erklärung vom 6ten) im geseßge- benden Körper ist das Schügenbataillon in Elend R mobil gemacht worden. Morgen marschirt man vom Haupt- quartier ab. Außerordentlicher Enthusiasmus auf der Schügten- wiese. Stadt mit Fahnen geflaggt. Ulk.

Lille, 13. Juli. Der Präfekt des Nordens an di ini des Jnnern und des Krieges in Paris. * ReE Ich halte es für nüglib, Ihnen folgenden Brief des Herrn Sous - Präfekten von Valenciennes zu übersenden , der viele Gerüchte enthält. Es liegt indessen daran, daß die Regierung sie kenne. Ich theile diesen Brief dem General Ladmirault mit. __ Heute Morgen lief hier das Gerücht, daß die belgische Re- gierung Soldaten nach Quiévrain geschickt hätte, um ibre Grenze zu schüßen. Jch habe einen zuversichilihen Mann nah Quiévrain gesendet; er koinmt zurück und giebt mir fol- gende Nachricht: 25 Mann vom belgischen Genie sind seit

gestern in Quiévrain, um die Eisenbahnbrücke, sagt man, -

beim ersten Signal in die Luft zu sprengen. Man erwartet sagt man, 1500 Mann Truppen an demselben Punkte, Dic Gegenwart der 25 Geniesoldaten ist bestimmt, das Uebrige geht aus- Gerüchten hervor.

Flotte.

; aris, 7. Juli. Marine-Ministerium an i Ñ Din fie den. ö st den Marinechef O gebe in Anzin Befehl, Jhnen bis auf neue Ordr wenigstens dreihundert Tonnen in Ballen tägli zu A ad __ Miethen Sie so viel Küstenfahrer als Sie fönnen, um diese Kohle so schnell als möglich nach Cherbourg gelangen zu os u iegen Sie Sa A O ar so viel als hinein-

. Degen Sie mir Rechenschaft ab Über die Dis i welche Sie getroffen haben werden. s aaa

Paris, 7. Juli. Marine - Ministerium an Herr Direktor der Minen in der Grande Combe. N Dae Richten Sie sich darna ein, mir täglih bis auf neue Ordre hundert und funfzig Tonnen Zündmasse zu liefern, und gehen Sie selbst bis auf zweihundert, wenn Sie können. Antworten Sie mir. :

Paris, 7. Juli. Der Marine-Minister an Herrn Bonn Marine-Agent, 32 Rue de Lille in L H Verständigen Sie sich mit Herrn von Marfsilly, dem ich dur den Telegraphen scbreibe, daß man mir tägli nah Dün- kirchen wenigstens drei hundert Tonnen Qündmasse sende. Antworten Sie mir durch den Telegraphen.

Paris, 7. Juli. Marine - Ministerium an Her . reilly Ninendirektor s N e Bis ressen Sie sofort Anstalten, um täglich nach Dünki das Maximum von dreihundert Ti i Ballen 2 Ihren Markt festgeseßt, zu senden, und selbst mehr, wenn Sie

können. Antworten Sie mir durch den Telegraphen.

®) Vierzehn äter ot zehn Tage später wurden alle Deutschen aus Frankreich

%) Das Original dieses Telegrammes ist Deutsch.

VMatrosen anbieten, den ih bereits dem Marine-Chef in Dün-

Algier nach Frank eih zurückgerufen, beurlaubte Soldaten zu

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Cherbourg, 8. Juli, Der Seepräfekt an den Marine-Minister

j ris. j Y Toie »Marne« is nur dazu eingerichtet, um Mannschaften

aufzunehmen. Sie besigt in der obern Batterie auf zwei Gänge jeder Seite für Pferde höherer Offiziere; dies würde eine vollständige Einrichtung zu machen geben, und viel ‘Zeit und Arbeit erfordern.

Boulogne, 12. Juli. Der Sec-Inskriptions-Kommissär an

n Marine-Minister in Paris. / 4 Es existirt in diesem Augenblicke in Boulogne weder ein

1iftenschisffahrts-Kapitän, noch Meister-Küstenschiffer, der in der D Va Ostsee lootsen fönnte. Jh kann nur einen alten

kirchen bezeichnet habe und welcher im Stande is, in der Ostsee zu lootsen. |

Paris, 13. Juli. An das Journal »La Sarthe« in Le

ans. q Das preußische Geschwader “ist verschwunden. Man be- fürchtet sehr einen Handstreih gegen Kopenhagen und Jütland.

Dünkirchen, 18, Juli. Der Marinechef an den Marine- Minister in Paris. A |

Die meisten Kapitäne des Sous-Arrondissements sind auf den Fischfang in Jsland und Schottland. Unter den gegen- wärtigen, die ih gesehen habe, ist keiner praktisch genug, um den Kriegsschiffen in der Ostsee als Führer zu dienen.

Brest, 18. Juli. An von Pène. 2 Rue Favart in Paris.

Bevölkerung beruhigt. Marine-Minister hat geschrieben, daß Fischerböte während der ganzen Kriegszeit beshüßt werden sollen, Ih würde ändere Neuigkeiten haben, aber dur den Telegraphen unmöglih. Preußisches Geschwader ist in Torbay, Treffen bevorstehend. Gestern war die Rhede von Brest in V ertheidigung8zustand. Marine sehr glücklich über ihre wichtige Rolle in diesem Feldzug. |

Cherbourg ,- 24. Juli. Die Kaiserin an den Kaiser in

aris. f Am Bord der »Savoie«. Jh bin in guter Gesundheit an- gefommen, ich bin mit Begeisterung empfangen worden , die Proklamation ist unter den Rufen »es lebe der Kaiser« auf- genommen worden. Jch werde das Geschwader ein wenig ins Meer begleiten und zur bestimmten Stunde zurückkommen.

Th küsse Euch beide. Eugenie. Militärishe Nachrichten. Paris, 7. Juli. An die Zeitung » die Presse« in Wien. Große Aktivität im Kriegs-Ministerium. Regimenter aus

ihrem Truppentheile einberufen. Hoff.

Paris, 9. Juli. Der Kriegs-Minister an den Marschall, General-Statthalter von Algerien in Algier.

Wollen Sie den die Provinzen von Algerien kommandiren- |

den Generälen anbefehlen, o,ne den geringsten Verzug in jedem unter ihrem Befehle stehenden Jnfanterie-Corps Listen anferti- gen zu lassen, welche Vorschläge enthalten für den Hauptmann-, Lieutenant-, Unterlieutenant - Grad für den Regiment8adjutan- len -, Zahlmeister-/ Bekleidung®offizier-, Unterzahlmeister- und gahnenträger-Dienst. 4 E s Die Generäle sollen mir direkt diese Arbeit in der kür- jzesten Frist einsenden. : S

Paris, 14. Juli. An den General Frossord, Oberbefehls-

haber des Lagers von Châlons.

Zwei Linien Ziffern, denen diese Worte folgen: Venn Jhnen daran gelegen ist, den Befehl über Jhr Armee- Corps zu behalten, so antworten Sie mir. Napoléon.

Saint-Cloud, 16. Juli. An Se. Excellenz den Marine- Ninister in Paris. | / Ich bitte Sie darum, dem Kriegsdepartement die 25 Mi- N i Sie haben anfertigen lassen, abzulassen, ih abe sie schr nöthig. 1 : Ich be, das das Geshwader abgesegelt ist. Was für Befehle ertheilt man? Man kann die Feindselig-

leit iht beginnen, bevor der Krieg erklärt ist. i y | s Napoléon.

Saint-Cloud, 18. Juli. An die Frau Gräfin von Montijo in Madrid. *) -

®) Qufolge der Bitte der Kaiscrin Eugenie hatte die Gräfin von Montijo ihrem Enkel , dem Kaiserlichen Kronprinzen, bevor er zur

Ich danke Jhnen, theure Großmama, über Jhr Telegramm. Ih hoffe, daß 7s mir Glück bringen wird.

Ich schreibe heute noch mit der Post. L ouis Napoléon.

Beginn des Feldzuges.

Meg, 20. Juli. Der General - Intendant an den Kriegs- Minister in Paris.

Es giebt in Meß weder Zucker, noch Kaffee, noch Reis, noch Branntwein, noch Salz, wenig Speck und Biskuit. ___ Schicken Sie mir eilig wenigstens eine Million Rationen Über Thionville.

Meg / 20. Juli. Der Marschall Bazaine an den Kriegs- Minister in Paris.

Jch erhalte eben folgende Erkundigungen: Die Preußen suchten einen entscheidenden Kampf in der Umgegend von Mainz durch Massenanhäufung zwischen dieser Stadt und Coblenz. Diese Truppen leben mühsam und fürchten, daß es ärger Tomme. i

Die Meinung in Preußen fürchtet einen langen Krieg, der das Land zu Grunde richten und in zwei bis drei Monaten zerrütten würde.

Die Preußen stellen die Krüppel in die Bureaux und lassen alle Leute von neunzehn bis sech8 und dreißig Jahren, welche gesund find, ausmarschiren.

Der Zucker und Kaffee sind in Mey rar geworden; es wäre wichtig, daß der pariser Handel welchen sogleich hin- chicken könnte. , ; 4

: ___ Bazaine. |

Mey, 24. Juli, Der Intendant des Z. Corps an den Kriegê-Minister in Paris.

Das 3. Corps verläßt morgen vollständig Mey. Ich habe weder Krankenwärter noch Verwaltung8arbeiter, noch Feld- lazareth-Wagen, noch Feldöfen, noch Train, noch Wieginjiru- mente, und in der 4. Division und der Kavallerie-Division hábe ich selbst keinen Beamten. Jch bitte Jhre Excellenz mich aus der Verlegenheit zu ziehen, in der ih mich befinde; das große Hauptquartier kann mir nicht zur Hilfe kommen, obwohl dort mehr als zehn Beamte sind. /

ür die Abschrift.

ür den Direktor. (unleserlich.)

Mey 24. Juli. Der Intendant an den Kriegs-Minister in Paris.

Tres, das für das 2, 3., 4. und 5. Corps die Lieferung besorgt, hat weder Biskuit noch Hafer. Schicken Sie eilig nach diesem Plaße die 3000 Kilogramme, welche am 18. verlangt wurden ; betreiben Sie stark die Haferlieferung, Heu fehlt, unmöglich Lebensmittel-Vorrath für den Feldzug an das 3. Corps zu eben. General-JIntendant nimmt Bislkuitvorrath aus allen

lägen. Jhn wieder zurückgeben.

Weißenburg, 24. Juli: Der Sous-Präfekt an den Minister des Krieges, der auswärtigen Angelegenheiten und des Innern in Paris.

e Nacht ist ohne Vorfall, ohne Bewegung der wahr- nehmbaren Truppen auf der doppelten Grenze Bayerns und

Badens verflossen. G : L Man bemerkt seit gestern früh eine gewisse Entmuthigung

und Unruhe unter den bayerischen Und badensishen- Posten bei Weißenburg. Man glaubt, daß deren Ursache in dem Rückzug der E Truppen läge, welche, wie versichert wird, die Pfalz verlassen haben. | :

Thionville, 24. Juli. Der kommandirende General des 4. Corps an den Chef des Generalstabes in Paris.

Das 4. Corps hat weder Feldschenken, noch Feldlazareth, noch Gefolgewagen für die Truppen und den Generalstab.

Toul ist vollständig ohne Besaßung.

Reichstags - Angelegenheiten.

Berlin, 25. November. Der dem Reichstag des Norddeutschen Bundes gestecn vorgelegte Vertrag zwischen dem Norddeutschen Bunde, Baden und Hessen, vom 15, Novem- ber, über die Gründung eines Deutschen Bundes, hat folgenden

Wortlaut : | Verhandelt Versailles, den 15. November 1870.

Nachdem Seine Majestät der König von Preußen, im Namen

des Norddeutschen Bundes, Seine Königliche A der Großherzog

von Baden und Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen

und bei Rhein übereingekommen sind, Über die Gründung eines

Armee abreiste, ihren Segen geschickt. ( lihten in Vis ctn Reihe der Depeschen Nr. 372 des St.-A.)

S. unter Militärische Nach-

Deutschen Bundes in Verhandlung zu treten- und zu diesein Zwecke bevollmächtigt haben, und zwar: