1870 / 378 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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werden am 10. Januar 1871, Vormittags 12 Uhr, in unserem Sizungbszimmer, Oranienstraße Nr. 92, in Gegenwart eines Notars öffentlich verloost werden. Berlin , den 28. November 1870. j Haupt-Verwaltung der Staatsschulden. von Wedell. Löwe. Meinecke. E.

Tagesordnung.

4, Plenar-S ißung des Reichstages des-Norddeutschen Bundes Mittwoch, den 30, November 1870, Mittags 12 Uhr. Entgegennahme eincs mündlichen Berichts der Petitions- Kommission.

Berlin , 29. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den nachbenannten Offizieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen fremdherrlichen Dekorationen zu ertheilen , und zwar: des Commandeur- Kreuzes des Königlich bayerischen Militär -Max- Op LHTP End: dem General dexr Infanterie von Kirch- bah, kommandirenden General des 5. Armee - Corps; des Ritterkreuzes desselben Ordens: dem General - Lieu- tenant von Schmidt, Commandeur der 10. Jnfanterie-Divi- fion, und dem General-Major von Sandrart, Comman- deur der 9. Jnfanterie-Division; des Komthurkreuzes des Königlich bayerishen Militär - Verdienst - Ordens: dem Obersten von der Esch, Chef des Generalstabes des 5. Armee-Corps; des Ritterkreuzes erster Klasse des- selben Ordens: dem Major Mantey vom Generalstabe des 5, Armee - Corps; des Commandeurkreuzes erster Klasse mit Schwertern des Herzoglich braunschwei- gischen Ordens Heinrichs des Löwen: dem General- Major ‘von Redern, Commandeur der 13. Kavallerie-

Brigade; des Commandeurkreuzes zweiter Klasse mit-

_S{wertern desselben Ordens: ‘dem Oberst - Lieutenant von Rauch, à la suite des 2. Garde-Ulanen-Regiments und beauftragt mit der Führung des Herzoglich braunschweigischen

saren-Regiments Nr. 17; ‘so wie des Ritterkreuzes mit

u S Me desselben Ordens: dem Rittmeister Müller | von Schönaich, Escadron- Chef im 2. Schlesishen Husaren-

Regiment Nr. 6 und kommandirt zur Dienstleistung bei dem Herzoglich braunshweigischen Husaren-Regiment Nr. 17, und dem Stabsarzt Dr. Groos, zur Zeit Feld-Regimentsarzt des braunshweigischen Husaren-Regiments Nr. 17. |

Nichtamtliches.

‘Preußen. Berlin, 29. November. Jhre Majestät die Königin war gestern in ‘der Sißung des Central-Komites anwesend. Im Königlichen Palais fand ein größeres Diner statt. :

Jhre Königliche Hoheit die Kronprinzessin wohnte am Sonnabend der Taufe des jüngsten Sohnes des Hof- marschall8 Grafen zu Eulenburg bei, :

Am Sonntag empfing Jhre Königliche Hoheit das Prä- fidium des Reich8tags des Norddeutschen Bundes und den Grafen zu Münster und besuchte sodann das Baracken-Lazareth auf dem Tempelhofer Felde.

Heute Mittag empfingen Jhre Königlichen Hoheiten die Kron- prinzessin und die Prinzessin Ludwig von Hessen den englischen Botschafter Lord Augustus Loftus.

Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin hat dem hiesigen Magisirate, auf dessen Glückwunschschreiben P Geburts®8feste, die nachstehende Antwort zugehen lassen:

Der Magistrat zu Berlin hat Mich durch seine guten Wünsche zu Meinem Geburtstage und . den Ausdruck seiner freundlichen und anhänglichen' Gesinnungen zu - doppeltem Danke verpflichtet. Wenn die Verhältnisse Mich bestimmten, an anderer Stelle thätigen Antheil an dem großen -Liebeswerkezu--nehmen , «das- seit Beginn- des Krieges Überall in unserm Vaterlande \ich entfaltete, so habe Th auch aus

der Ferne mit lebhafter Bewunderung die großartige Thätigkeit ver--

folgen können, in welcher diesmal wie immer die Hauptsiadt voran- gegangen ist, Möge bald ein ehrenvoller Friede die. großen Thaten unseres Heeres frönen und das deutsche Vaterland als Preis der

{weren Opfer, die alle seine Stäinme freudig gebracht, durch Einheit zu dauerndem Glüe führen. Bexlin, den 23. November 1870. i Victoria, Kronprinzessin. An den Magistrat zu Berlin. Z

In der am 26. November abgehaltenen (37.) Sißung des Bundesrathes erfolgte’ die Vorlegung des mit Württemberg über dessen Beitritt zur Deutschen Bundes-Verfassung geschlosse- nen Vertrages. Am 28. November fand wiederum eine Bun- deswraths - Sißung (die 38.) statt, in welcher Über die gedachte Vorlage Beschluß gefaßt und zugleich der mit Bayern über dessen Beitritt zur deutschen Bundes - Verfassung geschlossene Vertrag vorgelegt wurde. Jn beiden Sißungen führte Staats- Minister Delbrück in Vertretung des abwesenden Bundeskanz- lers den Vorsitz. ;

Die „vereinigten Ausschüsse des Bunde8rathes des Norddeutshen Bundes für Festungen und für Rechnungswesen traten heute zu einer Sitzung zusammen. s

Der Reichstag des Norddeutschen Bundes \chloß in seiner gesirigen Sißung die Berathung Über den R 7 betreffend eine Anleihe zur ferneren Krieg- ührung. :

An der Debatte betheiligten sich die Abgeordneten von Benda, Roß, Dr. Eög, Schulze (Berlin), Lasker, Liebknecht, Mende und der Staats- und Finanz-Minister Camphausen.

Der ganze Geseßentwnrf wurde in namentlicher Abstim- mung mit 178 gegen 8 Stimmen -genehmigt. f :

Der Präsident des Bundeskanzler - Amts, Staats-Minister Delbrück, machte hierauf nachstehende Mg:

Meine Herren! Der mit Württemberg abgeschlossene Vertrag is} Ihnen -heut, nachdem er vom Bundesrathe einstimmig genehmigt worden, zur verfassungsmäßigen Beschlußnahme vorgelegt. Der mit Bayern abges{lossene Vertrag is gestern Abend hier angekommen, heute in den Bundesrath ‘eingebracht, und wroird, wie ich vorausseße, am Donnerstag Gegenstand der Beschlußnahme des Bundesrathes werden. Jch habe, um dem Reichêtag Gelegenheit zu geben, von dem Inhalte dieses Vertrages Kenntniß zu erhalten, bevor er amilich in das Haus eingebrächt ‘werden kann, “Veranlassung: getroffen, daß der Vertrag heut Abend vollständig in dem »Staats-Anzeiger« abgedruckt ist. Es wird, wie ich glaube, hierdurch die Möglichkeit gegeben sein, daß der Reichstag sich im Voraus über den Jnhalt dieses Vertrages orientirt, früher, als es, wie nun einmal die. Dinge liegen, möglich sein wird, daß er auf offiziellem Wege in den Reichstag gelängt.

Demnächst wourde die Sißung um 3% Uhr geschlossen.

Offizielle militärische Nachrichten. 1) Versailles, 28. Novembér.

Der Königin Augusta in Berlin.

Gestern fiegreihes Treffen sÜdlich von Amiens durch Ge- neral Manteuffel mit einem Theile der 1, Armee. Einige tausend Mann feindlicher Verlust, 700 Gefangene, i Fahne der Mobilgarde. 9. Husaren-Regiment ritt 1 Marine-Bataillon nieder. Unser Verluft nicht unbedeutend.

Wilhelm,

a Versailles, 28, November: eneral- Feldmarschall Prinz Friedrih Carl meldet: Am 28. wurde 10. Armee-Corps durch bedeutend überlegene Kräfte

des Gegners angegriffen. Es konzentrirte sich bei Beaune-la- Rolande, woselbst es si siegreich behauptete, und am Nach- mittage in einem Beisein durch die 5, Division und 1. Kapval- lerie-Division unterstüßt wurde. Unser Verlust etwa 1000 Mann. Feindlicher Verlust sehr bedeutend, viele Hundert Gefangene in unseren Händen. Kampf endete nah 5 Uhr.

Ferner ist von der I. Armee Meldung eingegangen: Jn Folge der siegreichen Schlacht am 27. ist Amiens am 28. vom General Goeben beseßt worden.

von Podbielski;

(Beaune- la - Rolande, 1962 Einwohner, liegt im Loiret, am Fuserin - Fluß, Arrondissement Pithiviers , 1% Meilen nordwestilich von dem gestern erwähnten Ladon, 13/2 Meilen von Paris.

Amiens an der Somme, 133 Kilometer nördlih von Paris, ist cine Stadt von 61,063 Einwohnern, Präfektur und Bischofss\ig. Die Kathedrale is eins der vornehmsten gothischen Bauwerke Frankreichs.)

das Landheer und die

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Aus den Hauptquartieren in Versailles, 24, November.

Ein Staatsakt von großer Wichtigkeit für die Neugestal- tung Deutschlands ist gestern in Versailles vollzogen worden: Der Vertrag , der Bayerns Eintritt in den neu zu schaf fenden / Deutschen Bundesstaat besiegelt , ist am Abend des 23. November: um 10/, Uhr von den Ministern der betheilig- ten Mächte in dem Quartier des Bundeskanzler-Amtes unter- zeichnet worden. Den politischen Theil der Verhandlungen hatte Graf Bi8marckck persönlich in zahlreichen Besprehungen mit den bayerischen Bevollmächtigten, Grafen Bray und v. Prankh, geleitet; die militärishen Bestimmungen waren Gegenstand der Unterhandlung zwischen dem: preußischen Kriegs-Minister General von Roon und dem Kriegs - Minister Bayerns von- Luß gewëesen. N :

Die bayerischen Minister rüsten sich zur Abreise nach München, die am Sonnabend (26.) erfolgen wird. Sie erschie- nen heute beim Kronprinzen zur Tafel, an der auch der Groß- herzog von: Baden Theil nahm.

Die Aufmerksamkeit der Hauptquartiere richtet sich in diesem Augenblick vornehmlich nah zwei Seiten hin. Sie ver- folgt mit dem gespanntesten Jnteresse die Bewegungen der gegen die Loire vorrückenden deutschen Teuppencorps , von denen täglich eine ernstere Entscheidung erwartet werden kann. Mit nicht minderem Interesse behält man die Zustände der vor uns liegenden Hauptstadt im Auge. Einzeine Zeitungen aus Paris, die den Ober-Kommandos vom 18. bis zum 22. November zugegangen sind, bestätigen, daß die friedlichen Stimmungen in der Bewohnerschaft allmählich zu kräftigerem Ausdruck gelan- gen. Mans-kann zwar bis jeßt nicht sagen, daß die Regierung fich entshlösse, dem Wechsel der Meinungen Rechnung zu tra- gen. Jhr System ist, wie man sich leider überzeugen muß, noch immer das der Täuschung. So wagt das »Journal officicl« vom 22. November zu behaupten, daß durch eine Ka- nonade aus den Forts Jy und Bicêtre die preußischen Be- lagerungsarbeiten auf der gegenüberliegenden Seite vollständig zerstört seien. Da Piäiris wegen der Nähe der befestigten Außenwerke noch genauer fast als die innerhalb der Cerni-

rungslinie sich befindenden Ortschaften wissen muß, daß das.

französische Geschüßfeuer in den leßten Tagen voUständig ge- \chwiegen hat, so wird die Vermessenheit, mit welcher ein ver- antwortlihes Gouvernement derartige erfundene Nachrichten verbreitet, wahrhaft: unbegreiflich.

Es kann für eine solche Taktik füglich keinen anderen Grund geben, als den, den gesunkenen Muth von Hunderttausenden von Menschen durch trügerische Hoffnungen neu zu beleben, Dies wäre ein Symptom der Schwäche, von. dem das öffent- liche Urtheil in Europa nicht verfehlen: wird, Aft zu nehmen.

Von allen Umstimmungen, welche die Macht der Zeit in Paris zu-Wege gebracht hat, ist eine der merkwürdigsten die des: bekannten- Journals »Le Figaro«, das sowohl beim Aus§- bruch des deutsch-französishen Kampfes, wie noch lange nach dem Sturz des Kaiserreichs durch seine maßlosen Schmä- gungen auf Deutschland und Preußen unter den Organen der

riegspartei am meisten hervortrat. Wenn man sich vek- gegenwärtigt, daß dieses Tagesblatt seit langer Zeit für den eigentlichen Repräsentanten der politischen Auffassungen des Parisers gelten muß, darf man, ohne Gefahr des Irrthums, fih einen Rückschluß auf die vorgegangene Sinnes- änderung erlauben, da gerade der »Figaro« augenblicklih obenan- steht unter denjenigen Blättern, die der Hartnäckigkeit des nationalen Ausschusses auf das entschiedenste Opposition machen. In ihrer Eigenschaft als Vertreterin der pariser Bourgeoisie läßt sich diese Zeitung besonders angelegen sein, die Verhältnisse der Nationalgarde zu beleuchten. Die in einem frühern Be- richt des »Staats-Anzeigers« ausgesprochene Behauptung, daß die Mobilisirung der Bürgergarde mannigfache Unzufriedenheit her- vorgerufen hat, wird dadur auf dasUnumsftößlichste bewahrheitet.

Man erfährt, daß die Regierung selbst Anfang§® von einer Einreibung der Nationalgarden in die aktive Armee Abstand nehmen wollte. Sie versuchte es zunächst mit einer Aufförde- rung der Freiwilligen. - Die Meldungen derer, die sih dem regulären Waffendienst hingeben wollten, fielen jedo so spär- li: (assez piètres) aus, daß mit cinem förmlichen Dekret der Einberufung, dem Gesey vom 10. November, vorgegangen werden mußte. Das Blatt leugnet nicht, daß die Neuerung \{lecht aufgenommen wurde. »Vorhcr«, heißt es in dem ent- sprechenden Artikel »sprah Jeder von seinem Krieg8muth. Am Tage der Gefahr werden wir da sein und gegen den Feind ziehen. Jett aber haben sich die Heftigsten, Leidenschaftlichsten Und Kriegerischsten auf einmal als vorzügliche Familienväter enthüllt, die um das Wohl ihrer Kinder besorgt sind, Daher eine Fülle von Klagen und Reklamationen.« Der Artikel kommt zu dem Schluß, daß die Regierung nicht werde umhin können, ihre Maßregeln über kurz oder lang aufzuheben. An anderer Stelle werden sogar die Frieden8bedingungen diskutirt

und dabei die Neutralisfirung von Lothringen und- Elsaß als annehmbar bezeichnet.

Diese Aeußerungen der Presse finden in Privatbriefen den lebhaftesicn Wiederhall. Um ein Beispiel davon zu geben, wie man auch in Privatkreisen anfängt, das Verfahren des Gou- vernements zu verurtheilen, möge der folgende Passus aus einem aufgefangenen Briefe dienen, der eine Persönlichkeit der höchsten Gesellschaftsklassen zum Verfasser hat. Die Stelle lautet: » Man hofft hier (in Paris) noch immer auf eine Wiederaufnahme der diplomatischen Verhandlungen. Äber wie ist überhaupt zu hoffen , daß diese Regierung von Advokaten die Dinge zu einem glücklichen Ende führen wird? Sie sträubt sich gegen jede Konzession, wie wenn man überall- Sieger ge- wesen wäre (comme s1 Von était partout vaingueur!) Es liegt in diesem Gouvernement von Paris eine Ungeschik- lichkeit (ineptie), cin Starrfinn (entêtement) und ein Stolz, die alles aufs Spiel seßen für eine hohtönende Phrase: Dabei befindet man sich seit dem Fall von Meß in absoluter Rathlosigkeit; überall drohen Verlegenheiten und nur ein Waffenstillstand könnte uns retten. Es ist wahrlih Zeit, daß wir eine Kammer und eine gesemäßige Regierung (gouvernement constitué) befommen. Bis zum nächsten Monat kann man sich allenfalls noch hin- schleppen, dann fehlen die Lebensmittel, - und es ist kaum zu; sagen, was die Folge davon sein wird. Inzwischen giebt man sih den Anschein, als thue man etwas; ganze Armeen seßt man »auf dem Papier« zusammen. Aber das Alles ist Komödie. Man verliert mit dieser Organisation, die eher eine Auflösung - ist, die Zeit, während welcher man den Waffenstillstand hätte haben können, selbst ohne Zufuhr von Lebensmitteln! Frank- reich erscheint mir mit seinen republikanischen Ideen, die doch nur Ideen der Demagogie sind, so zerseßt, daß eine Armee nicht mehr möglich ist, und ich würde den Plan einer Neutralisirung von Elsaß und Lothringen als ein Glück hinnehmen (et j’accepte- rais avec bonheur pour nous la neutralisation en projet pour VAlsace et la Lorraine).

Se. Majestät der König machten gestern nach den Regie- rungs8arbeiten Vormittags: eine Spazierfahrt in die nächsten Um- gebungen von Versailles, empfingen später den Kommerzien-Rath Kahnheim aus Berlin, der mit einer Deputation von mehreren

berliner Herren Liebesgaben, welche die Friedrich-Wilhelmsstadt

gesammelt , zu dem 2, Garde-Regiment gebracht hat und zur Audienz im Hauptquartier Sr. Majestät eingetroffen war.

__— In einem Artikel der »Kölnischen Zeitung« hat ein Be- rihterstatter die Unvorsichtigkeit begangen, einen Vorfall, der vor einiger Zeit in der Nähe des Hauptquartiers Sr. König- lichen Hoheit des Kronprinzen spielte, in einer Weise wieder- zugeben, die auf gänzlicher Entstellung des Thatbestandes be- ruht. Es handelt sich um-das Attentat, welches gegen einen preußishen Wachtposten vom 47. Infanterie-Regiment am Bahnhof von Chartres an der »Rue des chantiers«, kaum 300 Schritt von der Villa »Les Ombrages«, dem zeitigen Siß des Ober- Kommandos der [[I[. Armee, durch einen Franzosen verübt worden ist. Der genannte Artikel stellt das Attentat in Abrede und behauptet, daß der preußische Soldat auf Posten eingeschlafen gewesen sei und sich die Verwundung am Fuße durch eine seiner Fahrlässigkeit beizumessenden Entladung des Gewehrs zugezogen habe. Woher der Verfasser die Anhaltspunkte entnommen hat für seinen Bericht, der einem deutschen Krieger ein unverzeihe liches Vergehen gegen die dienstliche Pflicht zur Last legt, ist aus der Darstellung nicht ersichtlich.

Es braucht kaum gesagt zu werden, daß der unterzeichnete General von Voigts - Rhet, in seiner doppelten Eigenschaft als Kommandant von Versailles und als Commandeur der 18, Brigade, zu welcher das 47, Regiment gehört, sofort nachdem das Ereigniß zur Meldung gekommen, persönlich die genaueste Untersuchung vornahm. Diese ergab, daß der Ueberfall von einer nahe gelegenen Pforte her durch ein mit der gewöhnlichen B]Joufe bekleidetes Jndividuum ausgeführt war. Kurz bevor das Attentat stattfand, hatte der preußische Soldâät mit einem benachbarten bayerishen Wachtposten gesprohen und war in dem Augenblick, als er die Giebelseite des ihm zur Bes wachung überwiesenen Magazins passirte, auf eine Distanz von dreißig Schritt getroffen worden. Die Kugel brachte dem Sol- daten eine Wunde bei, deren Untersuchung ergab, daß der Thäter si eines Geschosses bedient hatte, dessen Kaliber bei woeitem größer war, als das des preußischen Gewehrs,

Die Erzählung, die der Berichterstatter - giebt, muß im höchsten Maße befremden, da es ihm ein Leichtes gewesen wäre, sich bei der Kommandantur Über den wahren Sachverhalt zu

unterrichten, während er in diesem Fall es vorgezogen zu haben

scheint, den thörichten Fabeln zu trauen, welche die Bevölkerung von Versailles, um die üblen Folgen einer schnöden That von sich abzuwenden, erdichtet haben mag.

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