1870 / 382 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Am 22. hielt der General v. Werder auf dem Play vor dem Burgunder Schloß eine Wachtparade ab. Bei dieser Gelegenheit vertheilte er, unter Hinweis auf die Erfolge, welche das 14. Armee-Corps erstritten, die von Sr. Majestät verlichenen Eisernen Kreuze an die Offiziere und - Mannschaften. : : Mit einem Hoch auf den Königlichen Kriegsherrn {loß derselbe unter begeistertem Ruf der Truppen seine Ansprache.

_ Weiter liegen vom Kriegsschauplay folgende Nach-

richten vor: i

Dem Ober-Präsidenten der Provinz Hannover, Grafen

zu Stolberg-Wernigerode, ist von dem kommandirenden

General des X. Armee-Corps, General der Infanterie von Voigts8-Rheh, foLgondes Schreiben zugegangen :

ecaune la Rolande/ 25. November 1870.

»Was ich Jhnen vor Kurzem \chrieb, hat sich ras bestätigt: das X. Armee-Corps hat in cinem hartnäckigen Treffen sih glänzend ge- {lagen brillant manövrirt und drei Divisionen der Loire-Armeè, dabei die Truppen des Generals Michel, welche von Autun' per'Eisen- bahn bis Gien an der Loire gefahren ‘und von dort ‘gegen ‘uns vor- gegangen waren, in die Wälder von Orleans zurückgeworfen. Die Brigade Wedell hatte am 23: bei Beaune Aufstellung genomnien, mit derselben 6 Escadrons ‘der hessischen Reiterbrigade. Am/'-24. marschirten die Brigaden Lehmann und Valentini auf 2 Straßen von Montargis über :Ladon und Corbeilles, - leßtere: mit der Corps - Ar- tillerie, gleichfalls auf. Beaune, wo das Corps sih vereinigen sollte. Der Feind ging aus “den südlichen Wäldern in drei Kolonnen mit allen Waffen gegen die linke ‘Flanke dieses \{hwierigen Flankenmarsches inder Gesammtstärke von circa 31,000 Mann vor, während die zum Gefecht disponiblen diesseitigen Truppen - nur etwa 10—12/000 Mann siark “waren / ‘er ! hatte ‘auf ‘der südlichén Sträße Ladon und Maizières bereits mit bedeutenden Kräften beseßt und sließ

egen Beaune über Boiscommun und St. Louge vor. Während die

orps-Artillerie nach Beaune herangezogen wourde, ging die Brigade Valentini über Juranitte nah der südlihen Straße, ‘um die Brigade Lehmann, welche im heißen Kampfe Ladon eroberte, zu unterstüßen, nahrn Maizières und vereinigte \ch mit der “Brigade ‘Lehmann. An den Straßenknoten Bellegarde - Aury und Beagune - Ladon entbrannte | das Gefecht \noch einmal ‘sehr lebhaft; ‘der ‘Feind wurde au. hier ‘in der Richtung ‘nach Bellegarde zurückgeworfen, Und beide Brigaden erreichten gegen Abend Beaune, wo zur - Zeit“ das Corps vereinigt und in Verbindung mit dem 3. Armee-Corps sieht. Die Gefechte; welche am Morgen begannen, dauerten den ganzen Tag bis Abends 52 Uhr fort ; die leßten Truppen passirten Beaune in der Naht, troß der überstandenen Strapazen in heiterster Stimmung. Unsere Verluste sind äußèrf? gering, die dés Feindes bedeutend größer. Ueber 100 Gefängenée sind in unsere Hände gefallen. Aus der ‘bei einem gefallenen französishen Geéneralstabs- Offizier ‘gefundenen Ordre bataille des feint lichen Corps, tvelches uns gegenüberstand, ergab sih die Stärke desselben. Jch theile Thnen diese kurzen Notizen Über diesen für das X. Corps Und die hessische Reiterbrigade so ehrenvollen Tag in Eile mit, da dieselben für die Provinz von hohem Interesse sein werden, indem ich mir einen detaillirten Bericht vorbehalte. ;

' Ihr aufrichtig ergebenster - v, Voigts-Rheß.e«

An das X. Armee-Corps hat der kommandirende General folgenden Tagesbefehl erlassen:

7 Hauptquartier Beaune, den 25. November 1870.

___ »Nachdem das X. Armee-Corps seit der Einnahine von Mes in anstrengenden Märschen und in steter Bereitschaft, mit dem Feinde zusammenzustoßen, funfzig Meilen zurückgelegt hat ¡ hat es das Ziel dieser Leistung gestern durch eine Reihe ruhmvoller und glüctlicher Gefechte erreiht. Das Corps hat im Verein mit der hessischen Reiter- Brigade dur einen s{wierigen Flankenmarsh unmittelbar am Feinde seine Wiedervercinigung mit ‘den Übrigen, Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedri Carl unterstellten Armee-Corps bewirkt ünd alle A des Feindes, diese Bewegung zu siören , siegreih" zurücck- gescklagen. |

Indem ih Offizieren und Mannschaften meinen Dank und meine volle Anerkennung ausspreche , erwarte ih, daß die Kriegsgeschichte au ferner vom X. Armee-Corps nur rühmliche Thaten zu ver- zeichnen haben, und daß es uns gelingen wird, uns auch weiter die Zufriedenheit unseres Königs unkd Kriégsherrn zu erwerben.

| T g : v. Voigts-RNheh.a

Dresden, Freitag, 2. Dezember. (W, T. B.

Das » Dresdner Journal« veröffentli{t folgendes Telegramm des en Georg at ‘den ‘König von Sabien:

Chelles, 1. Dezémber. Gestern Mittàg bis’ Abend hat die 24. Division- mit Theilen der Corps-Artillerie in Gemeinschaft mit den Württembergern bei Noissy und Villiers ein heftizes aber glän- zendes Gefecht bestanden. “Die Franzosen, zwischen Brie und Villiers vorgedrungen, sind über ‘das Plateau zurückgeworfen worden, mehrere hundert Gefangene in unseren Händen lassend, Nach Aussage dieser standen uns 50,000 Mann gegenüber. Bis jest als sächsischer Verlust gemeldet 12 Offiziere, 100 Yann, Für heute angekündigter aber- maliger Ausfall erfolgte nit.

Ein Telegramm des Prinzen zu Sachsen - Weimar an

arken

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Versailles, 1. Dezember, 7 Uhr 47 Min, Vormittags (Angekommen 10 Uhr 50 Min. Vorm.) :

Gestern Morgen heftiger Ausfall von 2 Divisionen aus

Paris gegen die Württemberger , die sich sehr brav schlugen A Nachmittags ihre ursprünglichen Quartiere wieder beseht atten. besonders aus, ritt ein feindlihes Bataillon zusammen. Ver- luste sind noch nicht genau bekannt, sollen aber nicht unbedeu- tend sein, besonders bei der Artillerie. Gehe heute ins württembergische Hauptquartier. Prinz Weimar.

Stutt gart, 2. Dezember.

Der »Staats8anzeiger für Württemberg« meldet: Der König hat telegraphisch dem General von Oberniß seine Befriedigung Über das tapfere Verhalten der Truppen ausgedrückt und die Sorge für die Verwundeten dem Prinzen von Weimar em- _Ppfohlen. Der Prinz von Weimar hat weitere Details über die Verluste nach hier telegraphirt: Todt sind 8 Offiziere, verwun- det 32, Bon der- Mannschaft etwa 400 todt , 600 verwundet. Besonders gelitten haben das 1. Infanterie-Regiment und das 4. Jäger-Bataillon. Die Artillerie hat zwar viele Pferde, aber

wenig Mannschaft verloren. Die Kavallerie hatte geringe. Verluste.

München, 2. Dezember. Das heute früh aus Versailles gemeldete glückliche Gefecht

des Corps v. d, Tann wesilih von Orleans hat am 29. No- vember stattgefunden.

Französischerseits sind vom Krieg8schauplay fol- gende Nachrichten eingegangen : ;

Ueber die Westarmee “\hreibt der Korrespondent der »Morning Post« bei der französishen Wesiarmee aûs Conlie unterm 26. November: Unsere. Jnförmationsmitiel sind so „mangelhaft , ‘daß wir’ uns auf die einlaufenden Nachrichten gar nit verlassen können. Die Generale scheinen alle durchaus Nichts von den Bewegungen des Feindes zu wissen, und wir wissen' nur," daß unsere Mobilen eine .große Vorliebe für stra- tegische Bewegungen und fürs“ Fortlaufen haben, wenn die preußischen Bomben in ihrer Nähe niederfallen , ja, ein Offizier von ihnen soll ‘heute Morgen laut kriegsre{chtlihem Urtheil in Tour®''erschossen werden , weil ex seinen Leuten bei“ Nogent Rotrou das wackere Koinmandowort gegeben hatte: »Sauvons nous.“ * An Disziplin feblt es unter den Mobilen ganz und gar. Bevor sie sich des Nachts niederlegen, feuern sie ihre-Gewehre oder Revolver ab, und seßen so das’ ganze Lagér in Verwirrung und “Aufregung. Riesige Bivouakfeuer werden angezündet, welche dem Feinde die Position selb auf große Entfernungen hin ver- rathen müssen, und ‘einige unserer Mobilen shwören, daß sie sih nit s{lagen wollen, wenn sie kein Feuer haben, an welchem fie sich wärmen können. Als beute O zu früher Stunde der Generalmarsh geschlagen wurde, weil wir Büchsenschüs}se dicht hinter uns hörten, geriethen die Mobilen in große Angst. Ihre Gesichter waren blaß und ershrocken, und alle riefen aus, daß sie umzingelt seien. Den Offizieren gelang es nicht eher den Leuten wieder Muth zu machen, bis die’ päpstlichen Zuaven sich zu einer Rekognoszirung erboten und mit der Meldung’ zurückamen , “daß eine harmloser Franc®d-tireurs in der Nachbarschaft ihre Schießübungen abhalte. Gestern sah ich in Le Mans, wie neun Wagen mit Gewehren , Tornistern , Zelttheilen u. \. w. ankamen , alles Gegenstände, welche die Mobilen bei Nogent le Rotrou weggeworfen hatten. Auch die Nationalgarden scheinen ein sehr entschlossenes Völkchen zu sein; sie haben sich jevt entschlossen, ‘aus8zurücken ‘und unmittelbar im Rücken der Mobilen Position zu ‘nehmen ‘und Jedermann nieder zu schießen, der seine Pflicht nicht thut.

Ueber die Armee Kératry’s theilt ein Berichterstatter der »Daily News8e Näheres mit. Nach den Angaben desselben

Compagnie

| find die Streitkräfte, welche den Preußen den Einmarsch in die

Bretagne wehren sollen, nichts weniger als zahlreich. * Außer 10 12,000 Mann , die in Le Mans standen, belief \ich das ganze im Lager von Coñùlie zusammengezogene Corps auf etwa 30,000 Mann. Detachements von Mobilgarden wie re-

j gulären Truppen stehen übrigens noch in manchen fkieinen

Orten als Garnison, ohne daß man daran dachte, sie heran- zuzichen. Das Lager in Conulie is durch die im Laufe des leßten" Monats aufgeführten Werke zu einem Waffen- playe ersten Ranges gemacht worden, Zwei Redouten, umgeben mit 4"/, Ellen tiefen, in den Felsen - éinge- hauenen Gräben und armirt mit großen Hinterladern von der &lotte, die 5 engl. Meilen ‘weit trägen, sind bereits vollendet, und der über 500 Fuß hohe Signalhügel in der Nähe des Lagers is} ebenfalls in Vertheidigung8zustand geseßt worden. Bon den 65,000 Mann, für die das Lager eigentlich bestimmt

den König von Württemberg lautet:

ist, sind wie gesagt erst 30,000 zur Stelle. Weitere ‘20,000 find allerdings von verschiedenen Seiten in Aussicht gestellt, allein

Dritte Escadron des 3. Reiterregiments zeichnete sich

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die Departementsbehörden verfahren an manchen Orten mit unglaublicher Saumseligkeit, und möglicherweise werden die- selben zu spät kommen, so daß Kératry nicht im Stande sein wird, dem Feinde mit hinlänglichen Streitkräften die Stirne zu bieten. An Offizieren herrscht augenblicklich noch großer Mangel, und Marine-Offiziere werden vielfach zu hohen Kommandos verwendet. Fiereck ist durch einen solchen“ zum General beför- derten Kapitän erseßt worden und ein Kapitän Lofout ift in ähnlicher Weise befördert worden. : Das Dekret, welches den Grafen de. Köratry seiner

Stelle eines Ober - KonimankLanten in der Bretagne entsetzt,

autet: |

| In Erwägung der Notbwendigkeit der Einheit im Kommando über die militärischen Streitkräfte, dazu bestimmt, im Westen zu operiren, wird der General - Kommandant des 2. Armce - Corps mit dem Ober-Kommando der Feldsireitkräfte in dieser Region, die des Lagers von Conlie mit einbegriffen, welche der General de Kératry befehligte, betraut.

Der Ober - Kommandant des 2. Corps is der chemalige Schiffskapitän Faurès , der kürzlih zum Divisions-General er- nannt wurde. Die Abseßung Kóératry's, welche auf diese Weise indirekt erfolgte, hat in Tours ungewöhnliche Sensation erregt. Einige andere Generale wurden ebenfalls abgeseßt. Es scheint, daß Gambetta alle des Orleani8mus antlagt.

Die Regierung zu Tours niacht über den verunglückten Ausfall am 30. v. M. folgende Meldung:

Tours, 1. Dezember, 3 Uhr Nachmittags. General Du- crot machte gestern mit mehr als 100,000 Mann einen. großen Ausfall, Überschritt die Marne und hatte vollständigen Erfolg. Die Details werden folgen. - 4

Dünkirchen, 1. Dezember. (Offiziell.) Die für die Nord- sceflotte bestimmten Kriegsschiffe haben Ordre erhalten, sich für zwei Monate, ab heute gerechnet, mit Lebensmitteln auszu- rüsten. Das Lager Helfgut - Bilques bei St. Omer soll un- mittelbar organisirt werden.

_Brüfsel, 1. Dezember. (W. T. B.) Das hier einge- troffene Journal »Phare de lg Loire« vom 27, v. M. veröffent- licht einen Tage8befehl des Ober-Kommandanten der National- garde von Nantes, wonach alle diejenigen, welche der Einberu- fungsordre für die möobilisicte Nationälgarde nicht Folge leisten, als Deserteure zu behandeln sind. A)

2, Dezember. (W. T.- B.) Hier eingetroffenen Berichten zufolge hat Gambetta eine Proflamation an die Armee von Le Mans gerichtet, in welcher er sie beshwört, bei dem bevorstehenden JZuge zur Befreiung von Paris Stand zu halfen. Jeder Fußbreit Landes, den sie aufgeben würde, müßte die grausame Bedrängniß der Belagerten vermehren. —— Mle »France« vom 29. November meldet, daß Detroyat, Direktor der »Liberké«, zum Ober-Kommandanten des Lagers- von Bor- deaux ernannt wurde. : | O M:

Es sind neue Luftiballonnachrihten aus Paris hier einge- troffen. Nach denselben wurden am 29, November durch ein Dekret der Régierung den Journalen bei Strafe der Unter- drückung des Blattes jede Veröffentlihung über Truppenbe- wegungen mit Ausnahme der von der Regierung ausgehenden strengstens untersagt. Ein ferneres Dekret verfügt, daß alle bei den Kaufleuten vorhandenenBVorräthe an gesalzenem Schweine- fleisch, sowie eine Anzabl anderer ausdrülih aufgeführter Gattungen von Lebensmitteln der Regierung zur Verfügung ge- stellt werden müssen. Dem offiziellen Berichte über die lehten Kämpfe zufolge begannen die Offensivbewegungen am 28. Novem- ber Abends mit einer lebhaften Kanonade dei Gennevilliers. Am 49. fand bei Tagesanbruch ein Ausfall gegen die Positionen von Buzenval und die Höhen von Boispréau statt. Im Sü- den rückte General Vinoy gegen L'Hay und den Bahnhof von Choisy - le - Roi. Die französischen Truppen drangen. bis zur ersten feindlichen Linie vor, erhielten jedoch den Befehl, nicht vorzurücken, »da ein weiteres Vorgehen nicht im Plane der Ge- nerale gelegen. war«. Auch auf der Jnsel Gennevilliers gelang es den Franzosen, mehrere Positionen zu nehmen, sie beseßten die Insel Maranfe und den Pont aux Anglais. Ein. durch Tagesbefehl den Truppen mitgetheiltes Dekret der Regierung erklärt, die erste Division des 16, Corps und ihr Führer haben sich durch Unerschrockeitheit und Kaltblütigkeit au8gezeichnet. Durch Tagesbefehl vom 1. Dezember wird Genéral Chanzy zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt. General Cambriels erhielt ein Kommando im Instruktionslager von Bordeaux.

Bremen, 2. Dezember. (W. T. B,) Der gestern von St. Petersburg in Bremerhaven angekommene Kapitän Sterly von der russischen Brigg »Dniepr« meldet, daß er am 29. No- vember Morgens östlih von Helgoland d französische Fregat- ten geschén hat. i

Die Aufgabe der norddeutshen Postverwaltung in Frankreich is zur Zeit eine dreifache: 1) die Feldpost für die

: Armeen und deren Branchen; 2) die definitive Organisatiòn

des deutschen Postwesens im Elsaß und in Lothringen; und 3) die Administration der Posten in den zur Keit offupirten und noch zu offupirenden, demnächst an Frankreich zurückzu- gebenden Provinzen. Für alle drei Zwecke sind im gegenwärtigen Augenblick auf dem seither französischen Gebiete bereits 247 stabile und 82 mobile deutsche Postanstalten unter den Ober- Posidirektionen in Met , Straßburg, Rheims und dem

„Feld-Ober-Postamt zu Versailles in Thätigkeit. Das unter

den Wirren und Verheerungen eines «furchtbaren Krieges ge- schaffene Postcoursney umfaßt über 1000 deutsche Meilen ¡ der nördlichste Punkt desselben is Amiens, der südlichste Tijon, der westlichste Chartres. Bis zu diesen Stationen erstreckt sich von Berlin aus mit Präzision und Regelmäßigkeit die Wir- kung der Verfügungen der Centralstelle. Eine weitere Vor-

schiebung dieser Endstationen und erhebliche Ausdehnung des Neyes der- deutschen Postverbindungen in Frankreich dürfte demnächst noch bevorstehen.

Breslau, 2. Dezember. (Schles. J.) Am heutigen Tage

“feiert der Präsident des Königlichen Appellationsgerihts zu

Groß - Glogau, Ludwig Georg August Graf von Ritt- berg, sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum. Qu diesem festlichen Tage, der für den Jubilar von um so größerer Bedeutung ist, als derselbe ‘am 2. Dezember 1845 das Amt eines ersten Prä- sidenten bei dem Obertribunal angetreten , hat die juristische Galkultät der hiesigen Universität dem Jubilar unter Ueber- beider Rechte ihren Glückwunsch dargebracht. ) Sachsen. Gotha, 30. November. (N. C.) Der Speziallandtag verhandelte heute über die Eingabe des sozialdemokratishen Agitators Nippold, der \ich darüber _be- schwert hatte, daß er wegen Verbreitung des Braunschweiger Manifestes ‘auf das Verlangen des General-Gouverneurs in Coblenz nach Ehrenbreitstein ausgeliefert und dadur gegen die Bestimmung der Verfassung seinem ordentlichen Richter entzogen worden sei, Die betreffende Kommission des Landtags

reichung des honoris causa ertheilten Diploms eines Doktors

beantragte, anzuerkennen, daß in der vom Staatsanwalt und

Untersuchung®richter vorgenommenen Auslieferung des Nip- pold eine Verleßung - des F. 31 des Staatsgrundgeseßes zu er- blickden sei, und wegen dieser Verfassungsverlezung bei dem Herzoge Beschwerde zu erheben. Die Vertreter des Staats- Ministeriums traten diesem Kommissionsantrage entgegen; der- selbe wurde jedoch s{ließlich mit 10 gegen 8 Stimmen an- genommen.

Bayern. München, 1. Dezember. Staats-Minister v. Luß ist mit der Ostbahn heute Abend 57 Uhr nah Berlin abgereist. | ;

2. Dezember. (W. T. B.) Wie verlautet, soll die Be- rufung des Landtags auf den 10. d. M. erfolgen.

Desterreich-Ungarn. Wien , 2. Dezember. (W.T. B.) Dem » Telegraphen-Korresvondenzbureau« wird aus Pesth vom heutigen Tage telegraphirt : Der russische Gesandte Nowikoff hat das Eintreffen einer Mittheilung des russischen Kabinets, deren Inhalt als höchst versögnlich bezeichnet wird, hierher signalisict.

Pesth, 1. Dezember. Der Kaiser begiebt sich Sonntag auf kurze Zeit nah Wien; seiner Rückkunft wird für Don- nerstag entgegengesehen. j

Authentischen Angaben zufolge ist der Abschluß der Ver- handlungen mit Rumänien wegen der Verbindungsbahnen be- vorsiehend. Die: ungarische Regierung bewilligt eine dritte Bahn von Petrozseny durch, den Vulkanpaß. i E

Jn der heutigen Budget-Ausschußsißzung erschienen die Mi- nister Kuhn und- Beust. Ersterer beantwortete weitere Mefe- renten-Fragen ohne besondere Erheblichkeit. Ueber Oesterreichs Stellung'zum deutsch-französischen Kriege interpellirte Rehbauer. Graf Beust antwortete: Die Regierung war für die Erhaltung des Friedens bestrebt, aber genöthigt, auf alle Eventualitäten gefaßt zu sein, damit sie nicht zum Spielball fremder Will- für werde. Auf Rechbauers Frage, wen die. Regierun als Feind. betrachte, lautete die Antwort: Keinen der krieg- führenden Theile; aber es waren Maßregeln nothwendig, weil durch nachdrücklihe Uebung der Bermittelung der Eintritt einer kriegerischen Aktion leiht möglich und bei einer anderen Wendung des Krieges eine {nelle Deckung der Grenzen nöthig war. Auf Giskra's Jnterpellation antwortete der "Reichskanzler: Bestrebt , ein Freundschaftsverhältniß mit Deutschland zu erhalten, werden wir uns. in däs Einigungs- werk nicht einmischen. Gramont's Behauptung, Oesterreich habe Frankreich Hülfe versprochen, muß geradezu widersprochen wer- den. Was die Pontus-Frage betrifft , so habe die Regierung

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