1870 / 383 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Tresckows Division hat gestern 7 Kanonén genommen, 1800 Gefangene gemacht, darunter 1 General, 20 Offiziere. WBWilhelm.

2) Versailles, 3. Dezember. Feindliche Armee in Paris hat heute keinen neuen Versuch

um Durchbruch unternommen. s Ga a von Podbielski,

3) Fontaine, 3. Dezember.

Heute Nacht Batterien erbaut, aus denen Belfort jeßt 8 Uhr Morgens beschossen wird. Regiment Ostrowski nahm die nöthigen Positionen, und vertheidigte sie mit großer Bra-

VvOoUr. von Tresckow.

4) Versailles, 4. Dezember. Der Königin Au gusta in Berlin. Gestern hat Prinz Friedrih Carl mit 3. und 9. Corps den Feind bei Chevilly und Chilleues in den Orleans-Wald geworfen

und 2 Kanonen genommen. TBilhelm.

(Chevilly liegt an der Eisenbahn von Orleans nah Paris, sUdlih von Artenay, 2 Meilen nördlih von Orleans; Chilleues ist östlich davon an der Straße von Orleans nach Pithiviers, 3 Meilen nördlih von Orleans belegen. Beide Ortschaften lie- gen diht am nördlichen Rande des Waldes von Orleans).

Aus den Hauptquartieren in Versailles, 29, November.

Der Ausfall, der heute Morgen von Paris ‘aus unternommen wurde, war T gégén die Stel- lungen bei L'Hay und Chevilly gerihtet. Der Feind hatte diesen Angriff eingeleitet durch ein Bombardement aus den sämmtlichen Forts der Südseite, -das die ganze Nacht über an- hielt und dem jedenfalls die Absicht unterlag, unsere Truppen zu_ermüden, indem sie gezwungen wurden, mehrere Stunden gese Sperre zu sein. Mit Eintritt der Tageshelle , zwischen

und 8 Uhr Morgens, entwickelten si{ch, während das Geschüßtz- feuer allmählich aufhörte, französische Streitkräfte in größeren Massen außerhalb der Befestigungen. Das Feuer dér preußischen Vorposten und Verschanzungen reichte jedoch hin, um dem Debouciren des Feindes alsbald ein Ziel zu seßen, so daß die Gesammtstärke der ausfallenden französischen Truppen nicht über 3000 Mann betrug, die aus\{ließlih den Marschregi- méntern , also der Linie, ‘angehörten. Die Schwierigkeit der Entwickelung lähmte die Energie des Feindes, Man konnte

an méhreren Stellen bemerken, daß die Truppen dem Kommando der tapfer voranstürméndén Offiziere ungern und nur zögernd

folgten. Vor 10 Uhr bereits war der Angriff gänzlih zurük- gewiesen. Die unverwundeten Gefangenen, deren über 200, unter diesen 2 Offiziere , in preußische Hände fielen, waren äußerst niedergeschlagen. Einige der gefangenen Mannschaften äußerten, daß sie äm liebsten nah Paris zurück möchten, nicht um noch einmal gegen die Preußen , sondern um gegen ihre Offiziere vorzugehen. Was die Lebensmittelfrage anbetrifft, so dürften nah den Aussagen ‘der Gefangénen von ‘gesáalzénem Fleish noch ‘größere Vorräthe in dén Forts vorhanden sein. Die Gründe, ‘welche die militärischen Führer zu cinem aggressiven Vorgehen in diesem Augenblick ‘veranlaßt haben , entziehen ih zur Stunde ‘noch ‘dér Beurtheilung. Doch geht 'aus den Zeitungen ‘von Paris hérvor , ‘daß man dort während 'der lezten Woche in großer Aufregung ge- lebt hat. Man trug ih mit leeren Gerüchten; män sprach von einem Massenangriff ‘auf die sÜdlichen Forts, welchen das Cernirung8heer unternehmen wolle. Man drang in Folge dessen in die Regierung, daß sie ihrerseits einer solchen Offensive zuvorkommen müsse. Es wurde endli für-gewiß ge- alten, daß General Trochu einen Ausfall , den er unter andexen erhâltnissen vorbereitet hatte, und der na Choisy le Roi gehen sollte, am 21. November zur Ausführung bringen werde, Vereinzelte Kanonenschüsse, die am Abend dieses Tages in der

angegebenen Richtung gehört wurden, genügten, um in Paris

das Gerücht entstehen zu lassen, -daß die Preußen aus Choisy zurückgeworfen seien. Einige Zeitungen vom 22. erzählen die Sache als faktisch. Die folgenden Aufklärungen , die natürlich die Einnahme von Choisy dementiren mußten, riefen unter diesen Umständen große Verstimmung hervor. Die Blätter der sozialistishen Partei, an ihrer Spiße das von Felix Pyat redigirte Blatt »Le Combat« bemádehtigten sich dieser Ange- legenheit zu neuer Opposition gegen die provisorische Regierung. Ein von Puyat jelbst ges{riebener Artikel vérschärfte den Wider-

spruch bis zur Androhung ‘einer neuen Revolte. ‘Es 'biéß dort

} unter Anderem: »Das Gouvernement treibt Uns eher auf die

Barrikaden, als daß es uns in die Laufgräben hinausführte« (nous pousse aux barricades plutôt qué de nous mener aux tranchées). Außerdem wurde daran erinnert, daß der Monat Dezember vor der Thüre stche; das seien die Tage des Staats8streihes und es scheine, als ob sie auch diesmal das Ende der Republik bezeichnen sollten.

Es genügt vorläufig , die Aufmerksamkeit auf diesen Punkt zu richten. Jn wie weit die Regierung bei ihren neuesten Ent- s{lüssen dem Druck der extremen Parteien gewicen ift, wird sich erst in einigen Tagen übersehen lassen.

Weiter liegen vom Kriegsschaupla ß folgende Nach- richten vor:

München, 3. Dezember, (W. T. B.) Dem Kriegs- Ministerium is folgendes Telegramm zugegangen :

Versailles, 3. Dezember. Die Armee - Abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg, bei welchem das Corps von der R sich befindet, hat gestern gegen die Loire-Armee glänzend gesiegt.

Hamburg, 3. Dezember. Der Großherzog von Mecklen-

burg - Schwerin ‘hat dem hiesigen Senate eine telegraphische |

Mittheilung über die Schlaht vom 2. d. zugehen lassen; ‘der Inhalt derselbèn entspricht wörtlich den -offiziellerseits veröffent- lichten Mittheilungen. Dér Großherzog hebt am Schluß her- vor , daß ‘sich die hanseatishen Regimenter im Kampf gleich alten ‘erprobten Trüppen bewährt haben. Eine gleiche Mikt- theilung is eingetroffener Meldung zufolge auch dem Senat von Bremen zugegängen.,

__— Französischerseits is vom Kriegsschauplaß folgendes Telegramm eingegangen:

Brüssel, 3. Dezember. (W. T. B.) Die hier einge- troffene »France« vom 30. November enthält einen Brief, welchen Kératry an Gambetta gerichtet hat; derselbe ist in sehr ener- gischem Tone gehalten, érklärt, daß Köratry, sobald es die Ereignisse irgendwie gestatten würden, dem Krieg8rath alle von der Oberverwaltung der Armee und Marine begangenen Tébler darlegen wérde. Der »Gazette de France« zufolge hat auch der Generalstab Kératry's in Folge der Zerwürfnisse zwischen Gambetta ünd Kératry seine Entlassung genommen. Die »Union«e veröffentlicht einen Brief des 'General8 Ker- solan, in welchem dérselbe gegen seine Abseßung protestirt Und hervörhebt, ‘daß, als ‘er Evrèux aufgegeben habe, nur eine geringe . Anzahl von Chasseurs und Gensd?armen zu séiner Verfügung gestanden hatten.

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Der Bischof Dr. Mermillo d. hat an den katholischen Feldprobst der Königlich preußischen Armee, Adolph Nam- jzanowski, Bischof von Agathopolis, das folgende Schreiben gerichtet (S. Nr. 378 ‘des Staats-Anzeigers):

Sr. BVishöflihen Gnaden ‘dem Hochwürdigen Herrn A. Namsza- nowsfki, Bischof von Agathopolis, 'Feldbishof der Königlich preußi- schen Armee.

E Genf, 27. November 1870. An Herr!

Durch Euer Bischöflichen Gnaden babe ich von dem Schreiben

des Herrn Abbs M s6rie Kenntniß erhalten.

asselbe ist ohne mein Vorwissen und ohne mein Zuthun abge- faßt und veröffentlicht worden. J erfülle eine Pflicht der Gerechtig- keit, indem ih gegen die darin enthaltenen irrigen Behauptungen Vérwahrung einlege.

Jh bedauere , daß dieser Geistliche sich meines Namens bedient hat, um , von seinem Seeleneifer Und patriotishen Schmerze hinge- rissen, die Lage der Gefangenen ‘in falschem Lichte darzustellen. Mir sind vielmehr Euer Bischöflichen Gnaden wie des ganzen deutschen Episcopates erleuchtete Fürsorge , die Werke der christlihen Nächsten- liebe in Jhrem Lande und die Bemühungen Jhrer Regierung zu Gunsten der gefangenen Soldaten sehr wohl bekännt.

Meinerseits habe ich über Aufforderung einiger französischer Bischöfe, Feldgeistlihen und besorgter Familien meine Dienste dèêm- selben Werke gewidmet, indem ich gesucht habe, die Lage meines Amts\ißes in einem neutralen Lande dazu zu benußen, gleichzeitig den unglücklihen Opfern des Krieges Hülfe zu bringen und Euer Bishöf- lichen Gnaden {were Last in etwas zu erleichtern.

Es ift leiht begreiflich, daß, troß der außerordentlichen Leistungen der deutschen Mildthätigkeit, so zahlreichen Unglücklichen gegenüber die Mitwirkung Aller erforderlich ist. So haben wir denn die vielfachen Aufforderungen und die in Folge derselben erflossenen großmüthigen Spendén ‘áus England, Belgien und der Schweiz mit lebháfter Be- friedigung begrüßt.

Calviniftishe Zeitungen haben das Verlangen nach Büchern und protestantischen Verbreitern derselben ausgesprochen und behauptet, daß ihren Predigten ein weites Feld eröffüet sei. Daß aber die preußische Mhgiering solhe Bemühüngén unterstüßt hätte, ist uns gänzli

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Meine Thätigkeit hat sih darauf beschränkt, Hülfe für die Seelen zu schaffen, welche während der gegenwärtigen Prüfungen ganz vor- züglih der Stärkung und Erneuerung bedürfen. Jn- gleicher Weise habe ich den Wünschen des Herrn Bischofs von Orleans entsprochen, welcher mich ersuchte, ihm der deutschen Sprache kundige Priester für die in seiner Stadt befindlihen Gefangenen und Verwundeten des deutschen Heeres zu \chicken.

Der Priesterstand hat überall, besonders aber in den neutralen Staaten, das edle Vorrecht, die durch den Krieg erzeugten furhtbaren Uebel zu mildern und die Gefühle gegenseitigen Hasses, welcher zwi- hen den Nationen eine unübersteigliche Schranke errichtet, zu beseiti- gea. Der sich so in die Länge ziehende blutige Kampf legt uns diese groke on auf, die wir mit Zartheit und Unparteilichkeit erfüllen sollen. ;

Euer Bischöflihen Gnaden liebevolles Herz wird die Entstellungen und Uebertreibungen, zu denen sih einige Franzosen, Angesichts der {weren über ihre große Nation ve:hängten Prüfungen, haben ver- leiten lassen, großmüthig verzeihen.

Ich halte es für nothwendig, diesen Brief in Vrankreich und in Deutschland zu veröffentlichen, um die ircthümlichen Vorausseßungen zu widerlegen und meinem Apostolate seinen wirklichen Charakter zu wahren. Mehr als irgend wem liegt mir daran, daß man in Deutsch- land nicht glauben könne, ih verkenne die edlen Eigenschaften, èie ih in der deutschen Nation zu würdigen so oft Gelegenheit hatte.

Genehmigen Sie, hohwürdigster Herr, den Avêdruck der chr- furhisvollen Anhänglichkeit Sous :

f hre

ergebenen Dieners und Confraters + Gaspard Mermillod, Bischof.

Auf den Eisenbahnstrecken Nheims- Rethel - Boulzicourt (vor Meziòres), Rheims - Laon und Diedenhofen-Longuyon ist der Betrieb wiederhergestellt; es find deshalb auf derselben auch Posttran®porte unter Begleitung von Deldpostschaffnern einge- richtet worden. i :

In Pontoise (Dep. Seine-et-Oise) und Blainville (Murte- Dep.) sind Feldpostrelais in Wirksamkeit getreten, dagegen sind diejenigen in Attichy, Château-Porcien, Chauny und Sissonne wieder aufgehoben worden. In Laon sind die Geschäfte des Teldpostrelais auf die dort bestehende Landes-Postanstalt über- gegangen.

Bis einschließlih 7. Dezember werden Privatpäckereien an die Königlich bayerishen Truppen durch die Feldposten zur Be- förderung angenommen.

Die mobilen Feldpost-, Feldtelegraphen- und Feideisen- bahnbeamten genießen für Sendungen in ihren Privat- angelegenheiten Portofreiheit, niht aber die übrigen auf ofkupirtem französischem Gebiete befindlichen Post-, Telegraphen- und Eisenbahnbeamten.

Straßburg, 29. November, Die Mairie hat von der Kommandantur folgende Mittheilung erhalten: : /

»Auf Befehl des Herrn Gouverneurs zeige ih hiermit der Maitrie an, daß zufolge frieg8ministerieller Ordre vom 21. d. M. von jept ab feine Krieg8gefangenen mehr aus deutschen Festungen entlassen werden dürfen. Die Mairie ist daher angewiesen, Gesuche, die Enilassung Gefangener betreffend, niht mehr dem Festungs-Gouvernement zuzu-

weisen. : Graf zu Eulenburg, Adjutant.«

Württemberg. Stuttgart, 3. Dezember. (W. T, B.) Der »Staatsanzeiger für Württemberg« meldet: Gestern Abend beschlossen die bürgerlichen Kollegien, anläßlich des Ein- tritts Württembergs in den Deutschen Bund, eine Adresse an den König zu richten, um ihre dankbarste Anerkennung für Wn Joeergigen Entschluß auszudrücken. Die Adresse sagt im

ejentlichen: j

Höchstderen Fürsorge verdanken wir, daß die wichtigen Interessen Württembergs, welche ohne Gefährdung des Wesens der deutschen Bundesgemeinschaft einer selbständigen Pflege bedürfen, gewahrt sind, und wenn auch der Eintritt in den Deutschen Bund, der Krone wie dem Volke, das Aufgeben so mancher in unserem heimischen Staats- wesen eingelebten Anschauungen auferlegt, so sind wir doch gewiß, daß die Einigung Deutschlands zu einem großen mächtigen Vater- lande die Sicherheit und die Würde unserer öffentlichen Zustände und eine freie Bahn für die Entwickelung der gemeinsamen Einrichtungen verbürgt, ein Fortschritt, der in der Vereinzelung niemals zu erreichen gewesen wäre.

Oesterreich-Ungarn. Prag, 2. Dezember. (N. Fr. Pr.) Seit heute Morgens sind sämmtliche Carolinenthaler Schul- Lokalitäten gesperrt. An die Thüren derselben sind Zettel mit dem Namen der angeblichen Pächter der Gebäude geheftet.

Eine spätere Depesche lautet: Die Pächter des Carolinen- thaler Schulgebäudes ließen Schulsäle zumauern, die Bezirks- hauptmannschaft ließ die Mauern niederreißen, das Gebäude durch Gensd’armerie beseßen und die Pächter delogiren. Montag soll der Schulunterricht wieder beginnen.

Numánien. Bukarest, 2. Dezember. (W. T. B,) Die Regierung hat in den Kammern zwei Geseßentwürfe, betreffend eine Anleihe zur Tilgung der s{webenden Schuld, sowie bezüg- lich Einführung des Tabaksmonopols vorgelegt.

Rußland und Poleu. St, Petersburg, 28- Novbr. Wie bereits früher gemeldet, hat Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, welcher bereits die 4. Klasse des St. Georgenordens für seine Führung einer Expedition am &lusse Pscheha im Kaukasus besaß, am 10. Oktober die 3. Klasse dieses höchsten russischen Militärordens erhalten. Das eigens (mge Schreiben Sr. Majestät des Kaisers an den Prinzen autet:

__ Mein theurer Oheim! Die militärischen Operationen, welche einen erneuten Glanz über die glorreihen Annalen der tapferen preu- ßischen Armee verbreitet haben, gaben auw Ew. Königl. Hoheit Ge- legenheit, die Sie auszeichnenden militärischen Eigenschaften au ent- wickeln. Zum Bezveise, wie sehr ich diese \{chäße, habe ih Ew. Ksö- nigliche Hoheit das St. Georgenkfreuz 3. Klasse verliehen, dessen Jnsignie hierbei erfolgt. Jndem ih Sie bitte, dasselbe als einen Beweis mei- ner hohen Werthshäßung von mir anzunehmen, erneuere ih die Versicherung der unveränderlichen Anhänglichkeit, mit welcher ih bin

Ew. Königl. Hoheit! Meines theuren Oheims!

/ guter Neffe Alexander.

Zarskoje Sfselo, 10. Oktober 1870.

2. Dezember. Ueber die allgemeine Wehrpflicht bringt der »Russ. Inv. « einen Artikel, in welchem er zunächst konstatirt, daß der Befehl vom 4, November nicht durch irgend eine Zufälligkeit hervorgerufen worden, sondern eine direkte Folge der ganzen Reihe von Reformen ist, welche zur inneren Entwickelung Rußlands und zur Fixirung seiner Stellung dem Auslande gegenüber unternom- men worden sind. Er hebt ferner hervor , daß den im Aller- höchsten Befehl vom 4. November ausgesprochenen Grundsätzen von Seiten der Gesellschaft eine vollkommene und wahrhaft patriotishe Sympathie entgegengetragen worden ist, Zugleich glaubt das genannte Blatt aber auch den aufgetauchten, vielfach irrigen Gerüchten entgegen treten zu müssen, nach welchen Einige glauben, daß eine mit. der Aufhebung der stehenden Armee verbundene Militär-Organisation, wie sie etwa die Schweiz hat, beabsichtigt sei, während Andere annehmen , daß das preußische Landwehrsystem vollständig oder mit nur geringen Abände- rungen adoptirt werden solle, noch Andere dabei an cine ein- fache Verstärkung der Armee denken, noch Andere endlich die Befürchtung hegen, als könnte die Herbeiziehung der gebildeten Klassen zum Militärdienst den vorhandenen ohnehin O Keimen der Bildung Abbruch thun und die vorgeschlagene Re- form zu einem reinen Militarismus führen.

Der »Russ. Jnv.« bezeichnet alle diese Ansichten und Be- fürhtungen als verfrübt, da der Allerhöchste Befehl vom 4. No- vember ja nur die allgemeinsten Grundzüge angiebt , alle Einzelnheiten aber erst von den beiden Kommissionen, deren Einseßung gemeldet, bearbeitet werden sollen. Nicht8desto- weniger glaubt das erwähnte Blatt versichern zu können, daß die Hauptgrundsäße, welche den Arbeiten der beiden Kom-- missionen zu Grunde gelegt werden sollen , binnen Kurzem werden veröffentlicht werden können, und daß alsdann alle irri- gen Auffassungen vershwinden werden.

3. Dezember. (W. T. B.) Zur Ausarbeitung des Ent- wurfes für die Organisation der Reserve - Armee und für die direkte Theilnahme aller Stände an der Militärpflichtigkeit sind zwei Kommissionen niedergeseßt , welche unter der Oberleitung des Kriegs - Ministers ichen. Die eine Kommission hat die Aufgabe, auf neuen von dem Kaiser angegebenen Grundlagen ein Statut über die persönliche Militärpflichtigkeit auszuarbeiten. Die andere Kommission ist beauftragt worden , gleichfalls auf Grundlage bereits vom Kaiser gutgeheißener Prinzipien ein neues Statut von den Ersaß-, Lokal- und Reservetruppen und der Organisation eines Landsturmes zu entwerfen.

Amerika. New-York, 2. Dezember. (W. T. B.) Dem monatlichen Finanzberichte zufolge verminderte \ich die Staatsschuld der Vereinigten Staaten im Monat November um 7,500,000 Dollars. Im Staatsschaße befanden fich am 1. Dezember 96,250,000 D. an baarer Münze und 28,500,000 D. Papiergeld.

Asien. Eine Depesche des englishen Gesandten aus Pe- fing vom 16. v. M. meldet, daß die Ruhe nirgends gestört sei; in Tientsin würden englische, amerikanische, französische und- vielleiht auch russishe Kanonenböte üÜberwintern. -

Aus dem Wolff’ schen Telegra phen - Büreau.

_ Wien, Sonntag, 4. Dezember. Das »Telegraphen - Kor- respondenz-Bureau« meldet aus Konstantinopel, daß die „türkische Regierung behufs Deckung des Januar-Coupons eine Anleihe abgeschlossen hat.

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