1870 / 385 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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: Nach der Kapitulation von Met wurde der 1. Armee die Aufgabe zu Theil, dieMosellinie beseßt zu halten, die nördlichen Ce en zu beobachten , zu cerniren oder zu belagern und die

perátionen gegen die feindliche Nordarmce aufzunehmen. An der Mosel. blieb zunächst das VII. Corps unter dem Befehle des Generals von Zastrow stehen: mit einer Division hielt cs Mey beseyt, die andere cernirte Diedenhofen, das am 24. No- vember ‘nah etwa 60stündiger Beschießung kapitulirte. Das VIII. und I. Corps seßten sich von Mey aus nordwestwärts in Marscb ; von leßterem wurde eineDivisionzur Belagerung Mezières bestimmt , die andere rückte vor la Fère , dessen Kapitulation am 27. v. Mts. 2000 Mann in Krieg8gefangenschaft und über 70 Geschüße in die Hand der Deutschen fallen ließ. La Fère ist an und für sich keine bedeutende Festung; die Einnahme derselben war jedoch nothwendig, da sie die Eisenbahn von Lao nach Ter- gnier sperrte, welches leßteres wichtiger Knotenpunkt der fran- zöfischen Nordbahn (Paris-Belgien) ist. Mit dem VIII. Corps unter General von Goeben wendete der mit der Führung der I. Armee beauftragte General der Kavallerie Freiherr von Man- teuffel fich direkt auf Amiens gegen die französische Nords- Armee; das Kommando derselben hatte anfangs General Bourbaki gehabt , der sich jedoch zur Loire - Armee begeben hat und in seiner früheren Stellung als fkommandirender Genexal im Nordwesten durch einen früheren Fregat- ten - Capitain , jeßigen “Divisions - General Faurès , erseßt worden is. Ueber die Stärke der feindlichen Armee sind die Angaben sehr widersprehend: jedenfalls aber scheint dieselbe únserem VIII. (rheinischen) Corps überlegen gewesen zu sein, da sie noch vor den Kämpfen Ende November die Zahl ihrer regulären Truppen durch Heranziehung der Besaßungen aus den Grenzfestungen v -rstärkt und diese der Vertheidigung dur Nationalgarden überlassen hatte; die „»Liberté« gad noch=» vor Kurzem “die Stärke dieses B bei Lille und Aniiens auf 100,000 Mann, die Armee der Normandie, mobilisirte Naiionalgarden unter Estancelin, aùf 40,000 Mann- an. Bei solcher Lage der Dinge erklärt es sich, daß die derzeitigen Machthaber in Paris große Hoffnungen auf diese Armee geseßt hatten, also um so mchr fich getäuscht sehen. mußten, als ' auch diese durch die Kämpfe bei Amiens wiederum vereitelt worden waren.

Diese Kämpfe begannen mit einzelnen Vorpostengefechten, welche die Avantgarde der 3. Kavallerie - Division (Graf von der Gröben) unter Oberst von Lüderiy am 23. November bei le QueSnel zu bestehen hatte, welches zwischen Roye und Amiens gelegen is. An diesem Tage wurden zum ersten Male Theile dieser neugebildeten Nord - Armee zurückgeworfen; am fol-

enden traf sechs feindliche Bataillone nebst der zugehörigen

[rtillerie unweit Amiens dasselbe Schicksal. . Troÿ dieser für dic französischen Waffen nachtheiligen Gefechte stellte sih dennoch {on wenige Tage später die ganze Nordarme? dem Gencral von Mantcuffel entgegen, welcher am 27. November mit dem Goeben'schen und Theilen seines eigenen (des 1.) Corps den Feind auf der ganzen Linie zwischen der Celle und der Somme gegen dieseén Fluß Und in das verschanzte Lager bei Amiens zurückwarf. Der Sieg war cin so nach- haltiger, daß bei“ Annäherung des VIII, Corps Ter französüche Befébl8haber die befestigte Stellung bei Amiens obne Widerstand räumte und General v. Goeben diese Stadt ohne Schwertstreih am 28. November beseßen konnte. Die Citadelle des Ortes fkapitulirte zwei Tage darauf mit 11 Offizieren , 400 Mann und 30 Geschüßen. Die von den franzôsiscen Be- hörden an die Bewohner von Lille Und des Pas-de-Calais er- lassenen Proklamationen“ bestätigen im Allgemeinen den Rük- zug der Nordarmee, erwähnen aber, daß derselbe erst nach drei » sieg- reichen« Vorpostengefechten bei Gentelles, Boves und Villers-Bre- tonneux und in Betracht der vierfachen Ueberlegenheit der Preußen stattgefunden habe, und fügen hinzu, daß dieNordarmee dem Feinde die Stadt Amiens und die Positionen um dieselbe nur Über- lassen habe, um den eigenen Rückzug auf Doullens und Arras in guter Ordnung bewirken zu können. Der Oberkommandant des Departements Pas-de-Calais, General Chargère, is "im Verein mit dem Präfekten von Lille bemüht, die Niederlägje bei Amiens möglichst zu beshönigen, um der Bevölkerung der nordöstlichen Departements Muth einzusprechen, indem er na- mentlich hervorhebt, . daß der Rückzug des vor Amiens im Kampfe gewesenen XXII. französischen Corps. ohne- Beunruhi- gung von Seiten der Preußen auf Arras habe bewerkstelligt werden können. |

Der Besiß von Amiens kann unter gewissen Verhältnissen von wesentlicher Bedeutung sein, da es der Hauptort der Picar- die ist, cin befestigtes Lager hat und Knotenpunkt verschiedener Bahnlinien i}, welche von hier aus nach Rouen und Boulogne- sur-mer, ' sowie nah“ Arras (Douay, Lille), nah Tergnier (St. Quentin, Laon) und südwärts nach: Paris führen.

ie Bedeutung der siegreichen Schlacht bei Amiens liegt

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“ziere, 2100 Mann.

aber nicht allein in dem dadurch gewonnenen Besiße dieser Stadt, sondern in der fluchtartigen Auflösung der feindlichen Nordarmee, auf deren Mitwirkung zum Entsaße der Haupt: stadt die Machthaber in Paris nun wohl nicht ferner werden rechnen dürfen. |

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Weiter liegen vom Kriegs8schaupla ÿ folgende Nach richten vor: i

Schwerin, 6. Dezember.

Die Großherzogin-Mutter hat folgendés Telegramm von

' Sr. Majestät dem König von Preußen erhalten:

Vers ailles, 5. Dezember, Nachmittags 5 Uhr 40 Min, Dein Sohn hat in drei Tagen drei Siege erfochten, am 2. bei Bazoches, und hat 12 Kanonen genommen, am 3. bei Chevilly und 3 Kanonen genommen, und am 4. nördlih und westlich von Orleans, wo Treéckow 3 Dörfer stürmte, 22 Geschüße nahm und 5000 Gefangene machte. Wie freue ih mi für Friÿ. Am 3. und 4. focht gleichzeitig Friy" und Karl's- Armee vor und im Walde von Orleans und stürmte Manstein gestern Abend die Vorstadt St. Jean von Orleans und besehte in der Nacht noch die Stadt. « Ein sehr wichtiges und glorreiches Er- eigmß. Die Verluste nicht übermäßig.

Hier hatten wir vor Vincennes drei schr blutige Gefechte mit abwechselndem-Nehmen und Verlieren von Dörfern, bis der Feind gestern unangefocten völlig abzog nah großen Ver- lusten bei uns, namentlich des 2. Armee-Corps und der Würt- temberger, die heldenmüthig kämpften und viel verloren; die Sachsen ' hatten geringeren Verlust. Der beabsichtigte Durch- bruch nah Orleans vollständig vereitelt. Das Alles höchst wichtig. i : Wilhelm.

Der regierenden Frau Großherzogin sind von ihrem Ge- mahl folgende Telegramme zugegangen:

1) Orleans, 5. Dezember. Gestern Vormittags gegen Orleans bis Chevilly nur leichte Gefechte. 3000 Gefangene, 1 General, 7 Geschüße, 1 Mitrailleuje. Unser Verlust bedeu- tend, namentlich mecklenburgische Truppen.

« 9) Orleans, 5. Dezember. Gejtern Nacht 12 Uhr nah mehrfachen glüctlichen Gefechten hier- eingerÜckt „| die andern Armee-Corps erst heute, 18 Geschüße genommen, 4000 Gefangene gemacht. Schöne Kavalleriegesechte. Morgen weiter. Friedrich Franz.

Dresden, 5. Dezember. (Dresd. Journ.) Se. Majestät der König haben von «dem Höchstkommandirenden des 12.

(Königlich sächsischen) Armee-Corps, Prinzen Georg Königliche |

Hoheit, die na{stehende telegraphische Meldung erhälten: »Champs, Sonntag, 4. Dezember, Abeads 28 Uhr. Der 3. und 4. Dezember sind ruhig verlaufen. Der Feind hat si am 4. hinter die Marne zurückgezogen, Brie und Champigny geräumt, und scheint eine weitere Offensive unwahrscheinlich. Gesawmmtverlust den 30. November und 2. Dezember 76 Offi- - Georg.«

München, Dienstäg, 6. Dezember, Morgens. Dem Kriegé-Ministerium ist. folgende telegraphische Nachricht zuge- gangen: Versailles, 5. Dezember, 1 Uhr Mittags. Telegramm von Prinz Friedrih Karl: Orleans wurde noch in der Nacht

voñn uns beseyt. Das 3. Corps hat 9 Geschüße und 1 Mitrail-

leuse érobert.

Französischerseits sind vom Kriegsshauplag fol- gende Nachrichten eingegangen .

Am 28, November hat General Köératry das Kommando der Bretagne-Armee im Lager von Yvró l’Evêque (bei Le Mans) dem General Gougeard Übergeben. ;

__Gambetta lehnt in einem Antwortschreiben an den General Köératry die Zusammenberufung des von diesem beantragten Kriegsgerichts ab, weil der General durch Gambetta's Tele- gramme hinreichend gedeckt sei und Gambetta durch Zusammen- berufung des -Kriegsgericbts den Schein erwecken würde , ald er e den ganz ungerechtfertigten Verdacht gegen den

encral.

Tours, 5, Dezember. (W. T. B.) (Auf indirektem Wege.)

Die Regierung theilt amtlich, mit: General d’Aurelles hat sich gezwungen gesehen, Orleans in der vergangenen Nacht voll- ständig zu räumen. i

Die Regierung veröffentlicht ferner folgende Mittheilung: In der Nacht vom 3. zum 4. Dezember erklärte General d'Aurellcs ed

zu einer zweiten Schlacht kommen werde ,

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für nothwendig, Orleans zu räumen. Die Regierung war der Ansicht gewesen, Orleans zu halten, da aber General d'Aurelles dabei blieb, daß der Rückzug nothwendig sei und versicherte, daß die Truppen nicht. würden Stand halten können, so ließ man ihm volle Freibeit der Entscheidung. Am Mittag des 4. telegraphirte d'Aurelles nah Tours, daß er seine Ansicht geändert habe, und auf Orleans das 16. u. 17. Co! ps dirigirt und das 18. u. 20. Corps zurück- gerufen habe, er sei selbst in Orleans. Der- Minister des Kric- ges fuhr daher gestern Mittag 1# Uhr nach Orleans ab, um sich Über die Konzentration der Truppen zu vergewissern, doch bereits um 44 Uhr mußte der Zug vor dem Dorfe La Chapelle Halt machen , „weil preußische Kavallerie auf denselben schoß. Gegen 9 Uhr Abends traf eine Depesche aus Tours ein, welche meldete, daß ein weiteres Telegramm des General d’Aurelles dort eingegangen sei, in welchem cs hieße , der General hätte gehofft , die Räumung von Orleans verhindern zu können, seine Anstrengungen seien jedo erfolglos gewesen, und in dieser Nacht würde die Stadt geräumt werden. Vor diesem schweren Entschlusse seien unverzüglich Befehle gegeben, um den Rückzug der Truppen zu fichern. Gambetta kam um 3 Uhr Morgens nach Tours zurück und fánd dort folgende Depeschen vor :

Orleans, Montag, 5. Dezember, Mitternacht.

General Palliòères an den Kriegs-Minister. Der Feind verlangt die Räumung von Orleans unter Androhung des Bombardements. Da wir die Stadk nicht halten können, habe ih die Räumung zugesagt im Namen des Generals en chef. Die Marine-Batterien ‘sind vernagelt, Pulver und Material vernichtet. Ein weiteres Telegramm des General-Sekretärs von Orleans meldet, daß die Stadt um Mitternacht von den Preußen beseßt sei. Von General d Aurelles hat die Regierung keinerlei Nachrichten.

Tours, 5. Dezember, Abends. (W. T. B.) Der Regie- rung sind durch einen in Nantes niedergefallenen Ballôn Be- rihte aus Paris zugegangen , welche bis zum 4. d. Morgens reiden. Nach denselben hatten die Preußen am 2. Mötgens die französischen Positionen zwischen Brie und Champigny an-

gegriffen / der Kampf dauerte von 7 Uhr Morgens bis 1 Uhr

achmittags. Die Armce Ducrot bivouakirte in der Nacht 3, im Gehölz von Vincennes und ging im Laufe

vom 2. zum ging die Marne zurück. Ducrot konzentrirt seine Streit-

des Z. Über

kräfte. ; Der Bericht Trochu's über die Kämpfe bei Paris meldet vom 2. d., 1 Uhx 45 Minutea Nachmittags: Die Preußen riffen bei Tagesanbruch die französischen Positionen an, der ampf dauerte mehr als 7 Stund-.n. Zur Zeil, wo Trochu diese Depesche absandte, stand die Scchlacht für die Franzosen günstig. Trochu durcheilte die Linien der zum Tirailliren vor- gegangenen Trüppen auf der ganzen Strécke von Champigny bis Brie und wurde-überall mit lebhaftem Zuruf empfangen. Der General spriht die Vermuthung aus, daß „der Feind seine Offensivbewegung wieder aufnehmen und daß es welche wie die ersie den ganzen Tag dauern dürfte. -— Wie das »Journal officiel« meldet, „ist der 3., abgeschen von einer kurzen Kanonade und fleinen Vorposténgefewten, ruhig verlaufen. / Der Tag wurde dazu verwandt, die Situation der Truppen, welche das un- günstige Wetter mit Gleichmuth ertrugen, möglichst zu bessern. Außer den vorstehenden offiziellen Nachrichten liegen noch anderweitige Ballonnachrichten aus Paris bis zum 4. Abends vor. Dieselben melden , der leßte Donnerstag war der Be- stattung der Todten , so wie zur Sorge für die Verwoundeten gewidmet. Dem General Renault ist der Fuß amputirt wor- den , General La Charrière is} todt. Die Generäle Paturet und Boissonnet sind verwundet, Die Anzahl der württem- bergischen und sächsishen Truppen, welche deutscherseits an den Kämpfen theilnahmen , {ägt der Bericht auf 100,000. Ein Bericht des General Shmiy vom Abend des 4. meldet: Die Armee außerhalb Paris befindet sih in gut gedeckter Stellung. Die Truppen s{öpfen neue Kräfte aus der kurzen Ruhe, auf O sie nah den leßten harten Kämpfen vollen Anspruch aben. Brüssel, 5. Dezember. (W. T. B.) j Der hier eingetroffene »Constitutionnel« vom 2. d. enthält die Ernennung des Generals Bourbaki zu. Kommandanten des 18. Armce-Corps der Loire-Armee. Derselbe soll sich be- reits auf seinen Posten begeben haben. Ein Dekret der Re- gierungs: Delegetion in Tours dehnt das Aussuhrverbot für Cerealien auch auf Algier aus. -

Der General-Gouverneur der Küstenlande, General Vogel von Falcken stein, hat folgenden Gouvernéments- Befehl erlassen : s

Unter dén jeßigen Umständen will ih genehmigen, daß für die Schiffahrt wiederum “Erleichierungen eintreten. Ich muß dabei ‘în- deß vorausscyen; daß die Einrichtungen so getroffen werden, daß bei

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der eren Nachricht von der Bedrobung durch die feintlihe Flotte diese Verkehre-Erleichterungen sämmtlih wieder beseitigt sind.

Sache der mit der Küstenbewachung beauftragten Generale resp. Kommantanturen is es, den je nah den Lokalitäten verschiedenen Umfang der zu treffenden Maßregeln abzuwägen und innerhalb der Grenzen obigen Befehls genau zu besiimmen. Von den in dieser Beziehung Veranlaften ersuche ich um Meldung.

Jnsofern die General-Lieutenar.ts ven Alvensleben unt W'ttich. es nit mehr als ein Bedürfniß ansehen, die Küstenwehr fernerhin in Thätigkeit zu belassen, ist diese ebenfalls cinzuzichen.

Berlin, den 30." November 1870. General-Gouvernement der Küstenlande. von Falckenstein.

Wie uns mitgetheilt wird, hat der erste Präsident des

Breslauer Appellationsgerichts, Wirkliche Geheime Rath und Kronsyndikus Graf Rittberg, sein 50jähriges Dienstjubiläum bereits vor zwei, Jahren gefeiert, am 2, d. M. aber sein Amt als erster Präsident 25 Jahre verwaltet, was das Appella- tionêgerichts - Kollegium zu Glogau zur Veranstaltung einer Feier veranlaßt hat... Hiernach berichtigt sich die von der »Schlesischen Zeitung« in andere Blätter übergegangene Notiz Über die am 2. d. M. stattgefundene Feier. - Mit der Einrichtung heizbäarer Sanitäts8züge wird von Seiten der Militär-Medizinal-Abtheilung des Kriegs» Ministeriums eifrig fortgefahren. Drei solcher Züge sind be- reits abgegangen, und zwar jeder unter Führung eines Arztes von Ruf. Sie haben alle ihren Weg nach Epernay genom- men. Qurückgekehrt is bis jet noch keiner derselben. Man muß - auf ‘die Hin- und Rückfahrt ungefäbr drei Wochen. rech- nen, weil die Eisenbahnfahrt in Frankreich eine sehr gehemmte und langsame ist. Jn diesen Tagen wird ein vierter Sani- tätszug abgehen, und ein fünfter wird jeßt mit. den nöthigen Heiz - Apparaten und sonstigen Einrichtungen versehen werden. És wird mit der Heizbarmahung von Sanitätszügen fortge- fahren werden, bis sämmtliche zur Disposition stehenden Eisen-' bahnwagen mit Heiz-Einrichtungen ausgestattet sein werden.

Metz, 3. Dezember. Die erste und wichtigste Aufgabe," die nach ‘der Kapitulation der Bazaine’shen Armee und der

| Festung Mey der deutschen Verwaltung in dieser Stadt zuficl,

war, nach den Quellen der verhältnißmäßig großen Sterblich- keit der Einwohner dieser Stadt zu forschen und das Entitehen" weiterer gefähriicher Krankheiten zu verhüten. Es wurde daher, da der durch Dekret der franzöfishen Regierung vom 18. Dezem- ber 1848 eingeseßte Gesundheitsrath den Anforderungen nicht gewachsen . schien, eine außerordentliche Gesundheitskommission gebildet , welche die zu ergreifenden Maßregeln zu berathen und die Ausführung thunlichst zu unterstüßen hat. Dieselbe besteht außer den Chefs der städtischen Behörden , aus zwei Civil-, zwei Militärärzten und zwei dem Gemeinderathe ange- hörigen Einwohnern. | 2 Nachdem bereits vor länger als acht Tagen die Eisenbahn- waggons und elte, die von den französischen Militärbehörden, namentlich für Verwundete in der Anzahl von etwa 250 Stü auf dem hiesigen König8plaße und der an diesen grenzenden Eéplanade benußt wurden fortgeschafft sind, hat man'auch die Markt- und Gemüsehallen, welche während der Einschließung der Stadt zum Unterstellen von Reit- und Fuhrparkspferden der Armee dienten, dem ungehinderten Marktverkehr nah vorhergegangener gründlicher Desinfektion zy „geben können. Die Wasser von dem ca. 20 Kilometer von hier entfernt lic- genden Dorfe Gorze, welche die Stadt seit mehreren Jahren vermittelst eines Aquadukts mit sehr gesundem Trinkwasser in reiclichem Maße versehen, jedoch von der belagerten Armee abgeschnitten waren , fließen in ungestörter Weise der Stadt wieder zu, und mehr und mehr gewinnt dieselbe ihr altes freundliches Ansehen wieder. Dieser Aquadukt ist seiner Zeit auf Kosten der Stadt erbaut worden, und hat die bedeutende Summe von beinahe 5 Millionen Francs gekostet welche dur außerordentlihe Steuerzuschläge aufgebracht werden. Durch die Uebergabe von Diedenhofen ist die Organisation der Verwaltung durch die Ernennung eines Unterpräfekten erweitert und für Deutsch - Lothringen insofern nunmehr zum Abschluß gekommen, als alle 5 Arrondissemen!8 dicses Depar- tements an ihrer Spiße deutshe Beamtke zählen. Die in Ge- mäßheit des Geseßes vom 24. Juli 1867 den Präfekten abge- nommene und den Maires in“allen Städten, die mehr als 40,000 Einwohner zählen, übertragene Munizipal - Polizei ‘ist durch die vor Kurzem erfolgte Berufung eincs höheren Verwal- tung8sbeamten zum Polizei-Direklor im Verwaltung8wege ab- geändert. Demselben liegen die gleichen Befugnisse bei, wie sie in ähnlicher Weise den Polizei-Präsidien und Polizei- Direktio- nen der Provinzial - Hauptstädte des preußischen Staates zuge- wiesen sind. Die Witterung, die seither sehr lau und milde war, ist seit einigen Tagen sehr verändert; mehrere Grade Kälte

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