1870 / 389 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Auf der Tagesordnung stand. die dritte Berathung a) über den Véxtrag mit dem Großherzogthum Baden und mit dent Großherzogthum Hessen vom 15. November d. J., über die Gründung und Verfassung des Deutschen Bundes7 þÞþ) über den Vertrag mtt dem Königreich Württemberg vom 25. Novem- ber d. J., Über dessen Veitritt zu der dem Reichstage zur Genehmi-

-gung vorgelegten Verfassung des Deutschen Bundes, soroie Über das zu diesem Vertrage gehörende Protokoll und die in Art. 2. Nr. 5. desselben erwähnte Militärkonvention, c) über den Ver- trag mit dem Königreih Bayern vom 23. November d.- J., Über dessen Beitritt zu der dem Reichstage vorgelegten Ver- fassung des deutschen Bundes, sowie über das zu diesem Ver- trage gehörende Protokoll von demselben Tage.

An der Debatte nahmen Theil die Abgg. von Mallinckrodt, Licbkneht, Schulze (Berlin).

Beim Schlusse des Blattes dauerte die Diskussion noch fort.

Offizielle militärische Nachrichten.

1) Versailles, 8. Dezember. Der Königin Augusta in Berlin. Gestern Abend ein heftiges glückliches Gefecht der 17. Division auf dem Marsche nah Blois halbwegs bei Meung, wir er- warten dort noch mehr Widerstand; 1 Geshüß und 1 Mitrailleuse genommen, 150 Gefangene. Wilhelm.

(Meung— häufig auch Meun geschrieben liegt 2"/, Mei- len sÜdwestlich Orleans und 85 Meilen nordöstlih Blois, auf dem rechten Ufer der Loire und roch im Departement Loiret. Meung is} eine Stadt von fast 4000 Einwohnern , am Ein- flusse der Mauve, nach ihren Quellflüssen auch Trois-Mauves genannt, in die Loire gelegen, hat bedeutende Mühlen, Gerbereien, Bleichen, Wolldecken- und Tuchfabriken und be- trächtlihe Weßsteinbrüche. Die militärishe Bedeutung von Meung liegt in den Umständen, daß die Stadt eine der Haupt- stationen an der Bahnlinie Orleans - Tours ist und daß bei derselben eine Hängebrücke über die Loire auf deren linkes Ufer führt, die erste in südwestliher Richtung von Orleans.)

2) Versailles, 8. Dezember. Im Vormarsche auf Beaugency stieß die 17. Division gestern westlich von Meung auf ein frisches feindliches Corps von 15—17 Bataillons mit etwa 26 Geshüßen und vertrich dasselbe in lebhaftem Gefechte, in welches auch die 1. bayerische Division noch erfolgreich eingriff, aus allen Positionen. Der Feind verlor 260 Gefangene, 1 Kanone und 1 Mitrailleuse. An demselben Tage hatte die 6. Kavalleric-Division bei Salbris und die Avantgarde des 1U1. Armee-Corps bei Névoy nordwestlich von Gien glückliche Verfolgung8gefechte gegen die Arrièregarde der den Rückzug fortscßenden Loire-Armee. von Podbielski. i 2 Long, 8, De ere N ei Beaugency heute heftige, aber siegreihe Schlacht der Armee-Abtheilung des Großherzogs von Meklenburg - gegen 93. französische Armee-Corps. Verluste nicht unbedeutend, die des Gegners weit größer. 6 Geschüße und ungefähr 1000 Ge- fangene in unsern Händen. ;

von Stosch.

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(Nah den vorstehenden Telegrammen wird die Verfol- gung der Loire-Armee im Centrum wie auf beiden Flügeln rege fortgeseßt: auf dem reten hat der Großher:og von Meck- lenburg durch -das Gefecht bei Meung und das. bei Beaugancy, woselbst ein Uebergang über die Loire ist, sich diese Position er- fämpfen müssen. Beaugency is eine Stadt von 5000 Ein- wohnern, hat Reste früherer Befestigungen und eine Brücke von 26 (früher 39) Bogen, welche in einer Länge von 440 Meter Über die Loire führt. Jm Centrum hat die 6. (bisher vom Herzog Wilhelm von Mecklenburg geführte) Kavallerie-Division auf* der großen Straße von Orleans nah Vierzon südlich bis Salbris die Verfolgung ausgedehnt. Salbris liegt | bereits im Departement Loir-et-Cher, an der Sauldre, die sich unterhalb Lelles in den Cher A und hat etwa 1750 Ein- wohner. Auf dem linken Flügel hat die Avantgarde des TII. Corps bei N6voy ein glücklihes Verfolgungsgefecht bestan- den, Névoy liegt nordwestlih Gien, dem nächsten Loire-Ueber- gange oberhalb Orleans, an der Straße, die dem Flusse

leihlaufend südli des Orleans-Waldes von Gien nach rleans führt; Névoy ist ein kleinêr Ort von 600-Einwohnern von Gien K, von Orleans 8 Meilen entfernt.)

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DieOperationen gegen die Loire-Armee*) haben mit der Wiederbesegung Orleans und der fluchtartigen Auflösung jener »leten Hoffnung« der französischen Machthaber einen vor: läufigen Abschluß erhaiten.

Es standen anfangs der Loire-Armee nur das v. d. Tannsch Corps, später die Armee - Abiheilung des Großherzogs von Melenburg und die Il. Armee des General - Feldmarschalls Prinzen Friedrih Carl gegenüber, bei jener das ebenerwähnte I. bayerische Corps, die 17. (holsteinische) Jnfanterie- und die 22. (Casseler) Division unter den Generälen von Tresckow (für den erkrankten General von Schimmelmann) und von Wittich, sowie die Kavallerie-Divisionen Prinz Albrecht, Graf Stolber und von Rheinbaben; bei dieser, der Il. Armee, zunächst dal 10. (hannoverishe) Corps unter General von Voigts- Rheß, dann das 111. und IX. Corps, das brandenburgische und s\chle8wig - holsteinishe unter den Generalen von Alvensleben 11. und von Manstein und endlich die 1. Kavalle- rie-Division des Generals von Hartmann. Diesen fünf Corps und vier Reiterdivifionen stand die feindliche Armee in der Stärke von sieben Corps und einem Kavallerie - Corps gegen- über, das XV. bis AXI. der Generäle Pallières , ‘Chanzy, Durieux , Bourbaki, Barral, Crouzat und Kératry, und das Reiter Corps des Generals Michel , zusammen nach verein- zelten französischen Angaben , sogar 180,000 Mann , deren Oberbefegl der General Aurelles de Paladine führte.

Diese Loire - Armee isst aus allen in Fraukreic und Algier noch vorhanden gewesenen Kerntruppen zu- sammengescßt worden , denea Ergänzungs - Mannschaften in großer Zahl zugeführt wurden. Haupttheile dex s\o- genannten Armee von Lyon, Truppen äus dem Centrum Hrankreihs, Marschregimenter aus dem Westen, Freicorps aus der Vendée, Mobilgarden und Freischüßen aus den südlichen Departements, alles Dies war vereinigt worden, um mit der noch vorhandenen Festung®- und Marinc-Artillerie, sowie einer eben geschaffenen Kavallerie ein neues Heer zu organisiren, das im Verein mit der Nordarmee bei Amiens die cernirte Que stadt entseßen und die deutschen Heere vom französischen Boden vertreiben sollte.

Dieser, abgesehen von allen Uebertreibungen, do mindestens 120,000 Mann {tarken Armee stand anfangs das bei Zeiten sÜd- wärts detachirte Corps von der Tann gegenüber, dem-zunächst dur die 17. und 22. Division nebfi zwei Kavallerie-Divisionen Ver- stärkung wurde , bis dann auch die Il. Armee in Eilmärschen von Osten her nahte. Diefe-keßtere-hatte vor Meß alle Müh- seligkeiten der' zehnwöchentlichen Cernirung standhaft ertragen und hat nunmehr wiederum allen Anforderungen genügt, welche irgend an die Marschfähigkeit einer Truppe ge- stellt werden können: fie hat in starken Märschen bei nur geringer Rast und den größten Terrainschwierig- keiten aufgerissenen Wegen, Verhauen und Barrika- den auf denselben, nahezu fünzig Meilen in wenigen Wochen zurückgelegt. Anfangs war die Armee von der Mosel ins Marnethal, dann über die Aube marschirt, bis sie bei Troyes die Seine erreichte; bis hier schien die Hauptbestimmung noch gegen Lyon gerichtet, als nun die Ereignisse von Coul- miers am 9. November es erforderten, in Eilmärschen sich gegen Orleans zu wenden, Die jedesmaligen Haupt- -quartiere des Ober-Kommandos geben den besten Anhalt zur Orientirung Über den Marsch der Il. Armee: derselbe ging von Meß aus über Commercy, Ligny,. Moutiers sur Saulx, Joinville, Doulevant le Châteaux, Brienne, Troyes, Villeneuve l’Archevêque, Sens, Cherry, Nemours, Puisseaux und .Pithiviers in die Beauce, jene fruchtbare Gegend, die sich nördli der Loire von dieser bis an die Seine ersireckt. Un-. geachtet der großen Marschanstrengungen besserte sich denno der Gesundheit8zustand der Truppen wesentli, und gute Quar- tiere entshädigten dieselben für die langen Wochen der Cerni- rung um Meß. Je näher der Loire, um so mehr wuchsen die Schwierigkeiten des Vorrückens: südlich von Troyes zeigten si bereits FreishÜßenbanden, später hemmte der Wald von Fon tainebleau den Marsch, welchem abgehauene Bäume, quer über die Wege gelegt, eben erst gezogene Gräben, Verhaue U. dgl. m. die größten Hindernisse entgegenstellten. (

__ Die Wiederaufnahme der Operationen an der Loire begann mit einer Offensivbewegung der französischen Armee gegen das Corps v. d. Tann. Dieser General hatte bereits den Anmarsch bedeutender feindlicher, ihm überlegener Kräfte in das Haupt- quartier gemeldet und es aufgegeben, mit seinen kaum 20,000 Mann dem Feinde von Orleans, das er beseßt hielt, auf das linke Loire-Ufer zu folgen. Noch bevor aber in der Richtung von Chartres aus die 22. Division v. Wittich und die 4. Ka- vallerie-Division einzutreffen vermochten, hatte der Feind, der

®) Zum besseren Verständniß wird auf die in Nr. 386 des St.-Anz

mitgetheilte Terrainskizze verwiesen.

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ch anfangs \üdöfilih Orleans gesammelt, einen Flankenmarsch ausgeführt, sich wesiwärts gezogen und bei Beaugency, etwa vier Meilen unterhalb, die Loire überschritten. Dieser Um- stand, wie das für eine Gefecht8aufstellung wenig günstige Terrain veranlaßten General v. d. Tann Orleans zu räumen, in nordwefiliher Richtung dem Feinde entgegen zu ziehen und am 8. November bei Ormes Stellung zu nehmen. Bereits am folgenden Tage stieß bei weiterem Vorrücken westwärts der General bei Coulmiers auf den in der Richtung von Beau- gency auf Paris marschirenden Feind. Da General v. d. Tann davon in Kenntniß geseht war, daß er von Chartres aus die 99, von Evreux aus die 17. Division zu erwarten hatte, außerdem aber auch die Spiyen der II. Armee sich mehr und mehr näherten, so wi er zunächst jedem größeren Kampfe mit dem bei Weitem stärkeren Feinde aus und zog sih nach Toury zurück, einer Eisenbahnstation auf der Linie Orleans - Etampes , welche - einige Meilen nördlich Artenay gelegen ist, Die Bewegungen des Generals Aurelles hatten die Vereinigung des I. bayerischen mit dem heranrücken- den X1II. Corps, unter dem Großherzog von Mecklenburg, nicht hindern können, und so mußte es dem französischen Befehlê- haber allerdings bedenklih erscheinen, weiter auf Paris vorzu- gehen , umsomehr, als General - Feldmarschall Prinz Friedrich Carl von Nordosten her in Eilmärschen heranzog

General Aurelles erkannte recbtzeitig die ihm drohende Gefahr einer gänzlihen Umgehung und faßte unverweilt einen anderen Plan, den er mit großem Geschick ins Werk seßte. Während man die Loire - Armee noch in ibren Stellungen bei Orlean® ver- muthete , war dieselbe theilweis bereits in nordwestlicher Rich- tung auf Chartres abgerückt, wahrscheinlich, um eine Vereini- gung mit den im Westen unter Kératry, vielleicht sogar mit den im Norden gesammelten Truppen zu erzielen, und dann mit vereinter Kraft unerwartet von Westen oder Nordosten aus auf Paris zu marschiren. Gelang es dem General Aurelles, die beabsichtigte Bewegung auszuführen, so waren die diesseitigen Stellungen um Paris auf dieser Seite gefährdet: der Umsicht unsrer Heeresleitung entging jedoch die unerwartete Bewegung des Feindes nicht; die Armee - Abtheilung des Großherzogs folgte derselben auf dem Fuße und ver- eitelle so den an und für sich fTühnen Plan von vornherein. Die der Armee - Abtheilun des Großherzogs unterstellten vier Infanterie - und drei avallerie-Divisionen rüten auf der Linie Chartres - Dreux vor; General von Treskow {lug am 17. November mit der 17. Division bei Houdan eine starke Kolonne feindlicher Mobilgarden und nahm die Stadt Dreux ein, General von Wittich bestand am 18ten mit der 22. Division ein siegreiches Gefecht bei Châteauncuf, nach welchen Kämpfen die Verfolgung des Feindes in west- liher und nordwestliher Richtung begann.

¡brend diese Erfolge über die Truppen Kératry's er- E Eb bai das Gros der Loire-Armee die Linie Orleans-Chateaudun beseßt , sich bei ersterer Stadi verschanzt und auf ihrer linken Flanke Truppen bis in die Gegend von Nogent le Rotrou und la Loupe vorgeschoben. Dieser Stellung des Feindes gegenüber befanden die deutschen Heeres-Abtheilun- gen fsih etwa in folgenden Positionen: Jm Centrum stand das 1. bayerische und. das preußische IX, Corps, auf dem rechten Flügel befand sich der Großherzog von Mecklenburg im Vormarsche auf le Mans, und auf dem - linken Slügel rüdten das X. und Ul. Corps gegen die Loire - Armee vor, welche so în der Front beschäftigt wurde, un1- auf beiden Flügeln umgangen zu werden. Dieser Absicht entsprechend, blieben sich im Centrum bei Orleans die Truppen scheinbar unthätig gegenüber stehen, während es auf beiden Flügeln zu lebhafter Aktion kam. Auf dem rechten seßte nah den Gefechten von Dreux und Châteauncuf die Bree Abtheilung des Großherzogs ihren Vormarsch gegen le Man fort, um auf diese Weise den Feind in seiner linken Flanke zu umfassen: die 17. Division hatte den linken , von der Tann den rechten Flügel dieser Armee-Abtheilung , die 46 Dan bildete das Centrum; die Truppen standen läng® der Eure , die Kavallerie auf den Flügeln, um bis Evreux zu streifen und die Verbindung mil der 11. Armee aufrecht zu erhalten. Durch eine Schwenkung dieser Divisionen wurde die Front derselben von Südwesten ganz nach O verändert, und dadurch eine innigere Verbindung mit atr Armee des Prinzen Friedrich Carl völlig hergestellt. de Be- wegung des Großherzogs veranlaßte General Nun / leme Positionen bei Chateaudun aufzugeben - sich näher Orlean qu konzentriren, sowie aber nun östlich dieser Stadt sogar offensi egen das im Anmarsch begriffene X. Armee-Corps vorzugehen. Bereits am 24. November stießen zwel Brigaden dieses learen auf ‘das ihnen ‘entgegenrückende XX. Corps des Gengeas Crouzat ‘und warfen dasselbe aus Ladon, Maizières und Bold-

commun mit nicht unbedeutenden Verlusten feindlicherseits inaus, ' So sah denn General Aurelles die deutshen Heeresmassen von allen Seiten anrücken; er durfte demnach nicht länger zaudern, wenn er einer völligen Einschließung nun noch recht- zeitig entgehen wollte: seine Armee stand diesseits Orleans in entschieden günstigen Positionen in einer Stellung, die durch Wälder und Höhen, namentlich aber durch den nah allen Richtungen und mit allen Mitteln der passageren Befestigungs- kunst ungangbar gemachten Wald von Orleans, bedeutende Stärke und Vertheidigungsfähigkeit erhielt, deren wesentlichster Nachtheil aber darin bestand, daß im Falle einer Niederlage die Loire und die Stadt Orleans, lehtere als ein unbedingt zu passirendes Defilée, im Rücken lagen. Die BVortruppen des Generals Aurelles befanden sich in Artenay, etwa 3 Meilen nördlich Orleans. Von dieser Stellung aus erfolgten die mehr- fachen Kämpfe, welche der schließlichen Aufgebung des rechten Loire - Ufers vorangingen. Der erste derselben hatte den Zweck, in der Richtung auf Fontainebleau und Melun dur(zubrechen, um mit-dem General Trochu in Paris von Otten aus sich zu vereinigen: deshalb warf der General Aurelles sich auf den linken Flügel der 1. Armee, deren X, Corps unter General von Voigts - Rhe am 28. November bei Beaune la Rolande die Franzosen völlig zurückschlug. Ein zweiter Versuch richtete sih nun gegen die Armee-Abtheilung des Großherzogs von Mecklenhurg im Nord- westen der französishen Stellungen: doch auch hier, auf ‘der Linie Orgères-Baigneaux wurden die Franzosen am 2. Dezem- ber völlig geschlagen; der Kampf _entwickelte sich bei Bazoche- le8s-Haute8, Poupry wurde mit Sturm genommen, und bei Loigny das XVL, bei Artenay das XV. französische Corps ge- worfen. 8

Diesen vereinzelten Kämpfen folgte am Z, Dezember ein gemeinsames Vorgehen auf der ganzen Linie: Prinz Friedrich Carl warf den Feind mit dem 1]. und IX. Corps bei Chilleur8- aux-bois in den Orleans-Wald hinein und auf die Stadt Or- leans zurück, indeß der Großherzog bei Chevilly vordrang, und General Tresckows 17. Division bei weiterem Vorrücken die Dörfer Gidy, Janvry und Pruns mit Sturm nahm. Das waren die entscheidenden Schläge, denen am 4. Dezember die Erstürmung der stark befestigten Eisenbahndämme, des Bahnhofes und der Vorstadt St. Jean durch das Corps von Manstein auf dem Fuße folgte. L

Am Abende des 4. Dezember standen die übrigen Corps bereit , die Stadt mit Sturm zu nehmen. Der französische Befehlshaber jedo , der anfangs nach Tours berichtet hatte, daß er sich in seine festen Stellungen bei Orleans zurückge- zogen , der dann dieselben aufgeben , dann sie wieder halten wollte, sah nunmehr wohl ein, daß es ihm nicht möglich sein würde , mit seinen mehrfach geschlagenen Truppen die Stadt zu vertheidigen. So ward weiteres Blutvergießen hier wen1g- stens vermieden , die Stadt von den Franzosen geräumt und noch in der Nacht zum 5. Dezember von den diesseitigen Truppen wieder besezt. Die desfallsige: Depesche Sr. Majestät des Königs meldete das wichtige Ereigniß mit den Worten: »Orleans noch in dieser Nacht (zum 5. d.) beseht worden, also ohne Sturm. Gott sei gedanfl.« | “Die Resultate der jüngsten Gefechte auf diesem Theile des Kriegsschauplayzes lassen sich in ihrer Gesammtheit noch nicht A eriehen, doch ist es gewiß, daß außer den in den verschiede- nen Einzelgefechten gemachten vielen Gefangenen und genom- menen Geschüßen in Orleans über 10,000 Mann, 77 Kanonen und 4 je mit einem 24-Pfünder armirte Dampfschiffe in Un- sere Hand gefallen sind. Die Loire-Armee selbst ist nach allen Richtungen hin zersprengt, als völlig aufgelöst und einer schnellen Reorganisation wohl kaum fähig zu betrachten; wo- hin der französische Overgeneral si gewendet, ist zur Zeit noch nicht bekannt; in jedem Falle dürfte die diesseitige unausgeseßte Verfolgung :einer-, wie die ungangbaren öden Flächen der So- logne andererseits n ear der zersprengten Heeres®-

3rper nicht leicht ermöglichen. O j

7 “Die ‘wesentlichste Bedeutung der überstürzten Räumung Orleans wie der Jersprengung dieses größten republikanischen Heeres liegt aber in dem Umstande, daß jede Hofsnung. einer Entseygung der franzöfischen Hauptstadt, auf welche von den derzeitigen Machthabern in Tours selbst als auf die leßte geblickt wurde, nunmehr wiederum in eine und ‘jeßt wohl un- berehenbare Ferne gerückt sein dürfte.

Weiter liegen vom Krieg8schauplagz folgende Nach- richten vor: \

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