1870 / 410 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Offizielle militärische Nachrichten. Versailles, 28. Dezember. -

Vom Mont Avron wurde das Feuer unserer Belagerungs- -

Artillerie heute nicht erwidert. Es feuerten nur die Forts.

Am“ 26. erreichte -die I. Armee in Verfolgung des Feindes *

die. Gegend von Bapaume. Die Zahl der Gefangenên hat \ich noch vermchrt. -

von Podbielski.

(Bapaume liegt- in weiter Ebene im Departement Pas de Calais; es ist Knotenpunkt der viér Straßen von. Amiens, Arras, Cambray und Ham, hat etwa 3200 Einwohner und ist gleich weit, ungefähr 3 Meilen, von den vorgenannten Festun- gen Arras und Cambray gelegen. Eine gleiche Entfernung

trennt es von dem gestern genannten Städtchen Albert , von welchem es nordöstlich liegt.)

Von der-Il. Armee. Die zweite Armee hat gegënwärtig Stellungen eingenommen, welche «darauf berechnet find, der CernirungS8armee sowie dem Feinde gegenüber die Loirelinie und ‘die Sarkbelinie zu ‘halten. Die leßten Tage seit der Nückkehr des General - Feldmarschalls Prinzen Friédrich Carl nah Orleans find ruhig vergangen , und wenn die deutschen Truppen auch in Bewegung waren , o hat doch kein Zusammentreffen mit dem Feinde statt- E Bei . einex Verfolgung des Feindes Über Ven- ôme hinaus bei Azay hat das 79. Regiment (X. Corps) ‘von den Mobilgarden ‘eine Fähne erobert. Dieselbe trägt die drei arben Frankreich, in einem Halbkreis zeigt sie ih goldenen ettern die Worte: République française, und darunter im weißen mlttleren Theile des Fahnentuches die Worte: Liberté, Egalité, Fraternité. ; Die Räumung von Vendôme durch die -Loire- Armee geschah so plöglich, daß eine Menge von Papieren, -die man in der Eile zurückgelassen_ hatte und. welche cinen Einblick in den Zustand. der Dinge gewähren, in die Hände unserer Truppen gefallen ist. Wir sind in der Lage, einige Stellen aus dem Briefe eines Soldaten der Mobilgarde hier wieder- zugeben. Die Zeilen sind an den Vater des Schreibers gerichtet

und vermögen gewiß mehr als jede andere Mittheilung ein

unverfälschtes und unmittelbares Zeugniß von dem Zustande pes Dinge und der Stimmung in der feindlichen Armee zu geben. : f »JIn Deinem Briefe {reibt Du mir, daß es Dir nicht scheine, als sei ih entmuthigt. Nein, ih war es nit; ich habe immer gehofft bis zu diesem Tage, ih habe immer geglaubt, daß wir doch endlich triun:phiren müßten, da wir für die beste Sache und die edelsten Grundsäße kämpften. Nun denn, jeßt gestehe ih Dir, daß ih jeßt nichts mehr Ee . y Nicht die Furch{t, nit das Elend, das uns umgiebt, erzwingen mir diesés Gcständniß, nein, sondern der einfache, gesunde Menschen- verstand giebt mir diefe Worte ein. Vor fech8 Wochen hatte ich Ge- legenheit, die Streitkräfte der Loire-Armee zu sehen, ih war yoll Ver- trauen. Jch sagte mir, das is eine herrliche Armee: -an Zahl und Ausrüstung und vornehmlich ‘an Jntelligenz, ‘denn die Tnfanterie be- stand aus Möbilen zum größtèn Theile wenigstens. ‘Jch hoffte, daß eine Armee, die da wußte, wofür sie sih {lug und deren Soldaten in dem Eifer, zum Wohle des Vaterlandes zusammenzustehen, sich Überboten, daß solhe Truppen die größten Erfolge erringen würden. I sche jeßt, däß weder die Stärke des Charakters noch der Eifer etwas gegen die Kanorien des Gegners vermögen. Die ganze Loire- Armee ‘ist aufgelô#, zerstreut nach allenSeiten hin. Welcher traurige Anbli@ ‘bot fich ‘uns ‘drei Tage in Vendôme èêar! ZJuerft die armen Verwundeten des XV. und XVL Corps, ‘welche sich seit mehreren Tagen bei Marchenoir geschlagen hatten. Mehr als Tau- fend kamen an, ‘bedeckt mit Blut und Shmuß und mit zerrissener Kleidung. Der größte Theil verhielt. sich ruhig und trug feia Loos pi Ne gn O uur Solcþe, „deren Schmerzen unerträgti{h waren, nten laut, i | O wie herzzerreißend ist „der Anblick aller dieser Qualen! Es if viel ‘Blut geflossen, und wroir find geschlagen worden. Man will es verheimlichen , aber uünglückliherweise hatten wir den Ve- weis ‘vor Augen." ‘Und das hat mich volifiägdig -aus allen Jllusionen gerissen. Wix fahen in Vendôme Soldaten ‘von ‘allen Armee-Corps. anfkominen, sie wußten ni®t, wo ihr Regiment war, die Artillerie war ohne Kanonen, die Pferde der Kavallerie konnten sh nicht mehr

auf den Beinen halten kürz, es kann nichts Traurigeres geben, als

diefe Soldatenzu sehev, die an Allem.Mangel litten. Alle: diejenigen, welchèwir fragten;/ sagten, daß esganz unnüß sei, fi zu {lagen, sie für ihre Person rechnen nicht auf den geringsten Erfolg. Sie haben gethan, was fie gekonnt und ‘nichts dabei erreicht. Sie sind vollständig demo- ralisirt, Die preußiséthe Artillerie wat mit thren Kanonen, was wir mit unseren Gewehren machen, nämlich Pelotonfeuer. Sie haben, sagten unsere Soldaten, so viel Kanonen, -als sie fortbringen fönnen. Und so is} die Loire-Armee auseinandergegangen ; sie wird vollständig neu organisirt werden müssen; nur glaube ich, wird das nichr viel helfen, es fehlt ihr vor Allem ein Genera!, und ih fürchte, es wird \sich keiner finden, Was soll nun geschehen was wird Gambetta anfangen? Tch will mich nit

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aussprechen; aber der Minister spieli cin hohes zund-gewagtes Spiel, ‘Nach ‘meiner Meinung. müßte ‘er das Land befragen „und - durfte er nicht diese ungeheure Reraitrobrtüng auf sich laden, -denn_.am Ende Einer muß der Besiegte scin, und wenn man die Chancen der kriecg- führenden Parteien abwägt , so, fürchte ih, wird.es Frankreich sein müssen. Wie ih hon gesagt habe, nicht die Furt, sondern die ge- sundé Vernunft heißt mich so sprechen, wie ih. es hier gethan habe.« Dieser Brief ist ein Ausdruck der allgemeinen Stimmung. Eine allgemeine Hoffnungslofigkeit beginnt sih der Gemüther der Franzosen zu bemächtigen; die Leute erwehren fich noch, sich das einzugestehen , aber das Gefühl der Ohnmacht ‘ist mächtig geworden in dem Einzélnen , wie in ‘der ganzen Bevölkerung. Man fängt bereits an, nicht mehr den- Feind anzuklagen, son- dern ih selbst; man sucht die Schuld im eigenen Hause, bei den Machthabern des eigenen Landes. Der Franzose kann die ihm nothwendige -Aisance des Lebens einige Zeit ent- behren, ‘jezt fängt ihm diese Entbehrung an uner- träglih zu werden. Verkehr und Handel stocken; am besten sind - noch die kleinen Leute daran, die auf die Straße einen Tisch stellen und dem Soldaten die nothwendigsten Bedürfnisse verkaufen, diese erhalten wenigstens baar Geld; die größeren Kaufleute könnten Geschäfte machen, aber sie haben keine Waa- xen ; fie haben dieselben nah dem Süden in Sicherheit gebracht ‘und beklagen dies tief. Leute, die dreißigtausend Franken Ren- ten haben, besißen keinen Sou baar Geld, sind genöthigt, ihre Bedürfnisse beim Bäcker und Fleischer zu borgen. Das baare Geld ist in den Banken oder außer Landes gebrächt. .

| Weiter liegen vom Kriegsshauplah folgende Nachrich- en vor: s

Se. Majestät \.der König von Sachsen hat "von dem Höchstkommandirenden des RXII. (Königlich säcbsishen) Armee-

Corps, Prinzen Georg, die nachstehende telegraphische Meldung

erhalten : ¡

9 Le Vert-galant, 28. Dezernber, 9 Uhr 40 Min. Vorm. Die Beschießung des Avron wird heute - fortgeseßt. Gestern andauerndes Schneegestöber. Verlust 23 Mann), worunter 6 Sa(hsen, Verwundete.

i Der kommandirende General.

s Bas eoe s z. S.

Karlsruhe, 28. "Dezember. (W. T. d:

Die »Karlsruherx Beitunge berichtigt die Nachricht, wonach General - Lieutenant v. Beyer das Kommando der badischen Division wieder übernehme, dahin, daß General-Lieutenant v. Glümer durch I Du an der Pr rurs des Kommandos nicht gehindert sei. Außerdem sei General von Beyer von einem Gichtleiden an der rechten Hand befallen, welches-ihm das S@hreiben durchaus unmöglih mache.

Französischerseits sind vom Kriegs8shauplayß folgende Nachrichten eingegangen: i

Der »Moniteur« vom 20. Dezember enthüllt den Plan, welchen Gambekkta jeßt ausführen will. Es handelt si{ch um „eine Diverfion in den Vogesene zu dem Zwecke, »die Oftlinie

wieder zu nehmen, die den Preußen so große Dienste leistet,

um dem Feinde die Verbindungen im Rücken. abzuschneiden. « Der »Moniteur« ‘fügt hinzu: »Möge die Armee -von Lyon, möge die Südarmee, ftatt unthätig. zu bleiben, ‘also Ocdre er- halten, sich nah den Vogesen zu wenden. Kaum auf, diesem Punkt angelangt, würde man die Preußen besorgt werden und hnèll die Normandie, die Beauce, die Picardie und alle jene reichen Provinzen aufgeben fehen, welche jeßt von ihnen Cureiauat werden, und sie werden sihzurück nach dem Osten wenden. Sobald aber dieser gezwungene Rückzug erfolgte, würde General Trochu die preußischen Linien durhbrechen, und Paris wäre deblokirt. Im Osten Uegt die“Rettung und ‘nicht in den Vertheidigungs®- mitteln, welche am äußersten Ende organisirt werden, wo Cher- bourg liegt. Frankreich muß aus dieser Defensive heraustreten, die seinem Temperamente und Charakter so wenig gemäß ist; es verlasse sich auf die Geschicklichkeit seiner Generale-, auf die

ingebúng AlUer, kurz, es wage die leÿhte Anstrengung, welche

EHAe »eine {öne Verzweiflung«. (un beau désespoir) nennt. « : L ;

Lille, 28, Dezember. (W. T. B.)

Das Hauptquartier der französis{en Nordarmee befindet sich in Vitry (auf der Straße von Arras nah Douay, etwa 1 Meile von Douay entfernt). Die Efsenbahnverbindung ‘reicht nunmehr bis Roeux. Die Festung Arras if ihren eigenen Vertheidigung8kräften Überlassen. Das -XXIl. Coxps ffüßht fich bei seinem Rückzuge auf die Festungen ‘im Norden. Preußische

Plänkler haben fsih in Maßs°ntères (Arrondissement Cambrai)

gezeigt. Bei Abbeville hat ein kleines Vorposténgefèht statt-

gefunden.

_ Brüffel, 27. Dezember. Die »IJndépendance« meldet aus Bordeaux vom 21. d: Trochu hat am 21. ‘d. Pierre Des8champs mittelft Ballon mit einem ‘eigenhändigen Brief an Gambetta gesandt. - Deschamps fagt 2A ‘daß Paris höchstens

noch bis zum 1. Februar mit Lebensmitteln versehen ‘sei, Die

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Provinzen müßten bis: dahin Paris befreien, oder diescs cinen

verzrveifelten Ausfall unternehmen. i , London, 28. Dezember. Nach offizieller Mittheilung aus avre ist das linke Ufer dèr Seine von den &ranzosen voll- ändig geräumt worden. Die Preußen stehen in- ziemlich be-

deutender Stärke bei Yvetot. | -

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Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 18. Dezeriber ist von dem Königlichen Oberfeldherrn der Königlich sächsische Staats- und Kriegs-Minister, General - Lieutengnt G. F. A. von Fa- brice, zum General-Gouverneur in Versailles ernannt worden. Derselbe ist am 29. April 1835 Lieutenant , 1848

L am 1. Januar 1854 Major geworden; 1861 zum

berst-Lieutenant ernannt, erfolgte zwei Jahre später seine Be- förderung zum Obersten, am 27. Oktober 1865 die zum Gene- ral-Major und am 17. Dezember 1866 die zum General-Lieute- nant, als welcher er der vierte General der Königlich sächsischen Armee-Liste ist und Jhren Königlichen Hoheiten dem Kron- gingen Albert und dem Prinzen Georg ,- sowie dem General- djutanten von Wißleben unmittelbar folgt. Kriegs-Minister ist General von Fabrice seit dem Oktober 1866. A Uls Adjutanten sind dem Gêneral-Gouvernement der Major- zur Allerhöchsten Disposition Krug von Nidda 5 zuleßt im

Ostpreußischen Ulanen - Regiment Nr. 8, der - Nittmeister von

Bülow, vom Pommerschen Kürassier - Regiment (Königin) Nr. 2, und der Premier - Lieutenant von. Voigts-Rheß, vom Rheinischen Kürassier-Regiment Nr. 8, überwiesen.

Aus dem levten Rapporte der Feldpost-Expedition der 19. Infanterie - Di vision: 4 - Am 0. Dezemvex rückte die Feldpost-Expedition, nachdem dieselbe den Eg hindur auf dem freien Felde hatte bivouakiren müssen, gegen 8 Uhr Abends in Messas ein. Wegen der Un- gewißheit Über das Verbleiben konnte erst um 11 Uhr Mittags des anderen Tages ein Transport nah Meung abgelassen werden. - Der dort in Emyfang genommene Transport traf \pät Abends in Villmercealt ein. Am 12. Dezember wur- den die Briefposten dem in Mer liegenden Feldpostamte des X. Armee-Corps überwiesen, von welchem dieselben anr13. nachOr- leans abgesandtwurden. Am 14.Dezemberin Blois einen Transport in Empfang; genommen. und abgefertigt. Am 15. den ganzen Tag auf dem Marsche. Am 16, 9 Uhr Vormittags, wurden die am vorangegangenen Tage gesammelten zahlreichen Briefe nah Blois gesandt. Am 17. von Vendôme aus eine Post na Blois ábgefertigt und eine von dort erhalten. Den 18. Posten abgesandt und erhalten. - Seit der Rückkehr nach Blois wird jeden Mittag eine Post über Orleans abgesandt. Unter den vorerwähnten Verhältnissen konnte weder die Abholung der

-Korrespondenz- von den Truppen , noch die Quführung der

eldpost -Sendungen an die lehteren regelmäßig erfolgen, h die Feldpost - Expedition - fich in steter Marsch- bewegung befand. Denn, nachdem ‘am 10. Dezember des Abends in Messas einem von Soldaten überfüllten Dorfe Quartier gemacht war, wurde am 11. nah Villorceau weiter- marschirt und von dort am 12. nach Mer, am 13. nah Blois, am 14. na Villeromain, am 15. ‘nach Vendôme vorgerückt. Ungefähr 15 Meilen vor® Vendôme wurde auf den Feind estoßen, es fam zu einem lebhaften Gefechte. Die Bagage bielt bis 7 Uhr Abends auf der Straße und mußte in Nilleromain bivouatiren. Die Feldpost fand in einem von Soldaten überfüllten Hause daselbst ein nothdürftiges Unterkommen. Am 16, 5 Uhr Nachmittags, traf Be- fehl ein, nah Vendôme nachzurücken , 9 Uhr Abends daselb} eingetroffen. In Vendôme zwar die Aufgabe von Briefen und Geldsendungen ABRAT OTDEIUO stark; es wurde am 17. und 18.

is in die Nacht gearveitek. : : E Bis: n ev Bataillone des. 78. und 91. Regiments haben die Truppentheile die Sendungen nunmchr in Empfang genommen. Diese Bataillone waren zur Ausführung eines besonderen Auftrages abkommandirt und die Zuführung der für dieselben bestimmten Korrespondenz daher einstweilen nicht M Saunttis muß für alle Privatbriefe an solche bei der Armee in Frankreich befindliche Personen, welche nicht dem Militärstande angehören, wie z. B. Marketen- der, Lieferanten, freiwillige Krankenwärter x. Porto bezahlt werden. Wenn diese Briefe unfrankirt von der Heimath abgeben, so entstchen daraus zahlreiche Unbequemlichkeiten/ und selbst Vérzögerungen in der Aus8händigung , weil die Ordon- nanzen,, von welchen die Postsachen dei den Feldpostanstalten abgeholt werden , das Porto für solche Briefe in der Regel nicht entricten wollen oder nicht entrichten fönnen. Es liegt daher im Interesse der Korrespondenten, daß alle derartige Briefe in- der Heimath nur frankirt zur-Post gegeben werden. Bis jeßt sind an unsere Truppen! 1m Telde- 1,390,770

6605®

| bürger anzugehören.

Zeitu ngsexemplare befördert worden, und zwáär 572,220 bei den Feldpostanstalten in Frankreich abonnirte und 818,550 direkt per Post unter Couvert oder Band zugesandte. Bei dem Pk Se Zéitunigs8comptoir ist ‘ein ‘besonderes Bureau für den Feldpost-Zeitungsbetriéb eingerichtet... Vori den im Post- debitäwege durch Vermittelung des Jeiturig8comptoirs bezogenen Armee-Verlustlisten- find 76,000 Exemplare versandt.

Die »Worniser Jeitung« veröffentlicht ein äm 28. De-- gee in Worms eingetroffenes Schreibén dés Bundes- anzlers Grafen Bismarck aus Versailles an den Vorstand der Stadt Worms, durch welches derselbe - das ihm von der Stadt verlichene_ Ebrenbürgerrecht annimmt. »Jn der hohen Ehre«, heißt es nah dem »W. T. B.« in dem Dankschreiben, »woelche die Stadt mix durch. Uebertragung. des Ehrenbürger- rechts erweisen will , sehe ih ein Zeichen einer Anerken- nung meiner Bestrebungen für- die große Sache unse- res Vaterlandes, welches mir besonders wohlthut. Der Name der'’alten Kaiserstadt Worms is. unzertrennlich von den großen Erinnerungen der deutschen Nation an die alte Reichs» herrlichkeit. Die späteren Schicksale Und die Leidenszeit der alt- ehrwürdigen Stadt bezeichnen die. Tage des Zerfälls und der Erniedrigung Deutschlands. Jhr alter herrliher Dom und das neue Monument erinnern an geschichtliche Momente von größter und folgenreihster Bedeutung für. das: geistige Leben der Nation. Daß die Stadt jeyt in so freudigem, verständniß- vollem Sinne an dem Aufschwooung der deutshen Nation Theil

| nimmt, is ein Zeichen des Geistes, der das deutsche Volk dur{h-

weht. Jch werde stolz darauf sein, dieser Stadt als Ehren-

Cöôln, 28: Dezember. . Die englischen Posten aus London vom 27. Dezember Abends und vom 28. Dezember früh sind ausgeblieben. i ; i

Magdeburg, 21.“ Dezember. (Magdeb. Ztg.) ck Der hie- sige Gouverneur hat folgende Bekanntmachung an“ die hiesigen französischen Kriegsgefangenen gerichtet:

»Es wird den Kriegsgefangenen hiermit zur Kenntniß gebra, daß sie von heute an der strengen Anwendung der militärischen Straf» geseße, welche während der Dauer des Krieges in Kraft sind, unter- worfen werden. Dem entsprechend hat Jedet, der sich von diesem Augenblicke an eines “im militärisch{en Strafgeseße vorgesehenen Vergehens \chuldig macht, eine viel strengere Strafe zu gewärtiaen, als zur Friedenszeit. Es werden demzufolge diejenigen, welche Gewalthandlungen gegen ihre Vorgeseßten unternehmen, sei es vor versammelter Truppe7 um ihre Kameraden durch Gegenbeschuldi- gungen zu Jnsubordination aufzureizen, oder indem sie sich in solcher Weise mitbetheiligen, um ein derartiges Vergchen heu aen mit dem Tod: bestraft; diejenigen, welche ihrem Vorgeseßten in Gegenwart

einer Truppe den Gehorsam verweigern, mit 20 Jahren Zwangsarbeit, dies

jenigen, welche durch eine Verweigerungdes Gehorsams gegen die Vorschrif- ten des militärischen Dienstes einen Nacdtheil für die Ausführung dieser Vorschriften herbeiführen; oder auch nur fürchten lassen, werden mit lebenslängliher Zwangsarbeit bestraft. Mit dem Tode bestraft wer- den ferner diejenigen, welche _sich in Verhandlungen einlassen oder offen oder heimlich mit dem Feinde in Verbindung stehen und damit den deutschen Truppen oder dem Deuischen Bunde Nachtheil zufügen.

Baden. Karl8ruhe, 26. Dezember. Das am 24, d. M. erschienene »Geseßes- und Verordnungsblatt« enthält: j

I. Landesherrliche Verordnung," die Pensionirung der nie- deren Diener betreffend. Dadurch wird der Absay 2 des §. 4 der landesherrlichen Verordnung vom 17. Oktober 1866 Über die Pensionirung’ der niederen Diener aufgehoben und durch nachstehende Bestimmung erseßt: »Uebersteigt das Dienskeinkom- men die Summe von eintausend Gulden, so ist nur dieser Be- trag der Berehnung zu Grund zu legen«

1I. Bekanntmachung des Staats-Ministeriums, den Voll- zug der Bundesverfassung betreffend. Mit Rücksicht auf die am 1. Januar k. J, für das Großherzogthum in Wirksamkeit tretende deutsche Bundesverfassung werden in einer Beilage zu dem »Gesezes- und Verordnungsblatt«- diejenigen BundeSgeseße zur öffentlichen Kenntniß gebracht, welche vou 1. Januar: f. J. an Geltung haben werden.

AWúürttemberg. Stuttgart, 26. Dezember. . Die Beisezung der verstorbenen Herzogin Marie Sophie Dorotbee Caroline, Wittwe des Herzogs Friedrich Paul Wil- helm von Württemberg, geb. Prinzessin von Thurn und Taxis, wird-Mittwoch, den 28. Dezember, in der Königlichen Familien- gruft zu Ludwigsburg. stattfinden. |

Oesterreich-Ungarn. Wien , 27. Dezember. (Wien.Z.) Der Legations-Rath Freiherr v. Hübner hat sih nah Bordeaux auf seinen Posten zurückbegeben. ; / Mrag, 28. Dezember. (W. T:B.) In der heutigen Sißyng der Stadtvertretung wurde die Erklärung der zehn deutschen Mitglieder verlesen , durch welche dieselben den Entscbluß kund-

- geben, wegen Beschimpfung der deutschen Nationalität und der

deutschen Bevölkerung in: der lehten Sißung durch: die czechische