1890 / 212 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

von Preußen, der Herzog und die Herzogin von Connaught, der Prinz Rupprecht von Bayern, der Prinz Georg von Sachsen, der Prinz Friedrih August von Sachsen und der Herzog Ernst Günther zu Schleswig-Holstein. :

In unmittelbarem Gefolge Jhrer Majestäten des Kaisers und Königs und der Kaiserin und Königin werden sich befinden: die Ober-Hofmeisterin Gräfin Brokdorff, die Hofdamen Fräulein von Gersdorff und Gräfin von der Schulenburg, der Ober-Hofmeister und Kammerherr Freiherr von Mirbach; der General-Lieutenant und General- Adjutant von Wittich als Kommandant des Hauptquartiers, der der Person Sr. Majestät des Kaisers und Königs attachirte Kaiserlich rufsishe General-Major und General à la suite Graf von Golénitshew-Kutusow, der General-Major und General à la suite Graf von Wedel, die Dberst-Lieutenants und Flügel-Adjutanten von Lippe, von Kessel und von Engelbrecht, die Majore und Flügel-Adjutanten von Zigewiz, von Scholl, von Hülsen und Freiherr von Secendorff, die Ordonnanz-Offiziere Premier-Lieutenants Herzog Ernst Günther zu Schleewig - Holstein und_ Graf Matuschka Freiherr von Toppolczan und Spaetgen; der Ober- Hof- und Hausmarschall und Ober-Ceremonien- meister Graf zu Eulenburg, der Hausmarshall Freiherr von Lyncker, der Hofmarshall Graf von Pückler, der Geheime Poiraty Artelt; der Leibarzt General-Arzt Dr. Leuthold; zwei

eamte vom Auswärtigen Amt, deren Personen noch nit feststehen: vom Geheimen Civilkabinet der Wirkliche Ge- heime Rath und Geheime Kabinets-Rath von Lucanus; vom Militärkabinet der Chef desselben, General-Lieutenant und General-Adjutant von Hahnke, die Abtheilungs-Chefs Oberst von Oidtman und Oberst:Lieutenant von Weise und die Majors von Villaume und von Brandis; der General-Feldmarschall Graf von Blumenthal und der General der Kavallerie Graf von Wartensleben; der Kriegs-Minister, General der Jnfanterie von Verdy du Vernois, die Abtheilungëe-Chefs Oberst-Lieute- nants Stern und Haberling und Major von Beneckendorff und von Hindenburg, jowie die Adjutanten Major von Löwenfeld und Premier-Lieutenant von Hülsen; der Chef des General- stabes der Armee, General der Kavallerie und General- Adjutant Graf von Waldersee, die Abtheitungs-Chefs Oberst: Lieutenants von Goßler und Rothe, die Majors Beseler, Einem genannt von Rothmaler und Zahn, der Rittmeister Freiherr von Marschall; der Chef des Marinekabinets, Kapitän zur See und Flügel-Adjutant Freiherr von Senden- Bibran.

Der Prinz und die Prinzessin Friedri Leopold von Preußen werden begleitet sein von der Hofdame Gräfin zu Eulenburg, dem Kammerherrn von Trotha und den Adjutanten Major Graf von Klinckowström und Premier-Lieutenant von Lu.

Der Prinz Albrecht von Preußen wird begleitet sein von den Adjutanten Oberst-Lieutenant von Miglaff und Ritt- meister von Krosigk.

Das Gefolge des Herzogs und der Herzogin von Connaught besteht aus Lady Adela Larking, Oberst Egerton (Royal Horje Guards), Oberst R. B. Lane (Rifle Brigade), Captain the bonourable North Dalrymple (Scots Guards), Captain du Cane (Royal Artillery) und Lieutenant Herbert (Central JIndiahorse). Den Ehrendienst bei dem Herzog und der Herzogin von Connaught versieht der Major und Flügel- Adjutant von Zitewiß. :

Ferner begleiten: den Prinzen Rupprecht von Bayern der Adjutant Hauptmann Zerreiß; den Prinzen Georg von Sachsen der Oberst-Lieutenant von Broizem und der Ritt- meister Freiherr von Müller; den Prinzen Friedrih August von Sachsen der Hauptmann Freiherr von Wagner. :

Außerdem werden in Breslau u. a. anwesend sein: die General-Lieutenants Sallbah, Jacobi, Golz und von Bergen und der General-Major Priwe.

Ober- Schiedsrichter für die Manöver des VI. Armee- Corps sind Se. Majestät der Kaiser und König und der Chef des Generalstabes der Armee, Graf Waldersee. Als Schieds- rihter walten die General-Lieutenants S1ockmarr, von Rosenberg, Graf von Sthlieffen, von Holleben und Vogel von Falckenstein, sowie die General-Majore von Ziegler, von Didt- man und Lenke. Von Offizieren der deutshen Bundesstaaten sind angekündigt die Militär-:Bevollmächtigten : Oberst von Haag (Bayern), Oberst von Schlieben (Sachsen) und Major von Neid- hardt (Württemberg); ferner von fremden Militär-Attachés: Hauptmann Bingham (Vereinigte Staaten von Amerika), Oberst Gormaz (Chile), Oberst Russel of Aden (England), Oberst- Lieutenant Zuccari (Jtalien), Major Fukuéhima (Japan), Oberst Freiherr von Steininger (Oesterreih-Ungarn), Major Martins de Carvalho (Portugal), Oberst von Boutakow (Rußland), Major Fröding (Schweden), Oberst Don Francisco Ferrer (Spanien), Oberst-Lieutenant Hairy B-y (Türkei). Führer der den Manövern als Zuschauer beiwohnenden fremd- herrliwhen Offiziere werden sein: Major von Böhm vom Husaren: R-giment Graf Goeßen (2. Swhlesfishen) Nr. 6 und Premier-Lieutenant von Sothen vom Grenadier-Regiment König Wilhelm I. (2. Wesipreußishen) Nr. 7.

Der General - Lieutenant von Lattre, Direktor der Kriegs-Akademie, ist vom Urlaub hierher zurückgekehrt.

Der Ober - Quartiermeister im Großen Generalstabe, General-Lieutenant von Holleben is zu dem Manöver des IX, Armee-Corps von hier abgereist.

S. M. Fahrzeug „Loreley“, Kommandant: Korvetten- Kapitän von Henk, ist am 2. September von Galay nah Konstantinopel wieder in See gegangen. S. M. Kreuzer „Sperber“, Kommandant: Korvetten-Kapitän Foß, ist am 17. August von Apia nach den Marschallinseln in See gegangen.

Breslau, 2. September. Jhre Königliche Hoheit di Herzogin Wilhelm von Medcklenburg traf, wie die „Schles. Ztg.“ meldet, heute früh mit ihrer Tochter, der Prinzessin Heinrih XVII1. Reuß j. L. und deren beiden Kindern, von Berlin kommend, auf dem Breslauer Centralbahnhof ein und segte mit dem nähsten Zuge die Fahrt nach Kamenz fort. Jhre Königlihe Hoheit die

roßherzogin von Sachsen-Weimar trifft morgen Abend, von Helgoland kommend, hier ein und reist nah actes Aufenthalt mittels Sonderzuges nah Heinrichau weiter.

Bayern.

Kissingen, 3. September. Der Fürst Bismarck ist in Begleitung des Grafen Herbert Bismarck, des Dr. Shwen- ninger und des Dr. Chrysander heute früh von hier abgereist und wurde auf der Fahrt von der Saline zum Bahnhofe von dem zahlreihen Publikum lebhaft begrüßt.

Sachseu.

Leipzig, 2. September. Se. Majestät der König und Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Mathilde trafen, wie das „Dr. J.“ meldet, heute Vormittag kurz nach 8 Uhr mit Extrazug hier ein und wurden von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Georg, welher bereits gestern Nachmittag hier eingetroffen war, sowie von den Spißen der Behörden ehrfurchtsvoll empfangen. Bald nach der Ankunft begaben sich Se. Majestät und Jhre Königlichen Hoheiten nah dem Terrain der Kavallerie-Manöver bei Seehausen. Am Schluß der Uebungen fand daselbst große Parade vor Sr. Majestät statt. Für Nachmittags ist im Königlichen Palais Diner zu 62 Ge- deckden angesagt.

Baden.

Karlsruhe, 1. September. Se. Königlihe Hoheit der Erbgroßherzog traf, wie die „Karlsr. Ztg.“ berichtet, gestern früh 9 Uhr aus Salem auf Mainau ein und verblieb daselbst bis zum Abend. Höchstderselbe wohnte mit den Höch- sten Herrschaften dem evangelishen Gottesdienst in der Schloßkirhe an. Nachmittags 3 Uhr sollten Se. Hoheit der Erbprinz und Jhre Großherzoglihe Hoheit die Erb- prinzessin von Anhalt zum Bejuch bei den Höhsten Herrschaften eintreffen. Fn Folge des anhaltenden Regens ist der Wasserstand des Sees so sehr gestiegen, daß gestern Nachmittag bei starkem Nordwind das Einschiffen in Unteruhldingen niht möglich war und die Anhalt- schen Herrschasten auf Höchstihren Besuch verzihten mußten. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog verließ die Höchsten Herrschaften aus dem gleihen Grunde {on um 7 Uhr und kehrte über Meerzburg nah Salem zurück. Die Anhaltishen Herrschaften befinden sich feit einigen Tagen in Salem zum Besuch bei Sr. Großherzoglichen Hoheit dem Prinzen und Jhrer Kaiserlihen Hoheit der Prinzessin Wilhelm. Heute fuhren Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin nah Bodman, wo der Verein für die Geshihie des Bodensees seine Jahresversammlung abhielt, und kehrten Nachmittags nach Mainau zurück. Jhre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Wilhelm {oß fich den Großherzoglihen Herrschaften von Ueberlingen aus an. Jhre Königlihe Hoheit die Erbgroßherzogin begab sich während dieser Zeit nach Salem und verweilte daselbit bis zum Abend. Berichtigend bemerkt die „Karlsr. Zta.“, daß am 30. v. M. nicht Fhre Königliche Hoheit die Großherzogin, sondern Jhre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin sich zum Bejuh nach Schloß Heiligenberg begeben hat.

Sachsen-Weimar-Eisenacch.

Weimar, 2. September. Fhre Königlichen Hoheiten der Erbaroßherzog und die Erbgroßherzogin sind, nah der „Weim. Ztg. “, am Sonnabend Abend von Neustadt zurück- gekehrt.

Elsaß - Lothringen.

Straßburg, 2. September. Der belgishe Minisier des Acerbaues de Bruyn sowie der luxemburgishe Slaats- Minister Eyschen sind, wie „W. T. B.“ meldet, Behufs «Information über die landwirthschaftlichen Einrihtungen von Elsaß-Lothringen hier eingetroffen.

Oesterreich - Ungarn.

Wien, 3. September. Se. Majestät der Kaiser und König wohnte am Montag abermals den Manövern bei Vöcklabruck bei. Gestern wurde das Manöver und die Nevue des anhaltenden Regens wegen abgeiagt. Die Erz- berzöge sowie die Minister begaben sich Nachmittags nach Wien. Der Kaiser und König reiste gegen Abend unter begeisterten Hochrufen der Bevölkerung nah Teschen, wo die Ankunft unter dem Jubel der Bevölkerung heute früh erfolgte.

: Wie die „Presse“ meldet, hat Se. Majestät an den Corps-Kommandanten in Serajewo ein Telegramm gerihtet, in welchem er demselben seine Zufriedenheit über die Haltung der im Manöver befindlihen bosnishen Jnfanterie-Bataillone ausdrüdckt. 5

Wie der „P. C.“ gemeldet wird, wollte Jhre Majestät die Kaiserin und Königin sih vorgestern von Arcachon nah Biarriß begeben, um si daselbst wieder auf der Yacht „„Chazalié“ einzuschiffen. Wie verlautet, gedenkt Jhre Majestät zunächst in strengstem Jncognits einige Häfen in Spanien und P ortugal zu besuchen. : i

Ín dem Munizipalrath von Triest verurtheilte, wie „W. T. B.“ mittheilt, dec Vorsißende Dompieri auf das Schärfste den wiederholt vorgekommenen Petarden- unfug; “es sei dies n u a Werk von Jndi- viduen, die niht der Triester Gemei§e angehörten. Der

Vorsitzende beantrage im Namen der gesammten Bürger- schast, die lebhafteste Entrüstung über die verbrecherischen Thaten auszudrücken und der Familie des jüngst bei dem Unglück s{chwer verwundeten Knaben eine Unterstüßung zu Theil werden zu lassen. Der Antrag wurde einstimmig an- genommen.

Frankreich.

Paris, 3. September. Der „Temps“ will wissen, der Minister des Auswärtigen, Ribot, würde die von den fran- zösischen Vertretern im Auslande eingesandten Berichte über die Arbeitergeseßgebung in den resp. Ländern in Form eines Gelbbuchs veröffentlichen.

Die Parade des I. und Il. Armee-Corps wird, dem „Avenir Militaire“ zufolge, am 18. oder 19. September bei Marcoing im Arrondissement Cambrai vor dem ober- leitenden General Billot stattfinden. Nach derselben wird die Infanterie aus den am weitesten entfernten Garnisonen mittelst der Eisenbahn in dieselben befördert werden, während 2 übrigen Tuuppen den Weg mittelst Fußmarsches zurück- egen. i Das englische Geshwader is gestern Vormittag 101/, Uhr auf der Rhede von Toulon eingetroffen und taushie mit dexr Batterie am Ufer die üblichen

Salutshüsse, Das “‘englishe Admiralshif} begrüßte so- dann mit 15 S wtsDû en die Flagge des Admircle Duperré. Das inzershif Formidable erwiderte den Gruß. Admiral Hoskins stattete hierauf, wie „W. T. B“ berihtet, mit seinem Stabe, zu welhem Kapitän Prinz Ludwi von Battenberg gehört, dem Seepräfekten Rieunier u dem Adjunkten des Bürgermeisters von Toulon in Abwesen- heit des Bürgermeisters selbst Besuche ab.

Blättermeldungen zufolge geht Mitte dieses Monats der Dampfer „Comorin“ mit einer größeren AnzahlD ffiziere und Mannschaften, welche zur Verstärkung -der Truppen in Cochinchina, Anam und Tongking béstimmt sind, von Toulon ab. 2

Nach einer vom Marine-Ministerium veröffentlichten Liste haben seit Beginn dieses Jahres 11 Kriegsdampfer und s Torpedoboot der franzöfishen Marine Havarie er- itten.

Die Eisenbahnen von Draguignan nach Montaroux (südlihes Neß) und von Champagnole nah Saint-Laurent (Paris—Lyon—Mittelmeer) sind in Betrieb gesegzt

worden. Rußland und Polen.

St. Petersburg, 3. September. Die als Schieds- rihter zu den Manövern kommandirten Offiziere, darunter der Herzog Eugen von Leuchtenberg, der Chef des Generalstabes, General der Jnfanterie Obrutschew sowie dessen Adjunkt, General-Lieutenant Mirkowitsh, sind gestern nah Kiwerzy in Wolhynien abgereist. Die Manöver beginnen am 27. August a. St.

Ftalien.

Rom, 2. September. Gegenüber den Kommentaren auêwärtiger Blätter über die Thatsahe, daß König Hum- bert sih nicht zum Stapellauf des Panzerschiffes „Sardegna“ nah Spezzia begiebt, wird, wie „W. T. B.“ meldet, kompetenterseits versichert, daß der König niemals die Absicht batte, diesem Stapellauf beizuwohnen, die daran gefnüpften Folgerungen also vollständig haltlos seien.

Portugal.

Lissabon, 3. September. Das gestern über das Be- finden des Königs am 1. d. M. ausgegebene amt- lihe Bulletin besagt, die Krankheit nehme ihren regel- mäßigen Verlauf, das Allgemeiabefinden sei so befriedigend, wie möglih. Jn dem vorgestern veröffentlihten amt - lihen Bulletin vom 31. v. M. heißt es, der König leide seit dem 21. August an einem typhösen Fieber, daëselbe trage bis jeßt einen milden Charakter, die Temperatur, die an einem der vorhergehenden Tage bis auf 40 gestiegen war, shwankte jeßt zwishen 38,8 und 39,8. Das Ullgemeinbefinden fei verhältnißmäßig befriedigend.

Belgien.

Brüssel, 3. September. Der Reihskommissar Major von Wissmann wird sih, dem „W. T. B.“ zufolge, morgen zum Besuch des Königs nach Ostende begeben.

Der „Moniteur Belge“ veröffentlicht die neuen Steuer- geseze für den Congostaat. Das erste Geset, welches bereits am 1. Januar 1890 in Kraft tritt, betrifft den Handel mit geistigen Getränken. Dar- nah is jenseits des Jnkifsi jeder, der diesen Handel betreiben will, zur Lösung eines Erlaubnißscheines verpflihtet. Die Abgabe beträgt für einen Fahresumsagß von 750 hl und mehr 20 000 Fr., von 500—T750 hb1 15 000 Fr., von 375—500 hl 10000 Fr., von 250—375 kl 7500 Fr., von 125—250 hl 5000 Fr., von 62—125 bl 2500 Fr., von weniger als 62 11 1000 Fr.

Serbien.

Belgrad, 3. September. Wie die „Agence de Belgrade“ mittheilt, hätte Graf lnoky in Folge wiederholter Schritte der serbishen Regierung sich bereit erklärt, die Schweine- einfuhr aus Serbien unter folgenden Bedingungen zu gestatten:

1) die serbische Regierung übernimmt die Verpflichtung, erst na§ ahttägiger Ueberwachung das erforderliche sanitätlihe Zeugniß Betreffs der S&weine auszustellen ;

2) der Erxporteur kat für jeden einzelnen S{weinetran€port die Erlaubniß des ungarischen Ministeriums zu erwirken.

3) die serbisde Regierung verpflichtet si, ihre Grenze gegen tie Einfuhr rumänisher Schweine zu sperren und gestattet die Ueber- wachung dieser Maßregel Seitens der ungarischen Regierung. _

Die Regierung beabsihtigt nun, eine Konferenz hervorragender Kaufleute des Landes einzuberufen, welche darüber berathen soll, was zu thun sei, Falls das Wiener Kabinet an den Bedingungen, betreffend die Zurück- nahme des Schweine-Einfuhrverbots, festhielte.

Bulgarien.

Sofia, 2. September. Die Meldungen mehrerer Blätter, wonach nur die radoslavistishe Opposition an den nähsten Wahlen zur Sobranje theilnehmen würde, sind dem „W. T. B.“ zufolge unbegründet; auch die Zankovisten und Karavelisten werden sich daran betheiligen. Die Kandidaturen Zankow's, Karawelow's, Zanow's, sowie anderer Mitglieder der Opposition sind bereits aufgestellt.

Amerika.

Vereinigte Staaten. Washington, 2. September. Der Senat begann die Diskussion des Kapitels „Zudcker“ im Zolltarife. Hale beantragte eine Abänderung zu Guniten. der Gegenseitigkeit zwishen den verschiedenen Staaten der wesilihen Halbkugel, welche auch angenommen wurde,

Argentinien. Buenos Aires, 2. September. Nah einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ sendet die National- Regierung auf Verlangen des Gouverneurs von Tu- cuman Truppen in diese Provinz.

Der Kongreß hat die Berathung der Vorlage des C indade Minditens über die Emission von 60000000 Dollars Schaßscheine und 15 000 000 Cedulas durch die National- Hypothekenbank begonnen.

Der Sedantag

ist gestern wie in Berlin so an allen anderen Orten des Reichs gefeiert worden und hat überall einen würdigen Verlauf genommen. |

Hier in Berlin wurde der nationale Festtag auch von den Kriegervereinen durch fesilihe Veranstaltungen in fünf verschiedenen Lokalen gefeiert; patriotishe Ansprachen

und Musikaufführungen sowie Volksbelustigungen hielten die Theilnehmer lange In: den festlich geshmüdten Orten bei-

n.

Wir fügen hieran einige der von außerhalb vorliegenden Mittheilungen. ;

Frankfurt a. O., 2. September. Die Feier des Sedan- tages wurde hier durch das Geläute sämmtliher Glocken ein- geleitet. Vormittags fanden Festgottesdienste und in den Schulen Festakte statt. Mittags begaben sih die Krieger- vereine, Gewerke und Korporationen in einem großen Fe st- zuge nah dem Eichwald, wo patriotish? Ansprachen mit Ge- sängen und Volksbelustigungen abwecselten. Das Prinz B Carl- und das Krieger-Denkmalt waren mit Lorbeer-

änzen prächtig geshmüdckt.

Hane i. Pr., 2. September. Die zwanzigjährige Wiederkehr des edantages wurde heute früh durch allge- meines Glockengeläute eingeleitet. Jn der Schloßkirche fand sodann Gottesdienst statt, welhem zahlreiches Publikum beiwohnte. Der Kriegerverein beging bei dem Kriegerdenkmal im Stadtpark eine besondere Gedähtniß- feier. Nachmittags und Abends fanden in vielen öffentlihen Lokalen, in den Häfen 2c. Festlichkeiten zu Ehren des Tages statt. Jn den Schulen wurden Redeakte ab- gehalten, der n E fiel aus. Alle öffentlihen und viele Privatgebäude haben Flaggenshmuck angelegt, ebenso die Schiffe im Hafen.

Görliß, 2. September. Die Feier des heutigen Tages wurde Vormittags mit Festgottesdiensten und Fest- akten in den Shulen begangen. Daran {loß \ih ein Festzug, an dem fich etwa 4000 Personen, darunter Mitglieder der Behörden, sämmilihe Gewerke, Fnnungen und Schulen betheiligten. Nachmittags fand ein Volksfest statt. Für den Abend find Jllumination der Stadt und Festvorstellungen in den Theatern in Ausfiht genommen.

Hannover, 2. September. Vormittags wurde in allen Kirchen Festgottesdienst abgehalten. Später trug die Liedertafel auf dem Marktplaß Gesangsvorträge vor. Nah- mittags bewegte sih ein Zug von 7000 Schülern und Vereins- mitgliedern nach dem Kriegerdenkmal. Abends war eine patriotishe Volksfeiec auf dem Schügenplag.

Osnabrüdck, 2. September. Zur Vorfeier des Sedan- tages fand gestern Abend Zapfenstreich der Kriegervereine und Fesikommers statt. Heute früh leitete ein Weckruf die Feier ein; in den Sulen wurden Festakte abgehalten. Später seßte sich ein Festzug, an dem sich die Behörden, das Offiziercorps, die Körperschaften und Vereine, die Gewerke und sämmtliche Schulen betheiligten, durch die rei beflaggte Stadt zum Festolay in Bewegung, wo der Bürgermeister Möllmann die Festrede hielt. Jn das am Schlusse derselben auf Se. Majestät den Kaiser ausgebrahte Hoh stimmte die nach vielen Tausenden zählende Volksmenge begeistert ein. Am Abend wird ein Feuerwerk abgebrannt werden.

__ Mülheim a. Rhein, 2. September. Die Sedanfeier ist hier unier reger Betheiligung der Bürgerschaft, sämmtlicher Vereine und Shulen verlaufen. An dem Festzuge nahmen etwa 1000 Personen Theil. Abends war die Stadt festlih beleuchtet,

Rüdesheim, 2. September. Einen großartigen Anblick gewährte, wie der „Frkf. Ztg.“ geschrieben wird, gestern Abend die bengalishe Beleuchtung des National- denkmals auf dem Niederwald. Gegen 7?/, Uhr tauhte die Figur der Germania vom herrlihsten Lichterglanze umflossen am dunkeln Nachthimmel auf. Weiße, rothe und grüne Flammen bestrahlten das Monument sammt den Reben- geländen des Rüdesheimer Berges und spiegelten sich in den Fluthen des Rheinstroms. Das Schauspiel, das viele Zu- ichauer angezogen hatte, währte 14, Stunde, dann vershwand das Denkmal im Dunkel der Nacht. Die Berge aber zu beiden Seiten des Fiheins waren noch lange an verschiedenen Punkten durch Freudenfeuer erleuthtet.

Leipzig, 2. September, Der Sedantag wurde heute früh durch Wedckruf verschiedener Kapellen eingeleitet. Später erfolgte die Bekränzung der Friedenseihe. Jn sämmtliche: Schulen wurde eine der Bedeutung des Tages entsprechende Feier veranstaltet. Die Festgottesdienste waren sehr ftark besucht. An mehreren Orten fanden öffentlihe Aufführungen pa- triotisher Vusikstüke statt. Nachmittags bewegte si ein großer Festzug in 100 Abtheilungen mit 16 Musikcorps durch die Stadt zum Königlichen Schlosse. Der König erschien auf dem Balkon und empfing die Ovationen des Publikums. Der Vorbeimarsh des Zuges dauerte etwa 3/, Stunden. Abends wird ein großes Feuerwerk abgebrannt werden. Die Stadt ift fesilich geshmüdt, das Wetter frish und trocken.

Stuttgart, 2. September. Dem Sedanfest ging gestern Abend die Todtenfeier auf dem Fangelsbachfriedhof voran. Um 6 Uhr begann das Glockengeläute, während fih der feierlihe Zug nah der Grabstätte der Kämpfer des großen Jahres bewegte. Voran die Krieger- und militärischen Vereine mit {warz verhüllten Fahnen und Standarten sammt der Sanitätskolonne von Stuttgart und Berg; dann Offiziere der Linie und Reserve, an der Spitze die Generale Frei- herr von Lupin, von Reibel und Generalarzt Dr. von Fichte; alsdann die bürgerlihen Kollegien mit Ober-Bürgermeister Dr. von Hack, Mitglieder des Liederkranzes, der Feuerwehr, der Schügengilde 2c. Der Pfarrer Sandberger von der Karls- vorstadt Heslach hielt eine ergreifende Ansprache. Heute sind die Straßen reihlih beflaggt. Morgens erklang vom Stifts- kirhenthurm Choralmusik. Jn den fkatholishen Stadtpfarr- tirhen fanden um 8 Uhr Todtenämter für die gefallenen Krieger statt. Die Feiern in den Volksschulen erfolgten in der angekündigten Weise.

Braunschweig, 2. September. Nachdem der Vor- abend des Sedantages durch Concert und JFllumination auf dem Altstädtishen Markte, sowie dur einen Kommers gefeiert worden, bei welchem Ober-Bürgermeister Pockels den Toast auf Se. Majestät den Kaiser unter Itürmisher Begeisterung der zahlreihen Theilnehmer aus- brachte, fand heute Vormittag Festgottesdienst und später auf dem Altftädtishen Markte eine große Versammlung statt, bei welher Pastor Hasenclever eine die hohe Bedeutung des Sedantages würdigende Rede hielt. Hiernach begaben si die Korporationen, Vereine, Schulen 2c. Braunschweigs in festlihem Zuge nah einem Play außerhalb der Stadt, woselbst Turn- und Wettspiele veranstaltet wurden. Heute Abend wird ein Feuerwerk die öffentliche Feier beschließen.

Sondershausen, 2. September. Die heutige Feier des Sedantages begann mit einem vom Thurm herab geblasenen Choral. Von 8 bis 9 Uhr hielten die städtishen Schulen ihre Sedanfeier ab. Dem Gottesdienst in der Trini- tatisf:rhe wohnte Se. Durchlauht der Fürst bei.

| Nah S@&luß des

Gottesdienstes wurden auf dem [

Arie Tse 21 Kanonenshüse gelös. Um 11 Uhr olgte dann der Festaktus des Fürstlißhen Gymnasiums. ahlreihe Fahnen und Flaggen geben der Stadt das äußere eichen eines hohen Festitages.

Hamburg, 2. September. Zur Feier des heutigen Tages waren die öffentlichen sowie viele Privatgebäude rei beflaggt. Die Kriegervereine, welhe dem Gottesdienst in der Michaeliskirche beigewohnt hatten, zogen dann zu dem Kriegerdenkmal, woselbft Kränze niedergelegt wurden. E, werden in verschiedenen Vereinen Festlichkeiten ver- anstaltet.

Kunft und Wissenschaft.

X Die Ausstellung von Honrath und van Baerle.

_Es liegt auf der Hand, daß das Publikum leiter entshlossen is, heitere Themata und solhe Gemäld- zu kaufen, welche geeignet sind, die Wohnräume zu {hmüdcken. Anfänger, oft große Talente, welche „durchdringen“ wollen und für eine größere, z. B. die Akademische Ausstellung malen, machen oft die traurige Erfahrung, daß ihre Werke günstig be- urtheilt, aber niht verkauft werden. Jn Folge dessen sehen wir in der Privatausstellung des Händlers zumeist heitere Themata, lahende Gesihter und farbenprähhtige, oft auch geradezu bunte Bilder. Ohne Zweifel wirkt der oben beregte Umstand auf die ganze Malweise, Auffassung und Kunstausübung unserer Zeit; die Kräfte des Künstlers werden dadurh be- shränkt und an ihrer vollen Ausbeutung behindert. Das mag aber in gewissem Maße immer der Fall gewesen sein, so lange für den Wohnraum gemalt wird.

__ Ein großer Theil der bei Honrath und van Bacrle

befindlihen Werke entstammt Künstlern, welhe die Münchener Akademie besuht haben. Das Saufenster zeigt cin foloristisch Hhervorragendes Gemälde von Kalkreutkb. Hohe Meisterschaft bezeugt die malerishe Wiedergabe der beleuhteten Bergkuppe, währerd bläuliher Dusft das Gebirgsthal einhüfli. Thumann is mehrmals ver- treten. Von Gaisser sehen wir ein prähtiges kleines Genre- Bildchen, welches, mit minutiösem Fleiß durhgeführt, auf der rechten Seite der Komposition den Kopf eines Lands- fnehts zeigt, der an Feinheit der Empfindung für das Charakteristishe und Malerishe nihts zu wünschen übrig läßt. Kiesel bringt einen Studienkopf, dem bei aler Geschicklihkeit und Gewandheit in technischer Beziehung etwas mehr Geist und Leben zu wünschen wäre. A. Aqgenbach, Kuczewsky, Douzette zeigen sich in gewohnter Meisterschaft. Brandt hat, wie stets, verschiedene Themata aus dem Leben der slavishen Völker- stämme gewählt. Ein Wolf greift sich aus einer Schafheerde jeine Beute heraus und wird vom berittenen Schäfer erlegt. Ein anderes Wert von seiner Hand zeigt uns eine muntere Jagdgesell- schaft, die im Gefährt das Revier erreihen will. Von Hallegos ist in meisterhafter Weise ein Kirchen-Knaben-Chor gemalt. Die vielen kleinen Köpfen find mit großer Feinheit und Charakteristik gegeben, auch das Kolorit läßt nichts zu wünschen übrig. Jn Salinas sehen wir einen höchst talent- vollen Künstler, der in ähnliher Weise wie Menzel die Natur zu sehen und wiederzugeben befähigt isi. Defregger's Studienköpfchen läßt nicht verkennen, daß wir einen „aller- ersten“ Meister vor uns haben. Es is im Kolorit sowohl, wie in der Behandlung freilich niht so ansprehend, ja hinreißend, wie fo viele fkföstlihe kleinere Arbeiten desselben. Defregger ist ein unübertreffliher Meister in der Darstellung der Piyche des Menschen. Dies beweist uns sein „Ball auf der Alm“ ebenso, wie viele andere seiner s{hönen Bilder; aber da, wo keine eigentlihe Handlung vorhanden ift, welche auf der Außenseite des Menschen einen psyhishen Effekt hervorrufen könnte, da führt er den Beweis, daß es nicht die untergeordneteren Mittel, wie Kolorit und Technik, find, welche ihm den mit Net errungenen so s{önen Künstilerruf ver- schafft haben. ___ F. A. Kaulbach ift so zu sagen „geschickter“ als er und spielt dabei stets mehr in das Gebiet des Schönen hinüber. Von diesem sehen wir u. A. ein kleines Bildchen, die Fortuna des Shweine-Auskegelns. So unbedeutend das Thema auch ist, in so geistreiher Weise ist es jedoch gelöst. Fortuna shwebt, „ihr Schwein am Bändel“ haltend, auf die stürzenden „alle Neune“ zu. Auf Goldgrund, in feinstem Helldunkel ge- halten und in den Hauptsahen recht fein durchgeführt, jagt uns dieser Kontrast zum Thema selbst einen ordentlichen Schrecken ein. Es ist, wie wenn Max und Moriz in klassi- schen Melodien vorgesungen werden.

_ Von Buchbinder is ein den besien Holländern an Fine der Technik gleihkommendes kleines Köpfchen vor- anden.

R. SYhleich flellt uns einen mit Schlittshuhläufern be- lebten Fluß dar; er bemüht si, mit diesem Gemälde nit ohne Erfolg den Niederländern beizukommen. Von Ko- walsky sehen wir eine Bauernhobhheit voll Leben und Humor. Vortrefflich stimmt Luft, Hintergrund und Umgebung f der Abtönung des Fleisches und der näher befindlihen Gegensiände. Chelminsfky, der Maler von Jagdscenen zu Pferde, stellte ein allerliebstes miniaturartiges Den aus. E.wähnens8werth dürften u. A. auch noch zwei kleine Geflügel - Darstellungen von C. Jus sein, welhe in liebevoller Weise durchgeführt sind.

Land- und Forftwirthschaft.

Land- und forftwirthschaftliher Kongreß.

Die Mitglieder des land- und forftwirtbschaftliden Kongresses besiétiaten gestern, wie ein Telegramm des „Wolff’shen Bureaus“ aus Wien weiter meldet, auf Ginladung des Gemeinderatbes das Rathhaus. Anwesend waren hierbei tie Minister Freiberr Falken- bavn, von Gautsch und von Prazak, sowie mehrere Abgeordnete. Vize-Bürgermeister Borsbke brachte zum Swluß seiner Begrüßungs- rede ein entbusiaftisch aufgenommenes Hoh auf Se. Majestät den Kaiser von Desfterreic sowie eines auf den Kongreß aus. Der Präsident der Ausftelung Graf Falkenhayn toastete auf die Ent- widelung Wiens,

Sanitäts-, Veterinär- und Quarantäuewesen.

Oesterreich-Ungarn. Das Verbot der Ein: und Durchfuhr von Hadern, alten Kleidern, altem Tauwerk, gebraubter Leibwäihe und gebrauhtem Bettzieug aus Klein-Asien (vergl. „Rei{8s-Anzeiger* Nr, 173 vom 19. Juli 1890)

Theater und Musik.

Das Wiederauftreten von Therese Bled

a tederaustreten von Therese edermann i \

Nitouche“ findet erft morgen ftatt. in ‘e Manie : Kroll’s Tbeater.

Die fteis gern gehörte Over „Das Nathtlager in Gra- nada“ von Kreuzer erfreute si geftern wieder einer sehr günstigen Aufnabme von Seiten des zahlrei erschienenen Publikums. Die bewährten Mitglieder der Kroll'shen Oper hatten für eine in jeder Beziebung gelungene Autführung Sorge getragen. Zuglei batte Hr. Direftor Engel der hohen Bedeutung des patriotischen Gedenk- tages wegen ein besonderes Vokal- und Inftrumental - Concert veranstaltet, an welchem sib der Erk' iche Männergesang- verein unter Leitung des Hrn. Hauptstein und ein Kavallerie- Musikcorps unter Hrn. Riemann’s Führung betheiligten. Die zablreihen Kompositionen patriotishes Inhalts, die das Programm enthielt, wurden von den Zuhörern mit den Zeichen begeisterter Theil- nabme aufgenommen. z Adolph -Ernst-Theater.

In der am Sonnabend zu erster Aufführung gelangenden Novität „Unsere Don Juans“, zu welHer_ Franz Roth die Musik geschrieben bat, wird auH der neu engagirte Kapellmeister Adolph Ferron dur zwei von ihm komponirte Gesangszummern als Komponist debütiren.

Aus Braunschweig, 1. September, meldet die „Köln. Ztg.“ Nah fünfmaliger Aufführung des Dumas'shen Stauspiels „Der Fall Clemenceau* am biesigen Sommer-Theater wurden weitere Aufführungen von der Polizei-Direktion verboten, da das Stück gegen die religiösen und sittlichen Gefühle verstoße.

Maunigfaltiges,

Ueber das Kaiser und Kaiserin Friedrih-Kranker- baus wird der „Ves. Ztg.“ geschrieben: Wie dringend das Be- dürfniß nach einem derartigen Inftitut in Berlin ift, geht raus bervor, daß in dieser Zeit für niht weniger als 600 Kindesbälfe gesucht wurde, sodaß die Arbeit für die Aerzte der Anstalt zditweilig eine überaus anftrengende war. Der Bau des Krankenbauses wird energisch fortgeführt. Soeben ift eine kleinere Abtheilurg für nit anftedende, innere und chicurgis@e Krankheiten eröffnet worden. Der Bau der Swarla-Abthbeilung ist so weit gefördert worden, daß die Eröffaung derselben in den nächsten Wochen bevorsteht. In crfreu- li&ster Weise bethätigen sh Bürgersinn und Wobltbätigkeit an der jungen Anftalt. Der Vorstand, das Kuratorium, wie die Direktion find voll des Dankes für die bodberzigen Geber und bitten au weiterhin der Anftalt das bisher so reihlih erwiesene Woblwollen zu erbalten.

Die naturwissenshaftli§e Gesellshaft „Urania“, wel&e bisber nur ein naturwifsenshaftlihes Theater besessen hat, das beißt einen abgescklossenen Raum, in welchem an der Hand und auf der Basis intereffsanter leutender Bilder die Ergebnifse der Naturforshung in allen ibren Zweizen durch Vorträge dem Publikum dargelegt wurden, bat nun in einem viel bes@eideneren Raum eine Art Dvernbaus etablirt. Man erinnert sich noch, daß es das Verdienst der Gesellsshaft Urania war, dem großen Publikum die Bekannt- haft mili dem Edifon'shen Phonographen vermittelt zu baben, mit jenem kleinen großartigen Apparat, wel§er uns niht nur die Stimmen anderer Menschen, sondern eine volle or&estcrale Musik ins Obr und in die Seele zu zaubern vermag. Die Neuerung, welche die „Urania“ seit gestern Abend eingeführt bat wird niét in glei bobem Grade unsere Bewunderung hervorrufen, denn uns allen ift das Wesen jener Einrichtung seit Jahren geläufig, welche bier in den Dienst gestellt wird, um einer kleinen Zubörerzabl beinabe den vollen SGenukß einer Opernvorstellung zu gewähren: es if das Telepbon.

Einige Herren und Damen treten in einen kleinen Raum, in welhem ih mehrere Nischen befinden; in jeder Nische stehen si zwei Stüble gegerüber und oberhalb derselben endet die telepbonisbe Verbindung, deren ziemli umfangreibe Hörplatten man an das Obr drücckt. Im Königlichen Opernbause faxd gestern gerade die Auf- fübrang der melod!ösen Oper „Carmen“ statt; erwartungsooll nabm man den Schallbecher ans Okr. Der aufmerksame Hörer findet si s{neil in die Situation; wer ein feines Obr hat, bört nibt nur das Orcbefter, sondern kann es aub auf seine einzelnen Instrumente bin analysiren; er vernimnt die Stimmen der Soliften, welhe si klar von den andern Tonmafsen abbeben, und mit seinem geistigen Auge sieht er au, wenn er die Opernvorstellung vorber gekannt bat, die Vorgänge auf der Bübne, er sieht Carmen kommen, die Wache auf- zieben und das Volk der Arbeiter die Bühre beleben, und, wenn dann das Beifallklatshen der Menge in sein Obr dringt, dann wäre er ver- su@t, mitzuklatsben, wenn er nit die Hände gebrauchte, um die Hörplatten ans Obr zu drücken.

Was die Vermittelung dieses neuen eigenartigen musikalishen Genv}es anlangt, so werden im Opernbause die Shallwellen durH Ader'sc{he Mikrophone aufgefangen und durch 4 ftarke Bronze- drähte in bekannter Weise auf elektrischem Wege weitergeleitet.

Man darf erwarten, daß die „Urania“, welWe in dem Bemühen nit erlabhmt, dem Publikum neue und unterbaltende Anregung zu bieten, welhe das Interesse für die Naturwissenscaften zu beleben und zu fördern geeignet ist, auch dur die telephonishe Verbindung des Instituts mit dem Königli@en Opernbause si& neue Freunde er- werben und vor Allem zabhlreihe Besuczer beranziehen wird.

Am geftrigen Nachmittag erfolgte die Beerdigung des Reichs- bank-Direktors Geheimen Ober-Finanz-Raths von Rottb auf dem Jerusalemer Kirchbofe am Blüterplay in Anwesenheit der Mit- glieder des Reichtbank-Direktoriums, jaßireiher Beamten der Reichs- bank und unter großer Betheiligung kaufmännisSer Kreise. Vorber fand eine Trauerfeier in der auf dem Friedbofe an der Belle- Alliancestraße belegenen Leibenkapelle ftatt. Die Rede bielt Pastor Stage von der Heiligkreu;kirhe, das Henneberg'sche Quartett führte die Gesänge aus, an der offenen Gruft spielte außerdem eine Trompeterkapelle.

Der Stolze’ sche Stenograpben-Verein bält morgen im Brandenburger Hause, Mobrenftraße 47, eine Hauptversammlung ab, auf deren Tagesordnung u. A. eia Vortrag des Gymnasßallehrers Morgenstern über „Ein neues Propagandamittel“ steht.

Aus Parchim wird der „Poft* ges@rieben: Man wünscht bier bin- sichtlich der nationalenHuldigung für den General-Feldmarschall Grafen von Moltke, daß das große Berliner Comité dem Plane beitritt, Moltke's Geburtshaus anzukaufen und eine Moltke-Stif- tung darin unterzubringen. Das Geburts haus besitzen jeßt in Parchim zwei Frl. Swneider, Lebrerinnen an einer böberen Töhterschule. Diese baben dem Parchim'ichen Comité das Vorkaufsrecht bis künf- tige Oftern eingeräumt. Am Sonnabend hat bier eine Versamm- lung, der neben dem Magiftrat uad dem biefigen Moltke-Comité auch der Reihstags-Abgeordnete Graf Schliefen-Swliefenberg an- wobnte, beshlofsen, eine größere Anzabl von Reichstags: Abge- ordneten zu ersuchen, diese Angelegenheit möglichst zu fördern.

Unwetter und Uebers&wemmungen.

Vom Bodensee, 1. September, wird dem „St&#w. Merk.* geschrieben: Seit 5 Tagen baben wir ununterbrochen ftrômenden Regen. Der See fteigt enorm, und um ein Weniges hat er die Höhe von 1876 erreiht. Argen, Schufsen und Aa sind über ihre Ufer getreten. Da der See ündlih um 1 cm wächst, find die Keller 2c. mit Wafser ho gefüllt, dabei ift die Wiüinterung #& kalt, daß allenthalben eingebeizt wird. Den Paffagieren des am Sonnabend, Abends 9 Ubr, von Bregenz na Lindau verkehrenden Personenzuges zeigte sid __ein Schauspiel, wie dies sich{ vom Éisenbahnwaggon aus wobl selten

ift auf ganz Asien au3gedehnt worden.

bieten dürfte. “In Folge des hohen Seestandes und eines heftigen

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