Hier is ein Empfangszelt-Pavillon erbaut, der im Jnnern die preußischen Landesfarben zeigt, während außen, durxh die Samnmeteinfassung der Brüfung in Roth, die deutschen Farben Schwarz Weiß;Roth zu. sehen find. S s Nach Allerhöchstihrer Ankunft begeben Sih die Majestäten sofort nah dem Paradefelde dur die Fesistraße, die sich vom Bahnhofe aus durch die Bahnhofsfiraße über den Holm bis zum Friesischen Thor hinzieht und zu beiden Seiten mit von Eichenlaub umwundenen Flaggenmalsten eingefaßt is. An dem Eingang zur Bahnhofsstraße befindet sih eine Ehrenpforte, welche, in einfahem Styl erbaut, mit {hleswig- holsteinishen Flaggen an der Einfahrts- und mit deutschen Fahnen an der Ausgangs seite drapirt, sowie mit_ den Namens- zügen der Majestäten verziert ist. Ein zweiter Triumphbogen E am sogenannten Friesishen Thor errichtet und ähnlich aus- gestattet. s Die Parade- Aufstellung am 4. Scptember — die Parade selbs wird von dem kommandirenden General des 1X. Armee-Corps, General der Jnfanterie von Leszczynski kommandirt — erfolgt in zwei Treffen, deren erstes General- Lieutenant von Scherff, Commandeur der 18. Division, deren zweites General-Licutenant Graf Finck von Finckenstein, Com- mandeur der 17. Division, befehligt. Vom rechten gegen den linken Flügel stehen der Reihe nah im ersten Treffen : die 33. Infanterie - Brigade (General-Major von Wodike), die 34. Jnfanterie - Brigade (Großherz, WMecklenburg.) unter General - Major von Nickisch - Rosenegk; ferner
die 35. Jnfanterie-Brigade (General-Major von Lundblad)
und die 36. Jnfanterie-Brigade (General-Major von Loßberg). Die 33. Jnfanterie-Brigade wird aus den JFafanterie-Regi- mentern Nr. 75 und 76 “gebildet (Commandeure: Oberst von Brodowski und Oberst von Klißing). Die 34. Jufanterie- Brigade bilden das Grenadier-Regiment Nr. 89 unter Oberst von Grone und das Füsilier-Regiment Nr. 90 unter Oberst von Schmidt. Die 35. JFnfanterie:Brigade seßt sich aus dem Infanterie-Regiment von Manstein Nr. 84 (Oberst Bcausewetter) und dem Füsilier: Regiment Nr. 86 (Oberst Berger) zufanmen, während die leßte im ersten Treffen stehende 36. Fnfanterie- Brigade aus dem Jnfanterie-Regiment Nr. 31 (Oberst von Psuhlstein) und dem Jnfanterie-Regiment Herzog von Holstein Nr. 85 (Oberst Goldschmidt) gebildet wird. Jhr folgen das Jäger: Bataillon Nr. 9 (Major Henke) und das Pionier- Bata:llon Nr. 9 (Major Gronen). ;
Am rechten Flügel des zweiten Treffens werden die 17. (General-Major von Schnackenberg) und daran anschließend die 18. Kavallerie-Brigade (General-Major von Bercken) ihre Aufstellung haben, während am linken Flügel des zweilen Treffens die 9. Feld - Artillerie - Brigade (General - Major von Knobbe) und am Schluß das Train-Bataillon Nr. 9 (Major Tendering) sich befinden. Zur 17. Kavallerie-Brigade gehören: die Dragoner-Regimenter Nr. 17 (Oberst Heinrich XVIII, Vrinz Reuß) und Nr. 18 (Oberst Freiherr von Patow); zur 18. Kavallerie-Brigade: die Husaren-Negimenter Nr. 15 (Oberst- Lieutenant Freiherr Geyer von Schweppenburg) und Kaiser Franz Joseph von Oesterreich Nr. 16 (Oberst von Thümen). Die 9. Feld-Artillerie:Brigade endlih wird aus den Feld-Artillerie- Regimentern Nr. 15 (Oberst Rohne) und Nr. 24 (Oberst von Mohl) gebildet. Die Truppen haben ihre Aufstellung mit der Front nah N-.rden. FJhnen gegenüber, vor den Tribünen werden die Kriegervereine postirt sein, deren Aufstellung der Bezirks-Commandeur von Flensburg, Oberst- Lieutenant Pfeiffer leitet. Der Vorbeimarsch der Truppen erfolgt zum ersten Male in Compagnie- bezw. Eëcadron- und Batteriefront, zum zweiten Male bei der Jnfanterie in Regiments-Kolonne (Jäger und Pioniere in Compagnie-Front- Kolonne), bei der Kavallerie, Artillerie und dem Train wie beim ersten Vorbeimarsh, jedoch im Trabe, mit vorschcifts- mäßigen Abständen. : ;
Nah der Parade findet im hiesigen Nathhause das Jhren Majestäten von der Stadt dargebotene und Allergnädigst angenommene Frühstück statt. Es ist dazu der große Ständesaal gewählt und das im Jahre 1853 aufgeführte Gebäude nicht allein äußerlich mit Guirlanden und Fahnen, sondern auch im Jnnern reih durch ‘Topf- gewächse aller Art sehr geshmackvoll dekorirt wor den. Der Hof des Rathhauses ijt in eine Allee verwandelt worden, deren beide Seiten die herrlihsien Blattpflanzen und Bäumchen zeigen, während am Ende derselben die Kolossalbüste des Hochseligen legt Wilhelm I. das Ganze in wirkungsvoller Weise ab-
ießt.
Nach dem Frühstück begeben Sih die Allerhöchsten Herr- schaften nah Gravenstein, woselbst um 6 Uhr Abends das Parade-Diner bei Allerhöchstdenselben stattfindet.
Ueber die gestrige Flottenrevue entnehmen wir der „Kieler Zeitung“ in Ergänzung der gestrigen telegraphi- chen Mittheilungen noch Folgendes :
Sobald es 8 Uhr geschlagea, erscholl der erste Shuß des Saluts, und {nell pflanzte si der Kaisergruß von Bord zu Bord fort, bis auch die Batteriegeshüße der österreichischen Schiffe in das Concert einstimmten, mit welhem der neue Kaisertag begrüßt wurde. Die deutschen Schiffe hißten neben der eigenen die österreichische, die österreihishen die deutshe Flagge. Um 8/, Uhr kam von der Stadtseite her der englishe Admiral of the fleet Hornby mit seinem Sohn nebst Begleitung und Gefolge gefahren und begab si sofort über die Brücke in die bereit liegende Stationspinasse, die ihn zur „Hohenzollern“ über- seßte; eine Viertelstunde später verließ Prinz Heinrih mit seinem Adjutanten das Schloß und begab sich mittelst Pinasse an Bord der „Jrene“, und nach aber- mals einer Viertelstunde trat aus der Gartenpforte des Schlosses der österreihishe Marine-Kommandant Freiherr von Sterneck mit seiner Adjutantur und ließ sich vermittelst eines österreichishen Nuderboots an Bord des „Kaiser Franz Joseph 1,“ fahren, dessen Kommandant, Erzherzog Stephan, den Oberst-Kommandirenden der österreichishen Marine be- gleitete. Präcise 9 Uhr bemerkte man Flaggensignale an Vord der „Hohenzollern“, und alsbald sah man auf den österreichischen Schiffen sowie auf der „Grille“ die Mannschaften sih an der Reeling aufstellen. Bald darauf öffnete sich abermals die Schloßpforte und die Fürftlihen Damen, e Königlichen Hoheiten die Prinzessin Heinrih und die Großherzogin Marie von Medcklenburg:Schwerin traten heraus und nahmen den Weg über die Brücke, um si ebenfalls in einer bereitliegenden Stationspinasse einzuschiffen. Um 91/4 Uhr, als die prinzliche Flagge auf diesem Fahrzeug gehißt wurde, wurde auch drüben an Steuerbordseite der „Hohenzollern“ das mit der gelben Standarte gekennzeichnete Boot des Kaisers sichtbar.
Se. Majestät der Kaiser fuhr um die Yacht „Hohen- zollern“ auf die Backbordseite der zu besihtigenden Schiffe, die Fürstlichen Damen folgten dem Kaiserschiff. Eine große Floitille von Privatdampfern und Seglern wurde auf dem Strome bemerkbar, um der Flottenparade ansihtig zu werden. Das Kaiserschiff fuhr zunächst an dem österreihishen Ramm- kreuzer „Kaiser Franz Joseph L.“ vorüber und wurde von lautem Hurrah der Mannschaften begrüßt. Die Geschwader- kapelle spielte den Parademarsh. Die gesammte Mannschaft hatte an Deck Paradestellung genommen. Langsam fuhr der Kaiser an allen Kriegsfahrzeugen vorüber, stets von dem Hurrah und der Parade der Mannschaften begrüßt. Als der Kaiser die deutshe Flotte passirte, gab dieselbe donnernden Salut. Um 10 Uhr war die Kaiser- yacht bereits auf der Rückfahrt bei dem österreichischen Kriegsschiffe „Kaiser Franz Joseph T.“ angelangt, das Erz- herzog Stephan von Oesterreih befehligt. Der Kaiser stieg sofort an Bord und die Kaiser-Standarte ging auf dem Signal- mast empor. Jn demselben Augenblick flaggten die öster- reichischen Kriegsschiffe „Kronprinzessin Erzherzogin Stephanie“ und „Tiger“ über die Toppen und feuerten donnernden Salut.
Der Kaiser verließ um 10?/, Uhr das österreichische Kriegs- {if} „Kaiser F:anz Joseph 1.“ Als die Kaiser - Standarte niederging und auf der Stationsyacht wieder gehißt wurde, gab „Kaiser Franz Joseph T.“ den Ehrensalut. Auf dem Vordermast der „Hohenzollern“ wurde die Kaiser - Standarle gehißt, „Kaiser Franz Joseph T.“ flaggte nun über die Toppen und gab den Ebrensalut. Alsdann fuhr der Kaiser zum Panzer- {hi „Erzherzogin Stephanie“, das die Kaiser-Standarte hißte. Gegen 1 Uhr verließ Se. Majestät das Schiff wieder, während das Geschwader salutirte, und begab Sich an Bord der „Hohen- zollern“, welche um 11/5 Uhr nah Ekensund in See ging, der Aviso „Grille“, mit dem kommandirenden Admiral an Bord, folgte. Hierauf gingen das österreichische und das deutsche Geschwader in See. Vollbeseßte Privatdampfer begleiteten die Geschwader. Das österreichishe Geschwader wird nah Beendi- gung des Kaisermanövers nah Kiel zurückkehren.
Jn Begleitung Sr. Majestät des Kaijers und Königs während der Revue befanden sich, nach einer Meldung des „W. T. B.“, auf der von dem Lieutenant zur See Hoffmann gesteuerten Stationsyaht der General - Feldmarschall Graf Molke, der Admiral Hornby, der kommandirende Admiral, Vize-Admiral von der Golß, der Vize-Admiral Knorr und der General-Lieutenant von Wittich.
Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich und Jhre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Victoria und Margarethe besihtigten vorgestern in Spalato das Museum und die Domkirche sowie die Alterthümer von Salona und kehrten Abends 8 Uhr an Bord der „Surprise“ zurü. Die Bürgerkapelle führte Jhrer Majestät zu Ehren ein Concert auf. Der Kriegsdampfer „Lussin“ beleuchtete die Stadt elektrish. Gestern früh sebte die „Surprise“ die Hue nah Zara fort, wo, wie „W. T. B.“ meldet, die Ankunft 2 Uhr Nachmittags erfolgte. Jhre Majestät und Jhre König- lichen Hoheiten gingen an Land und besichtigten die Stadt.
Im Aus3wärtigen Amt is} soeben ein neues Verzeichniß der Kaiserlih deutschen Konsulate bearbeitet worden, aus welchem sih die zahlreihen Neubesezungen der Konsulat- stellen, wie sie die Ausdehnung unserer Vertretung im Aus- lande bewirkte, ergeben. Dasselbe ist von der Königlichen Hof-Buchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn in Berlin, Kochstr. 68, für 1,25 #6 zu beziehen. Gleichzeitig erschien ebenda und în derselben Weije redigirt ein Verzeichniß der C des Auslandes im Deutshen Reich (Preis ,80 A6).
Der Kaiserliche Gesandte am Königlih dänischen Hofe Freiherr von den Brinccken is von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Kopenhagen zurückgekehrt und hat die Geschäste der Gesandtschaft wieder übernommen.
Zur Beiwohnung der Manöver des IX,, V, und VI. Armee: Corps haben Berlin verlassen: der General der Kavallerie und Chef des Generalstabes der Armee, Graf von Walder- see, General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs, und à la suite des Königs-Ulanen-Regiments (1. Hannover- schen) Nr. 13, und der Ober-:Quartiermeister, General: Lieute- nant Graf von Schlieffen II.
General-Lieutenant Freiherr von Troschke, Remonte- Inspecteur, hat sih mit kurzem Urlaub nah Ha".nover begeben.
Homburg v. d. H., 3. September. Der Fürst Bis- marck ist um 6 Uhr Abends zu Wagen hier eingetroffen. Die Fürstin hatte ihren Gemahl von Frankfurt a. M. ab- geholt.
Vayern.
München, 4. September. Jhre Kaiserlißen und König- lihen Hoheiten der Erzherzog und die Erzherzogin Franz Salvator von Oesterreich trafen, der „Alg. Ztg.“ zu- folge, am 1. d. M. Abends hier ein und reisten gestern Nach- mittag nah Oberammergau. Ebendahin haben sich auch Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Ludwig Ferdinand mit Jhrer Majestät der Königin Jsabella von Spanien begeben. i _ Der vormalige Minister-Präsident Dr. Freiherr von Luß ist, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nahmittag 4 Uhr in Póding gestorben. |
Jotaan Freiherr von Luß war am 4./Dezember 1826 in Münner- ftadt, wo sein Vater als Scullehrer wirkte, geboren, sludirte von 1843 bis 1848 auf der Universität Würzburg die Nechtêwissenschaften und war darauf mehrere Jahre als Ritter am [Land- und Stadt- gericht in Nürnberg beschäftigt. Später wurde er zum Hülfsarbeiter im Justiz Ministerium und 1863 vom König Morximilian 11. zum Sekretär im Privatkabinet “ernannt. Auch unter König Ludwig 11. verblieb Lug in dieser Stellung und wurde 1866 zum Chef des Ge- beiwen Kabinets befördert, übernahm aber {on am 1. Oftober 1867 in dem Miristerium Hohenlohe das Justiz-Ministerium. Als im November 1869 der damalige Kultus-Minister von Gresser seine Ent- lassung nahm, wurde ihm neben dem Justiz-Ministerium auch das inisterium für Kirchen- und Schulangelegenheiten übertragen. Unter feiner Mitwirkung wurde der Vertrag vom 23. November 1870 abgeschlofsen, dessen Annahme er dann im Dezember 1870 und Januar
1871 in der Abgeordnetenkammer befürwortete und durchseßte. Bef der am 22. August 1871 erfolgten Neubildung des Ministeriums unter dem Grafen Hegnenberg-Dux gab Luß das Justiz-Ministerium ab und behielt nur das Kultus-Ministerium. Bei dem Rück- tritt des Minister Präsidenten von Pfrebscner wurde ihm am 5. Mäcz 1884 der Des im Staats-Ministerium übertragen. Nachdem ihm am 24. Auguît 18860 der erblihe Adel verliehen worden war, wurde er am 1. Javuar 1884 in den erblihen Freiherrnstand des Königreihs Bayern erhoben. In der Stellung als Minister-Präsi- dent verblieb Freiherr von Luß bis zum 1. Juni d. J., an welhem Tage ihm in Folge s{chwerer Erkrankung die nahgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienst von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz-Regen- ten bewilligt wurde.
Sachsen.
Dresden, 3. September. Se. Majestät der König sowie Jhre Königlichen Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde sind gestern Abend von Leipzig hierher zurückgekehrt. Jhre Majestät die Königin wird si, nach einer Meldung des „W. T. B.“, demnächst von Blanken- berghe nah Brüssel und von dort zum Besuche der Fürst- lihen Familie nah Sigmaringen begeben.
Baden.
Karlsruhe, 2. September. Se. Königliche Hoheit der Großherzog begab sich, wie die „Karlsr. Ztg.“ mittheilt, heute früh 6 Uhr über Salem nah- Lippertsreute, um dem Brigade-Exerzieren der 57. Jnfanterie-Brigade anzuwohnen. Gegen Mittag traf Jhre Königlihe Hoheit die Groß- herzogin mit dem Großherzeg in Salem zusammen; Höchst- dieselben fuhren dann gemeinschaftlich nah Heiligenberg zum Besuch der Kronprinzessin von Schweden, von wo sie Abends nach Mainau zurüŒkehrten. Jhre Königliche Hoheit die Erb- großherzogin hat S4loß Mainau heute früh verlassen und ist über Konstanz, Nomanshorn, Lindau nah München gereift, um von da zu längerem Aufenthalt sih zu ihren Eltern nah Schloß Hohenburg zu begeben.
_ Auf das während des Heidelberger Schloß festes (siche Nr. 210 d. Bl. vom 1. September) an Se. Königliche Hoheit den Großherzog gerichtete Telegramm ist folgende Antwort eingegangen :
„Die Mir von fo vielen deutschen Männern aus Baden, Bayern und Hessen gewidmete sehr werthe Huldigung hat Mich darkbar be- wegt. Ich ersuhe Sie, den Versammelten zu sagen, daß Ich diese Kundgebung in ihrem ganzen Wcrth erkenne und als cine willkommene Gabe schâße. Ich begrüße jeden Anlaß zu erneuter Anregung vater- ländisben Geistes und Förderung nationaler Begeisterung. Daher freue Ih Mich über Ihre Ecinnerungsfeier sowie über die vielen ähnliwer Art an vers&iedenen Orten des Landes. Das ift Einigung zu bohem Z'ele, das ift Stärkung unserer nationalen Kraft. Gott \chüte unseren Kaiser und das festgeeinte Deutsche Reich!
Friedrich, Großherzog.“
Aus München kam folgende Antwort auf das an Se. Königliche Hoheit den Prinz-Regenten Luitpold gesandte Telegramm:
„Se. Königlihe Hoheit der Prinz-Regent, durch die Ovation der auf dem Heidelberger Stlofje zu patriotisher Gedenkfeier versammel- ten deutihen Männer freudig berührt, lassen allen Betheiligten huld- vollen Dank entbieten. Im Allerhöchften Auftrag: Freiherr Frey- \chlag von Freyenftein, General-Lieutenant und General-Adjutant.“
Mecklenburg-Schwerin. « Schwerin, 3. September. Jhre Königliche Hoheit die Großherzogin Marie hat sich, dem „W. T..B.“ zufolge,
heute von Kiel nah Schwarzburg begeben.
Sachsen-Weimar-Eisenach.
Weimar, 3. September. Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog ist, nah der „Th. C.“, einer Einladung Sr. Majestät des Kaisers folgend, gestern zu den Manövern des IX. Armee - Corps und der Marine nah Flensburg abgereist. Die Rückkehr desselben nah Etters- burg wird am 13. d. M. erwartet.
Deutsche Kolonien.
Aus Mpwapwa veröffentliht die „Köln. Volksztg.“ einen Brief des P. Schynse vom 9. Juni; darin heißt es: „Von Eingeborenen hat man nichts zu fürchten; ein kleiner Bube kann jeßt hier durchgehen, wenn er sagt, er sei von Serkali (Regierung) geshickt. Die Karawanen sind häufig, wir begegnen beständig Tausenden von Trägern aus dem Jnnern, die alle so viel wie mögli einen militärishen Gruß und „Guten Morgen““ herauszubringen suchen, Morgens, Abends und Nachts.“
Oesterreich -Ungarn.
Wien, 4. September. Se. Majestät der Kaiser und König empfing, wie „W. T. B.“ aus Teschen meldet, gestern daselbst den Fürstbishof von Breslau Dr. Kopp in Audienz. Mittags unternahm Se. Maiestät, vom Landes- Präsidenten begleitet, eine Rundfahrt durch die festlih beflaggte Stadt und besichtigte die öffentlihen Gebäude sowie mehrere Neubauten. Jn den Straßen hatte sich troy der ungünstigen Witterung eine große Volksmenge angesammelt, welche den Kaiser mit brausenden Hochrufen begrüßte. ;
Der russishe Botschafter in Konstantinopel Nelidow ist aus St. Petersburg hier eingetroffen.
Der „Osservatore Triestino“ veröffentliht einen Erlaß der Statthalterei in Triest, durch welchen die Auf- lösung des politishen Vereins „Progresso“/ an- geordnet wird.
Frankrei.
Paris, 4. September. Der Minister des Aeußern Ribot hat, wie der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt wird, den hier eingetroffenen Botschafter in Berlin Herbette empfangen. Die Botschafter in Rom und London werden ebenfalls dem- nächst ihren Urlaub antreten.
Die heutigen Morgenblätter melden aus Toulon: Admiral Duperre gab an Bord des „Formidable“ ein Diner zu Ehren des îm hiesigen Hafen liegenden engli schen Geschwaders. Der Admiral toastete auf die Königin von England, den englischen Admiral Hopkins und dessen Offiziere. Admiral Hopkins erwiderte mit einem Trink- Mey auf den Präsidenten Carnot und die französische
arine.
Wie dem „Temps“ aus St. Louis am Senegal ge- meldet wird, ist der Administrator von Podor Jeandet in Aéré von Eingeborenen im Schlafe überfallen und ge- tödtet worden.
Schweiz.
Rorshach, 4. September. Der König von Rumänien trifft, wie „W,. T. B.“ meldet, heute zum Besu der Fürstlich hohenzollernshen Familie in der Villa Weinburg ein, wo diese zur Zeit verweilt.
Belgien.
Brüssel, 4. September. Der Hofmarschall Graf d’Oultremont machte, dem- „W. T. B.“ zufolge, gestern dem Major von Wissmann einen Besu. Major von Wissmann wird heute von dem König hier empfangen werden,
Türkei.
Konstantinopel, 3. September. Der Sultan be- gnadigte, wie „W. T. B.“ meldet, anläßlih des Jahres- tages seiner Thronbesteigung ahtzebn Kretenser, welche pon der früheren Amnestie ausgeschlossen waren.
Hier eingegangene amtliche Depeschen aus Erzerum dementiren, nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“, die Gerüchte, daß in der Stadt oder in der Provinz neue Konflikte vorgekommen seien und daß die Telegraphendrähte von. den Christen zershnitten wurden, und erklären, daß die von den fremden Konsuln an ihre Regierungen gerihteten Berichte ähnlihe Dementis brähten. Es wird hinzugefügt, daß die jüngsten Ruhestörungen in Erzerum keine üblen Folgen hatten und daß die nothwendigen Maßnahmen getroffen wor- den seien, um die Aufrechthaltung der Ruhe zu sichern.
Nach der „Agence de Constantinople“ hat der armenische Patriarch sein Entlassungsgesuch bis auf Weiteres in der Hoffnung zurückgezogen, daß seine Reformideen von den armenishen Notabeln, welhe der Sultan zur Bericht- erstattung aufgefordert hat, getheilt und ausgeführt würden.
Awcriïa. Vereinigte Staaten. New-York, 3. September.
Der Präsident Harrison hat, wie „W. T. B.“ berichtet, der Familie des ershossenen Generals Barrundia seine Theil- nahme versichern und ihr außerdem mittheilen lassen, er erwarte erst offizielle Darlegungen des Sachverhalts, bevor er über die zu treffenden Maßregeln sich entscheiden können. Bekanntlich hatte sih die Wittwe des Generals wegen der durh den Vertreter der Vereinigten Staaten veranlaßten Gefangen- nahme ihres Mannes mit der Bitte um Entschädigung an den Präsidenten Harrison gewandt.
Venezuela. Caracas, 2. September. Nach einer in New: York eingetroffenen Meldung hat der Präsident mehrere Zetitung8sredacteure, darunter 3 spanische von dem Blatte „Sombra“, wegen Verleumdung des Präsidenten und der Negierung ausgewiesen.
__ Brasilien. Rio de Janeiro, 3. September. Nach einem Telegramm des „Reuter'shen Bureaus“ hat die Re- gierung einen Beschluß veröffentlicht, nah welbem sie \ih verpflihtet, die Staatsanleihen bis zum Totalbetrage von 50 Millionen Milreis zu garantiren. Die Geld- noth der verschiedenen Staaten ist drüend.
Die Wahlcamp agne vollzieht sih ohne irgend welche Erregtheit. Die Gegenpartei verhält sich bei den offiziellen Kandidaturen wenig thätig.
Argentinien. Buenos Aires, 3. September. Der Senat genehmigte, dem „W. T. B.“ zufolge, in erster Lesung die von dem Finanz-Minister unterbreiteten Geseyentwürfe.
Afrika.
Sansibar, 3. September. Nah einer Meldung des „Reuter’shen Bureaus“ ist der „Buccaneer“ mit zwei Kanonenbooten an Bord nah dem Zambesi abgegangen in Begleitung zweier anderer englischer Kriegsschiffe, um die Kanonenboote auf dem Zambesi zu stationiren.
Entscheidungen des Reichsgerichts.
__ UPeber das Wesen des Werkverdingungsvertraaes im Sinne der §8. 925 flg. I, 11 des Allg. Landrechts und über den Unterschied desselben vom Kauf (Lieferungsvertrag) hat das Reichs- gerit, VI. Civilsenat, durch Urtheil vom 19, Mai 1890, folgende Sâße ausgesprohen: „Das Wesen des Werkverdingungévertrages Liegt darin, pa der Werkmeifter das fertige Werk als das Produkt seiner Arbeitsthätigkeit verspriht. Regelmäßig werden daher eine Kombination von Arbeit und von verarbeiteten Materialien zu einem neuen Produkte, sowie eine für das fertige Werk als Ganzes bedungene Vergütung im Baush und Bogen die harakteristishen Merkmale des Werkverdingungsvertrages bilden. Allerdings sind die Grenzen zwishen Werkverdingungsvertrag und Kauf in der Judikatur niht immer völlig gleih gezogen worden. Bollte man aber auch mit dem früheren Königlichen Ober-Handels- geri@t annehmen, daß ein Lieferungsvertrag dann vorliegt, wenn es h um vertretbare Sachen handelt, während die Werkver- dingung die Herstellung eines individuellbestimmtenObjektes voraus]eßt, oder wollte man mit dem ehen. pr. Ober-Tribunal davon auêgeben, daß zwar sowohl der Lieferungs- als der Werkverdingungs- bertrag fungible wie niht fungible Sachen zum Gegenstande haben ¿onne, und daß es bei jenem hauptsächlih auf das Verschaffen, bei diesem auf die Anfertigung bestimmter Produkte ankomme, so würde doch bier nah jedem dieser Gesihtspunkte eine Werk- verdingung anzunehmen sein; denn es handelt sich um Herstellung eines individuell bestimmten Werks und um Anfertigung desselben fis u seinen Theilen durch die Arbeitsthätigkeit des Klägers und
ner Leute.“
— Die söffentliche Aufforderung des V orstandes des Börsenvereins der deutshen Buchhändler an seine Mitglieder, an einen Buchhändler — gleichviel ob Mitglied oder Nichtmitglied des Vereins — wegen Nichteinbaltung der vom Verein bestimmten Rabattgrenzen bei dem Verkauf von Büchern an die Konsumenten, überhaupt keine Bücher mehr zu liefern, giebt, nah einem Urtheil des Reihsgerihts, T. Civilsenats, vom 29. Juni/5. Juli 1890, dem dadur geshädi-ten Buchhändler einen Anspru auf Schadensersa t gegen den Börsenvercin bezw. gegen die Vorstandsmitglieder, welhe die gedahte Aufforderung erlassen baben. Als eine folche öôffentlihe Aufforderung ist eine entspre ende Uag im „Börsenblatt für den deutshen Buchhandel“ zu
en.
, — Unter Betteln im Sinne des §. 361 Ziffer 4 („Mit Haft wird bestraft, wer bettelt“ . . .) ist, nah einem Urtheil des Reichs- geridts, IV, Strafsenats, vom 6. Juni 1890, im Allgemeinen die- lenige Handlung zu verstehen, durch welche der Bettelnde die M ild- thätigkeit eines Fremden für si in Anspruch nimmt, ohne daß eine rechtliche, moralische oder soziale Verbindlichkeit oder andere
übnliche Gründe für tie Gewährung einer Unterstügung irgendwie vor-
liegen,
— Jn einer Untersubung gegen einen Ret3anwalt wegen Unter- \chlagung und Untreue (§8 246, 266 Nr. 2 Str. G. B.) hat das ReichEgeriht, 1V. Strafsenat, durch Urtheil vom 10. Juni 1890, folgende Rehts\äße ausgesprochen: 1) Ein Rechtsanwalt. welcher für den von ihm vertretenen Gläubiger vom Schuldner die Schuld- summe und zuglei die ibm als Prozeßbevollmäßtigten des Gläu- bigers zustehende Gebührenforderung in einem Gesammtbetrage empfängt, mat si der Unterschlagung und der Untreue s{uldig, wenn er diesen Gesammtbetrag in seinem eigenen Nuten verautgabt. Er kann au nit zu seiner Entlastung Gegenforderungen geltend mawen, wenn er die Absit, mit diesen zu kompensiren, bei der Verfügung über das Geld oder urt7ittelbar nachher nit zu erkennen gegeben bat. 2) Jf dem Recisanwalt von seinem Mandanten Geld im Wege der Postanweisung zugeshickt mit dem Auftrage, diesen Betrag für den Auftraggeber zu einem bestimmten Zweck zu ver- wenden, so begeht der Anwalt durch Aneignung dieses Betrages eben- falls Unters{lagung und Untreue.
Land- und Forftwirthschaft.
Land- und forstwirthschaftliher Kongreß.
Die Sektionen des land- und forstwirtbs{aftliben Kongresses begannen gestern, wie ein Wolff’shes Telearamm aus Wien meldet, ihre Arbeiten. Ein von Zedwitß in der volkswirthschaftlihen Sektion erstattetes Referat betont die Nothwendigkeit, der amerikanishen und russischen ZolUpolitik geaenüber eine mitteleuropäischeZollliga mit ausaleihenden Zwischenzöllen zu bilden, — Gestern Abend waren die Theilnehmer des Kongresses zum Empfana bei Hofe in die Säle des Augartens geladen. Als Vertreter Sr. Majestät des Kaisers fungirte der Erzherzog Carl Ludwig, welcher einen mehr als zweistündigen Cercle abhielt und si die hervor- ragendsten Mitglieder des Kongresses vorstellen ließ, Der Erz- beri0g unterhielt sich unter Anderen mit Clarke (London), Thoms (Riga), den Direktionsmitgliedern der französishen Abtheilung Saguier, Devit Lemora und Mortier, dem Professor Moor (Kopen- bagen), mit den s{wedis{en Kommisiaren Erikson und Bendigs, den italienischWen Vertretern Waage Deltore, Kommodore Toaldi, dem Unter-Staatssekretär von Meyer (München) mit dem Professor Orth (Berlin) und dem Professor Kühn (Leipzig).
Zur Weinernte.
__ Wie der „Köln, Ztg.“ aus Koblenz geshrieben wird, ift der jeßige Stand der Trauben in den Weinbergen am Rhein und der Mosel gleich dem im Jahre 1886. Da damals der Monat September so überaus {önes Wetter brate, wurde der Wein noh ein fehr guter. Bei der mehr und mehr si zeigenden Blattkrankheit, der sogenannten Peronospera, ist jedo leider die Aussi{t auf einen fehr guten Herbst in Frage gestellt.
Lachsfisherei in der Maas.
Am 1. September trat im Haag eine Konferenz von Ab- gesandten der Niederlande, Frankreihs und Belgiens Behufs Regelung der Lahsfisherei in der Maas zusammen. Es handelt si, wie der „Köln. Ztg.“ geshrieben wird, darum, ein ähnlihes Abkommen herbeizuführen, wie das, welhes im Jahre 1885 ¿wischen dem Deutschen Reich und der Schweiz einerseits und den Niederlanden andererseits wegen des Lachsfanges im Rhein abge- \chlossen wurde. Da bisher den niederländischen Fishern der Lachs- fang mittels Nezen mit engen Maschen und zur Laichzeit nicht untersagt war, so mußten die Bemühungen der belgishen Regierung um die Wiederbelebung der Flüsse des Maasbeckens vergeblich bleiben.
Handel und Gewerbe.
Leipzig, 3. September. (W. T. B) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. September 4,724 #, pr. Oktober 4,723 6, pr. Norember 4,72} #, pr. Dezember 4,724 #6, pr. Januar 4,65 #, pr. M 4,60 , pr. März 4,574 , pr. April 4572 #4, pr. Mai 457} #. — Umsay 240000 kg. Kaum behauptet.
Wien, 3. September. (W. T. B.) Ausweis der Karl-Lud- wigsbahn (gesammtes Neg) vom 21. bis 30. August : 290181 F[., Mehreinuahme 34403 Fl, die Einnahmen des alten Netes be- trugen in derselben Zeit 227 464 Fl., Mehreinnahme 32 854 Fl.
London, 3, September. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen- ladungen angeboten.
Verkehrs- Ausftalten.
London, 4. September. (W. T. B.) Der Union-Dampfer „Arab“ ist gestern auf der Ausreise von den Kanarischen Inseln abgegangen. Die Un ion-Dampfer „Merxican“ und „Nubian“ sind gestern, ersterer von Capetown, leßterer von Dart mouth auf der Heimreise abgegangen.
Theater und Musik.
Lessing-Theater.
In dem dreiaktigen Lustspiel „Margot* von Henry Meilhac, das am Sonnabend zur ersten Aufführung geiangt, find die Damen Lilli Petri, Luise von S Ida Stägemann, Else Kühling, Margot von Kaniß und Clara Markwordt, sowie die Hrrn. Eugen Stäge- mann, Franz Swhönfeld, Oscar Blencke, Oscar Sauer und Carl Waldow beschäftigt. Das Stück, das im Théâtre français im ver- gangenen Winter über sechszig Wiederholungen erreiht hat, ift von Emil Neumann ins Deutsche übertragen worden.
Thomas-Theater.
_ Als der Direktor Emil Thomas das frühere Central-Theater übernahm, hatte er den ursprünglid gar nicht für diese Zwecke be- stimmten Raum renoviren lassen, aber alle Mängel, welhe im Uebrigen den Räumen anhafteten und den Besuchern manthe Unbe- quemlihkeit verursahten, konnten beim besten Willen nicht ab- gestellt werden. Dies und vielleiht einige andere Umstände, wie die evo erhöhter Feuersicherheit, welche man gegenwärtig an alle ges{loffenen Räume stellt, in welchen zahlreihe Personen si gleichzeitig zu versammeln und aufzuhalten gezwungen sind, endlich die Rücksiht auf den S{önheitssinn der Theater- besuher werden für den Direktor Thomas bestimmend ge- wesen sein, als er sich zu einem völligen Umbau seines Theaters entsbloß. In der neuen Gestalt soll dieses Kunstinstitut am Sonnabend wieder eröffnet werden. Gestern Abend sahea wir dasselbe in allen Theilen bereits fertig und wurden wie die anderen geladenen Besucher von der Wandlung, welhe mit dem ganzen Hause vorgegangen ist, auf das Angenehmste überrasht. Das Theater ift in allen Theilen erweitert, mit künstlerishem Geshmack reih aber niht überladen ausgestattet, freundliher und bequemer ge- worden und entspriht nun in der That in seiner Gesammtheit allen Anforderungen, welhe man an Comfort und Formenschönheit zu stellen berehtigt ist. In der kurzen Zeit seit dem Schluß des alten Theaters im Mai d. J. ist das denkbar Vollkommenste geleistet worden. Der Architekt Felix Ti, dem die Bau- leitung übertragen war, hat vorhandene gf eine seines Vaters für diesen Bau erweitert und nah aßgabe behördliher Vorschriften abgeändert, während die ausführenden Baumeister die Hrrn. Fränkel und Mirauer waren. Das neue Theater enthält 1000 Sitpläge; die beiden Haupteingänge in der Alten Jakobstraße find je 3,30 m breit; durch ein breites Vestibül gelangt man in ein erstes Foyer, welches dur pröŸtige Glasthüren vom Zuschauer- raum getrennt ist, Der Theaterraum selb ist in hellen
Farbentönen,
weiß mit Gold, gehalten, von denen f die von Malern facbenreich ges{mückte Decke wohlthuend abbeb Neben dem Theatersaal zur Linken trifft man auf einen kleinen Winter- garten, durch welchen man einige Stufen aufwärts zu einem sehr an- beimelnden, von zierlihen \chlanken Doppelsäulen getragenen zweiten Foyer gelangt Für die Sommerzeit wird auch ein für diesen Stadt- theil recht fertumiger Garten zur Verfügung stehen. — Man ßeht, die Räume sind treffli& vorbereitet, und man darf hoffen, daß unter Direktor Thomas’ bewährter Leitung an der neuen Kunststätte au Treffliches geleistet werden und das Puklikum die Bemühungen des Direktors um scine Gunst reihlich lohnen wird.
Mannigfaltiges.
In der Universität, wo man jeßt in allen Theilen mit dem Umbau beschäftigt ist, hat bereits eine elektrishe Probe- beleuGtung stattgefunden. Der östlihe Flügel wurde {hon im vorigen Jahre, anläßlich des Besuchs von König Humbert, mit der Centralstation in der Markgrafenstraße verbunden. Die Beleuchtung, namentlich in den Hörfälen, besteßt aus Glüßblampen, nur für tas Vestibül und die langen Korridore werden Bogenlampen eingerihtet. Das Kessel- und Maschinenhaus ift bereits fertig bis auf den Abpuy. Es befinden \ich daselbst drei mächtige Kessel, von denen einer zur Reserve dient, Die mit den Winter eintretende Luftheizung wird auch dem Vestibül und den Fluren zu Gute kommen, sodaß der Aufenthalt daselbs immer bebaglich sein wird. In der Säulenhalle werden augenblicklich neue Fliesen gelegt. Der östliche Flügel muß bis zum Anfang des Winter-Semesters fertiggestellt sein. In diesem Theil werden sämmtlihe Verwaltungsbureaus der Univer- ität untergebraht. Die Zimmer für den Rektor und Richter werden gegenüber dem Opernhause gelegen sein, die Quästur, Registratur \chließen sih an diése an. Die Vordereingänge auf beiden Flügeln werden zugemauert, dafür werden an den Seiten doppelte Eingänge gesckchafen. Im Innern werden hier neue, bequeme Trevpen angelegt. Die Einrihtung und Ausstattung der Hörsäle wird eine sehr kom- fortable und zweckenispreBende.
Die Kontrole des Shulbesuchs der \{chulpflibtige Kinder wird, wie der „Germania“ mitgetheilt wird, in Berlin streng gehandhabt. Im vorigen Jahre hatte die städtiscbe Schul- deputation 7515 Strafmandate im Gesammtbetrage von 53679 M zu verhängen, das heißt 706 Strafen mehr, als im Jahre 1888. Davon find 4102 Strafen rechtskräftig geworden, von denen 1286 mit 3807 e bezahlt und 127 Strafen in Folge fruchtlos ausgefallener Exekution mit Haft verbüßt sind. Die übrigen Strafen wurden wegen Autscheidens der Kinder aus der Schulpfliht erlassen. Die 7515 Strafen waren gegen 1671 Familienbäupter verhängt worden.
Die Deutsh-ostafrikanishe Gesellshaft bat, der „Voss. Ztg.“ zufolge, bereits über 180000 Stück ihrer Kupfer- münzen an Privathändler verkauft und wird bald mit dem Verkauf aufhören, da die erste Prägung nur eine Million Stück umfaßte. Mit dem nächsten Dampfer werden die ersten 309090 Stück nah Ost-Afrika verschickt werden, da man nur allmählih die neue Münze einführen will.
__ Unwetter und Hochwasser.
Aus München meldet die „A. Z* unterm 3. September: Nachdem heute Mittag 11 Uhr der Wafserpegel cine Höbe von bei- nahe 3 m zeigte, reihte das Wasser längs der Wittelsbacher-Straße bis an die Fußwege. Unterhalb der Ludwigsbrücke erreihte das Wasser bereits die Höhe des Thurmwirthégartens. Aus Thalkirchen berichtet man, daß die Wohnungen der niedrig gelegenen Häuser geräumt wurden. Das ganze Isfarthal _bis Großhesselohe und weiter hinauf gleicht einem tobenden See, auch unterhalb der Marximilianebrüke und Bogen- hausen ist Alles übershwemmwmt. Aus Freising trifft die Nacyriht ein, daß niht nur die Isar, sondern auch die Moosach über die Ufer getreten ist. — Das Hocwasser in der Isar blieb bis heute Abend in langsamem Steigen, ohne daß wesentliche Veränderungen in der äußeren Erscheinung des Hohwafsers eintraten. Man hatte befürchtet, daß bon der Loisah her größere Wassermassen ein- treffen und ein schnelleres Steigen des Isar-Hohwassers bewirken würden. Diese Befürchtung bat sid jedoch nit erfüllt, weil das Inundationsterrain im Jsar-Thale bis zur Loisahz-Mündung hinauf von solcher Breite ift, daß daëselbe die ganze Wassermafse aufnehmen konnte und ein langsames Abflicßen derselben ermöglicht ift. — Im unteren Theile von Giesing mußten noch einige Wohnungen in Boige des Andranges von Grundwasser heute Nahmittag geräumt verden.
Unterm 4. September meldet „W. T. B.“ aus Münten: Das Hochwasser verhindert den Dampferverkehr auf dem Ammersee. In Folge Dammrutshung entgleiste gestern Nachmittag auf der bayecrishen Waldbabn ein Lokalzug, wobei 9 Personen verleßt wurden. Zwischen Straubing und Radldorf fand ebenfalls eine Dammrutschung statt. Der Verkehr zwischen Passau, Podcking, Landshut und Neu- markt ist eingestellt; derjenige zwischen Moosberg und Lands- hut unterbrochen. Das Wasser der Isar ist gesunken. In den Passauer, Regenéburger und Augsburger Niederungen ift die gesammte Ernte fortgeshwemmt.
Aus Augsburg unterm 4. September: Leh und Wertach find derartig gestiegen, daß die Umgebung der Stadt ganz unter Wa/ser steht; mehreren Häusern droht der Einsturz; der Bahndamm ist unterspült und stellenweise eingebrochen.
Aus Köln meldet „W. T. B.“ unterm 3. September :
Der Rhein is in fortgeseßtem weiteren Steigen. Im Starkenburgschen sind bereits die Wiesen überschwemmt. In Konstanz ist der Rhein seit gestern Abend um 0,20, in Kehl um 0,35, in Lauterburg um 0,25, in Maxau um 0,30, in Mannheim um 0,50, in Mainz um 0,45, in Bingen um 0,30, in Caub um 0,35 und in Koblenz um 0,20 m gestiegen. Der Abendpegel weist 3,85 gegen 3,56 am gestrigen Abend auf.
Die neueste Meldung des ,W. T. B.* vom 4. September aus Mainz lautet: Der Pegel zeigt bier heute 3,15 m, in Mann- beim 6,90 m (steigend), in Marau 6,85 m (steigend), in Kehl 5,94 m (fallend). Von Waldhut wird Fallen des Oberrheins gemeldet. Der Neckar ist \{chwach steigend.
Aus Wien meldet „W. T. B.“ unterm 3. d. M.: Das Wasser des Donaustroms is in weiterem Steigen und bereits in mehrere Keller der Vorstädte und der Leopoldstadt, sowie des Bezirks Land- straße eingedrungen.
_ Aus Prag unterm gleihen Datum: Das Hochwasser ist Nach- mittags und Abends ftetig gewachsen. Alle niederen Stadttheile stehen unter Wasser, der Tramwayverkehr zum Franzens-Quai ift ein- gestellt, die unteren zum böhmischen National-Theater führenden Gassen werden mit Kähnen befahren. Aus Beraun, Wittingau und Budweis wird Hochwasser gemeldet.
Von ebendort unterm 4, Septemkter: Im Verlaufe der Naht hat die Ueberschwemmung furchtbare Verheerungen an- gerichtet ; der mittlere Bogen der alten steinernen Carls-Brücke ist eingestü rzt. — Die „Bohemia“ und die „Prager Zeitung“ konnten heute nit erscheinen, weil die Maschinenräume ihrer Offizinen im Wasser stehen. Nach einer amtlichen Mit.heilung wur- den die Pioniere, deren Ponton, wie in Nr. 212 des „R. u. St.-A.* gemeldet wurde, kenterte, bei dem Bau einer Schiffbrücke von der Howfluth überrascht. Ein Ponton mit seiner Mannschaft wurde fortgetrieben. Neunzehn Pioniere werden vermißt; do ist noch Hoffnung auf ihre Rettung vorhanden, da der Ponton nit umgestürzt ist.
_Dem „Prag. Abdbl.* ging von der Eisenbahn-Betriebs-Direktion Pilsen folgende Mittheilung zu: In der Strecke Frauenberg— Budweis der Linie Wien—Eger is in Folge Bahnbeschädigung durh Hochwasser der Gesammtverkehr eingestellt und werden Reisende, fowie das Gepäck, Eil- und Fraht-