Aus Wien wird ein starkes Steigen der Donau gemeldet. Gestern Vormittag nahm die Situation einen bedrohlihen C h a- rakter an. Die Schiffahrt ouf dem Donaukanal mußte ein- gestellt werden. Zahlreihe Keller in den niedriger gelegenen Stadttheilen füllten fich mit Wasser. Die Kolonie Kaisermühlen steht ganz im Wasser. Die Mündung des Donaukanals gleicht einem See. Erst Nachmittag gegen 5 Uhr war ein langsames Fallen des Wassers bemerkbar. — Die Nacht schnellzüge der Franz- Josevhbahbn sind eingestellt. s
Aus Preßburg, 3. September, telegraphirt man der „Presse“: Die Donau steigt in gefahrdrohender Weise, Die Schiffbrücke war {on zweimal gefährdet und wird morgen ausgehoben. Das Wiener Lokalshiff konnte Abends die Schiffbrücke in Folge der reißenden Strömung niht mehr passirèn. Sämmtliche Auen und die niedrig gelegenen Ufergebiete sind übershwemmt. Aus der Scütt- Insel treffen unausgeseßt Hiobsposten ein. Mehrere Donaum ühlen wurden von der Strömung weggerissen. Der gegenwärtige Wasserstand beträgt 475 cm bei 7 Grad Wärme. Der Regen dauert fort. Die Gerüste des Baues der ftabilen BrüCe {weben in höchster Gefahr. Die Division8manöver bei Oedenburg wurden in Folge des Unwetters gänzlih eingestellt. Die Truppen des fünften Corvs rüden übermorgen bier ein; und unterm 4. September meldet ,W. T. B.*: Die in der Nähe der Donau gelegenen Keller sind unter Wasser, die Shußarbeiten der Donauregulirung haben sehr aelitten. Der Uferverkehr ift unterbrohen. :
Aus Lin z, 4. September, meldet „W. T. B.“: Die Donau steigt fortwährend. Mehrere Stadttheile sind bereits über- schwemmt. :
Ueber die UebersGwemmungen der Mo dau stellen wir folgende Nachrichten zusammen : S ;
Prag, 4. September. Alarmschüsse zeigen neuen Was serzufluß und ein weiteres Anwachsen der Gefahr an. Von der steinernen Carlsbrüdcke sind nunmehr 3 Brücckenbogen mit den darauf befindlihen Kolossal-Monumenten eingestürzt, die Bewohner beginnen vor der noch immer wawsenden Fluth auf die Däter zu flüchten. An dem großen Teiché bei Wittingau erfolgte ein Dammdurchbruch. In Folge der ungenügenden Rettungsämittel herrscht eine bedeutende No!hlage. Vielfach kann die Zufuhr von Lebens- mitteln in den übershwemmten Stadttheilen nur in Kähnen bewerk- \telligt werden. Sämmtliche Brücken mußten abgesperrt werden. Um
der Nothlage zu begegnen, haben sich Hülfscomités gebildet, durh wel{e Unterstüßungen vertbeilt werden. — Beim Einsturz der Carlsbrüde sind zwei Knaben ertrunken. Die Franz Josephbahn und die Böhmische Westbahn baben auf einem Theile ihrer Strecken den Betrieb eingestellt. Bei Wittingau erfolgte ein Dammbrucch, durch welchen die dortige Gegend sehr gefährdet ersbeint. Am Mittwoh mußte die Vorstellung im böhmischen National-Theater um 8 Uhr in Folge Anwachsens des Wassers im Rauchkanal zum Ma- shinenraum, wodur die elektrishe Beleuchtung bedroht war, ab- gebrochen werden, damit niht Finsterniß eintrete, Der Regisseur meldete ten Sachverhalt dem Publikum, welches in größter Ordrung das Theater verließ. Das Logen- und Galerie-Publ:kum blieb noch eine Weile sitzen, damit niht ein Gedränge auf den Gängen entstehe. In drei Minuten war troßdem das ausverkaufte Haus geleert. — In der Papierfabrik in der Kaisermüble mußte wegen Hohwassers der Betrieb eingestellt werden.
Einem neueren Telegramm zufolge ist das Wasser der Moldau seit aestern Abend 9 Uhr im Fallen. / : :
Der Stand der Elbe bei Leitmeritz zeigte heute früh 6 Uhr 6 m über dem Normalstand. Das Elbetha1 von ee bis Lobosig ift gänzlih übershwemmt, das Wasser steigt no immer, doch hat der Regen aufgehört.
bedeutendes Steigen der Elbe melden, und das Steigen des Stromes macht sich denn auÿ hier bereits heute Nachmittag aeltend. Ueberall ist man damit beschäftigt, die am Ufer befindlihen Gegenstände fortzusGbaffen und namentli die zum Einladen der Steine bestimmten Schiffe am Fuße der Sand- stecinbrüche gebörig zu befestigen. Besonders anhaltende Thätigkeit berrs{cht zu Mittelgrund, Schmilka, Niedergrund, Herrnékretscen, Schöôna und Wendishfähre. Dort gilt es, die an den Ufern befind- l:chen Prabmen, Flöfse- und Tafeln dem Lande so nahe wie möglich zu bringen und zu befestigen.
Daëselbde Blatt schreibt aus Dresden unterm 4. September: Da die telegraphishen Meldungen aus Böhmen über das rapide Anwachsen des Elb stromes und seiner Neberflüfse immer be- denklier werden und Vorsicht von Nöthen ift, hat der Rath bereits gestern die von der Königliwen Wafsertau-Direkiion übermittelten Nacrihten dem weiteren Publikum durch Arns{lag bekannt gegeben. Daß die Befürhtungen ziemlich ernstlihe sind ersieht man an den Bergungsarbeiten, welhe überall da am Elbufer vorgenommen werden, wo Materialien oder Waaren nieder- gelegt sind. Seit heute find Hunderte von Leuten in Thätigkeit, um alles Werthvolle in der Nähe des Stromes in Sicherheit zu bringen. Geftern {on wurden die zahireihen Elb-Badeanstalten dem Ufer nähergebracht und stark verankert In Helbig's Etablissement wurde die Elbterrasse vom gesammten Mobiliar geräumt; heuie wälzen fich bereits die trüben Fluthen darüber hin. Am Terrassenufer waren Gasarbeiter und Schiofser am beutigen Vormittag damit beschäftigt, die Gaslaternen abzunebmen und in Sicherheit zu bringen.
Neuerdings wird auch aus Schlesien Hochwasser gemeldet. Es liegen darüber folgende Telegramme vor :
Hirschberg i. Schl, 4 Séptember, 4 Ubr Nachm. Durch das Austreten des Bober und Zadcken sind die angrenzenden Niede- rungen vielfah unter Wasser gesetzt.
_4. September, Abends. Das Waser d:s Bober fällt jeßt. Zwischen den Eisenbahn Stationen Merzdorf und Jannowiy hat ein As stattgefunden. Der Schaden ist bereits wieder
eseitigt.
Aus Jägerndorf, 4. September: Infolge der leßttägigen Regengüsse sind die Gold-Oppa und die Schwarz-Oppa über die Ufer getreten und haben mebrere Stadttheile über- \chwemmt. Das Wasser ist in fortwährendem Steigen.
GharlTottenbtkunn i. Schles. Der Besuch des hiesigen Bades war in diesem Jahre troy der theilweise recht ungünstigen Witterurg ein recht erfreuliber zu nennen und zciat gegen die Vor- jahre eine nicht unwesentlich größere Zahl von Gästen. Die am 28. August berausgegebene Nummer zählt 2049 Personen auf und sind noch sowohl Anmeldungen wie auch Gäste selb in den leßten Tagen mehrfach eingetroffen. Bis 14. September finden noch regelmäßig die Concerte der Badekapelle von 3—©5è Uhr Nacmittags ftatt; bei gutem Wetter Mittwochs und Freitags bei der Schweizerei im Karlsbhain. Bei ungünstigem Wetter werden dieselben abwe{selnd im Saale des Hotels ¿um Kurhause und in dem des „Deutschen Hauses“ abgebalten. Die Bäder und das Fictennadel-Inhalatorium werden noch fleißig benußt. Da eine Arzahl Logirhäuser auch für den Herbst- bezw. Winteraufenthalt cingeridtet sind, so ist der S{luß der Kurzeit durchaus nit von der augenblicklihen Witterung abhängig und sind gerade bei [eidlih gutem Wetter im Herbst überraschend günstige Er- folge erzielt worden.
__ Marburg, 2. September. Am beutigen Scdantage wurde bier die Einweihung dcs Kaiser Wilhbelm-Thurmes vollzogen. Nachdem der bercits im Jahre 1873 begonnene erste Aufbau eines
Aus Rosawigz sind \ämmtlihe StHiffe, theilweise mit Menschen beseßt, abgegangen. Beladene und leere Fahrzeuge, sowie Unmassen von Holz treiben thalwärts. Bei Bodenbach sind fe chs dur das Hochwasser fortgetriebene Zillen zer\chellt. Von der Besaßung find 15 Mann ertrunken.
Aus Dresden, 5. September, meldet „W. T. B.“ : Der Wasserstand der Elbe beträgt 44 m über Null, Mehrere Straßen stehe unter Wasser. Auf der Elbe treiben Möbel, Holz und allerlei Geräthe. : i |
Aus dem oberen \ächsisch-böhmischen Elbthale schreibt das „Dresd. Journal“ vom 3. September: Seit heute früh sind die Bewohner sämmtlicher Elbortshaften in größter Aufregung. Jn
kurzen Zwischenräumen treffen amtlihe Depeschen ein, die ein ganz
Wetterbericwt vom 5. September, Morgens 8 Uhr.
|
Stationen. Wind. Wetter,
{n 9 Celsius
Bar. auf0 Gr.
a. d. Meeres\p
ced, in Millim Temperatur
67 Ubr.
sfjèullaghmore | 770 3 bedeckt Aberdeen . . | 769 1|bedeckt Christiansund | 765 6bededckt Popenhagen . | 770 1/beiter Stodholm . | 768 |( Haparanda . | 763 2 bedeckt St. Petersb. | 768 | \till|wolkenlcs Wosfau ... | 762
Cork, Queens- lon L | Regen Gbherbourg . | 772 bedeckt E... O0 wolkig ylt 768 | bedeckt amburg .. | 769 illNebel winemünde | 770 beiter Neufahrwasser| 768 heiter Memel ... |_767_ 3\wolkenlos Dari. T L bedeckt Münster. . . | 770 1 bedeckt Karlsruhe . . | 770 Wiesbaden . | 770 München .. | 771 GChemnig .. | 770 Berlin .…. | 770 Wien .... | 760 Breslau... | 768 |NNW_1s|bedeckt E fle d'Aix .. | 772 [NNO 4sbedeckt N l 164 1D 2 beiter von H Triest... | 764 |[DONO 1/shalb bed.
Freischüt.
Anfang 7 Ukr.
pagnonu.
Sonntag* und
1) Nachts Regen. 2) Nebel. Nitouche.
Uebersiht der Witterung.
Theater-Anzeigen.
baus. 165. Vorstellung. Triftan und Jsoïde in 3 Akten von Richard Wagner. (Isolde: Frl. Malten, Königl. Gast.) Dirigent : Kapellmeister Sucher. Anfang
Schauspielhaus. 170. Vorstellung. Die Quitzow's. Vaterländisbes Drama in 4 Aufzügen von Grnft von Wildenbru. Anfang 7 Ubr.
Sonntag: Opernhaus. 166. Vorstellung. Oper in 3 Akten von C. 4 : 2 |bedeckt 2 | Weber. Tert zum Theil nab einem Volksmärchen: | gefeßt von Sigmund Lautenburg. „Der Freishüß“, von Friedrih Kind. Arfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. halb bed. Tell. Stauspiel in 5 Aufzügen von Stiller.
Deutsches Theater. Sonnabend: Der Com-
Sonntag: Das Wintermärchenu. Montag: Der Untersftaatssekretär.
Berliner Theater. Sonnabend: Hamlet. Sonntag: Maria Stuart. Montag: Der Veilczenfrefser.
Tesfing-Theater. Sonnabend: Zum ersten
; bor ; | 19, Male: Der Dorsteufel. Male : Margot. Lustspiel in 3 Akten von Henri 3 Abtheilungen und einem Vorspiel von Ferd. Nes-
Meilhac. Anfang 7 Uhr. müller. In Scene geseßt vom Direktor Sternheim.
Sonntag: Margot.
Wallner-Theater.
Nitouche. Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern . Meilhac und A. Milard. Mußk von M. Hervs. Anfang der Vorftellung 74 Uhr.
Victoria-Theater. Sonnabend: Zum 12. Male:
Thurmes in der Sturmraht zum 13. März 1876 zerstört worden, traten, wie die „Oberbessiihe Ztg.“ berichtet, ein Jahrzehnt später eine Anzabl angeschener Männer der Stadt unter Führung des Ober-Bürgermeisters S(üler zu einem „Comité zur Erbauung des Kaiser Wilbelm-Thurmes“ zusammen, um diese Sacbe von Neuem kräftig in die Hand zu nebmen und nach Ueberwindung zahlreiher Schwierig- keiten aller Art heute zu einem glücklihen Abschluß zu bringen. Nach einem vom Kreis-Bauinspektor Wentzel entworfenen Plan übernahm Bauunternehmer Weishaupt die Ausführung des Gesammtbaues. Am 8, Juli 1887 erfolgte der erste Spatenstih. Am 28. Avgust d. I. Fonnte der Thurm in allen seinen Theilen als vollendet bezeibnet werden. Dieser selbst, ein massiver Bau aus feinkörnigem Sandstein, erhebt sih majeftätish auf dem im Osten unserer Stadt gelegenen Orden-
Hr Kapellmeister Federmann. Sonntag: Die Puppenfee. Kavallerie.
Sächsishe Kammersängerin, als
Wilhelm | Öinze u. Harder. Anfang 74 Uhr.
LLL Sons, Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
der Vorstellung 7 Uhr. Saison.
Vorlezte Woche. Sonnabend :
: Sonntag: Dieselbe Vorstellung. die folgenden Tage: Mamsell S
Adolph Ernfst=-Theater.
Fast ganz Europa steht unter dem Einfluß eines Mit gänzlih neuer Ausstattung. Die Million oder |4 Akten von Leon Treptow.
Hotbdrudgebictes, dessen Kern über dem westlihen | Vivat Imperator. Modernes Ausstattungs- | Gustav Görß. Mußk von Franz Roth und Adolph Mittel-Europa licgt. Ueber Central-Europa ift bei | ffück in 12 Biltern von Alex. Mos;kowski und langsam steigender Temperatar das Wetter rubig, | Rich. Nathanfon. Musik von C. A. Raida. Ballet
vielfa it d meist trocken. An der Küste ist | von Gredelue. Anfang 7F Uhr. G eee na M E f der U D Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
die Temperatur durbs{hnittlich normal, während sie im Linnenlande, insbesondere im Süden noch unter der rormalen liegt.
DeutschGe Seewarte.
ckorationen von F. Lütkemeyer.
Refidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- Der | burg. Sonnabend: Zum 120. Male: Marquise, | mm
M. von | Lustspiel in 3 Akten von Sardou. : Die neuen Deto- rationen sind aus dem Atelier der Herren Hartwig, Verlobt: Frl. Anna Opiß mit Hrn. Mühlen-
Kroll's Theater. Sonnabend: Undine.
Sonntag: Das Glöckchen des Eremiten. Bei günstigem Wetter vor und na der Vor- ftelung, Abends bei brillaater elektr. Beleuchtung
des Sommergartens Großes Concert, Anfang dé, Verehelict: Hr. Dr. med. Heinrich Langenbeck Sonntag, den 14, September: Schluß der Opern-
Belle - Alliance - Theater. Sonnabend: Zum Dorfkomödie in
Im prachtvollen Sommergarten: Großes Concert. Mamisell | Auftreten sämmtliher Spezialität Illumination des ganzen Garten - Etablifsements. Anfang des Concerts 6 Uhr, der Vorstellung 74 Uhr. | Gestorben: Hr. Rentier Friedrih Wilhelm Ebe-
en. VBrillante
Sonnabend: Zum 1. Male: Unsere Don Juans. Gesangëpofse in
l apa Mit vollständig xeuen Kostümen und neuen Anfang 7§ Uhr.
L. : 2 Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Sonn-
XFriedrich - Wilhelmftädtishes Theater. | abend: Eröffnunas - Vorstellung. Direktion: Julius Frißshe. Sonnabend: Zum | von Gustav Steffens Zum ersten Male: Der 15. Male mit durZaus neuer Austattuag: Die | Alpenkönig und der Menschenfeind. Romantisches Puppenfee. Pantomimishes Divertifseinent von
j N Volkêmär{en in 3 Akten von Ferdinand Raimund, Hakßreiter und Gaul. Musi von Ios. Beyer. | Musik von Wenzel Müller. In Scene geseßt vom
berge, und zwar auf einem 1188 Fuß über dem Meeres- und 620 Fuß über dem Lahnspiegel gelegenen klipvpenartigen Vorsprunge, welcher seit 1825 den Namen Spiegelslust trägt. Von der burgzinnenartig gebaltenen Plattform des Thurmes erschließt \ich dem Auge eine ebenso großartige als s{ône Aussidt, die fi in ibrer erhabenen Mannigfaltigkeit mit den bedeutendsten ihresgleihen in Mittel- Deuts(land messen kann. Der Thurm erreiht bis zur Platt- form eine Gesammthöhe von 33 m. Vor dem eigentlichen Thurmk örper erhebt #sch ein 6 m hober Runtgang mit Eckthürmcen, zu woelchem zwei Freitreppen von außen und eine Treppe im Innern des Thurmes emporführen. Unterhalb der Brüftung dieses Rundganges sind das von Bildhauer Schönefeiffer hierselbst angefertigte Reliefbild Kaiser Wilhelm's T. sowie die Gedenktafeln mit den Namen der im Kriege von 1870/71 gefallenen Söhne Mar- burgs eingefügt. Die Koften des Gesammtbaues belaufen fih auf cs t 000 Æ, wovon bis dahin etwa 26 000 Æ# gedeckt werden onnten.
Zeit, 3. Septemker. In Droyfig ist, laut Mittheilung der „Magd. Ztg.“, gestern ein vom Kriegerverein zum Andenken an die 1870 gefallenen Kameraden errichtetes Denkmal mit der Büste des How seligen Kaisers Wilhelm feierli enthüllt worden.
Andermatt. Den „ESlarn. Nachrichten“ wird von einem Soldaten des Glarner Bataillons folgendes Sommerstimmungs- bild aus Andermatt mitgetheilt: Am Sonnabend war das ganze Ursernthal von einer 15 cm hoben Schneecdecke überzogen. Am Vormittag konnte nicht ausgerückt werden, weil das Wetter noh unfreundlich war. Am Mittaz bellte es sich indessen auf. Die Sonne spendete ihre wärmenden Strahlen. Auf einmal wurde Generalmars{ ges{lagen urd das ganze Regiment in kürzester Zeit in Hospenthal versammelt. Hierauf wurde ein Mars auf der Straße, welche turch den Schneeschlitten freigema@t worden war, gegen Realp bin ausgeführt Der Abend war ganz bell und bot den Anblick eines \{önen Winterabends, dern die Sonne hatte den Schnee noch nicht zu schmelzen vermocht.
Atben, 4. September. „W. T. B.* meldet: Nah hierher ge- langten Berichten ift in Salonichi ein sehr heftiger Brand ausgebrochen. Das europäische Viertel und die Häuser der Griechen sollen abgebrannt sein. Es Heißt, daß die Feuers- brunft zahlreihe Opfer gefordert habe.
Ein weiterer von heute datirter Bericht sagt, daß gänzlicher Wassermangel alle Löscharbeiten verhindert habe. Zudem hâtten die Pompiers nur ihre eigene Habe zu retten getrachtet. Das europäiswe Viertel, in demselben das englishe und griewische General-Konfsulat, das griechishe Hospital, die Moschee Hagia Sofia sind abgebrannt. Die Zahl der L wird auf über 12 000 geschäßt. Das Elend ift unbe- \hreiblich.
Nah Shluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
München, 5. September. (W. T. B.) Ein von Oberstdorf datirtes Handschreiben des Prinz-Regenten an die Wittwe des Staat3-Ministers von Luß lautet folgendermaßen :
„Tiefbewegt spreke Ih Ihnen Mein innigstes Seileid an der so {weren Prüfung aus, welhe Ihnen die Vorsehung auferlegt hat. Nah langwieriger Krankheit hat nun ein an staatsmännis&er Thätigkeit reihes Leben geendet, über zwei Jahrzehnte hat der Verblihene an der Gestaltung des öôffent- lichen Lebens hervorragenden Antbeil genommen. stets war der Dabin- geschiedene von dem Bewußtsein einer gewifsenbaften Pflichter- füllung durchdrungen und geleitet, Treue gegen Krone und Land ließ ihn selbs {were Körperleiden nicht achten und gab ibm Kraft, fast bis zum Tode auszuharren. Immer werde Ich Ihrem Gatten, defsen Namen der vaterländishen Geschichte angehört, ein ehrendes und dankbares Andenken bewahren.“
(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Arrangirt von I. Haßreiter, K. K. Hofballetmeister | Ober-Regiffeur August Kurz; die vollständig neue e gar S E A Muh Zie q Metan ren von Me in E gniali iele. : e | Vorher: eu einstudirt: Leichte Kavallerie. | Coburg. Anfang der Vorstellung um 7# Uhr.
K gliche Schauspiele Somiavends A Komische Operette in 2 Akten von C. Costa. Musik G von Fr. von Supré. Regie: Hr. Binder. Dirigent:
Urania, Anftalt für volksthümlihe Naturkunde.
Vorher: Lcichte | Am Landes-Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnhof).
Geöffnet von 12—11 Uhr. Täglih Vorstellung im WLN En NGTERE Theater. Näberes die Anschlag- ¡jettel.
In Scene
Familien-Nachrichten.
besißer HeinriH Gail (Temypelhof—Dillenburag). — Frl. Luise Püttner mit Hrn. Kaufmann Ro- bert Knaur (Kulmbah—Magdekturg). — Frl. Elsa Schwabe mit Hrn. Dr, Artbur Hefter (Leipzig). — Frl. Anna Hohgraefe mit Hrn. Hans Munte (Dortmund—Braunshweig) — Frl. Hedmig Topp mit Hrn. Fri-:-drih Puft (Stettin— Hamku-g)
mit Frl. Adelheid Lange (Osterode a. Harz). — Hr. Pfarrer Ludwig Richter mit Frl. Helene ichtner (Pfarrhaus Markwerben). — Hr. Marx artung mit Frl. Marie Thomas (Leubetha bei dorf). — Hr. Johannes Grün mit Frl. Martha Rosenow (Berlin). / Geboren: Ein Sohn: Hrn. Ernst Wille (Berlin). — L Prem -Lieut. Steffen (Breslau). — Hrn. R. W. Dahms (Köln. a. Rh.). — Hrn. Walter Friedel (Allenstein). — Hrn. Pastor Leo (Ludwigélust). — Eine Tochter: Hrn. Dr. A. Leßhofft (Görliß). — Hrn. H. Erdmann (Mül- beim a. Ruhr).
\{ädt (Berlin). — Frau Ober-Medizinalrath Dr. Vogler (Breelau). — Hr. Oberamtsrichter Adolf Busbaana (Par©im). — Hr. Karl Aug. Hüll- strung (Düfsseldocf). — Frau Auguste Drenske, geb. Saschky (Berlin). — Frau Anna Philipp, geb. Saldow (Berlin). — Hr. Ingenieur Franz Leh-
Couplets von mann (Berlin).
Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).
Fest - Ouverture | Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlagb-
Anftalt, Berlin SW., Wilbelrmstraße Nr. 32.
Drei Beilagen (cinsGließlih Börsen-Beilage).
M 214.
Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.
Berlin, Freitag, den 5. September
1890.
| nenen
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Solingen wird der „Köln. Ztg.“ geschrieben, daß, na%dem der erste Vermittlungsversuh der Fabrikanten in Sachen des bier ausgebrohenen Taschen- und Federmesserschleifer-Aus- standes von den Scleifern abgelehnt worden ift (vgl. Nr. 206 d Bl.), die Fabrikanten am Montag abermals versuten, einen Vergleich anzubahnen, indem sie in einer am Sonnabend ‘Abend ab- gehaltenen Vorstands\ißung — na&dem beim Landcath_Möllen- hoff eine zweiie Konferenz zwischen den Vorsißenden des Fabrikanten- und des Súleifervereins stattgefunden — beichlossen, den S(leifern cine Aufbheburg der Sperre und die Wahl einec Kommis- sion anzubieten. Die Kommission sollte die Aufgabe haben, aus den beiderseitigen streitigen Verzeichnissen der Scleifpreise ein brauchbares Preisverzeihniß zusammenzustellen. Während der Aus- arbeitung des neuen Preiéverzeichnisses sollte dasjenige der Fabri- fanten in Kraft treten und maßgebend sein. Doch auch diesen entgegenkommenden Vorschlag der _ Fabrikanten Lebnten die Sd leifer, auf ihre angeblihe Macht gestützt, rundweg ab, indem sie si auf den Beschluß der leßten Swleiferversammlung beriefen, wona ibr Preisverzeichniß bei einer etwaigen Regulirung das allein maßgebende sein soll und wonach sie nicht cher die Arbeit wieder aufnehmen, als bis die ganze Angelegenheit endgültig geregelt ist. Der Auéstand, an dem ctwa 350—400 Schleifer betheiligt sind, erstreckt sh Über den ganzen, bauptsächlih den oberen Kreis Solingen und zieht na und nah auch die Arbeiter der anderen Fabrikationszweige in der Taschen- und Federmesserindustrie in Mit- leidenshaft. Es dürfte nicht zu bo geschägt tein, wenn man die Gesammtzahl der Ausständishen auf 00—600 Mann annimmt. Uebrigens werden dieselben von anderen Industrie-Arbeitern mit Geld unterstützt, so z. B. haben die Federmefserreider beschlossen, für die- selben Geldsammlungen zu veranstalten, der Messers(leif- Verein hat ibnen im Ernstfall seine ganze Kasse zur Verfügung gestellt, und an mandben Stellen soll bereits gesammelt worden scin. Wenn den Aus- tändisen derart Hülfe gebraŸt wird, fann ter Ausstand wahrscheinli
ge währen. : e E
E M des Stettiner Bauarbeiter-Strikes läßt si der „Stett. Volksb.“ folgendermaßen aus: Das „Berl. Volksbl.“ bra&te dieser Tage die Mittheilung, die wahr: sheinlich irgend einem auswärtigen Blatte entaommen war, daß die Strikebewegung in Stettin na Beendigung des Hamburger Ausstandes von Neuem beginnen werde. Diese Nachri@t entbehrt jegliher Begründung. Wenn die Arbeiter nit durch die Unternehmer dazu heraus- gefordert werden sollten, 10 wird voraussihtli in diesem Jahre im Baugewerbe keine Arbeitseinstelung mehr stattfinden. _— Der diesjährige große Bauarbeiter-Strike ist zu Ende, Seit dem 10. Âugust haben bereits die Zimmerer die Arbeit stillshweigend wieder aufgenommen; ein dicsbezügliher Versammlungsbeschluß ist absidtlich niht gefaßt worden. Die Maurer Und die Kalk- und Steinträger haben 9 Wochen, die Zimmerer 14 Wowen lang gestrift. Eine so lange Arbeitseinstellung ift in Stettin no niemals und au nur anderwärts selten dagewesen. E war mehr ein Prin:ipien- wie cin Lohnkampf, genau so wie in_ Hamburg, — Na cinem Rückblick auf die Vorgänge in Stettin seit dem Frühling dieses Jahres {ließt das erstgenannte Blatt mit fol- gender Bemerkung: „Es waren zwei starke Gegner, welche sich im Kampfe gegenüberstanden, und auf beiden Seiten wird man gelernt haben. An einen dauernden Frieden ist nach einem solchen Kampfe nit mehr zu denken. Die Unternehmer dürfen sich nit wundern, wenn sie ebenso bekämpft werden, wie sie es mit den Arbeitern ge- matt haben. Die Vergeltung bleibt nicht aus! :
Einer Zuschrift der „Magdb. Ztg.“ aus Braunschweig ent- nebmen wir Folgendes: In einer am 31. Juli abgehaltenen Sißung der Generalkommission (so nennt sich die neuerdings ein- gerihtete Vertretung der Gesammtarbeitersckchaft) berihtete der Ver- trauensmann der Böttcher, Grimminger, daß er wegen feines Ehren- amts von der Leitung der National-Aktienbrauerei (vorm. Jürgens) entlassen worden sei. Die Direktion der genannten Brauerei legte in einem Streiben „an den Delegirten Gustav Kießling untern 6. August dar, daß Hr. G. entlaffen worden sei, weil er si geweigert babe, eine bestimmte Arbeit zu verrichten. Es erfolgte auch in hiesigen Blättern eine entsprechende Erklärung, welcher fi der Verein braunschweigisher Brauercien“ ansch!ofß, Grim- minger suchte darzulegen, daß seine Weigerung, die fragliche Arbeit zu verrihten, nur der Scheingrund der Entlaffung fei. Er habe sich geweigert, die Arbeit zu verrichten, weil er glühend heiß gewesen sei und ih zur Zeit nicht der Luft in dem eiéfalten Keller habe ausseßen Fönnen. So stand Behauptung geaen Behauptung. Von der General- kommission wurde der Fall Grimminger weiter verfolgt, und die Ver- handlungen kamen zu einem gewi}en Abschluß in der legten B ötte r- und Brauerversammlung am vorigen Sonnabend. In diefer berihtete Hr. Kießling ausführlich über den Fall. U A. wurde mitgetheilt, daß die Brauerei na der gründlichen UntersuWung des Falles fogar den Grimminger habe wieder anstellen wollen, daß diese vorläufige Zusage aber wieder zurückgenommen worden sei; aber es wären dem Grimminger von der Brauerei aus- wärts Stellen angeboten worden, wel&e G._ jedoch abgelehnt babe, weil seinetwegen andere Brauer hätten entlassen werden müssen. Es wurde dann eine Resolution angenommen, daß Grimminger's Dar- stellung richtig gewesen sei und daß die Genecalkommission mit allen Mitteln wegen dieser Maßregelung einzuschreiten habe. Diese Er- klärung wurde am Sonnabend Abend angenommen. Am Donnerstag ist der Direktor der Brauerei, Hr. Becker, auf seinen Wuns von seinem Posten zurückgetreten. S /
i E in Berlin hielt der fozialdemokratische Abgeordnete Lieb- kneht in einer Volksversammlung im Norden der Stadt cinen Vortrag über „die Taktik der Sozialdemokratie ¿in welchem er im Wesentlichen niht von den eignen früheren Ausführungen und denen Bebel’'s abwich. Die Versammlung erklärte sid, nach dem ¿D Volksbl.“, in einer Resolution im Prinzip mit dem Redner ein- verstanden. — Am Mittwoch fand hier, wie die „B. Bolks- Ztg." berihtet, eine Versammlung sämmtlicher Gewerfk- haften von Berlin fiatt, um Stellung zu der Ab- baltung eines Kongresses der deutshen Gewerkschaften zu nehmen und die Beschlüsse der Berliner Strike-Kontrolkommission zu \anktioniren. Troy der wihtigen Tagesordnung war die Versamm- lung nur mäßig besuht. Schlosser Gerish erklärte, daß die An- regung zu dem Kongreß von den Vertrauensmännern der Metall- arbeiter ausgegangen sei, die denselben im Anschluß an den Sozialifsten- Kongreß in Halle tagen lassen wollten. Zweck des Kongresses solle hauptsälich sein, den verbündeten Unternehmern starke Arbeiter- vereinigungen entgegenzuftellen. Der vorgeshlagene Zeitpunkt sei aber für den Kongreß niht geeignet, da man bis dahin die Arbeiter nicht genügend vorbereiten könne, und andererseits auch der Sogzialiften-Kongreß alles Interefie für sih in Anspruch nehme. Es sei zunächst nothwendig, dur Diskussion in der Arbeiterpresie den Zweck des Kongresses darzulegen und die Massen für denselben zu ge- winnen. In der folgenden Diskussion wurde der Vorscblag gemacht, die Angelegenheit vor eine stärker besuchte Versammlung zu bringen. Dieser Vorschlag wurde aber \hließlich abgelehnt, dagegen wurde eine dem Referenten zustimmende Resolution mit großer Mehrheit ange-
nommen. Zualeich beschloß man, die weiteren Schritte der Strike- Kontrolkommission zu überlassen.
Ueber den Ausstand in Trazegnies, welcher fortdauert, während die Arbeiter im Borinage zur Arbeit zurückkehren, {reibt man der „Köln. Ztg.“ aus Brüssel, daß es sich hier nur um eine aanz regelrechte Auseinandersezung zwischen beiden Parteien über die Lobnsäge handelt; die dortigen Bergleute stehen aus, weil sie si von der Gesellshaft Mariemont-Bas5coupy, der Besiterin der Grube 5 in Trazegnies, nit so behandelt glauben wie ihre Geno}en auf den benahbarten Gruben derselben Gesellschaft. Allein, fügt der Korrespondent binzu, wer weiß, ob niht ein Wühler, ein Außen- stehender, den Bergleuten dics beigebraht hat ? j
Vom Kongreß der Trade-Unions in Liverpool be- rihtet ein Telegramm des „Wolff’schen Bureaus“ weiter, daß geftern nach lebhafter Diskussion eine Resolution angenommen wurde, wona das Parlament die achtstündige Arbeitszeit festseßen solle. (Vergl. Nr. 212 d. Bl.) Ein Amendement, den Gewerken und Individuen zu überlassen, die aût- stündige Arbeitszeit durH ihre Vereine zu erlangen, wurde mit einer Majorität von 8 Stimmen abgelehnt. Der Kongreß nahm ferner eine Resolution an, in welcher die Beschäftigung fremder Arbeiter in englischen Häfen als ungehörig bezeichnet wird; endlich wurde einstimmig eine Refolution zu Gunsten einer inter» nationalen Konvention für die Inkraftsetzung eines Fabrik- marken-Gesetzes angenommen. :
Dem „Bern. Volksfr.“ wird geschrieben : Als Gegengewicht gegen die Vereinigung der Arbeiter und in Anbetracht der feind- seligen Stimmung der letzteren gegenüber den Arbeitgebern it in Burgdorf cine Verbindung der Meister und Prinzivale angeregt worden, welche den Zweck hat, die Arbeitgeber in Strikefällen zu unterstüßen und vor den \chweren Folgen der oft ungerechtfertigten Arbeitêausftände zu s{üßena. Bereits hat fi ein Initiativ-Comité konstituirt, welhem {on aus versciedenen Theilen des Kantons zustimmende Kundgebungen zuge- gangen sein sollen. : e
Aus New- York wird telegraphisch vom gestrigen Tage ge- meldet, daß der Strike der Arbeiter der Panama-Eisen- bahn-Sesellshaft nunmehr beendet ist, nahdem die Forderungen der Ausständishen erfüllt worden sind. :
Wie „W. T. B.“ aus Melbourne berihtet, werden die Aus- stäudisGen von den Gewerkvereinen kräftig unterstüßt. doch wird die Arbeit theilweise von Nicht-Unionisten verrihtet. Leßtere werden gegen die Angriffe, welhen dieselben fortwährend ausgeseßt sind, von der Polizei ge[{üßt. — Ein Telegramt:n aus B risbane befagt, daß die Versu®e der Strikeuden, den Schiffahrtsdienst zu hemmen, gescheitert sind. Die Dampfer werden nunmehr durch Nicht- ÜUnionisten unbehindert expedirt. Auch als Dockarbeiter werden Nict-Unionisten für einen Wochenlohn von 50 Schilling gedungen.
Zur wirthschaftli®en Lage. E
Aus Stettin wird geschrieben: Der Gewerbebetrieb ift im Allgemeinen ein günstiger gewesen und hat dur Arbeitscinstellungen grôferen Umfanges während der Monate Mai, Juni und Juli nicht zu leiden. gehabt. Die Handwerker in den kleinen Städten und auf dem plaiten Lande klagen über den Mangel an brau@baren Gesellen, welche die Arbeit in den größeren Städten vorziehen. In der Ziegelei- Industrie mate sich in Folge des Strikes der Bauhandwerker in Steitin und Berlin ein Rückgang der Preise bemerkbar. Der Absatz der Steine wurde erschwert und die Akkordlöhne wurden dadur ge- drückt. Die Küstenbevölkerung klagt über das Darniederliegen der
Fischerei.
Der Schiffsverkehr :
im Stettiner Hafen ist während der Monate Mai, Juni und Juli ein ziemli reger gewesen. Die Zahl der eingelaufenen See- schie belief sih auf 1505 gegenüber 1339 in der gleihen Zeit des Vorjahres. Bei den übrigen Schiffsarten ist freilich ein Rückgang gegen das Vorjahr zu konstatiren, indem 81 Küsten- und Binnenfahr- zeuge, 129 Kähne weniger einliefen und 112 Fahrzeuge weniger auf der Durchfahrt den Hafen berührten. Die Getreideeinfuhr hat si in allen Sorten Getreide, nur Gerste ausgenommen, gegen das Vorjahr verringert. Haupteinfuhrartikel waren Erze aus Shweden, Schlacken aus Holland, Roheisen und S{lacken aus England, sehr bedeutende Quantitäten Mais aus Amerika. Dagegen verminderte si die Kohleneinfuhr aus England. In der Ausfuhr fpielte Zucker eine hervorragende Rolle, und ziemlich regelmäßig war die Spritausfuhr nah Spanien. Die Holzausfubr bestand vorwiegend in Eichenholz. Schwer empfunden wird von der Schiffahrt treibenden Bevölkerung, daß die Kahnfrachten außerordentli niedrig sind.
Kunst und Wissenschaft.
Die Einladungen zur Betheiligung an dem engeren Wett- bewerb für das Kaiser Wilhelm-Nationaldenkmal in Berlin (Sóloßfreiheit) sind, der „N, A. Z.“ zufoige, nunmehr er- gangen. Die Verfasser der beim ersten Wettbewerb mit dem ersten Preis ausgezeihneten zwei Projekte, die Architekten Bruno Smit, Rettih und Pfann zählen, wie von vornherein anzunehmen war, zu den Eingeladenenz; au die Künstler, welche bei der ersten Konkurrenz den zweiten Preis erhielten, sollen Aufforderungen zur Betheiligung erhalten haben. Die für die engere Konkurrenz ausgeschriebenen Preise steigen bis zu 12000 #_ an; jedem Theilnehmer werden 4000 M zugesihert. Preisrichter sind niht bekannt gegeben worden.
— Der Zusammentritt des im nähsten Jahre in Bern tagenden geographishen Weltkongrefses ist, „W. T. B.“ zufolge, von dem dortigen Organisations-Comité auf die erste Hälfte des August festgesetzt. ‘
Land- und Forftwirthschaft.
Land- und forstwirthschaftliver Kongreß.
Die volkswirthschaftlihe Sektion des Konaresses nahm einen Antrag an, welcher die Bildung einer mitteleuropäischen Zollliga (vergl. die Meldung in der gestrigen Nr. 213 d. Bl.), Abmachungen zwischen denjenigen Staaten, die der Liga angehören, Behufs Aus\{ließung einer wechselseitigen Schädigung dur Frachttarifpolitikt, ferner die Regelung der Valuta in den betreffenden Staaten und die Wabl einer Kommission mit Koopta- tionsrecht zum Zwecke der Bildung eines internationalen Vereins für nothwendig erklärt. Leßtere Wahl wurde sofort vorgenommen, und zwar wurden, wie „W. T. B.“ aus Wien weiter mittheilt, 5 Mit- glieder für Deutschland, je ein Mitglied für Frankrei, Italien, die Niederlande, Schweiz, Rumänien, Schweden, Dänemark, 7 Mit- glicder für Oesterreich und 3 für Ungarn in die Kommission entsendet.
Handel und Gewerbe.
Vom Berliner Pfandbrief-Inftitut sind bis 93. August 1890 15 852 600 M 3#9/o ige, 20688 000 M 4°/oige, 45 159 000 M ot %oige und 9585300 M 59/oige, zusammen 91 284 900 M Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 15 311 700 4 349% ige, 14 488200 MA 49/voige, 18832200 4k Joige „und 3 068 100 M 5 %/oige, zusammen 51 709 200 Æ Pfandbriefe Seitens
der Grundstück8sezigenthümer verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber now niht abgehoben 690 600 M Frankfurt a. M., 4. September. (Getreidemarktberi{t von Joseph Strauß) Am hiesiaen Markt begegnete Weizen in disponibler Waare einiger Kauflust Seitens biefiger und aus- wärtiger Mühlenbesitzer, doc stellten fich die Preise ab Umgegend zu Gunsten der Käufer, Course bleiben: auf dem Lande abzunehmen 19{—} Æ, frei hier 192—F} M, frei Station der Oberhessischen und Weserbahn-Route (Gießen—Gelnhausen—Büdingen—Frankfurt) 194—} M, russishe Sorten 217—22} ä, ungarischer 227—23 A, Tendenz für fremde prima Sorten fest, für Wetterauer träge. — Roggen blieb begehrt und fanden’ die Offerten à 1573—16 A ab Umgegend s{chlanken Verkauf, frei hier 16—{-#, russische Sorten fehlen, 17,55 M bezahlt, Tendenz fest. — Ger st e hatte s{werfälligen Absatz ; biesige Landwaare 16—17 4, Franken (Ochfenfurter Gau) 17 übrig, bochbfein ungarishe 19—21è #4, Tendenz flau. — Hafer batte stillen Handel, ruf. Sorten 16—17# #Æ je nah Qualität, hiesiger (neuer) noch wenig gehandelt, zu \{äten 14—15 #Æ — Raps war recht beaŸtet und mate fernere Fortschritte in der Preis- steigerung 26—27 Æ — Mais (mixed) batte sebr s{chleppendes Ge- \dâft, 124/10 A, La Plata 12 # — Svelzspreu (Ersay für Roggenstroh) über Bedarf zugeführt, leßter Cours 90 S per Centner, Käufer treffen hier einen guten Markt. — Roggenkleie 9}7—10 #, Weizenkleie 87—9 A, erfreute sich guter Beachtung. — Weizenmehl prompt schr knapp angeboten, der Be- darf mußte volle Preise anlegen; per Oktober-Dezember unter Notiz käuflih. Roggenmehl vermochte, Mangels genügender Offerten, niht größere Umsätze zu erzielen, Tendenz Hausse, die hohen Berliner und Amsterdamer Roggenvreise stimulirten. — Hiesiges Weizenmehl Nr 0 34—35 #4, Nr. 1 32—33 X, Nr. 2 28}—29} 4, Nr. 3 277—284 M, Nr. 4 24—25 M, Nr. 5 18—19 A — Milóbrot- und Brotmehl im Verbande 59—62 4 — Neorddeutshe und west- fälishe Weizenmehle Nr. 00 27—28 #. — Roggenmebl loco bier Nr. 0 273—283 Æ, Nr. 0/1 26—27 Æ, Nr. 1 23—24 # — (Obige Preise verstehen sib per 100 kg ab hier, häufig jedoH auch loco auswärtiger Stationen.) E : Dortmund, 4. September. (W. T. B.) Wie die „Rhein.- Westf. Ztg.“ meldet, haben heute sämmtliche geladenen Zechen einen notariellen Akt mit dem Dortmunder Kohlen- verfaufsverein vollzogen. Der Vertrag tritt beute in Kraft. Leivzig, 4. September. (W. T. B.) Kammzug-Termin- 6andel. La Plata. Grundmuster B. pr, September 4,75 , e. Oktober 4,75 4, pr. November 4,75 #, pr. Dezember 4,75 A, pr. Januar 4,67} #&, pr. Februar 4,60 e, pr. März 4,574 #, pr. Apcil 4572 Æ, pr. Mai 4,573 #. — Umsay 75 000 kg. Rußig. . A M 64, 4. September. (W. T. B.) Die österreichischG- ungarishe Bank hat den Diskont auf 43 %/, den Lombard- zinsfuß auf 52 %/ erböht. : | London, 4. September. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen- ladungen angeboten. t ; Bradford, 4. September. (W. T. B.) Wolle feft, ruhig, Kolonialwolle theurer, Garne ruhig, Stoffe unverändert. _ Washington, 4. September. (W. T B.) Das Swaß- amt beschloß, anstatt wie bieher im Jahre 54 Millionen Unzen Silber, fortan in jedem Monat durs{nittlich 45 Millionen Unzen anzukaufen.
Submissionen im Auslande.
Spanien.
20. September, 1 Uhr Nachmittags. Direccion general del Tesoro pûblico Madrid: Lieferung von 50000 kg Feinsilber zum Prägen. Kaution vorläufig 1 °/o, endgültig 2 °/o des Gesammtwerthes.
Näberes in spanisher Sprache beim „Reichs-Anzeiger“.
Verkehrs - Anstalten.
Norddeutscher Lloyd in Bremen. (Leßte Na&riten über die Bewegungen der Dampfer.) New-York- und Baltimore-Linien : Bestimmung. „Ems“ . , Bremen T Bremen 4. Sept. von Soutbamvton. ¿Ge Bremen 30. Aug. von New-York. E Bremen 3. Sept. von New-York. G New-York 1. Sept. in New-York. „Kaiser Wilhelm 11.“ New: York 28. Aug. von Southampton. la E New-York 28. Aug. von Southampton. „Fulda“. . New-Vork 31. Aug. von Southampton. „Werra“ . New-York 3. Sept. von Southampton.
„Saale“ . New-York 4. Sept. Dover passirt. „Weser“ . Bremen 30. Aug. von New-York. „Rhein“ . Bremen 27. Aug. von Baltimore. „München“ . Bremen 3. Sept. von Baltimore. „Amerika® Baltimore 4. Sept. in Baltimore. „Stuttgart“ . Baltimore 30. Aug. Lizard passirt. „Karlsruhe“. Baltimore 4, Sept. von Bremerhaven. Brasil- und La Plata-Linien:
E Bremen 4. Sept. von Antwerpen. „Frankfurt“ . . |Vigo,Antw.,Brem.| 1. Sept. St. Vincent passirt. „Ohio“ . . , | Antw., Bremen | 1. Sept. von Liffabon. „Hannover“ . Vigo, Antw.,Brem.| 25. Aug. von Buenos-Aires. „Straßburg“ Lo Plata 24. Aug. in Montevideo. „Baltimore“ Brasilien 18, Aug. in Bahia.
„Leipzig“ . E La Plata 19, Aug. von Vigo.
Berlin“ Brasilien, La || 2. Sept. mit gebrohener Welle E Plata in Lissabon einge\{leppt. „Grf.Bismarck“ Brasilien 4. Sept. von Lissabon. M Brasilien 29. Aug. Dover passirt.
Linien nah Ost-Asien und Australien: „Sachsen“ Bremen 1. Sept. von Genua. 1 pan „Bayern“ eNedcar“ .
1. Sept. in Bremerhaven.
Schnelidampfer
Bremen 2. Sept. von Singapore. Ost-Asien 4. Sept. in Hongkong. Ost-Asien 1. Sept. von Genua. eSalier“ . Bremen 30. Aug. von Genua. eNürnberg“ . Bremen 19. Aug. von Adelaide. eDresden“ Australien 27. Aug. in Adelaide. eHobenstaufen“ . Australien 30. Aug. in Aden. „Habsburg“ . Australien 3. Sept. von Bremerhaven. amburg, 4. September. (W. T. B.) Der Schnelldampfer E r der Hamburg-Amerikanishen Patdcket- Las rt- Wttengel et aft hat, von New-York kommend, heute orgen Scilly passirt. ondon, 4. September. (W. T. B.) Der Caftle-Dampfer ee mbroke-Castle* ist gestern auf der Ausreise von London a gegan der Castle-Dampfer „Conway-Castle“ ift gestern
auf der imreise von Capetown abgegangen, der Union- Dampfer „Trojan* ist beute auf der Heimreise von Madeira abgegangen.
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