1890 / 215 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 06 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Aus Dresden \chreibt das „Dr. J.* unterm 5. September: Bis zur Mittagsftunde hat \sich das Uebershwemmungsgebiet in der Stadt noch wesentlih vergrößert. Die Weißerißstraße, Friedrichsftraße, die Straße an der Herzogin Garten, nicht minder der untere Theil der Kanalgafse und Osftra-Allee sind nur noch auf Notbftegen passirbar. Viele Wohnungen im Erdgeshoß in den vom Wasser berührten Straßen wurden schon heute Vormittag geräumt und das Mobiliar zum Theil unter freiem Himmel auf“ gestellt. Einzelne Quartiere asf dem Shützenplaß ftanden bereits in der verflossenen Naht einen kalben Meter unter Waffer. Im Bata len Etablissement und im Wiener Garten beshränkt sich der

eckehr nur auf die höher gelegenen Lokale und die gewöhnlichen Eingänae Du weil das Wasser bereits in den Marquisen méeterhoch

ebt, ge ; s D „Lay T. B.* meldet von dort unterm 6. September: Die Elbe ist heute Vormittag noch weiter gestiegen. Die Schulen find des Hohwassers wegen geschlossen. Der Wasserstand ist gegen» wärtig in Leitmerißz 6,70, in Dresden 5,30. 5:

Desgleichen vom 6. September, Mittags. Die Elbe ist no ch

im Steigen. Die Augustus-Brücke ist für Wagen gesperrt, der

ferdebahnverkehr ist \sistirt. Au an verschiedenen anderen Stellen at der erkebr cinen 4 verlegt werden müssen. Jn das Palais am Taschenberze ist bereits Wasser eingedrungen. Ï

Aus Schandau berihtet man vom d. September : Sämmt- lihe Hotels und Häuser bis zum Marktplaß sind unter _Wafser. Auch die Sendig’schen N das Bet und die Gebäude bis

um Kurhaus sind vom Waffer umgeben,

f Aus D orau reibt die „Sles. Ztg.“ unterm 5. September : Die telegraphischen Wasserstandsnachrichten zeigen, daß die gewaltigen Regengüïse im Quellgebiet der Oder und ihrer Neben- flüsse auh in der Oder in kurzer Zeit eine Hochfluth er- zeugt haben, die allerdings, Dank dem endlich eingetretenen Umschwung "der Witterung, schnell wieder verlaufen dürfte. Gn Ratibor stand das Wasser heute früh um 6 Uhr nur now 18 cm unter der Ausuferunashöhe, und man erwartete noch weiteres erheblihes Steigen. In Oppeln war um 7 Uhr die Aus- uferungshöbe um 14 cm und in Brieg um 15 cm überstiegen. Sämmtlihe Gebirgsflüsse sind hoh angeschwollen. Die Neisse, Biele, Steinau, Prudnik, Hotenploy und Zinna haben bereits durch Ueberschwemmung beträchtlihen Schaden angerichtet. Das Hogzenplot - Thal is vollständig überschwemmt. Die Ver- bindungsstraße zwishen Mochau und Ober - Glogau steht 1 m unter Wasser. Noch sind die Fluthen im Steigen begriffen. Viele Häuser stehen unter Wasser. Ein großer Theil der Grummeternte is fortges chwemmt. Von der Glazer Neisse wird gemeldet: In Gla stand das Wasser heute früh um 7 Uhr 16 em unter der Ausuferungshöhe, war aber im Fallen begriffen, in Neisse stand das Wasser 22 em über der Au3uferungs- höhe. Die Neisse-Promenade ist vom Fuße des hölzernen Steges an der Berliner Brücke bis zur Wolff'shen Männerbadeanftalt über- \{chwemmt. In der näheren Umgebung stehen die Kohlsdorfer und Neu- müblener Wiejen sowie Niederneuland unter Wasser. Entwurzelte Bäume, Balken und ganze Fuhren Heu werden von den entfesselten Fluthen den Strom hinabgeschwemmt. Die Eisenbahn Neisse Oppeln mußte wegen VebersGwemmung des Bahnkörpers namentli bei Kaundorf ihren Be- trieb einstellen. In der Wüthènden Neisse erreihte das Hoch- wasser gestern Nahmittag um 2 Uhr seinen hôhsten Stand. In Jauer wurden die neuen Anlagen im hinteren Theile des Schießwerders nur durch den boben Damm vor der Ueberfluthung bewahrt. An einer Stelle drohte das Wasser den Damm zu übersteigen, weshalb er dort s{leunigst er- höht werden mußte. Da si das Wasser an der Peterwißer Brücke etwas staute, fo ergoß es sich weithin über Wiesen und Felder. Be- sonders stark war das Hohwasser des Bober. Die Boberniederung unterhalb S childau ist in einen großen See verwandelt. Die von Maywaldau durch das Boberthal nah Hirshberg führende Chaussee ift ctellenweise reihlich # m hoch überfluthet, sodaß der Verkehr mit

Wetterbericht vom 6. September, Morgens 8 Uhr.

Guillemin.

nebst einem Vorspiel vov Victor E. Neßler. Text ( mit autorisirter theilweiser Benußung der Idee und | Hr. Kapellmeister Federmann. einiger Original-Lieder aus J. Victor von S{heffel'8 Dichtung, von R. Bunge.

Zum Schluß: Wiener Walzer.

ir ebemmt is. In Sprottau stieg der Bober gestern inner- D Ne Santa von 1,20 m auf über 2 m. Troh des Regens wurden die in der Boberau liegenden Wiesen beute Vormittag abgemäht und das Gras s{leunigst auf bohgelegene Felder gebradt, und dies war ein Glüûck, denn am Abend standen die beireffenden Wiesen und leider auch viele Kartoffelfelder unter Wasser. Auch der Queis ist, wie man aus Greiffenberg schreibt, aus seinen Ufern getreten und hat Aeckr und Wiesen in seiner Nähe größtentheils überschwemmt. Es erwätst den Be- sißern dadurch wiederum bedeutender Schaden. Vielfach sind die Uferbauten noch ganz frisch und wenig verwatsen; hin und wieder ist auch noch ein Theil der Ernte den Fluthen ausgeseßt. In einzelne Häuser der Stadt ist das Wasser shon einzxedrunges. Um 97 Vér wurde das Hochwasser des Queis dur Nebelhorn flußabwärts nah Lauban gemeldet. Bis zum Abend befand si der Fluß in stetem Steigen und überfluthete die an ihm liegenden Wiesen und Straßea.

Der „Post“ wird aus Steinau telegraphirt: Die Eisen- babnbrücke der Bahn Oppeln—Neisse ist nach 18 stündigem Hoch- wasser eingestürzt.

Aus Wien, 5. September, meldet „W T. B.*: Das Wasser der Donau bat bereits die Geleise der Donaa-Uferbahn er- reiht. Die Bahnmagazine O nur von einer Seite zugänglich. Zwei Magazine des ftädtisben Laçcerhauses sind übershwemmt. Jn den niedriger gelegenen Theilen der Leopoldstadt und der Land- straße stehen die Keller unter Wasser. Auf dem linken Donau-Ufer hat fich ein Inundationsdamm gesenkt, welher jedoch durch so. fortige Anshüttung von Steinen gesichert werden konnte. Der Kaiser wies telegraphisch 10000 Gulden zur Linderung der augenblicklihen Nothlage an. Na hier eingegangenen Privat- berihten sind Kamp und Thaya in Folge von Wolkenbrüchen aus- getreten und haben vielfahe Verheerungen angerihhtet; die Stadt Zwettl ift bedrobt, Schwarzenau ift überschwemmt.

Aus Prag berichtet „W. T. B.“ unterm 5. September: Das Wasser fällt fortwährend. :

Das „Prag. Abendbl.* schreibt : Die Verheerungen, die das Holh- wasser in den übershwemmten Stadttheilen von Prag angeritet hat, laffen sich noch nicht ermessen, da die Gassen im Inundationèsgebiete noch unter Wasser stehen und der Verkehr in denselben mittelst Käbnen vermittelt wird. Die ehernen Quadern der Prager Karls- brüdcke, dieses altehrwürdigen Baudenkmals, welches dem Anpralle der Wogen seit Jahrhunderten mit einer einzigen Ausnahme widerstanden, und an welcher bei allen“ rüheren Hohwafsern die stärksten Eiëschollen sh gebrochen und die stärksten Gebälke aufgefangen worden waren, wurde heute Morgen von den anstürmenden Flößen dur(broen. Schon gestern konnte man den ganzen Tag hindurch ein un- heimlihes Pochen der Holzstämme gegenüber dem Kreuze ver- nehmen, es sien, als ob Mauerbrecher die festen Fundamente an- rannten. Was aber Niemand für möglich gehalten, ift heute ein- getreten. Um 54 Uhr Morgens gab der gegenüber dem Kreuz be- findlihe Pfeiler nach und riß unter fur{chtbarem Krachen die zwei Böôgen nah. Eincs der wichtigsten Kommunikationsmittel der Landeshauptftadt ist auf eine unabsebbare Zeit dem Verkehr entzogen. Die Natricht von dem Einsturz der Brücke verbreitete sh mit Blitzes- \hnelle in der ganzen Stadt und in einigen Minuten strômten troß der frühen Morgenstunde Tausende von Neugierigen an die Moldau- ufer, um das fur{tbar traurige Schauspiel zu beobachten. Leider scheint es jeßt festzustehen, daß bei der Katastrophe an der Karlsbrücke mehrereMenschen dasLeben eingebüßt haben. Drei Lehrlinge des Zuekerbädkers Hrn. Stußtzig wollten gestern zeitlih früh das Wüthen des entfesselten Elements betrachten, Der eine Knabe, Nagelschmied, blieb beim Karlsmonument stehen, während die beiten anderen Lehrlinge, Friedri Blazka und Christian Charvat, auf die Brücke gingen. Nagelshmied sah plößzlih die Brücke zusammenstürzen, auf welcher eben ein Milchwagen fuhr und mehrere Personen standen. Die beiden Lhrlinge, die auf der Brücke standen, sind gestern niht nah Hause gekommen. Der Milchwagen, auf dem die Milhbändlerin Sourek faß,

Montag: Die Puppenfee. Ballet von Charles | Kavallerie.

rte noch glüdcklich die Stelle des Zusamm . Weiter betrachteten pen bei S „Národrí Listy* beschäftigte Arbeiter ebenfalls von der Brücke aus die Wasserfluth, als der Zusammensturz erfolgte. Sie flübteten. Am Ufer angekommen vermißten sie einen Gefährten, den Maschinenmeister Rehak, der sich im Laufe des Tages weder im Ge- bäude der Zeitung, noch in seiner Wohnuxrg einfand, und es ist anzu- nehmen, daß auc er ein Opfer der Katastrophe wurde. Vermißt wird ferner au die Zeitungs-Auéträgerin des „Hlas Národa“ Katha- rina Paiuie, ne täglih zwischen 5 und 6 Uhr Morgens die Brücke u passiren e, G vin Pr “e sird, wie „W. T. B.* unterm 6. September meldet, durch die Uebershwemmung gegen 45 000 Personen in Mitleidenschaft gezogen Sänmtlide Blätter bringen Aufrufe zu Sammlungen. „Narodni Listy* konstatiren, die theilnehmende Sprache der Wiener Blätter werde in der czehishen Nation einen günstigen Eindruck hervorrufen. Eine Deputation von Bürgern ist nah Wien abgereist, um den Minister-Präsi- denten Grafen Taaffe um Hülfe zu bitten. Das Militär backt täglich 6000 Brote für die Nothleidenden.

Tegernsee, 3. September. Während der leßten Nächte hat es auch unjere niederen Berge angeschneit und die naßkalte Temperatur wirkt schr empfindlih. Auf dem Hirsbberge hat der Schnee eine Höhe von 75 cm und stellenweise 1 m. Vom Breiten- stein wird gemeldet, daß der Schn eefall ein derartig starker ift, daß das von den Alwen ziehende Vieh bis an den Bauh im Swnee waten mußte. Seit etwa 16 Jahren ift um diese Zeit ein derartiaes Ereigniß nicht mehr eingetreten. Die Temperatur war heute früh 6 Uhr 4 Grad Réaumur.

Mainz, 6. September. „W. T. B.“ meldet: Das Landes- Comité für das Großherzogihum Hessen überwies dem Central- Comité zum Zweck der Errichtung eines National-Denkmals für den Fürften von Bismarck in der Reicbs - Hauptstadt als zweite Rate der Sammlungen im Wahlkreis Mainz - Oppenheim

2000

La Rochelle, 5. September. „W. T. B.*" meldet: Heute Mittag fand in dem Dynamitlager im Hafen ron La Pallice eine Explosion ftatt, durh welchWe 10 Personen getödtet und mehrere verwundet wurden.

(F) Kopenhagen, 4. September. Die Austernfischeret im Limfjord hat jeßt nach mehrjähriger Shonung wieder begonnen. Gestern kam die erste Austernsendung bier an.

Halifax (Neu-S(wottland), 4. September. Ein Telegramm des „Bureau Reuter“ meldet: Zu Ehren des hier eingetroffenen Lieutenants Stairs, eines Mitgliedes des Emin Pascha-Entsatz- zuges, waren der Nordwestarm des Hafens von Halifax, die am Wasser liegenden Häuser, die Yachten und Dampfer gestern Abend beleuchtet. Von den Bergen- wurden Freudenfeuer abgebrannt. In dec nächsten Woche wird der Stadtrath dem Lieutenant eine Adresse überreichen, während die Bürgerschaft ihm ein Silber- Service \chenken wird.

. Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Buenos- Aires, 6. September. (Meldung des „Reuter- schen Bureau“/.) Die Nationalregierung hat auf Er- fuchen des Gouverneurs von Entre-Rîios Truppen und Kriegsschiffe dorthin abgesendet.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

von Fr. von Suppé., Regie: Hr. Binder. Dirigent: | [29232] Vorher: Leichte

Wilhelmstr. 10. Nordland= guorana Kolossal- gemälde, Dioramen. Neu! ca. 100 gr. Vilder aus Norwegen, speziell von d. Reise

| Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Sonnabend, den 6. September

Wi 215.

1890.

Deutsches Reiéh.

Zudckermengen,

welche in der Zeit vom 16. bis 31. August 1890 innerhalb des deutshen Zollgebiets mit dem A auf Steuervergütun abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung Vergütung in S fa Verkehr n E O E find. G

[710: Rohzucker von mindestens 90 Proz. Polarisati : L 90 Proz. Polarisation. st Proz. Polarisation und raffinirter Zucker von unter 98, aber mindestens 711: Kandis und Zucker in weißen vollen harten Broden 2c., oder in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert sogenannte Erystals E L Ra : er ge harte Zucker, sowie aller weiße trockene (niht über 1 Proz. Wasser enthaltende) Zucker in Krystall-, Krümel- und Mehlform von mindestens 98 Proz. B Tos f ( ch Proz. fer enth ) 3

Mit dem Anspruch auf Steuervergütung

wurden abgefertigt : Aus sffentlichen Niederlagen

oder Fee Me TaC unter amtlihem Mitvershluß wurden ng der Vergü- gegen Erstattung der V tung in den inländischen Verkehr zurückgebracht

zur Aufnahme in eine öôffent-

Staaten leg. jur unmittelbaren Uusfubr | ffe „Aiberlage pee «ine

Verwaltungs8-Bezirke. lihem Mitverschluß

710 711 712 710 711 712 710 711 712 kg kg kg kg kg kg kg

Preußen.

Provinz Westpreuen . ..„..., Brandenburg . S

Pommern . 185 009| 893 824 213 001

243 700 20 392 18 600

Posen Sélesien . 237 945| 2731 476 22345 32 349 847

Sawhfen, eins{l. der \{chwarzb. Unterherrshaften . . ., Súwleswig-Holsten. . . 4 164 631 4 684 187 988 Í 59 506! 231 601| 717857

50 000 498 902 | 11945 1 581

130 643 s N

4930 E 40 732 1180730| 33977

19 640 106 294

I 11S [S =I O

ea A r C 94 000

Sa. Preußen 764 818} 3 916 660

286 000! 2 375 C08

D

Bayern . SGadtsen A S E, 100 000 M eie i —_— B A ; 39628} 131710 Ea Z 214 337 Bremen 362 742

868 505| 103 368 83

Hamburg A 2137186! 4 762 792 34 460

Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet . . Hierzu in der Zeit vom 1. Auguft 1890 bis 15. August 1890 ...., 2 281 759| 4 177 254 635291 547223| 633050 3498] 4 206 511 Zusammen . | 4418945| 8940046) 97989] 818826| 1402622| 10153] 8 208 796| In demselben Zeitraum des Vorjahres*) 1 303 535| 3 023 549| 259 952] 2 848 766] 535 454| 3 824] 2 251 147! *) Die Abweichungen von der vorjährigen Uebersicht beruhen auf nachträglih eingegangene Berichtigungen. Berlin, im September 1890, E Kaiserliches Statistisches Amt.

Jn Vertretung:

1493| 329 054 9 339 58 324

39 715 1 627 277)

[1118 L t 1444

12 000 |

271603| 769572, 6 655] 4 002 285)

L [T H E T4

106 294 192 728 299 022

92 509

42 157

134 373 176 530 120 000

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf0 Gr. 52 su. d. Meeres\p red. in Millim

J J]

Mullaghmore till bedeckt Aberdeen W 1 halb bed. Chriftiansund WSW 8 Regen Kopenhagen . NW 2 bedeckt Stodtholm . SSW 2.bedeckt Haparanda . S 4 halb bed. Sit. Petersb. | till bedeckt Moskau... | 764 |[NO 1 'wolkenlcs

Cork, Queens-

town ... | 773 Gherbourg . | 771 770

769 770 winemünde | 768 Neufahrwafser| 767 Memel ... | 766 E G [bedeckt ünster . 770 'bedeckt Karlsruhe . . | 770 [wolkig Wiesbaden . | 769 bedeckt München .. | 771 Dunst Chemniy . . | 770 heiter Berlin .… . | 769 halb bed. Wien .... | 767 |NW wolkig Breslau... | 768 wolkenlos

Se d'Aix . . | 771 |NO wolkenlos | 16 Nizza .….. | 764 |ONO heiter Triest .... | 765 ¡ND wolkig

Uebersicht der Witterung.

Die Luftdruckvertheilung hat sich wenig verändert ; ein barometrisches Maximum liegt über dem west- [ihen Mittel-Europa, während der Luftdruck über Nordwest- und Südost-Guropa am niedrigften ift Das Wetter is in Central - Europa vorwiegend troden und durchschnittlich etwas wärmer. Obere Wolken ziehen über Deutshland aus Nordoft bis

Nordwest. Deutsche Seewarte.

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wolkenlos

L

Theater-Anzeigen.

Königlihe Schauspicle. Sonntag: Opern- haus. 166. Vorftelung. Der Freishüßz. Oper in 3 Akten von C. M. von Bre Tert zum Theil nach einem Volksmärhen: „Der Freishüß“, von Friedrich Kind. Dirigent: Kapellmeister Sucher. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 171. Vorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Stiller. In Scene gesezt vom Direktor Dr. Otto Devrient.

In 3 Bildern von Louis Frappart und F. Gaul. Die Musik zusammengeseßt von Joseph Bayer. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 172. Vorstellung. Der Biblio- thekar. Schwank in 4 Aufzügen von G. von Moser. Anfang 7 Uhr.

Dienstag: Opernhaus. 168. Vorstellung. Die Zauberflöte. Oper in 2 Akten von Mozart. Text von Scikaneder. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 173, Vorstellung. Die Räuber. O in 5 Aufzügen von Sg@iller. Anfang

r.

Deutsches Theater. Sonntag: Das Winter- märchen.

Montag: Der Unterstaatssekretär.

Dienstag: Das Wintermärchen.

Mittwoch: Die Karlsschüler.

Verliner Theater. Sonntag: Der Veilchen- frefser.

Montag: Der Veilchenfresser.

Dienstag: Maria Stuart.

Tesfing-Theater. Sonntog: Margot. Lust- spiel in 3 Akten von Henri Meilhac. Anfang 7 Ubr.

Montag: Die Ehre.

Dienstag : Margot.

Die nächbste Aufführung von Der Fall Clé- meuceau findet Mittwoch statt.

Wallner-Theater. Sonntag : Zum 92. Male: Mamsell Nitouche. Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud. Musik von M, Hervé. Anfang der VorKellung 74 Ubr.

Montag und die folgenden Tage: Mamsell Nitouche.

Victoria-Theater. Sonntag: Zum 13, Male: Mit gänzlih neuer Ausftattung. Die Million oder Vivat Imperator. Modernes Ausftattungs- ück in 12 Bildern von Alex. Mos¡kowski und Rich. Nathanson. Musik von E A. Raida. Ballet von Gredelue. Anfang 74 Ubr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. Direktion: Julius Frißshe. Sonntag: Zum 16. Male mit durchaus neuer Austattung: Die Puppenfee. Pantomimisches Divertissement von Haßreiter und Gaul. Mußk von Jos. Beyer. Arrangirt von J. Haßreiter, K. K. Hofballetmeister aus Wien. Dirigent: Hr. Kapellmeister Knoll.

Refidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Sonntag: Zum 121. Male: Marquise. Lustspiel in 3 Akten von Sardou. In Scene geseßt von Sigmund Lautenburg. Die neuen Deko- rationen sind aus dem Atelier der Herren Hartwig, Hinze u. Harder. Anfang 7# Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Kroll's Theater. Sonntag: Das Glöcheu

des Eremiten.

Montag: Die Zauberflöte.

Dienstag: Der Waffenschmied.

Bei günstigem Wetter vor und nach der Vor- ftellung, Abends bei brillanter elektr. Beleuchtung des Sommergartens. Großes Concert. Anfang Las 4, an den Wochentagen d#, der Vorstellung

r.

Mittwoch: Gastspiel des Hrn. Emil Götze und des Königl. württembergishen Hofopernsängers Hrn. Carl Mayer. Johaunu von Paris.

Sonntag, den 14. September: Schluß der Opern-

Saison.

Velle - Alliance - Theater. Sonntag: Zum 20. Male: Der Dorsfteufel. Dorfkomödie in 3 Abtheilungen und einem Vorspiel von Ferd. Nes- müller. Jn Scene geseßt vom Direktor Sternheim.

m prahtvollen Sommergarten : Großes Concert. Auftreten sämmiliher Spezialitäten. Brillante JIllumination des ganzen Garten - Gtablifsements. Anfang des Concerts 4 Uhr, der Vorftellung 7} Uhr.

Montag: Dieselbe Vorftellung.

Adolph Ernst-Theater. Sonntag: Zum ersten Male wiederholt: Unsere Don Juans. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph Ferron. Anfang 7# Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Sonn- tag: Zum 2. Male: Der Alpenkönig und der Meuschenfeind. Romantishes Volksmärcen in 3 Akten von Ferdinand Raimund. Musik von Wenzel Müller. Die vollständig neue Ausftattung an Dekorationen von Lütkemeyer in Coburg. Kosiüme von Ober-Garderobierin Frl. Hallmann. Anfang der Vorstellung um Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung.

Urania, Anstalt für volksthümlihe Naturkunde.

Am Eandat-AUL omas Park (Lehetes Bahnhof). Geöffnet von 12—11 Uhr. 1 vao: Vorstellung i

Anfang 7 Uhr. Montag: Opernhaus. 167. Vorsiellung. Der

Trompeter von Säkkiugen. Oper in 4 Akten

Vorher: Neu eirstudirt: Leichte Kavallerie. Komisch(- Operette in 2 Akten ron C. Costa. Musik

wifsenschaftli*en Theater. Näheres die Anschlag- zettel.

Sr. Mazj. des Kaisers. Heute Eintritts- preis nur 50 ch.

[29230] j Natioual - Panorama. Herwarthfstraßie Nr. 4, am Königsplagt.

Das alte Rom

mit dem Triumphzuge Kaiser Conftantin's. Grofartigftes Rundgemälde der Neuzeit! …_ Morgen Sonntag: Eintrittspceis à Person 50 ch. Geöffnet von Morgens 9 Uhr bis zur Dunkelheit.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Jehanna Halpert mit Hrn. Dr. med. Moritz Saenger (Königsberg i. Pr.—Berlin). Frl. inna Matthaci mit Hrn. Heinrich Stoldt (Hannover—Gijou). Frl. Anna Meins- hausen mit Hrn. Rektor Wedemeyer (Gr. Rehberg Plau). Frl. Lotte Brinck mit Hrn. Hermann Mösöllering (Hannover—Hamburg). Frl. Minna Niemann mit Hrn. Kaufmann Wilhelm Gause (Zens—Kalkte a. S.).

Verehelicht: Hr. Lieutenant Kurt von Rex mit Frl Martha Röchling (Saarbrücken). Hr.

ilhelm Ernst mit Frl. Bertha Zain (Char- lottenburg).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Apotheker H. Camphausen (Rheda i, W.). Hrn». Eduard Bernecker (Insterburg). Hrn. Gymnasiallehrer Dunkmaun (Auri). Hrn. Haupt-Steueramts- Assistenten Filiß (Breslau). Hr. Julius Alt- rihter (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Karl Cüûppers (Hannover). Hrn. Guftav Schaper (Hamburg). Hrn. Rechtsanwalt C. von Man- goldt (Lüneburg).

Gestorben: Hr. Gutsbesißer Wilhelm Ahrens (Scbwerin i. M.). Hr. Major a. D. Eduard Wesselhoeft (Hannover). Hr. Kgl. Oekonomie- Rath Ludwig Becker (Klukowo bei Flatow). Frl. Therese Lehzen (Hannover). Hr. Ingenieur Gustav Kröhne (Harthau). Hr. Albert Birth (Berlin), Frau Antonie Baumgarten, geb. Fenner (Berlin).

Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin:

Verlag der Expedition (S o lz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 33.

Vier Beilagen

(eins{ließlich Börsen-Beilage).

von Scheel.

Königreich Preußen.

Bekanntmachung.

Nah _ Vorschrift des Geseßes vom 10. April 1872 (Geseßz- Samml. S. 357) sind bekannt gemacht:

1) das unterm 3. März 1890 Allerhöch\ vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenshaft zu Daun durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 15 S. 105, ausgegeben den 11. April 1890; f

2) das unterm 12. März 1890 Allerhöchst vollzogene Statut für die Ent- und, Bewässerungsgenossenschaft im oberen Enzthale zu Neurath im Kreise Prüm durch das Amtsblatt der Königlichen Re- gierung zu Trier Nr. 16 S. 113, ausgegeben den 18. April 1890;

3) das unterm 21. April 1890 Allerhö vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft IT zu Oberöfflingen im Kreise Witt- lich durch das Amtsblatt der Königlihen Regierung zu Trier Nr. 22 S. 171, ausgegeben den 30. Mai 1890;

4) der Allerhöchste Erlaß vom 17. Juni 1890, betreffend die Verleihung des Enteignungsrehts an die Stadtgemeinde Berlin bezüglih der zur Ausführung der projektirten Regulirung des Zinger- grabens in der Gemarkung Nieder-Schönhausen erforderlichen Flächen, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin Nr. 33 S. 309, ausgegeben den 15. August 1890 ;

5) das Allerhöchste Privilegium vom 17. Juni 1890 wegen Aus- fertigana auf den Inhaber lautender Anlcihesheine der Stadt Hagen i. . im Betrage von 1368000 Æ durch das Amtsblatt der fr ait zu Arnsberg Nr. 30 S. 269, ausgegeben den

. Juli ;

6) das unterm 19. Juni 1890 Allerhö vollzogene Statut für die Entwässerungsgenossenschaft zu Groß-Lassowitß und Trebitshin im Kreise Rosenberg O.-S. durch das Amtsblatt der Königlichen Re- gierung zu Oppeln Nr. 30 S. 209, ausgegeben den 25. Juli 1890; __ T7) das unterm 21. Juni 1890 Allerböbst vollzogene Statut für die Wiesen-Meliorationsgenofsenshaft im Lahntbale zu Eckelshausen im Kreise Biedenkopf durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Wiesbaden Nr. 30 S. 255, ausgegeben den 24. Juli 1890;

_ 8) der Allerhôö{hste Erlaß vom 27. Juni 1890, betreffend die Ver- leibung des Rechts zur Chausseegelderhebung an den Kreis Jauer für die von demselben zu bauende Kreischaussee erster Ordnung von Jauer über Hertwigswaldau bis an die Liegnigzer Kreisgrenze bei Mertshüß zum Anschluß an die von dort nah Liegniy führende Chaussee, dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Liegnitz Nr. 29 S. 193, ausgegeben den 19. Juli 1890;

9) der Allerhöchste Erlaß vom 27. Juni 1890, betreffend die Anwendung der dem Chaufseegeld-Tarife vom 29. Februar 1840 ange- hängten Bestimmungen wegen der Chaussee-Polizei-Vergehen auf die in den Kreisen Gelsenkirchen beziehungöweise Recklinghausen belegenen Chausseen von Neukirhe über Wattenscheid und Gelsenkirchen bis zur Grenze des Regierungsbezirks Münster in der Richtung auf Buer und von da über das Hoheshemm bis zur Dorsten-Bo(umer Provinzialstraße in der Gemeinde Buer mit Aus\ch{luß der in den Stadtbezirken Wattenscheid und Gelsenkirhen belegenen Strecken, durch das Amtsblatt der Königlihen Regierung zu Müxster Nr. 31 S. 181, ausgegeben den 2. August 1890;

10) das Allerhöchste Privilegium vom 27. Juni 1890 zur Aus- gabe auf jeden Inhaber lautender Anleihesheine der Stadt Berlin zum Betrage von 55 000 000 dur das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potédam und der Stadt Berlin Nr. 31 S. 231, aus- gegeben den 1. August 1890; z

11) der Allerhöste Erlaß vom 29. Juni 1890, betreffend die weitere Herabseßung des Zinsfußes der von dem Kreise Westhavel- land auf Grund der Allerhöchsten Privilegien vom 30. August 1875 und 24, Oktober 1877 aufgenommenen Anleihen auf 34 9%, durch das Amtsblatt der Königlihen Regierung zu Potsdam Nr. 32 S. 301, ausgegeben den 8. August 1890;

12) das Allerhöchste Privilegium vom 29. Juni 1890 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anlei hescheine der Gemeinde Borbeck im Betrage von 400 000 4 durch das Amtsblatt der Köênig- lihen Regierung zu Düsseldorf Nr. 32 S. 391, ausgegeben den 9, August 1890;

13) der Allerhöchste Erlaß vom 4. Juli 1890, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Stadtgemeinde Charlotten- burg behufs Erwerbung beziebungsweise Benutzung der zur Verlegung eines Druckrobres für die Kanalisation von Charlottenburg erforder- lien, in den Gemeinde- beziehungsweise Gutsbezirkez von Charlotten- burg, Spandauer Forst, Rubleben, Spandau und Pichelsdorf belegenen Grundstücke und Wege, durch das Amtsblatt der Königlichen Regie- rung zu Potsdam Nr. 33 S. 309, ausgegeben den 15. August 1890 ;

14) das Allerhöchste Privilegium vom 15. Juli 1890 wegen Aus- fertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadtgemeinde Schweidniß im Betrage von 650000 Æ durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Breélau Nr. 34 S. 249, ausgegeben den 22. Augufît 1890.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versezungen. Im aktiven Heere. Insterburg, 26. August. Prinz Albrecht von Preußen Königliche Hobeit, General-Feldmarschall und General-Inspecteur der I. Armee-Insp., fortan à la suite des Drag. Regts. Prinz Albrecht von Preußen (Litthau.) Nr. 1 zu führen.

_ Blumenahagen, 2. September. Frhr. v. Meerscheidt- Hüllessem, General der Infanterie und kommandirender General des Garde-Corps, zum Chef des Inf. Negts. von Boyen (5. Ostpr.) Nr. 41 ernannt.

Pasewalk, 2. Scptember. v. Bernuth, Hauptmann und Comp. Chef vom 4. Garde-Regt. z. F., dem Regt., unter Beförde- rung zum überzähl. Major, aggregirt. v. Werner, Hauptm. vom 4. Garde-Regt. z. F., zum Comp. Chef ernannt. Graham, Pr. Lt. von demselben Megt.,, zum überzähl. Hauptm., v. Zimmer- mann I, Sec. Lt. von demselben Regt., zum Pr. Lt., vorläufig ohne Patent, befördert. Frhr. v. Falkenstein, D vom Garde- Jäger-Bat. und kommandirt als Adjutant bei der Insp. der Jäger und Schützen, ein Patent seiner Charge verlichen. v. Bothmer, Au f à la suite des 3, Garde-Regts. z. F., zum Hauptmann be- ördert.

Durch Verfügung des Kriegs - Ministeriums. 27. August. Danner, Pr. Lt. vom Füs. ee Graf Roon (Ostpreuß.) Nr. 33, in dem Kommando zur Dienstleistung bei den Gewehr- und Munitionsfabriken von der Gewehrfabrik in Danzig zu derjenigen in Spandau versetzt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. ZatewalH 2. September. Marcinowski, außeretatsmäß. Sec. t. vom Feld-Art. Regt. von Clausewiß (Oberschles.) Nr. 21, mit

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Ju Stettin wurde, wie die „Ostsee-Ztg.* mittheilt, am Don- nerstag eine vom Ortsverein Stettiner Konditoren einberufene öfent- lie Kondit orenversammlung mit der Tagesordnung „Stellung- nahme zur Werkstattordnung der Dresdner Kreis- Innung der Konditoren“ abgehalten. Nach längerer Diskussion wurde von der zahlreich besuchten Versammlung eine Resolution ge- faßt, in welher die am 1. Juli d. J. in Dresden und Umgegend in Kraft getretene Werkftattsordnung als eine - „die Gebülfenschaft herab- würdigende und erniedrigende Maßregel bezeichnet, und das Bestreben kundgegeben wurde, mit allen Kräften für die Aufhebung dieser Werk- ftattsordnung einzutreten und eventl. die Dresdner Gehülfenschaft zu diesem Zweck zu unterstüßen.

Eine öffentlive Versammlung der Steinmetßgehülfen in Leipzig besprach am 4. d. M. die Tarifangelegenheiten der einzelnen Werkpläße. Es ergab \sich, daß die Arbeit der Steinmeßz- gebhülfen fast auf allen Arbeitspläßen na dem von den Meistern und Gebülfen gemeinsam festgeseßten Tarif bezahlt wird. Da die Geltung dieses vorläufig auf 2 Jahre festgeseßten Tarifs mit dem nächsten Frühjahr aufhört, wurde, der „Lpz. Ztg.“ zufolge, ein Vertrauens- mann gewählt, um \sih mit dem Innungs-Obermeister weiter ins Einvernehmen zu seßen, ob der Tarif noch fernerhin unverändert be- stehen bleiben solle, oder ob die Innung dessen Aenderung beabsichtige.

Hier in Berlin fand vorgestern eine Versammlung der Ver - golder und Vergolderinnen Berlins mit der Tagesordnung : „Wie verhalten si die Kollegen und Kolleginnen zu den Sobnabiden in vershiedenen Fabriken“ ftatt. Aus den Verhandlungen ging hervor, daß den Arbeitern einer Goldleistenfabrik auf Bronce- und Silber- kanten 25 °%/% vom bisherigen Akkordlohn abgezogen wurden und da in Folge defsen mehrere Arbeiter die Arbeit einstellten. E Unterhandlung mit _den Fabrikanten erreichten die Arbeiter, daß der Abzug auf Silberkanten urückgenommen wurde, worauf die Strikenden sihch wieder an ihre Arbeit begaben. Auch in anderen Fabriken sollen nah den Ausführungen der Redner Abzüge vors genommen worden sein. Das Ergebniß der Besprehungen war, wie wir einem Bericht der „B. Volks-Bl.* entnehmen, die Annahme einer Resolution, nah welcher von jeßt an entshieden gegen jeden Abzug Front gemadt und sofort Schritte gethan werden sollen, den- selben mit Hülfe der Berliner Strike-Kontrollkommission zurücktzuweisen. In einer öffentlichen Generalversammlung der Maurer und Puter Berlins und der Umgegend, welhe zur Neuwabl sämmtlicher Vertrauenêmänner einberufen war, wurden naG dem „B. Volksb[.“ zwei Resolutionen angenommen, welche im Wesentlichen, wie folgt, lauten: In Erwägung, daß bisher alle Anstrengungen, welhe darauf gerihtet waren, die Organisation der Berliner Maurer zu einer festen und starken zu maten, immer an der Gleichgültigkeit der Mehrheit der Berliner Maurer sceiterten, das Unternehmerthum daber leichtes Spiel mit Maßregelungen gegen die Elassenbewußten Arbeiter hatte, betrachtet es die Versammlung als eine un- erläßlihe Aufgabe der Vereinigung, jederzeit dahin zu wirken, Auf- klärung in den Massen zu schaffen, die Solidarität zu pflegen, sowie die Verfolgten und Gemaßregelten zu unterstüßen, und beschließt dem- zufolge, allwöhentlich eine Extrasteuer in Höbe von 25 resp. 50 g von jedem Maurer Berlins und Umgegend zu erheben, und zwar in derselben Weise, wie bisher die Sammlungen ina der Oeffentlichkeit vorgenommen wurden. Ferner erklärt die Versammlung: Nachdem dem Vorstande der Freien Vereinigung die Leitung der inneren Agitation unter den Berliner Maurern übertragen worden, ist die sogenannte „Vertrauensmänner-Körpershaft“ überflüssig ge- worden und empfiehlt daher die heutige Versammlung der nächsten öffentlihen Versammlung, diese Körperschaft aufzulösen und nur eine aus drei Perfonen bestehende Körperschaft niederzuseßen, welcher die Befugniß zu übertragen ist, „öffentlihe“ Versammlungen einzu- berufen und in diesen Angelegenheiten zur Erörterung zu bringen, welche außerhalb des gestelten Rahmens der Freien Vereinigung

tegen.

Nah Mittheilungen der „Union de Charleroi", welhe die „Köln. Ztg." wiedergiebt, war am Mittwoch der Ausstand in den Gruben von Mariemont-Bascon im Centrum ein allge- meiner. Die dortigen Bergleute hatten in einer Versammlung die Fortseßung des Ausstandes beschlossen, bis ihnen „Gerechtigkeit“ geworden sei, d. h. bis daß ihnen das vom Shhied8amte gewordene Zugeständniß auch bewilligt worden sei. Es war nämlich von diesem ohne Widerspruch weder von Grubenbesizern noch Arbeitern zugestanden: eSobald Preisfteigerung der Kohlen eintritt, alsdann solle auch Er- höhung des Arbeitslohnes eintreten, im Falle des Sinkens der Kohlen- preise auch Sinken der Löhne.“ Da nun Steigen der Kohlenpreise eingetreten war, aber die Löhne nicht erhöht wurden, bra der Aus- stand aus. Die Zahl der Ausständishen betrug 2- bis 3000. Inzwischen wird der „Voss. Ztg.“ unter dem 5. d. M. telegraphish mitgetheilt, daß die Zehen in Bascon den ausftändishen Berg- E, 89/0 Lohnerhöhung bewilligten und der Ausstand be- endet sei.

Die Londoner „Allg. Corr.” s{chreibt: Die Wirkungen des Strikes in Australien werden in London von Spediteuren, Sciffsrhedern und insbesondere von den Schiffsftauern stark verspürt. Die Monate August, September und Oktober sind die belebtesten des Jahres im kolonialen Exportgeschäft; aber heuer liegen Schiffe, die {hon vor drei Wochen abgesegelt sein sollten, halb leer, da keine La- dungen für dieselben erlangt werden fönnen.

__ Der Gewerkverein der Seeleute und Heizer von Liverpool ‘beschloß, wie die Londoner „Allg. Corr.“ berichtet, auf einem Meeting am 3. d. M. sich zu organisiren, um der gegründeten Föôderation der Rheder entgegentreten zu Éönnen.

Veber Unruhen, welche kürzlih in Valparaiso (Chile) statt- fanden, liegen in den Blättern Nachrihten vor, denen wir folgendes Bemerkenswerthe entnehmen: Ueber 12 Stunden lang war der Pöbel im Besiy der Stadt. Den Anlaß gaben die Hafen- und Dodck- arbeiter, welche die Arbeit niederlegten, weil sie ihre Löbne in Silber statt in Papiergeld haben wollten. Das Zollhaus wurde ge- {lossen und der Pöbel zwang die Arbeiter desselben, mit ihnen gemein- jame Sache zu machen. Die Feuer wurden auf den Werften aus8gelöscht und alle Arbeit hörte daselbs auf. Dann marschirte der Pöbel, bewaffnet mit Hacken und Knüppeln, nach den Eisenwerken von Lever, Murphy u. Co. und zerstörte die Fates theilweise. Die Einwohner der Stadt {lossen mittlerweile ihre Läden und Häuser und ver- barrifadirten sie. Um 1 Uhr begann der eigentlihe Raubzug. . . .. Die Truppen langten erst an, als der Haufe nah den Eisenbahn- werkstätten gezogen war. Diese wurden zerstört und ihr Inhalt in die See geworfen. Um 4 Uhr zählte der Pöbel 10 000 Mann. Endlich faßten die Truppen und die Polizei Muth und hieben auf die Menge mit gezogenen Säbeln ein, wobei viele Personen ver- wundet wurden. Es gelang dann, die Menge auseinander zu treiben.

Der Segen der Unfallversicherung.

Der (Dogrienbon! \{hreibt: „Der Segen der deutshen Unfall- versicherungs-Gesetßze wird augenfällig dargethan durh den Umstand,

Pension der Abschied bewilligt.

daß seit der kurzen Zeit des Bestehens derselben hier in Marfkir ch bereits 6 Männer, 4 Frauen, 6 Wittwen und 11 Waisen, im