1890 / 222 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Berlins hatte sih beftirebt, die Trauerfeier auch ¿uferlih m einer erhebenden und würdigen zu gestalten. An der offenen Gruft erhob si auf breitem Sodel eine s{lanke Säule, die die verbüllte Büste einer trauernden Parze trug. Am Fuß der Säule lehnte das große plaftish gebildete Künstlerwappen, während \{warze Gebänge das Ganze wirkungêvoll drapirten. Links davon war ein hoher Mast errictet, von dem eine mädßtige s{chwarze Trauerfahne berabbing. Au die nächste Umgebung der Gruft selbst war schwarz ausgelegt, auf das schwarze Tuh aber batte man weiße Wafserlilien und Blätter und Ranken von Wasserpflanzen geftreut. Nicht minder finnig und s{ôn war die Kapelle des benabbarten Friedrid Werder- schen Kirhbofs geschmüdt, in der die beiden Särge zunädst zur Trauerfeier niedergeseßt waren. Auf dem rewtéstebenden, der Weimar's Hülle barg, lag ein weißes Kissen mit der Palette und Pinfeln, auf dem Kaffsack's waren Meißel und Shlägel niedergelegt. Bereits um 11 Ubr fanden si an der noch stillen Stätte des Friedens die nädften Verwandten der Entschlafenen ein. Die Feier, welcher zablreide Deputationen aus Künfilerkreisen beiwobnten, nahm einen würdigen Verlauf; der Henneberg’ sche Chor eröffnete sie mit der Motette: „Harre meine Seele“; dann nahm - Pastor Stage das Wort zur Leihenrete. Nab dem Liede: „Wenn i& eirmal soll scheiden“ wurden sedann beide Särge dur die Reiben der Gräber bindurch na der Gruft auf dem Jerusalemer Kirchbof getragen, wo der Gesang „Wie sie so sanft ruben“ fie empfing. Der Geistli®e sprach ein kurzes Gebet, dazn trat Maler Fendler cn die gemeinsame Gruft, um den Freunden ein Abschiedswort nahzurufen.

Die große Nationalmutterloze „Zu den drei Weltkugeln“ beging am Sonnabend ihr 159jäbriges Stiftungsfest. An der Feier nabmen 500 Personen Theil, Die deutschen Großlogen waren dur ihre Großmeister vertreten. Der Prinz von Wales, der Großmeister der engli1ben Groflozen, batte Wendt-London als Vertreter ent- sandt. Während der Feier wurde eine aus Breslau eingetroffene Devesche verlesen, in welchzr Se. Majestät der Kaiser für die an ihn gesendete Adrefse und den erneuten Ausdruck treuer Gesinnung dankt und die Loge für die Zukunft seines besonderen landeëväterliben Woblwollens versihert. Unter den zablreiGß eingegangenen Slüdck- wünschen befand si auch ein Telegramm des Herzogs von Coburg.

Uebersbwemmungen.

Aus Magdeburg, 13. September, schreibt die „Magd. Ztg.“ : Seit gestern ist bier ein stärkerer Fall des Wassers eingetreten, wir Latten beute Morgen 9 Ubr einen Stand von 4,60 m. Die beute eingegangenen Natri@tzn lauten durchweg günstig. ore- gestern war von der Rampe des Dammes zwischen Biederit und Heprotks- berge in einer Länge von etwa 35 m das Erdreih abgesackt, obne daß je- dow für den Damm, der trey der Abrutshung immer noch eine Stärke von 3 m hatte, eine Gefährdung eintrat. Die Swließung des Webrs von Prezien wird vorgenommen, wenn der Wasserstand daselbst auf 4,60 m und am Magdeburger Pegel auf 4 m zurückgegangen ift.

Aus Hessen wird der „Köln Ztg.“ berihtet: Der Schaden, den das Hochwasser in vielen Gemarkungen angeri®tet hat, ist oft recht bedeutend. Die Grummeternte ift in der Nähe Oppenbeims auf ftarkenburgishem Gebiet fast gänzlih vernichtet; ebenso haben die Kartoffeln und Dickwurzeln stark gelitten. -

Aus Prag, 13. September, {reibt man der „Presse“: Na einer bydrotehnisden Zusammenstellung des Landeskulturaths betrug während der Hohwasserzeit die Menge des in der Sekunde durt- fließenden Waffers der Meldau in Prag 4600 cbm mit einer Ge- schwindigkeit von 3im in der Sekunde, wäßrend der normale Dur®&fluß nur 69 cbm beträgt. Die in den Hehwassertagen in Prag und Umgebung niedergegangene Regenmenge kommt glei der normalen Regeamenge eines balben Jahres. Heute befinden ih in Prag noch 1200 in Folge des Howafiers obda&lose Familien.

Aus Pest, 13. September, berihtet die „Presse“: Der Wasserstand der Donau beträgt 59% cm Das Steigen der- selben dauert noch immer an. Oberbalb der Hauptstadt ift die Donau faft überall aus dem Bette ausgetreten. Die Löschung der Laftshiffe wurde mit Rücksiht auf den vorherrshenden Wind vorläufig eingestellt. Die Keller am Margarethen-Kai find zumeist mit Waffer gefüllt. Ueberhauvt brach im Bereih der Hauptstadt in zablreihen Häufern das Waffer aus den Kanälen hervor. Die Feuer- wehr und das Ingenieuramt haben die geeigneten Verfügungen getroffen. : 5

Eine spätere Mittheilung von demselben Tage lautet : Der Wafser- stand der Donau hat in den Nzchmittagsftunden noŸ immer zuge- nommen und betrug um 4 Uhr 598 cm. Von da ab blieb er

Wetterberict vom 15, Sevtember. Morgens 8 Uhr,

| Nürnberg. | Wagner. 64 Übr

Stationen. Wind.

| [2E

| S Wetter. | Z3

j Éo

S 1 13

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red, in Millim

ck D A | S S 4

5'wolfig 3'bedeckt 3 bedecktt

I N

Mullagbmore | | Aberdeen . . | 765 |SSD Chbriftiansund | 768 | t Kopenhagen . | 769 |NNW 2Dunst Stodbolm . | 769 ftillwolkenlo8 Haparanda . | 764 | still wolkig St. Petersb. | 765 | 1 Nebel Meld. 4 756 | 1Regen j

| | Cork, Queens8- | | j

A A I 0I

Mittwot:

pu park b O0

von P. Hertel.

pk 0D

toren 759 | 5 Regen Cherbourg 764 3 wolkenlos Per d 769 lwollg olt | 769 NNW 1Dunst | id 1 20 2 bededckt winemünde | 769 1bedeckt | Neufabrwaffer} 768 2 halb bed, | Memel | 769 2 bededt | S cl 00 1 wolkenlos | ünfter . . 769 | 2 Nebel | Karlsruhe... 768 2 wolkenles | Wiesbaden . | 768 Münden Ghemnig .. Beallu ... | 9 O | 767 Î |

4 tungsfest. v. Moser.

A p ey

märchen. Donnerstag :

770

Breslau... | 768 | E 2 bedeckt Ile d’Aix . . | 762 3 wolkenlos M 765 D 1l‘wolkig E. E 106 3 wolkenlos

Uebersiht der Witterung.

Beim Herannahen eines Minimums auf dem Ozean westli von Irland if das Barometer auf den britiswen Inseln ziemli stark gefallen, während das HoËbdrudkgebiet fi langsam ostwärts verschoben bat. Bei gleihmäßiger Luftdruckrertbeilung ift das Wetter in Central-Europa rubig, meist trübe, obne erbeblihe Niederschläge. An der deutshen Küste ift die Temperatur nahezu normal, im Binnenlande liegt dieselbe meist unter der normaler.

Deutsche Seewarte.

Die Räuber.

Donnerstag :

Nitouche.

Theater-Anzeigen.

Königlihe Schauspiele. Dienstag: 175. Vorstellung. Die Meiftersinger von Große per in 3 Akten von Richard

Dirigent : Kapellmeister Sucher.

Stauspielhaus. 18 ] Séauspiel in 4 Aufzügen von Iwan Turgenjew, Na dem Russen für die deutshe Bühne be-

ationär. Die Donau bietet einen großartigen Anblick. Der untere gui ift überfluthet und die Stationen der Donau-Dampfschiffahrts- Gesellshaft stehen unter Wasser. Troßdem herrscht allenthalben reges Leben, da die Dampfer und Stlerper auf provisorishen Stegen LPRNE oden, Man glaubt, der Wafserftand habe seinen öbevunkt G

9 Aus New-York, 12. September, meldet die „A. C.*: Nah- ri@ten aus Eagle Paß in Texas zufolge ift der Rio Grande aus- getreten und hat die Stadt überschwemmt, wodurch sehr großer Eigenthums scchaden angerichtet wurde. Etwa 100 Fuß einer neuen Brücke sind wegges{wemmt worden.

Potsdam, 12. September. Das Grabdenkmal, welhes dem f. Z. im Dienste der Kolonisation so jäh aus dem Leben ge- sciedenen D r. Jüblke, dem Sobne des hiefigen Hof-Garten-Direk- tors, von seinen Eltern auf der Nordwestseite des neuen Kirchbcfs errihtet worden ift, träat, dem „Dtich. Tagebl.“ zufolge, nacbftehende Inshrift: „Dem Anderken ibres geliebten einzigen Sobnes, Dr. juris Karl Jüblke, geb. zu Eldena in Pommern am 6. September 1856, get. in Kismaju in Afrika am 1. Dezember 1886 als ein Opfer seines Mutbes und seiner Hingebung im Dienste des Vaterlandes, gewidmet von deu trauernden Eitern.“

Spandau. Wie der „Voss. Ztg." mitgetbeilt wird, soll auch Spandau ein Waffen-Museum erbalten. Allerdings ift dasselbe nur beftimmt für die Königlihen Gewehrfabrken, au soll sein In- balt si vernehmlich darauf beschränken, die Entwickelung der Hand- feuerwafen tarzuftellen. Insbesondere dürfte die Zeit von etwa 1699 ab, da in der französishen Armee das Flinthwin- oder Batterieshloß eingeführt und zahireihe Versuße zur Herftelung von Hinterladerr, zu Einri@tungen für Swnellfeuer, zu sicherer Zündung und anderen Verbesserungen angeftellt wurden, um s{ließ;lid mit der modernen Zündradel, mit dem Mauser- und Magazin-Geweßr zu enden, berüdck- htigt werden.

AaSen, 15. September. „W. T. B.“ meldet : Wie verlautet, fand gestern Nabmittag ¡wishen Montjoie und Kalterher- berg ein Zusammenstoß zweier Personenzüge ftatt. Vier Personen sollen dabei getödtet, aht verletzt sein. Wie es ferner beißt, wäre der Stations - Assistent in Montjoie verhaftet worden.

Düsseldorf, 15. September. „W. T. B.“ meldet: Der Nacmittags 1 Uhr 10 Minuten von Köin abfahrende Ham- burger Sénellzug entgleiste gestern bei der Einfahrt in den biesigen Babnhof in Folge falsver Weichenstellung und lief auf eine im Nebengelcise stehende Lokomotive. Zwei Postbeamte erlitten \{were innere Verleyungen, zwei auf der Lokomotive Bedienstete find leiht verletzt; die beiden Maschinen find zertrümmert.

Sondershausen, 10. September. Die Kommission für Er- riGtung des Kaiser Wilbelm-Denkmals aufdem Kyffbäuser, bestehend aus den Hrrn. Dr. Shmiß-Düfseldorf, Dr. Westpkahl- Berlin, Hauptmann S{#weder- Berlin, Profeffor Wolf-Berlin und Ober-Forstmeister von Cettelbodt-Rudolstadt, batte si geftern in Frankenbausen zu einer mebrftündizen Sißung versammelt. Mit dem Bau der Wege ift, der „Magd. Ztg.* zufolge, {on heute begonnen worden.

Lübeck, 10. September. Der „Köln. Ztg.“ {reibt man: Die Kavitäne der hier in leyter Zeit eingelaufenen S&iffe wissen viel von dem furhtbaren Sturm zu erzählen, der Ende vorigen Monats in der Ostsee tobte. Kapitän Groth vom Dampfer Windau pasfirte 20 Meilen WS. von Fillsand ein gekentertes Schiff, neben demjselten schwammen Rundbslzer, dur Tauwerk ver- bunden. Dampfer Askur, Kapitän Ramfîstroem , _hat nochŸ einen Mann auf dem Wrack bemerït, troy 2{ftündiger Arbeit gelang es nit, den UnglüZlichen zu retten. Der im biesigen Hafen befindlihe russis&e Dampfer „Louise*, Kapitän Burmeister, hatte auf See die norwegishe Brigg „Urania“, von der Mannschaft verlafsen ange!‘rofen und in Slite in Schweden eingebraht. Die Mannschaft soll in Mariehamn in Finnland gelandet fein.

Opern-

Gredelue. Anfang 7# Ubr. Anfang

180. Vorstellung. Natalie.

de ) Direktion : In Scene geseßzt vom

Victoria-Theater. Dienstag: Zum 22. Male: Die Million. Modernes Ausftattung2stück in 12 Bildern von Alex. Moskowski und Rich. Natbanson. Mußk von C. A. Raida. Ballet von

Mittwoh: Dieselbe Vorstellung. Friedri - Wilhelmftädtishes Theater.

Julius Fritse. Dienstag: Zum 25. Male mit durchaus neuer Ausstattung : Die

burg, 13. September. Der heutigen Sigzung

De L Dv altotaaes ging, „W. T. B.“

libe Generalversammlung der Hülfskasse für die

Re e unter von Bufssenius (Leipzig)

Tia Guf SOT ÉST 8 SebdER, on Unperitühungen mur

apital au erböbt, an

ezablt. Hierauf folgte die Schlußsizung des Anwaltêtages. Der pre M lanen ree Afffklamation wiedergewählt.

New-York, 12. September. Ein Telegramm des „Bureau Reuter“ meldet: In Santa wurde ein drei Minuten dauerndes Erdbeben verspürt. Mehrere Personen erklären, daß während dés- selben aus erlcshenen Vulkanen Lava bervorströmte.

Nah Sghluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Brechelsho f, 15. September. An der heutigen Parade des V. Armee-Corps nahmen Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, der General-Feldmarschall Prinz Georg von Sa@hsen, Prinz Ludwig von Bayern und die komman- direnden Generale Theil. Fhre Majestät die Kaiserin folgte Sr. Majestät dem Kaiser beim Abreiten der Fronten im Wagen. Auch die Ritter-Akademie und die Zög- linge des Kadettenhauses waren zur Parade aufgestellt und wurden besichtigt. Se. Majestät der Kaiser führte zweimal das Leib-Garde Husaren-Regiment vor, Prinz Ludwig von Bayern zweimal das 47. Jnfanterie-Regiment (Nieder- slesishes), Se. Königlihe Hoheit der Prinz Albrecht cotoyirte zweimal das erste Garde-Dragoner-Regiment. Der Vorbeimarsh der Kavallerie erfolgte im Trab. Die dihtgedrängten Zuschauermassen bereiteten wiederholt Jhren Majeftäten enthutiastishe Ovationen. :

Liegnis, 15. September. (W. T. B.) Die um 10 Uhr bei Eichholz abgehaltene Parade nahm einen glänzenden Verlauf. Die Anfahrt JFhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin erfolgte über Klein - Tinz. Die Truppen waren auf der nah dem Lerchenberge zu gelegenen Langseite des Plazes aufgestell. Die 1.,, 2, 3. und 4. Kavallerie-Brigade standen mit in Parade. Se. Majestät der Kaiser betrat, von Brechelshof kommend, das Paradefeld und ritt dann sofort die Front der Truppen, sodann die- jenige der Militärvereine ab. Hierauf erfolgte der Parade- marsch der Truppen. Nach beendigter Parade fuhr Jhre Majestät die Kaiserin nach Liegniß zurück, wo Alerhöchst- dieselbe um 1% Uhr eintraf. Se. Majestät der Kaiser folgte unmittelbar, an der Spige der Fahnen - Compagnie reitend. Jhre Majestäten wurden von den Spißen der Be- hörden, von Ehrenjungfrauen, den Schulen und den Kor- porationen ehrfurchtsvoll begrüßt. Auf dem Friedrichsplage, der besonders festlih geschmüdckt war, hörte Jhre Majestät die Kaiserin den Vortrag eines Gedichtes dur eine Ehren- jungfrau an, worauf der Ober-Bürgermeister Oertel eine An- sprache hielt, welche Se. Majestät der Kaiser mit huldvollen Dankes8worten erwiderte. Hierauf begaben sih Jhre Majestäten nah dem Schlosse, woselbst um 51/2 Uhr Paradetafel statt- findet. Die ganze Stadt ist prähtig ges{müdckt, die Bevölke- rung in freudiger Bewegung.

Halle a. S., 15. September. (W. T. B.) Der deutshe Bergarbeiter-Kongreß ift heute eröffnet worden. Anwesend find 39 Delegirte, meistens aus dem Rheinland und Westfalen. Möller (Gelsenkirchen) hielt die Eröffnungzansprahe. Schröder und Staelln wurden zu

Vorsitzenden gewählt. Bunte und Siegel treffen morgen ein.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Coucert-Anzeigen.

Concert-Haus. Eröffnung der 24. Concert- Saison am Donnerftag, den 18. September. Erftes Karl Meyder-Concert.

Hrania, Anftalt für volksthümlihe Naturkunde. Am Landes-Ausftellungs - Park (Lehrter Bahnhof). Seöffnet von 12—11 ühr. äglich Vorstellung im wrifsensGaftliGen Theater. äberes die Anshlag-

arbeitet von Eugen Zabel. Direktor Dr. Otto Devrient. Opernhaus.

von Paul Taglioni.

Swautpielbaus. i S@wank in 3 Arfang 7 Ubr.

Mamsell Nitouche.

Anfang 74 Ubr. 181. Vorftellung.

A ; Berliner Theater. Dienstag: Kean. 769 | : 5 Mittwo%: Der Schriftftellertag.

| c Donnerstag: Uriel Acofta. Sonntag, 21, September, Nachmittags 3 Uhr:

Tessing - Theater. Dienstag: Clémencean. S@auspiel Dumecs und A. d’Artois. Anfang 7 Uhr.

Mittwoch: Die Ehre.

Zrm ersten Male:

Der

Anfang 7 Ubr. s, Sang, Der schlecht bewachteMädchen.Pantomimisch-komische ile in 2 Aufzügen und 3 Bildern nah d’Auberval Musik von P. Hertel. Die Jahreszeiten. Tanz-Pcëm in 2 Akten und 4 Bildern von E. Taubert und E. Graeb.

Hierauf:

Deutsches Theater. Dienstag: Das Winter-

Mittwoch: Der Richter von Zalamea. Das Wintermärcheu.

Das zweite E Lustspiel in 4 Akten ron Oskar Blumen-

Wallner-Theater. Dienstag : Zum 101. Male: Vaudeville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac und A. Millaud. Musik von M. Herré. Anfang der Vor#ellnng 74 Ukr.

Mittwoch und die folgenden Tage: Mamsell

Musik

Das Stif- Aufzügen von G.

Fall in 5 Akten von A.

Puppeufee. Pantomimisches Divertissement von Haßreiter und Gaul. Musk von Jof. Beyer. Arrargirt von I. Haßreiter, K. K. Hofballetmeister aus Wien. Diriaent: Hr. Kapellmeister Knoll. Vorher: Neu in Scene gesezt: Die Shwägzerin von Saragossa. Komische Operette in 2 Akten nad dem _Französishen von Carl Treumann. Musik von Offenba. In Scene gesezt vom Regisseur Hrn. Binder. Dirigent: Hr. Kapellmeister Feder- mann. Anfang 7 Uhr.

Mitiwo: Die Puppenfee. Vorber: Die Schwäztzerin von Saragossa.

Refsidenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- burg. Dienftag: Zum 4. Male: Ferréol. Pariser Siktenbild in 4 Aufzügen von Victorien Sardou. In Scene gesetzt von Sigmund Lauten- bura. Anfana 7# Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Belle-Alliance-Theater. Direktion: W. Hasemann. Dienstag: Ensemble-Gaftspiel der Mit- glieder des Wallner-Theaters: Madame Vonivard. Guten Morgen, Herr Fisher! Preise der Plätze wie gewöhnlich.

Adolph Ernst-Theater. Dienstag: Zum 11, Male: Unsere Don Juans. Gesangtyosse in 4 Aften von Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph Ferron. Anfang Ubr.

Miitwoh : Dieselbe Vorftellung.

Thomas-Theater. Alte Jakobstraße 30. Dierftag: Zum 11. Male: Der Alpenkönig uud der Menschenfeind. Romantis%es Volksmärhen in 3 Akten von Ferdinand Raimund. Musik ron Wenzel Müller. Anfang 74 Uhr.

¡cttel.

Familien-Nachrichten, Verlobt: Frl. Olza Cramer mit Hrn. Fabrik- besipger Ernst Weiß (Berlin—Langensalza). Frl. Anna Lusek mit Hrn. Robert Matthias (Breslau—Magdeburg). Frl. Anna Wenck mit Hrn. Karl Stuhr (Leivzig—Weißenfels). Verebeli&§t: Hr. Prof. Dr Emil Schmidt mit Frl. Câcilie Overbeck (Leipzia). Hr. Paul Otto mit Frl. Jta Kablert (Breslau). Hr. Bernhard Heire mit Frl. Anna Großberger (Leipzia). Hr. Guftav Stohn mit Frl. Wanda Nerger (Breslau—Haynau i. Sl). Hr. Karl Kriegsmann mit Frl. Tina Lokbsenzer (Magdeburg) Hr. Paul Buß mit Frl. Andza Hase (Berlin). Hr. Otto Ziethea mit Frl. Streichau (Berlin). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Dr. Hans von Sdcubert (Hamburg). Hrn. M. l’Allemand (Iocketa in Sachsen). Hrn. Karl Müll (Beriin). Eine Tochter: Hrn Sec «Lieut. Bienko (Königsberg i. Pr) Hen. A. Groebler (Buckau). Hrn. W. Lamprecht (Magdeburg). Hra. Wilbelm Tretow (Berlin). / Gestorben: Hr. Arcitekt Jos. Krons (Düfsel- dorf). Hr. Fabrikbeñger Friedr. Heinr. Zimmer- mann (Halle a. S.). Hr. Konrad Spilcke (Berlin). Hr. Aug. Briesenick (Berlin). Hr. Dr med. Leonhard Lütb (Burtscheid). ; Senator Theodor Schondorff (Wiesbaden).

Redacteur: Dr. H. Klee. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutsben Bubdruckerei und Verlags- Anftalt, Berlin SW., Wilbelwstraße Nr. 33.

Fünf Beilagen (14325)

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

(eins&ließlich Börsen-Beilage).

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und König

M 222.

Erste Beilage

Berlin, Montag, den 15. September

lich Preußischen Staats-Anzeiger.

1890.

Statistik und Volkswirthschaft. Zur Arbeiterbewegung.

In Bremen nimmt, wie der „Köln. Ztg.“ von dort geschrieben wird, die sozialdemokratische Bewegung ibren siGern Fort- gang, nabdem die Partei bei der leßten Reichstagswahl zum erften Mal den Sieg davongetragen bat. Dur Vorträge wird dafür ge- sorgt, daß die artei-Anbänger immer ron neuem für die Sache dbe- Tebt werden. Einige wenige Worte aus einem solchen Vortrag des Reichetag8abgeordneten Th. S6warß aus Lübeck über „die Arbeiter- organifationen im Kampf gegen die Unternehmerrerbände“ sind für die Auffaffung in Arbeiterkreisen sehr bezeihnend. Die Arbeiter- verbände in ihrer beutigen Form seien im Kampf gegen die Kapital- ma@t untaugli6, denn sie erbielten nicht die gleiwen Rechbte wie die neuerdings fi bildenden Arbeitgeberverbände. Mit dem Auf- bôren des Sozialistengeseßes vers&winde nunmehr der beste Hülfs- mann _ der Arbeitgeber und die Zeit für die Arbeiterverbindungen der Zukunft sei gekommen. Es sei jeßt die Gelegenheit da, centrale Grupperorganisationen zu bilden, sollte der Metall- arbeiter, der Baubandwerker, der Bekleidungê2arbeiter u. \. w. Sei dies erreicht, dann erft fönnten alle Vorurtheile bei vielen Arbeitern besiegt werden, und der leßte Schritt, alle di:se Gruppen zu einer einzigen Organisation zu ver]chmelzen, werde \{licßliG ni&t mebr {wer halten. Wenn dann erst die aanze große Maÿe des Volks sage, fie wolle in ibrem eigenen Interesse allein den Stimmzettel ab- geben, dann werde fein Unternehmer mehr in der Gesetzgebung sitzen, dann werde das Volk Gesetze geben.

Aus Uelzen berihtet man der „Wes.-Ztg.“ unter dem 12. d. M., daß si daselbst zu Beginn dieses Jahres ein Arbeiterverein mit auëgesprohen fozialdemoftkratis{er Tendenz gebildet babe, dem fofort über 1c0 Mitglieder und zwar vorwiegend land- wirtbschaftlide Arbeiter aus der Umgegend beitraten. Fast jeden Sonntag fand eine öffentliche Versammlung mit auëwärtigen Rednern ftatt: an jedem Versammlungstage wurden neue Anhänger gewonnen. Es wurde ein kräftiger Anlauf genommen, unter Androhung von Arbeitêniederlegung böbere Löhne ¿u erlangen ; aücin der Versuch {lug fehl, da die Arbeitgeber einmüthig zusammenbielten. Bald traten in dem mit so über- rashendem Eifer gebildeten Verein Spaltungen ein; die ursprüng- liden Führer wurden an die Seite gedrängt. Die Einziehung der Beiträge BRs auf Widerstand und namentli die Abführung der gesammelten Gelder nach auswärts erregte Unwillen, und als Schluß der jämmerlihen Episode, die den Mitgliedern viel Geld gekostet und viel Aufregung gebraht hat, bat vor einigen Tagen der Verein sich in aller Form aufgelöst. Vorläufig, bemerkt das Blatt, wird für die sozialdemokratishe Wirksamkeit in den ländlichen Arbeiterkreisen biesiger Gegend wohl fein geeigneter Boden mebr zut finden sein.

In Neuhaldensleben traten am 8. d. M. die Besitzer der keramischen Fabriken von Neu- und Altbaldensleben zu- sammen, um Angesichts der in lezter Zeit Seitens der Dreher oft angezettelten Strikes eine Vereinigung über Gegenmaßregeln der Fabrifberren in solchen Fällen zu treffen. Die in der Versammlung gefaßten Beslüfse zur gemeinsamen Abwehr aller durch Strikes Seitens der Ärbeitershaft bethätigten Forderungen sind, wie die „Magdb. Ztg.“ mittbeilt, von sämmtli§en neu- und althaldenslebener Fabrikanten einbellig als bindend angenommen worden. Die Einzelheiten der gepflogenen Verhandlungen, wel@e streng vertraulih geführt worden sind, entziehen si der Kenntnißnahme.

Hier in Berlin führte ‘in einer Versammlung des Fath- vereins der Metallshrauben-, Façondrebher und Be- rufsgenossen am 7. d. M, wie wir dem „B. Volksbl.*“ ent- nehmen, ein Redner aus, daß nach dem verlorenen Strike fic fo viele Kollegen der Organisation fern balten. Es sei Pflicht cines jeden Kollegen, nach wie vor Mitglied zu bleiben; wenn ah die den Fabrifanten gegebene Unter- frift, daß man dem Fachverein nicht angehöre, Viele an einem vcffentlichen Auftreten bindere, so müsse doch ein Jeder agitiren, um bei einer günstigeren Geschäftelage energisch gegen die Uebergriffe der Kapitalisten Front zu mahen. Die Versammlung verbflichtete sich alsdann in einer Resolution, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln für Stärkung der Organisation sowie Aufbringung von Geldmitteln Sorge zu tragen, und beauftragte den Vorstand, eine rege Werkstatt- agitation vorzunehmen, um die fernftebenden Kollegen heranzuziehen. Die Kaffenverhältnifse wurden als ungünstige bezeihnet, da noch eine gewaltige Schuldenlast für Rechtsanwaltkosten, Druck- sahen, Inserate ‘u. #. w. zu tilgen sei. Ueber die öffentlihe Weberversammlung, welde hier am 8. d. M. ftattfand (vergl. Nr. 218 d. Bl), berichtet das „Volksb[.“ eingebender; es wurden folgende Resolutionen angenommen ; Die Versammlung der Weber Berlins und Umgegend erklärt ih mit den Forderungen der Kommission des Favereins der Weber einverstanden und bes{ließt: In Erwägung der Thatjacen, daßdie Weber, speziell die der Hautindustrie, unter den heutiger Produktionsverkbält- niften die weitgehendft auêgebeutete Arbeitcrklafe sind, si endli aufzu- rafen, um Front zu malen gegen die s{amlose Ausbeutung ibrer Arveitékraft, und erklärt ferner, sh einer bestehenden Organisation, und zwar dem Fachverein der Weber Berlins und Umgegend, so bald wie mögli Mann für Mann anzus&ließen, denn nur eine starke Organisation ist im Stande, den Arbeitern eine menshenwürdige Existenz zu fihern. Den Abgeordneten der Sozialdemokratie im Deutschen Reichstage sollen folgende Vorsbläge zur Abänderung der Gewerbeordnung unterbreitet werden: 1) Alle Webe- waaren mit Auênabme abgepreßter Waare (Decken, Tücher 2c.) müssen den Webern resp. Weberinnen nach Metern gemessen und der Web- Iobn na Metern resp. Centimetern bezabli werden. 2) Der Arbeitslob§n per Meter ist dem Weber L; der Weberin bei Uebergabe der Arbeit anzugeben. 3) Die Waare iff| zu messen, wie sie der Webstubl liefert, ohne jede Bebandlung vorber zu erfahren und hat der Weber oder die Weberin das Recht, beim Messen zugegen zu sein. Alle anderen Bestimmungen und Vereinbarungen sind verboten und strafbar. 4) Das Faktorenwesen (Ausgeberei, Arbeitsvermittelung durch Zwischen- unternehmer) ift zu verbieten und die Arbeitëvermittelung den Arbeiter- organisationen zu übertragen.

n Brüssel wurde geftern der große Kongreß aller Arbeitervereinigungen zu Gunsten des allgemeinen Stimmrechts eröffnet und Defuisseaux zum Präsidenten ernannt. Zu der Versammlung, welcher au der italienischeDepu- tirteCofta beiwohnte, waren etwa 500 Delegirte als Vertreter von 400 Vereinen und Gesellschaften erschienen. Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete die Veranstaltung von Kundgebungen für das allgemeine Stimmrecht in allen Arrondifsements-Hauptorten an demselben Tage, zur selben Stunde. Nah lebhafter Debatte wurde ein Antrag Volders (Belgien) mit großer Majorität angenommen, dem zufolge in allen Provinzial-Hauptstädten am Sonntag vor dem Wiederzusammentritt der Kammern Kundgebungen ftattfinden sollen. Hierauf wurde die Sitzung bis 2 Uhr Nawmittags rertagt. Na Wiederaufnabme der Verhandlungen des Kongresses wurde, wie ,W.T.B.“ meldet, nach langer Diskussion die Frage, ob ein allgemeiner Strie aller Gewerke zu empfehlen sei, dur einstimmige Annahme

des Prinzips eines allgemeinen Strikes entschieden. Um 62 Ubr wurden die Verhandlungen unter dem Gesang der Marseillaise ges@lofsen Aus Mons wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 13. d. M. geschrieben, daß die nichtsozialistishen Arbeiter des Hennegau als Gegenkundgebung gegen den Besbluß des Anarchisten-Kongresses zu Gunsten des allgemeinen Ausftandes gestern in dem 11 km von Mons entfernten Städtben Le Roeul x vershiedene Festlichkeiten veranstalten wollten, um ibrer Anbängli@keit an den sozialen Frieden und die ordertliwe Arbeit Ausdruck zu ver- leiben. Etwa 10 000 Bergleute haben ihre Theilnahme zugesagt.

Die Bewegung der badischen Be völkerung im Jahre 1888.

__ Die Pakbl der im Jahre 1888 Geborenen belief si nah den im vierundzwanzigsten Jabrgang des „Statiftishen Iabrbuchs für das Großberzogtbum Baden“ mitgetheilten Auszügen aus den Standesregiftern auf 53 848. Darunter waren dem Gestlecht na 51,0% männli® und 49,0% weiblid, dem Familienstand der Mutter nah 91,8% ebelih und 8,2 % unebeli6, der Lebensfähigkeit nah 97,0 °% l[ebendgeboren und 3,0% todtgeboren. Während der Prozentfaÿ der Todtgeburten unter den ebelihen Geburten 2,9 beträgt, ift das bei den unebeliden mit 3,2 der Fall. Mebrgeburten fanden 694 ftatt, und ¿war 686 Zwillings- und 8 Drillingsgeburten. Die meisten Geburten ereigneten si im Monat März, die wenigsten im Monat November. Während des Jakbrzehnts 1879—1888 hatte das Sabr 1879 die meisten, das Jahr 1888 die wenigsten Geburten aufzuweisen. Auker dem erferen Jabre überschritten nur noch die Jahre 1880, 1881 und 1882 den zehnjährigen Durchschnitt, während die anderen Jahre den- selben mebr oder weniger untersritten. Die Zabl der im Iabre 1888 Geborenen ift im Verglei mit 1879 um 5534 oder um 3.3 92% zurüdckgegangen. Im Jakre 1888 bezw. im Dur&schnitt 1879/88 tam: 1 Geborener auf 29,7 bezw. 28,4 Ginwohner, 1 Lebendgeborener dagegen auf 30,6 bezw. 29,2 Einwobner, 1 Todtgeborener auf 33,8 bezw. 33,5 Geborene und 1 unehelih Geborener auf 12,2 bezw. 12,6 Sebcorene.

Die Zabl der im Jahre 1888 Gestorbenen (obne Todt- geborene) bezifferte fi auf 39012, darunter 50,9% männli6en und 49,1% weibli@en Geiblechts, Unter den Gestorbenen waren dem Familienstande nach 59,9 % ledig, 25,4% verbeiratbet und 15,6% verwittwet oder geschieden, dem Alter nab 30,1% no§ nit einjäbrig, 109,6 9% ein- bis vierjährig, 2,8 9% fünf- bis neun- jäbrig, 3,7 % zehn- bis neunzebnjährig, 5,1% zwanzig bis neunund- zwanzigjäbrig, 5,1 9% dreißig- bis neununddreiftigjährig, 6,6 2% vierzig- bis neunundvierzigjährig, 7,6 % fünfzig: bis neunundfünfzigjährig, 12,0% sedzige bis neunundsezigjährig, 11, 6 °% Nsebzig- bis neunund- fiebziajährig; 4,5% achtzig- und neunundaGtzigjährig, 0,2 2% neunzig» bis neunundneunziajährig und 0,1 bundertjährig und darüber. Als Todeëursacen wollen wir nur folgende bervorbeben: bei 0,92% der Sterbefälle Selbftmord, bei 1,7 °/, Verunalückung und Verbrechen, bei 8,3 9/5 Infektiontkrankheiten und zwar bei 0,5 9% Kindbett- fieber, bei 2,5% Masern, bei 0,6 9/5 Scharlach, bei 1,1°%/ Keuchhusten, bei 1,2 9% Dipbteritis, bei 0,9 9% Krupp, bei 0,7 2% Typhus und bei 0,8 % sonstige Infektiontkrankheiten —, bei 12,3 % Lungens{wind- fudt, bei 12,2% Lungenentzündung und afute Bronchitis und bei 3,6% Krebs Die meisten Todesfälle kamen im Monat März, die wenigsten im Monat August vor. Die Sterbe- ziffer des Jabres 1888 übersritt den Durchschnitt des Iahrzehnts 1879—1888 um 581 oder 1,5%. Der Ueberichuß der Lebendgeborenen über die Gestorbenen berechnet ih für das Jahr 1888 auf 13 824 Köpfe oder 36,0 %o, für den Dur&schritt 1879—1888 auf 15 180 Köpfe oder 39,5 %. Im Jahre 1888 bezw. im Dur&sHnitt 1879—1888 enitfiel: 1 Geftorbener (ohne Todtgeborene) auf 41,0 bezw. 41,2 Einwobner und 1 Geftorbener im ersten Lebenéjahre auf 4,6 bezw. 4,4 Geborene.

Gbeschliefßungen fanden im Jahre 1888 11 412 stati ; gegen den Durschnitt 1879—1888 wurden 841 oder 8,0% Eben mebr geschlossen. Dem Familienstande nah wat bei 85,9%, der Ebe- iliezungen der Mann, bei 94,1 %/5 die Frau ledig, bei 13,5 9% der Mann, bei 5,3 9% die Frau verwittwet und bei 0,6% ein Tbeil ge» schieden. Dem Religionsbekenntniß nach gehörten beide Theile bei 29,9% der Ebescbließungen dem evangelishen, bei 55,2 9% dem fatbo- lischen Bekenntniß und bei 1,4% der jüdischen Religion an, während bei 13,5 9/5 Mann und Frau vers{iedener Religion (gemishte Eben) waren. Die meisten Eben wurden im Monat November und die wenigsten im Monat März ges{lofen. Im Jahre 1888 kam 1 Gbeschließung auf 140,3 Einwohner, dagegen im Dur@®schnitt des Jahrzehnts 1879-—1888 auf 149,6 Einwohner.

Ebetrennungen durch SwGeidung kamen im Jahre 1888 111 gegen 91 im Durshnitt der Jahre 1879—1888 vor.

Verein für öffentlihe Gesundbeitspflege.

In Brauns{weig tagte am Sonnabend die 16. Versammlung des Deutscen Vereins für öfentlide Gesundbeitspflege unter Vorsitz des Ober-Bürgermeisters Bötticher (Magdeburg); fie war von 250 Mitgliedern besucht. In den Auts{uß wurden wiedergewählt : Bötticher (Magdeburg), Sanitäts-Rath Rent und Stadtbaurath Stübben (Köln) und Gebeim-Rath Ziemfsen (München); neu ge- wäblt wurden Dber-Ingenieur Meyer (Hamkurg) und Ober-Bürger- meister Adickes (Altona). Die Versammlung berieth die Fragen, betreffend Krankenhäuser für kleinere Städte und ländlihe Kreise, die Filteranlagen für ftädtisbe Wasserleitungen, erklärte si ferner für Einführung der obligatorishen Fleishschau _in ganz Deutsch{land, sowie für Beförderung der Wobnungs-Desinfektionen und beschlofß nach Vortrag von Kalle (Wiesbaden) über Arbeiterwohnungen einen Betrag von 1000 # auszusezen zur Prämiirung der besten Arbeit über Ventilation und Kocheinrihtungen für Arbeiterwohnbäuser. Ober-Inrgenieur Meyer (Hamburg) spra über Baumpflanzungen und Gartenanlagen in Städten. Dann {loß Ober-Bürgermeister Bötticher (Magdeburg) die Versammlung mit Dank fär die Aufnahme Seitens der Stadt Braunschweig.

Kunft und Wissenschaft.

Verein für Ges%dhihte der ark Brandenburg. Oberlehrer Dr. Bolte theiite in der SGung vom 10. September Einiges aus zwei von ihm in Brüffel aufgefundenen Handschriften mit, welche Beschreibungen einer Reise dur die Mark Brandenburg enthalten. Die eine, verfaßt von einem Holländer im Jahre 1700, findet das platte Land öôde, nur die ausgebildete Gänsezuht an ihm zu loben, die Stadt Berlin aber prächtig und namentli von feltener Reinlich- keit. Der zweite Reisende, ein französischen Oberft hat die Mark im Jahre 1647 besut, ift jedo nur bis Brandenburg gekommen, weil er dies für die Landeshauptstadt gehalten. Staats- Archivar Dr. Meinardus brate einen bisher unbeateten Belag für die Wichtigkeit, welGe man im 17. Jahrhundert ceremoniellen Fragen

beilegte. Fünf Jahre ftiräubte s& Georg Wilbelm, die Kurwürde anzuerkennen, mit wel®er der Kaiser 1622 den Herzog 3on Bavern begnadigt batte. Als er si entlih ents&lcf, seinen Widerstand auf- zugeben, belobnte der Kaiser ibn dafür mit der Bewilligung des Prädikates „Durchleuchtig*“. Gallus erwähnt in seiner randen- burgischen Geschidte, daß zu seiner Zeit no® (1791) im Volke das Andenken an den Markgrafen Iobann von Küstrin als eines Zauber- künftlers lebendig sei. Evmnañal-Direktor Dr. S{bwarߧ führte des Weiteren aus, wel&er Sagenkreis sich um die Person des Mark- grafen Vans gebildet hat, und zwar nit nur in der Neumark, sondern vorzügli reib in der angrenzenden Uder- mark, in welher beidnis@e -Ueberltkeferungen ih fester als in trgend einem anderen Theile Deutshlands erbalten haken. Hieran knüpfte Professor Dr. Brecher ein Beispiel allerneufter Sagenbildung. Rau selbft {reibt an Stinkel, daß in Folge eines Verseben® dem Blücher-Standbilde in Berlindas Portcévée felt. Das Volk aber vei, daß Blücher wegen einer Urbotmäßigfeit gestraft worden fet, daß der König ibn zwar später begnadigt, es jedo bei der Aberkennung des Porteépées belassen babe.

Ueber 700 Münzen, die älteste mit der Jabreä:abl 1644

urd die jüngfte von 1710, find neuli& in Lebus, der „Frfkft. O.-Z.* zufolge, gefunden worden. Die aroßen Münzen sind zum größten Theile Fünffrankfiücke mit tem Bildnife König Ludwig's XIV., Thaler vor Kaiser Leopold 1623, braunschweigishe, sächfisbe und preußisde Thaler und Zweidritteltbalerstücke vom Erofen Kurfürsten und König Friedri T., au Dovvelfranken und polnis&e ganze und balbe Gulden, gegen 100 Stück; die Uebrigen Find Zweigroschenftücke, über 200 Stück alte Groschen und über 400 Stück alte halbe Groschen. _ Auf dem Anger zu Erfurt ift am 6. d. M. unter ent- sprechenden Feierli&kciten der von dem Arditekten H Stödckbardt und dem Bildhauer Professor H. Hoffmeister aus Berlin ent- worsene, in der Erzgießerei von Howaldt in Braunshweig aus- geführte Monumentalbrunnen enthüllt worden. Ueber das Kunstwerk, welbes der Stadt Erfurt cinen neuen S&muF verleikt, wird der „Nat. - Ztg.* geschrieben: Auf dem westlien AbsGlus der plaßartigen Erweiterung des Angers (Haupt- straße) erhebt Nh, von gârtnerishem Sé&mudck uL1- geben, der reiGgegliederte Aufbau des Brunnens, wel§er si durch maleris®e Erfindung der Kompositien und barmorishe Farbenwabl, sowie dur die Energie seiner Formercebung zu einem einbeitlien Kunfiwerk gestaltet. Aus dem reiagealiederten Bassin erbebt si auf l2nggeftiredtem, fcurerges&müdtem Unterbau ein vier- seitiger ges{liffener Granitebel1#f (Monolith). Dieser wird getragen von einem poîttamentartigen Unterbau, welGer dur seitlid an- gelehnte, aeällig bewegte Konsole mit den links- und rechts8- seitigen Figurenroftamenten gescki in Verbindung gebra&t ist. Unterbalb tes Granitobelisfen ift eine bronzene, freundlich grinsende mänrlide Maske angeordnet, aus deren mustelartig geftaltetem Munde in breiter Masse eine Wafserglockde entftrömt, deren Waßer zunäit in die darunter befindlide metallere Mus§el fälit, um über ibren Rand binweg in die tiefcr unten lagernde Eranitshale und über deren Rand fi endli in das untere große Bassin zu ergießen. Zu beiden Seiten der Maske tummeln G zwei lieblide Putti, von _ wel@en der eine sfi auf den Mus&elrand rieder- gelassen bat. Die in Kupfer getriebene Muschel trägt ein mädtiger, ebenfalls getriebener, schilfumgebener und au! Felsen lagernder . Delpbin, welher aus Raten und Nüftern Wafferstrablen nach oben in die Granitiéale sendet. Zu beiden Seiten des Obeliéken-Postaments, in Höbe der Eranitschale, ruben auf den Voluten der Figuren - Postamente ¿wei fast 3 m große Biguren, - die eine das „Gewerbe“ und die andere den „Gartenbau“ (die Haupterwerbézweige Erfurts) darstellend. Das „SGewerbe* ift eine frâftige Mannes geftalt, die Rehte auf den Hammer, die Linke auf ein Mascbinenrad geftüßt, auf welchem eine reich ornirte Urne und ein adlergezierter Helm liegen (Webrstard und Nähr- ltand); der „Earterbau*, cine weibli&e Gestalt, mit Blumen im Haar, den Blumerkorb in der Reckten, in der Linken eine Rose darrei {end beide Figuren von böSfter bildnerischer Kraft und An- muth. Aus der Urne links und aus einer Callablütbe des Blumen- forbs rets fließt in fräftigem Strabl das Wasser in die Granit- shale. Zu Füßen der beiden genannten Figuren steigt aus dem Bassin ein etwa meterbober Wafserstrabl s&äumend empor. Die Rück- seite des Brunnens ist gesckmüdckt mit dem getrieberen Erfurter Wapven- (ild, einem getriebenen Delpbin als Laufbrunnen-Ausguf, in einer Stein- mus(el liegend, unddur eine in Bronzeguß bergestellte Tafel mit der Auf- \crift: „Begonnen unter Kaiser Wilbelm I. 1887. Vollendet unter Kaiser Wilbelm Il. 1890. Entworfen von H Stödcktardt, Architekt, und H. Hoffmeister, Bildbauer.“ Die Muschel, der Delpbin und die großen Figuren sind in der jeßt fast ganz vergefsenen Technik des Metalltreibens bergestellt. Der von der Kunstkommission des Kultus- Ministeriums preitgekrönte Gesammtentwurf ftammt von dem Arci- tekten H. Stöckbardt in Berlin, weler aub die Auéführung des gesammten Baues leitete. Der Staat bewilligte einen Zuschuß von 10 000 Æ zu den Herftellungékoften.

In dem festlid dekorirten Kaisersaal des Künstlervereins zu Bremen fand, „W. T. B.* zufolge, am 14. September die Er- öffnung der 63. Versammlung der Gesellschaft deut- scher Naturfors%er und Aerzte ftatt. Die Begrüßungs- ansprace bielt der erfte Geschäftefübrer Dr. H. Pleger. F

__— Die Enthüllung des Martin Bebaim-Denkmal®s in Nürnberg findet am 17. d. M. statt. Der Ertbüllungsfeier, bei welcher Profefior Dr. Günther von München die Festrede balten wird, gebt eine Ovation an Behaim's einftigem Wohnhause (Herren- marft) voraus. s

In London soll, als Perdant zu der Stuart- und

Tudor-Ausstellung, im kommenden Winter eine Auéftellung von Denkwürdigkeiten des Hauses Hannover veranftaltet werden. _ Wie der „Köln. Ztg.“ aus St. Petersburg berichtet wird, ist in Kar tsch ein bôö&ft interessanter antiquariser Fund ge- mat worden. Beim Ausschaufeln eines Grabes auf dem neuen flädtif chen Friedbof stießen die Arbeiter auf cinen barten Gegenstand, und als man weiter grub, förderte man einen prachtvollen Sarfko- pbag aus Cedernbolz zu Tage. Dieser Sarkophac befindet ih jest im Museum zu Kartsh; er ift vorzügli erbalten und die an dem- selben angebraten wunderbaren Kunstinitereien sind vollkommen unversehrt. Im Innern des Sarkopbags befindet si ein Sarg, in welchem ein mens{li@er Schädel (dem Anschein nah der eines jungen Mädtens) liegt, dere auch woblerbalten ift. Außerdem fanden fi im Sarg zablreide Reste vers@iedener Stoffe, Geschirre aus Glas und Lebm vor. Nat Aussage des Profefsors Kulikowski stammt dieser Sarko phag aus tem 16. Jabrhbundert.

Im nätften Jahre wird, wie der „Hamb. Corresv.*“ erfährt, eine dänische Erpedition unter Führung des Marine-Premier- Lieutenants Rvder abgeben, um die OftküsteGrönlands zwischen dem 66. und 73. Breitengrade zu untersuchen. Der größere, südliche Tbeil dieser Strecke ift ganz unbekannt. An dieser Expedition werden u. A. tbeilnebmen: Premier-Lieutenant in der Flotte Vedel und Stnd. mag. Bav. Aus welchen europäis&@en Thbeilnebhmern die Expedition sonst no@ Zefteben wird, ift nit fest bestimmt; vor einigen Tagen trafen mit der Brigg „Peru“ in Koperbagen die beiden Grönländer ein, welche an der Expedition theilnebmen sollen.