1890 / 224 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

E E E E E L A Ee

Bulgarien.

Sofia, 16. September. Die Prinzessin Clementine von Coburg is in Smarda eingetroffen, wohin ihr Prinz Ferdinand von Coburg mit der rale dor erd entgegen- gereist war. Die Prinzessin Clemeniine begiebt sfich nah Varna; der Prinz Ferdinand seßte die Reise nah Widdin fort; unterwegs hatte derselbe in Sistowo eine Begegnung mit Stambulow.

Schweden und Norwegen.

F) Stodckholm, 14. September. Nah dem Bericht des Staatscomtoirs haben die Staatseinnahmen in den ersten acht Monaten dieses Jahres betragen: Zölle 27 541 806 Kronen gegen 27591 355 Kronen, Branntwein- steuer 8 678512 Kronen gegen 7-315 785 Kronen, Staats- eisenbahnen (Ueberschüsse) 4 200 000 Kronen gegen 4 700 000 Kronen oder zusammen 40 420318 Kronen gegen 39 607 140 Kronen in der gleichen Zeit des Vorjahres. i

Zufolge Verfügung der Regierung soll Ende dieses Fahres eine allgemeine Volkszählung stattfinden. Í

Jn lebter Zeit sind bei den s{wedishen Postämtern wiederholt Postaufträge zur Einziehung von Geldbeträgen aus Deutschland eingegangen; da aber eine Uebereinkunft in dieser Beziehung zwishen Schweden und Deutschland nicht besteht, so müssen alle solhe Postaufträge unerledigt nah Deutschland zurückgesandt werden.

Entscheidungen des Reichsgerichts8.

Der Hauseigenthümer hat, naŸ einem Urtheil des Reichsgerihts, VI. Civilsenats, vom 16. Juni 1890, im Geltungs- berei des Preuß. Allg. Landrechts für die ordnungsmäßige An- bringung der im Innern des Gebäudes befindlichen Einrichtungsgegenstände nur im Falle eines eigenen vertret- baren Versehens einzustehen, er ist nicht verantwortlich für ein etwaiges Versehen des sahverständigen Handwerkers, welcher die Einrichtungsgegenstände mangelhaft befestigt und dadurch einen späteren Unfall vershuldet hat. Insbesondere besteht für den Eigenthümer nicht ohne Weiteres die Verpflichtung, die Einrichtungen in seinem Hause, wenn sie von einem qualifizirten Sachverständigen ausgeführt sind, noch besonders auf ihre Ungefährlikeit selbst zu prüfen oder beim Mangel der erforderlichen Sachkenntniß von einem andern Sachverständigen prüfen zu lassen.

Iff in einem Zwangsvergleich vom Gemeinschuldner eine bestimmte Akkordrate zugesichert und als Garantie sein ganzes im Konkurs begriffenes Vermögen an die Gläubiger abgetreten worden Behufs Versilberung und Vertheilung des Erlöses an die Gläubiger, so hat, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, T Civil- senats, vom 18. Juni 1890, keiner der Gläubiger das Ret, den Gemeinschuldner oder seine Rechtsnahfolger wegen der zugesicherten Akkordrate persönli in Anspru zu nehmen, so lange als der Gemeinschuldner oder seine Rechtsnachfolger von den Gläubigern nitt wieder in die Lage verseßt sind, über das abgetretene Vermögen ver- fügen zu können.

Ein Bierfahrer, welcher im Dienste eines Biergeschäfts sowohl Bier an die Kunden abfährt, als auch im Namen seines Geschäftshezrn Bier verkauft und von den Kunden den Kauspreis einkassirt sowie das Spundgeld erhebt, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerihts, I. Civilsenats, vom 20. Juni 1890, nicht als gewerb- liher Arbeiter, sondern als Handlungsgehülfe zu erachten. Lohn fstreitigkeiten zwishen dem Bierfahrer und seinem Gescäfts- herrn fallen demna nicht unter die Kompetenz der im §. 120a der Reihs-Gewerbeordnung bestimmten gewerbliten Behörden.

Wetterbericht vom 17. September.

Anfang 7 Uhr.

Stationen. Wind. | Wetter.

Bar. auf0 Gr u. d. Meeressp red. in Millim

Temperatur —| in 9 Celsius

Mullaghmore S 5/halb bed. Aberdeen SSO (4sbedeckt Christiansund

Kopenhagen . nfang 7 Uhr.

O 2 bedeckt Stockholm . ftill¡Nebel aparanda . ftill|heiter t. Petersb. still|bedeckt

Gork,Queens- | town ... ¡SW elder. .…. 'OSO 768 |OSO amburg . . | 768 |OSO winemünde | 771 |SO Neufahrwasser| 773 |SO Memel ….. | 772 S l 6 [S ünster . 765 [|ONOD Karlsruhe... 764 Dunst Wiesbaden . | 765 |ONO wolkenlos München .. | 766 |D 3|Nebel Ghemnig . . | 768 |SO 3\heiter Berlin .… . | 769 |OSO 4sheiter l ftill/halb bed. Breslau... |_771 |OSO 2\wolkenlos Ke d’Aix. . | 761 |SO egen ia ol 000 9D 3'wolkenlos Triest .... | 766 |ONO 3/heiter

Vebersiht der Witterung.

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märchen.

wolkenlos wolkenlcs Wildenbruch. wolkenlos wolkenlos

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Luftstrômung vorwiegend geworden ist. Das Wetter it in Deutschland heiter, trocken und ziemli kühl. | Nitouche. Die Temperatur liegt im südlichen Deutschland bis zu 4, im öôstlihen bis zu 5 Grad unter der nor: malen. Im westliGen Großbritanaien is Regen- wetter eingetreten. In Kaiserslautern wurde Reif | Die Million.

beobachtet. Deutsche Seewarte.

Theater-Anzeigen. Königliche Schauspiele. Donnerstag: Opern-

Kahl. Anfang 7 Uhr.

Ib bed. reitag: Das Wintermärcheu. ha | ads P Zum ersten Male: Die Hauben: wolkenlos lerhe. Schauspiel in 4 Aufzügen von Ernst von

heiter Verliner Theater. Donnerstag: Uriel Acosta.

it Freitag: 3. Abonnem.-Vorst. Eva. Lede Sonnabend: Kean.

Wallner=-Theater. Donnerstag: Vorlezte Woche der Aufführungen von Mamsell Nitouche. Vaude- ville in 3 Akten und 4 Bildern von H. Meilhac

Der höchste Luftdruck bedeckt jeßt das Ostseegebiet, | und A. Millaud. Musik von M. Hervs. Anfang sodaß über Central-Europa \{chwahe südöstlihe | der Vorstellung 7

Victoria-Theater. Donnerstag: Zum 24. Male :

12 Bildern von Alex. Moskowski und Ri. Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von

E Gredelue. Anfang T4 Uhr. Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich - Wilhelmstädtishes Theater. haus. 177, Vorstellung. Die Hugenotten. Große | Direktion: Julius Frit\che. Donnerstag: Zum rge Zane BuriGungs » Pur Oper in 5 Akten von Meyerbeer. Text nah dem | 27. Male mit durchaus neuer Ausstattung: Die ir ffnet Fli, br. Tao ih Franzöfischen des Scribe, überfegt von Castelli. | Puppenfee. Pantomimisches Divertifsement von O I RRLEen -LYeatae, eres die Anshlag- nz von Emil Graeb. In Scene geseßt vom | Haßreiter und Gaul. Musik von Jos. Beyer. | (lte. Ober-Re e Teßlaff. Dirigent: Kapellmeister | Arrangirt von I. Haßreiter, K. K. Hofballeimeister aus Wien. Dirigent: Hr. Kapellmeister Knoll.

Isk in einer gewerblihen Streitsade, welche in Wahrheit niht der Kompetenz der im §. 120a der Reichs-Ge- werbeordnung bestimmten gewerblichen Bebörde unterliegt, diese Behörde um Entscheidung angegangen worden, und ift von derselben unter irrthümliWer Annabme ihrer Kompetenz die Entsheidung ergangen, so wird troßdem nach einem Urtheil des Reihhs8gerichts, T. Civilsenats, vom 21./25. Juni d. I., die Entscheidung rechtskräftig, wenn die S auf den Rehtsweg nicht binnen zehn Tagen erhoben worden.

Die Klage eines von der Familie als vollberechtigt niht anerkannten Familienmitgliedes auf Anerkennung der Fa- milienmitgliedshaft kann, nah einem Urtbeil des MReichsgeridts, IV. Civiljenats, vom 30. Juni 1890, gegen jedes einzelne dissen- tirende Familienglied gesondert erhoben werden.

_ Die unrich{tige Bezeihnrung des Shuldgrundes im SZduldschein hat, nach einem Urtheil des Reich9gerits, IV. Civilsenats, vom 26. Juni 1890, im Geltungsbereih de3 Preu- ßis@en Allgemeinen Landrechts kcine andere Wirkung, als daß der Es on ihm behaupteten anderen Verpflihtungsgrund zu eweisen hat.

Kunst und Wissenschaft.

x Die Gemälde-Galerie des Grafen Raczyúski. Im dritten Stockwerk der Königlichen National-Galerie befindet sich zur Zeit von Wenigen beachtet und von diesen nur vermöge seiner Lage mit zumeist ermüdetem Auge be- trachtet die Gemälde:Galerie des Grafen Raczyúüski, deren früheres Heim dem neuen Reichstagsgebäude weichen mußte. Dennoch ist eine Besichtigung dieser Sammlung höchst lohnend. Wir finden so selten die Kunstwerke älterer klassisher Perioden untermischt mit bedeutenden Schöpfungen unserer Zeit, und es wird uns somit selten die Gelegenheit, wie hier, Vergleiche anzustellen. Wenn auch die alten Werke der italienischen und spanischen Schulen nicht alle in ihrer Echtheit, was die Urheberschaft, also den Namen der Künstler anlangt, verbürgt sein mögen, “so theilt do die Galerie diesen Uebelstand mit allen Galerien der Welt, und man kann immerhin annehmen, daß wir es hier mit Originalen der Schulen zu thun haben, welchen die Bilder zugeschrieben werden. Auch sind einige sehr hervorragende Namen vertreten, wenn auch zum Theil nur in Studien und Skizzen. So sehen wir einen Studienkopf von Velasquez, „eine Blinde“ vorstellend. Wie streng natura- listish und doch wie tief empfunden erscheint diese Studie. Wer jemals diesen jugendlichen Frauenkopf gesehen hat, der uns eine resignirt-milde Erscheinung vergegenwärtigt, wird ihn nicht wieder vergessen. Aus der besten Zeit Makart's denn auch dieser Meister hat Zeiten gewinnsüchtiger Sthnellmalerei gehabt sehen wir die Elfen - Königin, eine ausgeführte Skizze auf Holz, als Vorstudie für eine größere Darstellung. Dies Bild hat sich im Gegen- saß zu den meisten Werken des Meisters gut gehalten, wie denn thatsählih der Erfahrung nah alle auf Holz gemalten Bilder weit besser der Zeit widerstehen und ihren Farbenreiz bewahren, als solche, die auf Leinwand gemalt sind. In keinem Gemälde tritt uns Makart's goldiges, glühendes und durchleuhtetes Kolorit \{chöner entgegen als in dieser mit Jugendfeuer gemalten Skizze. Keines au kann uns den Künstler als jolhen besser carakterisiren. Die liebliche Elfenkönigin (genau genommen ein abstraktes Mittelding zwischen Kind und Jungfrau) wird von ihren Untergebenen einen Hügel hinabgetragen. Jm Grase tummeln sih Kaninchen, während der durch die Bäume s{himmernde

S(auspielhaus. 182. Vorstellung. Die Anna- | Vorher: Neu in Scene geseßt: Die Shwäterin | [29231] Morgens 8 Uhr. Lise. Schauspiel in 5 Aufzügen von H. Hersch. | von Saragossa. Komische Operette in 2 Akten =— : In Scene geseßt :vom Direktor Dr. Otto Devrient. | nah dem

ranzöfishen von

Freitag: Die Puppenfee. Schwäteriu von Saragossa. 183, Vorstellung. Die Braut

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Velle-Alliance-Theater.

Plätze wie gewöhnlich.

Freitag : Dieselbe Vorstellung.

Thomas-=-Theater. Alte

Freitag: Dieselbe Vorstellung.

Carl Treumann. ( Musik von Offenba. In Scene geseßt vom Regisseur Freitag: Opernhaus. 178. Vorstellung. Carmen. | Hrn. Binder. Dirigent: Hr. Kapellmeister Feder- Oper in 4 Akten von G. Bizet. Text von H. | mann. Anfang 7 Uhr. Meilhac und L. Halévy, nach einer Novelle des P. Mérimée. Tanz von P. Taglioni. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. von Mesfina, oder: Die feiudlihen Brüder. Trauerspiel in 4 Aufzügen von Schiller. Die zur SO Zlbededckt Handlung gehörige Musik von B. A. Weber, Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten- A burg. Donnerstag: Zum 6. Male: Ferréol. Ds A in “t L ey Beton Sardov. n Scene geseßt von mund Lauten- Deutsches Theater. Donnerstag: Das Winuter- burg. Anfang 74 Übr b G

Direktion: W. Hasemann. Donnerstag: Ensemble-Gastspiel der Mit- glieder des Wallner- Theaters: Madame Bonivard. Guten Morgen, Herr Fischer! Preise der

Adolph Ernst-Theater. Donnerstag: Zum : Ei : Lessing - Theater. Donnerstag: Zum ersten | 13, Male: Unsere Don Juans. Gesangsposse En Bait B

Male: Das zweite Geficht. Lustspiel in 4 Akten | in 4 Akten von

von Oskar Blumenthal. Anfang 7 Uhr. Freitag: Das zweite Geficht. Ferron. Anfang 7} Uhr.

Leon Treptow. Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz Roth und Adolph

Jakobstraße 30.

Donrerstag: Zum 13. Male: Der Alpeukönig und

der Menschenfeind. Romantishes Volksmärchen ; ; Uhr. in 3 Akten E Ferdinand Raimund. Musik von Gestorben: Hr. Aisterquiébesiüer Konsiansin

Freitag und die folgenden Tage: Mamsell | Wenzel Müller. Anfang 74 Uhr.

Goldgrund, auf welhem das Bild gemalt zu sein heut, wie leuhtender Abendhimmel wirkt und der Darstellung märchen- hafte Stimmung verleiht. :

Böcklin ist durh eine weiblihe Figur (Jphigenie?) ver- treten. Wie völlig anders sucht dieser auch einer der gott- begnadetsten Koloristen, die je gelebt haben auf farblihem Gebiet zu wirken! Er zeigt dem Maler, daß auch die ge- fürchtete, weil leicht störende, violette Farbe zum Ganzen har- monisch gemischt werden, ja, daß dieselbe sehr stimmungsvoll wirken kann.

Die Auffassung und Technik der sogenannten zwanziger ahre, welche in den hinteren Räumen ihre Vertretung ge- unden haben, spriht unsere Zeit niht an. Die Kunst der Malerei hatte lange, lange Zeit in dem armen Deutschland ein bettelhaftes Dasein geführt und konnte sih erst nah und nah mit dem zunehmenden Reihthum und Luxus entfalten. Erst durch den genialen Piloty wurde die Kunst der Malerei aus Ao in Deutshland importirt, und seine epochemachende Schule, welhe gleih zu Anfang Namen wie Defregger, Makart, Lenbach, Ließen- Mayer 2c. 2c. enthielt, beherrscht noch heute, wenn niht den Kunstmarkt, so doch den Kunstgeshmack. Die deutshe Malerei hatte ihre französishe Renaissance, und wenn sie auch durch Laibl und viele Andere versuchte, einen eigenen Stil und eigenen Geshmack zu gewinnen, so hat sie dies um so weniger zu erreichen vermocht, als sie in solhen Versuchen an eine Zeitperiode anknüpfte, in welcher das deutshe Auge noch niht M Empfängniß für das Schöne durch die Antike erhalten atte.

Nah Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Bremen, 17. September. (W.T.B.) Heute früh 9 Uhr fand im großen Künstlervereins-Saal die zweite allgemeine Sg der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte statt. Zunähst wurde das nachfolgende Telegramm des Geheimen Kabinets-Raths Dr. von Lucanus verlesen: „Se. Majestät der Kaiser lassen für den telegra- phishen Gruß mit dem daran geknüpsten Wunsche bestens danken.“ Zum nächsten Versammlungsort wurde Halle gé- wählt sowie zum ersten Vorsitzenden Professor His (Leipzig), zum zweiten Professor Quinccke (Heidelberg) und zu Geschäftsführern die Geheimen Räthe Knobloch und Hißvig in Halle. Vorträge hielten Professor Ostwald (Leipzig), Professor Rosenthal (Erlangen) und Hofrath Engler (Karlsruhe). Nachmittag ist im Parkhause Fe N

Madrid, 17. September. (W. T. B.) Bei einem gestern Abend abgehaltenen Ministerrath wurde der vom Kriegs- Minister vorgelegte Entwurf, betreffend umfassende Re- formen in der Organisation der Armee, angenommen.

Der bei dem Feuer im Alhambra-Palast an- e materielle Shaden wird auf mehr als 50000 Piaster geschäßt.

Sydney, 17. September. (W. T. B.) Auf ein neuer- lihes Gesuh des Arbeitsraths um Veranstaltung einer Kon- ferenz der Arbeitgeber mit den Vertretern der Strikenden haben die Arbeitgeber eine entgegenkommende Antwort ertheilt.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

National-Pauorama. Herwarthftr. 4, Königsplatz.

Das alte Nom

mit d. Triumphzuge Kaiser Constantins i. J. 312 n. Chr. v. d. Kgl. Prof. J. Bühlmann u. Alex Wagner in MünGen. Täglich geöffnet v. Mor- gens 9 Uhr bis zur Dunkelheit. Entrée 1 4, Soldaten und Kinder 30 S,

Vorher: Die

Neu eröffnet.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Elisabeth Herold mit Hrn. Kauf- mann Otto Jhlau (Berlin). Frl. Maria Krug mit Hrn. Gutsbesiger Paul Foerster (Stallupönen -Neumühl). Frl. Emma Dewitz mit Hrn. Ingenieur Aug. Börstinghaus (Linden b. Hannover—Rheinbrohl). Frl. Emma Boll- mann mit Hrn. Karl Hellmih (Gülzow i. Pomm. Berlin). Frl. Anna Heil mit Hrn. Apotheker Paul Merres (Halle a S.—Sagan in Sles.).

Verehelicht: Hr. Karl Endres mit Frl. Klara Steinmeister (Hilden). Hr. Arthur Höltzcke mit S Auguste Drebber (Hannover). Hr. Albert

äscher mit Frl. Margarethe Griese (Berlin).

Reg. - Assessor

Dr. jur. M. Brückner (Koblenz). Hrn. E. Liebing

(Leipzig-Reudnitz). Hrn. Eduard Haenel (Magde-

burg). Hrn. Rittmeister Gadegast (Geithain).

Hrn. Alfred von Koeber (Groß-Plowenz).

EineTocter: Hrn. Rittergutsbesiter H. Ohlsen

(Maßlish-Hammer). Hrn. Otto Schendel

(Berlin). Hrn. Dr. Theodor Toeplitz (Nea).

Hrn. Amtsverwalter von Heyden-Bredenfelde

(Wismar). Hrn. Rittmeister Erich von

Gustedt I. (Saarbrüden).

Hanke (Nieder-Herrndorf). Frau Superintendent Shrader, geb. Frit (Tilfit). Hr. Adolf Kempe (Neureudnißz). Frau Johanne Banse, geb. Shilling (Magdeburg). Frau Morugarethe

Modernes Ausftattungs\tück in

Karl Meyder-Concert.

Concert-Anzeigen.

Concert-Haus. Eröffnung der 24. Concert- | Berlin: Saison am Donnerftag, den 18, September. Erstes

Daenecke, geb. Wunderling (Schackens[leben). Redacteur: Dr. H. Klee. Verlag der Expedition (S cholz).

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt, Berlin SW,, Wilhelmstraße Nr. 32.

Urania, Ansialt für volksthümliche Naturkunde Lehrter Bahnhof).

Vier Beilagen (einshließlich Börsen - Beilage), Vorstellung im | sowie das Verzeichniß der gekündigten Preufsti- schen Z31¿prozeutigen Staatsschuldscheine

und die Winter - Fahrpläne für den Bezirk der ALNSoR Eisenbahn - Direktion zu Berlin und der Berliner Stadt- u. Ringbahn.

M 224.

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus den Verhandlungen des Deutschen Bergarbeiter- tages in Halle theilen wir nah dem Bericht der „Rh.-Westf. Fig noh Folgendes mit: Nah der Eröffnungsansprache durch den

edacteur der „Deutschen Bergarbeiterzeitung®“ Möller und nachdem eine Einigung über die Zulassung der Presse zu den Sihungen erzielt war, wurde zu der Bureauwahl geschritten ; es wurde bestimmt, daß an den einzelnen Berathungstagen der Vorsitz zwisGen den Ver- tretern der Reviere wehfeln solle. Für die aht Reviere wurden folgende Mitglieder zur Führung des Vorsißes gewählt: Schröder-Steele (Dort- munder Revier), Thomé (Saarbrücker Revier),Groß (St. Ingbert), König (Elsaß-Lothringen), Hermann (Niederschlesien), Stun (Königreich Satwjen). Richter (Aschersleben). Den Vorsiß für den Eröffnungstag übernahm Hr. Swröder-Steele. Die Feststellung der Präsenzliste ergab die Anwesenheit von 40 Delegirten, welche 195 300 Arbeiter vertreten, Jn der Debatte klagte Bergmann König- Elsaß- Lothringen namentlich darüber, daß Seitens der Arbeitgeber in Lothringen durch alle möglihen Mittel des Drudckes eine Verlängerung der Schihtdauer bis 9 und 94 Stunden hinaus angestrebt wird. Gerade hierin liege einer der größten Beschwerdepunkte, denn nach der Arbeitszeit allein könne der Lohn regulirt werden. Ebenso {wer werde die Maßregelung aller der- jenigen, welhe für die Interessen der Kameraden eintreten, empfunden. Wer dies thue, werde brotlos. Fernere Beschwerden des Redners beziehen sih auf zu geringe Löhne, die an manchen Orten kaum 2 Fr. 40 C. bis 2 Fr. 60 C. pro Tag betragen. Das in Elsaß- Lothringen noch geltende französishe Vereinsgeseß stehe den auf Ver- einigung drängendcn Interessen der dortigen Arbeiter sehr entgegen. Was die Arbeiteraus\{chüsse anlange, welhe auf Wünsche von Berlin aus eingerichtet worden seien, so vollziehe sich deren. Wirksamkeit in solchen Formen, daß sie nichts für den Arbeiter wirken können. Soviel steht fest, daß die elsaß-lotbringischen Arbeitgeber ebensowenig wie die im Dortmunder Revier besondere Freunde der Arbeiter sind. Bergmann Schilow (aus dem Saarrevier) wies auf die fortwährende Ver- \{lechterung der Lage der Bergarbeiter scit 41 Jahren hin. Na- dem alle Mittel und Wege erschöpft seien und die Wün(che und Be- {werden der Bergleute überall vergeblich vorgetragen worden, sei man zu der Erkenntniß gelangt, daß die Abhülfe nur dur die Bergarbeiter selbst zu bewirken sei. Die Versammlung wünschte, daß die in Halle gefaßten Beschlüsse in die Arbeitsordnung aufge- nommen werden. Ueber die Zusammenkunft der! Bergleute herr\{chten noch viele unklare Ansithten. Die Einen sagen, daß sie Strikes organisiren wolien, die Anderen, daß sie sich in Halle der Sozial- demokratie anschließen wollen, Die Bergarbeiter würden aber weder für das Eine noh das Andere zu haben sein. Der Bergmann verlange nicht zu viel, er wolle nur Brot für sich und seine Familie, er wolle den Frieden haben und \sich von Zank und Hader fern halten. Bergmann Otten (Wurmrevier) bemerkte, der Druck des Kapitalismus auf die Arbeiter hätte diese zur Nothwehr gezwungen. Nachdem in einigen Punkten eine Besserung der Lage herbeigeführt sei, wolle man den Bergleuten alles Gewonnene doppelt wieder ab- zwicken. Namentlich wollen die Arbeitgeber jeßt durch Ueberschichten alles etwa Verlorene doppelt wieder heraus\hlagen. Dieser Situation gegenüber sei die Vereinigung der Bergleute gegen den sie aus- beutenden Kapitalismus, den sie im Uebrigen nicht fürchten, durhaus geboten. Aus der vorgestrizen Nachmittagssißung des Bergarbeitertages berihtet die „Voss. * resümirend: Es wurde ziemli allgemein darüber geklagt, daß die in Folge des vorjährigen] Ausstandes bewilligten Vortheile den Arbeitern jeßt theils wieder entzogen werden sollten, theils hon wieder rückgängig gemacht seien. Der alte Druck und die frühere Mißwirthschaft fingen aufs Neue an, das dürften die Arbeiter niht dulden. Wenn die Kohlen- industriellen Ringe \{löfsen, um die Preise zu halten, so müßten auch die Bergarbeiter sich vereinigen, um auéreichende Löhne und eine menschen- würdige Behandlung zu erzielen. Einer Verkürzung der Arbeitszeit wurde allgemein das Wort geredet. Ein Redrer stellte unter dem Beifall der Versammlung die ahtstündige Schicht mit Ein- und Aus- fahrt als erstrebenswerthes Ziel hin. Durch alle weiteren Ver- handlungen des heutigen Nachmittags zog sih wie ein rother Faden das Verlangen nach Begründung eines deutshen Bergarbeiter- Verbandes. Sämmtliche Redner erklärten, daß sie von ihren Kameraden beauftragt seien, den Verband ins Leben rufen zu helfen. Der letzteren Bemerkung entsprehend, berihtet „W. T. B.“ aus Halle, daß in der gestrigen Sißung des Bergarbeitertages die Gründung eines deutshen Bergarbeiter-Verbandes einstimmig beshlossen und heute einé Kommission zur Ausarbeitung des Statutenentwurfs gewählt wurde. :

Der von dem Generalrath der belgischen Arbeiterpartei auf den 14. d. M. nach Brüssel einberufene Kongreß, um die Mittel zur Erringung des allgemeinen Stimmrechts festzu- stellen (vgl. Nr. 222 d. Bl.), war, der „Magdb. Ztg.” zufolge von mehr als 700 Vertretern von Arbeitervereinen und demokratischen BVürgervereinen besut. Der Kongreß werde nit verfehlen, heißt es in dem Bericht, sowohl dur seine Beschlüsse wie durch die gehaltenen Reden Aufsehen zu erregen. Die belgische Arbeiterpartei stehe seit dem Tage des Kongresses auf dem Boden der Gewalt, die von den meisten und einflußreihsten Rednern als das einzige Mittel bezeichnet wurde, die politiscen und sozialen Arbeiter- forderungen durzuseßen. Die gemäßigten Elemente müßten in allen Fragen vor den Anhärgern der extremen Richtung die Segel streihen. Gleih der erste Berathung8gegenstand veranlaßte eine heftige Erörterung zwischen den mehr gemäßigten vlämischen Sozia- listen und den zur Revolution und felbst ¿zur Anarchie hinneigen- den hennegauishen Vertretern. Der „Voss. Ztg,“ wird hierüber geschrieben : Cine lange Erörterung entspann si über die Frage. ob neue Straßenkundgebungen zu veranstalten seien. Die meiiten Ver- treter sprachen sih entschieden dagegen aus, da man genug „mani- festirt“ habe und es Zeit fei, zur That, zum allgemeinen Aus- stande, überzugehen. Schließlich wurde bes{chlofsen, am Sonntag, welcher der Kammereröffnung vorhbergeht, also am 9. November, «als feierlihe Warnung für die dur das Zensuswahlrecht Gewählten“ in allen Provinzial-Hauptstädten und größeren Orten Kundgebungen zu veranstalten. Gewaltig ftiegen aber die Rede- wogen, als es sich um den aligemeinen Ausstand handelte. Die Ver- treter der Bergleute erklärten si für den sofortigen Ausftand. Der Vertreter der Lüttiher Bergleute Blanvalet erklärte, die Arbeiter seien jeßt „begeistert“ für den Ausstand, um das Stimmrecht zu er- obern; die entscheidende Bewegung müsse jeßt begonnen werden, uxrd, sollten die Arbeiter im Kampse unterliegen, fo seien sie zum An- \turme auf die Stadthäuser und Paläste bereit. Der Vertrcter des Borinage Maroille wie der des Centre Conreur traten dem voll bei, während Callewaert Namens der 25 000 Bergleute des Beckens Charleroi erklärte, daß sie augenblicklih noch niht bereit seien. Das Mitglied des Generalraths8 Verrycken wollte kein Zögern zulassen, sondern „selbs zur Revolution schreiten“. Die Vertreter der Metallarbeiter wünschten, daß die Bergleute den Ausstand beginnen; sie seien bereit, ibnen die Hälfte ihrer Löhne zu überlassen. Während die wallonishen Elemente für den Ausstand eintraten, waren die Vertreter der Vlamlänter besonnener. Der Vertreter Antwerpens wies auf die deutschen und englischen Koblen hin, der Genter Milio erklärte, daß die Partei zu dem allgemeinen Ausstande garniht gerüstet sei, niht

Er s e Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

Berlin, Mittwoch, den 17. September

1000 Genter Arbeiter würden \sich dem Ausftand anschließen. Am ent- \chiedensten \sprach Anseele. Die Genter seien auch für den Aus- stand „im Prinzip”. Zwischen den Vlamländern und Wallonen sei die wirthschaftlihe Lage ein großer Untershied. In Flandern herrshten die Maschinen, die Webereien hätten große Bestände, die Löhne seien niedriger; 4000 Arbeiter in Gent seien ohne Arbeit ; bei den Wallonen herrsche die Handarbeit; die Zehen müßten die Berg- leute haben, daher seien die wallonishen Arbeiter einfluß- reiher. Zum allgemeinen Ausftande gehöre Geld, Brot. Einen Ausftand anfangen, welcher 300000 Arbeiter ohne Brot lasse, sei „Selbstmord, ein politishes Verbrechen.“ Trotz scharfer Gegenreden beshloß der Kongreß einstimmia die Annahme des Prinzips des allgemeinen Ausftandes und seine Ausführung „so bald als möglich.* Als praktishes Ergebniß des Kongresses bezeihnet das Blatt die Thatsahe, daß der von Zeit zu Zeit regelmäßig auftauhende Gedanke eines allgemeinen Ausstandes eine unausführbare Utopie s. An der katholisch-sozialen Arbeiterkundgebung in Le Roeulx betheiligten si, wie der „Köln. Ztg.“ aus Mons geschrieben wird, Vereine aus Soignies, Chièvres, Wasmes, Mons, Boussoit, Quaregnon, Far- ciennes, Lodelinsart und Dampremy. Die Zahl der Theilnehmer belief sich auf etwa 8000. Eingelecitct wurden die Festlichkeiten dur eine kirchliche Feier, worauf die Vereine mit ihren Bannern einen Umzug durch den Ort hielten. Nachmittags hielten die Advokaten Moabille, Englebienne und Lévie von einer neben dem Schlosse des Fürsten de Croy errihteten Tribüne aus Vorträge. Wie demselben Blatt aus Brüssel berihtet wird, sind die Bergleute einer Grube in Bernissarti im Borinage seit Freitag im Ausstande. Am Montag fehlten bei der Abendeinfahrt 200 Mann, die ih auf der Kirmes in dem benachbarten Péruwelz gütlich thaten. DieLnicht zu Péruwelz gehörigen Bergleute wurden mit einer Geldbuße von 5 Fr. bestraft, die von Péruwelz nit, weil die Kirmes für die am Orte Wohnenden als ein hinreihender Grund zum Ausbleiben be- trahtet wurde. Nun mat die ganze Belegschaft gemeinsame Sache mit den Bestraften. Es wird der Grubenverwaltung vorgeworfen, den Betrag der Geldbußen zu ihrem Gewinn zu \{chlagen, anstatt denselben in die Hülfskasse abzuführen, Die Belegschaft fordert nun: Abschaffung der Lohnabzüge, Schichtkürzung auf aht Stunden und zehn Prozent Lohnerhöhung. Bisher hatte die Belegschaft von Bernissart noch nie gefeiert. Die gegenwärtige Bewegung soll ihren eigentlihen Grund darin haben, daß die benahbarte Gesellschaft Auzni in Frankreich (bei Valenciennes) ihren Arbeiterx kürzlich eine Lohnerhöhung von zehn Prozent gewährte. Die Berg- leute verhalten sih übrigens ganz ruhig. Auch im Mittelbecken stehen wieder Bergleute aus. Gestern früh begaben si unerwarteter Weise die Acbeiter der Tagesshiht auf Grube 5 zu Houssu zu ihrem Direktor und verlangten sieben Prozent Lohnerhöhung. Da dieselbe verweigert wurde, fuhren sie nit ein.

In St. Wendel haben, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Zimmer- leute der Gesellschaft Union am Montag die Arbeit nieder- gelegt, sie verlangen Lohnerhöhung.

Aus Solingen wird der „Elb. Ztg.“ über die Strike- bewegung der Tashen- und Federmesserschleifer ge- schrieben: Bekanntlich sind die gütlihen Kommissionsverhandlungen zwischen den Taschen- und Federmesserfabrikanten und den S(hleifern gesheitert. (Vgl. Nr. 221 d. Bl.) In der Versammlung der

chleifer am Montag wurde Bericht hierüber erstattet. Die Versammlung wurde sich nach längerer Debatte darüber einig, die Arbeit noch niht wieder aufzunehmen, sondern einstweilen noch zu striken und abzuwarten, ob von Seiten der Fabrikanten wieder Annähberungsversuhe gemacht werden. Hiernach ist das Ende des unseligen Strikes, der immer mehr Solinger Jndustriearbeiter in Mitleidenschaft zieht, noch nit abzusehen.

Aus Sydney beri@tet „W. T. B.*, daß fast sämmtliche Arbeiter in den Kohlenvbergwerken von Neu-Süd- Wales, sowie die Schafscheerer und andere in der Wollindustrie be- \hâftigte A rbeiter die Arbeit eingestellt haben. Später willigte der Arbeitskongreß in die Aufhebung des an die Schafscheerer erlassenen Befehls zur Arbeitseinstelung und beschloß, während 48 Stunden sh aggressiver Schritte zu enthalten und den Erfolg der Intervention des Bürgermeisters von Sydney abzuwarten, welcher bemüht ist, Verhandlungen zwischen den Arbeitern und ihren Patronen zu Stande zu bringen. Die Regierung beshloß, Vorsichts halber die gesammte Gew“eh r- munition in Sydney aufzukaufen, um etwaigen Miß- brau zu verhindern. Wie es beißt, drohen die Führer der Strikenden miï extremen Maßregeln, Falls die Arbeitgeber niht einwilligen, A 48 Stunden mit den Abgesandten der Strikenden zu ver-

andeln.

Die Ueberwachung der Dampfkraft in Preußen 1890,

In der „Statist. Corr.“ lesen wir: Während die Reihs- regierung über Bau, Ausrüstung, Prüfung und Aufstellung von Dampfkesseln diejenigen Vorschriften erlassen hat, welche für die Sicherheit des Betriebes der Dampfkesselanlagen als nothwendig erachtet wurden, is die Art und Weise der Kontrole über die Befolgung jener Vorschriften und über die Ausfükbrung der Dampfkesselüberwahung den Einzelstaaten überlassen. Die preußische Regierung hat nun um so weniger aufgehört, diesem wichtigen Zweige der öffentlihen Fürsorge ihre unausgeseßte Aufmerk- samkeit zuzuwenden, als durch die außerordentlihe Steigerung in der Verwendung der Dampfkraft, dur die zunehmende Mannigfaltigkeit in der Bauart der Dampferzeuger und durch das eifrige Bestreben, mit wenig Mitteln eine möglichst große Nußleistung zu erzielen, die Untersuhung und Ueberwachung der Danpfkessel. immer mehr ershwert wird. i

In Preußen werden die Dampfkessel (mit Ausnahme der von der Militärverwaltung und der Kaiserlichen Kriegënarine verwendeten sowie der Lokomotiven) Seitens verschiedener Arten von Beamten überwacht, und zwar zu Anfang 1890: ; i

feststehende bewegliche Súiffs- Dampf- Dampf- Dampf- Dampf- Dampf- dur kessel maschinen fkessel kessel maschinen Königl. Baubeamte 18 629 15 873 8 249 1 398 1 302 Königliche Berg- beamte. . . 6237 6 738 699 Königliche Dampf- kesselrevisoren . 6 040 5 345 719 Königliche Eisen- bahnbcamte . 1143 1094 271 Privat - Eisen- bahnbeamte. . 49 48 8 sonstige Reichs- u. Staatsbehörden 97 61 Ueberwachungs - vereine . . . 15235 15989 2740 533 private Dampf - kfesselbesißzer . 1108 1 406 136

zusammen . 48 938 46 5954 12 822 2046 2 007.

Die Gesammtzahl der Amtsftellen für die Dampfkessel- Ueberwachung im preußishen Staate betrug an dem genannten Zéit- punkte 509, Davon entfielen auf die Königlihen Baubehörden 337,

1890.

auf die Königlichen Dr bMen 90, auf die Königlihen Dampf- kessel-Revisoren 8, auf die Staatseisenbahnen 32, auf die Privat- eisenbahnen 11, auf die „sonstigen“ Reihs- und Staatsbehörden 3, auf die Dampfkessel-Ueberwahungsvereine 22 und auf die privaten Dampfkesselbesizer 6. :

Von sämmtlichen 63 406 feststehenden, beweglihen und auf Wasserfahrzeugen (Schiffen, Krahnen, Baggern) befindlißen Dampf- fesseln überwachen die meisten, nämlich , 44,6%, die Königlihen Baubeamten; an zweiter Stelle stehen in dieser Beziehung die Dampfkessel-Ueberwachungsvereine, von denen 29,0% aller Kessel beaufsi(tigt werden. Während die Gesammtzahl der Dampffkefsel- Veberwahungsvereine des Deutshen Reihs 26 beträgt, find 22 von ihnen an der Ueberwahung der Dampfkessel Preußens betheiligt ; von diesen haben 17 ihren Siß in Preußen selbst, die übrigen 5 in anderen deutschen Bundesftaaten. Die 6 privaten Dampfkesselbesißer, welche die Berechtigung geei, ihre Dampfkessel durch eigene Beamte überwachen zu lassen, sind die Gußftahlfabrik von Fr. Krupp in Essen, die Dortmunder Union, die Westfälishe Union in Hamm, die Mansfeld’she Kupfershiefer bauende Gewerkschaft zu Eisleben, die Königshütte und die Laurahütte in Obers@lesien.

Verein zur Wahrung der Interessen der hemischen : Industrie Deutschlands.

Bei der gestrigen Fortseßung der Berathungen der ordent- lihen Hauptversammlung des Vereins zur Wahrung der In- teressen der chemischen Industrie Deutshlants begründete der Ge- heime Kommerzien-Rath Siegle in eingehendem Referat über die Gewerbeordnungs- Novelle eine Reihe Resolu- tionen, in denen die Regierungsvorlage im Allgemeinen gebilligt wird, doch sollen die polizeilihen Behörden die Anordnungen über die Fabrik- einrihtungen nur im Einverständniß mit den Vorständen der Berufs- genossenschaften treffen. Zum Punkt 8 der Tagesordnung theilte der Vorstßende mit, daß die Konzession für den Feuerversihe- rungs- Verband deutscher Fabriken ertheilt sei und daß zahlreiche Versicherungsanmeldungen aus allen Industriezweigen bereits ein- gegangen seien. Hierauf wurde die Versammlung ges{lossen.

Zur wirthschaftlichen Lage.

Man schreibt uns aus Oppeln: Der erfreuliche Aufshwung, welcher in den ersten vier Monaten d. J. für einen großen Theil der einzelnen Industriezweige konstatirt werden konnte, hat in den Monaten Mai. Juni und Juli nachgelassen. Der Rückgang in den industriellen Verhältnifsen wird zum Theil auf die durch die gesteigerten Kohlenpreise hervorgerufene Vertheuerung der Fabrikation, zum Theil auf die in den Vorquartalen eingetretene unnatürliche Preissteigerung zurückgeführt, welcher ein Rückschlag habe folgen müssen. Dabei haben si die Lohnverhältnisse der Arbeiter nicht ungünstiger gestellt, indem bisher faft überall die gesammten Arbeiter regelmäßig Be- e fanden, stellenweise sih sogar ein Arbeitermangel fühlbar machte.

Zur Lohnstatistik.

Im Jahre 1889 betrug die Zahl der in der badishen Stadt Pforzheim bestehenden Gold- und Silberwaarenfabriken 471 mit 280 HüUlfsgeshästen, in welchen 10182 Arbeiter, gegen 1888 1305 mebr, beschäftigt wurden. Die Arbeitslöhne der dortigen Bijouteriebranche haben sich nach dem leßten „Jahresbericht der Handels- - kammer für den Amtsbezirk Pforzheim“ seit dem Jahre 1888 etwas erhöht und bezifferten sich 1889 pro Woche: für geringe Arbeiter auf 14—18 #, ¡für gute Arbeiter auf 19—27 4, für beste Arbeiter auf 28—50 6, während besonders befähigte Arbeiter wesentlich mehr verdienten. Polirerinnen und Kettenmacherinnen verdienen 9 bis 15 A die Wohe. Als durdscchnittlißer Wochenlohn bei einer sechzigstündigen Arbeitszeit kann angenommen werden: für männliche Arbeiter 19 Æ, für weiblihe Arbeiter 11 4, für männliche Lehrlinge 5 M 590 „1 und für weibliche Lehrlinge 4 #. Der im Jahre 1889 in sâmmtlichen Gold- und Silberwaarenfabriken des Pforzheimer Handelskammerbezirks bezahlte Arbeitslohn dürfte sih auf 6 Millionen Mark belaufen.

Kunft und Wissenschaft.

In Würzburg ist am 16. September, „W. T. B.“ zufolge, Professor von Edel gestorben.

“Im weiteren Verlauf der am 15, September ab- gehaltenen ersten Sißung der 63, Versammlung der Gesellshaft deutshec Naturforscher und Aerzte sprah Ober - Baudirektor Franzius - Bremen über die Fluthersheinungen zwishen Helgoland und Bremen. Sein Vortrag, welcher durch Karten und Zeichnungen unterstüßt wurde, behandelte, der „Wes.-Ztg.* zufolge, Verhältnisse, welche be- reits nah vershiedenen Richtungen hin auf den Geographentagen, in den Verhandlungen des Centralvereins zur Hebung der deutshen Fluß- und Kanalschiffahrt u, a. a. O. zu Vorträgen und Erörterungen Ver- anlassung gegeben haben, nämlich einerseits die Helmert’s{chen An- \shauungen bez. Berehnungen über den Einfluß der Anziehungskraft der Ländermassen auf das Niveau der Meere, andererseits die Whe- well'schen Isorachien, d. h. die Linien, welche das Forlschreiten der

[uthwelle auf den Meeren angeben. Soweit sich diese Ver- ältnisse im südöstlihen Theil der Nordsee abspielen, besißen sie naturgemäß durch Beeinflussung der fogenannten „Tide“ cine außerordentlihe Wichtigkeit für die bekanntlich vom Vortragenden bearbeitete, jeßt in Ausführung begriffene Korrektion der Unterweser. Die verschiedenen, für diesen Theil der Nordsee in Betracht kommenden Einwirkungen schaffen äußerst verwicktelte Verhältnisse, deren Studium gegenwä:tig gerade erst methodisch in die Hand genommen ist. Die doppelte Welle, welche die Nordsee durchläuft, die Neigung des Wassers von Nordosten nah Südwesten in Folge der lokalen Änziehung der \kan- dinavishen Gebirgsmassen, die Art, wie die Fluth gegen die flache Küste anläuft, und die Einwirkung der fast auf einen Punkt zusammengerihteten Strommündungen bieten jedes für ih ein besonders \{chwieriges Problem. Hierin inbegriffen isfft die Schwierigkeit einer Bestimmung der Höhe des Meeres- spiegels an den verschiedenen ODertlichkeiten, und weil es bisher nit möglich war, den Meeresspiegel durch Nivellement zu be- arbeiten, so ist au nicht mögli, zu sagen, wie sich z. B. die Höhe der Insel Helgoland gegenüber der des benahbarten Festlandes ver- bält. Das Meer bildet regelmäßige bezw. regelmäßig nah Ebbe, Fluth u. \. w. sich verändernde Erhebungen und Einsenkungen, die durch genaue Messung erst festgestellt werden müßten, ehe man aus der Erhebung der Insel über den Wasserspiegel, wie er an ihrem Strande sich stellt, das Höhenverhältniß Helgolands zum Festlande berechnen kann. Jedenfalls bleibt es interessant, daß, wie Redner auf Grund einer Anzahl von Fluthkurven des Jahres 1889 ermittelt hat, in Helgoland nur ein mittlerer Fluthwechsel von 1,84 m stattfindet, wogegen derfelbe nach den Angaben des Hydrographischen Amtes bei Kuxhaven rund 3,1, bei Bremerhaven 3,3 und bei Wilhelmshaven sogar 3,8 m be- trägt. Die- große Verschiedenheit dieser Maße ift aber aus der Lage der Beobachtungspunkte an den sehr verschieden gestalteten Mündungstrichtern der betreffenden Flüsse zu erklären. Kurxhaven licgt am meisten seewärts, dabei gewissermaßen am äußeren