1890 / 224 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 17 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Rande des Trichters, und hat den längsten Fluß hinter \ch, erhält deshalb eine am Wenigsten aufgestaute Fluthwelle. Alle diese Umstände sind verhältnißmäßig für Bremerhaven und noch mehr für Wilhelmshaven im Sinne einer höheren Flutbentwielung ünstiger. Jn der Weser erreiht die Fluthhöhe ihr Maximum be Brewerkavea und nimmt allmählih, wenn auch wegen der noch niht ganz beseitigten Unregelmäßigkeiten des Weserbetts nicht gleich- mäßig, nah oben hin an Größe ab, bis sie in etwa 5 km Entfernung ober- halb Bremens vershwindet. Daß mit zunehmender Korrektion die gämmlliGen Fluthverhältnifse oberhalb Bremerhavens sih ändern müfsen, ift selbstverständlih und eben die Grundlage für das Ge- lingen und den Bestand der Korrektionsarbeiten. Es muß si namentli in der oberen Fluthstrecke der Niedrigwasserspiegel erheblich senken, z. B. bei Vegesack um etwa 1 m, wogegen sich der Ho- wasserspiegel fast gar nicht verändert. Die Fortschrittsgeshwindigkeit der Fluthwelle nimmt wesentlich zu, sodaß nicht allein zwischen Hoch- und Niedrigwasser ein größerer Fassungsraum entsteht, sondern der- selbe auch in vollständiger Weise durch die auflaufende Fluthwelle an- gefüllt wird.

Der \ich daran s\chließende Vortrag des Professors Khun- Königsberg über die Thierwelt in großen Meerestiefen war ebenfall3 durch Kartenmaterial unterstüßt. Einleitend charakteri- firte der Redner die älteren Bestrebungen, die Thierwelt in den Meerestiefen zu erforshen, Die Erkenntniß, daß die Tiefen der Oceane bevölkert seien, sei erst eine Errungenschaft der leßten Fabrzehnte. Noch der englische Zoologe Eduard Forbes konnte im Jahre 1841 erklären, daß unterhalb einer Tiefe von 300 Faden thierishes Leben nicht mehr vorkomme und überhaupt iht vorkommen könne. Es bedurfte erst der langen, stillen Thätig- keit nordisher Forscher, um Zweifel an der Forbes'|chen Ansicht wach- zurufen. Michael Sars, Loven und der als Zoologe und Dichter gleich gefeierte Asbjörnson konnten keine Grenzen für das thierishe Leben in den großen Tiefen der skandinavishen Küste nahweisen. In den ö0er Jahren ergaben ih bei den Vorarbeiten für die Legung der trans- atlantischen Kabel unzweideutige Beweise für die Existenz einer Fauna in Tiefen von mehr als 1000 Faden; nochch drastisher mehrten sich die Beweise, als das erste trans- atlantishe Kabel, welches 1858 gelegt wurde, riß und bald darauf dem Sardinien und Algier verbindenden Kabel dasselbe Schicksal wiederfuhr. Beide Kabel wurden wieder aufgefisht, auf beiden hatten ih Thiere angesiedelt. Drei Jahre hatten genügt, zu zeigen, daß auf dem mittelländishen Kabel in einer Tiefe von 3600 m Vertreter von 15 Thierarten festsizend gefunden wurden. Die efeiertsten Biologen wie Ehrenberg, S und Milne Edwards timmten nun darin überein, daß sich eine neue Welt für den

oologen eröffnen werde. Der Edinburger Professor Wyville

homson ließ fich zwei kleine Marineschiffe zur Verfügung stellen und in den Untersuchungen dieses Gelehrten von 1868—1870 wurde der Grund zu unseren neueren Anschauungen gelegt. Unter dem Ein- druck der gewonnenen Resultate genehmigte das englishe Parlament die Kosten zu weiteren Expeditionen; im Dezembec 1872 verließ die Korvette „Challenger“ England mit einem Stabe gewiegter

orsher an Bord unter Leitung von Wyville Thomson. Fünf

ahre lang dauerte die Expedition und in dreißig Quartbänden sind die Ergebnisse der Forshungen niedergelegt. Andere Nationen blieben nicht zurück; zu erwähnen sind der Amerikaner Alexander Agarriz und Graf Pourtales, der Italiener Giglioli, und auch die Franzosen unternahmen Expeditionen unter Alphonse Milne Edwards von 1880—83. Es liegt in der Natur der Sache, daß einstweilen noch das systematishe und anatomische Interesse bei Erforshung der Tiefseeformen im Vordergrunde stehen und daß eine Reihe von biologishen Fragen der Aufklärung in späterer Zeit harren. Redner erörtirte im weiteren Verlauf seines Vortrages folgende Fragen : Wie ernähren sich die Tiefseethiere, wie vermögen fie ihre Beute wahr- zunehmen, wie pflanzen sie sih fort? Fand thatsächlih die Besiede- lung des Meeresgrundes nur von der Küste her statt oder konnten niht auch an der Oberfläche frei s{chwimmende Formen in vertikaler Richtung absteigen und den eigenartigen Existenzbedingungen sich anpassen ? Verbringen sie ihr ganzes Leben in der Tiefe oder wird ihnen in der Jugend ein freundliheres Dasein in belihteten und wärmeren Ober- flähenregionen zu Theil ?

W., T. B. meldet vom 16. September: Nachdem im Laufe des heutigen Tages die Sitzungen der Abtheilungen sowie die Be- sihtigungen von Instituten stattgefunden hatten, begann um 84 Uhr Abends ein von dem Senat der freien Hansestadt Bremen in dem prächtig dekorirten Börsensaal veranstaltetes Fest - essen zu 1100 Gedecken. Bürgermeister Buff begrüßte die Ver- sammlung auf das Herzlihste und brachte in zündenden Worten ein begeistert aufgenommenes Hoh auf Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin aus. Die Musikkapelle intonirte hierbei die Nationalhymne, welche die Anwesenden stehend mitsangen. Sodann folgten mehrere Toaste auf die Gäste und deren Damen, auf die Stadt Bremen und ihren Senat und auf den Vorsißenden der Ver- O Geheimen Regierungs-Rath Professor Dr. von Hofmann (Berlin).

Für den engeren Wettbewerb zum National-Denkmal Kaiser Wilhelms auf der Schloßfreiheit wird, wie die „Nat.- Ztg.“ hört, das Preisgericht wieder aus Mitgliedern des Bundes- raths und des Reichstages und aus einer Zahl künstlerisher Sach- verständiger gebildet werden.

Professor Robert Koch is von seiner Erholungsreise nah

Berlin zurückgekehrt und, wie die „Post“ mittheilt, sofort daran ge- angen, sein auf dem internationalen medizinishen Kongreß ange-

fündigtes Mittel gegen die Shwindsucht an Menschen zu versuchen. Seit etwa aht Tagen werden diese Versuche in der Charité auf der inneren Abtheilung des Professors Senator dur Stabsarzt Dr. Pfuhl ausgeführt. Mit welhem Erfolge läßt sich noch nicht sagen, da die Zeit der Prüfung noch zu kurz ist.

An dem Bau des neuen Landes-Gewerbe-Museums in Stuttgart-wird eifrig gearbeitet. Bis zum Herbst 1892 soll der Bau fertig aufgerichtet scin, um im darauffolgenden Jahre seiner Bestimmung übergeben zu werden. Mit der Eröffnung des neuen Landes-Gewerbe-Museums soll, wie die „Frkf. Ztg.“ mittheilt, die Abhaltung einer Landesgewerbe-Aus stellung verbunden werden.

Ein Telegramm aus Bern meldet von einer hochherzigen Stiftung, welwe Frau Escher-Welti, Tohter von Alfred Escher, des bekannten Förderers der Gotthardbahn unv Schwiegertochter des Bundesraths Welti, zur Ehrung Gottfried Keller's gemaht hat. Die Dame hat der Eidgenossenschaft ihr ganzes Vermögen im Be- trage von mehreren Millionen Francs Behufs Gründung einer „Gottfried Keller-Stiftung“ zur Förderung bildender Künste unter gewissen Bedingungen anheim gestellt. Der eidgenössische Bundesrath hat \sich für die Annahme der Stiftung erklärt.

(F) Bemerkenswerthe Alterthumsfunde im nördlihen Schweden. Lektor P. Olsson in Destersund hat im Laufe dieses Sommers mehrere Gegenden in Jemtlands Län Behufs antiquari\cher Forshungen besucht. Unter den gemachten Funden sind einige an dem kleinen Gewässer Hästskotjärn (in der Nähe des Sees Jufveln) endeckte, mit einer Art rothen Farbe hergestêllte Steinzeich- nungen am bemerkenswerthesten. Zeichnungen mit solcher Farbe sind bisher nur am Onega und am Jenissej gefunden worden. Die jeßt gefundenen Zeicbnungen, die über 1,5 m hoh sind, enthalten auch Ab- bildungen von Thieren Ein Theil der Zeichnungen befindet si jeßt unter der Oberfläche des Wassers ; alle sind photographisch aufgenommen. An einer Bucht Balviken fand Lektor O. eine „hällristning*“ unbekannten Ursprunges mit eigenthümlich geneigten Schriftzeichen, die auf der Pn eines, diht am Ufer befindlihen bodenfesten Steines in einer enkrechten, mehrere Fuß langen Linie eingehauen sind. Auh am Glösabâäcken hat Olsson mehrere hällristningar“ mit Thierdarstellungen

efunden. In den Gothenburger Schären sind \chon viele solcher eihnungen, die an den glatten Felswänden angebracht sind, entdeckt worden, dagegen sind sie im Innern des Landes und besonders in den nördlichen Provinzen von Schweden äußerst selten.

Land- und Forstwirthschaft.

Laut Bekanntmahung des Königlih #\chwedischen Kommerz - Kollegiums vom 10. d. M. darf die Einfuhr see- wärts von Hornvieh, Schafen, Ziegen und anderen Wiederkäuern sowie von Thieren des Pferdegeshlechts nun- mehr auch über Umez stattfinden.

In Westerland auf Sylt ift am 13. d. der Geheime Regierungs- Rath und Landrath a. D. Heinrich von Nathusius plöulih an einer Folgekrankheit der im vorigen Winter durchgemachten Influenza verschieden. In dem Verblichenen is ein Mann zu Grabe gegangen, dessen Verdienste auf dem Gebiete der Landwirthschaft und Viehzucht ihm weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus einen bleibenden Ruf erworben haben.

Paris, 16. September. (W. T. B.) In amtlichen Ernte-Berich ten wird die mit Getreide angesäete Fläche auf 7146000 ha und der Ertrag in Körnern auf 119 436 090 11

geschäßt.

ESanunitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

Großbritannien.

Durch Verordnung des Local Government Board vom 4. Sep- tember 1890 ist die Einfuhr von Lumpen aus Spanien nach England für die Zeit vom 13. September bis 31. Dezember d. J. verboten worden. 5

Amerika.

Der Gouverneur des Departements von Panama (Republik

0 f hat unterm 12. August 1890 folgende Bestimmungen ge- troffen : 1) Swiffe, welche von spanishen Hafenpläßen oder von folchen fommen, die von der Cholera angesteckt sind, werden in den auf der Seite des Atlantischen Oceans gelegenen Häfen dieses Departements nit zugelassen. : : : 1

2) Die Annäherung und das Einlaufen in genannte Häfen des Departements is allen Schiffen untersagt, welhe von Hafenpläßen kommen, die von der Cholera angesteckt sind, selbs wenn diese Schiffe sih in Zwischenhäfen anderer Länder einer Quarantäne unter-

zogen haben. q Brasilien.

Laut Verfügung der brasilianishen Regierung vom 12. August 1890 sind vom 2. dess. Mts. ab alle auf dem Festland und den Inseln be- legenen spanishen Häfen in Europa, welhe bisher nur als cholera- verdächtig galten, für verseucht erklärt worden.

Bezüglich der afrikanisch{en Mittelmeerhäfen bewendet es bei den Bestimmungen der Verordnung vom 21. Juni 1890, (Vgl. „Reichs- Anzeiger* Nr. 176 vom 23. Juli 1890.)

. Athen, 16. September. „W. T. B.* meldet: Nach hier eingegangenen amtlihen Meldungen ist die Cholera in Aleppo ausgebrochen.

Kairo, 16. September. „W. T. B.“ meldet: Da die Cholera in Massovah ausgebrochen ist und auch ihr Vorhanden- sein in Tokar befürhtet wird, so ist der Handel von den Häfen des Rothen Meeres über Suakim nah dem Innern gänzlich unterbrochen.

Handel und Gewerbe.

Die „Rhein.-Westf. Ztg.“ berihtet vom rheinisch-west- fälishen Eisen- und Stahlmarkt: Die Physiognomie des rheinish-westfälishen Eisenmarktes hat sh im Verlauf der leßten Woche nur wenig geändert. Die Zurückhaltung der Käufer dauert an und die wirklich gezablten Preise sind vielfah niedriger als die offiziellen Notirungen. Was Eisenerze anbelangt, so hat si das Geschäft noch nicht günstiger entwickelt. Im Siegerlande findet selbst die in Folge des Bedarfs an Arbeitskräften für die Landwirthschaft beschränkte Förderung kaum Absaß und die Preise können \sich nur mit Mühe auf den leßten Säßen behaupten. Minette hält \sih auf den leßthin etwas erhöhten Preisen. In Roheisen ist im Allgemeinen die Stimmung noch lustlos. Die Käufer decken meist nur den nöthigsten Bedarf. Vereinzelt hat \sich die Nachfrage allerdings etwas gehoben, läßt aber im Ganzen und Großen noch sehr zu wünschen übrig. Die Preise sind meist nominell und in dieser Hinsiht wenig oder gar nit verändert. Im Siegerlande ist wieder vor Kurzem ein Hochofen mit einer täglichen Produktion von 65 t niedergeblasen, ein anderer mit tägliher Produktion von 28 t ist dagegen wieder in Betrieb gesetzt worden. In Fertigeisen ist ebenfalls ziemlich alles beim alten geblieben. In Walzeiscn ist der Bedarf ein geringer, doch hat sich in der leßten Woche immerhin eine Zunahme der Nachfrage konstatiren lassen und zwar wurde Stabeisen vom In: und Auslande etwas lebhafter be- gehrt. An sich betrachtet ist aber, wie gesagt, der Verkehr cin sehr ruhiger und die Händler halten noch immer mit ihren Aufträgen zurück. Die jeßt vorliegenden reihen meist nur für wenige Wochen und die Lager nehmen langsam zu. Die Preise sucht der Verband so gut wie möglich zu halten. Weitere Rückgänge sind wohl auch kaum zu erwarten. Ueber Bandeisen ist nihts wesentlih Neues zu berihten. Nachfrage und Preise sind unverändert. Dasselbe gilt für Grobbleche und Feinblehe. Jn der Geschäftslage sür Walzdraht, gezogene Drähte und Drahtstifte sowie für Nieten ist alles beim alten geblieben. Der Absay ift ein \chleppender bei gedrückten und unlohnenden Preisen. Die Ausfuhr in Draht ist in diesem Jahre gegen die Vorjahre nicht unbedeutend zurückgeblieben. Die Beschäftigung der Maschinen- fabriken und Eisengießereien ist im Ganzen und Großen eine befriedigende und man hört von dieser Seite noch verbältnißmäßig am wenigsten Klagen Daß die für die Fertigartikel gezahlten Preise denen der Rohmaterialien nicht immer entsprechen, wird allerdings meist betont. Die Bahnwagen- Anstalten sind bis jegt aus- kömmlih beschäftigt gewesen, do ist die Geschäftslage niht mehr so günstig wie früher, da neue Aufträge niht eingehen und die alten in wenigen Wochen erledigt sein werden.

Die „Rh.-Westf. Ztg." berichtet, daß in Ausführung der Be- \hlüsse der leßten Versammlung der Koksproduzenten des Ober-Bergamtsbezirks Dortmund am 16. September in Bochum die Aktiengesellschaft „Westfälishes Koks- \syndikat in Bochum“ zu notariellem Protokoll errihtet worden ist. Die erste ordentliche Generalversammlung, in welcher die Zu- theilung der von den Gründern sämmtli gezeihneten Aktien an die einzelnen Bergwerke nah Maßgabe ihrer Förderung sowie die Wahl der definitiven Verwaltungsorgane (Auffichtsrath und Vorstand) vor- genommen werden soll, findet am 22. d. M. stait. :

Leipzig, 16. September. (W. L. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Grundmuster B. pr. September 4,80 X, pr. Oktober 4,80 4, pr. November 4,80 4, pr. Dezember 4,80 M, pr. Januar 4,70 , pr. Februar 4,65 4, pr. März 4,60 K, pr. April 4,660 4, yr. Mai 4,69 #4. Umsay 80 000kg. Ruhig.

Wien, 16. September. (W. T. B.) Wie das „K. & Telegraphen-Correspondenz-Bureau“ meldet, stellten die hiesigen Ex - porteure in Folge der am 1. Oktober in E tretenden Mc. Kinley-Bill alle weiteren Bestellungen auf Perlmutter- knôpfe ein, weshalb die meisten Werkstätten die Arbeit sistirten. Von 15 000 Arbeitern dieser Branche werden 10 000 brotlos. Der Verein der Knopfdrechsler beabsihtigt deshalb, sih an den Minister-Präsidenten Grafen Taaffe zu wenden.

London, 16. September. (W. T. B.) Eröffnung der Woll - auktion. Das Totalangebot betrug 264 009 B. Heute wurden zum Verkauf angeboten 7242 B. Die Auktion war gut besucht, bei unaige Betheiligung. Die Preise sämmtliher Sorten waren un- verändert zu den Schlußpreisen der vorigen Auktion.

An der Küste 9 Weizenladungen angeboten.

Liverpool, 16, September. (W. T. B.) Wollauktion. Angeboten 4576 B., verkauft 4110 B. Gut besucht, mäßige Be- theiligung, Preise unverändert.

Manchester, 16. September. (W. T. B.) 12r Water Tor 7È, 30r Water Taylor 9}, 20r Water Leigh 8], 30r Water Gia J 32r Mock Brooke 9, 40r Mayoll 9#, 40r Medio Wilkinson 104, 32r Warpcops Lees 83, 36r Warpcops Rowland 9}, 40r Doub Weston 10, 60r Double courante Qualität 127, 32° 116 yds 16 x 16 grey Printers aus 32r/46r 176. Stetig.

New-York, 16. September. (W. T. B.) Weizen - Ver- \{chiffungen der leßten Woche von den hen Häfen d Vereinigten Staaten nah Großbritannien 11 000, do. nah Frankreichß —, do. nach_ anderen Häfen des Kontinents —, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 28 000, do. nah anderen Häfen des Kontinents Orts.

16. September. (W. T. B.) Der Werth der in der ver- gangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 7 803 793 Doll., gegen 4 500 908 Doll. in der Vorwoche.

Verkehrs - Austalten.

Am 1. Oktober d. I. treten auf den Strecken der Köntglihen Eisenbahn-Direktion Berlin, die dieser Nummer beiliegenden Fahrpläne in Kraft. Dieselben sind bei allen Stationskassen zum E von 5 § und von 25 H (Aushangfahrplan) das Stück zu

aben. Norddeutscher Lloyd in Bremen. (Leßte Nachrichten über die Bewegungen der Dampfer.) New-York- und Baltimore-Linien : Bestimmung. „Eider“ . . Bremen

„Kaiser Bremen

Wilhelm 11.“

„Aller“ . Bremen „Fulda“ . Bremen . Sept. von New-Bork.

„Werra“. ; E . Sept. in New- Jort

15. Sept. in Bremerhaven. . Sept. von New-York.

, Sept. von a

„Saale“. . New-York , Sept. in New-York. „Ems“ New-York . Sept. in New-Vork. „Trave“. . New-York . Sept. von Southampton. „Elbe* New-York . Sept. von Southampton. „Weser“ . Bremen . Sept. in Bremerhaven. „München“ . Bremen . Sept. in Bremerhaven. „Amerika® . Bremen , Sept. von Baltimore. eStuttgart“ . Baltimore . Sept. in Baltimore. „Karlsruhe“ . Baltimore . Sept. Lizard passirt. „Hohenzollern“ . Baltimore . Sept. Dover passirt.

Brasil- und La Plata-Linien:

S N Bremen 14, Sept. in Antwerpen. „Hannover“ . Vigo, Antw.,Brem.| 15. Sept. St. Vincent pass. „Straßburg“ Vigo, Antwo. ,Brem.| 11. Sept. von Buenos Aires.

„Baltimore“ . 4 abon, Antw.,\ 13, Sept. von Bahia.

Bremen „Leipzig® . La Plata 10. Sept. in Montevideo. „Berlin“

A Bremen 16. Sept. von Lissabon. „Grf.Bismarckck“ Brasilien 11. Sept. St. Vincent paff}. Man Brasilien 5, Sept. Sta. Cruz passirt. „Hermann“ . Brasilien 15, Sept. von Lissabon.

A S E h 14, Sept. von Antwerpen.

Linien nah Ost-Asien und Australien:

„Preußen“ . , Bremen 9, Sept. in Colombo. „Bayern“ Ost-Afien 8, Sept. in Shanghai. eMéedate Ost-Asien 14, Sept. in Aden. „Nürnberg“ . . Bremen 15, Sept. in Aden. eDresden* Bremen 12, Sept. von Sydney. „Hohbenstaufen“ . Australien 6. Sept. in Colombo. „Habsburg“ . Australien 15, Sept. von Genua.

Hamburg, 17. September. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rugia“ der Hamburg - Amerikanischen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft ist, von New-York kommend, beute Morgen auf der Elbe eingetroffen. Der Postdampfer „Thuringia“ derselben Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen.

London, 16. September. (W. T. B) Die Castle- Dampfer „Taymouth Castle“ und „Garth Castle“ sind heute, ersterer auf der Ausreise in Capet own, leßterer auf der Heimreise in London angekommen.

Theater und Musik.

Königliche Theater.

In der Vorstellung der Oper „Carmen“ am Freitag im König- lihen Opernhause werden die Damen Rothauser und Weit, die Hrrn. Ernst und Krolop in den Hauptrollen beschäftigt sein. Im Königlihen Schauspielhause geht am Donnerstag Hersh?s „Anna-Lise“ mit Hrn. Matkowski und Frl. Kramm in Scene. In der Freitag8vorstelung der „Braut von Messina* giebt Frl. Nerson

die Titelrolle. : Deutsches Theater.

In dem Wildenbruh’shen Schauspiel „Die Haubenlerche“, welhes am nächsten Sonnabend zum ersten Male in Scene geht, wird Frl. Elsa Lehmann als erstes Debüt die Titelrolle spielen. Die übrigen Rollen sind durch die Damen Carlsen und Meyer, sowie die Hrrn. Nissen, Kadelburg, Engels und Pittschau besetzt.

Wallner-Theater.

Hr. Felix Schweighofer ist bereits hier eingetroffen, um an den Proben zu seinem, definitiv am Sonnabend, 27. September, be- ginnenden Gastspiel tbeilzunehmen. Eröffnet wird dasselbe mit dem Charafktergemälde: „Aus der Coulifsenwelt“ von H. Iantsch und Calliano; außerdem hat die Direktion für dieses Gastspiel er- worben: „Pension Schöller“, Schwank in 3 Akten von W. Lauffs (dem glücklihen Autor von „Ein toller Einfall“), und „Papa“, einen von Franz von Schönthan nach dem Französishen bearbeiteten

Schwank. Kroll's Theater.

Ueber die Thâtigkeit des Kroll'schen Theaters in der abgelaufenen Saison geht uns E Mittheilung zu: Es fanden in der Zeit vom 10. Mai bis inkl. 14, September d. J. 127 Opernvorstellungen und ein Concert (zu Ehren des X. internationalen medizinishen Kongresses) ftatt. Zur Aufführung gelangten 36 verschiedene Opern und zwar: „Der Troubadour* 8 Mal, „Martha“ 7 Mal, „Der Postillon von Lonjumeau*, „Der Barbier von Sevilla“, „Der Waffenschmied“ je 6 Mal, „Zar und Zimmermann“, „Undine“, „Das Nachtlager in Granada“, „Silvana“, „Margarethe“ je 5 Mal, „Die Regimentstochter“, „Die lustigen Weiber von Windsor“, „Don Juan“, „Maurer und S({hlosser“, „Die beiden Schügten“, «Don Pablo* je 4 Mal, „Die Jüdin“, „Der Freischüß“, „Die weiße Dame“, „Lucia*, „Der Prophet“, „Die Hugenotten“, „Rigoletto*, „Johann von Paris“ je 3 Mal, „Die Zauberflôte“, „Figaro's Hochzeit*, „Der Vampyr“, „Traviata“, „Orpheus“, „Die Ae „Allessandro Stradella*, „Ernani*, „Das Glöckchen des

remiten“ je 2 Mal, „Die Nachtwandlerin®, „Die Entführung aus dem Serail“, Der Maskenball“ (Verdi) je 1 Mal.

Von nachstehenden Gästen traten auf: Marcella Sembrih 12 Mal, Angelina Lde 4 Mal, Margarethe Macintyre 5 Mal, Margarethe von Vahsel 3 Mal, Selma Ek 2. Mal, Mary Forrest 1 Mal, Johanna Richter 14 Mal, Christian Thate 1 Mal, Emil Göyge 11 Mal, Anton Erl 7 Mal, Eugen Gura 3 Mal, Heinrich Bôtel 15 Mal, Franceëco d’Andrade 9 Mal, Erneste van Dyck 5 Male Luigi Ravelli 3 Mal, Ignay Warmuth 2 Mal, Dr. Gerhart

al,

Als Novität gelangte zur Aufführung „Don Pablo“* von Theobald Rehbaum, und neu einstudirt wurden: „Die beiden Schüten“, „Ernani“, „Die „Favoritin“ und „Johann von Paris“.

Schnelidampfer

Concerthaus.

In dem 'geschmackvoll renovirten Etablissement beginnt morgen, Donnerstag, ‘die 24. Goncert-Saison mit einem Gesellschafts-Abend. Die Meyder'’she Kapelle, soeben aus Kreuznah zurückgekehrt, ist diesmal noch besonders mit zahlreihen- solistishen Kräften versehen. Die üblihen Symphonie-Abende werden mit Wagner-Abender, Komponisten- und Virtuosen- Abenden, sowie mit Gesellshafts-Abenden abwechseln. Außerdem ift auch durh Engagements tüchtiger Gesangs- kräfte für reihhaltige Abwechselung gesorgt.

Rennen zu Hoppegarten. Dienstag, 16. September, Nahm. 1 Uhr.

I. Ermunterungs-Rennen. Klubpreis 3000 A Für 2- und 3jähr. | 1000 m. K. Hpt.-Geft. Gradiß? F. -H. „Hödur“ 2jähr. 1., Hrn, v. Tepper-Laski's br. H. „Calderon“ 2jähr. 2., Frhrn. E. v. Fürstensberg's F.-H. „Ruddigore“ 2jähr. 3. Ganz leiht mit drittehalb Längen gewonnen; einen Hals zwishen dem Zweiten und Dritten. Werth: 3000 A dem Sieger, 500 # dem Zweiten, 100 F Stuten: Biennial. Staat

i: uten-Biennial. Staatspreis 3000 46 Für 3jähr. Stut. 2000 m. Kgl. Hpt.-Gest. Gradiß? F.-St. E 1, Hrn. V. May's F.-St. „Demuth* 2., Frhrn. E. v. Falkenhausen's F.-St. „Renchen“ 3. Paffirte verhalten drittehalb Längen vor „Demuth“ das Ziel; zwanzig Längen hinter der Leßteren die abgestoppte „Renchen“. Werth: 4475 #4 der Siegerin, 1275 #4. der Zweiten.

III. Staatspreis Il. Kl. 3000 A 2600 m. Hrn. I. Jaeger's {wbr. H. „Versuch“ 4jähr. 1., K. Hpt.-Gest. SNE F. St. „Glöcknerin“ 3jähr. 2., Hrn. Helgesen's br. H. „Diable“ s6jähr. 3, Nach kurzer Gegenwehr sicher mit einer Länge gewonnen; fünf- zehn Längen zurück „Diable“ Dritter. Werth: 3315 4 dem Sieger, 315 der Zweiten.

IV. Stuten-Biennial. Staatspreis 3000 A Für 2jähr. Stuten. 1000 m. Kgl. Hpt.-Gest. Gradiß? F.-St. „Neunauge* 1,

chrn. E. v. Falkenhausen's F.-St. „Luna* 2., Hrn. H. Manske's

„St. „Sophie“ 3. Siegte wie sie wollte mit einer halben Länge; „Sophie“ drittehalb Längen hinter „Luna“ Dritte. Werth: 4625 M der Siegerin, 1625 # der Zweiten.

V. Staatspreis IV. Klasse. 1500 A Für Dreijährige. 2490 m. Kapt. Joë's br. H. „Roßbach“ g. ü. B. Werth 1600 A

VI. Beruhigungs-Rennen. Klubpreis 2000 A 1400 m.

rn. W. Hiestrih's br. H. „Bielau* 1., K. Hpt.-Gestüt Gradiy'

«H. „Bellerophon“ 2., Hrn. V. May's br. H. „Feldherr“ 3, Mit fünfviertel Längeu gewonnen ; drei Längen zwischen „Bellerophon“ und „Feldherr“. Werth: 2000 Æ dem Sieger, 600 A dem Zweiten, 80 M dem Dritten.

Mannigfaltiges.

_ Für die Vorarbeiten, sowie für die Durcharbeitung des bei der Volkszählung am 1. Dezember eingehenden Materials sind, laut Mittheilung der „N. A. Ztg.*, vom Magistrat die Parterre-Räumlichkeiten Molkenmarkt 1 dem Statistishen Amt über- wiesen worden. Nachdem die von der Stadtverordneten-Versammlung gewählte Volkszählungëkommission durch vier Stadträthe ergänzt worden ist, wird zunächst die Wahl der 82 Revierdeputirten erfolgen, deren jeder die Zählung in einem Polizeirevier im Verein mit dem betreffenden Polizei-Lieutenant leitet; der Revierdeputirte ernennt sodann die Distriktskommissare und diese wieder die Zähler, deren jeder möglichst das Zählgeshäft für ein Haus übernimmt.

Der Bahnverkehr der Central-Markthalle während des Verwaltunssjahres 1889/90 gestaltete sich dem „B. B.-C.* zufolge folgendermaßen: Zur Einfuhr gelangten 29 330 360 kg, davon in Wagenladungen 20 611 960 kg, gegen 1888/89 mit 29186 189 kg, davon 19931988 kg in Wagenlaoungen. Der im Jahre 1888 unternommene Versuch, in mit Kühlvorrihtungen_ versehenen Eisen- bahnwagen frisch geschlachtete Seefishe auh im Sommer zuzuführen, ist nicht wiederholt worden. Die Einfuhr erfolgte, wie bisher, nur in Eisverpackung und war durch die Transportkosten für die Eis- masjen {wer belastet. Die Kosten der Eisenbahnstation betrugen 41 140,72 #4, an Gebührea aus dem Güterexpeditionsbetrieb sind vereinnahmt worden 3447,30 4

Dem Berliner Thierschußverein ist, wie in der gestrigen ersten Sißung nach den Ferien mitgetheilt wurde, neuerdings ein Legat von 6900 M zugefallen.

An den eisernen Straßenbrunnen werden jeßt an la Ketten weiß und blau emaillirte Trinkbecher ikttbragt deren Aussehen ein recht \{chmuckes und sauberes ist.

Die Goßner-Missions-Gesellschaft baut in Friedenau, Handjerystr. 7—8, ein neues Missionshaus anstelle 24 alten zu

eng gewordenen in der Potsdamerstr. 119, Die Mauern sind {on bis zur Plinthe emporgewahsen. Am Dienstag wurde, wie die „Staatsb. Ztg." mittheilt, der Grundstein gelegt. Zu dem feier- lichen Aft waren zahlreihe Freunde aus Berlin, aus Friedenau und der Umgegend erschienen. Die Feier begann mit dem Choral: „Lobe den Herrn, den mächtigen König 2c.“, worauf Missions- Inspektor Pro- fessor Lie. Plath ein Gebet und Ansprache hielt. Letzterer legte er den Text Matth. 28, 16—20 zu Grunde: Gebet hin in alle Welt 2c. Hierauf folgte der Aft der Grundsteinlegung. General Superintendent Dr. Bravn sprach das S{lußgebet und ertheilte den Segen, worauf mit dem Vers „Lob, Ehr’ und Preis sei Gott 2c.“ geshlossen wurde.

Der 54. Unterrichtskursus in der vereinfahtenSt ol ze'\chen Stenographie für Damen und Herren unter Leitung des Hrn. L, Loepert beginnt am Freitag, 19. d, M. Der Unterricht findet statt Dienstag und Freitag, Abends von 8} bis 94 Uhr, im Hörsaal der Königlichen Akademie der Künste, am Stinkelplay 6 T (Bau- Akademie). Prospekte ee gratis Hr. Locpert, 8., Schleiermaher- straße 6. Eintrittskarten find im Abgeordnetenhause, Leipzigerstraße 75, beim Portier, beim Hauswart der Bau- Akademie und vor Beginn im Hörsaal zu erhalten.

__ Aus der Schweiz gehen der „Frkf. Ztg.* folgende Mittheilungen über Bergabstürze zu; Ein junger Straßburger, Hr. Gährs, hat das Matterhorn am 12. September mit 2 Führern, Josef Bratischen und Alois Graven, bestiegen. Alle drei ver- unglüdckten, indem sie von einer Höhe von 3000 Fuß abstürzten. Die gräßlich verstümmelten Leichen wurden nach Zermatt gebracht.

Am Montblanc hat man jeßt die Leichen der beiden Führer Maguinaz und Castagneri gefunden. Sie lagen aneinander gebunden auf einem Eissteige. Die Leiche des Grafen Villanova war nicht dabei; das läßt vermuthen, daß er vor seinen Führern ver- unglüdckt ist, worauf sie sih allein zu retten versuhten,

UVeberschwemmungen. __ Ueber das große Hochwasser bei Torgau geht uns folgender aus- führlihe Bericht zu:

Völlig unerwartet und zu einer Zeit, in welcher Hochwasser in unserer Gegend si selten einzustellen pflegt, ist die fruhtbare Niederung des rechten Elbufers von einem großen Hohwasser heimgesucht worden. Zwar hatten die Nachrihten aus Böhmen, insbesondere die Katastrophe in Prag, unsere Aufsichtsbehörden zu rechtzeitigen Meldungen an die betheiligten Ortschaften veranlaßt, auch waren allerlei Vorsihhts- maßregeln getroffen worden, doch kam immerhin das traurige Ereigniß ziemli unerwartet.

Am 6. September 1890 zeigte der Wasserpegel gegen Abend 22 Fuß, die Zeitungsnachrihten hatten bereits neue Hochwasser- Nawrichten gebraht, und au aus unserer Gegend kam gegen Abend die erste Meldung eines Dammbruches, Bei Mühlberg und zwar in der Nähe der Ortschaften Köttliß und Seidewiz waren die Dämme dur{hbrohen worden. Gegen Tagesanbruch am Sonntag wi

dann au zwishen Werdau und Gradiß am Wärterhäuschen der Damm der Gewalt des Wassers, und mit ungeheurer Schnelligkeit über- flutbeten die gelben Wogen der Elbe die ganze Niederung um Werdau, N Eulenau, Kreyshau, Zwethau, Rosenfeld und Döhlen, am letztgenannten Orte auch den Sommerdamm durchbrechend. In Folge der Bildung dieses großen Wasserbeckens fiel das Wasser zunähst zwar um 2 Fuß, doch bald kam wieder frischer Zus fluß, und Sonntag Nacht erreichte die Elbe den hö{hsten Stand mit 23 Fuß 6 Zoll. Inzwischen waren neue Unglücksbotschaften ein- getroffen. In der Sonntag-Naht um 12 Uhr brach au der Elb- damm bei Daußschen, sodaß hier Großtreben und Daußschen in Bedrängniß geriethen. Das Unglück if groß und entseglich. Der Dammbruch bei Werdau ift reihlih 100 m breit, und viele Ver- nihchtungen der Aecker und Wiesen werden nah Rücktritt des Wassers festzustellen sein. Große Erntevorräthe sind vernichtet, zahlreiches Vieh ift ertrunken, und in den meisten Ortschaften sind Häuser, Scheunen und Ställe eingestürzt. In Eulenau is ein Haus ein- gestürzt, ein Haus beshädigt, in Zschackau sind achtzehn Häuser ein- gestürzt, in Zeckriß zehn Häuser, in Zwethau vier Häuser, in Daußschen zwei Häuser und in Kreyschau ein Haus. Wieviel Vermögen und wieviel Hoffnung mag hierdurch zerstört sein!

Alle vom Manöver zurücgebliebenen Truppen wurden am Soconn-

tag Morgen zur Hülfsleistung alarmirt, und die Pioniere haben in

aufopferungsvoller Weise gegen 100 Menschen das Leben gerettet. In uneigennüßiger Weise haben au unsere Torgauer Fischer Theil geuommen und unverdrossen mit ihren Kähnen Hülfe geleistet. Der erkehr jenseits der Elbe hat für einige Zeit aufgehört, Telegraphen- drähte sind zerrissen, der Bahndamm zwischen der Zwethauer Straße und Zsckackau ist im Wasser verschwunden, auf der ebenfalls über- flutheten Zwethauer Straße ist die Brücke eingestürzt. Jn Kreyschau, Eulenau und Zschackau stand das Wasser vielfah bis an das Dach, und der Dachboden beherbergte die beklagenswerthen Bewohner. Die unglücklihen Bewohner der überflutheten Ortschaften sind in größter Bedrängniß. Bei den ärmeren derselben ist Hunger und Noth eingekehrt. Schnelle und gründlihe Hülfe ift drin- gend nothwendig. Wohl der am khärtesten betroffene Ort ift Daußschen. Hier war eine größere Anzahl Bewohner zu retten, zwölf Familien wurden auf dem allein trocken gebliebenen Kirchhof unter- gebraht. Hier kampiren seit Montag die Bedauernswerthen Tag und Nacht im Freien. Eine gate wurde von dem Dache ihres bereits eingestürzten Hauses in Sicherheit ge#raht. Eine andere gerettete Frau hatte acht;ehn Stunden lang, auf einem Fensterbrett stehend, sih am Fensterkreuz festhalten müssen. In Dautschen sind sechszehn Stück Rindvieh ertrunken, außerdem viele Schweine, viel Geflügel.

Die Rettung von Vieh ist ebenso umsihhtig betrieben worden, wie die der Menschen, und es \cheinen außer dem oben angegebenen Verlust in Daußschen zunächst weiter keine Einbußen an Grofvieh stattgefunden zu haben. Wie freilih die zur Zeit noch lebenden Stüdcke den Folgen des oft dreimal vierundzwanzig Stunden langen Aufenthalts im Wasser widerstehen werden, bleibt abzuwarten. Groß ist dagegen an allen Orten der Verlust an Jungvieh, Schweinen und Geflügel.

Aus dem Uebershwemmungsgebiete bei Belgern gingen folgende Nachrihten ein: Am Freitag (5. September) übershwemmte das Wasser bereits die Döhnerwiesen bei Belgern. Am Sonnabend ftieg die Fluth höher, am Abend zehn Uhr wurde zum Scuß des Elb- dammes bei Ammelgoßwih die freiwillige Feuerwehr in Belgern alarmirt. Doch war ein Schuß nicht möglich, mit unbeschreibliher Gewalt ergossen sich die Wassermassen über die Felder, unabsehbare Strecken in einen See verwandelnd, Ammelgoßwih, Dreihäuser und Liebersee unter Wasser seßend. Das zufällig in diesen Orten einquariierte Militär mußte Gas abrücken, do riß der Strom Sattelzeus, Waffen und einen beladenen Regimentswagen mit sich fort. Der Oberst der Zieten-Husaren von Griesheim wurde mit anderen Personen am Sonntag Vormittag aus Ammelgoßwiy durch Kähne gerettet.

Nach dem Dammbruch am Sonntag Nachmittag gegenüber von Burkhardtshof, wodurch Plotha, Dröschkau, Starit und Seidewigt unter Wasser geseßt waren, wurden auch hier Menschen- rettungen in größerem Maßstabe erforderlich.

Groß ist die Noth in Labrun und Bethau. Auch hier haben die Elbwasser gewaltige Verheerungen angerihtet. Die Ueber- fluthungen sind über Lebien, Schöneiche bis Jessen gedrungen. So weit das Auge reicht, ist nur Wasser zu sehen, aus dém einzelne Hügel hervorragen. Der Schaden i} unermeßlih, Sämmtliche Ortschaften nah der Aue sind übershwemmt, namentli haben Grabo, Hemsendorf, Gorsdorf, Battin und Zwiesigkow viel zu leiden. Todtes Vieh treibt von einer Ortschaft zur anderen, sogar mehrere Leichen sind angesch{wemmt, darunter die einer Frau mit einer todten Ziege an der Hand, Weitere Verheerungen wird man erst später erfahren, da jeßt kein Verkehr möglich ift.

Gaben für die Uebershwemmten werden entgegen- genommen von den Zahlstellen des Hülfscomités in Torgau (Land- rath8amt und Magistrats-Bureau). E

Die Noth ift groß, es bedarf reihlicher Gaben, um sie zu lindern! _

Gruppe (Wesipreußen), 15. September. Die „N. W. N.“ melden: Unteroffizier Langhammer, Kanonier Friedrich und Rekrut Kaul der 7. Compagnie des Fuß-Artillerie-Regiments Nr. 11 waren in das hiesige Schanzdepot beordert und hatten die Aufaabe, die gebrauhten Schanzwerkzeuge zu ordnen. Bei einem dienstlichen Gange, welchen die Drei unternahmen, fand Friedrich einen sogenannten Blindgänger, eine nicht krepirte Granate, und wollte dieselbe ungefährlich machen, indem er versuhte, den Zünder auszu- shrauben. Als er hierbei hantirte, entzündete sih das Geschoß, und die umherfliegenden Sprengstücke trafen sowohl Friedri als au die beiden Anderen, welhe inzwishen näher gekommen waren. Dem Kanonier Friedrich, dem die Flamme fast ins Gesicht shiug, wurde der Schädel vollständig zerschmettert sowie beide Arme und der Unterschenkel abgerissen, Opa er sofort verstarb. Der Unteroffizier Langhammer und Rekrut Kaul erhielten gleih- falls shwere Verletzungen, an ihrem Aufkommen wird gezweifelt.

Hadersleben, 15. September. Gleich nach dem Tode Kaiser Wilhelm's I. tauchte hier der Plan auf, demselben ein Denkmal zu errihten. Die deutschgesinnte Bevölkerung des nörd- lihsten Kreises der Provinz Schleswig-Holstein hat es nun, nah der „N. A. Z.“, fertig gebracht, Kaiser Wilkelm I. in unserer Stadt ein roßes, schönes Bronzestandbild zu errihten. Zur Enthüllungs- f eier am 12. d. M. waren als Chrengäste Ober-Präsident von Stein- mann und Regierungs-Präsident Zimmermann erschienen. Nah Absingen des Chorals „Lobe den Herrn* hielt Landrath Schreiber eine zu Herzen gehende Enthüllungsrede, in der er die hohen Tugenden des Begründers deutscher Einheit pries. Nachdem die Hülle gefallen und die Fame » Deutschland, Deutschland über Alles“ gesungen, sprah Seminar-Direktor Castens die Weihrede, welche in ein drei- maliges Hoch auf Kaiser Wilhelm II. ausklang. Nach Absingen der

, 4 Rationalbymne übergab Landrath Schreiber Namens des Comités

das Denkmal an die Stadt, welhes Bürgermeister Chemniß Namens derselben mit dem Gelöbniß übernahm, dasselbe zu \{chüßen und zu wahren. Mit dem Gesange „Scchleëwig- Holstein“ fand dieser erhebende, allen Theilnehmern unvergeßlihe Akt seinen Abschluß. Auf einem geschliffenen Granitsockel erhebt sich das 2,90 m große bronzene Standbild des verewigten Kaisers, angethan mit der Generals- Uniform, lose um die Schultern den Mantel gehängt. Die eine Hand des Kaisers hat den Degen erfaßt, während die andere an die Brust gelehnt ist. Das Werk ist aus der Werkstatt von Gladenbeck u. Sohn in Berlin hervorgegangen. An die Enthüllungsfeier {loß ih ein Festessen an, bei welchem Major von Elpons den Kaiser- toast ausbrachte.

Duisburg. Die „Rhein- und E, \chreibt: Andert- halbhundert Mitglieder des Vereins deutscher Eisenhütten- leute maten bekanntlih auf Einladung des amerikanishen Bundes- vereins eine Fahrt nach Amerika, die zwei Monate dauern soll. Auch

die Engländer und Franzosen werden \iG anshließen. Die Reise wird in diesen Tagen angetreten. Aufs beste vorbereitet ist dieselbe durch die unermüdliche Thätigkeit des die Geschäfte des Vereins der CEisenhüttenleute führenden Ingenieurs S{hrödter in Düsseldorf. Direktor A. Thielen-Ruhrort hat die Repräsentation des Vereins für den Empfang in New-York, Pittsburg, Chicago und die südlihe Fahrt übernommen. Das internationale Meeting, auf dem die deutshe Wissenschaft der Technik dur zwei Vorträge der Hrrn. Geheimen Bergrath Dr. Wedding-Berlin und Direktor A Thielen- Ruhrort bestens vertreten sein wird, findet in den Tagen vom 9, bis 12. Oftober ftatt. Am 13. und 14. Oktober geht die Reise- gesellsshaft nah Chicago und wird hier vor die Frage gestellt : The North or the South ? Die nördlihe Grupye geht in die be- rühmten Eisen- und Kupfererzdistrikte der großen Seen und genießt hier neben den tehnishen Wundern der großen Betriebsstätten und Verkehrseinrihtungen in einer durch Naturschönheiten ausgezeichneten Gegend die Wunder des indianischen Sommers; die Südfahrt bringt ihre Theilnehmer in eine Gegend, wo in eincr überrashend kurzen Zeit eine überaus mächtige Industrie entstanden ist. Bir- mingham in Alabama, Shelby, Annieton, Chatanooga, Pocahbontas, Roanoke bezeichnen hier die Hauptaufenthaltsorte. Das Haupt- quartier des American Reception Avenue Hotel in New-York. Die Verpflegung erfolgt daselbst nah dem „American Plan“, d, h. es wird eine gewisse Summe für jeden Tag für Logis und Beköstigung entrichtet, welche Alles einschlicßt. Im Park Avenue Hotel wird das American Institute of Mining Engineers ein Auskunftsbureau Bureau of Information er- richten, welches zur Beantwortung von technischen Fragen, Reise- angelegenheiten u. \, w. bereit sein wird. Die Vertheilung der ein- gebenden Briefe wird von dort aus durch besondere Beamte erfolgen, welche stets genau wi en, wo die Reisegesellshaft sih aufhält, und ihr während der ganzen Reise die Briefe nacsenden.

Dresden. Aus der oberen \ächsischen Shweiz, 15. Sep- tember, wird dem „Dr. JIourn.* geschrieben: In unserm Gebirg8- gebiet hat der Herbst bereits sein rauhes Regiment angetreten. Schon seit 8 Tagen ziehen bedeutende Nebelmassen durch das Thal und über die Höhen; die Temperatur ist sehr niedrig und fällt auf den Höhen früh Morgens bis zu 4 und 5 Grad, im Elbthal bis zu

Grad, die Bäume entlauben sich bereits, kurz die Natur geht langsam dem Absterben entgegen. Die Menschheit rihtet sich natür- lih hiernach ein und der Touristen verkehr hat fast ganz auf- gehört. Die Holfluth, welche viele Verbindungswege zerstörte oder do \chwer beschädigte, hat hierzu natürli ebenfalls beigetragen.

Parchim. Die „Moltke-Stiftung" findet, wie der „Frf. Ztg.“ mitgetheilt wird, im ganzen Deutschen Reih großen Bei- fall und die Sammlungen nehmen einen erfreulihen Verlauf. Jn vielen Städten haben sich bereits besondere Comités gebildet, die für die Sache wirken.

Mannheim, 16. September, Die 44. Hauptversamm- lung der gesammten deutshen und österreihischen Gustav-Adolf-Vereine wurde „W. T. B.“ zufolge heute Nach- mittag dur eine feierliche Begrüßung im Rathhause eröffnet. Den Gruß der Stadt Mannheim entbot Ober-Bürgermeister Moll, der evangelishen Gemeinde Stadtpfarrer Ruckhaber, des badischcn Hauptvereins Stadtpfarrer Zähringer. Geheimrath Frie (Leipzig) erwiderte die Grüße anknüpfend an die Beziehung zwischen der Geschichte der Stadt Mannheim und dem evangelischen Gustav-Adolf-Verein, Bei dem darauf folgenden Eröffnungs-Gottes- dienst hielt Prälat Doll die Festpredigt. Die Hauptversammlung beshloß in ihrer niht öffentlihen Sißzung, die bisherige Evangelische Gesellschaft für Elsaß-Lothringen auf deren Antrag als „Hauptverein Straßburg“ in den Verband des deutshen Gustav-Adolf-Vereins aufzunehmen. Der Anschluß Elsaß-Lothringens an den deut|hen Ge- sammtverein ift damit vollzogen. .

Münner stadt. Der „Allg. Ztg.“ wird von hier geschrieben: In der vergangenen Stadtverwaltungsfißzung wurde beschlossen, dem verstorbenen größten Sohne der Stadt Münnerstadt, Minister Dr. Freiherrn von Luß, eine Gedenktafel an seinem Geburtshause, dem jeßigen Schulgebäude, der früheren Burg, zu errihten und die Ausführung derselben einem tüchtigen Kissinger Meister zu über- tragen. Am Grabe des Ministers von Lug läßt die Stadt einen Lorbeerkranz nahträglih niederlegen. In der Aula des hiesigen Gymnasiums befindet sih ein \{chônes Andenken an Luß. Es ist dies eine Kreidezeihnung, ein Brustbild des Priamus, welches der M Kultus-Minister als Gymnasiast in Münnerstadt aus- ührte.

Montjoie, 15. September. Ueber den in Nr. 222 des „R. u. St.-A.“ gemeldeten Zusammenstoß zweier Züge in der Nähe des hiesigen Bahnhofs versendet die Eisenbahn-Direktion Köln (links- rheinish) folgende Mittheilung: „Es sind 3 Personen getödtet und 14 Personen theils \chwer, theils leiht verlegt. Die Verunglückten sind zum größten Theil Bcamte. Die Strecke war dur) die entgleisten und beschädigten Fahrzeuge bis Nachts 1 Nhr gesperrt und konnte durch die Züge von da ab wieder planmäßig befahren werden. Die den Unfall vershuldenden beiden Beamten der Station Montjoie sind verhaftet worden.“ Ueber das Unglück theilen die „Aachener Pol. Nachr.“ noch Folgendes mit. Beide Personenzüge waren stark beseßt, da an verschiedenen Stations- orten Kirmes war und auch Viele den \{ônen Sonntag Nachmiitag zu einem Ausfluge benußen wollten. Der Anprall muß ein überaus heftiger gewesen sein, denn die Maschinen der beiden Züge wurden zum Theil, eine Anzahl Wagen ganz zertrümmert. Ein Wagen zweiter Klasse“ lag fast mit seinem ganzen Umfange auf dem Packwagen. Der Maschinenführer Ohm blieb bis zum letzten Augenblick auf seinem Posten. Dem Unglücklichen, der nur mit Mühe unter den Trümmern hervorgearbeitet werden konnte, ging eine Regulatorstange durch den Leib, eine andere eiserne Stange durch den Kopf, so daß der Tod sofort eingetreten sein muß, Ferner waren zwei Passagiere sofort todt, ein Kind des Stationsvorstekers aus Montjoie sowie eine unbekannte Frau. Letztere hatte im Augen- blick der Katastrophe ein Kind auf dem Schooß, das wie durch ein Wunder gänzli unversehrt blieb. Jn einer entseglihen Lage, ein- geklemmt zwishen der Maschine und dem nächsten Wagen, befand ih der Schaffner Braunsdorf. Als es gelungen war, ihn aus seinem \chrecklichen Kerker hervorzuholen, ergab es si, daß ihm beide Beine zershmettert waren. Man schafte den Schwerverleßten nah Montjoie ins Spital, wo er noch im Laufe des gestrigen Nachmittags seinen Geist aushauhte. Der Maschinenführer des zweiten Zuges, Schneiders, trug mehrere Rippenbrüche davon, Zugführer Schiffers \chwere Unterleibsverleßungen, Schaffner Ketteniß brach ein Bein, Schaffner Bräuer ist am Arm verleßt. Die beiden Heizer erlitten arge Ver- Sn ungen, Gâänzlich unverleßt blieb der Zugführer des zweiten Zuges

aumers.

Granada, 16. September. Ueber den in Nr. 223 des „R. u. St.-A.* gemeldeten Brand der Alhambra bringt ,W. T. B.“ folgendes neue Telegramm: Nach amtliher Meldung is der Brand auf die Zerstörung des Albreca - Hofes und auf einen Theil des Arrayanes-Hofes beschränkt geblieben, Der übrige Theil des Palastes ist unversehrt.

Bukarest, 16. September. Der „Agence Roumaine" zuge- gangene Depeschen aus Sulina melden den Untergang des österreihishen Schiffes „Taurus“ mit der gesammten Bemannung, bestehend aus 4 Offizieren und 69 Mannschaften, im ae en E Die Ursache sowie die sonstigen Einzelheiten sind n [4 ann o

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