1890 / 225 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 18 Sep 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Mayer und Helmholyÿ mit seltenem Glanz umgeben. Der Redner führt weiter aus: Angesihts der Mögli®keit, den elek- trishen Strom auf große Entfernungen hinzuleiten, war mit der Oersted’schen Entdeckung der Ablenkung der Magnetnadel dur den Strom au der Gedanke gegeben, den elektrishen Strom als Vermittler von Signalen zu benußen. Au hat es nicht an zahl- reihen in diesem Sinne ellten Versuchen gefehlt. Allein es find doc niht weniger als 13 Jahre vergangen, ebe dieser Gedanke feine Verwirklicbung gefunden bat. Im Jahre 1833 legten zwei deutsche Gelehzte, Friedri Gauß und Wilhelm Weber den Leßtgenannten find wir glückli%, noch unter den Lebenden zu wissen —, den ersten elektrischen Telegraphen. ; 3

Es fkann nit meine ‘Aufgabe sein, die Entwickelung_ der Telegraphie, für welche in der Vorrichtung der Göttinger Gelehrten der Ausgangspunkt gegeben war, im Einzelnen zu ver- folgen. Nur bei einigen ganz besonders wihtigen Etappen dürfen wir einen Augenblick anhalten. Indem er die Gauß- und Weber'schen Versuche fortsetzte, gelang es Steinheil in Münden, die Zeichen der Nadel zu fixiren; er mate überdies die wihtige Beobachtung, daß man die Rüdckleitung des Stromes durch die Erde besorgen laffen kann. Nun folgen große und s{chwerwiegende Verbesserungen in der Anordnung der Apparate, bei denen Wheatstone sowie Siemens und Halske in erster Linie genannt werden müssen. 1835 fonstruirte Morse seinen Sreibtelegraphen, der im Sahre 1844 zum ersten Male zwischen Washington und Baltimore funktionirte. Am 28. August 1856 wurde das erfte, 6 Meilen lange Kabel zwischen Dover und Calais versenkt. Das Kabel riß allerdings son nach wenigen Tagen, allein ein zweiter Versuh im September des nächsten Jahres erzielte einen vollständigen Erfolg; London und Paris waren von diesem Augen- blick an telegrapbisch verbunden. Von da ab erscheint ein submarines Kabel na dem anderen, und im Jahre 1865 geliogt der große Wurf: die erste elektrishe Botschaft ein Gruß des Präsidenten der Ver- einigten Staaten an die meerbeherrschende Königin durheilt den Atlantischen Ocean.

Ne bem für das geshriebene Wort die Schranke des Raumes gefallen war, durfte man sich der Hoffnung bingeben, daß auch das esprocene dereinst über weite Entfernungen hinaus erklingen werde. Sn der That begegnen wir auch zu vershiedenen Zeiten eifrigen Versuchen, diese Aufgabe zu lösen, allein erst während der leßten Jahrzehnte hat sich die Elektrizität be- quemt, auch in den Dienst des mündlihen Verkehrs zu treten. Zu dem Ende mußte sih aber Oersted's Entdeckung der Ueber- fübrung der Elektrizität in Magnetismus noch eine andere, nit minder wichtigere gesellen, die der Erzeugung elektrisher Ströme durch Magnetiëmus, welhe Faraday vorbehalten war. Im Verlauf feiner bereits angedeuteten Experimental-Untersuchungen hatte Ampère gefunden, daß fich eine eleftrishe Strombahn wie ein Magnet verhält, und daß eine von einem Strom durchflossene Draht- \spirale i: allen ihren Wirkungen einem in der Axe derselben befindlihen Magneten gleihzuseßen ift. Hieraus hatte er die JIdentität des Magnetismus mit der Elektrizität erschlofsen, eine Schlußfolgerung, gegen welche seine Zeitgenossen, zumal auf Biot's und Arago’'s Autorität gestüßt, sh ablehnend verhalten hatten. Nur Faraday, {hon längst von der Einheit der Naturkräfte über- zeugt, glaubte den Ansichten Ampère's bcipflihten zu müssen und suhte nun seinerseits die Richtigkeit derselben durch das Erpe- riment zu beweisen. Dies gelang ihm nach vielen fruchtlosen Versuchen, indem er beobachtete, daß bei Annäherung eines Magnetpoles an eine mit einem Multiplikator verbundene Draht- spirale ein Zucken der Nadel das momentane Auftreten eines elek- trishen Stroms in der Spirale anzeigt, und daß die Nadel bei Ent- fernung des Poles einen entgegengeseßten Strom zu erkennen giebt. Läßi man also vor einer Drahtspirale einen Magneten \{wingen, so muß in der Spirale eine Reihe einander Us Strôme auftreten, deren Richtung si ändert, je nachdem der Magnet s der Spirale nähert oder sich davon entfernt. Faraday nannte diese Ströme, die er im Anfang der 30er Jahre entdeckte, induzirte Ströme.

Es zwar eine glücklihe Verwerthung des Faraday'\chen Ver- welche allerdings nahezu ein halbes Jahrhundert

uches, ute in den Händen Graham Bell's das Telephon ins Leben rief. Indem er vor der Drahtspirale ftatt der Magnetnadel ein dünnes magnetisches Eisenblätt&en s{chwingen ließ, erregte er in

der Spirale dieselbe Reihenfolge induzirter Ströme, und indem er diese Strôme in eine zweite Spirale leitete, vor welher \ich ein gleihes dünnes Eisenblätthen befand, wurde dieses BVlättchen umgekehrt durch die Bewegung des Stromes in Schwingungen, und zwar in Schwingungen derselben Art verseßt. Waren die S{win- gungen des ersten Blätthens durch die Schallwellen des gesprohenen Wortes erzeugt worden, so gab das zweite Blättchen dieselben Schall- wellen wieder.

Jedermann weiß, daß uns das Telephon bereits ein fast unentbehrliher Hauêgenofse geworden is und wie seine weitere in unserem Vaterlande zumal \sich rasch vollziehende Aus- breitung, mit den die Lüfte allseitig durchkreuzenden Drahtzügen, den Städten eine neue Pbysiognomie zu ertheilen beginnt.

Angesichts des mächtigen Einflusses, welchen die Elektrizität auf das moderne Verkehrswesen geübt hatte, {hien es niht unwahr- \ceinlich, daß sih diese Kraft au zu anderen Dienstleistungen her- leihen werde, Schon im Anfange des Jahrhunderts hatte Sir Humphry Davy bei Versuhen mit der großen Batterie, welche in Folge der Entdeckung der Alkalimetalle von seinen Be- wunderern konstruirt worden war, den Flammenbogen beobachtet, welcher den Uebergang der mit dieser Batterie erzeugten starken Ströme zwischen Holzkohlespißen begleitet. Der Gedanke lag nahe, diese Erscheinung für die Zwecke der Beleuchtung auszu- beuten, Für diese Bestrebungen zeigten sich aber die bislang verfügbaren Elektrizitätêquellen der Batterien vollkommen unzu- länglih, und es war somit die Aufgabe gestellt, starke elektrische Ströme auf billigere, bequemere und minder belästigende Weise zu gewinnen. Auch in dieser Richtung war Faraday durch seine Entdeckung der Induktions\trôme Pfadfixder. Wir erinnern uns, daß in einer Drahtspirale Strôme induzirt werden, wenn man bor derselben einen Magnet hin- und herbewegt; es ist hier also ein Mittel gegeben, die für die Bewegung der Magnetnadel ver- brauchte mehanische Arbeit als elektrishe Energie wiederzugewinnen. Es liegt auf der Hand, daß umgekehrt die Bewegung einer Spirale vor ein-m feststehenden agneten denselben Erfolg baben muß. Diesen Gedanken verwerthete Stöhrer im Anfang der 40er Jahre bei der Konstruktion seines Magnetinduktoriums, welches insbesondere für die Erzeugung des elektrishen Flammenbogens verwendet wurde. Die älteren unter meinen Zuhörern erinnern sich vielleiht noch des Staunens, mit welchem sie bei den ersten Aufführungen des Meyer- beer'shen „Propheten“ die Sonne hinter dem Lager der Wiedertäufer von Münster aufgehen sahen. Dieser Sonnenaufgang wurde dur fleißige Umdrehung der Stöhrer'shen Maschine hinter den Coulifsen

ewerkstelligt. Die Anwendung dieser Maschinen blieb aber eine sehr beschränkte, weil man die Größe der Magnete nicht über eine gewisse Grenze fteigern konnte und diese Magnete überdies allmählih ihre Kraft einbüßten. Diesen Uebelstand suchte Werner Siemens zu beseitigen, und es ift ihm dies in bewundernswerther Weise gelungen.

__ Mit dem Eintreten unseres berühmten Landsmannes in diese Bestrebungen beginnt eine neue Aera für die Elektrizität, die Aera der Elektrotechnik. Der Industrie, welhe zur Zeit, als unsere Gesellschaft gegründet wurde, aus\chließlich unter dem Zeichen des Dampfes gestanden hatte, war eine neue Kraftäußerung zugewa{sen. it haben die Schwelle des Jahrhunderts der Elektrizität Üüber-

en.

Werner Siemens hatte den glücklihen Gedanken, auf die bei kleinerem Umfang und Gewicht ungleih stärkeren Elektromagnete urüdzugreifen. Da alle Eisensorten noch immer {wach magnetisch

nd, so genügte es, die Spirale vor einem beliebigen Stück Eisen rotiren zu lafsen, um einen \{wachen induzirten Strom in der Spirale zu erhalten. Leitet man diesen induzirten Strom um das gedachte Stük Eisen, so verwandelt \sich dasselbe

in einen Elektromagneten, welcher nun seinerseits auf die Spirale wirkt und den Induktionsftrom verstärkt. Der verftärkte Induktionsftrom fteigert die Kraft des Magneten, Folge davon eine erneute Vermehrung der Intensität des induzirten Stromes, und fo müßte der Theorie nah durch die weselseitige Verstärkung des Elektromagneten und des Induktionsftroms die Intensität des leßteren bis ins Unendlihe wachsen. Durch diese ebenso sinnreihe wie einfache Anordnung war das Problem, durch Umsay von mechänischer Energie kräftige Ströme relativ billig zu erzeugen, prinzipiell gelöst, der praktischen Verwerthung der so gewonnenen Maschinen, welchen Siemens den Namen Dynamomaschinen beilegte, stellten sich in- dessen wegen der auf- und abwogenden Intensität der von ihr ge- lieferten Ströme noch Hindernisse in den Weg. Erst als Pacinotti und Gramme den von Siemens gewählten hufeisenförmigen Elektro- magneten durch einen ringförmigen erseßten, gelang es, Ströme von genügend fkonstanter Intensität zu erzielen.

Nunmehr war es mögli, mit Hülfe des Davy'schen Flammen- bogens ein fontinuirlihes Liht zu gewinnen. Der Benuzung dieses Bogenlihtes zur Beleuhtung größerer Räumli(keiten, zumal von Straßenzügen, ebneten Jablochkoff und Siemens durch das von ihnen aufgefundene Verfahren der Stromvertheilung den Weg. Einen weiteren großen Fortschritt in der elektrischen Be- leultung verdanken wir den Bemühungen der Mechaniker, welche wie Edison, Swan u. A., den kühnen und auf den ersten Blick fast aus\fi&télosen Gedanken verwirklichten, Koblenfäden in luftleeren Râumen elektris erglüben zu lassen und auf dicse Weife ein „Glüh- liht* Herzustelleo, welches dem Gasliht gegenüber den Vortheil bietet, daß es nur wenig Wärme entwickelt und die Atmosphäre unverändert läßt. Ganz besondere Hoffnungen knüpfte man an die Mögli(hkeit, mit Hülfe der Dynamomaschinen Kräfte rach allen Seiten hin zu übertragen, indem man dur eine disponible Kraft, durch ein Wafsergefälle z. B., eine Dynamo- inashine in Tkâtigkeit seßte und den von dieser gelieferten Strom durch Kabel zu einer zweiten, beliebig entfernt davon auf- gestellten Dynamomaschine leitete, welhe durch Aufnahme des von der ersten gelieferten Stromes in Rotation verseßt werden und somit an einem von der ursprönglihen Kraftquelle entfernten Orte Arbeit leisten sollte. Ueberall, wo billige Kräfte zur Ver- fügung ftehen, so daß der dur Erwärmung der Drähte bedingte Gnergieverlust niht allzuschwer ins Gewicht fällt, ift dieses Problem in erwünshter Weise gelöft worden. Die berühmte Waffenfabrik von Werndl in Speyer arbeitet fast aus\hließlih mit den dort verfügbaren Wasserkräften, welche ihr dur elektrishe Uebertragung zugeführt werden. Ebenso ift bereits ein Theil des Rheinfalls für die Arbeiten einer großen metallurgischen Anlage in Neuhausen dienstbar gemaht worden. Seit geraumer Zeit trägt man fich mit dem Gedanken, den enormen Energie- vorrath, welcher in dem Niagara nußlos vergeudet wird, mit Hülfe von Dynamomaschinen in den Dienst der Industrie zu stellen. Schon find Versuche im Gange, welche die baldige Verwirklihung dieses Gedankens in sihere Aussicht tellen. Auf die Wichtigkeit der Lösung dieser Aufgabe brauhcht Angesicht? der Möglikeit eines Mangels an Kohle oder selbst nur einer unregelmäßigen Förderung derselben nicht besonders hingewiesen zu werden.

In den 20er Jahren waren chemische Wirkungen des elek- trishen Stromes bereits allgemein bekannt. Schon im Anfange des Jahrhunderts hatten Carlisle und Nicholson die Zerlegung des Wassers in seine gasförmigen Bestandtheile bewerkstelligt ; einige Jahre später war Sir Humphry Davy der denk- würdige Versuch gelungen, zwei bis dahin unbekannt gebliebene metallishe Elemente aus den Alkalien abzusheiden. Im An- \chluß an diese grundlegenden Beobachtungen hatten sich die Er- fahrungen über die Zerlegung chemischer Verbindungen von Tag zu Tag gemehrt; das Gesezmäßige aber in der Mannigfaltigkeit dieser Erscheinungen i} erft im Anfange der 30er Jahre von Faraday erfaßt worden, indem er nahwies, daß bei der elektrishen Zer- seßung bei der Elektro!yse, wie er den Vorgang nannte, verschiedener Salze gsleich starke elektrishe Strôme in gleihen Zeiträumen äquivalente Mengen der Salze in ihre näheren Bestandtheile spalten. Diese elektrolytishen Beobachtungen, welche bislang ein aus\{ließlich theoretishes Interesse beansprucht hatten, follten niht lange ohne praktische Verwerthung bleiben.

Daniell mate zuerst die Wahrnehmung, daß das an dem negativen Pole seiner Batterie abgeshiedene Kupfer losgelöst werden konnte und einen getreuen Abdruck der Platte lieferte, auf welcher die Absceidung stattgefunden hatte Diese Beobachtung führte im Jahr 1859 Jacobi und gleichzeitig Spencer auf den Gedanken, Kupfer elektrish niederzushlagen, um Medaillen und ähnliche Gegenstände auf diese Weise zu reproduciren. Jn diesem Sinne angestellte Versuhe hatten alsbald zu überrashenden Ergeb- nissen geführt, aus denen \sich {nell eine hochwichtige Industrie, die Industrie der Elektrotypie oder Galvanoplastik, entwickelte. Aber {on war man einen S(hritt weiter gegangen. Nicht mehr damit zufrieden, Medaillen, überbaupt Kunstarbeiten, zu kopiren, hatte sich die neue Technik in den Dienst der vervielfältigenden Künste gestellt. Die der Hand des Künstlers entstammende Kupfer-, Stahl- oder Holzplatte wurde niht mehr direkt zum Drucke verwendet; man vervielsältigte fie auf galvanischem Wege und druckte, während man die Mutter- platte aufbewahrte mir den Tocterplatten. Von besonderer Wichtig- keit war die Entdeckung Meidingers, daß sich aus einem Bade von Eisenvitriol und Salmiak cine dünne aber außerordentlich harte Eisenschicht auf der Kupferplatte niedershlagen läßt, so daß man mit einer so behandelten „gestählten“ Platte viele Tausende von Abdrücken erzielen kann.

Mit der Beobachtung, daß man mit Hülfe des Stromes aus Lösungen von Quecksilber oder Knallgold in Cyankalium gleih- mäßige Silber- und Goldscbichten niedershlagen kann, war die Induftrie der galvanishen Versilberung und Vergoldung gegeben, von denen namentlich die erstere durch Herstellung des sogenannten Chinasilbers einen außerordentlißhen Umsaß angenommen hat. Oudry lehrte Eisenguß wie Fontänen und Kandelaber, auf elektrischem Wege mit einer dauerhaften Schicht von Kupfer zu überziehen.

__ Der analytische Chemiker bedient si, zumal in Folge der Be- mühungen von Classen, des Stroms, um die Metalle Behufs ihrer quantitativen Bestimmung aus Flüssigkeiten niederzushlagen. Nach einem von Grägel ausgearbeiteten Verfahren wird derselbe Strom verwerthet, ium das merkwürdige Metall Magnesium, welches bei der Verbrennung ein so glänzendes iht entwidelt, aus dem Bittersalz auszusheiden und entsprechende Versuche, welhe in leßtter Zeit über die Wirkung des Stromes auf die Doppelfluoride des Aluminiums und- Kaliums angestellt worden sind, haben verbesserte Methoden für die fabrikatorishe Gewinnung auch des Metalles Aluminium angebahnt.

Was der Strom an dem \chlâgt, das er am positiven Pole auf. Diese lösende Kraft wird bei dem galvanishen Aeßen von Metallplatten benußt. Die Platten werden mit einem isolirenden Aetzgrund überzogen, in welchen man mit dem Grabsti®el die gewünschte Vie nung bis auf das blanke Kupfer einradirt. Hängt man eine solche Platte als positiven Pol in die Lösung eines Metallsayes, so wird durh die an demselben entwickelte Säure in Verbindung mit dem frei werdenden Sauerstoff das bloßgelegte Metall angeäßt, während das gunbate Kupfer unverändert bleibt.

och soll nit unerwähnt bleiben, daß bei der Elektrolyse von Bleisalzen der an dem positiven Pole sich ausscheidende Sauerstoff die Bildung eines Superorydes bedingt, welches bei den in neuerer Zeit vielfah in Anwendung gekommenen legelannten Accumulatoren eine wichtige, obwohl noch nit völlig aufg lärte Rolle Pit.

Nachdem dur Faraday's wichtige Entdeckung der Magnetisir- barkeit des Lichtes, d. h. der Drehung der Polarisationsebene in einem me Felde, der Nachweis erbracht war, daß Beziehungen zwischen Licht und Elektricität unzweifelhaft bestehen, ift es endlich in unseren Tagen den genialen Forshungen von Hertz über die Re- flektionen, Brehung und Beugung der elektrishen Wellenzüge, ge- lungen, die von Faraday angedeutete, von Maxwell bis in ihre leyten Konsequenzen theoretisch durchgearbeitete Anschauung von der Iden-

negativen Pole nieder-

tität des Lihtes und der Elektricität experimentell zu be-

ünden. E "Der leßte Abschnitt der Rede galt der Spezialwissenshaft des Redners: der Chemie. / (Schluß folgt.)

Statiftik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus den Verhandlungen des ersten deutschen Bergarbeiter- tages in Halle am Dienstag führen wir nah der „Rh.-Weftf. Ztg.* noch folgende Bemerkungen einiger Delegirten an: Der Berg- mann Schröder- Dortmund führte in längerer Rede aus, daß es gerade das große Kapital fei, welches \sich auf revolutionären Boden begeben und in Widerspru mit der Regierung geseßt habe. Gerade diese Herren des Kapitals würden dem Staat mehr gefährlich werden als andere Parteibestrebungen. Der Redner führte in weiterer beifällig aufgenommener Rede aus, daß man auch die kleinen Anfänge unserer sozialen Gesetzgebung dankbar anerkennen und den weiteren Ausbau erstreben müsse. Bergmann Schöffken- Haarzopf entwarf drastishe Bilder vom Nothstande unter den Berg- arbeitern, welcher durch unzureihende Löhnung veranlaßt sei und zu frühzeitiger Erschöpfung der Kräfte des Arbeiters und seiner Angehörigen führe. Diesem traurigen Zustande wolle man dur eine allgemeine Organisation abhelfen und die Bergleute dem Einfluß der herrschenden Kreise zu entziehen suhen. Bergmann Margraff-Essen wies auf zahlreihe angeblihe Ungerechtigkeiten von Beamten und die Hindernisse bin, wele dem Versammlungsörecht der Bergarbeiter im Essener Revier in den Weg gelegt wurden. Die Bergleute hätten auch nicht den Kampf mit dem Groß- kapital allein, sondern auch mit dem Bürgerthum aufzunehmen, welches sich namentlich auf Veranlassung der s{chlechten Presse von denfelben abgewandt habe. Redner mahnt \{ließlich von allen Zer- \splitterungen in den euge ab und eraHtet au nur éine allgemeine deutsche bergmännische Vereinigung als heilsam. Bergmann Bunte führte aus, daß die Knappschaftskafsen eine veraltete, nur im Interesse der Arbeitgeber wirkende Institution seien und empfiehlt die Annahme einer Resolution, die im Wesentlichen dahin geht, daß allen Berg- und anderen Arbeitern Deutshlands empfohlen werden soll, sich bis auf Weiteres von allem Zuzug nach Rheinland und Westfalen fernzuhalten. (Die Abstimmung darüber wurde vorläufig noch von der Tagesordnung abgeseßt.) Ueber den Beschluß der Gründung eines deutshen Bergarbeiter-Verbandes, der in der gestrigen Nr. 224 d. Bl. nah telegraphischer Meldung bereits mitgetheilt wurde, beri{tet die „Vos. Ztg noch Folgendes: Es wurde, nahdem zahlreihe Redner die Nothwendigkeit und Nügli(keit einer fsolhen Organisation dargelegt hatten, über die Frage, ob der Bergarbeiter:Verband gegründet werden solle, abgestimmt. Der Kongreß erklärte \sih einstimmig für Gründung eines Verbandes ; derselbe soll unter peinlicher Berücksichtigung der bestehenden Gesetze ins Leben treten, keinerlei parteipolitishe Ziele verfolgen, sondern lediglich die A Rechte der Arbeiter anstreben. In der gestrigen Sitzung des Bergarbeitertages wurde dann, der „Mgdb. Mg. zufolge, eine Kommission ernannt, welhe die Saßungen des

eutshen Bergarbeiterbundes entwerfen soll. Alsdann wurde die Sißung vertagt. In der heutigen Sißung des Bergarbeiter-Kongresses wurde der von der Kommission ausgearbeitete Statutenentwurf für den Bergarbeilerbund unbeanstandet angenommen. Der Central- Vorstand soll demna aus 13 Personen bestehen und seinen Sit in Bochum haben.

Der Recnungsabs{luß des älteren Bergarbeiter -Ver- bandes für Rheinland und Westfalen für das 2. Quartal d. I. stellt sich nach einer Mittheilung der „Dortm. Ztg.* folgender- maßen : Einschreibegeld und Beiträge 19 634 4 70 s, sonstige Ein- nahmen 6620 4 51 4, zusammen 26 2754 21 4. Die Gesammt- ausgabe betrug 17 004 Æ §4 S, somit blieb Bestand 7270 4 57 9. An Gehältern für 5 Mann wurden 2700 Æ gezahlt. Die Herftellung der „Bergarbeiter-Zeitung“ kostete 10 828 6 Bezüglih des Rehnungs- abschlufses bemerkt der Kassirer, daß einige Zablstellen vorhanden seien, die 50 %/o und mehr der Einnahmen an eigenen Ausgaben ver- brauht haben. Verschiedene Zahlstellen sind eingegangen, dagegen auch wieder neue gebildet worden. Die Mitgliederzahl ist faft die gleihe wie im ersten Quartal. Zahlstellen sind 340 vorhanden, Rechtsshuß wurde 28 Mitgliedern gewährt.

Aus Bo {um wird der „Cref. Ztg.“ geschrieben, daß die dortigen Arbeiterführer sozialdemokratisher Richtung beabsichtigen, den Schütenhof in Bochum, einen der größten Säle Deutschlands ent- haltend, für Versammlungen im Oberbergamt Dortmund käuflih zu erwerben. Der gegenwärtige Besißer hat, wie das Blatt weiter mittheilt, den Kauf des Saales für 100 000 4 vorläufig abgelehnt. ee dh nah dem 1. Oktober die Agitation in großem Maßstabe

etreiben.

In Hannover wollen die Bubbindergehülfen und ver- wandten Fabrikarbeiter, einer Mittheilung der „Rh.-Westf. Ztg.“ zufolge, vom 1. Oktober ab über diejenigen Werkstätten die Sperre verhängen, welhe eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 10 Stunden, Bezahlung eines Minimallohns von 15 A und entsprehende Er- höhung der Stücklohnsäße niht bewilligen. Die Innungsmeister gaben abgelehnt, mit einer aus Fabrikarbeitern zusammengeseßten Lohn- kommission zu verhandeln, denn diese könnten niht beurtheilen, wie ein Meistergehülfe zu bezahlen sei, je nachdem derselbe alle zum Binden eines Buches erforderlihen]Arbeiten zu erledigen vérmöge. Ueber Fest- seßung eines Minimallohnes wollen die Innungsmeister au mit einer anders zusammengefeßten Kommission nicht verhandeln. Ueber die Werkstätten dieser Meister wird also am 1. Oktober die Sperre ver- hängt werden. Linden bei Hannover is, wie die „Mgdb. Ztg." berichtet, eine sozialdemokratishe Zeitung gegründet worden, welhe von dem Reichstags-Abgeordneten Cigarrenarbeiter Meister mit redigirt und in 30000 Exemplaren verbreitet werden soll.

Hier in Berlin beshloß, wie das „B. Volksbl.* berihtet, eine ¿ffentlihe Versammlung aller in der Holzindustrie be\chäf- tigten Arbeiter Berlins, von der Gründung eines Verba n- des sämmtliher Holzarbeiter bis nah der bevorstehenden Gewerk- \haftskonferenz Abstand zu nehmen, jedo die Frage eines einheitlichen Arbeitsnahweises sobald wie möglich in Erwägung zu ziehen und die endgültige Regelung desselben einer gemishten Kommission der inter- essirten Branchen zu überlassen.

Nach einer Mittheilung der Londoner „Allg. Corr.“ sollte die Arbeits\perre in Southampton gestern ihr Ende erreichen. Die Union Mail Steamship Company und die Royal Mail Steam- ship Company bewilligten vorgestern die Forderungen der Matrosen und Heizer; in Folge hiervon wurden die Schiffahrtsbureaux mit Gesuchen um Anstellung überhäuft. Für den Dampfer „La Plata“, der {hon vorigen Donnerstag absegeln sollte, wurde sofort eine Mannschaft gebildet, und das Schiff sollte gestern nah Brasilien und Argentinien in See gehen.

Deutscher Handelstag.

Anfangs November 1888 waren die Vorstände der deutschen andelskammern und der wirthschaftlihen Vereine sowie die Aus- chußmitglieder des deutshen Handelstages von der Hamburger Han-

delekammer zur Besichtigung der dortigen Zollanshlußbauten ein- eladen worden. Als Zeichen des Dankes für die bei dieser Gelegen- eit Seitens der Hamburger Handelskammer bewiesene Gastfreund- schaft ift von einer Anzahl Handelskammern und wirthschaftlichen Vereinen (zu den ersteren zählt auch die Korporation der Berliner Kaufmannschaft) beschlossen worden, der Hamburger Handelskammer ein Kolofsal-Oelgemälde Sr. Majestät des Kaisers zu stiften, das im großen Sthangriagte der Hamburger Handelskammer auf- gestellt werden soll. Die Lenene pueles ildes findet am 17. Ok- tober d. J. statt. Aus diesem Anlaß hat das Präsidium des deut-

chen Handelstages die nächste Aus\{uß-Sitzung zum 17. und 18. Oktober

L J. nah Hamburg berufen. Die Verhandlungen werden im Sißungs- saale der dortigen Handelskammer stattfinden. Auf der Tagesordnung dieser Auss{ußfizung stehen: 1) Ergänzungswahl des Präsidiums, 2) die Novelle zur Gewerbeordnung, 3) die Bedingungen für die Her- tellung von Fernsprechve rbindun:en zwiscen verschiedenen Städten, 4) der Ablauf der Handelsverträge und deren Grneuerung, 5) die Œr- höhung der Gewih1sgrenze für einfahe Briefe von 15 auf 20 g, 6) die Veröffentlihung aller vor deutshen Gerihten vorkommenden Manifestationseide, 7) der Antrag der Halberstädter Handelskammer, betreffend die Zulassung von Spezialvertretern der im Ausschuß nit vertretenen Mitglieder des deutschen Handelstages, 8) Vorbereitung der Plenarversawmlung, 9) die Wahl eines Mitgliedes des mit der Eisenbahn-Tarifkommission verbundenen Aus\{chusses der Verkehrs- Interessenten, 10) Geschäftliches.

_ Zur wirth\schaftlichen Lage im Jahre 1889 \chreibt die Handelskammer für die Kreise Hirshberg und Séöônau in ihrem Jahresbericht :

„Das Jahr 1889 kennzeihnete \sich im Großen und Ganzen als ein Jahr industriellen Aufshwungs; die allgemeine Besserung der Geschäftslage, welche bereits in der leßten Hälfte des Jahres 1888 in fast allen industriellen Gebieten eingetreten war und Dank dem immer mehr gestärkten Vertrauen in die Erhaltung des

riedens mit den besten Hoffnungen in die Zukunft blicken ieß, hat während des ganzen Jahres 1889 nicht nur an- ehalten, sondern weitere Fortschritte gemacht, und wurde dieses rgebniß gleichzeitig unterstüßt durch den den größten Theil des Jahres anhaltenden niedrigen Zinsfuß der Reichsbank, sowie den flüssigen Geldstand. Das ausgesprochene Urtheil dürfte wenigstens im Allgemeinen in Bezug auf den Bedarf und den Absatz berechtigt sein, und wenn auch in einigen Fällen ein Aufs{hwung nit nazuweisen war, fo waren dieselben do \o vereinzelt, daß unser Allgemeinurtheil, na welbem wir das Jahr 1889 als das beste seit einer langen Reihe von Jahren bezeichnen, dadurch nicht beeinträctigt werden fann. Die: Fabriken waren gut beschäftigt und der große Bedarf ermöglihte es in vielen Fällen, der Steigerung der Rohmaterialien durch allmähliche Erhöhung der Verkaufspreise Rehnung zu tragen, den Arbeitern dauernde Beschäftigung zu geben, sowie vielfah Lohnauf- befserungen eintreten zu lassen; es konnte in Folge dessen im Bezirk wohl nirgends über einen Mangel an Arbeit, jedech oftmals und auf allen Gebieten über einen solhen an Arbeitern geklagt werden.

“Von Arbeitsaus ständen, wie solche in mehr oder weniger großem Umfang fast in allen Theilen des Landes vorgekommen, ist der Bezirk glüdliher Weise vershont geblieben.“

O E N aa im Regierungsbezirk ppeln.

Ueber den Fortgang der auf Grund des Gesetzes vom 23. Fe- bruar 1881 auszuführenden Nothstands-Meliorationen während des leßten Quartals ist zu erwähnen, daß _nach Begründung der Ent- wässerungs-Genoss enschaften ¿zu Groß-Lassowitz-Trebitshin im Kreise Rosenberg, Baumgarten im Kreise Kreuzburg und Jaroshowiß im Kreise Pleß durch Allerhöchs vollzogenes bezw. dur ministeriell ge- nehmigtes Statut die Konstituirung der Genofsenschaftsvorftände an- geordnet und die Vorbereitungen zur Ausführung der Meliorationen in den 72 bezw. 271 und 38 ba umfassenden Genofsenschafts- bezirken getroffen worden sind. Jn den Gemeinden Kopczio- wiß, Kreis Pleß und _Rokittniß, Kreis Beuthen O.-S., hat die Bildung von Entwässerung8sgenofsensaften die Zustimmung der Mehrheit der Betheiligten gefunden. Für die Entwässerung8genossen- \haft zu Althammer im Kreise Pleß, welhe mit Zustimmung sämmt- licher Betheiligten zu Stande gekommen ist, liegt das Statut zur Genehmigung vor. In drei Genossenschaftsbezirken hat die Abnahme der ausgeführten Entwässerungsanlagen ftattgefunden, während dies in zwei weiteren Bezirken unmittelbar bevorstebt und für fünf Feld- marken, in welchen die Meliorationen gleihfalls beendet sind, die Einreichung der Abrehnu ngen zu erwarten ist.

Zur Entwässerung der zu einem Genofsenschaftsverbande zu ver- einigenden Feldmarken Konstadt, Konstadt-Ellguth, Sophienthal und Henri Kreis Kreuzburg, sowie der Feldmarken Schönwald und

ordansmüh im Kreise Rosenberg if die örtlihe Einleitung der Vorarbeiten erfolgt und im leßteren Falle das Projekt durch Beschaffung der fkatasteramtlihen Unterlagen vorbereitet. In drei Fällen haben mit den Kulturtechnikern die Ver- träge über die Ausführung neuer Vorarbeiten geschlossen werden können. Das Projekt zur Entwässerung einer 328 ha um- fassenden Flähe der Feldmark Groß-Chelm im Kreise Pleß liegt zur technischen Revision vor. Neu beantragt ist die Bildung einer öffent- lichen Entwässerungsgenofsenschaft von den der bereits hier bestehenden Genossenschaft nicht angehörigen Grundbesißern der Gemeinde Schön- wald, Kreis Gleiwig. E E

Hinsichtlich der sonstigen Landes-Meliorationsangelegenheiten ist Folgendes zu bemerken. Die Amtsverbände Kreuzenort und Tworkau im Kreise Ratibor haben auf Grund der von der Aufsichtsbehörde genehmigten Beschlüsse der betheiligten Gemeinden und selbständigen Gutsbesißer die Regulirung der Oder auf der Strecke von der Bukauer Brücke bis zur unteren Grenze der Feldmarck Ellguth- Tworkau, sowie die dauernde Unterhaltung der bezüglichen Anlagen mit Ausnahme der in die Unterhaltung der Oder- ftrombau - Verwaltung übergehenden wasserbaulihen Herstellungen einshließlih der Buhnen übernommen. Zur Bestreitung der Re- ulirungsfkosten ist den gedahten Amtsverbänden, deren Angehörige in Fol e der wiederholten Uebershwemmungen und Uferabbrüche in ihrer

eistungsfähigkeit stark beeinträchtigt ersheinen, aus Mitteln des Nothstandsgeseßes zunächst die Summe von 107 000 ohne Auf- [lage der Rückgewähr zur Verfügung gestellt worden, während der Fürst von Lihnowsky auf Kuhela als einzig leistungsfähiger Inter- essent einen Beitrag von 5000 Æ zugesagt hat. Die Ausführung des bereits in Angriff genommenen Baues wird durch Organe der Oder- ftrombau- Verwaltung bewirkt.

ESanitäts-, Veterinär- und Quarantänewesen.

Rom, 17. September. Einer Meldung der „Agenzia Stefani“ zufolge wäre bei den unter italienischem M HTELLoLaS stehenden Stämmen am Rothen Meere die Cholera ausgebrochen. Die dort befindlichen Truppen und ansässigen Europäer feien bisher S E. der Sn nad: geblieben. Maßregeln gegen die

eiterverbreitung seien ergriffen.

Madrid, Î7. September. Die Cholera nimmt, ,W. T. B.“ zufolge, in Valencia ab. Aus einem Dorf der Provinz Valencia werden einige neue Fälle gemeldet.

Konstantinopel, 18. September. Wegen des Ausbruchs der Cholera in Aleppo ift, laut Meldung des „W. T. B.*, für Pro- venienzen aus v E On Jskanderun eine-zehntägige Qua- rantäne angeordnet worden. :

Kairo 17. September. „W. T. B.“ meldet: Die Zahl der an der Cholera gestorbenen Personen betrug bisher dur- \chnittlih 50 pro Tag.

Handel und Gewerbe.

Den Jahresberihten der Stargard-Küstriner und der Glasow-Berlinchener Eisenbahn für das Recnvngsjabr 1889/90 entnehmen wir, daß der Uebershuß der Stargard-Küstriner Bahn 412 643 4 betragen hat, wovon in den Erneuerungsfonds 35 079 4, an den Spezial-Reservefonds 6000 H gehen. Die Eisenbahn-Steuer beträgt 5000 A Die Stamm-Prioritäts-Aktien erhalten 44 9/6 Dividende mit 135 000 46, die Stamm-Aktien 2} °/o

60 000 A Bei der Glasow-Berlinhener Eisenbahn stellte

mit fi der ns auf 50 393 G Zur Zahlung der Dividende auf Stamm- itäts-Aktien werden 21 375 #4 verwendet.

Leipzig, 17. Septemker. (W. T. B.) Kammzug-Termin- handel. La Plata. Erundmuster' B. pr. September 4,821 M4, pr. Oktober 4,827 4, pr. November 4,825 c, pr. Dezember 4,827 M, pr. Zanuar 4,724 , pr Februar 4,65 «, pr. März 4,60 „6, pr. April 4,660 6, pr. Mai 469 #4. Umsay 90 000 kg. Fest.

London, 17. September. (W. T. B.) Die Wollauktion war stark besuht, die Betheiligung lebhaft. Preise unverändert, je- doh mit Neigung zum Steigen. Die Strikes in Australien beein- flufsen den Markt.

An der Küste 9 Weizenladungen angeboten.

Luzern, 17. September. (W. T. B.) Die Betriebseinnabmen der Gotthardbahn betrugen im August 1890 für den Personen- verkehr 510 000 (im Juli 420500) Fr., für den Güterverkehr 580 000 (im Juli 584 500) Fr., verschiedene Einnahmen im August 35 000 (im Juli 45 000) Fr., zusammen 1125 000 (im Juli 1890 1 050 000) Fr. Die Betriebsausgaben betrugen im August 1890 490 000 (im Juli 525 000) Fr. Demnach Uebershuß im August 1890 635 000 (im Juli 525 000) Fr. Der Betriebsübershuß im August 1889 betrug 760 000 Fr.

Submissionen im Auslande.

_ Desterreich{. 22. September, Mittags, Wien. K. K. Post-Ockonomie- Ver- waltung Wien (I. Poftgafse 13) Lieferung von: 3000 Mtr.-Ctr. Prima Ostrauer Steinkohle 1900 g 5200 Z

in plombirten Prima preußishe Steinkohle |Säen à 50 kg, Prima preußishe Steinkohle in offenen Wagenladungen.

Niederlande.

1) 29. September, Mittags 12 Uhr. Ministerie van Kolo- nien (Technisch Bureau) im Haag. Lieferung von:

Loos XXVII. Untergestelle mit dazu gehörigem Eisenwerk für ges{chlofsene Güterwaggons mit Bremsvorrichtung ;

_ Loos Nr. 109. Eisenarbeiten für einen Steinkohlenschuppen zu Tjilatjap: Geräthschaften, Nägel, Kupfer und Messing, Farbwaaren, Seife, Marokin- und Pumpleder, Dezimal-Waagen und Wiege- \chalen 2c.

in 4 Abtheilungen. Loos XXYII. Gerätb|schaften, alles für die Staats-Eisenbahnen in Niederländisch: Indien.

Bedingungen täuflih bei dem Buchhändler Mart. Nyhoff im Haag, und zwar für Loos XXVII. zu 2 Fl.,, für Loos Nr. 109 zu 1 Fl. und für Loos XXII. zu 0,25 Fl.

f Mans muß dur in den Niederlanden wohnhafte Personen erfolgen.

2) 3. Oktober, Vormittags 11 Uhr. staat, Handel & Nyverheid, im Gebäude der Provinzial-Verwaltung zu Middelburg: Lieferung und Fertigstellung eines eisernen Pontons für den Kanal dur die Insel Walceren. Taxwerth 4300 Fl. : “¿h P a käuflih bei den Buchändlern Gebr. van Cleef im Haag.

3) 6. Oktober, Nahmittags 1 Uhr. Ministerie van Kolonien, in einem Lokale der Maatschappy tot nut van ‘t algemeen, N. L. Voorburgwal Nr. 212, zu Amsterdam :

Lieferung von: a. Manufakturwaaren,

b. Erbsen, Bohnen, Reis und Grügen.

Bedingungen käuflih für 20 Cents bei den Buchhändlern Gekr. van Cleef im Haag.

Ministerie van Water-

Mannigfaltiges.

Mannheim, 17. September. Jn der zahlreih besuchten ersten öffentliden Hauptversammlung des Gustav - Adolph- Vereins überbrachte, „W. T. B.* zufolge, Prälat Doll die Grüße des evangelishen Ober-Kirchenraths von Baden, Propst Freiherr von der Golß (Berlin) diejenigen des preußishen evangelischen Ober- Kirchenraths und Professor Holsten diejenigen der theologishen Fa- kultät zu Heidelberg. Besondere Bewegung rief der Gruß des General-Sefkretärs Kuß (Straßburg) hervor, welcher der Freude über den Anschluß Elsaß-Lothringens an den Gustav-Adolph-Verein Aus- druck e. Die Versammlung beschloß, folgendes Telegramm an Se. Majestät den Kaiser zu senden: : A

„Die im Geburtslande Melanchton's im Geiste des kirchlihen Os versammelte 44. Hauptversammlung des Gustav-Adolph-

ereins geftattet sich ehrerbietigst, Ew. Majestät, dem erhabenen Pro- tektor unseres Vereins, dem Schirmherrn unserer evangelishen Kirche, gleichzeitig mit der Absendung unseres allerunterthänigsten Grußes an den edlen Fürsten dieses Landes, den Ausdruck ihrer innigsten Er- gebenbeit und ihres wärmsten Dankes darzubringen. Mit Bewegung und Erhebung \teht die deutshe Nation vor der rastlosen Auf- opferung, mit welcher Ew. Majestät ohne Unterschied der Stämme und i hrer Konfessionen Si allen Seiten der Sicherung und Wohl- fahrt unseres großen deutshen Vaterlandes widmen. Gott gebe ferner seine Kraft und seinen Segen !“

Ebenso wurde beschlossen, an den Großherzog von Baden folgenden ehrerbietigen Gruß zu richten: / :

„Im gastlihen Lande Ew. Königlichen Hoheit zum dritten Mal versammelt, gestattet sich der evangelishe Verein der Gustap- Adolph-Stiftung auf seiner 44. Hauptversammlung hier dem geliebten Vater seines Landes ohne Untershied der Kon- fessionen, dem huldvollen Gönner unseres Samariterwerkes, dem gütigen Beshüßer der aufblühenden Diasporen des gesegneten badishen Landes seine ehrerbietigsten Dankesgrüße und Segenswünsche darzubringen und zugleih Ihrer Königlichen Hoheit, der im Wohl- thun unermüdlihen Landesmutter, der erlauhten Tochter unseres großen unvergeßlihen Kaisers, die aud unser Fest \chmüdcken wollte, unterthänigsten und wärmsten Dank zu Füßen zu legen.“

Vom heutigen Datum meldet „W. T. B.“: Der Großherzog von Baden hat der Hauptversammlung des Guftav-Adolph-Vereins

auf deren Begrüßungstelegramm die folgende Antwort zugehen

lassen:

„Ich danke den verehrten Mitgliedern der 44. Hauptversamm- [lung von Herzen, Meiner in so freundlicher Weise und in so warmen Ausdrücken gedacht zu haben. Ih fende Ihnen Allen Meine treuen Wünsche für fernere erfolgreihe Thätigkeit. Das walte Gott! Friedri ch Großherzog.“

Wien, 17. September. Nach einer Meldung der „Agenc e de Constantinople* ist das ôfterreihishe Schiff „Taurus“ heute da- selbst von Bujukdere angekommen, um eine Kefselbeshädigung repariren zu lafsen. Der von der „Agence Roumaine“ gemeldete Sciffsunfall (vgl. Nr. 224 des „R. u. St.-A.*) kann demnach nicht das genannte Schiff betreffen.

Bad Gastein, 13. September. Der Hobe Tauern hat in

den leßten Tagen des reihen Schneefalls mehrere Menschenleben efordert. Es waren nicht waghalsige Touristen, sondern arme äuerinnen, die diesen Uebergang nach Kärnten wählten, der jeßt be- sonders gefährlich ist, wo Schneemassen Berg und S(lucht erfüllen. Ein Tourist fand, wie den „Münch. R. Nachr.“ geschrieben wird, in der Patscher - Hütte ein Bauernmädhen auf dem Herde hin- ekauert, die stark angeschwollenen und blau angelaufenen Füße am euer si erwärmend. Das Mädchen schilderte dann die Wanderung, die sie leyten Montag mit ihrer Mutter über den Hohen Tauern angetreten hätten, um den Bruder, bezw. den Sohn, der auf dem Sterbebette liege, noh lebend zu treffen; sie wären ohne Geldmittel gewesen, da sie bei dem Bauer in Hof-Gaftein niht länger aushalten wollten und fo ohne jeglihe Entlohnung, wie hier üblich, den Dienst verließen, um nicht die ganze Dienstzeit einhalten zu müssen. Auf der Höhe des Tauern wüthete ein heftiges, alles Leben erftarrendes Sneegestöber. Sie konnten niht hin und nicht her, sie mußten an Ort und Stelle zwei Nächte und einen Tag auf einem und dem- elben Fleck liegen bleiben. Die Mutter lagerte auf feuchtem Neu- chnee, die Tochter kam zwischen zwei Steinèn eingeklemmt zu

fißen. Als das Mädchen Dienstag beim Morgengrauen \ich zu der

Maiter hinshleppte, fand sie sie erftarrt als Leiche. s T idi

sah aber, wie es weiter erzählt, noch mehrere Leihen oben liegen, die

die Arme ausgebreitet in die Luft streckten. Ob hier die Shreckens-

phantasie mehr als die Wirklichkeit gesehen, wird sich bald zeigen.

Sub ging genen eine Expedition von Jägern und ortskundigen rern ab.

London, 16. September. Die „A. C.* meldet: Auf der unter- irdischen Gürtelb ahn unweit der Station Farringdon-road brah gestern früh durch eine Reibe von Explosionen ein großes Feuer aus, welches mehrere Stunden wüthete, cine Brücke arg beschädigte und anderen Schaden anrihtete. Der Verkehr der Züge erlitt eine mehrstündige Unterbrehung. Die Explosionen erfolgten in einem Magazin, in _welhem Napbta, Oele, Nebelfignale und andere leiht entzündbare Stoffe lagerten.

Paris, 17. September. W. T. B. meldet: Auf dem Bahnhof Andelot erfolgte beute Vormittag ein Zusammenstoß zweier Züge. Zwei Reisende wurden getödtet, zwölf Personen, darunter aht Bahnbedienstete, \chwer verwundet.

Rom. Zum Zwecke -_ der Erbauung einer Lutherkirche in Rom wird gegenwärtig ein Aufruf veröffentliht, dem die „Rh.- Westf. Ztg.“ Folgendes entnimmt: Jn diesem Augenblick ift das Interesse der deutschen evangelishen Christenheit um eines besonderen Werkes willen auf Rom gerihtet. Es soll dort für die zahlreichen, in der Hauptstadt Italiens wohnenden deutschen Protestanten eine deutsche evangelishe Kirche (,Lutherkirhe“, wie die einen vor- geschlagen haben, oder „Christuskirhe“, wie andere wünschen) gebaut werden. Eine solche Kirche ift ein dringendes Bedürfniß. Obwohl die Evangelishen Roms einen festen Bestand von 609 Seelen bilden, um den ih im Winter die doppelte bis dreifache Saar sammelt, fo dis gie sie do noch kein eigenes Gottes- haus, ja bilden nit einmal eine eigene Gemeinde. Sie werden von dem jedesmaligen Botschaftsprediger aus freien Stücken geistlih mit- versorgt und haben au die Erlaubriß, zur Befriedigung ihres reli- giösen Bedürfnisses die Botschaftskapelle, soweit dieselbe Platz bietet, zu besuhen. Ein solcher Zustand is ungenügend und doppelt un- würdig in einer Stadt, wo die Papsikirhe ihre höchste Lebenskraft entfaltet. Alle anderen Nationalitäten baben aub bereits in Rom ihr eigenes Gotteëhaus und bilden organisirte kirchlihe Gemein- \chaften ; nur die deutsche Kolonie, die an Zabl und Einfluß mächtigste von allen, begnügt \sich mit dem Nothbebelf, die kleine, im Palazzo Caffarelli verborgene Botschaftskapelle gastweise mitbenuten zu dürfen. . . . ._ Es ift eine Thatsache, daß unter den Evangelischen Roms in bocerfreuliher Weise geiftlihes Leben pulsirt. In allerlei gottes- dienstlihen wie Vereins-Einrihtungen treten die Grundbedingungen eines gesunden evangelishen Gemeindelebens zu Tage. Es bedarf nur noch des Strittes, aus der Schaar der deutschen Ft0- testanten eine eigene Gemeinde zu bilden und anstatt des vom Aus- wärtigen Amt in Berlin bestellten Botschaftspredigers einen selbst- ständigen evangelishen Geistlihen zu berufen, um auch in Rom der evangelischen Kirche diejenige Vertretung zu schaffen, die ihr an diesem fo überaus wihtigen Posten gebührt. Ein \{öner Anfang ist gemacht. 10 000 , in den Monaten Juli und August gesammelt, sind zins- tragend angelegt. Sobald die Höbe der Sammlung es erlaubt, soll mit dem Ankauf eines geeigneten Platzes vorgegangen werden. Noch viel Geld ist nöthig. Es wird nihts weniger als ein Prunkbau be- absicktigt ; aber au eine einfache, selbstverständlih edel und würdig gehaltene Kirhe wird nit billig sein. Evangelische Christen, laßt Euch nicht umsonst um Eure Mithülfe bitten ! Die Sammel- stelle für die Beiträge befindet sih bei Pastor Terlinden in Duisburg.

Madrid, 17. September. „W. T. B.* meldet: Heute wurden zwei Personen unter dem Verdacht, die Alhambra an- gezündet zu haben, verhaftet.

Bern. Ueber den in Nr. 224 des „R. u. St.-A.* igemeldeten Unglücksfall auf dem Matterhorn bringt der „Bund“ folgende Darstellung: Der junge Hr. Eduard Goehrs aus Straßburg hatte mit seinen beiden Führern, Brandschen und Graben aus St. Nikolaus, jungen Männern seines Alters, die Naht vom 11. zum 12. September in der Matterhornbütte zugebracht und war von dort aufgebrohen um 3# Uhr Morgens, als ebendaselbst eine andere Berg- farawane anlangte, ein Hr. Dames aus Frankfurt a. O. mit den Führern Fridolin Burgener und Peter Knubel. Die drei leßtgenannten maten dort eine Stunde Raft. So kam es, daß die beiden Berg- steigerkolonnen von da an während der Besteigung einander immer in Sicht blieben, jedoch in der Distanz einer Stunde. Die folgende Aussage nun ftüßt sh auf die Angaben des Führers Burgener. Zwischen acht und neun Uhr Morgens begann ein fur{htbarer chklonartiger Sturm zu wehen und zwar auf beiden Seiten des Grats. Die obere Partie der Bergsteiger, die des Hrn. Goehrs, befand sib eiue halbe Stunde unterhalb der Schulter des Berges, als beide Partien, dem Sturm nit länger Trotz bietend, sich zum Rückzug ents{chlofsen. Die untere wartete, bis sie die obere ebenfalls umkehren sah. Wilde Nebelfeßen warf indessen der rasende Sturm um den Felsenriesen, an dem die wagehalsigen Menschen nieder- kletterten. Nach einer Viertelstunde bört Burgener auf einmal ein Geräusch. Er glaubt, ein Stein hieße herab. Schnell springt er auf den Grat. In diesem Augenblick fahren mit Blizesschnelle an ihm vorbei durch die Luft auf eine Entfernung von 30 Schritten drei durch das Seil noch miteinander verbundene Körper, be- reits leblos. Unaufhaltsam is der Sturz, bis sie unten auf dem

urkengletsher aufschlagen und zers{chmettert liegen bleiben. Ein

turz von 700—800 m! Die Hauptursahe der Katastrophe war zweifellos der entseßliche Sturm. Die unmittelbare Veranlassung des Sturzes wird man dagegen wohl nie erfahren. Schon um zwei Ubr Nackmittags war die Unglücksbotschaft in Zermatt bekannt ; eine E graue machte sich alsbald auf den Weg, um die auch vom Riffelhaus mit Teleskop sichtbaren * Körper der Verunglückten vom Gletscher ins Thal hinab zu holen. Das Begräbniß fand am Sonn- tag um elf Uhr Vormittags statt unter Mitwirkung des englischen Geistlihen in Zermatt; die Führer jedoch wurden in ihrer Heimath- gemeinde St. Nikolaus beigesetßt.

(F) Gothenburg, 15. September. Die seiner Zeit von der Regierung angeordnete und noch bestehende Schonung der Eider- gän se hat bewirkt, daß nunmehr dieser Vogel auf allen Inseln und Weiden an der Westküste sehr zahlreich vorkommt. Durch die lange

chonzeit ift er so zahm geworden, daß er den Dampfern erft aus- weicht, wenn er in Gefahr ift, übersegelt zu werden.

(F) Hammerfefst. In der Nat zum 4. d. M. glückte es ca. 20 Fischergesellshaften, welhe im ODestnäsfjorde bei den Lofoten die Heringsfisherei betrieben, einen ganz ungewöhnlihen und außer- ordentlih lohnenden Fang zu machen. Als die Fischer im Derr waren, ihre Netze auszuseßen, wurde von einigen Booten aus plößli bemerkt, daß cin mähtiger Zug von Grindwalen (Delphinus globiceps) in den Fijord bineinkomme ; sofort wurden sämmtlihe Boote zu einem großen Halbrund formirt und nun die Wale unter furhtbarem Lärm und S(lagen des Wassers mit den Rudern, ebenso wie es bei den Faröern geschieht, auf einen engen Raum zusammen und \chließlich in den Vaterfjord, einen flahen Arm des Oesftnäsfjord, hineingejagt, dessen shmale Mündung möglichst dicht vers{lofsen wurde. Nach späterer ungefährer Schäßung wurden ca. 1000 Grind- wale von 8 bis 25 Fuß Länge erbeute. Das Waler-Etablifsement auf Skarò hat den ganzen Fang gekauft und bezahlt den Fischern 6 Oere für das Kilo Speck und eine Krone für jeden Körper. AEIaE dürfte jedes Thier einen Werth von 50 Kronen aben.

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