vom Niedershles. Train-Bat. Nr. 5, unter Beförderung zum Pr. Lt., Remv, Sec. Lt. v. 2. Westfäl. Feld-Art. Regt. Nr. 22, RavydtlI., Sec. Lt. vom 2. Rhein. Feld-Art. Regt. Nr. 23, sämmtli ¿. Train- Bat. Nr. 16 versezt. Reimer, Rittm. und Comv. Chef vom Osft- reuß. Train-Bat. Nr. 1, Otto, Rittm. und Comp. Chef vom agdeburg. Train-Bat. Nr. 4, Nad olny, Rittm. und Comp. Chef vom Train-Bat. Nr. 15, Hotop, Pr. Lt. vom Oftpreuß. Train- Bat. Nr. 1, Boblmann, Kämmerer, Sec. Lts. vom Magde- burg. Train-Bat. Nr. 4, Beide unter Beförderung zu Prem. Lts., Erdler, Sec. Lt. vom Oftpreuß. Train-Bat. Nr. 1, Danco, Sec. Lt. vom Wesfifäl. Train-Bat. Nr. 7, Kroll, Sec. Lt. vom Großberzogl. Heff. Feld-Art. Regt. Nr. 2 (Großherzogl. Art. Corps), sâmmtlich zum Train-Bat. Nr. 17 verseßt. Eiÿhling, Ritim. und Comp. Chef, Rheinboldt, Pr. Lt., Scheidel, Sec. Lt., bisher von der Großherzogl. Heff. Train-Comp., v. Meni G, Pr. Lt. vom Bad. Train-Bat. Nr. 14, unter Beförderung zum Rittm. und Comp. Chef, v. Eickstedt, Sec. Lt. vom Sthleswig-Holstein. Train-Bat. Nr. 9, unter Beförderung zum Pr. Lt., Wiendl, Sec. Lt. vom Bad.'Train-Bat. Nr.14, Gra \ hoff, Sec.Lt. vom 2. Hannov. Feld- Art. Regt. Nr. 26, sämmtli zum Großherzogl. Hess. Train-Bat. Nr. 25 übergetreten bezw. zu demselben versezt. Unver droß, Pr. Lt. vom Ostpreuß. Drag. Regt. Nr. 10, unter Beförderung zum Rittm. und Comp. Chef, in das Magdeburg. Train-Bat. Nr. 4, v. Usedom, Sec. Lt. vom Litthau. Ulan. Regt. Nr. 12, unter Beförderung zum Pr. Lt, in das Ostpreuß. Drag. Regt. Nr. 10, Luebke, Pr. Lt. vom Pomm. Train-Bat. Nr. 2, unter Beförderung zum Rittm. und Comp. Chef, in das Train-Bat. Nr. 15, versezt. Perkiewicz, Pr. Lt. vom Garde-Train-Bat., zum Rittm. und Comp. Chef, v. Hugo, Sec. Lt. von demselben Bat., zum Pr. Lt, Maistré, F Lt. vom Train-Bat. Nr. 15, zum Rittm. und Comp. Gef, efördert Biene ck, Sec. Lt. vom Brandenburg. Train-Bat. Nr. 3, unter Beförderung zum Pr. Lt., in das Train-Bat. Nr. 19; Zickler, Sec. Lt. vom Garde-Train-Bat., unter Beförderung zum Premier-Lieutenant, in das Train-Bataillon Nr. 15, Bilfe, Premier-Lieutenant vom Magdeburg. Train-Bat. Nr. 4, unter Be- förderung zum Rittm. und Comp. Chef, in das Oftpreuß. Train- Bat. Nr. 1, Wolter, Pr. Lt. vom Hess. Train-Bat. Nr. 11, in das Pomm. Train-Bat. Nr. 2, Mittelstädt, Sec. Lt. vom Westfäl. Train-Bat. Nr. 7, unter Beförderung zum Pr. Lt., in das Oftpreuß. Train-Bat. Nr. 1, v. Forestier, Sec. Lt. vom Drag. Regt. von Bredow (1. Stles.) Nr. 4, unter Beförderung zum Pr. Lt,, in das Hess. Train-Bat. Nr. 11, v. Quißow, Le Lt. vom Holstein. Feld-Art. Regt. Nr. 24, in das Bad. Train- Bat. Nr. 14, Meyfarth, Sec. Lt. vom Feld-Art. Regt. von Clausewiß (Ober- \chles.) Nr. 21, unter Beförderung zum Pr. Lt., in das Rhein. Train- Bat. Nr. 8, Sw iller, Sec. Lt. vom Feld-Art. Regt. Nr. 15, unter Beförderung zum Pr. Lt., in das Magdeburg. Train-Bat. Nr. 4, Frhr. v. Stetten, Sec. Lt, vom Thüring. Feld-Art. Regt. Nr. 19, in das Garde-Train-Bat.,, Furbach, Sec. Lt. vom Feld-Art. Regt. Nr. 24, in das Magdeburg. Train-Bat. Nr. 4, Stoy, Sec. Lt. vom Feld-Art. Regt. Nr. 33, in das _ Sleswig- fe Train-Bat. Nr. 9, Sanner, Sec. Lt. vom Holstein. Feld-Art. egt. General - Feldzeugmeister (2. Brandenburgischen) Nr. 18, in das Súl:sishe Train - Bataillon Nr. 6, verseßt. Kühne, Sec. Lt. vom Feld-Art. Regt. \ Nr. 31, in das Brandenburg. Train-Bat. Nr. 3 versezt. Weber, Hauptm. und - erster Depot- Offizier des Schles. Train-Bats. Nr. 6, der Charakter als Major verlichen. Bargen, Pr. Lt. und erster Depot-Offizier des Schleswig- olt. Train-Bats. Nr. 9, Weber, Pr. Lt. und zweiter Depot- ffizier des Rhein. Train-Bats. Nr. 8, zu Hauptleuten befördert.
Im Beurlaubtenstande. Rohnstock, 20. September. Lebe v. Seherr=-Thoß, Sec. Lt. von der Res. des Rhein. rain-Bats. Nr. 8 (Landw. Bez. Brieg), als Res. Offiz. zum Drag. Regt. König Friedrich II1. (2. S&{les.) Nr. 8 verseßt. Fürst Rad z i- will, Rittmeister von der Reserve des Ulanen-Regiments Kaiser Alexander II. von Rußland (1. Brandenburg.) Nr. 3, Materne, Rittm. von der Kavalierie 1. Aufgebots des Landw. Bez. S(wroda, der Charakter als Major verliehen.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Breslau, 16. September. v. Lattre, Gen. Lt. und Direktor der Kriegs-Akademie, in Genehmigung feines Abschied8gesuhes, als Gen. der Inf. mit Pension zur Disp. gestellt. :
Rohnfstock, 20. September. Frhr. v. Troschke, Gen. Lt,, Remonte-Inspecteur und Chef der Remontirungs - Abtbeilung im Kriegs-Ministerium, in Genehmigung seines Abschiedsgesuhes, mit Lon zur Disp. gestellt. v. Larisch, Gen. Lt. z. D., zulegt
ommandeur der 6, Divifion, der Charakter als General der Kavallerie, v. Nit\@&©e, Gen. Major z. D., zuleßt Commandeur der 19. Inf. Brig, Hann v. Weybern, Gen. Major z. D,, zuleßt Commandeur der 7. Kav. Brig., v. Liebermann, Gen. Major z. D., zuleßt Commandeur der 4. Kav. Brig., der Charakter als Gen. Lt., v. Wietersheim, Major z. D,, zuleßt im damal. 2. Sles. Gren. Regt. Nr. 11, der Charakter als Oberst-Lieut, v. Johnston, Hauptm. a. D., zuleßt Comp. Chef im damaligen 1. Stlei. Gren. Regt. Nr. 10, v. Willert, Hauptm. a. D., zuletzt à la suite des damaligen 2. Bad. Gren. Regts. Kaiser Wilhelm Nr. 110, von Oheimb, Rittm. a. D,, zuleßt à la suite des 3. Garde-llan. Regts., der Charakter als Major, verliehen. v. Pelken, Pr. Lt. a. D., zuleßt à la suite des Inf. Regts. Nr. 97, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des Königin Augusta Garde-Gren. Regts. Nr. 4 mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen ertheilt.
Im Beurlaubtenstande. Rohnstock, 20. September. v. Treskow, Rittm. a. D., zuleßt von der Reserve des damaligen 2, Leib-Hus. Regts. Nr. 2, der Charakter als Major verliehen. v. Wiedebach u. Nostiß-Jaenkendorf, Rittm. a. D., zuleßt Pr. Lt. von der Wes. des 1. Hess. Hus. Regts. Nr. 13, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des genannten Regts. mit den für Verab- shiedete vorgeschriebenen Abzeichen ertheilt. v, Wietersheim, Hauptm. a. D. zuleßt von der Inf. ‘des damaligen 1. Bats. Striegau) 1. Swles. Landw. Regts. Nr. 10, der Charafter als
ajor verliehen. Graf v. Haugwit, Rittm. a. D. pas Pr. Lt. von der Landw. Kav. dé# damaligen 2, Bats. (Oppeln) 4. Dberschlef. Landw. Regts. Nr. 63, die Erlaubniß zum Tragen der Uniform des
us. Regts. Graf Goeyten (2. Stles.) Nr. 6 mit den für Verab- chiedete vorgeschriebenen Abzeichen, Wegge, Pr. Lt. a. D,., zuleßt von der Inf. des damaligen 1. Bats. (Striegau) 1. Sgles. Landw. Regts. Nr. 10, _die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Anson mit den für Verabschiedete vorgeschriebenen Abzeichen, ertheilt.
Diejenigen Personalveränderungen, welche st|ch auf Aenderungen R e Neuformationen gründen, treten mit dem 1. Oktober „J. Ur Krast.
Kunft und Wissens aft.
Obwohl in einigen Tagen bereits der Schluß der 62. Aus - stellung der Königlihen Akademie der Künste erfolgt, er- freut si dieselbe, E vorgeshrittenen Jahreszeit, immer noch
e
regen Besuchs. Cin besonderer Gegenstand der Aufmerksamkeit ist eine Kollektion von wenigen Gemälden, welche auvgenblicklich im zweiten Saal rechter Hand dem Besucher in die Augen fällt. Es sind vier Bilder des kürzlih im Wannsee es mit dem Bildhauer Kaffsack verunglückten Malers Paul Weimar aus Berlin. In pietätvoller Weise hat man das Andenken desselben durch diese kleine Sonder-Ausftellung früherer und neuer Werke geehrt, zuglei aber au dem Publikum Gelegenheit ge- geben, sich durch Augenschein davon zu überzeugen, daß hier ein vielversprehendes Talent in beklagenewerther Weise seiner Tkâätigkeit entrissen worden ist. Für die gegenwärtige Ausstellung hatte Weimar nur ein kleines Bild ausgestellt, ein holländishes Fis ermädhen, derb realistisch gezeihnet und in Hellluftmanier ge- arbeitet. Es ift in der Art gchalten, wie etwa Hans Herrmann seine holländischen Motive behandelt. Dunstig ist die Luft, das von
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allen Seiten bell berabfluthende Sonnenlicht bleiht alle Farben und legt einen grellen silbrigen Ton über das PAYE, In Haltung und Gefidtsausdruck zeigt das Fischerkind wenig Ausdruck, das Peofil ist roh, gedankenlos blickt sein Auge auf einige zu seinen Füßen liegende Flundern. Weimar zeigt sich nach dem Vorstehenden in diesem Werk also als einen ausgesprohenen Realisten. :
Gleihfalls in der Manier der Lihtmaler if das umfangreiche Gemälde „Kaffeeklatsh“ gehalten. Man sieht einige bolländische Dee, die Kaffee trinkend und plaudernd in einer Küche sitzen. Auch
ier find alle kolorißtishen Effekte edâmpft ; sie werden hervorgerufen durch das in die hbalboffene Thür hereinbrechende Licht, welches überall, wohin sein Strahl oder Schein fällt, helle Partien bewirkt. Die Conturen der Gestalten sind daher meist \{arf und hell abgehoben und zwar alle von der Seite her, von welcher das Licht kommt, während die übrigen Ss des Körpers demgemäß stark dunkel gehalten sind. Die Geräth- schaften und bestimmte Stellen des Gemahs fangen gleibfalls das Licht auf, fo z. B. der Schrank links, desen hübsch profilirte Fläche an den hervorragenden Kanten und Flächen das Licht zurück- ftrahlt, so ferner das Zinngescirr, die Bilder an der Wand u. st. w. Die Haltung der Figuren ift belebter als in dem erfst- genannten Gemälde, alle laufen der vor ibnen sitzenden Erzählerin; über dem Ganzen liegt ein Zug behagliher Rube, der an Freundlich- leit gewinnen würde, wenn der Maler eine buntere Farbenskala zur Anwendung gebracht hätte. A i
Ungleid wärmer im Ton if ein drittes Gemälde „Kinder- nähschule“. Auch hier zeigt si{ Weimar als einen geshickten Behandler des Lichts im ges{lofsenen Raum. Eine Schaar von Kindern ift unter Aufsicht einer Alten mit Handarbeiten verschiedener Art beschäf- tigt; am meisten vertreten is der altmodishe Spianrocken , der uns die Scene wobl in eine längst vershwundene Zeit verlegen läßt, als die Mädchen noch in der Kunst dés Spinnens unterrihtet wurden. Fleißig sind alle die kleinen Personen bei ibrer Arbeit beschâf- tigt, man sieht ihnen an, daß sie bei der Sahe sind, und der wohlwollende Ernft, der aus dem Gesiht der Alten spricht, {eint die Stimmung der ganzen Gesellshaft zu beherrshen. Es war nit [leiht für den Maler, in diese Reibe ziemli gleihaltriger Mädchen Abwe@slung zu bringen, und einige von ihnen zeigen in der Kopf- stellung und im « Gesichtsausdruck große Aehnlichkeit; aber im Allgemeinen hat er doch geschickt komponirt und es verstanden, Leben und Bewegung in die Schaar zu legen, obwohl sie stille sitzt. Die Charakteristik der “einzelnen Gestalten und Physiognomien ist eine wohlgelungene, es sind ete Kindergesihter, die an Ludwia Knaus erinnern. Besonders angenehm is das Kolorit; ohne bunt zu werden, hat Weimar hier geshickt Ton an Ton gereiht, von den jeder zum andern paßt und in der Gesammtwirkung wohlthuend is. Das Licht fällt auch hier zum Theil durch die Spalten einer \Glechts{chließenden Thür, muß aber auch von oben ber in das Zimmer dringen, wenn anders sein Effekt ritig verstanden wird. Das Gemälde sheint übrigens etwas nach- gedunkeit zu sein, was ihm augenblicklih aber zu Gute kommt, denn es siebt bereits recht chrwürdig aus. -
Weniger einverstanden wird sh mancher Kunstfreund mit tem darüber hängenden, betitelt: „Ein Stück s{chwere Arbeit“, erklären. In einem küchenartigen großen Gemah sigt eine alte Frau bei einer Näharbeit. Sie muß neu einfädeln, aber ihr Auge ist nit mehr sharf genug, darum bat fie ihren Mann gebeten, ihr diese Arbeit zu verrihten. So ift er, auch gerade nit mehr scharfsidtig, mitten ins Zimmer getreten, um bei dem von oben herein- fallenden Licht das schwierige Werk zu verrihten. Es liegt ein behagliher Humor über dieser Gruppe, die eigentlih der umständlichen Scenerie garnicht bedurft bätte, um zu wirken, Gerade dieser in etwas gespenstishem Dämmerliht gehaltene Raum mit seinen Scatten und harten Lihtern stört das Auge und mindert ihm die Freude an den beiden gemütblihen Alten. Nicht die Soune ist es, welche do so freundlih ins Gemah bätte scheinen können, sondern ein falbes Licht, als reanete es draußen; aber tehnisch is auch dieses Bild gut durchgeführt. . N : E
Den Maler selbst erblicken wir in garzer Figur auf einem Ge- mälde, das von seinem Freunde, dem Maler Carl Jung aus Berlin, dem dritten Betheiligten an jener unglücklichen Segelpartie, herrührt. Das Bild zeigt insofern Geshick, als der Maler es ver- ftanden hat, der \ckchwarz gekleideten Figur des Dargestellten einen Hintergrund zu geben, von dem sie sich wirkunasvoll abhebt. Der obere Theil des Körpers lehnt vor einer auigetpaunten Leinewand, der untere Theil hebt sih von einem röthlihen Teppich ab. Das ganze Bild zeigt solide Technik und lebendige Auffassung, und Angesichts dieser kräftigen Gestalt empfindet der Beschauer nur doppelt {wer das traurige Verhängniß, welches diesen begabten Künstler betroffen hat.
Vom Bildhauer Joseph Kaffsack, der gleihfalls seinen Tod im Wannsee gefunden, war die diesmalige Ausstellung mit zwei Werken beschickt worden. Das eine ist eine Reiter-Statuette Kaiser Wilbhelm's 11. Energish komponirt und trefflich durchgeführt, {ließt sih diese kleine Schöpfung den früheren Kaffsack's würdig an. Nicht minder gelungen ift ihm die Porträtbüste des Radirers Mannfeld, die in der Charakteristik und Auffassung glei trefflich ersheint. Mit den Zeichen der Trauer, dem Flor, ges{müdckt ift Kaffsack's bereits von früher bekanntes sinniges Werk „Das erste Gebet“, ein Engel, der, an der Wiege \igend, cin Knäblein beten lehrt.
Den Manen eincs vor nit langer Zeit dahingeshiedenen Meisters gewidmet, ift eine Kollektiv-Auéftellung in dem obenerwähnten Saal neben und gegenüber den Weimar'shen Gemälden: W. Gen 8, dessen Porträt man hier inmitten einer Reihe von Skizzen entdeckt. Siz stammen alle von feiner leßten Reise nah Tunis und Tripolis und zeigen in ihrer Mannigfaltigkeit, wie fleißig Gent die Zeit des Auf- enthalts im fremden Lande benußt hat, laffen aber zuglei bedauern, daß der Meister dabingegangen, der ihnen durch die Ausführung bleibenden Werth verliehen haben würde.
— Von dem bes{reibenden Werke „Die Kunst- und Alter- thums-Denkmale im Königrei{ Württemberg“, welhes der Konservator Dr. Ed. Paulus im Auftrage des württembergischen Ministeriums des Kirchen- und Schulwesens herausgiebt, ift jeßt die 2. Lieferung erschienen (Stuttgart, Paul Nef). Darin wird die In- ventarisirung der Monumente aus dem Neckarkreise fortgeseßt, und zwar mit dem Oberamt Backnang, dem sih die Denkmäler, Kirchen, Profanbauten, Skulpturen, Schnitereien 2c. aus den Oberämtern Besigheim, Böblingen und Brackenheim anreihen. Dem übersiht- lihen, kurz gefaßten und dadur über das Bemerkenswerthe in den einzelnen Ortschaften {nell orientirenden Text sind stets die hervorragendsten Werke und deren Details in Abbildung beigefügt. So finden wir in dem vorliegenden Heft Details vom Rathhause und den Kirhen in Backnang, von der \{chönen romani- \{chen Walderihskapelle in Murrhardt, aus der Stadtkirhe zu Besig- heim, der gotbishen Stloßkapelle zu Liebenstein (deren köstliche Renaifsance-Ornamentik Paulus dem Baumeister des Stuttgarter Lufthauses zushreiben möYhte), ferner Grundrifse, Durchschnitte, An- sidten 2c. 2c. von vielen anderen aritektonishen Resten vergangener Zeiten. Sehr dankenswerth ist au die Beigabe der alten Bilder von Merian, welhe eine Anshauung von der einstigen Erscheinung der alten Städte gewähren. — Der große „Atlas“ zu dem Werk ift bereits bis zur 13. Lieferung gediehen. Er er änzt mit seinem noch reiheren Anfschauungsmaterial die eschreibung der Denkmäler in würdigfter Weise. Wir haben \chon früber die große Sorgfalt hervorgehoben, mit welcher die Blätter dur die voll- kommenften Mittel der modernen Vervielfältigungstechnik hergestellt sind. Außer Holzschnitt, Stahlftih und \chwarzem Lichtdruck hat nun in den neuesten Lieferungen (11—13) au der farbige Lichtdruck Anwendung gefunden. Es ift ein im Stuttgarter Muscum auf- bewahrter kostbarer alter Reliquienshhrein mit Elfenbeinschnizzerei und Gold- und Gmailshmudck, der in dieser Weise getreu wiedergegeben ift. Schwarze Lichtdruckblätter verans{chaulihen das S(hloß zu Ludwigsburg und einige chône Siegel aus dem Königlichen Haus- und Staats- Arhiv. Dem prachtvollen Chorgestühl im Ulmer Münster find drei weitere Tafeln gewidmet, welche die südliche Reibe und die \chöôn geschnißten Rosetten unter den Sitzen darstellen. Das berühmte
Klofter Maulbronn wird auf drei vo; D Refektorium) und in vielen
ere oben bereits erwähnten Schloßkapelle zu Liebenstein, äus dem Kloster Bebenhausen, Details aus dem alten Rathhause zu zeftingen Burgen aus den Oberämtern Backnang und B heim und Kirchen und Wohnhäuser aus Schiller's Heimath (Marbach und Natbarorten). Auch die alte Buhmalerei ift in den Kreis der Darstellung miteinbezogen, denn wir finden eine Tafel mit \{snen Initialen und Miniaturen aus Zwiefalter Handschriften (in der Königlichen Bibliotbek zu Stuttgart). Der Atlas soll in ca. 30 Lie- ferungen (à 1 M 60 S), der beshreibende Text des Werks in 10 bis 12 Lieferungen (à 1 A 60 S) vollständig werden.
— In Freiburg i. Br. tagte kürzlih die permanente Kommission der internationalen Erdmessung. Die üblichen Bericbterstattungen erfolgten der „Karlsr. Ztg.“ zufolge durch den ständigen Sekretär Professor Hirsh aus Neuf(üâtel und dur den Direktor des Centraibureaus der Erdmessung, Professor Helmert, in Berlin. Jn der am Mittwo, 17. September, abgehaltenen Si ung wurde zunächst ein von den Hrrn. Repsold in Hamburg ausgeführtes und mannigfache neue Einrichtungen aufweisendes Instrument für geos- dâtishe Orts- und Zeitbestimmungen von den Professoren Helmert und Albrecht vorgezeigt. Sodann berichtete Professor Helmert über seine Untersuhungen, betreffend die in Tirol von Hrn. von Sterneck angestellten Mefsungen der Intensität der Schwere, aus denen sich mit großer Wahrscheinlihkeit ergiebt, daß vielleibt au unter den Tiroler Alpen, ähnlich wie unter dem Himalaya und dem Kaukasus, Mafsendefekte, z. B. größere Hohlräume, vorhanden sind. Ferner beritete derselbe über neuere in Jtalien, Sachsen und Schweden ausgeführte Untersuchungen binsichtlih der lokalen und regionalen Abs beckungen der Lothrihtung dur Unregelmäßigkeit derMafssenvertheilung in der Nähe der Erdoberfiähe. Es bestätigt sich dana insbesondere die früher hon gemat§te Wahrnehmung, daß Italien das Land der interessantesten Lothftörungen ist. Hierauf folgten die Berichte der französischen Delegirten. Kommandant Defforges vom französischen Generalstabe gab hôchst werthvolle Untersubungen aus dem Gebiet der feinsten zur Messung der Intensität ‘der Schwere dienenden Pendel- beobahtungen. Hr. Tisserand, Mitglied der Pariser Akademie der Wissenschaften, überreihte den zweiten Band seiner „Himmelsmechanik“ unter Zusammenfafsung der darin enthaltenen auf die Erdmefsung sich beziehenden Untersuchungen. Endli berichtete Hr. Bouqguet de la Grye, Chefhvdrograph der französishen Marine, über die Bestimmung des mittleren Meeresniveaus, und Hr. Lallemand, Sekretär der französischen Nivellements - Kommission, gab eine UVebe:si&t über die Arbeiten dieser Kommission, verbunden mit einer Darstellung des gegenwärtigen Standes unserer Kenntnisse, betreffend die Niveaudifferenzen der vershiedenen Europa um- gebenden Meere. Hieraus, sowie aus der sich anschließenden Diskussion, in welcher Hr. von Kalmár, Triangulirungs-Direktor in Wien, entsprehende Mittheilungen machte, ging hervor, daß nah genauerer, neuerdings mit Rücksicht auf alle Besonderheiten der Erd- gestaltung ausgeführter Berehnung der Nivellements die Niveau- diferenzen zwishen den verschiedenen Meeren ansehnlih geringer zu len enes, als man in den leßten Jahrzehnten annehmen zu müssen glaubte.
— Die Geschihts- und Alterthumsforshende Ge- sellschaft des Dfterlandes, welhe ihren Sig in Altenburg hat, veröffentliht in dem uns vorliegenden 2. Heft 10: Bandes ihrer „Mittheilungen“ die Iahresberihte für die Zeit von 1886 bis 1889 fowie einen Bericht über das s0jährige Stiftungsfest, welches der Gesellschaft am 26. November 1888 zu feiern vergönnt war. Sie erfreute sich der Anerkennung ibres Wirkens, abgesehen von dem ihr seit 1843 bewilligten Staatszusbuß, auch in der Beziehung, daß sie von der Herzoglih sacsen-altenburgishen Staatsregierung mehrfach zur Abfassung von Gutachten aufgefordert und ihr gestattet wurde ih an der Deränagübe bee Baudenkmäler durch Revision der von den
farrämtern 2c. aus8gefüllten desfallsigen Fragebozen zu betheiligen.
ie Gesellshaft steht mit über 100 anderen Vereinen im Schriften- austausch. Ihre monatlichen Sizungen waren in den leßten Jahren zahlrei besucht; größere Vorträge oder Besprehungen bildeten deren Tagesordnung. Die Arbeiten der Mitglieder betrafen die verschie- bensten Gebiete der Geshichtsforshung und sind in den jeßt 10 Bände umfassenden „Mititheilungen“ gesammelt. Die Sammlungen, nament- li die Bibliothek, sind in stetigem Wasen. Der Vorstand seßt si ¿. Z zusammen aus den Hrrn. Juitiz-Rath Dr. Wolf als Vorsitendem, Justiz-Rath Große und Seheimen Regierungs-Rath von Hopff- garten - Heidler, als Beisitern, Kaufmann R. Herbst, als Rechnungsführer, und Dr. Geyer, als Geschäftsführer. — In dem vorliegenden Heft sind ferner folgende Abband- lungen publizirt: zunä ein vom Regierungs - Rath Meißner am Stiftungsfest 1887 gehaltener Vortrag über Polizeistraïsacen im Mittelalter speziell in der Stadt Altenburg nah den Einnahme- Kapiteln der alten Stadtrechnungen. Es fallen darin interesante Streiflihter auf die polizeilichen Einrichtungen jener Zeiten, welche wohl geeignet ersheinen, manchen Unzufriedenen mit unseren beutigen Zuständen zu versöhnen. Kirchen-Rath D. Löbe handelt über den Bruderkrieg zwishen dem Kurfürsten Friedrich IL, dem Sanftmüthigen und dem Herzog Wilhelm IIT. von Thüringen (1446—1451). Endlih bilden die Memoiren des Herzogs Erast von SaGsen-Goburg-Woila, speziell die darin enthaltene Schilderung der Ereignisse in Altenbur im Jahre 1848 den Gegenstand einer ausfübrlihen, vom Justiz-Rat A. Große verfaßten Berichtigung.
— Aus Ru dolfswerth meldet man der Laibaer Ztg. “: Bei der Straßenumlegung über den Kapitelberg nächst Rudolfswerth ist man gelegentlih der Aufgrabung des Terrains hinter dem {tädtischen Friedhofe auf interessante Alterthümer gestoßen. Es wurde eine rômische Begräbnißstätte aufgedeckt, welhe sih von der neuen Straße gegen die sanft anfsteigende Lehne des Kapitelberges ausdehnt. Die einzelnen Gräber sind nahe an einander gelegen, ohne bestimmte Reibenfolge oder Richtung, und find um renzt von unbehauenen, aufrecht gestellten Steinplatter, theils auch von Mauern, welche sodann mit einem plattenförmigen Stein zugedeckt sind. Nur bei einem der bisher aufgedeckten Sräber find die Umfafsungswände aus den bekannten römischen Falzziegeln. Nach Abhebung der Deckplatte findet man die Gräber angefüllt mit an- ges{wemmter Erde und gelangt bei vorsihtiger Entfernung derselben auf Urnen, meist in Krugform aus rothgebranntem oder \{chwarz- grauem Thon. Nebst diesen wurden Gefäße verschiedener Form, Schalen, Ampeln, Glaturnen, auch Bronzenadeln u. A. zu Tage gefördert. ;
— (F) Aus Stockholm wird uns geschrieben: Zu den leßten interessanten Funden, welche Assistent Karlin bei seinen Ausgrabungen bei Falsterbo gemacht hat, gehört ein 44 Fuß langes und 12 Fuß breftes aus Eichenholz auf Kravel gebautes Boot oder Leichter- prahm. Diese Prähme spielten während des Mittelalters bei Halsterbo und Skanör eine große Rolle, indem mittels derselben der von den Fiscbern gefangene Hering von der Rhede nah den hanseatischen Faktoreien geschaffft wurde. Wie andere gleich- zeitige Funde mit Sicherheit an die Hand geben, sammt der ge- fundene Prahm aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts. Es wird be- absihtigt, dieses interessante, fast vollständig erhaltene Fahrzeug nah Stockholm zu {afen und in der kulturhistorishen Sammlung des Reih8-Museums aufzustellen.
— Wie der „Bund* vernimmt, ift die Schenkung der Frau Lydia Esher-Welti, worüber in Nr. 224 d. Bl. berichtet wurde, an die Bedingung geknüpft, daß der Bund der Geberin eine Jahresrente von 7000 Fr. bezahle. Der Kapitalzins ift bedeutend größer. Wenn ein Krieg ausbriht (dochþ nur fo E der Krieg dauert) soll der Zinsertrag der Schenkung niht für Kunstzwecke, son- dern für verwundete Wehrmänner verwendet werden.
lätter zeigen Einzelheiten (Säulen, Konfolen x) E
Zweite Beilage
zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
2 229,
Statistik und Volkswirthf chaft.
Zur Arbeiterbewegurg.
In E ffen fand am Sonntag die erste Generalversammlung des rheinisch - westfälifchen Bergarbeitervereins «,Glück auf“ ftatt, welcher die Wahrung und Förderung bergmänrischer Interessen im Ober-Bergartsbezirk Dortmund zum Zweck hat. Der neu gegründete Verband will im Gegensaß zu dem „alten“ Ver- bande, wie die „Rh.-Westf. Ztg “ auefübrt, vie Lösung der Berg- arbeiterfrage auf dem Boden des Christenthums und des Gesetzes er- zielen. — Die von etwa 200 Abgeordneten besudte Veriammlung wurde von dem Borsißenden, Bergmann A. Fi ser - Effen, mit einem Hoh auf Se. Majestät den Kaiser und König eröffnet. Bergmann Homann- Steele wies den Vorwurf zurück, der Vorstand habe sib von den Ultramontanen und von der Kapitalmacht kaufen laffen; auch von dec Soziakl- demoktratie, die. einem S(linggewächs gieibe, das unterfinke und den vershlinge, der darauf trete, werde man si& nit kaufen lassen; weiterhin warnte er vor den „gleißnerisHen VerfpreWungen des be- kannten Dreigestirns, wel§es die in Halle anwesenden Bergleute be- logen“ habe. — Den Hauptgegenstand der Tagesordnung bildete eine von dem Syndikus des Rechtsshußtzvereins zu Bochum und Redacteur des Wochenblatts für die rheinisch-westfälishen Berg- und Hüttenmänner „Koble und Eisen“, Hrn. Becker in Bochum, verfaßte Denkschrift an die Regierung, welche dem Handels-Minister Frei- berrn von Berlepsch üßbermitt-lt und außerd-m den Landtags- Abgeordneten zugeitellt werden sol. Der Verfasser erläuterte die Denkschrift in einem ausführlihea Vortraze und führte u. A. aus, die Denkschrifi sei aus der Erwägung hervorgegangen, daß bei der Gnquete des vorigen Jahres, d. bh, bei der Unter- fuchung der Bergarbeiterverbältnisse, deu damaligen Delegirten das Verständniß oder die Courage gefehlt Habe, die Mißstände in der rcchten Weise zum Ausdru? zu bringea und besonders die Ursachen des Ausstandes klar zu legen. Die „Denkschrift“ betone zunächst, daß der Bergmann niht mehr der Bergbehörde, sonder: Aktionären und Direktoren gegenüberstehe. Männern, denen es uur darum zu thun sei, aus dem Kohlenbergbau möglichst viel Verdienst zu ziehen, unbekümmert um das Wobl und Wehe dec Arbeiter. Dann müfse die \{rankenlose Handbabung des Freizügiakeitsgesetzes, welche es ermögliche, durch Heranziehung unge\chulter Arbeiter den Lohn zu wersen, durch das Verlangen eines Befähtaurgsnahweises einge- dâmmt werden Die Lobnforderung müsse im Zesammenhang stehen mit dem Steigen und Fallen der Koblenpreise. Deshalb ver- lange die „Denkschrift“, daß die Kohle, dieses große National- vermögen, unter Aufficht des Staats gestellt werde, welcher dann die Grubenfelder verleiht, die Löhne bestimmt und für seine Bemühungen 29% Entschädigung vom Umsas erhält... .. Neben einem Ehrenaus\chuß, der von den Arkeitern zur Sthlichtung von Streitigkeiten über die Aus- kömmlihfteit des Gedingesaßes gewäßlt werden soll, hat ein Arbeiter- Ausschuß die Beachtung der bergpolizcilihen Vorschriften zu übers wachen, denn bei der jeßigen Förderung3weise könne der Arbeiter, wenn er ausföômmlich verdienen wolle, niht durchweg die bergvolizeilihen Vorschriften beahten. Die Arbeitsordnungen, welche dur die Neuerung zur Gewerbeordnung zwangsweise überall eingeführt wurden, müßten namentli Bestimmungen enthalten über Annahme und Entlassung von Arbeitern, Festseßung des Arbeitslohres und Bezeichnung derjenigen Personen, welche berechtigt sind, Strafen zu verhängen. Bezüglich der Sckibtdauer wurde in der Derks\chrift die achtstündige Schicht, einshließlich Ein- und Ausfahrt, çefordert. Der Redner wandte sich dann zum Nullen der Wagen _und dem Fülkohblen- Prozentsay und berechnete aus den Erfahrungen, welche er in
dem gegen ihn geführten Strafverfahren gemaht hat, daß bei der.
Gefammtförderung von 33 720 000 t Kohlen è %%o genu!lt sei, also 168 600 t, ferner seien bis zu 8 9% Füllfohlen abgestrihen. Ein Durchschnitt von 4% ergebe 1 348 800 t, im Ganzea also 1 517 400 t. Der Kohlenpreis betrage 8—12 & Wenn man aber nuc 5 an- nehme, so komme für die Zechen dabei ein Gewinn von 7 754 000 4 beraus in einem Jahre. Es sei anzunehmen, daß für die Arbeiter ein Schaden von 1 517 000 M entstanden sei. Deshaló müßten diese Sachen haarklein untersuht werden und werde au in der Denkschrift eine folhe Untersubung für die letzten zehn Jahre gefordert. — Alsdann wurde die Denkschrift verlesen und eine Besprehung eröffnet. Bei s\ozialdemokratishen Ausführ:ngen eines Redners, welche in der Versammlung große Erregung und Lärm hervorriefen, wurde dieselbe \shließlich aufgelöst. S :
Um 21. d. M. hielten in Dortmund, wie die „Frkf. Ztg.“ berichtet, die rheinish-westfälischen technishen Gruben- beamten-Vereine (Grubenverwalter, Betriebsführer und Steiger) aus dem Ober-Bergamtsbezirk Dortmund ihren Verbandstag ab. Auf demselben sprach General-Sekretär Dr. Beumer-Düfsseldorf über englishe und deutshe Bergarbeiter-Verhältnifse und gelangte dabei zu dem Sóluß, daß die deutschen Arbeiter seiner Meinung nach dur ihre Mitgliedshaft an der Knappschaftskasse besser geftellt seien, als ihre englischen Genoffen, welche alles das, was die Knappshafts- kafse leiste, zu welher die Grubenbesiger die Hälfte der Kosten bei- trügen, aus eigenen Mitteln ins Leben rufen müßten. Der etwaige Mehrverdienst der englischen Arbeiter gehe auf diese Weise ver- loren. Dr. Beumer ist auch nit für eine Verpflanzung der Trade- Unions nach Deutschland, weil dieselben nit in der Lage seien, Strikes zu verhüten und: das Eindringen der Sozialdemokratie ab- zuwehren, wie die Beschlüsse des Trade-Unions-Kongrefses zu Liverpool bewiesen. Der deutshe Arbeiter sei „nicht reif“ für folhe auf Gleichberechtigung von Arbeiter und Arbeitgeber beruhenden Ein- rihtungen, wie die Beschlüsse der zahlreichen Bergarbeiter-Versamm- [lungen vom vorigen Jahre bewiesen. Man möge der Industrie selbst Überlassen, die Verhältnisse mit ihren Ardeitern zu regeln.
Aus Krefeld wird der „Köln. Ztg." geschrieben : Nachdem den Sozialdemokraten Krefelds längere Zeit kein Lokal zur Ab- haltung von Versammlungen zur Verfügung gestanden, haben dieselben jeßt eine Heimftätte im Saale des Concerthauses auf dem Ostwalle
esunden, das der Partei zur Abhaltung von Versammlungen auf die
uer von fünf Jahren überlaffen worden ist mit dem Rechte des Ankaufs desfelben. Am Sonntag fand die erfte Versammlung in diesem Lokale ftatt, die von über 1000 Personen, unter denen man auch Anhänger anderer Parteien bemerkte, besucht war. :
Die Sozialdemokraten des Wahblkreises Solingen haben in einer Versammlung am Sonnabend Stellung zu dem Or- ganifationsentwurf der Sozialdemokratie genommen, welcher dem in Halle a. S. demnähst tagenden Parteitage vor- gelegt werden soll. Der Reichstagsabgeordnete Schumacher erläuterte den Entwurf in seinen einzelnen Theilen, demselben im Allgemeinen zustimmend. Den Ausführungen Schumaher's entsprach denn au eine am Schluß des Vortrags eingegangene Refolution, _welche angenommen wurde. Schumacher wurde zum Delegirten für den Halleshen Kongreß gewählt , wobei es zu einem interessanten Zwischenfall kam, welcher ein Schlagliht auf den offenen Zwiespalt im sozialdemokratisben Lager des Kreises Solingen wirst. “ Ein Anwesender erachtete nämli die Versammlung nicht für kompetent, drei Delegirte zu wählen, da die Walder, . Meerscheider und Gräf- rather Parteigenossen bereits beschlossen Hätten, einen eigenen Dele- gien zu entsenden, Man ließ den Widersachern also ihren Willen ezüglih des eigenen Delegirten und begnügte sich mit der Wahl des andern,
Berlin, Dienstag. den 23. September
E
1890.
Wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, hat der Centralrath der deutsven Gewertkvereine folgenden Antraa einstimmig ange- nommen : „Der Centralrath erachtet mit besondeccr Rüsiht auf den Ab- lauf des Sozialistengeseßes eine entschiedenz und schäârfere Ver- tretung der Arbeiterinteressen sowobl in Bezug auf Ver- theidizung der dem Arbeiter geseßlih garantirten tete sowie der berechtigten Forderungen auf Lohn. Zeit und sonstige Arbcits- und Lebensbedingungen als das wirksamste Mittel zur Förderung der Ge- werkvzreins-Organifation.* — Außerdem beschlos der Centralrath, zum Zweck einer umfassenden regen Agitation in nächster Zeit Flu g- blätter auf jede zulässige Weise, besonders durch die Prefie und durch Rundschreiben an Vereine, Genossenschaften u. f. w. zu verbreiten, worin, unter kürzester Darstellung der wirklichen Ziele, Einrichtunge und Leistungen der deutshen Gewerkvereine und des Unterschiedes ¿wischen ihnen und den Fahvereinen 2c., die Arbeiter und alle anderen Bevölkerungtklafsen zur Förderung der Gewerkvereins-Organisation dringend aufgefordert werden.
Der „Magdb. Ztg.* wird aus Berlin gesrieben: Die Sozial- demokraten haben zur Feier des Ablaufens des Sozialisten- geleßes eiae Denkmünze anfertigen lassen, welche die Inschrift führt : „Zum Andenken an den Sieg des deutshen Proletariais über s A oiualsengeies 1899," Diez Medaillen werden mit 30 bis 35 P) verkauft.
Nach telegraphis&er Meldung des „Wolf'shen Bureaus“ gus Troppau ift in drei Kohlengruben bei Dombrau ein Strike aus8gebrohen; 2009 Arbeiter haben die Einfahrt verweiger t und zießen längs der Montanbahn nah Ostrau. Ruhestörungen sind bis jeßt nicht vorzekommen. Militär ift nah dem Kohlen - revier abbeordert,
Aus Calais berichtet ein Wolff'\ches Telegramm, daß gegen 3900i¡Tül larbeiter bes{lofsen haben, die Anträge des Vermittelungs- Comités abzulehnen. Delegirte der Trades Unions von Nottingham wohnten der Versammlung bei und verspraen den Strikenden die moralishe und pekuniâre Hülfe aller englischen Arbeitersyndikate. Der allgemeine Ausstand dauert fort. (Val. Nr. 227 d. Bl.) :
Aus Sydney meldet „W. T. B.*, nah einem Reuter’ schen Telegramm, daß die vereinigten Dampfschiffs-Rheder nah einer Konferenz mit den Marine-Ingenieuren einen dreijährigen Kontrakt zu erhöhten Lohnsägen \&loffen, wodur sib die Ingenieure R si unter keinen Umständen einem Ausstande anzu- \chließen.
Rohbeisenproduktion.
_Nach den ftatistishen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahbilindustrieller belief si die Robeisenvro- duktion des Deutschen Reichs (ein\G[. Luxemburgs) im Monat August 1890 auf 371 102 t, darunter Puddelrobeisen und Spiegeleifen 163 867 t, Befsemer-Roheisen 33504 t, Thomas-Robeisen 1267537 t und Gießereiroheisen 46 964 t. Die Produktion im August 1889 betrug 378 500 t, im Juli 1890 391 982 t. Vom 1. Januar bis 31. Augeft 1890 wurden produzirt 3102667 t gegen 2842343 t im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
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Maßreaeln zur Hebung des Gesundheitszustandes der Elementxarschuljugend Seitens der Stadt Breslau.
Nach dem „Verwaltungsberiht des Magistrats der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Breslau für die drei Etatsjahre vom 1. April 1886 bis 31. März 1889“ find die ftädtishen Behörden sowie Wohlthätigkeitsvereine und eine große Anzahl edelgesinnter Menschen, um den Gesundheitszustand der Elemertarschuljugend zu bessern, die Lust und Liebe zur Schule und zum Lernen zu wecken und zu fördern, unausgeseßt bemüht, Maß- regeln zu treffen oder zu unterstüßen, welche dazu dienen sollen, der Erkrankung von Kindern vorzubeugen, shwacen Kindern aufzubelfen, franken Kindern das Gut der Gesundheit zurückzugeben und den Thâätigfeitstrieb der Kinder in gute Bahnen zu lenken.
__ Als einer neuen Schöpfung auf dem hygienishen Gebiete ist in erster Linie der im Jahre 1887 erfolgten Ernennung eines Schul- arztes Erwähnung zu thun, wel{er als Mitglied der Shuldeputation alle auf die S@ulbygiene bezüglihen Angelegenheiten zu bearbeiten hat. Diese neue Einrichtung bietet die Möglichkeit, die vorhandenen, längft erkannten und zur Kenntniß der Behörden gebrachten Uebel- stände schneller und gründlicher zu beseitigen.
Ferner sind im Jahre 1887 zwei Unterritskurse für ftotternde Kinder eingerichtet worden. Die in hohem Grade günstigen Grfolge, welhe in diesen Kursen erzielt wurden, veranlaßten die städtische n Behörden im Jahre 1888, dem s\egensreihen Wirken eine weitere Ausdehnung zu geben bezw. zur schnellern und wirksamern Bekämpfung des Stotterns im Winterhalbjahr einen Kursus zu veranstalten, in welchem 8 Rektoren und Lehrer theoretisch _und praktis mit dem egen dieses Uebel anzuwendenden Heilverfahren bekannt gemacht wurden.
_AuŸh anderen körperlihen Mängeln der S@üler wird aufmerksame Fürsorge zugewandt. Um den zahlreichen Schülern, welche an Rück- gratsverfrümmungen leiden oder sonst verwahsen oder verkrüppelt sind, das Sizen in der Schule zu erleihtern, wurden nach dem Ent- wurfe des stadtishen Elementarshullehrers Baron zweckmäßige Her- rihtungen an den Schulbänken getroffen; au wurde im Jahre 1887 die allmählihe Einführung des beweglichen Höhnen'shen Banksystems, be eine mögli{st normale Haltung der Schüler zum Zwecke hat, eschlofsen.
Die städtishen Behörden gewähren armen Sch{ülern im Sommer reibäder und im Winter die unentgeltliche Benuzung der Eisbahn. in weiterer Schritt in der Fürsorge für das leibliGhe Wohl der
Schulkinder ift im Jahre 1887 dur die versuhsweise Einrihtung des sogenannten Göttinger Schulbades in einem Stulhause gethan ; der Einfluß, welchen dieses Schulbad auf den Gesundheitszustand der
! Sculkinder, welche es benutzen, ausübt, wird als ein recht erfreulicher
bezeichnet.
Von großem Vortheil für den Unterriht erweist si ferner die Verabfolgung warmen Frühstücks während der Wintermonate an arme Scüler; die hierfür erforderlihen Mittel werden theils dur Zu- wendungen der ftädtischen Behörden, theils dur freiwillige Beiträge von Vereinen und Privaten aufgebracht.
Zum Swhluß is noch die erfreulihe Thatsache hervorzuheben, daß die im Jahre 1881 ins Leben gerufene Einrihtung von Kinder- Le Dank der Opferwilligkeit der Breslauer Bürger von
abr zu Jahr größere Erfolge aufzuweisen hat. Während im Jahre 1885 die Wohlthat der Sommerfrishe 174 Kindern zu Theil geworden ist, war es im nähsten Jahre mögli, 189 (nämlih 92 Knaben und 97 Mädten) in 12 Koloniea unterzubringen. Im Jahre 1887 stieg die Zahl der Pfleglinge auf 198 (97 Knaben und 101 Mädchen) und im e h aro auf 211 (100 Knaben und 111 Mädchen) in gleichfalls olonien.
Außerdem hat der Bürgerverein der Nikolaivorstadt im Jahre 1888 durch Einrichtung einer Stadtkolonie einer Anzahl von Schülern dieses Stadttheils mit Gewährung kräftiger Mablzeiten und Veran- staltung von Spaziergängen in die Umgebung Breslaus, sowie mit Baden und Schwimmen eine wirksame Ferienerholung bereitet.
Die Eisenktabnen der Schweiz im Jahre 18883.
Am 31. Dezember 1888 waren nach den auf amtlidem Material beruhenden Mittb-ilangen des „Ar&ivos für Eisenbaëtnwesen“ (Heft 5 Iahrcangs 1890) ia der Strei; 3102,2 km Bakbnen im Betriebe (gegen 3038,8 km im Vorjahre), und zwar 2993,4 km Bahnen mit Lokomotiv-Betrieb, 5,7 km Drabtseilvahnen und 35,6 km Tram- bahnen vorhanden ; dazu kamen 67,5 km Bahnfstrecken auéländis{er Unternebmungen. Ziekt man jedo die wegen Mitbenußuug depvelt gerechneten Strecken (74,1 km) unddie im- Auslande liegenden (12,4 km) davon ab, so bleibt als Länge fäwmtlier, dem öffentliben Verkehr dienenden EGisenbabnen der Séweiz für den angegebenen Zeit- punkt 3015,7 km (gegen 29487 km im Vorjahre).
Von den Normalbabnen waren Ende 1828 455 km z¿wei- geleisig ausgebaut. Die Betriebslänge betrug 1888 für die Normal- babnen am Jahres\{luß 3010 km, im Jahresdur{\chnitt 2987,3 km. L Das einbezahlte und verwendete Anlagekapita! betrug am Jahres- {luß 1888 1 063 047 703 Fr.; die Baukosten bezifferten ih auf 912 234467 Fr., für das Bahn- Kilometer auf 315435 Fr. Von leßteren entfielen auf Bahnanlagen und feste EinriÏ®tunzen 813 889 764 Fr., auf das rollende Material 90 068 057 Fr., auf Mobiliar u:d Gerätbschaften 8 276 646 Fr.
Befördert wurden im Jahre 1883 27 078 549 Reifente (gegen 25 762 822 im Vorjahre), davon in I. Klase 1,90 %o, in II. 18,88 9%, in TTI. 79,22%, Das Gefammtgewiht aller beförderten Güter (ein- {ließli Gepäck und Thiere) war 8 873 172 t (gegen 8 333 503 t im Borjahre).
Als Betriebs-Einnahmen ergaben si im Jahre 1838: 31 147035 Fr. (1887 30 099 395 Fr.) aus dem Personenverkehr, 46 624 373 Fr. (1887 44 489 837 Fr.) aus der Güterverkehr; dazu Einnabmen aus ver- \iedenen Quellen 4512 069 Fr. (gegen 4 359 857 Fr.), ergiebt zu- lammen für 1888 82 283 477 Fr. (gegen 78 859 089 Fr. im Jahre 1887), oder für 1 Bahn-Kilometer 27,544 Fr. (26 821 öFr.), 1 Nug- Kilometer 4,72 Fr. (4,79 Fr.), 1 Ahs- Kilometer 0,1977 Fr. (0,1989 Fr.). Auf den Personenoerkehr kamen von den Transport-Einnahmen 40,05 °/0, auf den Güterverkehr 59,95 9/0.
Die Betriebs - Ausgaben bezifferten sich insgesammt auf 43 850 883 Fr. (gegen 42 224 599 Fr. im Jahre 1887), und zwar bes trugen sie für 1 Babn-Kilometer 14 679 Fr (14 361 Fr.), für 1 Nugtz- Kilometer 2,51 Fr. (2,56 Fr.), für 1 AHs-Kilometer 0,1054 Fr. (0,1065 Fr.) oder 53,29% (53,54 9/6) der Gesammt-Eirnnabmen.
_ Der Ertrag stellte sich für das Anlage-Kapital im Jahreë-Dur- schnitt auf 3,392% (3,112 9/0).
Die Gesammtzahl der bei den \chweizerischen Bahnen bes@äftigten Personen betrug 17 407 (gegen 16 846 im Vorjahre), darunter 11 956 (gegen 11 739) Angeftellte. Auf 1 Bahn-Kilometer kamen 5,71 (5,62) im Betriebsdienst beschäftigte Arbeiter.
Literatur.
* „Der deutsche Kaiser*® vonDr. jur. Ritter, Mitglicd des Staatsraths und des Hauses des Abgeordneten. Berlin, Verlag von Walther und Apolant. — Den Inhalt der vorliegenden Shrift bilden die Scblußworte einer von dem Verfasser am 16. August d. F. vor einer Wählerversammlung zu Waldenburg in Swlefien gehaltenen Rede, welche sciner Zeit mit Recht die allgemeine Aufmerk/amkeit in außergewöbnliher Weise in Ansvrub nabm. Die vortreffliche Swilderung des Charakters und des Ideenkreises Kaiser Wilbhelm's II., sowie die Eindrücke, welde der Verfasser im versönlidem Verkehr mit dem Kaiser empfangen und hier wiedergegeben bat, können nit verfehlen, bei allen Lesern einen tiefen und bleibenden Eindruck zu binterlafsen: der Schrift ift eine um so weitere Verbreitung zu wünschen, als der Preis derselben (50 K) ein verhältnißmäßig niedriger ift. :
— General-Feldmarschall Graf Moltke. Ein Lebens- „bild zu dessen neunzigjährigem Geburtstag, gezeihnet von D. theol. Bernhard Rogge, Königlihem Hofprediger. Wittenberg, R. Herrosé’'s Verlag, Sep.-Conto, H. Herrosé. 1890. — Das vor- liegende Lebensbild, ein Volksbuch im besten Sinne des Wortes, eignet sih aufs Vortrefflibste, alle deutshen Herzen und insbesondere die der deutshen Jugend, für welbe es insbesondere bestimmt und berehnet ist, in dem Entschluß zu stärken, den Wahlspruch, welchen Graf von Moltke, der Gegenwart ein Stolz, den kommenden Ges{lechtern ein Vorbild, in die Sammlung von Handschriften deutsher Männer im Germanishen Museum zu Nürnberg als das Loosungéwort seines Lebens eingetragen hat, zu dem ihren zu mahen: Alle Zeit — Treu bereit — Für des Reiches Herrlichkeit! — Indem wir die weiteste Verbreitung des Büchelhen aufs Angelegentlichste empfehlen, unter- lassen wir nit, zu bemerken, daß der sehr mäßige Preis von 50 S pro Exemplar si bei Partienbezug noch erbheblih niedriger geftaltet : 10 Gremplare 4 Æ 50 y, 25 Eremplare 10 4 und 50 Exemplare 17 M 50 s.
* Das Ergebniß der Reihstagswahblen vom Jahre 1890 und deren Konsequenzen von Silesius. Berlin, Verlag von Puttkammer und Mühlbrecht. — Der Verfasser dieser, bereits vor längerer Zeit erschienenen Broschüre erblickt in dem un- erwartet starken Anwachsen der deutsch{freisinnigen und sozialdemokrati- \{chen Mitglieder des Reichstags bei den leßten Wahlen das Symptom einer \ich vorbereitenden Krisis und gelangt zu der Ansicht, daß der drohenden Gefahr nur dadur mit Erfolg entgegengetreten werden könne, wenn den verbündeten Regierungen wesentlide Er- weiterungen ihrer Befugnisse zu Theil würden, welche namentlich in Abänderungen und Verschärfungen des Reihs-Wahlgesetes, des Preß- geseßes und des Sozialistengeseßzes zu finden seien. Daß die An- nahme derartiger Bestimmungen im Reichstage auf große Schwierig- keiten stoßen werde, erkennt der Verfaffer zwar an, glaubt aber, daß dur ein Zusammengehen der beiden konservativen Fraktionen mit dem Centrum der Widerstand der übrigen Parteien überwunden werden könnte. :
* Geschichte der Gefängnißverwaltung in Hamburg von 1622 bis 1872, von Adolf Streng, Gefängnißdirektor der freien und Hansestadt Hamburg. Hamburg, Verlagsanstalt und Druckerei Aktien-Gesellschaft (vormals I. F. Richter). — Hamburg kann si rühmen, \chon lange vor der Zeit, in welcher die Reform der Gefängnisse in den übrigen civilisirten Staaten zum Dur(- bruh fam, Gefängnißanstalten besessen zu haben, welche den Anforderungen der Humanität entsprahen. Es war dies eine Folge der eigenthümlichen Form der Verwaltung, welche sich aus der durch die Reformation eingeführten Verweltlichung der firchlihen Armenpflege entwickelte. Das zu Anfang des sieb- zehnten Jahrhunderts errihtete „Werk- und Zuchthaus“ war eine Anstalt, deren Wahlspruch „Labore nutrior, labore plector“ die Grenzscheide bezeihnet zwischen der im Mittelalter üblichen Körper- strafe und der der Neuzeit angehörenden Freiheitsstrafe, und der bumane Sinn, wel{er fi in ihm ausspricht, ist auch für die weitere ŒEntwickelung des Gefängnißwesens Hamburgs stets maßgebend geblieben. Da der Gedanke, welcher dem modernen Strafrecht zu Grunde liegt, somit in Hamburg zuerst zum Ausdruck kam, so ift die Geschichte des Gefängnißwesens dieser Stadt au niht von bloß lokalem, sondern allgemeinem Interesse. Dem Umstand, daß das Archiv der Gefängniß- verwaltung bei dem großen Brande von 1842 gerettet wurde, ist es
u verdanken, daß es dem Verfafser möglich geworden ift, eine zue salimcadiucenbs Darstellung dieser Geschichte in einer Vollständigkeit