e Bi igs vat Si H R rar ner. iht: E RAEARE Ai BL E T Find E S E Wo B f E t
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Pferden und Mauleseln mit Leibtigkeit zu tragen. Für die Verwen- dung dieses Geschüßzes als Gebirgsges{üy \ind Geschäffe von 700 g bestimmt, für seine Verwendung als Landunatgeshüß die Munition der Hotchkißkanonen. Auf eine 1000 m entfernte Schèibe wurden zuerft einzelne Shüfse aus dem fehr zierlich und elegant aussebenden Geschüy abgefeuert, die recht gute Treffergebnisse hatten. Sodann wurden in 1 Minute 20 Sekunden 10 Schuß abgefeuert, die ‘ebenfalls ein befriedigendes Trefferbild ergaben. 4
111. Versu mit einer 4,7 cm-Schnellfeuerkanone L 30 in Feld- laffete. Dieses Ge\s{üß wurde als leichtes Kavallerieges{chüß bezeichnet, für welhes 4 Pferde völlig genügen, da es dem einzelnen Pferde nur eine Zuglaft von 200 kg zumutket. Der Obertheil des Geshüßes ist drehbar; es wird stets gebremst abgefeuert. Eine stehende Schüßen- linie wurde auf 1200 m aus diesem Geshüt mit Wandgranaten be- \chofsen, wobei wiederum gute Treffer erzielt wurden. Der Rülauf bei diesem Geschütz ift so gering, daß er bei 20 Schuß insgesammt nur 5,3 m betrug. :
IV, Versu mit einer 5,3 cm- Swnellfeuerkanone L 30 in Feld- laffete. Bei diesem Versuch fand die Nabenbremse, die hier einen abj{liefenden Filzring und ftatt des Excenters cine Keilvorrichtung zeigte, nohmals eine genaue Ma durch ihren Corstructeur Röôstel. Geschossen wurde mit scharfen Ringgranaten und Shrapnels gegen eine stehende Schütßenlinie auf 1500 m. Die Schießergebnisse waren namentli bei den Shrapnels, deren lichte Rauchbälle \sich {arf vom blauen Himmel abhoben, zufriedenstellend. :
V. Versuche mit einer 5,7 cm-Schnellfeuerkanone L 30 in Feld- laffete. Es wurde auf S{üßzen hinter einer Gartenmauer auf 1800 m Entfernung mit \charfen Wandgranaten geschossen. Die Treffergeb- nisse waren gut. Sodann wurde aus demfelben Geshüß mit Kar- tätshen gegen drei hintereinander stehende Kavalleriescheiben gefeuert. In 51 Sekunden wurden fünf Schuß abgegeben; jeder enthielt 56 Kugeln. Bei der Besichtigung der Scheiben zeigten sih dieselben recht stark durchlöhert.
N VI. Versuch mit einer älteren 8,2 em-Bronzekanone L 26 in Feld- laffete. Diese Geschüße sind aus Manganbronze, haben aber eine Stahlseele, damit die bei Bronzeges@üßen nach wenigen hundert Schüssen unvermeidli@e Wegreißung der inneren Geshüßwand dur die herausdrängenden Geschosse vermieden wird. Das Geschoß wiegt 7 kg. Der Vers{luß_ ist ein dem Grufonwerk patentirter, nah außen völlig abges{lossener und gedeckter Bangeverschluß, während die übrigen vorher und nachker probirten Geschüße sämmtli den einfachen Keilverschluß hatten. Aus dem Geschüß sind {on etwa 6000 Schuß abgefeuert, ohne daß \ich irgend eine Veränderung gezeigt bätte. Geschossen wurde mit s{harfen Granaten und Shrapnels auf 2350 m Entfernung gegen Artillerie.
VII. Versuch mit einer 7,5 cm-Shhnellfeuerkanone L 30 in Feldlaffete. Gefeuert wurde mit denselben Geshossen und gegen dasselbe Ziel wie beim vorhergehenden Verfu. Das Geschoßgewicht von 7 kg ift bisher bei einem so leichten Gesbüß ungebräuclih ge- wesen. Die Nabenbremse war hier eine selbstthätige, die ihre Wirkung mit der Entzündung des Schusses bezinnt und mit dem Herauseilen des Geschosses aus dem Rohr und dem Beginn und
Fortschreiten des Rückstoßes von selbst stetig steigert.
VIII. Versuch mit einer 12 cm- Schnellfeuerhaubiße L 13 in Feldlaffete. Gefeuert wurde auf 3000 m Entfernung mit \{arfen Ringgranaten und Shrapnels gegen eine Feldshanze. Diese Haubite zeichnet ih dadurch aus, daß in Folge der Anbringung der Swild- zapfen am hinteren Theil des Rohrs auch bei der größten Elevation das Laden des Rohrs mit einer Metallpatrone ermögliht ift, daß der ganze Druck des Rüstoßes auf den breitkonstruirten Laffetenschwanz wirkt, daß die Riht- maschine elastish gelagert ist, daß das Gewicht des ckchweren Keil- vershlusses abbalanzirt und somit eine spielend leihte Handhabung des Verschlusses ermöglicht ist u. f. w. Die Visireinrihtung ist eine sehr sinnreichez sie erregte, wie das ganze Geschüy überbaupt, das lebhafteste Interesse der anwesenden Artilleristen.
Nach Swhluß der Schießversuhe wurde von den meisten Theil- nehmern eine Besichtigung der Ziele zu Wagen vorgenommen, welche befriedigende Resultate ergab.
Wilhelmshaven, 24. September. Von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich wurde, wie „W. T. B.“ meldet, heute früh 8 Uhr mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser die Kreuzer- Korvette „Frene“ außer Dienst ge- e Prinz Heinrich reiste um 9 Uhr 35 Minuten nach Kiel zurü.
Bayern.
München, 23. September. Am 30. d., als am Aller- höchsten Namensfeste Sr. Majestät des Königs, werden in den Hofkirhen zu St. Michael und zu St. Cajetan, sowie in allen fkatholishen Stadtpfarrkirhen und in der protestantishen Matthäuskirhe Festgottesdienste abgehalten. Auch in der altkatholishen Kirche und in der Synagoge finden Festgottesdienste statt. Die Königlichen und städtischen Gebäude werden beflaggt, sonst wird der Tag in akler Stille begangen. — Herzog Franz von Teck nebst Gemahlin, geb. e Mary von Großbritannien und Jrland, ist vorgestern hier eingetroffen.
Die Verheerungen des Hohwassers in der Um- gebung des Bodensees dürften, wie man der „Allg. Ztg.“ aus Lindau reibt, die Veranlassung bilden, daß nunmehr die Frage des Nhein-Durchstihs und der Bodensee- Tieferlegung endlih ihrer Lösung entgegengeführt wird. Das genannte Blatt sagt:
«Das längst angeregte Werk der gemeinsamen Regulirung des Stromlaufes des Rheins hat jeßt gegründete Aussicht, durchzeführt zu werden, und hoffentlih werden niht neue Enttäusbungen kommen. In Verbindung mit dem Durchstih wird auch die Regulirung der Abflußverhältnisse des Bodensees erfolgen müssen. Es muß dahin kommen, daß bei Hochwasser das Niveau des Sees nicht mehr so hoch steigen und die Wasserfläche sich nicht wieder so weit ausdehnen kann, wie es z. B. heuer der Fall war. Eine Regulirung des Rheins, wie sie vorgesehen ist, führt in Zukunft dem Bodensee eine viel größere Wassermenge in rasherem Zuflusse zu. Den etwaigen Folgen muß also vorgebeugt werden. Die Errichtung von S({leusen an den Stauvorrichtungen in Schaffhausen dürfte zunächst in Frage kommen, aber auch eine Er- weiterung der Stiegener Enge bei Stein wird fih als notkwendig berausftellen. Im Thurgau und im Badischen nimmt man die Sache kräftig in die Laud und Schaffhausen wird {{chwerlich seinen Wider- stand auf die Dauer behaupten können.“ °
Oldenburg.
(H,) Dldenburg, 23. September. Die Landes- Synode des Fürstenthums Birkenfeld, welche kirchen- verfassungsmäßig alle fünf Jahre zusammentritt, ist auf gestern zu einer kurzen Session nah Birkenfeld einberufen worden. Die Synode, bei welcher der Regierungs-Präsident Barnstedt als Landesherrliher Kommissar fungirt, wird sich mit der Feststellung des Voranschlages der Landes-Kirchenka}se für die nächsten fünf Jahre, mit der Berathung eines Geseßentwurfs, betreffend die Einrichtung einer Prediger: Wittwen- und Waisen- kasse, mit einer Vorlage des Konsistoriums, betreffend Ein- führung einer neuen biblishen Geschichte und des kleinen Luther'schen Katehismus, sowie mit mehreren anderen Propo- nenden beschäftigen.
Oesterreih -Ungarn.
Wien, 24. September. Se. Majestät der Kaiser Wil- helm trifft, wie die „Pol. Corr.“ vernimmt, am 1. Oktober d. J. um 9 Uhr Vormittags auf dem Nordbahnhofe in Wien ein und wird dortselbst von Sr. Majestät dem Kaiser und König Franz Joseph und Jhren Kaiserlihen und Königlichen Hoheiten den Erzherzogen, dann von dem kommandirenden General, dem Statthalter, dem Polizei- Präsidenten und dem Bürgermeister von Wien feierlih empfangen. Vom Bahnhofe fahren Jhre Majestäten über die Praterstraße, Aspern-Brücke, Ringstraße, dur das äußere Burgthor in die Hofburg und gegen Mittag nah Schönbrunn, wo um 11/2 Uhr ein Déjeuner dînatoire stattfindet. Um 3 Uhr Nachmittags erfolgt die Abfahrt der Allerhöchsten Herrschaften zu den Jagden nah Steiermark. “ :
Nachdem der Minister - Präsident den Bürgermeister Dr, Prix amtlich von der Ankunst des Deutschen Kaisers benalrichtigt hatte, hat dieser einen in äußerst warmen Worten gehaltenen Aufruf erlassen, in welhem er die hee ti ae unter Hinweis auf das Freundschafts- und Friedensbündni beider Staaten auffordert, die Straßen, durh w-lche der Allerhöchste Gast in Wien einziehen wird, festlih zu \hmüdcken.
Betreffs dieser Ausshmüdlung theilt die „Wien. Ztg.“ mit, daß mit den Arbeiten bereits begonnen wurde und die Ausstellung der Flaggenmasten in der Prater- und Maria- hilfer-Straße und der Triumphbogen auf der Ringstraße in Angriff genommen is. Mit Rücckfiht auf die Länge und Breite der zu dekorirenden Straßen werden _auh die Dekorations- Objekte in den entsprechenden Dimen- sionen hergestellt; so sind die Flaggenmaste mit dem Aufsaze in der Praterstraße 18 m boch, die dazu gehörigen Fahnen erhalten eine Flähe von 20 gm. Jn der Prater- straße ist eine Verbindung der einzelnen Masten nach der Längs- rihtung der Straße mit reih behängten Wimpelschnüren in Aussiht genommen. Von der Zollamts-Brücke bis zum Schwarzenbergplate ift die. Aufstellung von 13 über die ganze Breite der Ringstraße reihenden Querdekorationen, bei der Zollamts-Brüe selbst ein reihgeshmüdter Triumphbogen ge- plant. Die übrigen Ringstraßen-Strecken, ferner die Baben- berger- und Mariahilfer-Straße erhalten ihre Schmückung durch Masten mit Fahnen. Bei der Mariahilfer- Linie gelangt eine Triumphpforte, ähnlih der bei der Zollamts-Brüdcke, zur Aufstellung.
Großbritannien und FrlandD.
London, 24. September. Der nationalistishe Ab- geordnete Patrick D'Brien ist, wie man dem „W. T. B.“ aus Cardiff meldet, gestern unter der gleihen Anklage wie William O'Brien verhaftet worden ;
Von der Expedition der british-ostafrika- nischen Gesellshaft sind im „Reuterschen Bureau“ aus der Kapstadt folgende, vom 22. d. datirte weitere Nachrichten eingegangen : :
Die Expedition ist am Flusse Umfoli angekommen und erwartet, den 49 Meilen davon gelegenen Berg Hampden in 5 Tagen zu er- reihen. Ueberall herrschte Rube und der Handel war lebhaft. Die Missionare und Kaufleute kehrten nah dem Lande zurück. Die von der Expedition bereiste Gegend is merkwürdig fruchtbar und wohlbewässert. Die E ngeborenen behaupten, daß das Fieber unbekannt sei. Der den Pionieren in der volcreihen Region von den Mashonas und Mafkalakas bereitete Empfang war ein ausgezeihneter, und allgemein wird die Ansicht gehegt, daß das Land rasch in eine gedeißlibe Ackerbau treibende Kolonie verwandelt werden könnte, wenn nicht Einfälle der Matabeles befürchtet würden, was stets eine Gefahr sein müßte, solange das Militärsystem der Matabeles andauert. Den neuesten Nachrichten zufolge herrschte einige Agitation unter den Eingeborenen infolge der Rückkehr des Abgesandten der Matabeles, der in Capstadt den Gouverneur besuhte, na dem Königskraal in Umyhete.
Frankrei.
Paris, 24, September. Jhre Kaiserlihe und Königliche Hoheit die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin ist von Cannes nach Genua und Neapel abgereist. Jn lebterer Stadt wird, wie „W. T. B.“ meldet, demnähst auch Se. D Hoheit der Großherzog auf der Yacht „Conqueror“ eintreffen.
Der Kriegs-Minister de Freycinet begiebt sich nah einem morgen stattfindenden Ministerrath Behufs Inspektion nach den Departements Alpes Maritimes, Basses-Alpes und Hautes-Alpes. S
Wie die gestrigen Abendblätter melden, ist die Eröff- nung der Deputirtenkammer auf den 20. Oktober festgeseßt. Die Regierung wird Hülfskredite für die Uebershwemmten des Südens ‘verlangen. Den heutigen Morgenblättern zufolge werden den Kammern auch Geseß- entwürse betreffs des Baues einer Stadtbahn und betreffs der Festseßung der Dauer des Arbeits- tages vorgelegt werden.
Der Munizipalrath von Marseille faßte eine Resolution gegen das vom Parlament inaugurirte protek- tionistische Regime.
Der n, berei D nahm 11 Resolu- tionen an, deren hauptsächlichste folgende sind: Die Anti- \klavereisache wird in nationale Comités eingetheilt, deren Organisation und Thätigkeit unabhängig von einander sind. Der Kongreß zählt vor Allem auf friedlihe Mittel, hauptsählich auf die moralishe Thätigkeit der Mis- sionare. Die nationalen Comités werden sich bemühen, die private Hingebung und freiwillige ülfe- leistung unter den bei der Konferenz in Brüssel be- kannt gegebenen Bedingungen wachzurufen. Der Kongreß drückt den vom Papste gebilligten Wunsch einer jährlichen Kollekte für das Werk der Antisklaverei aus. Der Kongreß macht die mohamedanishen Mächte „auf die Ge- fahren aufmerksam, welhe durch die Ausbreitung gewisser mohamedanischer Sekten für die Civilisation und die Freiheit der Schwarzen entstehen, und spriht den Wunsh aus, von den nah Asrika entsandten Missionären keine Zölle zu erheben. Kardinal Lavigerie dankte schließlih den zrigtüdien Mit- gliedern für ihr Erscheinen und ebenso der englischen Regierung. Hierauf wurde der Kongreß geschlossen.
Rußland und Polen.
St. Pater Uimtes, 22. September. Zur Ausländer- frage erfahren die „Russk. Wed.“, daß das Ministerium des Jnnern dem Reichsrath eine Vorlage unterbreitet hat betreffs1 solcher Ausländer, die aus Rußland aus- ewiesen, jedoh von der präsumtiven vaterländischen tegierung niht aufgenommen werden. In dem Projekt wird beantragt, solhe Ausländer, wenn sie die Grenzen Rußlands nicht freiwillig verlassen, auf administrativem
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Wege in den Gouvernements Tomsk und Tobolsk anzusiedeln. Dasselbe würde ferner auch Ausländern wid ren, die mittelst rihterlihen Urtheils unter Polizeiaufsiht gestellt worden sind. Wenn ausgewiesene Ausländer ohne Erlaubniß nach Rußland wieder zurückehren, sollen sie zu einer Ge- fängnißstrafe von 1—3 Monaten verurtheilt werden können.
Ftalien.
Rom, 23. September. Dem „Esercito Jtaliano“ zufolge verhandelte der gestrige Ministerrath über in allen Ministerien, auch dem Kriegs-Minifterium, durchzuführende Ersparungen. Der Kriegs-Minister soll beabsichtigen, alles Mögliche zu thun, um die Militärausgaben herab- zumindern, ohne die Solidität der Armeeorganisation zu ver- ringern; die hierauf bezüglihen Studien habe er bereits in Angriff genommen.
Ueber den Anlaß zur Entlassung des Finanz - Ministers Seismit-Doda wird der „Nat.-Ztg.“ geschrieben, daß er wiederholt über den Kopf des Minister-Präsidenten und des Ministerraths hinweg Geseßvorschläge eingebraht habe. Als nun der Minister-Präfident Crispi einen Beriht über ein Banket in Udine, auf welchem irredentistishe Demonstrationen verübt wurden, ohne daß der anwesende Finanz-Minister dagegen Einspruch erhob, elesen, forderte er ihn auf, seine Entlassung zu nehmen. Als Seismit-Doda eine Verzögerung der Angelegenheit bis zum nächsten Ministerrath verlangte, erklärte Crispi, daß dies keine in einem Ministerrath zu ver- handelnde Sache fei, vielmehr der König allein das Recht habe, Minister zu ernennen und zu entlassen. Der König erklärte sih mit der Haltung Crispi's und mit der Entlassung Seismit-Doda's einverstanden. Die Mailänder „Lombardie“ veröffentlicht den Wortlaut des vom Minister-Präsidenten an Seismit:Doda C Schreibens, dessen Authenticität das genannte
latt verbürgt. Danach lautete das Schriftstück: „Ehren- werther Deputirter Seismit - Doda! Jh benachrihtige Sie, daß Se. Majestät der König ein Dekret gezeihnet hat, kraft dessen Sie niht mehr Minister der Finanzen sind. Se. Majestät der König hat gleichzeitig das Dekret gezeihnet, welhes den Schaß-Minister mit dem Jnterim der Finanzen betraut. Gez. Der Minister - Präsident : Crispi.“ Ein Correspondent der „N. Fr. Presse“ fügt hinzu: Crispi habe dem König die Entlassung Seismit-Doda's auf Grund der Achtung vor den Verpflichtungen empfohlen, welche Jtalien seinen Verbündeten gegenüber freiwillig übernommen habe, und der Minister-Präsident hätte hinzugesetßt, die Erfüllung eingegangenerVerpflichtungen habeimmerdenStolzund Ruhm des savoyishenHerrscherhauses gebildet. So sei Seismit-Doda für seine Duldung irredentistisher Demonstrationen, welhe die Los- reißung Triests und Trients von Oesterreih bezwecken, „exemplarish bestraft“ worden. Der einfahe Rücktritt des Schuldigen habe Crispi keine ausreichende Genugthuung für Oesterreih geschienen. Es is — so {reibt man der
. „Allg. Ztg.“ — begreiflih, daß die Wiener Blätter mit hoher l s diesen Akt der Energie und Loyalität des italienishen Minister-Präsidenten feiern und darin einen neuen Beweis seiner ehrlihen Bundestreue sehen.
Das Banket zu Ehren Crispi's in Florenz ist, einem „Wolff’shen Telegramm“ zufolge, wegen der gleichzeitigen Eröffnung der Architektur-Ausstellung in Turin auf den 6. Oktober verschoben worden, um den piemontesishen Sena- toren und Deputirten die Theilnahme zu ermöglichen. Wie der „Nat.-Ztg.“ geschrieben wird, gedenkt der Minister-Präsident bei diejem Banket eine Rede zu halten, welche sich hauptsächlich mit dem Dreibunde beschäftigen werde. Crispi werde die großen Vortheile darlegen, die für Ztalien aus seiner Theil- nahme am Dreibund erwahsen, und die großen Gefahren be- leuten, denen es im Fall einer Trennung von den Central- mächten sih ausseßzen würde.
Dem „Journal des Débats“ wird aus Rom telegraphirt : Die römischen Sozialisten wollen eine Vertretung zu dem großen deutshen Sozialistenkongreß in Halle shicken. Die Delegirten sollen im Laufe dieser Woche er- nannt werden. Andererseits will Cavallotti, bekanntlich eines der einflußreichsten und geshäftigsten Mitglieder der äußersten Linken, sich demnächst nah Paris begeben, um sih da umzusehen und danach die Haltung zu bestimmen, welche die italienishe Demokratie Frankreih gegenüber einnehmen soll.
Portugal.
Lissabon, 22. September. Nah amtlihen Mel- dungen über die Wahlkrawalle in Goa portugiesish Indien), über die in Nr. 228 des „R.- u. St.:A.“ kurz be- rihtet wurde, bewaffneten \sih die Parteigänger des Führers der Volkspartei, Senhor Loyola, in bernusGten Zustande mit Gewehren und Dolchen, griffen das Rathhaus an und ver- wehrten dem Präsidenten und dem Administrator den Zutritt Behufs Behelligung der Wahlen. “ Die Truppen wurden ge- zwungen, auf das Volk zu feuern, wodurch 11 Personen getödtet und mehrere verwundet wurden. Nach Verhaftung einiger Rädelsführer wurde die Ordnung wiederhergestellt. — Andere Wahlkrawalle ereigneten sich in Margaum gelegent- lih der Wahl von La und waren daher rein örtliher Natur. Der Pöbel \{leuderte Dynamitbomben auf die Soldaten, welche in Folge dessen zum Angriff schritten. Ura 90s Kampfes wurden 8 Bürger getödtet und mehrere verwunde
Schweiz. 24. September. Der Nationalrath hat
Bern, gestern, dem „W. T. B.“ zufolge, E beshlossen, in ti
die Bundesverfassung eine neue Be g auf- zunehmen, wonach zu dem Verlangen einer Volksabstim- mung über Revision eines bestimmten Artikels der Bundes- verfassung oder Aufnahme eines neuen Artikels in dieselbe e S N von 50 000 shweizer Bürgern erforderlich ein soll.
Der König und Prinz Ferdinand von Rumänien haben gestern die Rückreise von der Villa Weinburg nah Ru- mänien angetreten.
Der (gestern telegraphisch kurz erwähnte) vom Bundes- rath bei den eidgenössishen Räthen beantragte Bu n de s- beschluß, betreffend die bewaffnete eidgenössische Intervention im Kanton Tessin, lautet: :
1) Die vom Bundesrath im Tessin getroffenen Maßnahmen werden genehmigt. 2) Der Bundesrath wird ermächtigt, diese Maß- nahmen provisorisch aufreht zu erhalten und, wenn nöthig, ten Be- stand der Okkupationstruppea zu vermehren. Er wird eingeladen, seine Anstrengungen fortzuseßen, um den Kanton Tessin baldmöglichst einem verfassungsmäßigen ustande entgegenzuführen, welcher die nöthigen Garantien für die Aufrehterhaltung des Friedens und der öffentlihen Ordnung bietet. 3) Der Bundesrath wird mit der Aus« führung dieses Beschlusses beauftragt.
Auf Wuns des Kommissars Künzli werden die Jn- Fanterie-Bataillone Nr. 40 und Nr. 42 am 4. Oktober von Bern und Luzern * nah Tesfin entsendet werden, und
war Bataillon Nr. 40 nach Mendrisio und Bataillon
. 42 nah Bellinzona. Am Abend des 4. Oktober werden demnach 4 Bataillone Jnfanterie und 1 Dragoner- Regiment im Tesfin stehen. — Die Berathung der Tessiner Angelegenheit ist im Nationalrath auf nächsten Freitag angeseßt worden. i
Der Berner „Bund“ hebt hervor, daß sämmtlihe an- geseheneren Organe der italienischen Presse, vorab die „DOpinione“, Tribuna“ und „Riforma“, in längeren Artikeln auf das Bestimmteste die von ultramontanen und anderen Blättern der Schweiz sehr unvorfichtig kolportirte Nachricht Über irredentistische Umtriebe beim Tessiner Aufstande dementiren.
Belgien.
Brüssel, 22. September. Jn den leßten Tagen haben zwischen den Ministern und den einflußreichen Mitgliedern der Kammer eifrige Besprehungen über die Haltung stattgefunden, welche die Regierung und die Kammermehrheit gegenüber der Frage der Verfassungsrevision und des allgemeinen Stimmrechts einnehmen sollen. Der Minister-Präsident Beernaert, welcher hierbei von den Ministern Fürst Chimay, Vandenpeereboom und Lejeune unterstüßt wird, hat si, wie der M. „Allg. Ztg.“ geschrieben wird, sofort für einen entscheidenden Schritt ausgesprohen, nämlich für die Einfüh- rung des allgemeinen Stimmrechts zu Gunsten aller Belgier, welche des Lesens und Schreibens mägtig sind; damit würde man die Allianz zwischen den Sozialisten und Radikalen ver- nihten, denn die Leßteren haben sih den Ersteren hauptsächlich in der Forderung des allgemeinen Stimmrechts angeschlossen. Die zweite Ansicht, welhe von hervorragenden ultramontanen Parteiführern vertreten wird, geht dahin, den verfassungs- mäßigen Census von 42,32 Fr. herabzuseßen, das Censussystem aber beizubehalten. Eine dritte Ansiht will die Aufrecht- haltung des status quo und nit einmal die Herabseßung des Census zugestehen. Die meisten klerikalen Provinzblätter ver- treten diefen Standpunkt, welher auch von zwei liberalen Blättern getheilt wird, nämlih von dem „Journal de Liège“ und der „Flandre Libérale“ in Gent. Die übrige liberale Presse hat si bereits für die Verfassungsrevision ausge- sprochen. Morgen soll in Ostende unter Vorsiy des Königs ein Kabinetsrath in der Angelegenheit der Ver- fassungsrevision stattfinden.
Türkei.
Konstantinopel, 21. September. Moussa Bey ist {wie schon telegraphish berichtet) nunmehr nah Medina in die Verbannung geshickt worden. Sein Beshüter Bahry Pascha wurde, nah einer telegraphishen Meldung der „Zimes“, seines Postens als Gouverneur von Scutari ent- yoben und soll als Unter-Gouverneur nah einer noch nicht näher bezeihneten Ortschaft in der europäischen Türkei gesandt werden. Der armenische Patriarch hat wiederum demissionirt und die Situation ist verwidckelt. Die Armenier sind entschlossen, Abhülfe zu ver- langen. Die Kommission zur Prüfung der Beschwerden der grtiehishen und armenishen Gemeinden ist aufgelöst worden. Es soll eine andere Kommission ernannt werden, zusammen-
eseßt aus weniger lauen Elementen oder solhen Per- \onlihkeiten, welche moralishen Muth besißen, praktische ‘Maßregeln zur Beseitigung der wahsenden Unzufriedenheit loyaler Unterthanen des Reihs in Vorschlag zu bringen.
Bulgarien.
Sofia, 23. September. Der Prinz Ferdinand von £ oburg ist mit der Herzogin Maximilian in Bayern in Varna eingetroffen und von der Bevölkerung sympathisch begrüßt worden.
Amerika.
Vereinigte Staaten. Washington, 23. September Die Tarifkonferenz erledigte, dem „W. T. B.“ zufolge, heute die Paragraphen über die Verzollung von Metallartikeln. Die Zollsäße, welhe einen Kompromiß zwischen dem Senat und dem Repräsentantenhause bilden, stellen sh für Stahl- schienen auf 137/; Cents per Tonne, für Stahlplatten auf 9/10, §5/109 resp. */10 Cents per Pfund, je nah ihrem Werth.
In seinem Bericht über die kürzlih von der Marine- Akademie in Annapolis angestellten Versuche mit Panzerplatten sagt der Marine-Minister, daß die Versuche namentlich den Zweck gehabt hätten, festzustellen, ob ¿ganz aus Stahl gefertigte A E in den Vereinigten Staaten produzirt werden jollten. Die englische sog. Com- pound-Platte hat sich nach dem Bericht niht bewährt; der vierte Shuß ging hindurch. Jn der Platte zeigten ih Sprünge, Stücke im Gewicht von 300 Pfund Stahk s{älten fih von der Oberfläche ab und flogen wie Hagel umher. Den Vorzug hatte die französishe ganz aus Stahl hergestellte Platte. Sie bekam keine Sprünge; zwei Geschosse sprangen von ihr ab, ohne sie erheblih beshädigt zu haben und ein Projektil zerschellte an ihr. Das allerbeste Ergebniß aber zeigte die neue f\ran A Nickelstahlplatte. Sie zershellte drei von vier Geschossen, erhielt keine Sprünge und bewies eine außerordentliche Zähigkeit. Dennoch enthält die Platte nur 31/7 Proz. Nickel. Der Marine-Minister hält diese Platte für allen Stahlplatten überlegen. Jeßt hat sie nur noch die Probe gegen die 8zöllige Kanone auszuhalten.
Afrika.
Aus Sansibar vom 23. September berichtet ein Wolff'shes Telegramm: „Der deutsche Reichsangehörige Künzel, der mit 8 Deutschen kürzlih in Lamu gelandet war, gerieth am 15. d. M, in der Stadt Witu mit Ein- wohnern in Streit; hierbei wurden Künzel und 7 seiner Gefährten getödtet, einer derselben entkam. Untersuchung is} angeordnet.“
Wie der „Hamb. Corr.“ mittheilt, hatte sich Hr. Künzel nah Witu begeben, um auf den von ihm angekauften Län- dereien industrielle Anlagen, wie Sägemühlen, zu errichten. Hr. Künzel war außer von dem Arzt Dr, Haeseler von einem Jngenieur, einem Mechaniker, einem Tischler und einem Bäder begleitet, später sind nohch der Somali-Dolmetsch
amah ben JZussuf, der in Begleitung Wissmann's vor einigen
ahren auch in Deutschland war, sowie verschiedene Europäer zu der Expedition gestoßen, sodaß diese im Ganzen aus 10 Weißen bestand. Dr, Haeseler ist am Leben geblieben.
Parlamentarische Nachrichten.
N amtliher Mittheilung ist (wie gestern {on er- wibnt) im 5. Potsdamer Landtagswahlkreise (Stadt Fan) der Regierungs - Rath Dr. Kelch, freikons., dessen
andat wegen feiner Beförderung erloshen war, zum Mit- gliede des Hauses der Abgeordneten mit sämmtlichen abgegebenen Stimmen — 141 — wiedergewählt worden.
Kunst und Wissenschaft.
Der Dichter Dr. Hermann Grieben is, wie „W. T. B.“ aus Köln meldet, heute früh um 43 Uhr gestorben; er erreihte ein Alter von 68 Jahren. Grieben, welcher lange Jahre hindurch Redacteur der „Kölnischen Zeitung“ war, hat si auf Felletriftishem Gebiet einen geahteten Namen erworben und namentli als Drama- tiker und Lyriker die deutshe Literatur mit manhem \{äßenswerthen Werk bereihert. Seine gesammelten Gedichte erschienen in dritter Auflage 1884 unter dem Titel „Rheinisbe Wanderlieder“.
— Nah einer Meldung des „W. T. B.* aus Wien is der Professor der Nationalökonomie Dr. Lorenz Ritter von Stein gestern in Weidlingen gestorbe'n. Lorenz von Stein war einer der bervorragendsten Staatsrehtslehrer und Nationalökonomen, welchem Wissenschaft und Politik viele \{äßenêwerthe Ergebnisse seiner Forshung verdanken. Er wurde am 18. November 1815 in EXernförde geboren, ftudirte in Kiel und Jena Philosophie und Rechtswissenschaft und habilitirte fih als Privatdozent in Kiel, wo er 1846 Porfessor wurde. Da er publizistish das Ret der Herzogtbümer gegen die dänische Regierung verfoht, wurde er 1852 aus dem Staatsdienst ent- lassen. 1855 folgte er einem Ruf als Pofefsor der Staatêwissenshaften an die Universität Wien, an welcher er bis zu seiner 1885 erfolgten Pensio- nirung wirkte. Von seinen Werken nennen wir: Der Sozialismus und Kommunismus in Frankceih (Leipzig 1842); Geschibte der sozialen Bewegung in Frankreih von 1789 bis auf unsere Tage (3 Bände 1849I—51 Leipzig; System der Staatswifsenshaft (Stuttgart 1852—56); Lebrbuch der Volkswirthschaft (1858); Lehrbuch der erag s (1860); Die Verwaltungslehre (1865); Dic drei
ragen des Grundbesitzes (1881).
— Das Preisgeriht der Il. Internationalen Aus- stellung von Aquarellen, Pastellen u. st w in Dresden, welches aus den Hrrn. Hans von Bartels (München), Gregor von Bowhmann (Düsseldorf), Eugen Felix (Wien), Ferdinand Pauwels (Dresden) und A. von Werner (Berlin) bestand, hat, wie das „Dresd. Journ.“ meldet, folgende Auszeihnungen zuerkannt: Goldene Medaillen: Eugen Dücker und Karl Gehrts, Düsseldorf ; Silberne Medaillen: Hans Herrmann Berlin; Heinz Heim, Darmstadt; Alessandro Zezzos, Venedig; Ehren- diplome: C. W. Allers, Karlsruhe; Adolf Art, Haag; Hermann Baish, Karlsruhe; Peter Bauer, München; Cesar Biseo, Rom;z Eugen Brat,“ Berlin; Emanuele Brugnoli, Venedig; Gustave Courtois, Neuilly-Paris; P, A. J. Dagnan-Bouveret, Neuilly fur Seine; L. Dettmann, Berlin; Ludwig Dill, Münten; Her- mann Freye, Dresden; Max Friß, Dresden; W. Gause, Wien ; Carlos Grethe, Karlsruhe; Ch. Herbst, Hamburg; Heinrich Hermanns, Düsseldof; Julius Jacob, Berlin; Olof Jern- berg, Düsseldorf ; Eugène Jettel, Paris; P. Kießling, Dres- den; M. Klinger, Rom; Karl Köpping, Paris; Cesar Laurenti, Venedig ; Leon Lhermitte, Paris ; Aug. Mandlick, Münen; Wilh. Maris, Ryswyk (Holland); Hugo Mühlig, Düfseldorf; Her- mann Emil Pohle, Düsseldorf; René Reinicke, München; Ettore Rößler-Franz, Nom; Silvio G. Rotta, Venedig; Friedrich Stahl, Berlin; Friß Thaulow, Christiania; Hermann Vogel, Loschwit ; Hubert Vos, London; Cornelia Wagner, Rom; Julius Wengel, Dresden; Eduard Zetshe, Wien. — Außer Preisbewerbung waren die Preisrichter Hans von Bartels und Ferdinand Pauwels.
Theater uud Musik.
Berliner Theater.
Die Aufführung von „Wallenstein's Tod" am Freitag bringt außer Ludwig Varnay als Wallenstein, Stockhausen und Elisabeth Hruby als Max und Thekla noch einige interessante Neubefetzungen. So wird die Rolle des Grafen Isolani von Hrn. Arndt dargestellt werden, während der neu engagirte Hr. Freiberg an Stelle des noch leidenden Arthur Kraußneck den Buttler spielt.
Thomas-Theater.
Zu der morgen stattfindenden ersten Aufführung von: „Der Raub der Sabinerinnen“, worin Hr. Direktor Thomas zum ersten Male in seinem neuen Theater in der bekannten Rolle des sähsishen Theater- Direktors auftreten wird, sind die Billetbestellungen derart zahlreich eingelaufen, daß die Ausfolgung der vorgemerkten Billets \{chon von 9 Uhr an, also eine Stunde vor der bishecigen Kasseneröffnung, er- folgen muß. Gleichzeitig können auch die Bestellungen für die zweite Vorstellung am Freitag behoben werden. 3
Philharmonie.
Nästen Sonntag, Mittags 12 Uhr, wird Hr. Dr. H. Reimann eine zweite historishe Orgel- Matinée im Saale der Philharmonie vor geladenen Zuhörern veranstalten. Das Programm umfaßt in bistorisher Folge Komposit ionen vom 16. bis 19, Jahrhundert. Der Eintritt ist Jedem, der sih für die Geshichte des kirblihen Orgel- spiels interessirt, gestattet und sind Programme, als Eintrittskarten denend, im Bureau der Philharmonie bis Sonntag Mittag 412 Uhr zu haben.
Mannigfaltiges.
Die Sarkophage des hochseligen Kaisers Wilhelm I. und der hochseligen Kaiserin Augusta, welhe nah dem Vorbild der- jenigen des Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise durch Professor E. Encke im Modell bergestellt sind und kürzlich durch Se. Majestät den Kaiser Wilhelm II. in Augenschein genommen wurden, sfollen, wie die „Neue Preuß. _3tg.* mittheilt, demnähst in fkarrarisem Marmor ausgeführt werden. Jn den auf den Sarkophagen ruhenden Figuren der Ver- ewigten is dem Wunsche derselben, möglihste Einfachheit walten zu lassen, Rehnung getragen. Kaiser Wilhelm ruht in großer Generalsuniform, die Hände über dem auf ihm ruhenden Reichs\{chwert gefaltet. Das Haupt neigt \sich ein wenig zur Seite, Milde und Ernst leuchten aus dem edlen Antlißz. Die Kaiserin Augusta ist in ein faltiges, ähnli jenem der Königin Luise arrangirtes Gewand gehüllt. Auf ihrem Antliß prägt sih jene Sanftmuth und Frömmigkeit aus, welche die edle Frau bei Lebzeiten auszeihneten.
Die Frage der nächtlichen ärztlichen Hülfeleistung, welche n6uerdings wieder zur Sprache evi worden ist, giebt dem ehemaligen Kabinets-Sekretär der Hochseligen Kaiserin Augusta, dem Königlichen Kammerherrn B. von dem Knesebeck den Anlaß zu folgender Zus@hrift an die „Nat. Ztg.“ :
„Baden-Baden, den 22. September 1890. In der Nr. 523 der eNational-Zeitung*“ vom 20. cr. wird unter Bezugnahme auf das jähe Unolück, welhes die durch den Brand in der Friedrichstraße heimgesuchte gge betroffen hat, auf den aus Mangel an genügenden itteln zum Theil noch unvollkommenen Zustand der Berliner Sanitätswahen mit Recht hingewiesen. Da mir die unermüdlichen, aber nur von theilweisem Erfolg gekrönten Bestrebun- gen Ihrer Hochseligen Majestät der KaiserinAugusta auf diejem Gebiet bekannt sind, so darf ih vielleiht mir erlauben, die Aufmerksamkeit der geehrten Redaktion auf die Worte zu lenken, welche auf Seite 14 der Anlage über die Beziehungen der hoh- seligen Kaiserin zu dem Berliner Sanitätswachen-Wesen gesagt sind. Aus der im Allerhöchsten Auftrage mit dem Königlichen Polizei- Präsidium und dem Vorstand der Vereinigung der Berliner Sanitäts- wachen jahrelang geführten_ dienstlihen Correspondenz geht außer-
dem zur Genüge hervor, wie gerade die in der genannten Ausgabe der „National-Zeitung* als wünschen8werth bezeichnete Reforn i stets das Ziel des Strebens der Kaiserin Augusta aewesen ist. Die hohe Frau hat selb von Jahr zu Jahr mit offener Hand der Berliner Sanitätswahen gedacht, hierin aber von Seiten des Berliner Publikums niht diejenige Nahabmung und Unterftüßung gefunden, welch{e erwartet werden durfte. Auch durch die auf Ver- anlaffung der Kaiserin Augusta auf der Hygiene-Ausftellung von 1889 mustergültig eingerihtete Sanitätswache sollte nit allein tem [lokalen Bedürfniß genügt, sondern das Publikum von Neuem auf die Wichtigkeit dieser Institution und deren Subventionirung hbinge- wiesen werden. Vielleiht gelingt, was bisher aus Mangel an ver- ständnißvoller Theilnahme nur unvollkommen erreiht werden konnte, unter dem schGmerzlihen Eindruck einer beklagenswerthen Katastrophe, wenn nunmehr zu größeren Spenden für die 2wecke der vereinigten Berliner Sanitätswachen dringend aufgefordert würde. Mit aus3- ezeihneter Hochahtung B. von dem Knesebeck, Königlicher Kammer- err.
Die von Hrn. v. d. Knesebeck angezogene Stelle befindet sh in der Gedähtnißrede, welhe derselbe am 9. März d. I. auf die Kaiserin Augusta hielt, und lautet:
«Die Wiener Freiwillige Rettungsgefellshaft war der Kaiserin stets vors{webend, wenn sie sih mit der Vervollkommnung des Berliner Sanitätswachen-Wesens beschäftigte. Ihrer Unermüd- lihkeit ift es zu danken, daß dasselbe sich aus s{chwaten Anfängen nunmehr zu einer Vereinsorganisation erweitert hat, die bei größerer Betheiligung der Einwohnerschaft bald auf die Höhe ihrer Aufgabe gelangen würde. Daß eine Großstadt eines Instituts niht entbehren kann, welches für die erfte Hülfe bei Unglücksfällen forgt, sollte keiner Darlegung bedürfen. Indessen hat sich die Ueberzeugung davon nur langsam Bahn gebrochen. Im vorigen Jahre drang die Kaiserin darauf, daß auf der Ausstellung für Unfallverhütung eine Muster-Sanitäts-Wache errihtet werde. Dieselbe beschloß ihre \sech8monatliche Thätigkeit mit der Zahl von
857 Fällen, in denen die erste Hülfe gewährt worden war.“
Das Comité für die Ferien-Kolonien bielt na§ Ablauf der Reisesaison eine Sißung ab. Die Berichte konnten, wie das „Dts. Tagebl.“ erfährt, nur Erfreuliches feststellen. Trotzdem über 200 Kinder mehr binausgesandt wurden, als im vorigen Iahre, kam nur ein s{werer Erkrankungsfall vor. Alle übrigen Kinder — 1217 in Voll-, 1100 in Halb Kolonien — konnten ihren Eltern neu ge- kräftiat zurückgegeben werden. Neu beschickt mit Kolonien wurden zehn Orte, unter ihnen 8 Sool- resp. Seebäder. 841 Kinder genossen ihren stärkenden Aufenthalt. Ihre Aufnahme war überall liebevoll.
Der mit dem Namen und dem Abzeichen des Rothen Kreuzes vielfach getriebene Mißbrauch hat, wie die „Allg. S{weiz. Milit.-Ztg.“ mittheilt, dem Vorstande Veranlassung gegeben, eine Ergärizung der Genfer Konvention anzubahnen. Er hat deshalb einen Wettbewerb für Vorschläge ausgeschrieben, wie \solhen Miß- bräuchen am besten entgegengetreten werden könnte. Es find darauf sieben Arbeiten eingegangen, von denen zwei dur Preise belohnt worden sind und dur den Druck veröffentlicht werden sollen, Beide Preise sind Jtalienern zuerkannt worden. Den ersten (500 Fres.) hat der Privatdozent für Völkerreht an der Universität zu Padua Julius Câsar Buzzati, den zweiten (300 Frs.) der Advokat und Professor des Staatsre{chts an der rämlihen Hochshule Kon- stantin Castori erhalten. Buzzati \{chlägt vor: Für Friedens8- zeiten einen Zusatzartikel zum Genfer Abkommen, nab welchem die Vertragsftaaten dem Rothen Kreuze den nämlichen Schutz gewähren würden wie den Fabrik- und Handel8marken, für Kriegszeiten die Ein- führung von Beglaubigungskarten neben der Armbinde. Castori ge- langt zu einem sehr ähnlihen Ergebnisse: In Kriegszeiten soll dem unbefugten Tragen der weißen Armbinde mit dem Rothen Kreuze dur die Verabfolgung einer Beglaubigungskarte ein Ende gewaht und der ias Mißbrauÿ \treng, der Mißbrauch in verbrecerisher Absicht sehr \chwer bestraft werden; für Frieden8zeiten soll in die Strafgeseßbücher ein besonderer Abschnitt e Vergeben wider das Genfer Abkommen“ mit Strafbestimmungen und in gewissen Fällen mit Ver- öffentlihung des Urtheils eingeführt werden.
Gestern Nachmittag fand die Beerdigung der beiden bei der D Lde im Hause Friedrichstraße 134 verunglückten Diensts- oten statt.
i Ueberschwemmungen.
Paris, 22. September. Der „Köln. Ztg.“ \ch{reibt man: Veber das Unwetter, das gestern die Rhbon-Gegenden und einige andere Departements heimsuchte, liegen jeßt Einzelheiten vor. Der Wolkenbruch in Marseille rihtete furchtbaren Schaden an. Die Artive der Sternwarte dieser Stadt erwähnen eines ähnlihen Ge- witters, das am 29, September 1822 zwishen 94 und 12 Uhr Vor- mittags Marseille verheerte. Die Lage in der Umgegend und namentli der Bewohner der Rhone-Ufer if eine äußerst gefährlihe. In Avignon stieg die Rhgqne beinahe um vier Meter. Alle Staden, die öffentlihen Gärten nnd mehrere Stadtviertel stehen unter Wasser. Der Gardon is ebenfalls aus seinen Ufern getreten und führte Vieh und Ackergeräth mit \ich. Bei Tarascon ftieg die Rhone in 24 Stunden um \ech{8 Meter. Die Gefahr ift dort äußerst ob. In Roquemure stieg die Rhone von Sonnabend Na@ts bis Sonntag Morgens 11 Uhr um 4,18 m und droht Alles zu übershwemmen. Aus Bessagès meldet man, daß die Caze ebenfalls aus ihren Ufern trat, alle Läden der Stadt über- \{chwemmte und die Brücke von Lolle hinwegriß. Nimes wurde von einem wirklichen Wolk-nbruh heimgesuht. In mehreren Stadttheilen steht das Wasser 50 ecm ho. Die Ardèche, ein Nebenfluß der Rhone, stieg um 6 m und richtete große Verheerungen an. Stark litt noh Beaucaire, wo gerade die jährlihe Messe (es ist die leßte, die noch in Frankreich besteht) abgehalten wird. Die Rhone stieg um 5 m und übershwemmte den Plat, wo si die Messe be- findet, riß die Waaren auf den Landungéplägen mit si fort und vernihtete die ganze Weinernte, Der Hérault richtete auch große Verheerungen an. In Vignon seßte er alle Läden und Fabriken unter Wasser; mehrere Häuser stürzten ein, Alles, was sih noch auf dem Felde befand, wurde vernichtet, und eine Ae Vieh ertrank.
Aus Avignon, 23. September, meldet „W. T. B.*“: Die Ueberschwemmungen dauern fort und rihten großen Schaden an. Der Artèhefluß erreihte 17 m; mehrere Menschen haben bei den Verheerungen das Leben eingebüßt.
Die Opfer der jüngsten Ueberschwemmungen am Senegal werden, „W. T. B.“ zufolge, auf 3000 geschäßt. Die Eingeborenen von Kayes und der Umgegend sind aller Lebensmittel entblößt, die Situation am Senegal ift sehr kritisch.
Ueber die im Juli stattgehabten Ueberschwemmungen in China, von denen nur spärlißhe Berichte bis jeßt nach Europa drangen, erhält die eKöln. Ztg.“ folgende Mit- theilung: Augenblicklich befinden wir uns auf einer Insel. Zuecst trat der Peiho in Folge heftiger Regengüsse aus seinen Ufern und seßte das französishe Stadtviertel unter Wasser. Bald darauf durhbrach der große Kanal, der von Peking nah Nanking führt, sein linkes Ufer und überschwemmte die ganze Cbene, die nun einen See darstellt mit einer Tiefe von 3 bis zu 10 Fuß. Soweit das Auge reiht, ift alles bedeckt mit Wasser, und wie weit die Uebershwemmung geht, ist niht mögli zu sagen, da jede Verbindung fehlt. Aus Peking kam zehn Tage lang keine Nachricht. Nun hören wir, daß auch dort Alles weit und breit überschwemmt ist. Die Ernte, die bereits gut stand, ist vernichtet, Tausende sind brot- und obdachlos geworden. Ein jedes trockene Pläßchen — leider sind deren niht viele — wird von den Vertriebenen beseßt. Auf dem die europäis{he Niederlassung und die cjinesishe Stadt in weitem Bogen umziehenden Grdwalle baben si etwa 20 000 Flüchtige niedergelafsen. offentlih bält der Wall dem Elemente Stand. Der Eisenbahndamm von Tientsin nah Tongku ift gleihfalls von den Armen beseßt worden. Schlimmer steht es in und