Fünfte Klasse.
(Ziehung vom 6. bis 31. Mai 1911.)
M 2 zu 300 000 Gewinne 2 zu 500 000 2 200 000 150 000 . 100 000 75 000 60 000 50 000 40 000 30 000 15 000 10 000 5 000 3 000 1 000 500 2 240
127 900
M 600 000
“1000000
400 000 300 000 200 000 150 000 120 000 200 000 160 000 600 000 450 000 900 000 900 000
7 800 000 4 00) 000 3 980 000 30 696 000
142 000 Gewinne und 2 Prämien 52 056 000
U V M Lu
Einnahme.
Einsaß abzüglich
Anzahl der zu begebenden
Schreih- gebühr und der Reichs- stempel- abgabe.
M
Stamm-
lose. Freilose.
der Nachzahlung auf die
Vorklassen
der Freilose.
Gesamt-
einkommen.
M M
1. j 348-000 2. | 340 000 3. } 340 000 4. | 340 000 340 000
11 252 C00 10 993 333 10 993 333 10 993 333 10 993 333
8 000 8 000 8 000 8 000
Dé In Einnahme u. Ausgabe durchlaufender Betrag d.
Zu: Zum Ausgleich der Schlußsumme
298 667 917 333 776 000 1 034 667
11 252 000 11 252 000 11 510 666 11709333 12 028 000
1 034 668
58 846 6G7 309
Freilose
Veberhaupt
Ausgabe.
98 846 976
Betrag : der baren Gewinne. | der Freilose. Mh | M
Gesamtbetrag. Mh
298 667 298 667 258 667 298 667
661 100 1148192 1/665 864 2 281 152
52 056 000
919 767 1406 859 1 924 531 2 539 819
52 056 000
Ueberhaupt
Vorstehender Plan der Klassenlotterie wird zur öffentlichen
58 846 976
224. Königlich preußischen
Kenntnis gebracht.
Die Lose erster Klasse dieser Lotterie werden von den König-
lichen Einnehmern von dem ersten Tage nah
Beendigung der
Ziehung der fünften Klasse 223. Lotterie ab ausgegeben werden.
Berlin, den 17. September 1910.
Königliche Generallotteriedirektion.
Strauß.
Ulrich.
Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinalangeleg enheiten.
Der bisherige Oberlehrer an der städtischen Mädchenschule in Lögen Karl Berg ist zum Kreisschulinspektor in Marggra-
bowa ernannt worden. E
Die Kreisarztstelle der Regierungsbezirk Cassel, mit dem Amtssitz beseßen.
Kreise Frißlar und Homberg,
in Fritlar, ist zu
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 31 der Preußischen Veeammtung enthält unter e
Nr. 11 074 die Bekanntmachung
s Textes des Gesetzes,
enthaltend die landesgeseßlihen Vorschriften über die Ge- bühren der Rechtsanwälte und der Gerichtsvollzieher, vom
6. September 1910.
Berlin W., den 19. September 1910.
Königliches Geseßsammlungsamt.
Krüer.
Angekommen:
Seine Exzellenz der Staats- und Justizminister Dr. B eseler,
vom Urlaub. Abgereist:
Seine Exzellenz der Staatsminister öffentlihen Arbeiten von Breitenbach, gelegenheiten nah den Rheinlanden.
Und Minister der in dienstlichen An-
Nichlamllicßes.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 19. September. Das Königliche Staatsministerium trat heute zu
einer Sißung zusammen.
Der Präsident des Kaiserlihen Aufsichtsamts für Privat- versicherung, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Dr. Gruner
ist mit Urlaub abgereist.
Während der weiteren Abwesenheit des Großherzoglich
badischen Gesandten Grafen von Bercckheim führt der Be- vollmächtigte zum Bundesrat, Ministerialdirektor Dr. Nieser
die Geschäfte der Gesandtschaft.
A E E ; ( Der hanseatische Gesandte Dr. Klügmann- ist nach Berlin
“Furükgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder
übernommen.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Flußkbt. „Vaterland“ am 16. September in Hankau angekommen und geht am 28. September nah Wuhu weiter.
: Baden. |
Die Festlichkeiten aus Anlaß der silbernen Hochzeit Jhrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin haben ihren Anfang genommen. Jn Gegenwart Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs wurde vorgestern eine elektrotechnische Ausstellung eröffnet. Am gestrigen Sonntag, der von herrlichem Wetter begünstigt war, hielten die Ruder- und Schwimmvereine festlihe Ver- anstaltungen ab.
Oesterreich-Ungarn.
Ein Commumqué der Generaldirektion der Südbahn stellt, wie das „W. T. B.“ meldet, fest, daß sih die Lage im ganzen Verkehrsgebiet der Südbahn wesentlich gebessert habe : auch der Güterzugverkehr wickle sh nahezu normal ab. Mit- teilungen über eine tiefergehende Wirkung der Resistenzbewegung entsprächen keineswegs den Tatsachen, ebenso seien die Nach- rihten, daß die Bewegung auf die ungarischen Linien über- greife, durchaus unrichtig.
Portugal. Der König Emanuel hat, „W. T. B.“ zufolge, durch ein Dekret sechzehn Pairs ernannt, die sämtlich Partei- gänger des gegenwärtigen Ministeriums sind. Ferner hat der König eine Amnestie für Preßvergehen erlassen.
Belgien. . Der König und die Königin Holland wieder in Brüssel eingetroffen.
Türkei.
Jnfolge der Einwirkung eines einflußreichen griechischen Deputierten ist der Kriegsminister, „W. T. B.“ zufolge, beim Kultusminister für die Schlichtung des Könfliktes mit dem Patriarchat - eingetreten. Vorgestern abend übergab das Patriarhat dem Kultusminister eine Note, die einer von dem Kriegsminister vorgeschriebenen Formel entsprach, wonah das Patriarhat auf die Nationalversammlung verzichtet. Der Konflikt wird fomit als erledigt betrachtet. Auf die Note des Patriarchats antwortete der Kultusminister, daß, . wenn das Patriarhat in Zukunft ohne Erlaubnis der Negierung die Nationalversammlung abzuhalten versuchen sollte, ähnliche Gewaltmaßregeln angewendet werden würden.
— Nach einer Meldung des „Tanin“ wird eine Spezial- tommission die Frage der Umwandlung der Häfen von Smyrna und Saloniki in Kriegshäfen prüfen.
— Wie das „W. T. B.“ meldet, überraschte vorgestern eine türkishe Grenzwahe bei Domenikon eine aus acht Personen bestehende griechische Bande und erschoß vier Griechen. Eiter weitérèn Meldung zufolge sind ein Gendarmerie- offizier und ‘zwei Gendarmen äuf “dem Wege von Kassandra nah Jsvor von einer griechischen Bande aus dem Hinterhalt
erschossen worden. Griechenland.
Wie die Athener Blätter melden, hat der König erklärt, daß er einer Umwandlung der Nationalversammlung in eine Konstituante niemals seine Zustimmung geben werde.
— Gestern ist Venizelos in Athen eingetroffen und auf dem Bahnhof von einer Anzahl von Korporationen empfangen worden, die ihn in sein Hotel geleiteten. Wie das „W. T. B.“ meldet, äußerte sich Venizelos unter lang- andauerndem Beifall über die Lage und meinte, es liege im Jnteresse der Nation, ihre Anhänglichkeit an das Königs- haus zu zeigen. Die Nationalversammlung müsse ihren revisionistischen Charakter bewahren und die Grundlagen der Geseßgebung den Anforderungen der Neuzeit gemäß umgestalten. Er, Venizelos, werde ein Mitarbeiter derer sein, die für die moralische und materielle Hebung Griechenlands Sorge tragen und es zu einem Faktor der Zivilisation im Osten machen
sind vorgestern aus
wollten.
Bulgarien.
Das neue Kabinett sezt sich laut Meldung des „W. T. B.“ folgendermaßen zusammen: Präsidium und aus- wärtige Angelegenheiten: Malinow; Jnneres : Muschanow; Unterricht: Professor Molow; Justiz: Kammerpräsident Slawejkow; Finanzen: Liaptschew; Krieg: General Nicolajew; Handel und Ackerbau: Krestew: Oeffentliche Arbeiten: Tak ew.
Amerika.
Der Präsident Taft hielt gestern abend_ in Beverly (Massachusetts) eine Rede, in der er, „W. T. B.“ zufolge, ankündigte, er werde in einer Botschaft an den Kongreß im Dezember die Bewilligung von zwei Millionen Dollars zum Beginn des Baues von Befestigungen am Panama- kanal empfehlen; auch werde er den Bau von zwei Dread- noughts befürworten. Taft erklärte sodann, er glaube nicht, daß der Wunsch, Sparsamkeit zu üben, den Bau von zwei Dreadnoughts jährlih bis zur Eröffnung des Panamakanals hindern dürfte.
— Wie eine Depesche des „W. T. B.“ aus Managua meldet, ist ein Dekret erlassen worden, welches das Pro-
ramm der Regierung bis zur nas der neuen Ver- ffung in Nicaragua s\kizziert. Jn aa wird ein oberster Gerichtshof eingeseßt, ferner wer en drei Appellgerihtshöfe ge- schaffen. Das Dekret garantiert die Sicherheit des CEigentums, die Unverlezlichkeit des Briefgeheimnisses, die Jnstitution der Schwurgerichte und die Abschaffung der Todesstrafe.
Asien. ;
Die Generalgouverneure der Mandschurei und von Lang haben der Regierung ein Memorandum überreicht, in dem sie nah einer Meldung des „W. T. B.“ auf die Notwendigkeit einer auswärtigen Anleihe in Höhe von einer Million Dollar zu Eisenbahnbauten und zur Enlwicklung der Industrie hinweisen. Als Garantie werden die bestehenden Eisenbahnen vorgeschlagen.
— Infolge des Widerstandes der
: _Jnfol Partei der witwe sind die Verhandlungen. wegen Wiedereintritt
shi-kais in die Regierung endgültig fehlgeschlagen.
Afrika.
Kaiserin- s Y Uan-
Der Sultan Mulay M hat seinem Sa Mila zurüczukehren.
Kebir, „W. T. B.“ zufolge, gestattet, nah Fes Seine Güter sollen im zurückgegeben werden.
Statistik und Volkswirtschaft.
Berat aun g,
In der Ersten Beilage zum „Deutschen Reichsanzeiger“ Nr. 218
vom 16. September ist in der Tabelle über den
Deutschlands nah Warengruppen zu „2) Werte“ Einfuhr „August 1910“ und „Januar/August 1910“
und 1584 447: 174 619 und 1586 745,
Spezialhand in den Spalten N
zu lesen:
bei Tarifabschn. 1) Erzeugnisse der Lande und Forstwirtschaft usw, statt 417 262 und 3 619 383: 419 560 und 3 621 681,
ferner unmittelbar darunter bei dem Unterabschn. A statt 172 321
und entsprehend in den Summenzahlen neben „Zusammen“ und
neben „Zusaununen wie oben“ statt 701 605 und 5 871 621:
703 903
und 5 872 919, ferner am Schlusse neben „Reiner Warenverkehr“
statt 659111 und 5 588897: G61 409
und 5591195,
[ließlih ganz am Ende neben „Gegen 1909 mehr (-1-) weniger“
in der Einfuhrspalte statt —- 103 858: 106 156.
Der Präsident des R Statistishen Amts.
L L Fuhry.
Chescheidungsbewegung in Preußen 1909. Es wurden im Jahre 1909 rechtskräftig Chen geschieden :
über Q über- Den Dent haupt Städten Lande haupt Ostpreußen . .. . 303 O: 442 86 Westpreußen . ….. 265 173 92 92 Sab: erin 190700 10 470 Brandenburg. . . 1354 924 430 176 Pommern 350 269 81 111 Posen 159 111 48 47 Schlesien 843 548 9295 95 Sachsen. . . 716 DBTE 179 120 Schleswig-Holst.. 477 302 115 163 Hannover ¿ O 102 34 Westfalen. O Hessen-Nassau 380 4l 107 Nheinprovinz . 1043 205 105 Hohenzoll. Lande . F 2 3 | 43 | |
in der Provinz :
im Staate: 7174 1896 129 6739 1626 121 6307 1645 LUC 6013
1526 | 113
T0 n in 6924 5370 1554 106
in den
Städten Lande 150 57
172 470 298 195
95 179 190 261 170 108 205 156 130
214 208 200 197 181
auf je 100 000 stehende Ehen
auf dem
57 49
104 46 22 50 D 75 P 47 20 3 30
51 44 45 42 44
Hiernach ist die Gesamtzahl der Chescheidungen im Berichtsjahre
wieder sehr erheblich gestiegen, und um 705 Fälle, d. Um 31 y. O.
zwar gegen 1908 im ganzen ï. um 8 v. H., gegen 1905 um 2146 Fälle, d. i.
_Im gesamten Zeitraume 1905—09 hat \ich in den Städten nicht nur überhaupt sondern auch verhältnismäßig (um 300 V D. also um etwas über ein Drittel) die Zahl der Chescheidungen erheblich stärker vermehrt als auf dem Lande (um 22,0 v. H., also um über
ein Fünftel). den Landgemeinden und Gutsbezirken mit Sechstel, viel bedeutender als im Stadtgebiet mit rund einem Fünfzehntel.
166 v. H
Dagegen war von 1908 auf 1909 die Zunahme in , alfo einem | i 0/9 9. Gleihwohl entfiel auß im Berichtsjahre
H., also
nur wenig mehr als ein Fünftel aller Ehescheidungen auf das platte Land; der Anteil des Landes war sogar 1909 mit 20,9 v. H noch
etroas geringer als 1905, in welchem Jahre er 22,4 v. Auch im Verhältnisse zur Zahl der stehenden Ehen
famtzahl betru
H. der Ge-
waren die Ebesceidungen in den Städten um ein Mehrfaches häufiger, nämlich in jedem der fünf Jahre über viermal fo bäufig als auf
dem Lande. Schon seit dem Jahre 1907
ist in den Städten durch-
\hnittlich mindestens jede 500., auf dem Lande im Berichtsjahre erst
etwa jede 2000. bestehende Ehe geschieden worden.
Provinzweise waren ebenfalls im Stadtgebiete die Scheidungen durchweg viel häufiger als in den ländlichen Gemeinden; am meisten gilt dies von der Provinz Hessen-Nassau, wo in den Städten etwa
ein zehnmal fo großer Bruchteil platten Lande gerihtlich gelöst wurde. war die Scheidungsziffer in Berlin; 200. Ehe geschieden.
der vorhandenen Ehen als auf dem …. Weitaus am bedeutendsten hier wurde 1909 fast {hon jede
Unter den- Scheidung8gründen des Berichtsjahres kam wie in den Vorjahren am meisten der Ehebruch (8 1565 B. G.-B.) vor, und
zwar in 4332 — also annähernd der Hälfte (47,8 y Scheidungsfälle; hierbei traf den Mann allein 1882
allein 1755 mal, ee Teile zugleich 695 mal die Schuld. d. i. wesentlich über zwei
zweithäufigsten, und zwar in 4073 Fällen,
j H, mal,
A aller d Mm
Fünfteln (44,9 v. H.) aller, wurden Ehen wegen \{chwerer Verletzung
der ehelichen Pflichten usw. (§ 1568 a. a. O.) gesieven, wobei der , beide Teile 457 mal {huld hatten; hierbei überwiegt also die Vershuldun
Mann allein 3055 mal, die Frau allein 561 ma
noch weit mehr als beim Ehebruch. (S 1567 a. a. O.), welche in 1042
€
dung des Mannes . Durch böslihe Verlassung ällen, d. i. etwas über einem
Neuntel aller, den Scheidungsgrund bildete, hatte der Mann 625 mal, die Frau 417 mal, dur Lebensnachstellung (§ 1566 a. a. O.), welche in8gesamt nur in 13 Fällen als Scheidungsgrund vorkam, hatte der Mann 11 mal, die Frau 2 mal die Scheidung verschuldet. erschuldung im
Endlich durch Geisteskrankheit, bei der eine Sinne des § 1574 a. a. O. nicht in Frage kommt,
wurde die Ehe-
\heidung in 231 Fällen verursaht, und zwar 77 mal durch Geistes- durch folche der auf Grund der
krankheit des Mannes, 154 mal, also viel häufiger, Frau. Hiernach entfielen von den insgesamt 10 612 S8 1565—1568 B. G.-B
._zur Rechtfertigung der Ehescheidung in
den Urteilen aufgeführten Scheidungsgründen 6725, also über drei
Fünftel, auf den Mann, hingegen 3887, d. auf die Frau als \{uldigen Teil.
i. nahezu zwei Fünftel,
Sehr wesentlich unterscheiden sich die ländlichen Ziffern der
Scheidungsgründe von den allgemeinen Ehebruch spielt nämlich im Landgebiete viel geringere Rolle als in den Städten;
und den städtischen. als Scheidungsursache eine auf ihn entfielen in jenem
Der
nicht ganz zwei Fünftel, in diesen dagegen au dic Hâlfte der Gründe.
Anderseits sind abweichend vom Stadtgebiete auf
dem Pplatte1 Lande
die Frauen häufiger als die Männer auf Grund des Ehebruch-
paragraphen für den {huldigen Teil erklärt worden überwiegt, wie eas, und in den Städten, au die Schuldziffer der Männer, und bei der Geiste @ 1569 B. G.-B.) die Scheidungsursache zumeist rauen.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Dortmund berichtet die
bruch der Lohntarifverhandlungen
Im übrigen
auf dem Lande skrankheit liegt auf seiten der Stat. Korr.)
„Rh. Westf. Ztg.“ : y A 0 rheinisch-
Der Ab-
westfälishe Brauereigewerbe seitens der Arbeliteror Mone
hat zur Folge gehabt, daß am Sonnabend auf der Bergs\chloß
rauerei
in Clberfeld und der Brauerei Gebr. Booß in Barmen ein
Streik ausgebroden ist.
Es wird dem genannten Blatte mitgeteilt,
daß von feiten des Brauereiarbeiterverbandes teilweise Gewalt an-
ewandt worden ist, um einen arbeitswilligen Maschinisten an der Aufnahme der Arbeit zu hindern. Es ist beabsichtigt, gegen dieses Vorgehen der Arbeiterführer gerihtlihe Schritte einzuleiten.
Die sämtlichen Stetnarbeiter in den Steinb rüchen des Bunzlauer Kreises, etwa 300, sind, der „Köln. Ztg.“ zufolge, ausgesperrt, als Folge elner Weigerung der Arbeiter in dem Sdcillingshen Betriebe, unter einem bestimmten Polier weiter-
arbeiten. ; E In den Halleschen Nöhrenwerken traten nah demselben Blatte wegen der Ablehnung der Forderung auf Verkürzung der Arbeitszeit 300 Arbeiter in den Ausstand. — In dem Ausstand der Arbeiter der Hildebrand\chen Mühlenwerke (vgl. Nr. 219 d. Bl.) wurde am Sonnabend eine Etnigung erzielt, sodaß die Werke heute den Betrieb wieder aufnehmen. i
Aus Wien wird der „Köln. Ztg." telegraphiert : Mit den Ver- tretern der an dem passiven iderstand teilnehmenden etwa 3000 Südbahnbediensteten werden neue Verhandlungen ge- pflogen. Die Güterzüge kommen in Wien mit Verspätungen bis zu sechs Stunden an. i
Infolge der Drohung von 12000 Arbeitern der Ver- einigten Cambrian-Kohlengruben, am heutigen Montag in den Ausstand zu treten, fand, wie das „W. T. B." aus Cardiff meldet, am Sonnabend eine Beratung von Vertretern des ganzen Kohlengebiets von Südwales statt. Es wurde beschlossen, über die Frage des Generalstreiks im ganzen Kohlenrevier eine Abstimmung zu veranstalten. Die Angelegenheit ist dadurch entstanden, daß 75 Arbeiter in der Ely-Grube der Vereinigten Cambrian-Kohlen- gruben streikten, worauf die Arbeitgeber die übrigen 700 Leute der Grube ausf\perrten. Daraufhin verabredeten sämtliche in dem genannten Werk beschäftigten Arbeiter, den Sympathiestreik an- zudrohen. Gestern hielten nun die Delegierten der 12000 Ar- | heiter der Vereinigten Cambrian-Kohlengruben eine Versamm- luny ab, in der beschlossen wurde, nicht erst das Ergebnis der Abstimmung - über die Frage des Generalstreiks im ganzen Kohlenrevier von Südwales abzuwarten, sondern sofort heute ohne weiteres in den Ausstand zu treten. Man glaubt, daß der Verband der Walliser Kohlengrubenbesißer damit antworten wird, daß er über sämtliche 200 000 Grubenarbeiter im ganzen Kohlengebiet von Süd- wales die Aus\perrung verhängt.
In Barcelona ist, „W. T. B.“ zufolge, die Zahl der Aus- ständigen auf etwa 9000 angewachsen, und der Streik beginnt auch, a auf die Fabriken der Umgebung auszudehnen. Die Stadt ist ruhig. — In Bilbao is es zwishen Ausständigen und Arbeitswilligen wiederholt zu Zusammenstößen gekommen. Mehrere Ruhestörer wurden verhaftet.
Kunst und Wissenschaft.
Die Reich8marinesammlung im Museum für Meereskunde hat in den leßten Tage eine wertvolle Bereiherung erfahren dur Ueberwêisung der Modelle von dem Großen Kreuzer „von der Tann“ und dem Kleinen Kreuzer „Kolberg“. „von der Tann" ist unser neuester fertiger Panzerkreuzer, ferner der erste deutshe Kreuzer großen Deplacements — er übertrifft mit seinen rd. 19 000 Tonnen in dieser Beziehung noch die Linienschiffe der ,Nassau“-Klasse um 500 Tonnen — und das erste große Schiff mit Turbinenantrieb in der Kaiserlichen Marine. „Kolberg“ zeigt den neuesten Typ unserer kleinen Kreuzer. Er hat in den leßten Monaten seine Probefahrten erledigt und soll, ebenso wie „von der Tann“, zur Hochseeflotte treten. Das Museum ist geöffnet an den Sonntagen von 12 bis 4 Uhr, am Montag, Mittwoh und Sonnabend jeder Woche von 10 bis 3 Uhr, an den Dienstagen ebenso, aber nur für Schulen und Vereine. Am 1. Feier- tag der drei großen Feste ist das Museum geschlossen, dafür gilt der 2. Feiertag als Sonntag. Der Eintritt ist h
Am Sonnabend ist, wie hiesige Blätter melden, der Maler und Lehrer an der Akademischen Hochschule für die bildenden Künste, Pro- fessor Woldemar Friedrich im Alter von 64 Jahren gestorben. Professor Friedrih war in Gnadau, Kreis Celle a. S., geboren und besuchte die Berliner Akademie und die Kunstschule in Weimar. Er ist dur sein Neformationsbild im Wittenberger Gymnasium, die Ausmalung der Kuppel des Berliner Landesausstellungsgebäudes, des Doms in Berlin, der Buchhändlerbörse in Leipzig u. a, sowie als Herausgeber und Jllustrator verschiedener Werke, wie „Der wilde Jäger“, „Sechs Monate Indien“, „Bilder aus Goethes Leben“ u. a. bekannt geworden. Er war Mitglied des Senats der Königlichen Akademie der Künste und der Preußischen Landes-Kunstkommission.
Land- und Forstwirtschaft.
Das Internationale landwirtschaftliche Institut in N om veröffentliht, „W. T. B.* zufolge, über das voraussichtliche Ergebnis der Halmfruchternte in einer Anzahl von Undern folgende Schäßzungen in 1000 Doppelzentnern: :
Weizen : Stalien 45 000 (gegen 52758 in 1909, Ungarn 54018 (34024), Bulgarien 15 400 (12 500), NRnmänien 29 625 (16 023), Schweden 1812 (1881), Vereinigte Staaten 182 408 (200 630), Canada 33 417 (45 252). °
Roggen: Jtalien 1360 (1278), Ungarn 15081 (12 002), Bulgarien 3200 (2100), Rumänien 2232 (784), Rußland 243 130 (228 078), Dänemark 4799 (4836), Schweden 5795 (6338).
Gerste: Jtalien 2085 (2384), Ungarn 14224 (16 159), Bulgarien 3700 (2500), Rumänien 6710 (4495), Rußland 117 375 (103 900), Dänemark 4462 (5071), Vereinigte Staaten 33 558 (37 075), Canada 8576 (11 833). i
Hafer: Italien 4140 (6300), Ungarn 12 037 (14 207), Bulgarien 2300 (2850), Rumänien 4243 (4046), Rußland 162 737 Cg 450), Dänemark 6592 (7297), Vereinigte Staaten 153 606 (149 415), Canada 43 683 (57 157).
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.
Das Kaiserlihe Gesundheitsamt meldet den Ausbruch der Maul- und Klauenseuche aus Groß -Schren, Kreis Rosenberg, Regierungsbezirk Marienwerder, am 15. September 1910.
Mohacs, 17. September. (W. T. B.) Hier erkrankten heute drei Personen unter Choleraverdacht, zwei sind gestorben. : St. Petersburg, 17. September. (W. T. B.) Während der leßten 24 Stunden sind in St. Petersburg 47 Personen an Cholera erkrankt und 21 gestorben. Die Gesamtzahl der Erkrankten
beträgt 583. Nom, 18. September. E T. ZP In den leßten 48 Stunden sind in Apulien an Cholera 13 Personen erkrankt und fünf
gestorben.
Griechenland.
, Die griehishe Regierung hat für die Herkünfte vonNeapel eine Se U sowie die Desinfektion der Kleidung und Wäsche der Reisenden dritter Klasse und der Schiffs- besazung verfügt.
(Weitere Nahrichten über Gesundheitswesen 2c. \. i. d. Ersten Beilage.)
Verdingungeu im Auslande.
(Die näheren Angaben über Verdingungen, die beim „Reihs- und
taatsanzeiger“ ausliegen, können tn den Wochentagen in N
Expedition während der Dienststunden von 9 bis 3 Uhr eingesehen werden.) -
Oesterreih-Ungarn.
K. K. Betriebsleitung in an owig 12 Uhr: Bauaus\chreibung für die Schlepp
, 24. September 1910, ahn Sereth-Untersynoutz
(Bukowina) von km 0,0 bis km 4,690. Näheres bei der erwähnten Betriebsleitung und beim „Rei anzeiger“. : s
30. September 1910, 12 Uhr. K. K. Vetriebsleitung Czerno- wiß: Lieferung von ungefähr 3000 kg Leinölfirnis. Näheres bei der erwähnten Betriebsleitung und beim „NReichsanzeiger“*
Griechenland.
Finanzministerium in Athen. 6./19. Mai 1911, 11 Uhr Vor- mittags: Meistbietende Vergebung der Ausbeutung von Eisenminen auf der Insel Seriphos, bekannt unter tem Name „Mine de Cap de Chalara“. Interessenten haben bis zum 5./18. Mai 1911 bei der griechischen Zentralstaatskasse als Kaution 20 000 Drachmen bar oder in griechishen Staatspapieren — zum Tageskurse — zu hinter- legen und die Quittung hierüber der versiegelten Offerte beizufügen.
Die Offerten sind auf Grundlage einer dem Staate für die Tonne des ausgegrabenen Erzes zu zahlenden Summe zu machen. S alen haben das Recht, die genannte Gegend, von welcher ein Plan beim Finanzministerium vorliegt, zu besichtigen, zu \tudieren und vom Erze behufs Analyse eine Menge bis 100 kg zu ent- nehmen. Derjenige, welcher die Ausbeutung ersteht, hat inner- halb zweier Monate von der Bekanntmachung der Genehmigung die Kaution, bei sonstigem Verlust der ursprünglichen Kaution von 20 000 Drachmen auf 50 000 Drachmen zu ergänzen. Innerhalb von vier Monaten vom Tage der Bekanntmachung der Genehmigung hat der Unternehmer eine griechische Aktiengesellschaft (Société anonyme hellénique par actions mit einem bet ihrer Bildung voll einge- zahlten Kapital von mindestens 300 000 Drachmen und mit dem Sitze in Athen zu gründen; will er jedo selber die Ausbeutung vornehmen, so muß er mindestens 300 000 Drachmen bei einer vom Finanz- ministerium zu bestimmenden griehischen Bank hinterlegen. Die Gesellschaft hat innerhalb von sechs Monaten von der Mitteilung der Genehmigung die Ausbeutung zu beginnen. Sie muß den Zeit- punkt des Beginns der Ausbeutung einen Monat vorher {riftli anzeigen. Näheres in griehischer und französisher Sprache beim „Meich8anzeiger“.
Theater und Musik.
Theater des Westens.
„Die \chönste Frau“, Operette in drei Akten von Nudolph Lothar, Musik von Giacomo Minkowski, die vor einigen Tagen im Theater des Westens ihre Uraufführung erlebte, hat die unumschränkte Herrschaft der Herren Löhar, Fall und Oskar Straus auf dieser Bühne ins Wanken gebracht. Ob aber das Tnterregnum das homo novus Minkowski von längerer Dauer sein wird, erscheint doch recht zweifelhaft. Wenn „Die \{önste Frau“ bei einem Teile des Publikums Gefallen fand, so haben dies die Ver- fasser in erster Reihe der meisterhaften Regie und geradezu blendenden Ausstattung zu danken. Die Darsteller der Haupt- partien, vor allem Albert Kußner als Herzog von Teck, sowie Marie Ottmann als die im wahren Sinne des Wortes „\{chönste éFrau“, desgleichen Gustav Maßner und Vilma Conti waren mit Cifer und teilweise auch mit Gelingen bemüht, über die Schwächen der Dperette, die namentlich der Musik anhaften, hinwegzutäuschen. In terxtlicher Hinsicht ist man auf dem Gebiet der Operette in leßter
Zeit nicht allzusehr verwöhnt worden. Rudolph Lothar beweist in der
„Schönsten Frau“, daß ein Operettentert auh ohne Beimischung von Sentimentalität denkbar ist, aererseits hat sich der Autor erfolgreich be- müht, allzu groben Späßen und Unwahrscheinlichkeiten die Tür zu weisen. Ein ganz unterhaltendes N das feinkomisher Wirkungen nicht entbehrt, spielt sich vor unseren Augen ab. In der überaus kleid- samen englishen Tracht um das Jahr 1800 wird ein Herzensroman des Herzogs von Teck ausgetragen, der nah geschickt verwerteten Ent- führungs- und Scheintrauungsszenen \{chließlich ein befriedigendes Ende nimmt. Schade, daß die Lotharsche Handlung keinem gewandteren Tonseßer in die Hände gefallen ist! Selten erschien eine Musik so überflüssig wie in diesem Lustspiel. Selbst Miuffs und Teetassen mußten als Objekte der Vertonung herhalten. Nur selten macht der Komponist Versuche, mit seiner ret farblosen Musik zur eigentlichen Handlung Fühlung zu nehmen. Weder in melodischer- Beziehung, noch hinsichtlich der Behandlung des Orchesters gelingt es dem Tonsetzer, beim Hörer lebhafteres Interesse wahzurufen. Wenn die Operette sich dennoch eine zeitlang auf der Bühne be- hauptet, so wird sie das, wie shon erwähnt, lediglich der nahezu voll- kommenen Aufführung zu verdanken haben.
Sriedrih-Wilhelmstädtishes Schauspielhaus.
„Kletten“ nennt sih eine Komödie von Brieux (deutsch von Ludwig Lewin), die am Sonnabend auf der Bühne in der Chaussee- straße zum ersten Male aufgeführt wurde und viel Heiterkeit erregte. Brieux wandelt wett abseits der Wege, die sonst in den Pariser Stücken, die zu uns kommen, bis zum Ueberdruß betreten werden; anstatt ver- brauchter Situationskomik bietet er Sitten- und Milieuschilderung und anstatt der abgeblaßten Shwankfiguren Charaktere. Das Bild, das er in dieser Komödte zeichnet ist \pezifish Pariserisch: das libre ménage, das hier vorgeführt wird — „freie Che“ würde man es wohl hier nennen —, ist nah seiner dreiaktigen Beweisführung weit {werer zu lösen als eine geseßliche Ghe, deren Parteien sih nit vertragen. Man liebt si, zankt si, trennt sich und vereinigt si {ließlich wieder, weil es dem Manne von s{chwachem Charakter unmög ih ist, das gewohnte Gleis zu verlassen, und weil die weibliche List der seinigen überlegen ist. Die L schreckt hier vor dem äußersten Mittel, vor dem fingierten
elbstmord nicht zurück, um ihre fast verlorene Stellung wieder- zugewinnen. Nudolf Lettinger und Toni Rupprecht verkörperten die betden streitenden Parteien fo meisterlih, daß man in Spannung blieb selbst da, wo der Fluß der Handlung fast versiegte. Besonders war der trockene, überlegene Humor Lettingers von wahrhaft suggestiver Wirkung. Mit den beiden Ge- nannten vereinigten sich die Damen Fel, Heß, die Herren Barg, Kaufmann u. a. unter der Regie oldemar inges zu tadellos ineinander greifendem Zusammenspiel. Den heiteren Abend beschloß Oskar Blumenthals älterer Shwank „Niobe“, dessen Komik auf ähnlihen Voraussetzungen fußt, wie „Die goldene Ritterzeit“, die bis vor kurzem im Neuen Theater gegeben wurde. Die beiden U, rollen des Peter Dunn und der în seinen Träumen zum Leben er- wachten Statue der Niobe wurden von Alfred Shmasow und Erna Sydow sehr belustigend gespielt.
Vielfachen Anregungen und Wünschen Folge gebend, hat die Generalintendantur der Königlihen Schauspiele sich entschlossen, „Manfred“ noch einmal, und zwar morgen in den Spielplan des Neuen Königlihen Operntheaters aufzunehmen. Herr Staegemann is der Vertreter der Titelrolle. Neben ihm I die Herren Mannstaedt, Zeisler, Gode, die Damen Willig, Nessel, Steinsieck u. a. in größeren Aufgaben beschäftigt. In dem gesanglichen Teil wirken die amen Easton, Ober, die Herren Bach- mann, Bischoff, Bronsgeest, Griswold, Schöffel mit. Dirigent err Blech. — Am Mittwoch beginnt Fräulein Farrar die Reihe ihrer diesjährigen Gastrollen mit „Manon*. :
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen, Dienstag, Molières „Eingebildeter Kranker" in der Bearbeitung Paul Undaus aufgeführt. Den Argan spielt Herr Vollmer, die Toinette Sl
Gramm: außer ihnen sind die Herren Boettcher Werrack, Pohl, Ballettin, Eichholz, Eggeling sowie die Damen Abih und Heisler eshäftigt.
In den Kammerspielen des Deutschen Theaters ist für Freitag die deutsche Uraufführung von Emile Verhaerens Tragödie „Das Kloster" angesetzt. | |
Die Uraufführung des Felix Joskyshen Schauspiels „Das Alter“ findet im Neuen Theater am Sonnabend, den 24. d. M. statt.
Im Trianontheater wird von morgen, Dienstag, ab wieder das Lustspiel „Pariser Witwen“ allabendlih gegeben.
Am Sonnabend findet im Modernen Theater die Erst- aufführung des Lustspiels „Die Beste der A von Bilhaud und Hennequin, deutsch von Rudolf Presber, statt. Als nächste Neuheit
ist „Der Molo“, Trauerspiel in drei Akten von Leo Birinsky, in Ausficht genommen. Das Werk, das. bereits in Wien mit Erfolg aufgeführt wurde, hat einen Freund von Joseph Kainz zum Ver=-
asser. ;
M Am 1. Oktober tritt das neue Abkommen in Kraft, laut welchem alle dem Verbande Berliner Theaterleiter angehörenden Bühnen die Ausgabe von Billetten an die Vereinsbureaus einstellen. Es sind dies folgende Theater : Berliner Theater, Deutsches Theater, Friedrich Wilhelmstädtisches SMau ea, Gebrüder Herrnfeld-Theater, Kammerspiele, Kleines Theater, Komische Oper, Lessingtheater, Luisentheater, Lustspielhaus, Metropoltheater, Neues Theater, Neues Operettentheater, Neues Schauspielhaus, Passa E Nesidenztheater, Nosetheater, Schillertheater, Theater des Westens.
Emmy Destinn wird in diesem Herbst niht im Rahmen der . Königlichen Oper auftreten, sondern vor ihrer Abreise nah Amerika, wo sie wiederum für die Metropolitan-Oper verpflichtet ist, im Saal der Philharmonie zwei Konzerte veranstalten, von denen das II. Konzert mit dem Philharmonischen Orchester stattfindet. — Die Daten dieser beiden Konzerte sind der 28. und 31. Oktober.
Manuigfaltiges,
Berlin, 19. September 1910.
Ueber die Witterung in Norddeutschland im Monat August 1910 berichtet das Königlich preußische Meteorologische Institut auf Grund der angestellten Beobachtungen : Die Witterung war im August im A Ae fühl und unbeständig. Die Mittel- temperatur lag, abgesehen vom Nordwesten des Landes, der bis 1/, 0 zu warm war, überall unter der normalen; die größte Abweichung (mehr als — 19°) hatte die B Lausiß und das Gebiet nördlich davon bis etwa zur Warthe ( örliß und Frankfurt a. O. je — 1,2 9). Die höchsten Temperaturen wurden im größten Teile des Landes in den ersten Tagen des Monats erreicht, an denen im Osten und Südosten das Thermometer noch bis 30° anstieg. Eine zweite beträchtliche Erwärmung trat dann kurz nah Mitte der zweiten Dekade ein; sie war ebenfalls nur von kurzer Dauer, brachte aber noch einer Anzahl von Stationen die höchsten Temperaturen des Monats. Die Bewölkung war all- gemein zu groß, die Sonnenscheindauer zu gering. Heitere Tage gab es nur sehr wenige, die trüben dagegen waren im s Teile des Gebietes sehr zahlreich; die Dauer des Sonnenscheins betrug meistenorts etwa F der möglichen. Niederschläge fielen schr häufig und an einzelnen Tagen in ungewöhnlicher Menge. Durchschnittlih an der Hälfte aller Tage warNegen zu verzeichnen. Die Monatsmengen überstiegen demgemä auch, mit Ausnahme einzelner Landesstriche im Osten und im Westen, übera die normalen und zwar stellenweise sehr bedeutend. Die relativ größte Niederschlagshöhe hatte Berlin ; hier sind 293 °%, also fast das drei- fache der normalen, gemessen worden. An zweiter Stelle steht Wester- land auf Sylt mit 192 mm = 2349/0; dabei ist besonders bemerkens- wert, daß mehr als die Hälfte dieses Betrages — nämli 102 mm — an einem Tage, dem 5. August, gefallen sind. Noch an zahlreichen anderen Stationen ist mehr als die doppelte oder nahezu die doppelte Menge des langjährigen Durchschnitts aufgezeihnet worden. Die Verteilung der Nieders{chläge war sehr unregelmäßig, wie ih aus der obigen Karte ergibt. Weniger als 50 mm wurden im Rhein- und unteren Emstale fowie im westlihen Münsterlande gemessen, ferner auf der Thüringer Hochslähhe, der Posener Platte und in einzelnen Teilen von Oberschlesien und Littauen. 150—200 mm fielen in Teilen von Schleswig-Holstein und auf den nordfriesishen Inseln, in einem Teile der Lüneburger Heide, im Spreegebiet, in den Bergen westlih von Glagz und in Masuren; über 200 mm endlih in Teilen der oltpreufifiien Seenplatte. Im übrigen Gebiete wurden Mengen von 50—150 mm in unregelmäßiger Verteilung gemessen. In den ersten Tagen des Monats, die warm, regen- und gewitterreih waren, lag über Norddeutschland eine Furhe niedrigen Luftdrucks, die \ich zwischen einem Hochdrukgebiet im Südwesten und einem olchen im Nordosten hindurchzog und .die Entstehung kleiner Depressionen begünstigte. Diese flachen Minima waren die Ursache der großen Niederschlag8mengen, die in diesen Tagen besonders im Nordwesten, in Schleswig-Holstein und auf den nordfriesishen Inseln, fielen. Als fih dann imOsten der Furche eine tiefe Depression ausbildete, sank in Norddeutschland die Temperatur beträchtlich, und die Witterung wurde bei westlihen und nördlihen Winden ziemlich kühl und vorwiegend trübe. Der wechselnde Charakter blieb auch weiter bestehen, als die erwähnte Depression am Ende der ersten Dekade si ostwärts entfernte und bei unregelmäßiger Luftdruckverteilung bald Gebiete höheren, bald solche tieferen Drucks die Herrschaft gewannen. Kurz nah Mitte des Monats wurde diese Verteilung wieder ausgeprägter: über Deutsch- land breitete sich ein Maximum mit im Welseatlkben ostwestlih ver- laufenden Isobaren aus; ein gleihes lag im hohen Norden und zwischen beiden, wie zu Anfang des Monats, eine Furche niedrigen Drukes. Die Temperatur stieg nun wieder und erreichte am 21. nochmals Werte, die beträchtlich übernormal waren. Durch einige innerhalb dieser Furche sih ausbildende kräftigere Depressionen wurde aber die gleihmäßige Verteilung bald wieder gestört, und unter dem wechselnden Ginflusie höheren und tieferen Druckes herrshte weiterhin bis Ende des Monats unbeständiges und im ganzen kühles Wetter. Am Sonnabend, den 17. September, fand die feierliche Er- öffnung des in Klein-Machn ow bei Berlin belegenen Seemanns- erholungsheims „Kaiser Wilhelm- und Kaiserin Auguste Viktoria-Stiftung“ unter Teilnahme der Spißen der Behörden statt. Erschienen war u. a. der Chef des Marinekabinetts Seiner Majestät des Kaisers, Admiral und Generaladjutant v. Müller, als Vertreter des beurlaubten Staatssekretärs des Reichsmarineamts der Vizeadmiral Winkler, als Vertreter des gleihfalls abwesenden Ober- präsidenten der Oberpräsidialrat von Winterfeldt-Potsdam. Ferner waren u. a. erschienen der Ne Gesandte Dr. Klue mann, der Admiral Büchsel, Vertreter der Medizinalbehörden des Reichs- marineamts und des Kriegsministeriums, ferner die Geheimen Räte Busley und Kayser sowie zahlreiche Förderer dieser neuen Wohltätigkeitseinrihtung. Nah Begrüßung der Gäste dur den Vor- Lee Staats\ekretär a. D. Admiral von Hollmann und den chriftführer Hauptmann Dr. Röper gab leßterer einen Ueberblick über die Entstehungsgeschihte des Heims. Einer Anregung Seiner Majestät des Kaisers folgend, wurde 1904 ein Verein „Seemanns- Crholungsheim“ e. V. gegründet, dem gleich anfangs fo zahlreiche Mittel zuflossen, daß das Grundkapital 1905 dem Kaiserpaare zur Silbernen Hochzeit überreiht werden konnte. Es wurde dann ein im Walde gelegenes Gelände an der Zehlendorf-Klein- Machnower Chaussee erworben. Für die Errichtung des. Heims wurde ein Wettbewerb unter der Vereinigung Berliner Architekten auêgeshrieben. Den ersten Preis dieser Konkurrenz erhielten unter 25 Arbeiten die Architekten Giesecke u. Wenzke-Charlottenburg. Nach ihren Entwürfen ist das Heim Jerfggenens das ein Mannschafts-, ein Offiziers- und ein Verwaltungsgebäude sowie ein großes Kasino enthält. Die Einrichtung ist zweckentsprehend und gediegen. Die Offiziere werden in Einzelzimmern untergebraht, während die Mann- schaften zu zweit ein Zimmer bewohnen sollen. Auch die Gesell- da tsräume sind vollständig voneinander getrennt, aber auf der anderen Seite so angeordnet, daß sie bei besonderen Gelegen eiten vereinigt werden können. Das Heim ist zur Aufnahme für Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Kriegs- ün andelsmarine und der Kolonialtruppen bestimmt, ie nah chwerer Krankheit bei guter Verpflegung und Aufenthalt in guter uft ihre verloren gegangenen Kräfte wiedererlangen sollen. Da bis jegt weder für die Kriegs- noch Handelsmarine eine derartige Anstalt bestebt, so ist durch die Errichtung des Heims eine em Dee üde in der Seewohlfahrtspflege ausgefüllt worden. Die ersten Pfleglinge der Kriegsmarine werden am 1. Dktober eintreffen, und es steht zu er- warten daß auch die großen Reedereien und die Seeberufsgenossen- schaft sehr ald erholungsbedürftige Seeleute iw das Heim entsenden werden. Erfreulich ist es, daß weitere Ie des deutschen Volkes sich für die Errichtung des Heims tnteressiert haben und daß Beiträge aus allen Gegenden Deutschlands eingegangen sind. Erwähnt sei, daß der