1871 / 4 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Allianz führen mußte, zurügetviesen,; und haben mit einstimmigem Beschlusse den Weg betreten, der nicht allein für uns der Weg der Ehre war, sondern auch für u S zum Wege der Eh:e und unvergänglichen Ruhmes geworden 1st. :

s rief mir ein politischer Gegner zu : »Nun ist das deutsche Reich fertig!« Und nicht deshalb is jene Voraussagung Wakbrheit _ geworden, weil aus der Waffenbrüdershaft mit Nothwendigkeit auch

die Unterordnung unter den mächtigeren Alliirten zu folgen hätte, sondern deshalb mußte egte Wort zur Wahrh.it werden, weil das deutsche Nationalgefühl in diesem Kriege zu einer Macht geworden is, und eine Gewalt erlangt hat, vor der sich auch die Vorliebe für altgewohnte Verhältnisse beugen muß, und vor der der Gegensaß der deutschen Stämme gegen einander verschwunden ist.

Dieses Sclbstbewußtsein dec Nation is aber kein leerer Gedanke geblieben, es hat eine thatsächlihe Grundlage gewonnen in der emporsteigenden Macht des Hauses Hohenzollern.

Wie die Machtstellung Bayerns im deutshen Reich aus dem allmäligen Zerfall der Reich8macht heraus8gewachsen -ist, so war die Stellung Bayerns im deutschen Bunde das Ergebniß des Dualis- mus. Jn der Rivalität der beiden - deutschen Großmächte lag das

Lebensprinzip der bayerischen Selbständigkeit während der Dauer

des deutschen Bundes. Als durch die Erfolge der preußischen Waffen der Bund gesprengt

und Oesterreich aus Deutschland ausgeslossen war, fonnte das Ueber- ewicht Preußens in Deutschlandnicht länger zweifelhaft sein. Tür Bayern blieb seit jener Zeit nur die Wahl, si entweder den Bemühungen derjenigen anzuschließen, welche die Ereignisse des Jahres 1866 dur erneute Kämpfe vernichten wollten, oder zu versut en, eine den that- sächlichen Verhältnissen Rechnung tragende , für die Selbständigkeit Bayerns möglichst günstige Stellung in Deutschland zu erlangen. Sie wissen , daß ih mi der leßteren Meinung ans{chloß, und fennen die Bemühungen, welche die bayerishe Regierung während der Zeit meiner Amtsführung aufgewendet hat, um dieses Ziel zu erreichen, Wenn die Unierhandlungen der bayerischen Regierung gescheitert find, so kann ih meine damaligen politischen Gegner des Jn - und Auslandes niht von Schuld freisprehen. Das geringe Maß von Opfern, mit welchem damals noch die Verbindung mit dem Norden zu erreichen gewesen wäre , erschien meinen politishen Gegnern des

nlandes als übergroße Beschränkung der Selbständigkeit. Das

usland, dessen Einfluß \ich geltend mate, sah darin eine Verleßung des Prager Friedens. Das Losungéwort war: Aufrechterhaltung des status quo (des augenblidlichen Zustandes). - Wohl nicht ohne die stille Hoffnung auf Wiedecherstellung des status qno ante (des früheren Zustandes), d. h. auf Wiederherstellung eines dem deutschen Bund ähnlichen Zustandes unter gleichzeitiger Niederwerfung

ens.

Preulene: lané und Hoffnungen hat die von den Gegnern unter- \{äßte Krast dcs preußishen Volkes und Heere®) hat die deutsche Ge-

nnung Süddeutschlands, hat vor allem endlich der männliche Ent- chluß unseres Königs im Juli d. J. zu nichte gemacht. Jene Hoff- nungen sind in den Schlachten des deutschen Krieges und in den

: ágen von Versailles begraben worden. ¿ : O n ae sind aber nicht das Resultat süddeuischer Shwäche

und norddeutsher Ueberlistung. Sie sind das naturnothwendige Ergebniß einer geschichtlichen Entwickelung, in welche hemmend einzu- reifen niht dem Jndividuum und nicht einzelnen Staaten von der röße Bayern vergönnt ist. L ; j Der Vertrag in seinen Einzelheiten tritt zurück vor der großen Thatsache des neitgtgründeten deutschen Reichs. Hier is der Keim einer großen Zukunft für Deutschland gelegt. Und die hochherzige Jnitiative unseres Königs, sowie die unverzögerte Zustimmung der deutshen Souveräne, giebt die Bürgschaft , daß Kaiser und Reich auch wirklich Wesen und Jnhalt gewinnen werden. Wenn unser heutiges Votum dazu beiträgt, daß ein Deutsches Reich mit starker Centralgewalt und freigewählter Volksvertretung eschaffen wird; wenn von nun an an die Stelle ruheloser und un- ruchtbarer Sonderbestrebungen eine deutsche Politik tritt, an S wir loyal und ehrlich mitarbeiten; wenn, wie Se. Königliche Hoheit Prinz Ludwig mit Recht bemerkte, die feste Gestaltung des Deutschen Reichs die Möglichkeit gewähren wird, mit dem österreichish-ungarischen Nach- barreich dauernde freundschaftliche“ Beziehungen zu begründen, welche allein geeignet sind, eine Garantie für die Erhaltung des europäischen - Friedens zu bieten; wenn von jeßt an in allen Ländern des Erdballes jeder Deutsche stolz sein kann, sich Bürger des Deutschen Reichs zu nennen, des Reichs, das ihn {hüßt und seine Interessen fördert wenn dieses Ziel erreicht wird, dann können wir wahrhaftig sagen, daß wir Theil haben an einer großen That, indem wir dem Vertrcg zustimmen, und daß die Ströme von Blut und Thränen, welche dieser

Krieg föstet, niht umsonst. geflossen sind.«

Oesterreih-Ungarn. Wien, 3. Januar. Der Bericht des Sl e nusschusses der Reichsraths - Delegation über den- Voranschlag des gemeinsamen Kriegs - Ministeriums, be- treffend das Erforderniß des Heeres für das Jahr 1871, schließt

mit folgendem Antrage: A al _ _»Die bobe Delegation \spreche den Wunsch aus, daß von Seiten PeB FEeintargen Kriegs-Ministeriums nach Schluß der Delegations-

slzungen eine Kommission eingeseßt und zu derselben je sechs- Mit- liedes von jeder der beiden Delegationen, und ee auf Grund dies-

älliger Bezeichnung dur die Delegation eingeladen werden, um die zur Aufstellung eines Normalfriedensbudgets für die Landarmee nöthigen Erhebungen zu pflegen und die einzelnen Ansäße des Bud- gets zu D und das Resultat der Berathungen dieser Kommission

der nächsten Delegation yorzulegen.«

Der Gesammtabsirih, den der Auss{huß im Ordinarium des Heeres8budgets vorgenommen, beziffert sich auf 5,953,294 Fl.

4. Januar. Das » Telegraphen - Korrespondenzbureau « meldet: Die in mehreren Zeitungen seit einigen Tagen als Telegramme kolportirten Sensations8nachrichten Über angebliche Entscndung eines Spezialbevollmächtigten Oesterreihs nach Versailles, sowie Über angeblich in Berlin stattfindenden Ver- handlungen über Abschluß eines Bündnisses, entbehren nach verläßlichen Jnformationen sowohl des Anlasses, als auch der

Begründung.

Innsbruck, 3. Januar. Gestern besichtigte der Kaiser die Truppen. Hierauf fand Empfang der Geheimen Räthe, der Kämmerer, des Offiziercorps, des Landes8ausschusses, der Behörden und verschiedener Deputationen statt. i

Der Kaiser sprach zur Deputation des Landesausschusses, der »N, Fx. Pr.« zufolge: Er habe das Landesßvertheidigung®- Geseß lediglich aus Rücksichten praktischer Nothwendigkeit sanctio- nirt. Er bedauere, daß die Angelegenheit durch Mißgriffe der Regierung®Sorgane zu einer Parteifrage gemacht wurde , die sie nicht sei, Der Kaiser- appellirte an die Loyalität des Tiroler Landtages. i

Heute besichtigte der Kaiser den Landes-Hauptschießstand, wo er das Festschießen eröffnete und von den zahlreich versam- melten Schüßen mit Begeisterung empfangen wurde, Um 5 Uhr war großes Diner im Riesensaale.

Der Kronprinz ist heut hier eingetroffen.

FSraufreih. Paris, 24, Dezember. Das Journal »La Patrie« ist auf 3 Tage suspendirt worden, weil es über militärische Operationen Mittheilungen gemacht hatte. Bei den legten Kämpfen vor Paris is nicht nur das BVelleviller Ba- taillon, sondern auch das von Montmartre in voller Unord-

nung în die Quartiere zurückgekehrt. Der Kommandant des

Bataillons wurde verhaftet. :

(Köln, 2) Die Bewegung in der Grafschaft Nizza, welche den Zweck hat , Nizza von Frankreich zu trennen und Italien wieder anzuschließen , dauert fort. Mehrere Komites bestehen. Dieselben stehen mit italienischen , namentlich mit

genueser Komites in Verbindung und verhindern den Abgang -

der mobilifirten Nationalgarde zur Armee. Die Nationalgarde folgt auch dem Gebot derselben und weigert sich, Nizza zu ver- lassen. Es schcint nun, daß die französishen Behörden einschrei- ten und die Mobilisirten der Grafschaft nah Afrika senden wollen.

_ Brüssel, 4. Januar. (W. T. B.) Auszüge aus Pariser Korrespondenzen, welche mittelst Ballon eingetroffen sind, mel- den: Paris, 28. Dezember. An verschiedenen Punkten der äußeren Arrondissements von Paris fanden Ruhestörungen statt , indem Vollshaufen vielfache Verwüstungen anrichteten ; Patrouillen zerstreuten die Ruhestörer. Das » Journal offi- ciel« veröffentlicht ein angeblich von deutscher Seite den Vor- posten übergebenes Schreiben, welches die Niederlage der Nord- armee vom 23, Dezember meldet, Nach Korrespondenzen aus Paris vom 30. Dezember waren Tags zuvor starke Ab- theilungen der sedentären Nationalgarde konsignirt. Die Be- sck{ießung des Forts Rosny während des 29. Dezember war von furchtbarer Wirktung;/ die für bombenfest gehaltenen Kase- matten wurden von Kugeln durhbohrt. :

-— Der »Etoile Belge« enthält Ballonnachrichten aus Paris vom 28, Dezember, aus welchen hervorgeht, daß die an jenem Tage daselbst stattgefundenen Unruhen ihren Grund in Ausschrei- tungen des Publikums gegen einzelne Brennholzverbäufer ge- habt haben. Wie das genannte Blatt hinzufügt, konnten die Unruhen nur mit Mühe unterdrückt werden. Die »Ind6pen- dance Belge« erfährt aus Lyon vom 31. Dezember, daß man daselbst neue Demonstrationen seitens der Rothen befürchte.

Das Brüsseler Journal »Nord« veröffentlicht eine Ballon-Korrespondenz aus Paris vom 30, Dezember, wonach die dortigen Journale, namentlich »Patrie« und »Temþps8«, Trochu anzugreifen beginnen und verlangen, daß derselbe durch Ausfälle die immer drückender werdende Lage der Hauptstadt

beseitige. Vinoy wird bereits als Nachfolger Trochu's genannt,

Die Widerstandskraft Paris scheine mehr und mehr zu erlahmen. a, d Januar. (W. T. B.) Ein Erlaß vom 2. d. M, unterzeihnet von sämmtlichen Mitgliedern der Re- gierung, fordert die Bewohner des Landes auf, die jährlichen Steuern, sowie sonstige Leistungen, soviel als es irgend in den Kräften eines jeden Einzelnen liegt, im Voraus zu entrichten, um hbierdurch die Regierung bei Erfüllung der schweren For- derungeu, welche der Krieg stellt, zu unterstüßen. Die Jour- nale »Union de l’'Ouest«e und »Ami des peuple8«, welche in Angers erscheinen,.sind auf 2 Monate suspendirt worden.

_ Jtalien. Florenz, 4. Januar. (W. T. B.) In Folge der durch die Uebershwemmung in Rom verursachten Berhee- rungen hat der König seine offizielle Reise dahin bis auf den

[E E T CEE P L I E Apr’ 0 S T E M T T T RE E O Ee A TEN E E E Ee L Be A E E E E B C C NFEPEE E A E E N E E M L E 7, 0 R e B L At P T S wid R E A E Pa Ee

L,

Zeitpunkt verschoben, wenn der Senat das Gesey über die Ver- legung der Hauptstadt, angenommen haben wird. Der König soll sich binnen Kurzem nach Turin begeben, um von der Königin von Spanien Abschied zu nehmen, deren Abreise dem- nächst erfolgen sol. Der König hat ein. Schreiben an die Gräfin Reus gerichtet, in welchem er derselben sein Beileid zum Tode des Marschalls ausdrückt, Der österreichisch- ungarische Finanz-Minister von Lonyay wird binnen Kurzem nach Wien zurückkehren, nachdem die finanziellen , zwischen Oesterreich und Jtalien noch schwebenden Fragen geordnet find.

Spanien. Madrid, 3. Januar. (W. T. B.) Der König hielt heute mit Rios Rosas, Ruiz Zorilla, Rivero und Olozaga eine Berathung wegen Bildung des neuen Ministe- riums, Man glaubt, dasselbe werde heute Abend gebildet iu und ein Ministerium der Versöhnung aller Par- teien sein.

Kunst und TVissenschaft.

Berlin, 5. Januar. Am Freitag, 6. Januar, wird eine par- tialec Mondfinsterniß. statifinden. Um 8 Uhr 14 Min. Abends tritt die östliche linke Seite des Mondes in den Erdschatten , dessen Durchmesser größer als der Monddurchmesser is. Um 9 Uhr 44 Min. rverden reihlich 7 des Monddurchmessers verfinsiert sein. Um 11 Uhr 14 Min. endet die Mondfinsterniß auf der westlichen, rechten Seite des Mondes, nachdem dieselbe 3 Stunden gedauert hat.

Von dem im Verlage von Fr. Kortkampf hierselbst heraus- gegebenen Archiv des Norddeutschen Bundes und des ZJoll- vereins, Jahrbuch für Staatsreht, Verwaltung und Diplomatie des Norddeutschen Bundes und des Zollvereins, welhes mit Beilagen, enthaltend Verfassungen und Gesehe anderer Staaten, versehen if und von Dr. jur. A, Koller redigirt wird, sind neuerdings felgende Hefte erschienen: Baud 11]. Heft 6, enthaltend das Geseß, betreffend die Errichtung eines obersten Ger1htshofes für Handelssachen vom 12ten Juni 1869, nebst einem Auszuge aus dem preußischen Geseß, betref-

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fend die Dienstvergehen der Richter und die unfreiwillige Verseßung derselben auf eine andere Stelle öder in den Ruhestand, vom 7. Mai 1851, als Anlage, das Geseß j, betreffend die Wechselstempelsteuer im Norddeutschen Bund, vom 10. Juni 1869,. nebst der Anlage: In- struktion über den Debit der Bundes - Wechselstempelmarken und der gestempelten Wechselblankets, das- Geseß, betreffend die Beschlag- nahme des Arbeits- und Dienstlohns, vom 21. Juni 1869, Nach- träge zur Gewerbe - Ordnung, und zwar 1) Bekanntmachung, betref- fend die Prüfung der Seeschisser und See - Steuerleute auf deutschen Kauffahrteischiffen} vom 20. Mai 1870, 2) Cirkular des Landesdirektors von Waldeck an die Kreisamtmänner zu Arolsen, Corbah und Pyrinont und den Kreisrath zu Wildungen ,- betreffend die Ertheilung von Le- gitimationssheinen, vom 31, Mai 1870, das Geseh, betreffend die Gewährung der Rechtshülfe, vom 21. Juni 1869, das Wahlgeseß für den Reichstag des Norddeutschen Bundes, vom 31. Mai 1869, nebst einer Anlage: Ausführung8-Reglement vom 28. Mai 1870. Band lI1]. Heft 7 enthält: [. Uebersicht der Thätigkeit des Zollparla- ments während der Session 18697 11, Geseße und Verträge, und zwar den Handels- und Zoliverirag mit der Schweiz vom 13. Mai 1869 nebs Schlußproiokoil von demselben Tage, den Freundschafts-, Han- dels- und Schiffahrtsvertrag mit Japan vom 20. Februar 1869, nebst den Bestimmungen, unter welchen der Handel Deutschlands in Japan betrieben werden soll, das Vereins-Zollgeses vom 1. Juli 1869, das Geseß, betreffend die Sicherung der Zollvereinsgren;e in den vom Zollgebiete ausges{lossenen Gebietstheilen vom 1. Juli 1869, so wie das Geseß, die Besteuerung des Zuckers betreffend, vom 26. Juni 1869; ferner IIT. das badische Bankgeseß. Die Fortsetzung mit den ferneren bezügliCen Geseßen anderer Staaten soll im 8. Hefte folgen. Inzwischen ist ferner erschienen: Band I1V., Heft 1 u. 2, unter Mit- wirkung der Mitalieder des Reichstages, Regierungs-Raths Beutner in Potsdam, Ober-Appellationsgerihts-Raths Professor W. Endemann, Justiz: Raths Dr. Meyer in Thorn und des Steuer-Jr\peftors A. Sneider in Berlin herausgegeben. Die Heste enthalien 1) das Geseß, betreffend die Kommanditgesellshaften auf Aktien und die

Afuengesellshaften, vom 11. Juni 1870, erläutert vom Professor Dr.

Endemann, fowie 2) das Strafgeseßbuh für den Norddeutschen Bund, vom 31. Mai 1870, erläutert von Dr. Meyer. i

Deffentlicher Anzeiger.

Steckbriefe und Untersuchungs - Sachen.

Der Cigarrenmacher Krüger aus Lübeck hat dahier einen Ueber- zieher aus braunem Doublestoff ohne Futter, mit doppelter Knopf- reihe, untershlagen und sich dann s{leunig entfernt. Antrag: An- hallen des Krüger, Beschlagnahme des unterschlagenen Ueberziehers und Nachricht ‘anher. Signalement: - Alter: 30 Jahre. Größe: 5 Fuß 10 Zoll. Haare: rothblond. Bart: Schnurr- und Knebelbart. Besondere Kennzeichen: hat einen Stelzfuß. Celle, den 2. Januar 1871.

Königliche Kronanwaltschaft.

Der gegen den Handshuhmacher und ‘Bandagisten Richard Ziegra aus Eisleben unterm 17. Dezember 1869 erlassene Steckbrief wird hierdurch erneueri. Fulda, am 2. Januar 1871.

Der Staatsanwalt.

Steckbriefs-Erledigung. Der von uns unterm 19. Oktober

1870 hinter dem Maurergesellen Ernst Bürger aus Sprottau er-

lassene Steckbrief ist erledigt. Sorau, den 30. Dezember 1870. Königliches Kreisgericht. Abtheilung I.

Edictal-Citation. Auf die Anklage der Königlichen Staat®s- anwaltschaft hierselbst vom 16. Mai 1870 i} mittelst Beschlusses des unterzeichneten Gerichts vom 19. Mai 1870 gegen den Drähtbinder Johann Baraneß aus Sodeomirs in Ungarn wegen Hausirkontra- vention aus §§. 5, 55, 57, in fine, 148 in fins der Gewerbe-Ordnung, §. 26 des Regulativs vom 28. April 1824, F. 20 des Geseßes vom 19. Joli 1861 die Untersuchung eröffnet und zum mündlichen Ver- fahren ein Termin auf den 24. März 1871, Vormittags 9 Uhr, im Sißungszimmer des unterzeichneten Gerichts angeseßt worden. Der seinem Aufenthalt nah nicht zu ermitteln gewesene Angeklagte wird zu obigem Termin hierdurch edictaliter mit der Aufforderung vorgeladen , zur festgeseßten Stunde zu erscheinen und die zu seincr Vertheidigung dienenden Beweismittel mit zur Stelle zu bringen, oder solche dem unterzeichneten Gericht so zeitig vor dem Termine an- zuzeigen , daß sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können, Im Falle des Ausbleibens des Angeklagten- wird mit der Untersuchung und Entscheidung in contumaciam verfahren werden. Als Belastungs- zeugen sind 1) der Königl. Gendarm Schulz zu Sommerfeld, 2) die verehel. Halbhüfner Mertsching , 3) der Gärtner und Gerichtsmann Wishoil, 4) die verehelihte Gärtner Janke und 5) der Polizeiverwalter Maertens, ad 2—s5 aus Göhren, zum Termine mit vorgeladen wor- den. Sorau, den 12. Oftober 1870.

Königliches Kreisgericht. Abtheilung I.

[3655] : : : Auf Grund der Anklage der Königlichen Staatsanwaltschast hier vom 7. November 1870 ist gegen die beurlaubten Landwehrmänner: 1) Arbeitsmann Friedri Wilhelm Ferdinand Graunke, geboren am 13, Dezember 1840 zu Rüßenhagen, zuleßt in Groß-Vorbeck,

2) Kutscher Carl Loppunow , geb. am 1. April 1838 zu Natelfiß, zuleßt in Lestin, 3) Knecht Wilhelm Hahn, geboren am 25, November 1840 zu La- 4) Scbäsertneht Carl Gustav D äferkne arl Gustav Dettmann, geboren am 21. Augu 1837 zu Rogzow, zuleßt in Nessin, E gust 5) ehemaligen Kolonisten Carl Pagel, geboren am 11. Januar 1833 zu Mafiß, Kreis Regenwalde, zuleßt in Neu-Cslpîn, 6). ehemaligen Büdner August Schumacher, geboren am 830. Juli 1833 zu Garchen, zuleßt in Damit, 7) Stellmacher Albert Friedrich Pfundheller, geboren am 18. März 1838 zu Prettmin, zuleßt daselbst, 8) Satiler Carl Kieltyka, geboren am 1. November 1830 zu Nico- lai, Kreis- Pleß, zuleßt in Colberg, 9) Arbeiter Heinrich Schumacher, geboren am 18. September 1831 zu Sternin, zuleßt daselb, : 10) Arbeiter Wilhelm Lange ,; geboren am 26. Juli 1839 zu Prett- min, zuleßt in Semerow, 11) Kneht Wilhelm Böttcher, geb. am 18. Dezember 1838 zu Nörenberg, Kreis Saaßig, zuleßt in Gervin, 12 Tagelöhner Albert Wilhelm Lawonn, gevoren am 5. Juli 1834 „_ zu Lassehne, zuleßt in Queßzin, 13) Schneider Ferdinand Maaß, geboren am 8. November 1838 zu Degow, zuleßt in Damgard, 14) Knecht August Prey, gevoren am 15. November 1839 zu ODrose- dow, zuleßt in Nehmer, 15) ehemaligen Büdner August Bubliz', 1830 zu Baldekow, zuleßt in Gribow, 16) Tagelöhner Friedrih Ludwig Rahmel, geboren am 19. Septem- ber 1834 zu ckDernin, zuleßt in Colberg, 17) Knecht Carl Heinrih Beilfuß , geboren am 7, Januar 1841 zu Warnin, zuleßt in Bartin, weil dieselben hinreichend belastet sind, ohne Erlaubniß die König- lihen Lande verlassen zu haben, in Gemäßheit des F. 110 des Straf- geseßbbuchs durch Beschluß des unterzeichneten Gerichts vom heutigen Tage die Untersuchung eröffnet worden. : : B öffentlichen mündlichen Verhandlung der Sache ist ein Ter- min au z : den 7. März 1871, Vormittags 10 Uhr, i in unserem, im hiesigen Rathhause befindlihen Sißungssaale Nr. 11 anberaumt, zu welchem die oben genannten Angeklagten hierdurch mit der Aufforderung vorgeladen werden, zur festgeseßten Stunde zu ershéinen und die zu ihrer Vertheidigung dienenden Beweismittel mit

geboren am 16. Oktober

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zur Stelle zu bringen oder solche dem unterzeichneten Gerichte so

zeitig vor dem Termine anzuzeigen, daß sie noch zu demselben herbei-" geschafft werden können. i \cheidung in contumaciam verfahren werden, Colberg, den 16. November 1870. Königliches Kreisgericht. L. Abtheilung.

‘Im Falle des Ausbleibens wird mit der Untersuchung und Ent- E F