1871 / 15 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Einer so konsequenten Mifachtung der Genfer Abmachung gegenüber werden die verbündeten deutshen Regierungen zu der Erwägung genöthigt werden , ob oder in welchen Grenzen fie fih Frankreich gegenüber ferner an dieselbe gebunden erachten fönnen. Außer den- in meinem Cirkular vcm 27. Septem- ber v. J. erwähnten, sind von französischer Seite auch Zuwider- handlungen anderer Art gegen Vertrag, Völkerrecht und Krieg8- gebrauch civilisirter Völker vorgekommen. Jn der Schlacht bei Ws th wurde bemerkt, daß Flintenkugeln in die Erde einshlugen und dann mit einem schr vernehmlichen Explosionsknall das Erdreich aufwarfen. Unmittelbar nah dieser Wahrnehmung wurde der Oberst von Beckedorf durch eine cxplosive Flinten- fugel {wer verwundet. Ein eben solches Geschoß hat in dem Gefecht bei Tours am 20. Dezember v. J. den Lieutenant vom 2. Pommerschen Ulanen-Regiment von Oerßen getroffen. Bei angestellten Nachforsbungen, die noch nicht abgeschlossen sind, haben sich unter der in Straßburg erbeuteten Munition Spreng- geschosse für das sogenannte fusil à tabatièro vorgefunden, Ich behalte mir vor, über diese Verlegung der Petersburger Fonvention an die Unterzeichner derselben eine besondere Mittheilung zu richten. Schon jcht aber verdient es in die Erinnerung zurückgerufen zu werden, daß cin französischer Befehlshaber die badischen Truppen, bei denen so wenig, wie in den übxigen deutshen Heeren, Sprenggeschosse für Hand- Feuerwaffen vorhanden sind, der Benußung von fonventions§- widrigen Explosivgeschossen beschuldigt und die badische Bevölke- rung deswegen amtlih mit dem Schicksal der Pfälzer unter Louis XIV. bedroht hat, »même les femmes«.

Eine nahe Verwandtschaft mit dieser Kampfweise hat es, daß in den Taschen gefangener Franzosen eine Patrone ge- funden worden ist, deren Geschoß aus einer in 16- oder mehr- fantige Stücke zerschnittenen , lose wieder zusammengelegten Bleikugel besteht. Eins der vielen eingelieferten Eyemplare dieses Geschosses, welches in seinen. Wirkungen dem gehackten Blei gleichkommt, ist dem Auswärtigen Ante in Berlin über- fandt und daselbst den Herren Vertretern der fremden Mächte —— “vorgelegt worden.

Auch im Seekriege sehen sich die Franzosen ebenso Über das Völkerrecht hinweg. Der französische Kriegsdampfer »De- saix« hat drei deutshe Kauffahrer, die er aufgebracht hatte, »Ludwig«, »Vorwärt8« und »Charlotte« , anstatt sie in einen französischen Hafen. zu führen und_ den Spruch eines Prisen- gerichts herbeizuführen, auf hoher See durch Verbrennen , be- ziehung8weise Versenken, „zerstört. Die deutschen Schiffe werden deshalb zu Repressalien gegen französische angewiesen werden.

Es fann nicht befremden , daß Machthaber, welche für Gesey und Vertrag so wenig Achtung haben, noch weniger Anstand nehmen, fh von der Sitte der heutigen Völker los- zusagen und zu Verfahrungsweisen längst vergangener Kultur- Perioden zurückkehren, ja Dinge billigen, die in allen Zeiten und bei allen Völkern, welche irgend einen, wenn auch noch so eigenthümlichen Begriff von Ehre haben, für besonders s{himpf- lih gehalten worden sind.

Wie die französishen Gefangenen , deren wir eine beis \spiellose Menge unterzubringen haben, die verwundeten und franken wie die gesunden, in Deutschland behandelt werden, darüber haben Krankenpfleger aus neutralen. Staaten aus eigener Anschauung öffentlih und mit Nennung ihrer Namen unaufgefdrdert Zeugniß abgelegt. Die deutschen Gefangenen in Frankreich, obwohl sie nicht den zehnten Theil jener Zahl erreichen, sind. an manchen Orten mit unmenschlicher Härte und Vernachlässigung behandelt worden. Ein Transport von un- gefähr 300 in den Lazarethen von Orleans »gefangenen« bayerischen Kranken, die meisten entweder von Typhus und Dyfssenterie befallen oder verwundet, wurden in Pau in den Zellen und Gängen des Gefängnisses zusammengepfercht, mit einem Strohbündel als Lager, und erhielten sechs Tage lang feine andere Nahrung als Brod und Wasser, bis deutsche und englische Damen sich ihrer annahmen, mit eigenen Mitteln zutraten und die widerstrebenden Behörden zu “einiger Fürsorge bewogen. An anderen Orten, insbesondere bei: der Armee des Generals Faidherbe, werden die Gefangenen, beieiner Kälte von 16 Grad, in unheizbaren Bodenräumen gehalten und. nit mit Decken, nicht einmal. mit warmer odex aus- reichender Nahrung versehen, (während in Deutschland alle zur Aufnahme von Krieg8gefangenen bestimmten Gelasse beim Eintritt des Winters mit Oefen verschen worden sind. Die Mann- _ s{aften deutscher Kauffahrer werden nicht allein als Kriegs®- gefangène festgehalten, sondern wurden zu Anfang wie Verbrecher behandelt, zwei und zwei mit Ketten. zusammengeschlossen,

von Ort zu Ort transportirt, und erhielten eine Nahrung , die -

nach Beschaffenheit und Menge zu der Ernährung eines Men- schen unzureichend war. Einem rechts8widrig zum Gefangenen

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gemachten Civilisten wurde auf seine Beschwerde über Zurück- haltung des für ihn eingesandten Geldes schriftlich der amtliche Bescheid, es höre jede Rücksicht gegen die Gefangenen auf. Gegen empörende Mißhandlungen der durch Städte trans8por- tirten Gefangenen durch die Bevölkerung werden lehtere außer- halb Paris noch heute nicht beshüßt. Jn Deutschland dürfte fein Fall vorgekommen scin, daß die Bevölkerung auch nur mit einem kränkenden Worte die Achtung verleßt hätte, welche das Unglück bei gebildeten Völkern findet. Ungeachtet der von Turkos begangenen Barbareien ist keiner «derselben in Deutsch- land beleidigt oder gar mißhandelt worden.

Die von den Turkos und Arabern ain Verwundeten ver- übten Grausamfkeiten und geschlechtlihen Bestialitäten sind ihnen selbst nah dem Grade ihrer Civilisation weniger an- zurehnen, als einer europäischen Regierung, welche diese afrika- nischen Horden, mit aller Kenntniß ihrer Gewohnheiten, auf einen europäischen Kriegsschauplaß führt. Das »Journal des Dóbats« hat si so viel menschlihes Gefühl und Scham be- wahrt, um Entrüstung darüber zu äußern, daß Turkos den Verwundeten oder Gefangenen mit dem Daumen die Augen aus dem Kopfe drücken. Aber die »JIndépendance Algéórienne«

und nah ihr andere französishe Blätter richten an die.

neuerdings gebildeten afrikanischen Soldtruppen, die Gumks, in- A sie O cinen Einfall in Deutschland empfehlen, folgende n)yrachve:

»Wir kennen Euch, wir shäßen Euren Muth, wir wissen, daß Jhr energisch, ungestüm, unternehmend seid; geht und \chneidet Köpfe ab; je mehr, desto höher wird unsere Achtung vor Euch steigen. Fort mit dem Erbarmcn! fort mit den Gefühlen der Menschlichkeit! Die Gums werden Ehre ein- Lan, wenn wir ihnen die Losung geben: Tod, Plünderung,

rand

Man mag cs auf Rechnung der Turkos schreiben, daß nicht nur Leichen, sondern auch Verwundeten in dem Dorfe Coulours bei Villeneuve le Roi die Köpfe und in dem Dorfe Auxon bei Troyes und anderwärts Nasen und Ohren. abge- \{hnitten worden sind.

Vielleicht ift es der langjährigen Beziehung zu Algier und den Nachkontmen der Barbares8ken zuzuschreiben, daß franzö- sische Behörden ihren Mitbürgern Handlungen gestatten und sogar Vorschriften geben, in denen alle Kriegss\itte christlicher Völker und iedes 1imilitärische Ebrgefühl verleugnet ist. Während bei den übrigen europäischen Völkern der Soldat eine Ehre darin seßt, sich als das, was er ist, als Feind, dem Feinde kenntlih zu machen, hat zum Beispeil der Präfekt des Depar- tement Côte d’Or, Luce-Villiard am 21. November v. J. an die Unterpräfekten und Maires ein Cirkular erlassen, in dem der Meuchelmord durch Nichtuniformirte empfohlen und als Heldenmuth gefeiert wird. :

„Das Vaterlande, heißt es darin, »verlangt von Euch

. nit, daß Jhce Euch in Massen versammelt und Euch dem

Feinde offen entgegenstellt ; es erwartet von' Euch, daß drei oder vier entshlossene Männer jeden Morgen von Un Kommunen ausgehen und sich an einem durch die Natur selbst bezeichneten Orte etabliren, von wo sie ohne Gefahr auf die Preußen schießen können. Vor allem müssen sie auf feindliche Reiter schießen, deren Pferde sie an dem Hauptort des Arrondissements abzuliefern haben. Jch werde ihnen eine Prämie ertheilen und ihre heldenmüthige That in allen Departemental - Zeitungen und im »Journal officiel« bekannt machen lassen. «

Eine Verleugnung nicht nur des militärischen Ehrenpunktes, sondern auch der gewöhnlichsten Rechtlichkeit ist an den gegen-

wärtigen Machthabern wahrzunehmen in Bezug auf den Ehren-.-

wortsbruch französischer Offiziere, Über den ih mich in meinem Cirkular vom 14. Dezember ausgesprochen habe. Wie dort

bemerkt, kommt es weniger darauf an, eine verhältnißmäßig

geringe Anzahl von Jndividuen des französishen Osfizier- standes zu beurtheilen, welche ihr Ehrenwort brechen, nachdem fle si durch Verpfändung desselben die Freiheit der Bewegung innerhalb einer deutschen Städt erslichen haben,

sondern es kommt hauptsächlich ‘darauf an, das Verfahren einer Regierung zu würdigen, welche einen Ehrenwortsbruch dur: Aufnahme des Wortbrüchigen in die Armee thatsächlich gutheißt,

ihn durch Agenten und Prämien fördert. Jn den leßten Tagen haben wir den Beweis erhalten, daß der gegenwärtige Krieg8- Minister den Wortbruch ausdrücklih gutheißt, dazu ermuntert und ihn durch Baarzahlung zu belohnen verheißt. Ein in die Hände unserer Truppen gefallener Erlaß des Kriegs Ministers vom 13. November, désirant encourager les officiers à s’échapper des mains de I’ennemi, verheißt“ jedem aus

Deutschland Entflohenen , abgesehen von der nach älteren Be- .

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stimmungen zulässigen Entschädigung für erlittene Verluste, eine Gratifikation von 750 Franken.

Eine Regierung, welche darauf rechnete, unter regelmäßigen

N an der Spiße des Landes zu bleiben, würde solche aßregeln im Interesse der Zukunft ihres Vaterlandes ver- shmähen. Die Diktatur aber, welche sih in Frankeich der Ge- walt durch einen Handstreih bemächtigt hat, und welche weder von den europäischen Mächten, noch von dem französischen Volke anerkännt ist, rechnet mit der ee des Landes nur nah Maßgabe ihrer eigenen Interessen und Leidenschaften. Die Machthaber in Paris und Bordeaux unterdrücken das im Volke laut gewordene Verlangen nah der Möglichkeit einer Willenserklärung ebenso gewaltsam, wie jede freie Meinungs§- äußerung in Wort und Schrift; durch eine Schreckens- herrschaft, wie sie so willkürliÞh in keinem anderen europäishen Lande möglich wäre, zwingen sie das Volk zur Hergabe seiner Geld- und Streitmittel und zur Ver- längerung des Krieges, weil sie voraussehen, daß dessen Been- digung auch ihrec Usurpation ein Ende machen würde. Eine solche Regierung bedarf, um zu bestehen, der fortdauernden Erregung der Leidenschaften undder gegenseitigen Verbitterung der beiden kämpfenden Nationen, weil sie der Fortdauer des Krieges bedarf, um sich die Herrschaft über ihre Mitbürger zu erhalten. Diesem Zwecke dient eine Art der Kriegführung, welche den sittlihen Begriffen des Jahrhunderts widerstrebt, und für welche, abgesehen von den eingeborenen afrikanischen

Elementen des französischen Heeres, wesentliche Bestandtheile

desselben nur durch die Entwöhnung von europäisczer Kriegs- fitte in überseeishen Kämpfen soweit vorbereitet werden konn- ten, daß sie in den militärischen Traditionen Frankreichs keine allgemeine Verurtheilung mehr findet, Wenn es in der Absicht der Machthaber in Frankreich läge, nicht den Haß der beiden kämpfenden Nationen zu steigern, sondern ihnen die Herstel- lung des Friedens zu ermöglichen, so würden sie dem franzÖö-

fishen Volke die Möglichkeit gewähren, -auf dem unfehlbaren |

Wege freier Presse die Wahrheit zu “erfahren und seine Mei- nungen zu äußern, und sie würden fich beeilen, die auf ihnen lastende Verantwortlichkeit mit den Vertretern der Nation zu

theilen. Statt dessen schen wir, daß: die Presse in Frankreich

a:8 Monopol einer gewaltthätigen Regierung nur zur Ent- stellung der Ereignisse, zur Fälschung der Situation Und zur Ausbeutung der Vorurtheile benußt wird, welche die französi he Staatserziehung den Franzosen bezüglich ihrer Ueberlegen- heit und ihres Anspruchs auf Herrschaft über andere Völker systematisch anerzogen hat.

Die Regierung der nationalen Vertheidigung regt die Volksleidenschaften auf , ohne irgend welches Bestreben , ihre Wirkungen in den Schranken der Gesittung und des Völker- rechts zu halten; sie will den Frieden nicht, denn sie beraubt sich durch ihre Sprache und ihre Haltung der Möglichkeit, ihn, selbst wenn sie wollte, der von ihr erzeugten Stimmung der Massen gegenüber, zur Annahme zu bringen. Sie hat Kräfte entfesselt, welche sie- nicht zu beherrschen und nicht innerhalb der Schranken des Völkerrechts und der europäischen Kriegssitte zu halten vermag. Wenn wir dieser Erscheinung gegenüber zur Handhabung des Krieg®rechtes in einer Strenge genöthigt sind, welche wir bedauern, und welche weder in dem deutschen Volks- harakter, noch, nach Ausweis der Kriege von 1864 und 1866, in unserer Tradition liegt, so fällt die Verantwortung dafür auf die Personen , - welche ohne Beruf und ohne Berechtigung die Fortsezurig des Napoleonischen Krieges gegen Deutschland unter Lossagung von den Traditionen europäischer Kriegfüh- aba Übernommen und der französischen Nation aufgezwoungen aben.

E eta Ceilins ersuche ih ergebenst , dem Herrn Minister der au8wärtigen Angelegenheiten eine Abschrift dieses Erlasses und seiner Anlagen zu übergeben.

von Bisnar k.

Uebersicht der Fälle, in denen von französishen Truppen auf deutsche Parlamentäre geschossen worden ist.

E E S E I R E E N E I T S

Datum. Oertlichkeit.

Name des Parlamentärs.

Bemerkungen.

9. August. vor Lichtenberg 12. do. » Marsal 14. do. in Vremy 15. do. vor Toul 19. do. » Meg

22. do. 24, do. 24. do. 25. do. 2.-September. Di do.

3; do.

10. do.

16. do. Ende September. _1, Oftober.

L. do; 15. do; 18. do: 4. Dezember.

Vitry ieutenant

Montmédy

CGECGEHNAGELPLY

ebendaselbst

UWGWWBWYP

29. 00, » Paris. Versailles, den 1. Januar 1871.

Hauptmann Schill.

Ritimeister Ladendorff.

Premier-Lieutenant von Klüber.

Lieutenant Prinz zu Hohenlohe.

Overst-Lieutenant von Verdy «+1 -- 6 ... | Der Trompeter verwundet. R E von Winterfeld. *emy. :

Verdun Premier-Lieutenant von Schimpf. …..........--- Der Trompeter getödtet.

Meg Lieutenant von Kurowsfi.

Stcaßburg Obrist-Lieutenant von Leszynsfki.

Mezières Rittmeister Graf von Monts.

Mezières Prem.-Lieut. Freiherr von Reißenstein.

Prem.-Lieut.- von Jagow.

Meß Lieutenant Burckhardt.

Toul : Rittmeister von Rochow.

Straßburg Prem.-Lieut. Freiherr von la Roche.

Mey : Lieut. Freiherr von Röder und

L eutenant Mangold.

aris Lieutenant von Rissing..…... «+5

hionville Major von Prittwiß.

? Rittmeister Baron von Eicfstedt. | Péronne - Rittmeister Jouanne,

Lieutenant Liegniez, Alle 3 gefangen genommen. ein Trompeèter. ( Prem.-Lieut, von Uslar. | ®

: 1 Der Trompeter getödtet.

Dér Fahnenträger verwundet.

N -

"Anlage B, umstehend.

h s A S Sei De - A R E e E S" B E rg R P E zin 5 i A 7 Es E S A L E T Ii A E R Df R E