1871 / 18 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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seßte die Sc{lußberäthung des Staatshaushalts - Etats für das Jahr 1871 fort. :

Nachdem noch die Abgg. Reichensperger (Coblenz), Fürst Czartorysfki, Kantatk, Witt, NReichensperger (Geldern) und von N MNoen wourde der Etat des Kultus - Ministeriums

enchmigt.

5 Es folgte die Schlußberathung über die »Einmaligen und außerordentlicen Ausgaben.« Jum Etat des Staats- Ministeriums lag folgender Antrag der Abgg. Strosser und Simon von Zastrow vor:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: die Kap. 1. Tit. 1. B, Pos.: Aukßererdentliche Aus8cabe, Staats-Ministerium zur Zahlung der auf dem Grundstücke Behrensiraße 72 in Berlin haftenden Hypoihet und dcr Kosten der Jnstandseßung des Jnventars erforderlichen 63,509 Thlr. in Ausgabe zu bewilligen.

An der Debatte betheiligten sih die Abgg. Simon von Jasirow, von Henuig, Heise, Lasker.

Der Handels-Minister Graf von Jhenpliß, der Finanz- Minister Camphausen und der Regierungs-Kommissar Wirkl. Geh. Ober-Regierungs-Rath Wehrmann griffen wiederholt in die Debatte ein.

Der Antrag wurde hierauf mit 189 gegen 161 Stimmen

angenommen. e i i : Die übrigen Positionen gaben zu einer Diskussion keine

Veranlassung, und wurde die Schlußberathung somit geschlossen.

Es folgte der mündliche Bericht der Budget-Kommission Über den Etat von den verschiedenen Einnahmen bei der allge- meinen Kassenverwaltung für das Jahr 1871.

Der Berichterstatter Abg. Miquél empfahl, dem Etat mit Vorbehalt der endgültig festzustellenden Zahlen die Qustimmung zu ertheilen.

Der Berichterstatter Abg. Miquél haite noch folgenden be- fonderen Antrag gestellt: 2

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: untec 1. D. des Spezial-Etats »Schwebend2: Schuld« an Zinsen 468,000 Thlr. für 11,700,000 Thlr. Schaßanweisungen und demnächst unter Tit. 1 die geforderte Gesammtsumme mit 17,562,044 Thlr. zu bewilligen.

Der Antrag wurde angenommen und der ganze Etat ge- nehmigt. Hierauf erstattete der Abg. Miquél, als Referent der Budget - Kommission , mündlichen Bericht über den Entwurf eines Gesetzes, - betrcffend die Feststellung des Staats8haus8halts- Etats für 1871 und den Entwurf eines Nachtrages zu diesem Geseße. Der Finanz-Minister Camphausen befürwortete die An- nahme des Etats-Geseßes , wie solches aus den Berathungen des Hauses hervorgegangen.

Das Haus nahm das Gesey und zwar insbesondere den

§. 1 desselben

F. 1. Der diesem Gesehe als Anlage biigefügte Staaishaushalts- Etat für das Jahr 1871 wird in Einnahme auf 172,918,937 Thlr. und in Ausgabe auf 172,918 937 Thlr. , nämlich: auf 166,743,895 Thlr. an fortdauernden, und auf 6,175,042 Thlr. an einmaligen und außer- ordentlichen Ausgaben festgestellt. einstimmig an. :

Es folgte der mündliche Bericht der Budget-Kommission Über die Petition der Bureau-Diätare des Werkstätten-Ressorts der Niederschlesisch Märkischen Eisenbahn , zu Frankfurt a. O. Meifert und Genossen, um Erhöhung der Yahl der etatê- mäßigen Sekretärstellen. ?

Der Berichterstatter: Abg. Graf von Winßingerode befür- worte den Antrag der Kommission:

Das Haus der Abgeordneten wolle bes{chließen: die vorbezeichnete Petition ter Königlichen Staatsregierung mit der Aufforderung zu Überweisen , auf eine dem Bedürfniß entsprchende Vermehrung der etatsmäßigen Sekretärstellen im Werkstätten-Ressort der Niederschlesisch- Märkischen Eisenbahn baldigst , und zwar spätestens vom 1. Januar 1872 ab, Bedacht zu nehmen.

Der Handels-Minister Graf von Jtenplig erklärte sich ge- gen die Annahme dieses Antrages. Derselbe wurde nah kur- zer Debatte abgelehnt und über die Petition zur Tage8ordnung Übergegangen. : (Schluß des Blattes.)

Offizielle militärishe Nachrichten.

1) Versailles, 16. Januar. ú Rer Tie A Se U g Fol T a mit neuen atterien auf, deren Feuer jedoch erfolgreih bekämpft wurdé. Diesseitiger Verlust: 2 Offiziere, 7 Mann. M

| von Podbielski. 4) Versailles, 16, Januar. | ___ Am 15, Januar hatte Major v. Köppen vom 77, Regi- mente bei Marac, ñnordwesilih Langres, ein 13 stündiges Ge- feht gegen etwa 1000 Mobilgarden, welche unter Verlust einer Fahne in wilder Flucht auf Langres geworfen wurden.

Die bis heute vorlicgenden Berichte der 11. Arrñée beziffern unseren Gesammtverlust an Todten und Verwundeten iti den siegreichen Kämpfen vom 6. bis 12. d. M. auf 177 Offiziere und 3203 Mann. Dem Feinde würden bis jeßt Über 22,000 unverwundete Gefangene, 2 Fahnen, 19 Geschüße , über 1000 beladene Fahrzeuge und außerdem eine Menge von Waffen, Munition und Armee-Material abgenommen.

Vor Paris dauert das Feuer unserer Batterien in wirk- samer Weise und mit geringen Verlusten fort. von Podbielski.

_(Marac liegt 2 Meilen nordwestlih Langres und 3 Meilen südlich Chaumont, mitten im Gebirge, etwa 1100 Fuß ho, an der Suize, welche bei leßtgenanntem Orte in die Marne fließt. Es ist cin Dorf im Kanton und Arrondissement Langres des Departements Hautc-Marne mit kaum 450 Einwohnern ; nahe demselben im Walde von Vaivres finden sich Ueberreste von Festungswerken aus der Römerzeit.

__ Das in der gestrigen offiziellen Depesche erwähnte Chapille ist nicht Chapelle auf der Straße nah Conlie, sondern wahr- scheinlicher Ch assillé, ein Dorf von 600 Einwohnern, an der Vögre, wo diese die Straße nah Laval kreuzt.)

Uus den Hauptquartieren in Versailles, 12. Januar.

Ueber die (gestern erwähnte) Affaire von Le Val und Mou- lineaux find noch folgende Details zur Anzeige gelangt. Jn Le Val, wo, die Feldwachen eingerechnet, etwa 180 Mann von den chasseurs de nuit postirt waren, seßte der Feind sich überhaupt nicht zur Wehre, sondern entfloh. Den unteren Theil des Dorfes Le Val durchzieht ein Eisenbahndamm, über den die Bahn der »rive gaucheo« von Paris nah Versailles führt. Diesen Damm überschritten die Flichenden und war- fen fih nah dem nächsten Orte jenseits desselben, Moulineaux. Die ö7er , welche die französischen Vorposten von Le Val mit drei Qügen, also in bedeutend unterlegener Zahl , aufgestöbert hatten, erhielten erst Feuer, als sie ihrerseits über den Viadukt debouchirten. Dies hinderte fie nicht, auf das Dorf loszusiür- men , dessen Eingang verbarrikadirt war. Die aus Le Val Entslohenen haiten Moulineauy eben erreicht und stan- den mit der dortigen Besaßung von wenigstens 100 Mann, im Ganzen also gegen 300, hinter der Barrifkade. Obgleich das Dorf in Vertheidigung8zustand geseßt war, so hatten die französishen Truppen, als sie unsere Truppen andringen sahen, offenbar keine Lust zum Kampfe. Denn sie begnügten sich, cine einzige Charge abzugeben, wobei die schon gemeldeten Berluste- unsererseits vorkamen, Nachdem dies geschehen, wieder- holte sih die gewohnte Erscheinung: ein Theil der Franzosen warf seine Gewehre ab sie waren vom Systeme Sniders und die ganze Mannschaft lief davon. Die Preußen ließen sich Zeit, die Häuser von Moulineaux zu durhsuchen und die Speisen, welche die bei der Abendmahlzeit überraschten Fran- zosen am Heerde brodelnd zurückgelassen hatten im Wesent- lichen Pferdesleish der Merkwürdigkeit wegen als Beute davonzutragen. Man erfuhr bei dieser Attaque, daß der Kom- mandant in Fort Jy General Corréa ist.

Der gestrige siebente Tag der Beschießung (11. Januar) brachte an wichtigen Meldungen: Brand der Kasernen von Iffsy und Brand einiger Häuser innerhalb der Enceinte in der Rich- tung der Vorstädte Vaugirard und Gentilly, sowie im Nord- osten von Paris. Die Verluste in den Batterien beliefen \ich gestern auf etwa 20 Mann. Se, Königliche Hoheit der Kron- prinz inspizirte Mittags, als die Kanonade besonders heftig war, die Batterien auf der Seite von Meudon.

In diesen Tagen ist eine Differenz zur Lösung gekommen,

die seit längerer Zeit zwischen der preußischen Verwaltungs- behörde in Bersailles und dem Munizipalrath der Stadt s{webte, und die auch in der deutschen Presse bereits mehrfach berührt worden is, Schon im Oktober 1870 äußerte sich in der Stadt Versailles Mangel an verschiedenen der wichtigsten Lebensmittel. Einzelne Gegenstände wie Zucker, Kaffee, Butter stiegen auf einen Preis, der für die Bewohner der Stadt nicht minder empfindliÞch war, wie für die deutshen Truppen und die hier einquartierten Offiziere. Der Präfekt der Seine und Oise, Landrath von Brauchitsh, der am 1. Oktober sein Amt angetreten hatte, bot dem Maire und den Vertretern ber Stadt Sauf- Conduits an, die es französischen Unternehmern möglich gemacht hätten, theils das Departement zur Ansammlung von Provisionen zu bereisen, theils mit den besser versorgten Siädten im Rücken der Armee, an den Eisen- bahnstraßen, in Verbindung zu treten. Die Stadt ging darauf jedoch nicht ein, sondern verwies auf einen Artikel des franzö- fischen Code pénal, der Jeden, welcher dem Feinde hülfreiche Hand leiste, mit dem Tode bestraft. Inzwischen meldeten si auf der Präfektur von Versailles deutsche Kaufleute aus den ver-

\schiedensten Gegenden unseres Vaterlandes, welche die Versorgung der Stadt Übernehmen wollten. Ein solches Anerbieten war dankbar anzunehmen, besonders in Rücksicht auf die Armce; dann aber auch im Hinblick auf die Einwohner von Versailles. Die deutschen Kaufleute erschienen und sorgten für die ersten Be- dürfnisse des Heerlagers. Um jedo die Verproviantirung auch für die Folge sicher zu stellen, befahl der Präfekt dem Maire und dem Stadtrath, mit diesen Kaufleuten Verhandlun- gen anzuknüpfen. Dies geshah am 2. November. Die Herren vom Munizipium jedoch stellten dabei Bedingungen merkantiler Natur, die für die deutschen Lieferanten unannehwmbar waren. Darauf ging der Präfekt am 16. November mit einer Ordre vor, welche dem Maire auftrug, auf die Anlage eines größe- ren Magazines , innerhalb 4 Wochen , Bedacht zu nehmen. Dicse Maßregel war insofern für die Stadt günstig, als sie ihr hinfichtlich der Preis8abschlüsse freie Hand licß, und sie war auch in anderer Beziehung mehr als billig und gerecht, insofern fie nicht blos der oklupirenden Armee, sondern auch der Stadt und selbst dem Departement zu Gute kommen sollte.

Denn man wußte, daß etwa 40,000 Einwohner des Distriktes

von Seine und Oise sich nach Paris geflüchtet haben, von denen angenommen werden kann , daß sie nach der künftigen Ueber- gabe der Stadt die Ersten sein werden, die ihre Heimath wie- der aufzusuchen wünschen. Außer den sonstigen Gründen sprachen demnach die des Ravitaillements für die Annahme des von der preußishen Behörde gemachten Vorschlages. Die Stadt nahm die Aufforderung an, säumte dann aber nichtSdestoweniger, derselben Genüge ju thun. Auf cine An- frage in den ersten Tagen des Dezember erhielt der Präfekt die Erwiderung, daß man im Begriff sei, die Kontrakte abzu- ließen. Herr v. Brauchitsch verließ zu diescr Zeit Versailles, um seinen Siß im norddeutschen Reichstag einzunehmen. Da in diesem Jwischenstadium ein unmittelbarer Dru auf den Munizipalrath fortfiel , ließ der Maire die Angelegen- heit ruhen. Qurückgekehrt von Berlin, verlangte der Prä- fekt Berichi Über den Stand der Dinge. Das Munizipium hatte die Dreistigfeit zu antworten, daß man auf dem Punlkte stehe, die »Pourparlero zu beendigen.« Man war also, obwohl die Frist bereits verstrichen , noch nicht einmal über die Kon- trakte einig geworden. Der preußische Beamte gab einen lehten Aufschub von 8 Tagen , und sehte eine Kontravention®strafe von 50,000 Fres. fest. Als auc) diese Zeit verging und die Utensilier. des Magazins noch immer nicht herbeigeschafft waren, sollte das festgeseßte Strafgeld eingezogen werden. Die Stadt weigerte Zahlung. Es blieb nichts übrig, als den Maire und diejenigen Municipalräthe, die Mitglieder der entsprechen- den Kommission waren, drei an der Jahl, zu verhaften. Da- durch erst ist der Widerstand der Stadt gebrochen worden, die Verhafteten haben vor drei Tagen entlassen werden können, da Zahlung geleistet ist, Und die von der preußischen Behörde verlangte Provianticung wird nunmehr ausgeführt.

Die Einnahme der Festung Rocroi , die am 5. d, Mits. durch cinen Handstireih preußischer Truppen ficl, lenkt die Blicke auf jenem Gebiete des Kriegs8schauplaßes unwillkürlich auf die festen Pläße Givet und Charlemont, welche, am linken und rechten Ufer der Maas sich geckenüber liegend, die äußerste Nordspize des schmalen Streifens französischen Gebiets decken, roelwer nordwärts Rocroi in der Richtung auf Philippeville und Nawur in das Königreich Belgien Fincinreiht. Beide Plähe gehören demnach der Fortisikation®- zone ç¡jegen Belgien und nominell den Festungen 1A. Klasse an, mit welcher Bezeichnung jedoch dem lehten hierauf bezüg- lichen Kaiserlichen Dekrete vom 26. Juni 1867 zufolge nur gesagt werden soll, daß. die Anlage der Werke zu erhalten und deren Verfall zu verhindern ist.

Givet und Charlemont liegen an der Eisen- bahn, welche von Mézières-Charleville nah Namur führt, und an dex Maas, welche hicr die Houille aufnimmt, die fast drei Meilen lang die Grenze zwischen Belgien und “dem Departe- ment der Ardennen bildet. Givet ist cine Stadt von 5800 Einwohnern, die bedeutende Fabriken für Federn, Mund- lack, Bleistifte 2c., Kupfer- und ZJinkhütten , Gießercien, Gerbe- reien und Brauereien, sowie Fabriken vorzüglichen Leims und guter Fayence hat. Die Stadt zerfällt in Grand - Givet oder Givet St. Hilaire auf dem linken, und in Petit - Givet oder Givet-Notre-Dame und Mont d'Haurs auf dem rechten Flußufer ; jeder Stadttheil ist durch eine Mauer eingeschlossen, beide sind durch eine steinerne Brücke verbunden und der link®§seitige, das Fort Charlemont, über 150 Fuß über der Maas gelegen. Es ‘hat seinen Namen von Karli V., der es erbaut , und is von Vauban verstärkt worden; seine Werke umschließen einen Play und mehrere Straßen und bilden die Citadelle von Givet, Fort “Charlemont hat eine weit domi- nirende Lage und ist {wer zu beschießen, da es fast ganz

in einen Felsen gehauen, der auf drei Seiten sehr steil und nur ostwärts sanft abgedacht ist, während außerdem der felsige Boden jede Annäherung erschwert. Die Citadelle ist im Innern eng und durch etwa acht Bastionen befestigt, denen in mehreren Abschnitten Mauern und Wälle vorgelegt sind. Vor und zwischen den Bastionen. liegen mehrsach Contregarden und Ravelins, nach Osten zu aber ein Kronwerk, etwas tiefer die couronne d’Alfeld, und vor dieser wicderum zwei deta- chirte Lünetten, das Fort Condé und eine detachirte Redoute mit kleineren Werken; am Fuße des Berges befindet sich eine Kaserne für etwa 5—6000 Mann. Gegenüber der Citadelle an dem rechten Ufer der Maas und auf dem Mont d’Haurs deckt diesen ein Kronwerk mit zwei Navelins, zwei Lünetten und einer den Abhang krönenden Mauer, welche es ermöglicht, den Berg als befestigtes Lager zu verwenden. Die ebenerwähnte Mauer steigt von hier in das Thal der Maas nach Petit-Givet hinab, cinem mit drei Bastions und zwei Halbbastions befestigten Städtchen , das eber. salls durch Ravelins befestigt ist und wiederum durch Mauer und Graben mit Charlemont zusammenhängt.

Weitec liegt vom Krieg8schauplaße folgendes Telegramm vor:

Der »Times« wird aus Versailles vom 15. d. ge- meldet: beute früh gegen 2 Uhr machten die Franzosen einen Ausfall von Bondy und Groslay aus, indem sie die sächsi- schen Linien angriffen und bis zum Mont Avron vorrückten. Gleichzeitig wurde ein Ausfall gegen Le Bourget gemacht. Beide Ausfälle, obwohl unter der Deckung eines heftigen Ar- tilleriefeuers der Forts, wurden zurückgeschlagen.

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Französischerseits sind vom Krieg8schauplaß folgende Nachrichten eingegangen: 4

Der »Moniteur universel« theilt in seinem amtlichen Theil folgendes Dekret der Regierung mit:

Die Giieder der Regierung der Nationalvertheidigung beschließen in Kraft der ihnen verlichenen Vollmacht: /

In Ansehung dessen, daß Gründe vorliegen, die Sympathien der nah Algier geflüchteten Hannoveran er anzuerkennen, wie folgt:

Art. 1. Jn Algier wird eine Jnfanterie - Compagnie als Corps unter der Bezeichnung »Hannöversche Hülfstruppene gebildet. Es soll eine Stärke von 200 Mann haben und wird wie cine französische Compagnie; nach Sold, Leistung und Uniform organisirt.

Art. 2. Diese Compagnie wird durch einen französischen Kapitän befehligt; der Lieutenaat soll Hannove:rancr sein, der Unier Lieutenant entweder Franzose oder unter den hannöverschen Unteroffizieren ge- wählt werden; der Feldrocbel (Sergeant - major) soll Franzose und mit der Verwaltung betraut sein.

Art. 3. Der Eintritt in die Compagnie wird nur auf Kriegs- dauer angenommen.

Art. 4. Der Kriegs-Minister ist mit Ausführung gegenwärtigen Beschlusses beauftragt.

Bordeaux, den 5. Januar 1870.

L, Gambetta. Der Delegicte im Kriegs - Departement. C. de Freycinet.

Durch Dekret vom 5. Januar ist der Oberst Fel. Gust. Sausfier vom 41. Linien-Jnfanterie-Regiment zum Brigade- General in der 1. Sektion des Generalstabs der Armee ernannt, ebenso. durch Dekret vom 2. Januar der Oberst-Lieutenant Ritter vom 42. Marsch-JInfanteric-Regiment, Partrat vom 41, Marsch - Infanterie - Regiment und Lausscemagne vom 43, Marsch-Jnfanterie-Regiment zum Ersay von Debernard de Seigneureur zu Brigade-Generalen der Hülfsarmee. .

Wie aus Paris vom 14. d. gemeldet wird, hat die-

Regierung der nationalen Vertheidigung Mittheilung an den

Grafen Bis8marck gelangen lassen, in welcher verlangt wird,

daß der Verkehr zwischen der Stadt Paris und dem Belage- rungsheere durch Parlamentäre in regelmäßiger Weise wieder- hergestellt wird. D

Die pariser Blätter fahren nachdrülich fort, gegen Trochu zu operiren. Das »Siòcle« will dadurch helfen , daß es »die Einführung des Civilelements in die Leitung der militärischen Angelegenheiten« wiederholt verlangt. Der »Temp8§« dagegen will , Trohu soll die Führung der Armee abgeben und fich bles mit der Vertheidigung - von Paris beschäftigen. Der neue Oberbefehlshaber der Armee soll den großen Ausfall machen und ins Land sih werfen, während Trochu mit der Nationalgarde Paris zu vertheidigen hätte. Jm glücklichsten Falle freilich ohne Armee , abex es bleibt ihm die National- garde! Diese Peinlichkeiten haben zunächst zur Folge, daß der »große Ausfall « sich von cinem Tage zum anderen verzögert und die »Armee« nicht mehr weiß, wer sie führen soll.

Bordeaux, 16. Jaáanuar. (W. T. B. :

General Bouxbaki meldet vom 15..d.,, daß er Montbéliard, jedoch mit Ausnahme des Schlosses, am Abend dieses Tages

beseßt habe.

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